ETF-Investment - das Ende der Branchenwetten?!

[digitus]

Liebe Peergroup,

wer mich kennt, weiß dass ich ein weites Herz habe für jede Art der Branchenwetten - das wird schon bei meinen Rosinenpicker-Artikeln deutlich. Ein halbwegs pfiffiges Konzept und der ETF landete bei mir im Portfolio.

Was hatte ich für Loblieder auf den Lyxor Disruptive Technology gesungen. Davon ist nicht viel übrig geblieben. Rare Earth and Strategic Metals - prinzipiell gute Idee, aber zündet nicht, genauso wie die ganzen Batterietechnik-ETFs, wo doch alles von E-Mobilität und Speicher für Photovoltaik redet. Und dann der FMQQ Next Frontier Internet & Ecommerce - im letzten September vom Anbieter beendet.

Was ist in diesem skurrilen Zeiten mit Pandemie, Krieg und Energiekrise aus den ganzen vielversprechenden Branchen geworden, warum stürzen sie ab oder dümpeln in Seitwärtsbewegungen, während der Rest des Marktes sich erholt?

Ich habe mir mal vier klassische Branchen rausgesucht und die gegen den All-World laufen lassen:

[via]

Oben über 10, dann über 5 Jahre und schließlich über die letzten 12 Monate.

Der Überflieger ist der Information Technology. Wer vor 10 Jahren hier eingestiegen ist, hat sein Kapital mehr als verfünffacht. Auf die lange Sicht waren auch Wasser und Healthcare besser als der All-World.

In den kürzeren Zeiträumen ändert sich das Bild. Und ausgerechnet der New Energy, wo man am ehesten sagen würde, dass das ein zentrales Thema der letzten zehn Jahre ist, kackt in allen Zeiträumen, aber besonders zuletzt völlig ab (excuse my french).

Deswegen hat meine Begeisterung für Branchenwetten empfindlich gelitten. Ich habe lange die These vertreten, dass sie das Salz in der Suppe sind und zusätzliche Renditechancen bieten können. Das scheint - zumindest einstweilen - vorbei zu sein. Ich habe Lehrgeld gezahlt und bin (zunächstmal) geheilt.

Aktuell - das hatte ich im ETF-Notizen-Thread schon geschrieben  - sind bloß noch Automation & Robotics, New und Solar Energy sowie Healthcare bei mir im Portfolio (die letzten drei werden auch noch mit kleinen Raten bespart).

Ernüchterung und Kehraus - schade eigentlich.

Diejenigen, die schon immer skeptisch gegenüber Branchen- und Spartenwetten waren, können sich jetzt bestätigt fühlen.

Welchen Branchen- und Sparten-ETFs haltet Ihr noch die Treue? Ich bin gespannt.

Grüße und ein schönes Rest-Wochenende,

Andreas

[CurtisNewton]

Aktuell keinem mehr. Meine Vermutung hier ist, dass man mit Branchen ETF dem Markt timen muss da eben kein Trend für die Ewigkeit ist.

Wenn alle darauf aufmerksam geworden sind das X oder Y gerade gut läuft ist es dann vermutlich zu spät.

Für ein längerfristiges Investment würde ich eher einen Faktor ETF nehmen (Quality oder Momentum) der mir die Branchen automatisch durch

 rotiert. Branchen ETF würde ich dann eher situationsbedingt zum mittelfristigen Traden nehmen (auch wenn man bei ETF natürlich sofort an Buy and Hold denkt sind ETF nämlich aufgrund ihrer hohen Liquidität durchaus zum Traden geeignet)

[Major Tom]

Hallo Andreas,

Ich bleibe auch 2024 meinen drei Branchen treu - in der Hoffnung, dass es sich langfristig auszahlen wird:

- Wasser

- Digital Payment

- Cybersecurity

Des weiteren habe ich noch einen Indien-ETF.

Einen schönen Sonntag wünscht,

MT

[Crazyalex]

Ich bespare derzeit noch immer den LYX0CB (Amundi MSCI New Energy ESG Screened UCITS ETF - EUR DIS)

Der sieht momentan zwar furchtbar aus - aber langfristig könnte ds trotzdem was werden. Als moderate Beimischung zum MCSI World-Sparplan gehe ich diese Wette ein.

Grundsätzlich sollten Energie und Wasser Zukunftsthemen sein. Das waren sie schon - mit schwankender Wichtigkeit - über Jahrzehnte und werden es auch noch über Jahrzehnte sein.

Ob man damit eine bessere oder schlechtere Performance bekommt wird man immer erst hinterher sehen - liegt in der Natur der Sache.

Edit: ach ja... den A142N1 (iShares S&P 500 Information Technology Sector UCITS ETF - USD ACC) bespare ich auch noch.

Ist natürlich auch 'ne Branchenwette. Aber IT hatte ich als "Branche" total verdrängt - die ist quasi schon Standard......

Gruß Crazyalex

[Zilch]

Bespare folgende ETFs:

S&P500, Nasdaq (um ein Depot kostenlos zu halten), World Information Technology und World Water

Kein MSCI World weil der durch Amerika sowieso dominiert wird. Wenn sich das ändert und Europa die Zügel in die Hand nimmt nehme ich nen Europa ETF. Ansonsten entbehrt sich mir jeglicher Logik, wie 1000 Positionen mit einer Größe von 0,0X% irgendwas an Diversifikation oder Sicherheit bieten soll, wenn sich eindrucksvoll gezeigt hat, dass auch der MSCI World von wenigen Positionen beeinflusst wird.

Zudem hatte ich US Banken im Depot - rausgeflogen.

Ebenso europäische Banken - auch weg. 

Und Rohstoffe - rausgeflogen.

Ebenso wie Agrar - weg. 

Aber auch Solar oder erneuerbare Energie - rausgeflogen.

Ich habe noch einen Lithium-ETF, der aber tief im Minus steht. Wenn mein Depotumzug endlich durch ist wird er verkauft und steuerfrei mit Gewinnen ausgeglichen, so hat er letzten Endes doch noch was Gutes getan.

So ist das eben, mal verliert man, mal gewinnen die anderen. Von Branchen-ETFs halte ich nicht mehr so viel. Der Wasser als auch Technologie-ETF sind gut im Plus, aber das sind übergeordnete Langzeit-Themen. Wie es bei manch anderen aussieht - nur temporär gut? Keine Ahnung.

Ehrlich gesagt war ich mit Aktien deutlich erfolgreicher. 

[ae]

„ETF-Investment - das Ende der Branchenwetten?!“ - Ein klares Jein!! 
Man braucht etwas Fortune damit das mit dem Timing klappt, wie Curtis schon erwähnte. Manche setzen auf die Marktführer einer Branche, von welcher sie sich in näherer Zukunft eine Outperformance erhoffen, um das Risiko zu mindern nimmt man halt eben einen Etf welcher die Branche abbildet, dann ev. mit geringeren Chancen. 
Wer alle Branchen als Etf im Depot hat ist mit einem All World oder ähnlich besser bedient. Bei diesem passt die Gewichtung der einzelnen Branchen und wird entsprechend angepasst. Was wiederum mit einem Kleinanleger Depot kaum zu realisieren sein wird. Schon aufgrund der Gebühren und ev. Steuer, welche dabei anfielen. 

@digitus : mit der Begeisterung für den Disruptive warst Du ja nicht allein auf weiter Flur 😉 auch bei mir kam die Ernüchterung und er flog raus. 
Den New Energy halte ich noch, möglicherweise tausche ich ihn mit einem anderen aus diesem Sektor. Aber nur wenn ich zur Überzeugung komme dass dieser besser ist. 

Nebst dem All World habe ich dann nur noch S&P 500 (Dis) und Nasdaq100 (hier zwei verschiedene einmal thesaurierend plus einmal ausschüttend). Vielleicht kommt noch ein Ausschütter auf den S&P500 dazu, dabei sollte es vorerst auch bleiben*

Erstmal werde ich mich aus den vorzüglichen Listen hier in der Community mit Einzelwerten bedienen. 

*sag niemals nie, denn was interessiert mich morgen mein Geschwätz von heute 🤪. 

gruss ae

[Klimaaprima]

Zunächst lohnt es sich genauer hinzuschauen und zu vergleichen. Themen-/ BranchenETFs würde ich nicht zu schnell wieder generell zur Seite legen.
Grundsätzlich verhält es sich bei BasisETFs vs. BranchenETFs wie bei Aktien, es gibt langfristige "Basisaktien", die kontinuierlich eine Entwicklung des allgemeinen Aktienmarktes abbilden und  Einzelaktien, die Marktphasen haben, in denen sie outperformen, aber auch abtauchen. Das Problem ist das gleiche, wie schon von @ae und @CurtisNewton erwähnt, es erfordert zunächst Timing und eine gezielte Auswahl, um eine bessere Rendite zu genieren als man mit Basisaktien/BasisETFs erreichen könnte.

Zudem gibt es Indizes wie den Nasdaq 100, die fast ähnlich performen wie BranchenETFs zum Thema, hier Technologie. Siehe Vergleich:

https://www.fondsweb.com/de/vergleichen/tabelle/isins/IE00B53SZB19,IE00BJ5JNY98,IE00BGV5VN51,IE00BLP...

BranchenETFs bieten die Möglichkeiten gemeinsam mit BasisETFs eine Core- Satelliten Strategie zu entwickeln. Damit kann man Gewichtungen anpassen, somit Schwerpunkte setzen aber auch mittelfristig diese verändern. Man muss dabei nur den Überblick behalten, denn die Gefahr besteht, sich mit dem Überangebot an Branchen(ETFs) zu verzetteln.

Interessant finde ich es auch weiterhin mit ETFs auf möglichst aussichtsreiche Regionen/ Ländern zu setzen, wie aktuell Indien und Vietnam, ohne genauere Kenntnis über entsprechende Einzelaktien zu haben.

Die Alternative dazu wäre, einige BasisETFs mit Einzelaktien (die Themen oder Branchen abbilden) zu kombinieren. Beides bedeutet aber, recht aktiv und umfassend am Marktgeschehen teilzunehmen.

Den ishare Clean Energy würde ich in den nächsten Jahren als BasisETF ansehen. Auch wenn er in der Vergangenheit zwischen Outperformance und Absturz lag. Die Branchen dazu und das Thema nachhaltige Technologie/ Energie werden in Zukunft eine deutlich größere wirtschaftliche Relevanz einnehmen als aktuell.

Grüße

[GetBetter]

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@digitus  schrieb:

Welchen Branchen- und Sparten-ETFs haltet Ihr noch die Treue? Ich bin gespannt.

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Die meisten, die meine Beiträge hier verfolgen, kennen vermutlich meine Meinung zu Branchen-ETFs und werden daher nicht verwundert sein wenn ich sage, dass ich keinen einzigen habe.

Das mag mit unschönen Erfahrungen der Vergangenheit zu tun haben. Eines meiner frühen Investments und übrigens meine allererste Transaktion bei der comdirect überhaupt war im Jahr 2000 ein Biotech-Fonds. Beim Sinnieren über alte Zeiten bin ich gerade über diesen Artikel zu besagtem Fonds gestolpert. Das Grundgerüst könnte man auch heute noch für die Besprechung aktueller ETFs verwenden:

Die Branche und ihre Chancen einerseits hoch loben, amdererseits kurz beschreiben, dass es aktuell (!) trotzdem nicht so richtig gut läuft, WKN anpassen, Branchenname austauschen, fertig.

Ich schweife ab...

Jedenfalls sehe ich auch heute weit und breit keine einzelne Branche, von der ich mir langfristig (!) eine Outperformance gegenüber dem breiten Markt erwarte. IT mag man da als Ausnahme gelten lassen, den Bereich sehe ich aber durch den ohnehin hohen Anteil in den Standard-ETFs sowie einen zugegebermaßen in meinem Depot vorhandenen aber gering gewichteten Nasdaq100-ETF als ausreichend abgedeckt.

Echte Branchen-ETFs (den Nasdaq100 sehe ich nicht als einen solchen) würde ich mir allenfalls als Aktienersatz ins Depot holen, wenn ich mich für keinen Einzelwert aus diesem Bereich entscheiden kann. Dann aber nur als Einmalinvest mit aktienüblicher Absicherung. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Sparpläne auf Branchen-ETFs für mich weiterhin keinesfalls zur Diskussion stehen.

[Zilch]

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@Klimaaprima  schrieb:

Den ishare Clean Energy würde ich in den nächsten Jahren als BasisETF ansehen. Auch wenn er in der Vergangenheit zwischen Outperformance und Absturz lag. Die Branchen dazu und das Thema nachhaltige Technologie/ Energie werden in Zukunft eine deutlich größere wirtschaftliche Relevanz einnehmen als aktuell.

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Und hier liegt ein Fehler, den viele bei Aktien machen. Während ich dir beim restlichen Text voll zustimme, möchte ich hier ein paar Zweifel sähen. 

1) Nur weil etwas auf der Welt "relevant" ist, heißt es nicht, dass es an der Börse boomt. Börse folgt nicht unbedingt der Welt. 

2) Gibt es viele Unternehmen, die floppen und die Performance runter ziehen. Das Risiko besteht bei einem ETF einfach in größerem Maßstab, wenn es ein kleinerer Branchen-ETF ist. 

3) Nur wenn die entsprechenden Aktien der entsprechenden Unternehmen gekauft werden können die Kurse und somit der ETF als ganzer steigen. Ein ETF ist ja nichts anderes als ein Index - wenn mehr Kurse steigen als fallen, steigt der ETF. Andersherum fällt er.

4) Wirtschaftlicher Erfolg heißt nicht steigende Kurse. Ein großer Fehler vieler Börsianer, die Warren Buffett sehen (der bereits als Millionär anfing zu investieren und viel mit Optionen gehandelt hat, kleine Randnotiz) und sich denken "die Unternehmen müssen günstig bewertet sein, dann kaufe ich, und werde reich" (in der Regel werden sie es nicht).

Zum Beispiel BASF ist wirtschaftlich gut aufgestellt, gute Dividende (wem es halt wichtig ist) und wertvoll für deutsche Industrie und eigentlich der Welt. Nur hat man mit der Aktie trotz Dividende sehr viel Geld verloren, eine absolute Luftnummer. Und das ist nur eines von vielen Unternehmen, die eigentlich gut wirtschaften und als "Basisinvestment" angesehen werden, aber an der Börse einfach nur lahme Enten sind oder gar zu Verlusten führt. 

5) Der ETF ist nur so gut wie seine Unternehmen, die er enthält. Wer sagt, dass es nicht ein Unternehmen gibt, das deutlich besser performt, aber aus irgendwelchen Gründen nicht enthalten ist, und die im ETF enthaltenen Werte weiterhin Flaute sind?

6) Wer sagt, dass alles so klappt wie man es sich vorstellt und die Unternehmen wirklich was verändern? Vielleicht ist es doch nur ein Boom wie eben beim letzten Hoch, das dann in eine Talfahrt endete, weil die ernüchternde Realität Einzug gehalten hat? Wenn es weiterhin Themen gibt, die das Thema des ETF übertönen, wird der ETF nicht gut performen können.

Es deswegen als BasisETF zu sehen halte ich für sehr gefährlich. Ist das Thema wichtig? Auf jeden Fall. Das interessiert aber die Börse nicht die Bohne. Als BasisETF sollte einzig und alleine ein großer Index-ETF, oder Welt-ETF, gelten, niemals aber ein Branchen-ETF. 

[Klever]

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@digitus  schrieb:

Und dann der FMQQ Next Frontier Internet & Ecommerce - im letzten September vom Anbieter beendet.

Dafür gibt es mit dem INQQ India Internet & Ecommerce ESG-S ETF (A3DNRY) ein brandneues, interessantes Produkt von HANetf. 

"An der Digitalisierung Indiens partizipieren." 

Informer   fondsweb   HANetf

Bei Comdirect allerdings noch nicht handelbar. 

Grüße

Klever