29.10.2022 20:07 - bearbeitet 30.10.2022 11:29
Liebe Börsenfreunde (m/w),
war es das jetzt mit der Baisse? Seit Jahresanfang läuft der DAX nach unten, schon dreimal gab es Hoffnung, dass der Boden erreicht ist -- und dreimal waren es nur Bärenmarktrallys, mit anschließend neuen Tiefs. Sowohl die Erholung im März als auch der kleine Aufwärtstrend Ende April und dann im Juli waren eine Falle: Die Weltbörsen zeigen sich 2022 von ihrer schlimmen Seite.
Und jetzt geht es seit Anfang Oktober wieder nach oben. Der September hat seinem Ruf als Crashmonat alle Ehre gemacht, seitdem sieht es besser aus -- kommt die Jahresendrally? Vom Tief bei 11860 Punkten hat der DAX bereits wieder fast zwölf Prozent gewonnen. Die Bärenmarktrally ist in vollem Gang. Wird es mehr als das? Die obere Begrenzungslinie des seit Januar intakten Abwärtstrends verläuft bei etwa 13230 Punkten. Und genau bis dahin ist der DAX gelaufen. Es wird jetzt sehr davon abhängen, ob unser Börsenbarometer nächste Woche deutlich darüber steigen kann. Doch erst wenn der DAX auch nachhaltig über die fallende 200-Tage-Linie (aktuell bei 13689 Punkten) steigt, besteht aus technischer Sicht wirklich Hoffnung für eine mittelfristige Trendwende. Bis dahin sind es noch gut 400 Punkte, doch spätestens dann wird dem DAX die Puste ausgehen. "Nachhaltig" bedeutet, dass der DAX eine oder zwei Wochen lang über der 200-Tage-Linie schließen muss. Das wird er sicher nicht beim ersten Anlauf schaffen. Denn:
Auch aus Sicht der Marktbreite besteht bisher kein Grund, stärker zu investieren. Noch immer liegen weltweit nur 30 Prozent aller Aktien über ihrer jeweiligen 200-Tage-Linie. Erst wenn sich dieser Wert über 50 Prozent einpendelt, ist der Bärenmarkt offiziell beendet. Das "Weltmomentum", also der Durchschnitt der RSL-Werte (Aktienkurs geteilt durch 200-Tage-Schnitt) aller Aktien weltweit liegt bei 91 Prozent und muss über 100 Prozent steigen, damit Entwarnung gegebenen werden kann. Dazu kommt:
Die Fundamentaldaten machen ebenfalls nicht allzu viel Hoffnung. Auch wenn die Berichtssaison in Amerika bisher passabel gestartet ist, sind die meisten Gewinnschätzungen gerade für Tech-Aktien noch immer zu hoch. Was passiert, wenn Gewinnerwartungen nicht erreicht werden, hat man letzte Woche bei Microsoft, Alphabet und Amazon gesehen. Diese Titel sind noch immer recht hoch bewertet, und so gibt es dort aktuell mehr Risiken nach unten als Chancen nach oben. Greife nie in ein fallendes Messer!
Die derzeitige Erholung verschafft uns etwas Luft zum Durchatmen, aber wir befinden uns weiterhin bisher nur in einer typischen Bärenmarktrally -- wie im April und Juli. Diese kann möglicherweise noch etwas weiter laufen, aber die zugrundeliegenden Rahmendaten bleiben größtenteils unverändert sehr schlecht. Eine generelle Trendwende nach oben sehe ich in den nächsten Monaten nicht. Im Gegenteil: Die aktuellen politischen Entwicklungen in China sind für den Aktienmarkt sehr beunruhigend! Solange beispielsweise die Null-Covid-Strategie in China mit den damit verbundenen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft nicht beendet wird, kann es nicht nachhaltig nach oben gehen.
Viele Unternehmen profitieren im Moment noch von hohen Auftragsbeständen, die sie bei abflauenden Lieferkettenproblemen abbauen können. Doch der Überhang wird irgendwann abgearbeitet sein. Schwächelt dann auch noch die Konjunktur und neue Aufträge bleiben aus, wird das zu weiteren Gewinnrevisionen führen und den Druck auf die Aktienkurse erhöhen. Auch der Rückenwind vom schwachen Euro wird sich drehen, falls der Markt 2023 zu der Einschätzung gelangt, dass die Fed viel, die EZB aber noch nicht genug gegen die Inflation tut. Ein gutes drittes Quartal heißt also nicht, dass alle Sorgen weggewischt sind. Einer nachhaltigen Trendwende stehen auch die immer noch zu hohen 2023er-Konsensschätzungen im Weg. Deswegen:
Langfristig sind die Bewertungen in Europa teilweise schon interessant, aber dem Markt fehlt auf absehbare Zeit ein Katalysator, der die Trendwende bringt. Zum Beispiel das Ende des Krieges in der Ukraine -- leider setzt Putin auf Eskalation. Auch wenn mit Sicht auf Jahrzehnte die Aktienbörse immer nach oben läuft: Im Moment fährt man mit einer hohen Bargeldquote gut. Aktien würde ich weiterhin nur selektiv kaufen, wenn sich bereits ein Aufwärtstrend etabliert hat. Denn eine vermeintlich niedrig bewertete Aktie bringt Euch nichts, wenn Ihr die einzigen seid, die das erkannt haben und sonst niemand kaufen will!
Aus diesem Grund darf man sein Depot weiterhin mit Puts absichern. Empfehlungen habe ich in den letzten Wochen gegeben. Dabei sind drei Produkte zu unterscheiden, die von fallenden oder jedenfalls nicht stark steigenden Aktienkursen profitieren werden:
Die genaue Funktionsweise dieser Optionen hat mein Nachbar hier beschrieben. Ihr werdet es erleben: Es ist befriedigend, wenn man auch dann viel Geld verdient, wenn Aktien nicht stark steigen. Gleichzeitig sind Puts aber wie alle Optionsgeschäfte sehr riskant und eignen sich daher nur als kleines Gegengewicht für ein gut ausgestattetes, gemischtes Aktiendepot. Doch zurück zur Sache:
Was kaufen wir jetzt? Für alle, die nicht bis Dezember* warten wollen, habe ich hier einige Vorschläge. Denn tatsächlich gibt es in den letzten Wochen vermehrt Papiere, die nach längerer Zeit mal wieder ihre 200-Tage-Linie von oben sehen. Solch ein Durchbruch durch den gleitenden Durchschnitt nach oben ist ein starkes Kaufsignal. Die Aktien sind, vor allem wenn auch die fundamentale Bewertung passt, durchaus für zehn oder zwanzig Prozent bis Weihnachten gut. Allerdings sollte man bei diesen Trades immer mit strengen Stoppkursen etwas unterhalb der 200-Tage-Linie arbeiten. Denn sollte sich der Ausbruch als Fehlsignal erweisen, kann es schnell wieder deutlich nach unten gehen!
Hier also die Liste der Titel, die in den letzten beiden Wochen nach längerer Zeit ihre 200-Tage-Linie wieder zurückerobert haben.
WKN Titel Stopkurs (Euro) Alternative
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894565 Ashtead Group PLC Re 44
A2DYYS Brembo S.p.A. Azioni 8,50
HV1DB6 DAXplus Seasonal Str 57
556520 DUERR AG AKTIEN O.N. 22 PN19RT
A3CSML General Electric Co. 62
A2ANV3 ING Groep N.V. Aande 8,00 PE3HA5
850628 JPMorgan Chase & Co. 110
A1W66W Moncler S.p.A. Azion 40
552484 Netflix Inc. Registe 220
522090 Nexus AG Inhaber-Akt 48
A0MSN1 Nynomic (m-u-t AG Me 29
716460 SAP AG SYSTEME ANW.P 87 SN2XM6
914508 Take-Two Interactive 115
A2PSEA Verallia SA Actions 23,50
766710 Vossloh AG Inhaber-A 32
Zusätzlich gab es in den letzten Wochen auch einige Aktien, die aufgrund einer Sondersituation ihre 200-Tage-Linie zurückerobert haben, etwa durch ein Übernahmeangebot, beispielsweise GSW Immobilien, home24, SLM oder Siemens Gamesa. Die habe ich für die heutige Liste aber herausgefiltert. Spekulationen auf einen Nachschlag bei der Übernahme oder ähnliche Sondersituationen sind ein besonderes Thema und sollen ein anderes Mal diskutiert werden.
Dieses Mal ist ein interessantes Zertifikat von Unicredit (HVB) dabei. Das "DAXplus Seasonal Strategie" (WKN HV1DB6) investiert in den Monaten von Oktober bis Juli in den DAX und hält in den schwierigen Börsenmonaten August und September Cash. Das Papier existiert seit November 2010 und hat seitdem stolze 177 Prozent gewonnen. Zum Vergleich: Der DAX hat im gleichen Zeitraum ziemlich genau 100 Prozent zugelegt. Dies zeigt die Überlegenheit der simplen Strategie, die beiden Sommermonate einfach auszulassen!
A propos Zertifikate: Einige Aktien kann man auch gut über Discount- oder Bonuszertifikate abbilden (siehe Spalte "Alternative"). Ihr bekommt die Aktie mit einem Discount, habt dafür aber nur ein begrenztes Kurspotenzial. Diese Zertifikate sind bei comdirect für 3,90 Euro Provision vergünstigt handelbar.
Die Aktie von Moncler ist wieder unter die 200-Tage-Linie gerutscht. Hier würde ich erst bei einem Anstieg über 49 Euro oder noch besser über 51 Euro kaufen -- sicher ist sicher. Das gleiche gilt für Take Two, die erst bei einem Anstieg über 130 oder noch besser über 133 Euro ins Depot wandern sollten. Diese Käufe kann man mit "Stop Buy"-Aufträgen automatisieren. Nach dem Kauf den Stop Loss nicht vergessen! Denn:
Wie immer beachtet Ihr vor einem Kauf bitte die Money-Management-Formel (siehe hier) und berechnet unter Berücksichtigung der angegebenen Stoppkurse, wie viele Stücke Ihr kaufen dürft. Auf diese Weise begrenzt Ihr den maximalen Verlust. Verlustbegrenzung ist lebenswichtig, wenn Ihr langfristig erfolgreich an der Börse sein wollt.
Diese Trades sollten für solide Gewinne bis Weihnachten im Rahmen einer Jahresendrally gut sein. Für die langfristige Anlage empfehle ich weiterhin gute, langfristige Trendaktien ("Sterneaktien"), die immer dann ein klarer Kauf sind, wenn sie über der 200-Tage-Linie notieren. Beispiele findet Ihr in meinen Sternelisten hier in der Community.
Ich wünsche Euch allen viel Erfolg für Eure Aktiengeschäfte, viel Spaß an der Börse
und einen schönen Sonntag
herzliche Grüße aus einem spätsommerlichen München
nmh
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*) Gibt es im Dezember 2022 wieder einen Adventskalender mit spannenden Aktienempfehlungen? Lasst Euch überraschen!
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 17.11.2022 12:09
Und wenn man den Browsertab länger offen hatte, kann es passieren, dass man zwar einen Daumen geben will, zeitbedingt aber inzwischen ausgeloggt wurde und der nicht gezählt wird.
am 17.11.2022 21:12
@NordlichtSH dann wirst du entweder automatisch neu eingeloggt oder aber gebeten dich neu einzuloggen. Habe das regelmäßig.
am 17.11.2022 21:19
Doch, das passiert schon ab und zu. Der Daumen wird angezeigt, wenn man dann irgendwas anderes macht und sich neu einloggen muss ist der Daumen wieder weg.
am 19.11.2022 11:12
Hängt vielleicht auch vom Browser ab, ob und wie deutlich man sieht, ob man noch eingeloggt ist.
19.11.2022 13:43 - bearbeitet 19.11.2022 15:18
Liebe Zielgruppe,
herzlichen Dank für Euer tolles Feedback.
Die Aktienmärkte haben in den letzten Wochen ein baldiges Abklingen der starken Inflations- und Zinsdynamik eingepreist. Höhepunkt war der Freudensprung am 10. November, von dem ich Euch letzte Woche berichtet habe (siehe hier). Danach ist das eingetreten, was ich in meinem Beitrag bereits angekündigt habe: Die Dynamik hat stark nachgelassen. Seit Oktober hat sich die Revision der Gewinnschätzungen nach unten nochmals beschleunigt. Die Luft nach oben wird damit nun merklich dünner; ich erwarte eine mühsame Bodenbildung über die nächsten Monate.
Eine Kaskade von Verkäufen, wie wir sie im Februar/März 2022 gesehen haben, erscheint unwahrscheinlich. Man erkennt das auch daran, dass Unfälle wie aktuell der Raketeneinschlag auf dem Territorium des Nato-Staates Polen am Dienstag Abend nur noch leichte Reaktionen auslösen. Glücklicherweise setzte sich schnell die Erkenntnis durch, dass es eine Abwehrrakete aus der Ukraine war. Entsprechend erholten sich auch die Indizes bereits am Mittwoch. Der Vorfall zeigt aber, wie heikel die Lage in der Ukraine weiterhin für die gesamte Welt ist. Auch die jüngste Kursrally sollten Anleger nicht überbewerten. Noch sind viele Probleme nicht gelöst und die Inflation längst nicht gestoppt. Das bedeutet:
Nach der 20 Prozent-Rally besteht beim deutschen Leitindex Korrekturpotential. Unterschiedliche Indikatoren weisen darauf hin, dass die Aktienmärkte überkauft sind. Der DAX könnte erneut auf seine 200-Tage-Linie (derzeit 13570 Punkte) und auf das Zwischenhoch Mitte September 2022 zurückfallen. Dort können spekulative Anleger wieder long gehen, beispielsweise mit Zertifikaten wie PB5GCW (Hebel derzeit ca. 1,7) oder PF05R9 (Hebel ca. 4,0). Also:
Die Herbstrally zeigt erste Ermüdungserscheinungen. Das spiegelt sich natürlich in den technischen Marktdaten wider: Im Moment liegen weltweit 41 Prozent aller Aktien über ihrer 200-Tage-Linie, und das Weltmomentum (Durchschnitt der RSL-Werte aller Aktien) liegt ebenfalls nahezu unverändert seit letztem Wochenende bei 95,6 Prozent.
Und so ist auch die Liste der Titel, die vergangene Woche nach längerer Zeit ihre 200-Tage-Linie zurückerobert haben, wesentlich kürzer als letzte Woche. Dennoch sind dieses Mal wieder einige sehr schöne und attraktiv bewertete Titel dabei, in die man vorsichtig einsteigen darf. Hier ist exklusiv für Euch die Aufstellung:
WKN Titel Stopkurs EUR Bemerkung
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510440 ATOSS Software AG In 120
A0JMQC Datalogic S.p.A. Azi 7,00 kaufen erst über 9,50 Euro!
A2P8B7 Davide Campari-Milan 8,80
694642 De' Longhi S.p.A. Az 17
630500 DEUTZ AG Inhaber-Akt 3,40 sehr attraktiv bewertet
A3CWBW DOLE PLC Registered 8,00
907928 Esker S.A. Actions P 122 kaufen erst über 160 Euro!
719350 KOENIG & BAUER AG ST 13 kaufen erst über 17 Euro!
120159 NeoGenomics Inc. Reg 8,00 kaufen erst über 13 Euro!
A0D655 Nordex AG Inhaber-Ak 10
A1C6JV Pandora A/S Navne-Ak 60 kaufen erst über 72 Euro!
WAF300 Siltronic AG Namens- 68 Übernahmekandidat
A1JT1B SPDR S&P EO Divid.Ar 17 ETF: europ. Dividendenaristokraten, siehe unten
A1K023 Suess MicroTec AG Na 12
A0B5GC Techtronic Industrie 10 kaufen erst über 12,50 Euro!
905285 Vail Resorts Inc. Re 206 nachkaufen über 245 Euro!
Ein besonderes Schmankerl für Dividendenliebhaber und für ETF-Freunde ist der Euro-Dividenden-Aristokraten-ETF A1JT1B. Das Papier schüttet zweimal im Jahr aus, im März und im September. Das amerikanische Pendant mit der WKN A1JKS0 liegt in einem langjährigen Aufwärtstrend komfortabel über seiner 200-Tage-Linie und ist natürlich ebenfalls ein Kauf mit Stopkurs bei (wie bisher) 55 Euro. Die beiden ETF sind Basisinvestments für ein internationales Aktiendepot und sollten daher großzügigere Stopkurse erhalten.
"Campari -- was sonst?" fragte mich mein Fernsehgerät in den 1980er und 1990er Jahren. Das Unternehmen muss man wohl nicht groß vorstellen. Der Aktienkurs schwankt recht stark, allerdings kann mit etwas gutem Willen einen stabilen Aufwärtstrend seit 2009 erkennen. Die Rosenheim-Methode ermittelt ein Kursziel von immerhin 31 Euro mit Blick auf das Jahr 2032.
Lustigerweise sind noch zwei weitere italienische Aktien dabei. Datalogic ist einer der größten Anbieter weltweit für Barcode-Lesegeräte und RFID-Reader, und ist aus Lagerhallen und Logistikzentren nicht wegzudenken (schönen Gruß an @haxo ). Die Italiener sind im wahren Leben übrigens ein guter Kunde von mir, wenn auch kein besonders angenehmer Kunde (sie sind etwas, naja, chaotisch). Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden. Mit einem KGV von knapp 26 ist Datalogic kein dringender Kauf für langfristige Anleger, aber wenn jetzt noch die Marke von 9,50 Euro geknackt wird, kann der Titel in den nächsten Monaten bis in den Bereich um 14 Euro klettern. Wie immer geht das nur mit einem strikten Stopkurs.
Und De'Longhi kennen alle Kaffeeliebhaber. Der Aktienkurs setzt auf die 200-Tage-Linie zurück und sollte so sein Kaufsignal bestätigen. Vorsichtige Investoren steigen erst ein, wenn der Kurs wieder über 22 Euro klettert.
Das war überhaupt eine italienische Woche, denn auch der bekannte Motorenhersteller Deutz aus dem gleichnamigen Stadtteil in Köln gehört seit vielen Jahren zur italienischen Same-Gruppe (SDF S.p.A)! Mit einem niedrigen KGV von knapp 11 und einer Dividendenrendite von fast 4 Prozent ist der Titel ein klarer Kauf -- solche Aktien liebt die Börse im Moment, da muss man dabei sein. Das zyklische Kursziel (Seitwärtsbewegung seit 2010) beträgt 8 Euro!
Die Aktie von Dole kennen vielleicht noch nicht alle. Der weltgrößte Anbieter von frischem Obst, Gemüse und Schnittblumen, der letztes Jahr mit der börsennotierten Total Produce fusionierte, hat im Jahr 2021 einen Umsatz von 6,5 Milliarden US-Dollar gemacht. Wenn Ihr im Supermarkt Bananen kauft, können die von Dole stammen. Und Dole hält einen ganz besonderen Rekord: Ich habe im September 2021 Dole-Aktien verkauft, und es hat fast ein Jahr, nämlich bis Juli 2022 gedauert, bis comdirect den Verkauf verbuchen konnte. Ursache waren Schwierigkeiten mit der britischen Lagerstelle im Zusammenhang mit dem Brexit und im Zusammenhang mit dem Aktienumtausch von Total Produce am 3. August 2021. Ich kenne einige Mitarbeiter bei comdirect, die mir sagen: "Den Namen Dole will ich nie mehr hören!" Inzwischen ist das Problem aber gelöst; Dole lagerte seit 1.03.2022 in Irland und seit 2.06.2022 in USA.
Esker war sehr lange die beste Aktie der Welt auf der Rosenheim-Liste*, ist dann aber brutal abgestürzt, seit die Börse die hohen Bewertungen solcher Aktien nicht mehr akzeptiert. Der empfohlene Stopkurs hat Eure Gewinne größtenteils gesichert. Die Aktie ist kein sofortiger Kauf, aber wenn der Kurs noch über 160 Euro klettert, darf man vorsichtig einsteigen und einen Stopkurs setzen. Immerhin haben wir viele Jahre lang extrem viel Geld mit dem Titel verdient, und diese Zeiten kommen auch wieder. Übrigens:
Bevor ich es vergesse, gehe ich noch auf die Frage nach den ETF von @frustrierter (übrigens herzlichen Glückwunsch zu Deinem 100. Beitrag!) und @Machine ein. In dieser Community ist allgemein bekannt, dass ich von vier Dingen überhaupt keine Ahnung habe: Autos, Fußball, Sparpläne und ETF. Bei ETF ist @digitus ein kompetenter Ansprechpartner. Ich habe eine hohe dreistellige Anzahl Einzeltitel (Aktien, Fonds, Anleihen, Genussscheine, Zertifikate) in meinen unterschiedlichen Depots und bin daher eigentlich mein eigener ETF. Natürlich geht das nur mit hochgezüchteter Computertechnik; andere Leute sammeln Bierdeckel oder Briefmarken, ich sammle eben WKN. Gibt schlimmeres. Aber bitte nicht zuhause nachmachen: Für normale Privatanleger genügen höchstens 50 Aktien völlig.
Natürlich sind bei mir einige ETF dabei; insgesamt habe ich momentan 32 ETF. Das meiste davon sind Themen-ETF, die kaufe ich gerne, wenn die Top-Bestandteile Aktien sind, die ich nicht selbst besitze. Auf diese Weise nehme ich an Trends teil. Der Agribusiness (WKN A1JKQK) ist ein gutes Beispiel, oder ein ETF auf Holz (A0M59G), das wichtige Umweltthema (A0MW0M), Batterietechnik (A2PUJK), Private Equity (A0MM0N) und viele mehr. Oder auch die beiden Dividenden-Aristokraten-ETF, die ich weiter oben erwähnt habe. Mal sehen, vielleicht lasse ich meine billigen Praktikanten mal eine schöne Geschichte darüber machen. Demnächst gibt es eine neue Funktion in dieser Community, dann müsst Ihr noch mehr von mir lesen. Lasst Euch überraschen.
Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende,
herzliche Grüße aus einem herbstlichen München
nmh
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*) per Ende Oktober 2022 ist das Spitzentrio auf der Rosenheim-Liste der besten Aktien der Welt die Oberbank (Platz 1, Stopkurs hoch auf 96 Euro), Tradegate (Platz 2; allerdings ist diese Aktie nur zu knapp 4 Prozent im Streubesitz, und die Kurse laufen seit letztem Jahr nur noch seitwärts; kein Kauf) und UnitedHealth (Platz 3, Stopkurs wie bisher 435 Euro)
19.11.2022 15:35 - bearbeitet 19.11.2022 16:05
@nmh: Danke für den de'Longhi-Tipp. Wobei ich da als Kunde (privat und in der Teeküche unserer Ambulanz) natürlich einen kräftigen Bias hätte 😝.
Edit: Und die beiden Dividenden-ETFs sind tatsächlich (sogar durchaus auch in Kombination) eine gute Beimischung im Portfolio-
Grüße,
Andreas
19.11.2022 16:00 - bearbeitet 19.11.2022 16:08
19.11.2022 16:00 - bearbeitet 19.11.2022 16:08
Lieber nmh, vielen Dank für deine gewohnt sehr aufschlussreichen Infos
die beiden Dividenden ETfs kannte ich noch nicht, aber ich frage mich,warum du stattdessen nicht den 984811 DWS Dividenen Fonds nimmst
er hat eine schöne Dividende und verläuft vom Kurs z.B. besser als der europ.ETF
ergänzt:
ich habe mir die ETFs noch angesehen, alles tolle Themen, aber muss man die im Depot haben?
wobei A0MW0M habe ich im Depot 😉
grüsse aus dem nassweißen Mittelbayern
19.11.2022 16:10 - bearbeitet 19.11.2022 16:11
19.11.2022 16:10 - bearbeitet 19.11.2022 16:11
A1JKS0 (gelb) vs. 984811 (blau)
Gruß Crazyalex
am 19.11.2022 16:24
Ich spreche auch eine ausdrückliche Empfehlung für den SPDR S&P US Dividend Aristocrats (A1JKS0) aus. Der Kursverlauf (teilweise besser als MSCI World) in Kombination mit dem Dividendenwachstum (wichtig!) sind mir in der Qualität bei keinem anderen, länger aufgelegten Dividenden-ETF bekannt. Dazu mit 0,35% TER recht günstig und vierfache Ausschüttung pro Jahr.
Vom europäischen Pendaten A1JT1B würde ich dagegen abraten, auch wenn er sich irgendwie in die Liste geschmuggelt hat. Vor allem das quasi nicht vorhandene Dividendenwachstum würde mir hier Bauchschmerzen bereiten. Ebenso der Seitwärtschart. Europa und Dividenden – das passt oft einfach nicht gut zusammen.
am 19.11.2022 16:24
Noch kurz zur Ergänzung in Bezug auf die Dividenden-ETFs:
Vergleich über 10 Jahre mit dem All-World ...
[via]
... und über die letzten 12 Monate:
[a.a.O.]
Wie immer spielt die Musik in den USA, deswegen würde ich auch den U.S. Dividend Aristocrats für Sparplan und Langzeitinvestment bevorzugen.
Grüße,
Andreas