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Marke Eigenbau: 18 Prozent Dividendenrendite selbst gebastelt

nmh
Legende
9.960 Beiträge
Liebe Dividendenliebhaber (m/w),
 
seit knapp drei Wochen ist Frank "Focus Monkey" Pöpsel neuer "geschäftsführender Chefredakteur" beim Wochenmagazin Börse online. Solch ein spektakulärer Titel für seine Visitenkarte! Eigentlich gilt ja die strikte Trennung von Redaktion (Chefred.) und Verlag (Geschäftsführer) als Grundprinzip von seriösem Journalismus, aber, hey, Pöpsel kommt immerhin von Burda, und seit drei Wochen weht auch schon der Geist von Markwort durch unsere Redaktion hier in der Bayerstraße.*
 
Im Januar hat Förtsch (der vom Schmierblatt) mit seiner Börsenmedien AG (kein Witz: WKN 520550, könnt Ihr bei comdirect ja mal in die Ordermaske eingeben!) den Finanzen Verlag (nur echt ohne Bindestrich!) übernommen. Entgegen meiner ersten Befürchtung hat das den drei Objekten (Börse online, Euro und Euro am Sonntag) durchaus gut getan. Förtsch bringt frischen Wind, hat wohl gleich mal die beiden "Kolumnisten" Holznagel und Tiedje und auch den Chefredakteur von Euro am Sonntag rausgeworfen. Aber mit Pöpsel von Burda ... ich weiß nicht.
 
Man bemerkt den neuen Chefgeschäftsredaktor sogleich. Seit zwei Wochen ist die Titelseite von Börse online mit Text vollgekleistert. Lernt man das bei Burda oder bei Markwort so?
 
Auf dem vollgeklatschten Titel der aktuellen Börse online vom 21.04.2022 (jetzt schnell sein -- am Kiosk sind nur noch ganz wenige Exemplare erhältlich) werden ja "bis zu 18 Prozent" Dividende angepriesen. Das kann ich auch. Hier aus aktuellem Anlass nochmal die Anleitung: So bastelt man sich jede beliebige Dividendenrendite selbst. Diese Anleitung zeigt, dass eine hohe Dividendenrendite reine Augenwischerei ist.
 
Schritt für Schritt: So bastelt man sich zum Beispiel 18 Prozent Dividendenrendite
 
  • Man wähle eine beliebige Aktie ohne Dividende und mit möglichst niedrigem Kurs, z.B. die LS telcom (WKN 575440).
  • Davon kaufe man den gewünschten Betrag, z.B. 10.000 Euro, also 1712 Stück (aktueller Kurs 5,84 EUR).
  • Zum gewünschten Zeitpunkt verkaufe man 18 Prozent, also 308 Stück, zum Kurs von je 5,84 EUR, ergibt einen Erlös von 1798 EUR, also 18 Prozent Rendite; Restbestand: 1404 Stück = 8199 EUR**
  • Zum gewünschten Zeitpunkt verkaufe man wieder 18 Prozent, also 252 Stück, ergibt einen Erlös von 1471 EUR, also 18 Prozent Rendite auf den Bestand; Restbestand: 1152 Stück = 6727 EUR
  • Zum gewünschten Zeitpunkt verkaufe man erneut 18 Prozent, also 207 Stück, ergibt einen Erlös von 1208 EUR, also 18 Prozent Rendite auf den Bestand; Restbestand: 945 Stück = 5518 EUR
  • Zum gewünschten Zeitpunkt verkaufe man abermals 18 Prozent, also 170 Stück, ergibt einen Erlös von 992 EUR, also 18 Prozent Rendite auf den Bestand; Restbestand: 775 Stück = 4526 EUR
Genau wie bei Börse online ignoriere ich Kursgewinne und Kursverluste. Annahme also: Der Kurs bleibt stets unverändert bei 5,84 EUR. Die Börse online hat ja genau so gerechnet: In dem aus gutem Grund anonymen Artikel (Autorenkürzel "RED") steht, man habe Aktien ausgewählt, die im Kurs steigen "können" (sic!). Und da eine gezahlte Dividende die Kasse und damit den Wert der Firma reduziert (Dividendenabschlag), wird die Position bei sogenannten "Dividendenaktien" automatisch immer weniger wert -- genau wie in meinem Beispiel.
 
Wichtig: Der Bestand erreicht niemals Null, da immer nur 18 Prozent vom Bestand verkauft werden! Daher lässt sich dieses Spiel im Prinzip endlos fortsetzen -- solange bis 18 Prozent weniger als ein Stück sind, also solange bis der Bestand noch 6 Stück beträgt. Je niedriger der Aktienkurs, desto länger funktioniert das (Quantisierungseffekt). Aus diesem Grund sollte man Aktien mit niedrigem Kurs bevorzugen.
 
Gerne stützen sich Dividendenfreunde sodann auf das Argument: "Gute Dividendenaktien holen den Dividendenabschlag doch schnell wieder auf". Das mag schon sein, ist aber Spekulation und ändert nichts daran, dass die Dividende erst einmal vom Kurs und damit vom Kurswert des Depotbestands abgeschlagen wird -- genau wie bei einem Verkauf. Auch bei meiner Strategie darf man spekulieren, dass vielleicht hoffentlich die Aktie nach dem Verkauf um den Betrag des Verkaufs steigt. Es kann passieren oder auch nicht. Man weiß es nicht.
 
Der (um 15 Grad) geneigte Leser sieht sofort: hohe Dividenden sind eine optische Täuschung oder bestenfalls ein linke-Tasche-rechte-Tasche-Geschäft. Merke: Bei jeder Dividendenzahlung wird der Wert der eigenen Position um exakt den ausgeschütteten Betrag fallen (Dividendenabschlag) -- genau wie bei einem manuellen Verkauf!
 
Den Trick habe ich übrigens erstmals 2017 veröffentlicht, siehe hier. Wer dagegen spannende Wertpapiere sucht, mit denen man wirklich Geld verdient, klickt bitte hier.
 
Aber natürlich verkauft Förtsch Hefte, wenn auf dem Titel steht: "18 Prozent Dividende". Er ist ja nicht dumm.
 
Schönes Wochenende
und herzliche Grüße aus einem trüben München
 
nmh-Team
 
________________________
*)    Bei diesem bösen Insidergag kommt es tatsächlich mal auf die Hausnummer an!
**)   Annahme: Für den Verkauf fallen 10 Euro Spesen an. Das reduziert die Dividendenrendite ganz leicht auf 17,8 Prozent. Kein Problem, oder?
 
Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
26 ANTWORTEN

dg2210
Legende
6.211 Beiträge

Vielen Dank für diesen genialen Trick.  Wenn ich die 18% gleich am nächsten Tag wieder investiere ("thesauriere"), dann bekomme ich ein exponentielles Wachstum, oder?

digitus
Legende
8.350 Beiträge

Danke, lieber @nmh, für die unterhaltsame Wochenendlektüre.

Wir älteren Semester sind ja noch mit Schuldbuchkonten und Bundeswertpapieren aufgewachsen. Das waren Zeiten, wo es noch richtig Zinsen gab.

 

Der durchschnittliche (meist ältere) Dividendenaktienanleger (m/w/d) ist, denke ich, einer mit dieser Schatzbriefmentalität. Und idealerweise sollte die Dividende auch noch jedes Jahr steigen. Das wird als Hinweis auf den Erfolg des Managements gewertet. Ein Unternehmen, dass seine Anleger so lieb belohnt, muss doch ein gutes Unternehmen sein.

 

Grüße,

Andreas

 

Joerg78
Mentor ★★★
2.728 Beiträge

Mensch @nmh , den Trick hättest du doch teuer verkaufen können - noch ein paar Sätze mehr schreiben und schon hättest du das als Buch veröffentlichen können. Titel: "Der geheime Börsencode entschlüsselt - 18% Dividendenrendite für jedermann!" 😄

CurtisNewton
Mentor ★★★
2.860 Beiträge

Besonders amüsant fand ich ja dass man für die genannten 18% einen Zeitraum von 14 Monaten gewählt hat um alle Dividenden doppelt verbuchen zu können.

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"Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance." - Victor Hugo

Marin
Mentor ★
1.166 Beiträge

Und wem 18% nicht genug sind, dem empfehle ich den von Herrn Förtsch aufgelegten "Patriarch Classic Dividende 4 Plus A Fonds" (WKN: HAFX6R). Der kommt nämlich mit dem Werbeversprechen "Viermal mehr für's Geld" oder "Schicken Sie Ihr Geld auf Höhenflug" und bringt alles mit, worauf der Börsemedien-Leser steht:

  • Patriarch = Männlichkeit!
  • Classic = "Früher war alles besser"
  • Dividende = Kursgewinne sind Augenwischerei
  • 4 = mehr als 1
  • Plus = Förtsch-Leser wissen mehr

 

Übrigens: Wer sich auf Wikipedia über Bernd Förtsch informiert, findet wirklich interessante Informationen:

"Unter den Labels Börsenbuchverlag, books4success und Plassen Verlag hat Förtsch seit 1986 inzwischen weit über 100 Bücher verlegt [...] darunter auch das 2015 erschienene Buch von Daniela Katzenberger mit dem Titel „Eine Tussi wird Mama: Neun Monate auf dem Weg zum Katzenbaby“, das auf der Buchmesse in Frankfurt am Main große Aufmerksamkeit auf sich zog."

 

Grüße aus Flensburg, welches zum Glück ganz weit weg von Kulmbach ist

Marin

Thorsten_
Legende
3.748 Beiträge

Ich kaufe bevorzugt Unternehmen mit Stockdividende: somit erhöht sich meine Aktienanzahl kontinuierlich, ohne dass ich weitere Aktien kaufe. Eine Art perpetuum mobile 💰🧙

ae
Mentor ★★★
2.943 Beiträge

Wieder mal vergessen die Schlussredaktion aus dem Osterurlaub zurück zu holen?

 

Was für (selbstgebastelte) 18% Div. gilt, hat für 20% ebenfalls seine Gültigkeit. 
… und für 30 … und 40 … 50% … gäääähn usw. 

Ich nähme dementsprechend dann irgendwas zwischen 81 und 99, abhängig vom Nominalwert um mindestens zweimal die „Dividenden“ zu kassieren und fölge dem Rat Hier 

 

 

!!!! Aufgemerkt* !!!! - bei 100 Prozentla**  Fungtioniert des fei ned


gruss ae


*im Original: „Aufgemerggt“ vom „Superfrangge“ Pelzig

 

** die Endung -la wird gern im fränkischen fürs Verniedlichen des Unwesentlichen verwendet - z. B.  Drei im Weckla 

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>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Hallo zusammen,

 

meine Meinung zur Dividende hat sich nicht geändert - es ist okay, wenn Dividende gezahlt wird (American Tower), es ist aber genauso okay, wenn diese ausbleibt (Amazon). Ich mache kein Investment an der Höhe der Dividende fest. Mich stören an Dividenden, dass die Auszahlung vom Kurs abgezogen wird, ich Steuern und Gebühren für die Wiederanlage zahlen muss und die Dividende bei Portfolio Performance eintragen möchte. Die meisten Dividenden, die bei mir eingehen, reichen nicht aus, um daraus eine neue Investition zu starten. Man kann meistens jedoch einen einmonatigen Aktiensparplan ausführen lassen.

 

Mir ist es aktuell und vermutlich noch für viele Jahre wichtig, dass die Zahl die unterm Strich steht größer wird. Sollte ich irgendwann die finanzielle Freiheit erreichen, wird es wichtiger werden, dass mich das Depot ernährt. Erst dann werden Dividenden in meiner Anlagestrategie wirklich relevant. Am besten speichere ich mir für den Moment schonmal den Beitrag von @nmh ab. 😉

 

Grüße aus Dresden

Sonni

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

Danke für den Beitrag @nmh !

 

Sehr nette Lektüre. Ich hoffe nur, dass du häufig genug betont hast, dass es um die Dividendenrendite geht, und nicht um das System Dividenden selber. 

 

Edit: Mein Tablet kommt mit meiner Handschrift nicht klar. Fehler korrigiert.

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD