am 30.01.2020 17:32
Liebe Community,
ich habe mich in den letzten Tagen und Wochen sehr viel mit dem Thema Geldanlage/Altersvorsorge beschäftigt und habe auch schon im Forum so einiges dazu gelesen. Bevor ich nun Nägel mit Köpfen mache, hätte ich ein „besseres Gefühl“, wenn ich meine Gedanken teile und ihr mir sagen könnt, ob mein Plan im Großen und Ganzen Sinn ergibt oder ob ich noch andere Dinge beachten sollte.
Ich beschreibe meine Situation mal recht ausführlich (sodass hoffentlich keine Fragen offen bleiben):
Ich bin 35 Jahre alte, lebe mit meiner Partnerin seit 8 Jahren zusammen (unverheiratet aktuell, eventuell auch Hochzeit in den nächsten Jahren). Wir haben 2 kleine Kinder (nicht mehr geplant). Ich bin Lehrer (öffentlicher Dienst, Tarif West), arbeite aufgrund der Kinder genauso wie meine Partnerin in ca. 75% Teilzeit mit ca. 45 000 Jahresbrutto (ca. 2 200 monatliches netto zurzeit). Ich habe keinen teuren Lebensstil und bin eher der sparsame Typ.
Die bisherige Altersvorsorge besteht neben der gesetzlichen Rentenversicherung aus einer betrieblichen Altersvorsorge (Pflichtversicherung im öD: VBL Klassik), die meiner Meinung nach eine sehr gute Sache ist.
Weitere Möglichkeiten der Altersvorsorge:
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist aufgrund von Vorerkrankungen nicht sinnvoll/möglich, dafür habe ich immerhin eine Unfallversicherung.
Ich bin nun seit 6 Jahren arbeitstätig und habe das übrige Geld (ca. 500 Euro pro Monat) stets aufs comdirect Tagesgeldkonto „geparkt“ (nicht sinnvoll, ich weiß), bis sich da mittlerweile 40 000 angesammelt haben. Nun ist die Frage, was ich damit mache?! Ich bin absoluter Laie an der Börse und habe ein vorsichtiges bis ausgewogenes Risikodenken. Außerdem möchte ich mich mit dem Thema Geldanlage auch nicht ständig beschäftigen.
Meine generelle Idee der Aufteilung der 40 000 Euro ist:
Nun die 1.) Frage: Macht die generelle Idee der Geld-Aufteilung so Sinn???
Dann die 2.) Frage zum ETF Einmalanlage vs. Sparplan:
Eigentlich ist mir aufgrund der Risiko-Streuung ein ETF-Sparplan lieber als eine große Summe auf einmal rein zu stecken. Daher tendiere ich zu einem Mittelweg: Zunächst die 16000 Euro auf 8 Monatsraten von je 2000 Euro investieren. Wenn die 16000 in den ETF „abgetragen“ sind, würde ich die 500 Euro, die zukünftig pro Monat übrig sind wie folgt aufteilen:
Macht das so Sinn???
Nun die 3.) Frage zur Broker-Wahl:
Wenn ich das so mache wie bei 2.) beschrieben, tendiere ich dazu das Depot eher bei einer anderen Bank (DKB oder Onvista) zu eröffnen, auch wenn ich bei der comdirect bisher sehr zufrieden bin und sie in den vergangenen Jahren auch stets einer der besten Broker war. Aber in meinem Fall würden sich die 1,5 % Transaktionskosten pro Order bei den jeweils 2000 Euro bzw. künftig 200 Euro Sparrate leider ganz schön bemerkbar machen (Vergleich z.B. DKB: 1,50 Euro pro Ausführung).
Nun habe ich das Top-Preis-ETF Angebot der comdirect gesehen, bei denen die Sparplanausführungen bestimmter ETFs ohne Orderentgelte wären. Allerdings gilt das Angebot ja immer nur für 1 Jahr und danach möglicherweise nicht mehr. Wenn das Angebot nun ab 2021 für den von mir ausgesuchten ETF nicht mehr gilt (was ja nicht unwahrscheinlich ist), hätte ich entweder sehr hohe Kosten oder müsste dann den Broker samt ETF wechseln, was nun beides nicht sinnvoll ist. Also tendiere ich gleich zur DKB oder Onvista. Macht das Sinn???
(Neben der comdirect bin ich auch bei der ING-Diba. Eigentlich will ich ungern noch zu einer dritten Bank, aber wenn es hohe Kosten einspart, dann sei es drum…)
Nun die 4.) Frage zur ETF-Wahl:
Eigentlich möchte ich die einfachste Lösung: nur einen ETF. Dabei soll es auf jeden Fall ein ETF sein, der breit gestreut ist. Außerdem glaube ich Folgendes zu wollen:
Hier schwanke ich momentan noch zwischen folgenden 2 ETFs:
Meine Frage: Gibt es noch weitere Anhaltspunkte, außer die schon beschriebenen (geringe TER, ausschüttend, …), nach denen ich entscheiden sollte, welcher ETF es am Ende wird?
Sorry für so viel Text. Danke fürs Lesen (wer es bis hierhin geschafft hat) und noch ein größeres Danke für hoffentlich ein paar Rückmeldungen.
am 30.01.2020 17:47
Hallo @Speedy85,
@Speedy85 schrieb:Sorry für so viel Text. Danke fürs Lesen (wer es bis hierhin geschafft hat) und noch ein größeres Danke für hoffentlich ein paar Rückmeldungen.
Je mehr Text Du bringst, desto weniger müssen wir danach aus Dir rausholen, optimal ![]()
Starten wir mal mit meinen Meinungen zu Deinen Fragen.
Zu 1.
Die Aufteilung auf 60% Tages- und Festgeld und 40% Aktien ist eher konservativ aber durchaus sinnvoll, gerade Da Du eine Familie und dadurch laufende Verbindlichkeiten hast und Dich selbst als eher vorsichtig beschreibst.
Zu 2.
Kann man durchaus so machen. Ob eine Einmalanlage oder der Einstieg in Tranchen besser ist, weißt Du immer erst hinterher.
Die anschließende Aufteilung 300/200 ist wieder recht konservativ, aber das hatten wir ja weiter oben schon.
Zu 3.
Bei 200 Euro Sparplansumme zahlst Du 3 Euro im Monat Gebühren. Das wäre nichts, was mich zum Wechsel zu einem anderen Dienstleister bewegen könnte, wenn ich ansonsten zufrieden bin. Ich würde die 1,5% einfach bezahlen.
Für die höheren Summen am Anfang lohnt sich der Sparplan nicht (außer bei Top-Preis-ETFs), hier solltest Du besser selbst im Livetrading ordern.
Falls Dein Wunsch-ETF mal als Top-Preis-ETF in der Aktion ist, ist das natürlich super, sollte aber Deine Entscheidung nicht beeinflussen, da sich Aktionen regelmäßig ändern.
Zu 4.
Die von Dir genannten Kriterien und Produkte sind in Ordnung, jeder ausschüttende ETF auf MSCI World oder FTSE All-World ist für Dein Vorhaben gut geeignet.
Ich freue mich auf weitere Kommentare und bin gespannt, wie Deine Entscheidung am Ende ausfallen wird.
am 30.01.2020 18:11
Hallo @Speedy85 ,
willkommen in der community!
Auch von mir Respekt für diesen ausführlichen Beitrag, kommt nicht oft vor!
Ergänzend zu den Punkten von @t.w., die ich genau so sehe, hier meine Ergänzungen:
1. Die Aufteilung ist tatsächlich recht konservativ, aber durchaus auch vertretbar - insbesondere um mal "Börsenluft zu schnuppern". Den Anteil erhöhen kannst du bei Bedarf immer noch.
2. Kannst du so machen und entspricht in der Aufteilung deinem selbst genannten Risikoprofil. Ob eine Einmalinvestition oder eine gestreckte Investition sinnvoller ist, weiß man tatsächlich erst hinterher - psychologisch gesehen kann eine Steckung sinnvoller sein; das jedoch bei etwas erhöhten Kosten (Börsenordergebühren).
3. Unter Zinsen-Berechnen kannst du dir mal enen Sparplan mit und ohne 1,5% Gebühren berechnen.
Beispiel: Bei einer monatlichen Sparrate von 200€ und angenommenen 5% Wertentwicklung ergibt sich nach 15 Jahren eine Summe von 52.395€ (mit 1,5% Ordergebühren) und 53.100€ (ohne Ordergebühren). Vielleicht kannst du auf dieser Basis entscheiden, ob dieser Unterschied für dich relevant ist.
4. Hier kann ich @t.w. nichts hinzufügen 🙂
Viele Grüße,
Jörg
30.01.2020 18:39 - bearbeitet 30.01.2020 18:41
Hallo @Speedy85 und auch von mir ein herzliches Willkommen.
Ich habe weder gegen Deinen Plan noch gegen die Antworten meiner Vorredner wesentliche Einwände. Insbesondere da ihr momentan noch nicht ganz sicher seid ob es nicht doch eine Immobilie werden soll, ist der vorsichtige Start sicher kein Fehler.
Ob dann aber langfristig monatlich weiter 300 € zur Festgeldanlage hinzukommen müssen wage ich mal zu bezweifeln. Ab einem gewissen Betrag (abhängig vom eigenen guten Gefühl und Sicherheitsempfinden) muss da meiner Meinung nach nicht mehr weiter aufgesattelt werden.
Baiserend auf Deinen Anforderungen wäre der Vangiard All-World sicher eine optimale Entscheidung.
Nachtrag zur Frage der richtigen Bank:
DIe Gebühren machen langfristig nicht wirklich viel aus. Außerdem ist nicht gesagt, das nicht die anderen auch mal die Gebührenstruktur ändern.
Langer Rede kurzer Sinn: ich finde das für eine Langfristanlage einen nachrangigen Punkt.
am 30.01.2020 18:54
Für den Anfang tatsächlich eine recht konservative Einteilung. Kann man machen. Ich war anfangs auch nicht mutiger!
Mit dem heutigen Wissen (bin immerhin fortgeschrittener Anfänger!) würde ich die Sache an Deiner Stelle etwas engagierter angehen. Da gibt's Tricks und Kniffe wie man sein Geld trotz Renditechance mit geringem Verlustrisiko absichern kann (Stichwort: (Trailing-)Stopp-Loss auf einen Teil des ETFs).
Wie dem auch sei: Du machst mit Deinem Plan erst mal nichts falsch. Verschenkst nur ein wenig Rendite für das gute Gefühl und kannst später immernoch mutiger werden - falls du möchtest. Passt also!
Gruß Crazyalex
am 30.01.2020 21:21
Und zur letzten Frage:
Eindeutig Vanguard FTSE All-World, den es sowohl thesaurierend als auch ausschüttend gibt ![]()
Grüße,
Andreas
am 31.01.2020 09:46
Ergänzend, um noch zu erklären, warum ein Sparplan bei einer 2000€-Rate nicht sinnvoll ist - ab ca. 670€ ist es (bei Comdirect) kostengünstiger einen manuellen Kauf über das Livetrading durchzuführen. D.h. die Kosten dort liegen dann unter 1,5%; bei 2000€ sind es noch etwa 0,5%.
Ausnahme: Aktions-ETF, da ist der Sparplan natürlich immer kostenlos.
31.01.2020 12:52 - bearbeitet 31.01.2020 13:06
Bei Festgeld mit Laufzeiten von 2 oder 3 Jahren sind Zinsen über 1,2 % möglich, für Anlagebeträge unter 100 TEUR im Euroraum mit EU-Einlagensicherung.
Trotzdem deckt das die Inflationsrate nicht ab...
Die andere Frage ist, ob du angesichts deiner beruflichen Situtation (öffentlicher Dienst/Lehrer/West) überhaupt ein Tagesgeld/Festgeld brauchst. Falls du überraschend Geld brauchst, gibt wir wohl jede Bank einen günstigen Kredit.
am 06.02.2020 09:26
Vielen Dank an alle für die Antworten!
Schön, dass meine generellen Ideen anscheinend schon ganz gut durchdacht waren. Ich habe mich nun für Folgendes entschieden:
Die „konservative“ Geldaufteilung mit 20 % Tagesgeld, 40 % Festgeld, 40 % ETF lasse ich als eher vorsichtiger „Anfänger“ so bestehen.
Auch bleibe ich bei der Idee die 16000 Euro in 8 x 2000 Euro Tranchen abzutragen. Anschließend werde ich den ETF-Anteil jedoch erhöhen, d.h. die monatlichen 500 Euro gehen in 350 Euro ETF-Sparrate und 150 Euro Tagesgeld/Festgeld.
Mit dem höheren monatlichen Sparbetrag habe ich mich nach Abwägen von Für und Wider auch dafür entschieden ein Depot bei der DKB zu eröffnen. Jährliche Mehrkosten von 45 Euro (DKB: 1,50 € pro Sparrate x 12 = 18 Euro. Comdirect: 1,5 % von 350 Euro sind 63 Euro) im Vergleich finde ich dann doch zu viel, nur um das Depot auch bei der comdirect zu haben. Ich weiß, Konditionen können sich ändern, aber nach irgendwelchen Kriterien muss man ja aktuell entscheiden...
Ich habe mich nun für den Vanguard FTSE All World entschieden.
am 06.02.2020 10:06
@Speedy85 schrieb:Comdirect: 1,5 % von 350 Euro sind 63 Euro)
Das ist nicht korrekt. Ich komme auf € 5,25 ....
Grüße,
Andreas