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Geheimnisvolle Kündigung: Warum wirft die Bank mich raus?

nmh
Legende
9.962 Beiträge

Liebe Freundinnen und Freunde guter Banken,


in letzter Zeit liest man immer wieder Berichte über scheinbar willkürliche Kündigungen. comdirect scheint wahllos gute, auch langjährige Kunden einfach rauszuwerfen -- und das ohne jede Begründung. Kann das sein?


Ich habe beruflich viel mit dem Banksystem zu tun und kenne einige Leute persönlich sehr gut, die das Vergnügen haben, in Banken arbeiten zu müssen. Bei comdirect, bei der Commerzbank und bei einigen anderen Banken. Im Gegensatz zu den Banken kann ich hier frei und offen sprechen. Daher möchte ich mögliche Hintergründe aus meiner juristischen Sicht darstellen.


Warum mein Konto?


Grundlage sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die AGB. Die erlauben (bei comdirect im Abschnitt A.I.18) zunächst einmal dem Kunden, jederzeit seine Bankverbindung zu kündigen. Weil eine andere Bank besseren Service bietet, weil sie günstiger ist, weil sie ein besseres Produktangebot hat, oder einfach weil die, die bei der anderen Bank arbeiten, optisch attraktiver sind.* Und der Kunde muss seine Kündigung nicht begründen. Man nennt das "Vertragsfreiheit", ein wichtiger juristischer Grundsatz.


Je nun. Gleiches Recht für alle: Genau dasselbe gilt für die Banken, hier nach Abschnitt A.I.19.1 (mit Frist) oder 19.3 (fristlos). Eine Bank kann und darf jederzeit kündigen, und muss dem Kunden keine Begründung liefern. Aber warum sollte sie?


Manchmal entsteht der Eindruck, dass bei comdirect irgendwo böse, schlecht gelaunte Menschen arbeiten, vielleicht in einem Hinterzimmer oder im Keller, die nachts im Frust eine zufällige siebenstellige Nummer in ihren Computer eingeben, und diese Kontonummer wird dann gekündigt. Oder sie würfeln. Oder es gibt einen Zufallsgenerator im Computer. Vielleicht will die Bank auch einfach nach und nach alle Kunden loswerden? Kann das sein? Spoiler: So läuft es nicht. Es wäre völliger Unsinn, und ich zeige sogleich warum.


Betriebswirtschaftslehre bei Banken: kaum variable Kosten


Wie jedes andere Unternehmen will eine Bank Geld verdienen. Dazu gibt es bei Banken einige Besonderheiten:


Um das zu verstehen, müssen wir einen ganz kleinen Ausflug in die verrückte bunte Welt der Betriebswirtschaft machen. Es soll um variable Kosten, Fixkosten und Deckungsbeiträge gehen.


Zunächst einmal muss man wissen, dass das Bankgeschäft stark "skalierbar" ist. Das bedeutet: Jeder weitere Neukunde verursacht der Bank praktisch keine Kosten, wenn das technische Grundsystem einmal steht. Ein weiteres Konto sind nur ein paar zusätzliche (Mega-)Byte auf einem Server. Ich brauche als Bank keine weiteren Mitarbeiter oder Geräte, wenn ich einen neuen Kunden begrüße. Mit anderen Worten: Die variablen Kosten, die pro Kunde anfallen, sind bei einer Bank vernachlässigbar klein im Vergleich zu den Fixkosten (Personal, IT, Gebäude, usw.), die unabhängig von der Kundenzahl immer anfallen. Aus diesem Grund bewerten Banken ihre Kunden betriebswirtschaftlich als "Deckungsbeiträge": Die Gebühren, Provisionen, Zinsen, die ein Kunde bezahlt, tragen dazu bei, die hohen Fixkosten einer Bank zu decken. Bei einem Bäcker ist das anders: Jedes Brot, das er zusätzlich verkauft, verursacht variable Kosten: Vor allem die Arbeitszeit, aber auch Mehl, Hefe, Salz, Wasser, künstliche Aromastoffe und so weiter. Keine Ahnung, was in Brot alles drin ist.

 

Liebes-Aus: Warum wirft eine Bank Kunden raus?


Das bedeutet aber auch, dass es als Kunde sehr schwierig ist, Verluste für die Bank zu verursachen. Der Deckungsbeitrag eines Bankkunden ist in aller Regel positiv. Es gibt einige seltene Ausnahmen, doch dazu später mehr.


Warum ist das wichtig? Weil man daraus ableiten kann, dass eine Bank einem Kunden nicht das Konto kündigen wird, weil sie mit ihm "zu wenig" verdient. Das wäre betriebswirtschaflicher Unsinn! Eine Kündigung ist aus Sicht der Bank nur sinnvoll, wenn ein Kunde ihr Verluste bereitet. Aber auch wenn ein Kunde keinerlei Gebühren bezahlt, ist der Deckungsbeitrag halt einfach Null, denn er kostet die Bank praktisch nichts: Ein inaktiver Kunde verursacht in der Regel so gut wie keinen Aufwand. In Zeiten von Negativzinsen sind natürlich Kunden mit extrem hohem Guthaben problematisch; auch dazu später mehr.


Im übrigen gibt es Kunden, die früher inaktiv waren und mit denen die Bank heute sehr viel Geld verdient, weil sie auf den Geschmack gekommen sind und intensiv an der Börse handeln. Wir merken also: "Die verdienen mit mir zu wenig" ist in aller Regel kein Grund für eine Kündigung. Woran liegt es dann?


Geldwäsche und Co


Es gibt einige Konstellationen, die zu einem Abschied durch die Bank führen können. Ich möchte nicht alle, die ich kenne, aber einige ausgewählte und besonders relevante Beispiele erklären. Dann wird klar, dass in aller Regel nur der Kunde selbst die Kündigung verursacht hat.


Ein Grund, über den man häufig in der Presse liest, ist Verdacht auf Geldwäsche. Hier greift das scharfe Schwert des Strafrechts! Gerade in Europa gibt es sehr strenge gesetzliche Regeln mit dem Ziel, dass Banken ihren Kunden keine Geldwäsche ermöglichen. Dazu gehört, dass Banken technische Systeme zur Überwachung der Zahlungsströme aller Kunden betreiben. Wenn hier Auffälligkeiten erkannt werden, etwa hinsichtlich der Häufigkeit oder Höhe von Überweisungen, dann muss die Bank bei ihrem Kunden nachfragen. Rechtsgrundlage ist Par. 10 (1) Nr. 5 GWG. Bei comdirect wird dazu eine sogenannte "Zahlungsanfrage" in die Postbox gestellt. Der Kunde hat eine bestimmte Frist (im Bereich weniger Tage), zu erklären, was es mit den betreffenden Zahlungen auf sich hat. Vielleicht hat jemand einen größeren Betrag geerbt, eine dicke Abfindung erhalten oder eine Immobilie verkauft. Dann muss man Kopien der entsprechenden Unterlagen einreichen, um die Herkunft des Geldes zu erklären: Rechnungen, Verträge, Urkunden, Kontoauszüge. Manchmal kann es vorkommen, dass die Bank nach weiteren Details fragt. Antwortet ein Kunde trotz Erinnerung nicht oder reichen die Belege nicht aus, um die jeweilige Transaktion und ihren Zweck eindeutig zu identifizieren, ist die Bank verpflichtet, den Geldwäscheverdacht bei Behörden anzuzeigen. Gleichzeitig wird sie dann eine Kündigung aussprechen, weil sie nach Par. 10 (9) GWG dazu verpflichtet ist. Da aus strafrechtlicher Sicht Verdunkelungsgefahr (Par. 112 (2) Nr. 3 StPO) besteht, darf die Bank ihrem Kunden keine Begründung geben. Das ist ausdrücklich so vorgeschrieben in Par. 47 GWG.


Wenn die Bank eine solche Zahlungsanfrage stellt, ist Eile geboten! Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Kunden ihre elektronische Postbox regelmäßig prüfen -- siehe unten. In der Presse gibt es Berichte über Kunden, die völlig fassungslos auf eine Kontokündigung reagieren. Dann stellte sich aber heraus, dass sie wichtige Nachrichten der Bank übersehen hatten.

 

Übrigens kommt Geldwäsche nicht nur im Zusammenhang mit Bargeldtransaktionen vor. Genauso reagieren die Alarmsysteme bei verdächtigen Überweisungsvorgängen. Dabei spielen nicht nur die Beträge eine Rolle, sondern eher die Häufigkeit bestimmter Vorfälle. Ohne dass ich hier zuviel verraten möchte: Wenn beispielsweise in kurzem Abstand viele kleine Überweisungen auf einem Konto eingehen und eine große Überweisung wieder weg, oder auch umgekehrt, dann kann das ein Zeichen für Geldwäsche sein. Auch beim klassischen Dreiecksbetrug treten solche Symptome auf den betroffenen Konten auf und sollen von den Banksystemen erkannt werden.


was so alles in den AGB steht


Ein ganz anderer Fall ist, wenn ein Kunde sein Konto nicht bestimmungsgemäß nutzt. In den AGB steht, dass die Bank das Konto nur für eigene Rechnung des Kunden führt. Wenn ich als Klassensprecher ein Konto einrichte und dort für meine Klassenkameraden Geld einsammle, damit wir gemeinsam etwas kaufen, dann handle ich nicht mehr auf eigene Rechnung. Wenn ich als Vereinsvorstand Beträge über mein Konto für den Verein einziehe, dann handle ich nicht auf eigene Rechnung. Und selbst wenn ich im Freundeskreis oder unter Kollegen Geld für eine gemeinsame Spende über mein Konto einsammle, dann nutze ich das Konto nicht mehr auf eigene Rechnung. Übrigens ist ein Bevollmächtigter kein Kontoinhaber. Das bedeutet, dass ich als Bevollmächtigter ein fremdes Konto nicht für eigene Zwecke nutzen darf.

 

In all diesen Fällen verstoße ich -- vielleicht unbewusst -- gegen die AGB der Bank. Wenn der Vorgang der Bank auffällt, wird sie mein Konto kündigen, weil ich es nicht bestimmungsgemäß nutze. Die Frage ist, ob man den Kunden vorher nicht warnen kann. Das ist eine geschäftspolitische Entscheidung, die man gut oder schlecht finden kann. Gerade comdirect hat aus dem Feedback auch hier in der Community gelernt und bittet inzwischen in solchen Fällen den Kunden schriftlich, das Konto bestimmungsgemäß zu nutzen und weist auch ausdrücklich darauf hin, dass man sich sonst vorbehält, sich zu verabschieden. Es gibt also eine Vorwarnung! Wer nicht reagiert, etwa weil er seine Postbox nicht regelmäßig prüft, riskiert die Kündigung.


Eine ähnliche Konstellation besteht, wenn ein Kunde Zahlungen für eine andere Person entgegennimmt oder veranlasst. Eine Bank kann durchaus erkennen, wenn ein Kunde regelmäßig Rechnungen für jemand anderes bezahlt, oder für eine dritte Person Überweisungen entgegennimmt. Auch dies ist keine Kontoführung auf eigene Rechnung und verletzt die AGB.


Stichwort Zustimmung zu AGB-Änderungen: Nach dem BGH-Urteil vom 27. April 2021 fordern viele Banken in Deutschland ihre Kunden jetzt dazu auf, Änderungen der AGB aktiv zuzustimmen. Die große Frage: Was passiert, wenn ich ablehne oder mich tot stelle? Nachdem dieses Thema ja erst vor kurzem aufgetreten ist, werden die meisten Institute wohl noch nicht entschieden haben, wie man mit solchen Kunden umgeht. Vermutlich beobachten die Banken erst einmal, wie hoch die Zustimmungsquote ist, und schauen sich die Reaktion ihrer Konkurrenten an. Dann reagieren sie zu gegebener Zeit, möglicherweise mit Rücksprache oder auch mit Kündigungen. Dieser ganze Komplex ist momentan noch im Nebel, so höre ich von mehreren Instituten.


comdirect führt keine gewerblichen Konten


Viele Banken führen nur Privatkonten, keine Geschäftskonten. Wenn auf meinem Konto "Mitgliedsbeiträge" eingehen, wenn ich Gehälter bezahle oder wenn die Bank feststellt, dass ich in großen Stil Zahlungen für gewerbliche Aktivitäten erhalte, z.B. als Verkäufer bei eBay, dann droht eine Kündigung, weil ich mein Konto nicht bestimmungsgemäß nutze. Ich habe gehört, dass man bei comdirect seit neuestem dann aber ebenfalls mit einer Vorwarnung rechnen darf -- siehe oben.


Neulich habe ich gelesen, dass jemand sieben Jahre lang sein Firmenkonto bei comdirect geführt hat und dann aus allen Wolken gefallen ist, weil die Bank die Geschäftsbeziehung beendet hat. Mir stellt sich freilich vor allem die Frage, warum es sieben Jahre gedauert hat, bis es aufgeflogen ist. Bei der Kontoeröffnung sichert man ja zu, dass es ein Privatkonto ist, kein Firmenkonto. Passend dazu:


Wer falsche Angaben bei der Kontoeröffnung gemacht hat, beispielsweise bei Angaben zum Gehalt lügt, um seine finanzielle Situation aufzuhübschen, darf ebenfalls nicht überrascht sein, wenn die Bank ihn rauswirft. Verständlich, oder?


Es ist sinnvoll, für Konto und Depot eine Vollmacht zu erteilen, denn das kann in bestimmten Situationen von großem Vorteil sein: Nicht nur bei Krankheit oder Tod, sondern auch bei ganz alltäglichen Dingen (Urlaubsreise) macht eine Vollmacht das Leben einfacher. Ganz wichtig ist allerdings, genau darauf zu achten, wem diese Ehre zu Teil wird. Trau, schau, wem! Wenn der Bevollmächtigte ein Konto für eigene Zwecke nutzt, oder sonst Schindluder treibt, erreicht die Kündigung den Kontoinhaber -- genau wie bei der Halterhaftung beim Autofahren: Für die Begleichung eines Knöllchens steht immer erstmal der Halter gerade und nicht der, der gerade gefahren ist.


Bomben und andere sehr gefährliche Sachen


Dann wären da noch die Spaßüberweisungen, über die man auch im Internet liest. Das kann man vergleichen mit Witzbolden, die am Flughafen bei der Security sagen: "Hey, Ihr habt meine Bombe nicht gefunden!" Ein Rauswurf ist in diesem Fall wohl noch das geringste Problem. Es droht Besuch von der Kriminalpolizei. Denn alle Banken sind nach dem Kreditwesen- und dem Geldwäschegesetz verpflichtet, kundenbezogene Sicherungssysteme vorzuhalten. Auch ohne offizielle schwarze Liste durchkämmt die Software Überweisungen nach verdächtigen Vorgängen. Dadurch sind auch tatsächlich schon Straftaten wie etwa Betrügereien im Online-Handel aufgedeckt worden. Gibt es eine verdächtige Überweisung, müssen nach dem Geldwäschegesetz "unabhängig von ihrer Höhe" auch Strafverfolgungsbehörden und das Bundeskriminalamt informiert werden. Eine verdächtige Transaktion darf nicht ausgeführt werden, sondern führt zu einer Kündigung. Wieder sind wir im Bereich des Strafrechts; wegen Verdunkelungsgefahr darf die Bank dem Kunden nichts dazu erklären und keine Begründung geben. Kunden sind also gut beraten, auf vermeintlich lustige Angaben im Verwendungszweck zu verzichten.


Stichwort Bitcoin. Das Gerücht macht die Runde, dass Banken Konten kündigen, wenn der Inhaber Geschäfte mit Kryptowährungen macht. Passt ja auch gut zu dem schiefen Bild, das manche Liebhaber der Kunstwährungen vom bösen Bankensystem haben. Ist natürlich falsch. Fakt ist aber: Manche Kryptobörsen sind illegal, und wenn hier Zahlungsströme stattfinden, muss die Bank reagieren. Vermutet die Bank, dass hinter einem Geschäft mit Bitcoin ein Betrugsversuch oder Geldwäsche steht, wird sie genau wie bei anderen illegalen Aktivitäten ebenfalls kündigen. Und weil eben Bitcoin häufig im Umfeld krimineller Machenschaften zum Einsatz kommen, sind die Filter bei den Banken hier besonders empfindlich.

 

[Nachtrag 19.01.2024] Von meinen Kontakten bei comdirect höre ich, dass auch Glückspiel und Sportwetten in diese Kategorie fallen können. Wenn Ihr mit Firmen dieser Branchen zu tun habt, solltet Ihr darauf achten, dass sie auf der "Whitelist der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL)" steht. Diese Liste findet man leicht im Internet. Falls Ihr Geld an eine Firma aus der Glückspiel- oder Sportwetten-Branche Geld überweist oder von dort beispielsweise Gewinne per Überweisung ausgezahlt bekommt, die nicht auf der Whitelist steht, droht eine Kündigung durch die Bank. Benutzt dann lieber ein anderes Girokonto, nicht das bei comdirect.


Missbrauch mit dem Depot: Trades, die sich "gewashen" haben


Manchmal ist dem Kunden gar nicht bewusst, dass er etwas Unerlaubtes tut. Habt Ihr schon mal gleichzeitig eine Kauf- und eine Verkauforder für ein Wertpapier eingestellt? Hintergrund können steuerliche Gründe sein: Durch derartige Geschäfte sollen Verluste geltend gemacht werden, die mit Gewinnen zu verrechnen sind. Der Fachbegriff dafür lautet "Wash-Trade", auch bekannt als "In-sich-Geschäft", und so etwas ist nach der europäischen Marktmissbrauchsverordnung verboten und kann strafrechtlich verfolgt werden. Das Gesetz sieht in diesen Fällen empfindliche Geldbußen für Marktmanipulationen bis zu fünf Millionen Euro und sogar Freiheitsstrafen bis zu vier Jahren vor. Viele Banken warnen auf ihren Websites ausdrücklich vor solchen Geschäften; man findet das über eine einfache Google-Suche nach "Wash-Trade" oder nach "Marktmissbrauchsverordnung". Auch auf den Seiten der Bafin gibt es Informationen dazu. Manche Banken legen die gesetzlichen Vorschriften streng aus und kündigen ein Depot, wenn solche illegalen Trades durchgeführt werden. Wie gesagt: Den Kunden trifft es mitunter völlig unvorbereitet, hatte er doch ein gutes Gewissen. Die Bank kann (und meiner Meinung nach sollte) vorher eine Warnung aussprechen, ist aber nicht dazu verpflichtet. Da dieser Fall wieder strafrechtlich relevant ist, sehen manche Banken eine Warnung vielleicht als riskant an.

 

Übrigens: Geschäfte sind nur dann verboten, wenn Kauf und Verkauf zeitgleich stattfinden, denn nur dann handle ich mit mir selbst. Manche Anleger verkaufen dagegen z.B. aus steuerlichen Gründen ein Wertpapier und kaufen es anschließend wieder zurück. Hier handelt man aber mit einer anderen Partei und nicht mit sich selbst, also sind das in aller Regel keine Wash-Trades! Anders ist es hingegen, wenn offene Orders auf beiden Seiten (Kauf und Verkauf) gleichzeitig eingestellt werden, um den Kurs in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Das ist ebenfalls verboten.


Zahlungsrückstände: wer liest schon Mahnungen?


Jetzt kommen wir zum absoluten Klassiker: Wer sein Konto über den vereinbarten Kreditrahmen hinaus überzieht, bekommt eine erste und eine zweite Mahnung von der Bank. Bei allem Verständnis für Leute, die vielleicht in einer schwierigen Lebenssituation ihre Post nicht mehr öffnen: Ich persönlich verstehe gut, dass die Bank in solchen Fällen, wenn alle Mahnungen fruchtlos bleiben, auch eine Kündigung ausspricht. Ist das Konto gekündigt, hat der Kunde einige Wochen Zeit, das Konto auszugleichen. Tut er das nicht, leitet die Bank ein Inkassoverfahren mit Schufa-Eintrag ein.


Tatsächlich sind diese Fälle nach übereinstimmenden Informationen aus unterschiedlichen Banken die häufigste Ursache für eine Kündigung durch die Bank: Ständige Überziehung über den vereinbarten Rahmen hinaus, trotz Mahnungen. Die schlechte Zahlungsmoral vieler Zeitgenossen spüren auch die Banken. Auf Platz zwei dürften die unzulässige Nutzung des Kontos und Geldwäscheverdachtsfälle stehen.


Übrigens werden die meisten Banken wohl nur bei Zahlungsrückständen die Kündigung automatisiert aussprechen. In allen anderen Fällen beschäftigt sich mit Sicherheit jemand mit dem Fall und entscheidet individuell, ob man sich von dem Kunden verabschieden sollte. Also keine Angst vor scheinbar willkürlichen Kündigungen durch ein Computersystem!


die Sache mit den Amerikanern


Etwas schwieriger ist ein weiterer möglicher Grund. Und damit kommen wir zum Thema Deckungsbeitrag zurück. Für Kunden bestimmter Nationalitäten verlangen die Rechtsvorschriften im Heimatland des Kunden ein besonderes Reporting auch von Banken in Deutschland. Ein Beispiel sind US-Amerikaner: Wenn eine Bank in Deutschland einem amerikanischen Staatsbürger Wertpapiergeschäfte anbietet, dann hat sie bestimmte Pflichten nach amerikanischem Recht -- auch wenn der Kunde in Deutschland wohnt. Dieses Reporting ist sehr aufwendig und teuer. Hier kann der Fall eintreten, dass dieser Kunde tatsächlich ein Verlustbringer für die Bank wird. US-Amerikaner haben daher bei vielen Banken in Deutschland Schwierigkeiten, ein Depot zu eröffnen, und eine solche oder ähnliche Konstellation kann auch eine Grund für eine Kündigung sein. Es liegt also nicht an der Person des Kunden, sondern daran, dass er durch seine Staatsangehörigkeit oder vielleicht durch seinen Wohnsitz aufwendige und kostenintensive Pflichten für die Bank auslöst.


Zinsen unter dem Gefrierpunkt


Damit sind wir beim Thema Negativzinsen. Es gibt Kunden, die extrem hohe Bargeldbestände auf ihrem Bankkonto lagern, aber aus welchen Gründen auch immer keine Negativzinsen -- verschämt "Verwahrentgelt" genannt -- dafür bezahlen. Nicht viele Kunden, aber einige. Da die Bank das Geld bei der Landeszentralbank parkt, muss sie dafür Negativzinsen an die Zentralbank bezahlen. Man versteht ohne weiteres, dass auch diese (seltene) Konstellation dazu führt, dass die Bank mit diesem Kunden Verluste schreibt, vor allem wenn er beispielsweise nicht an der Börse tradet. Da ist es eine nachvollziehbare wirtschaftliche Entscheidung, dass man sich verabschiedet. Auch in diesem Fall mag ein klärendes Gespräch vorab hilfreich sein, die Bank ist aber nicht dazu verpflichtet. Und wenn ich den Kunden bereits gebeten habe, eine Vereinbarung über Verwahrentgelte zu akzeptieren und er tut dies nicht, bringt wohl auch ein persönliches Gespräch nichts mehr. Ob man den Kunden kontaktiert ist sicher eine Einzelfallentscheidung.


der Ton macht die Musik


Und manches Verhalten von Kunden führt nicht nur bei Banken, sondern auch bei Versicherungen, Stromversorgern, Fitnessstudios, Handyanbietern, beim Vermieter oder Arbeitgeber, im Restaurant, beim Friseur oder im Autohaus zum Rausschmiss, hat also nichts mit der Bankbranche zu tun: Beschimpfungen gegen Mitarbeiter, Drohungen, Beleidigungen, rassistische Äußerungen, sowas in der Art. In all diesen Fällen weiß der betroffene Kunde genau, warum die Bank sich von ihm verabschiedet.


Ganz wichtig ist und bleibt aber die Aussage: Eine Bank wird einem Kunden niemals einfach so das Konto kündigen. Es steckt immer ein nachvollziehbarer Grund dahinter. Und definitiv kein Grund ist, dass man als Kunde nicht "rentabel genug" ist, auch wenn man diesen Unsinn immer wieder in der Presse liest. Wie gesagt: Auch ein nur wenig rentabler Kunde ist ein Kunde, an dem die Bank Geld verdient. Denkt immer daran: Auch wenn Ihr nur einmal pro Jahr an der Börse handelt, kann die Bank Gewinn mit Eurem Konto machen. Jeder Cent Gewinn ist immerhin ein Cent.


Warum erfahre ich den Grund nicht?


Zuletzt steht immer wieder die Frage im Raum, warum der Kunde auch auf Nachfrage nicht den Grund für das Aus erfährt. Na klar, darüber kann man streiten. Ich kann mir aber aus Sicht der Bank gut vorstellen, dass dann unschöne "Aber ich habe doch gar nicht ..."-Diskussionen entstehen. Diese fruchtlosen Diskussionen kosten Zeit und daher Geld. Eigentlich verständlich, dass man lieber darauf verzichtet. Zumal auch die Mitarbeiter in der Kundenbetreuung mitunter gar nicht wissen können und dürfen, warum eine Kündigung ausgesprochen wurde. Und bei Geldwäscheverdacht darf die Bank dem Kunden keine näheren Informationen geben, siehe Par. 47 GWG.


Hilfe -- ich habe mich ausgesperrt!


Eine Zusatzfrage betrifft den Fall, dass die Bank das Konto zwar mit einer Frist gekündigt hat, der online-Zugang oder auch die Bezahlkarten jedoch mit sofortiger Wirkung gesperrt sind.** Wie soll ich jetzt meine Rechnungen bezahlen? Erfahrungsgemäß kommt es nur im Zusammenhang mit Geldwäsche- oder Betrugsverdacht zu dieser besonderen, aber sehr seltenen Konstellation; Rechtsgrundlage ist Par. 10 (9) GWG, wonach "keine Transaktion durchgeführt werden" darf. Nach Abschluss der Klärung kann es zu einer Entsperrung des Zugangs und sogar zu einer Weiterführung des Kontos kommen! Wenn Ihr Euch aber vorübergehend nicht mehr online in Euer Konto einloggen und überweisen könnt und die Kreditkarte nicht funktioniert, wäre es einen Versuch wert, der Bank schriftlich -- per Post -- einen Überweisungsauftrag zu erteilen, auch wenn manche Banken dafür Zusatzgebühren berechnen. Es gibt allerdings keine Gewähr, dass dieser Auftrag ausgeführt wird und es werden naturgemäß auch keine Nachfragen dazu beantwortet, falls Geldwäsche im Raum steht -- äußerst unbefriedigend für den Kunden und auch für die Bank. Leider kann man hier nur ganz knallhart den Rat geben, den Ihr von mir schon kennt: Besser Konten bei mehreren Banken führen und das Geld aufteilen, so dass man niemals auf dem Trockenen sitzt. Übrigens:


Warum comdirect?


Warum hört man so oft von Kündigungen gerade bei comdirect? Hier ist unsere Community Fluch und Segen zugleich. Segen, weil sie uns erlaubt, uns hier frei und unzensiert auszutauschen. Fluch, weil natürlich niemand einen gekündigten Kunden daran hindert, sich hier zu erleichtern und seiner verständlichen Verärgerung Luft zu machen. Manche sind scheinbar ahnungslos und behaupten, von der Kündigung völlig überrascht zu sein. Hand aufs Herz: Wenn Ihr Euer Konto missbraucht habt, es ist rausgekommen und die Bank kündigt, würdet Ihr den Grund hier posten? Wenn Ihr bereits bei einer anderen Bank wegen Geldwäscheverdacht aufgefallen seid und comdirect jetzt ebenfalls Abschied nimmt, würdet Ihr das schreiben? Oder entspricht es nicht viel eher der menschlichen Natur, die Schuld auf die Bank zu schieben und sich selbst als ahnungsloses Opfer hinzustellen? Wir, also die Öffentlichkeit, wissen es nicht. Und andere Banken haben gleich gar kein öffentlich sichtbares Forum, oder zensieren Beiträge sehr streng. Natürlich findet man dann auch keine Berichte über Kündigungen.


Vielleicht habe ich mit diesen groben Erklärungen ein wenig Licht ins Dunkel gebracht. Sicherlich werde ich von denjenigen, die eine Kündigung bekommen haben und sich nachvollziehbar sehr ärgern, keinen Beifall bekommen. Vielleicht erkennt Ihr Euch in einem der obigen Sachverhalte wieder?


paar einfache Verhaltensregeln


Mir ist es aber sehr wichtig, dass niemand Angst vor einer Kündigung "out of the blue" haben muss. Wenn ich mein Konto wie vereinbart nur auf eigene Rechnung führe und auf Nachfragen oder Mahnungen der Bank reagiere, dann werde ich viel Spaß mit dem Konto haben und muss keine Angst vor einem Rausschmiss haben. Ich kann mich heute nicht mehr darauf verlassen, dass die wirklich wichtigen Sachen per Briefpost kommen: Die meisten Banken kommunizieren mit den Kunden fast nur noch elektronisch, bei comdirect beispielsweise per Postbox.

 

Wer "keine Zeit" hat, wenigstens einmal pro Woche in die Postbox zu sehen, ob es neue Nachrichten gibt, hat meiner Meinung nach nichts bei einer Direktbank verloren. Übrigens kann man sich per E-Mail über neue Nachrichten in der comdirect-Postbox informieren lassen! Die Werkzeuge sind da; man muss sie nur nutzen.

 

Es ist also sehr wichtig, alle Mitteilungen -- auch die elektronischen -- der Bank regelmäßig zu lesen, am besten wirklich mindestens jedes Wochenende, und bei Bedarf darauf zu reagieren, um Schlimmeres zu vermeiden. Wir Juristen nennen das die "Mitwirkungspflichten des Kunden".


Immerhin hat ein Rauswurf keine Auswirkungen auf die von der Schufa ermittelte Kreditwürdigkeit. Dort wird ein gekündigtes Konto ohne Zahlungsrückstände nur gelöscht –- ohne negative Folgen für den Kunden.


Mein Bericht beruht auf vielen Gesprächen mit einigen Leuten bei unterschiedlichen Banken. Ich hoffe, auf diese Weise etwas Licht in die mysteriösen Vorgänge gebracht zu haben. Sicher sind meine Leserinnen und Leser nicht davon betroffen.


Herzliche Grüße aus einem sonnigen München


nmh

 

_________________

*)    Immer wenn ich Leute, die bei comdirect arbeiten, persönlich treffe, sind die derart gut herausgeputzt und attraktiv, dass ich daneben wie ein Landstreicher aussehe, der gerade unter einem Stein hervorgekrochen ist. Jetzt kenne ich den Grund dafür.

**)  Juristisch ist das etwas ganz anderes als eine fristlose Kündigung! Auch wenn beides gleichermaßen ärgerlich für den Kunden ist.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
340 ANTWORTEN

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

@Joerg78  schrieb:

Möglicherweise sollte man bei größeren Transaktionen von/zu Kryptobörsen vorsichtig sein, auf Reddit  wird dort gerade heiß diskutiert. Da in diesem Fall die Kündigung auch mit einer Kontensperrung einherging, besteht die Vermutung, dass die Commerzbank die Transaktion (laut Threadersteller im mittleren 5-stelligen Bereich) als Geldwäscheverdacht behandelt.

 


Kryptobörsen allgemein? Also auch die Börse Stuttgart? Steht da was zu? 

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

Joerg78
Mentor ★★★
3.152 Beiträge

@Zilch  schrieb:


Kryptobörsen allgemein? Also auch die Börse Stuttgart? Steht da was zu? 


Nein, es steht nur allgemein "Kryptobörsen" da, gesondert erwähnt wird allerdings Kraken.

digitus
Legende
9.094 Beiträge

@Zilch  schrieb:
Kryptobörsen allgemein? Also auch die Börse Stuttgart? Steht da was zu? 

In dem Reddit-Thread ist von Kraken die Rede:

 

"Daher direkt angerufen und nachgefragt. Die Frau am Telefon gab dann nach einigen anfänglichen Floskeln endlich zu, dass die Kündigung erfolgte, weil ich in den letzten Wochen Überweisungen von Kryptobörsen (Kraken) erhalten habe und dies unerwünscht sei."

 

Wenn das so stimmt, ist natürlich die Frage an @SMTcomdirect (und an @nmh) : Ist das grundsätzlich so? Gibt es tatsächlich Krypto-Handelsplätze, die auf einer "schwarzen Liste" stehen? Dann wäre die Schlussfolgerung des Reddit-Threaderöffners korrekt, dass man sich dann ein anderes Konto bei einem Marktbegleiter suchen muss.

 

Oder gibt es tatsächlich die Möglichkeit der Bank zu vermitteln "ich erwarte einen größeren Betrag von einer Kryptobörse und das hat alles seine Richtigkeit". Der Threaderöffner behauptet, er habe ggü. der Bank die Geldeingänge angekündigt.

 

Die Sache wird nämlich schon langsam skurril: Was macht der nullzinsgeplagte Bankkunde, der ein Festgeld bei einer Bank im europäischen Ausland hat und nach Fälligkeit ebenfalls einen fünfstelligen Betrag erwartet?

 

Es ist schön und gut, dass @nmh hier recherchierend für die comdirect in die Bresche springt, aber ich würde mir - wenn ich eine Girokonto bei der comdirect hätte - deutlich mehr Transparenz seitens meiner Hausbank wünschen.

 

Wenn man sich die Kommentare unter dem oben verlinkten Reddit-Post ansieht, dann scheinen Marktbegleiter wie ING und DKB lockerer mit Überweisungen von Kryptobörsen umzugehen. Warum? Haben wir hier ein ähnliches Problem wie mit den REITs oder manchen ETFs, dass die comdirect es genauer nimmt als andere Kreditinstitute?

 

Ich merke, dass mich jeder weitere Bericht über eine solche Kündigung erneut hilflos macht - selbst wenn der Artikel von @nmh aussagt, dass man sich als rechtschaffener Bankkunde (m/w/d) keine Sorgen diesbezüglich machen müsse ...

 

Grüße und gute Nacht,

Andreas

Morgenmond
Mentor ★★★
2.411 Beiträge

@digitus  schrieb:
...

Ich merke, dass mich jeder weitere Bericht über eine solche Kündigung erneut hilflos macht - selbst wenn der Artikel von @nmh aussagt, dass man sich als rechtschaffener Bankkunde (m/w/d) keine Sorgen diesbezüglich machen müsse ...

 

Grüße und gute Nacht,

Andreas


Hi @digitus 

Das kann ich gut nachvollziehen.

Besonders bezeichnend fand ich die diskreditierende Bezeichnung von @nmh "arme Unschuldslämmer"

für Kunden die sich hier im Forum mitgeteilt haben.

Ich habe keinen Grund diesen Berichten zu misstrauen zumal ja die comdirect die Möglichkeit hat ihre Kriterien transparent darzulegen. Was sie aber nicht tut !

Und auch rechtschaffenden Kunden wird kommentarlos gekündigt sobald es nicht zu den hinterlegten Algorithmen der Bank passt. 

Insofern kann man nur den Tip geben sehr genau zu schauen welche Bank man als Partner haben möchte.

 

Gruß Morgenmond

nmh
Legende
9.962 Beiträge

@digitus 

 

Du solltest Deine Zeit nicht mit Geraune wie bei "Reddit" verschwenden. Dort liest Du Geschwätz von Personen, die Du nicht persönlich kennst, die sich - warum auch immer - über comdirect geärgert haben und ihrem Frust Luft machen. Dass man dann Geschichten aufhübscht und das ahnungslose Opfer spielt, um nicht selbst als Trottel dazustehen, ist nur menschlich. Mahnung übersehen oder nicht ernst genommen? Das schreibt man dann freilich lieber nicht. "Die haben kurzen Prozess gemacht und mich einfach so rausgeworfen" klingt viel dramatischer. Wir wissen es nicht!

 

Der dortige Bericht kann schon alleine deswegen nicht stimmen, weil comdirect am Telefon (oder wer mag mit der "Frau am Telefon" gemeint sein?) keine Auskünfte über die Hintergründe einer Kündigung gibt. In meinem Artikel stand ja eigentlich auch, warum: Weil die Mitarbeiter der comdirect-Kundenbetreuung diesen Grund nicht kennen!

 

Ein Konto wird nicht gekündigt, weil man mal Zahlungsverkehr mit einer Kryptobörse hat. Anders sieht es aus, wenn solche Zahlungen häufiger vorkommen, der Verdacht auf Straftaten besteht oder man auf Mahnungen (!!!) nicht reagiert. Nochmal: Wir lesen hier Berichte aus dritter oder vierter Hand. Was wirklich passiert ist, wissen wir nicht. Das gilt genauso für die "verlinkten Kommentare", die man ebenso wenig für bare Münze nehmen darf.

 

Nur am Rande sei angemerkt, dass mir auch nicht klar ist, wozu man unbedingt Kryptowährungen bei Kraken handeln muss. Wer unserem System vertraut und eben nur bei Bitcoin & Co spekulieren will, kauft einfach Derivate, die es bei allen Banken gibt. Comdirect ist - bei Licht betrachtet - ein Wirtschaftsunternehmen und will Geld verdienen. Man hat überhaupt keinen Grund, solchen Kunden zu kündigen. Wer generell Berufspessimist ist ("die da oben", "morgen bricht hier alles zusammen, und ich kann beim Bäcker nur noch mit Goldbarren oder Bitcoin einkaufen"), der sollte dann dieses System meiner Meinung nach auch nicht nutzen. Venire contra factum proprium.

 

Meine Empfehlung: Verschwendet keine wertvolle Lebenszeit mit solch unseriösen Schilderungen. Es lohnt sich nicht.

 

Unabhängig davon bin ich mir sicher, dass auch das @SMTcomdirect  am Montag was dazu schreiben wird.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

digitus
Legende
9.094 Beiträge

@nmh: Danke für die ausführliche Antwort. Ich weiß (oder hoffe zumindest sehr), dass du Recht hast und es niemanden versehentlich oder unberechtigt trifft ...

 

Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich auch nicht der bin, der täglich in die Postbox schaut, weil ich darin nichts anderes erwarte als die vorhersagbaren Sparplanabrechnungen ... 🙄

 

Grüße und gute Nacht,

Andreas

Weinlese
Mentor ★
1.456 Beiträge

@nmh  schrieb:

Nur am Rande sei angemerkt, dass mir auch nicht klar ist, wozu man unbedingt Kryptowährungen bei Kraken handeln muss.


Ein ganz banaler Grund könnte sein, dass man sich die Abgeltungssteuer auf erwirtschaftete Gewinne sparen möchte. Dazu muss man die Coins nun einmal real halten.

 


Wer unserem System vertraut und eben nur bei Bitcoin & Co spekulieren will, kauft einfach Derivate, die es bei allen Banken gibt. [...] Wer generell Berufspessimist ist ("die da oben", "morgen bricht hier alles zusammen, und ich kann beim Bäcker nur noch mit Goldbarren oder Bitcoin einkaufen"), der sollte dann dieses System meiner Meinung nach auch nicht nutzen.


Was kommt dann als nächstes? Alle, die mit der Regierung nicht einverstanden sind, bekommen ihr Wahlrecht abgesprochen? Tut mir leid, aber ich kann deine Einstellung hier nicht nachvollziehen.

 

Du stellst potentiell jeden, der sich real Coins kauft, in die Ecke der Verschwörungstheoretiker oder sonst welcher Leute. Genau dieses Implizieren von Zusammenhängen oder das damit oft verbundene Wiederholen falscher Tatsachen (beispielsweise, dass Kryptowährungen hauptsächlich für illegale Aktivitäten genutzt werden) sind mit ein Grund für die stetig weiter eingeschränkten Freiheitsrechte in diesem Land. Je mehr Leute diesen Unsinn glauben, desto eher werden Regierung oder Banken sich auch gezwungen sehen, handeln zu müssen. Vermeintlich zum Schutz vor Kriminellen, tatsächlich aber zum Nachteil der überwiegend rechtschaffenden Bürger.

 

Kürzlich kam eine ähnliche Bemerkung von Dir zu Leuten, die russische oder chinesische Aktien kaufen. Was soll das? Solange es in Deutschland legal ist Kryptowährungen oder Aktien aus Ländern zu handeln, die unsere westlichen Werte nicht unbedingt teilen, so lange sollte jeder diese Feiheit auch in Anspruch nehmen dürfen, ohne dafür (von welcher Seite auch immer) unnötig gegängelt zu werden.

 

Leider wird es heutzutage aber mehr und mehr zur Mode, Menschen pauschal erst einmal irgendwelche bösen Absichten zu unterstellen, wenn sie diese Freiheiten ausnutzen wollen. Es ist ein wiederkehrendes Muster, ob bei Bargeldzahlungen, dem Kauf von Edelmetallen oder eben Kryptowährungen. Am Ende solcher Entwicklungen steht die Beweislastumkehr, bei der nicht mehr der Staat dem Bürger seine Schuld, sondern der Bürger selbst seine Unschuld beweisen muss.

 

Man muss kein "Berufspessimist" sein, um zu sehen, dass solche Entwicklungen einer Gesellschaft mehr schaden als nutzen. Die Geschichte hat zahlreiche Beispiele dafür parat. Lass den Leuten doch ihre Freiheiten, solange sie damit niemand anderem schaden!

 

Viele Grüße

Weinlese

Morgenmond
Mentor ★★★
2.411 Beiträge

@nmh  schrieb:

@digitus 

 

Du solltest Deine Zeit nicht mit Geraune wie bei "Reddit" verschwenden. Dort liest Du Geschwätz von Personen, die Du nicht persönlich kennst, die sich - warum auch immer - über comdirect geärgert haben und ihrem Frust Luft machen. Dass man dann Geschichten aufhübscht und das ahnungslose Opfer spielt, um nicht selbst als Trottel dazustehen, ist nur menschlich. Mahnung übersehen oder nicht ernst genommen? Das schreibt man dann freilich lieber nicht. "Die haben kurzen Prozess gemacht und mich einfach so rausgeworfen" klingt viel dramatischer. Wir wissen es nicht!

...

 


Sorry aber solch einseitige Sichtweise finde ich sehr befremdlich und verstörend und nicht als Diskussionsgrundlage geeignet.

 

Gruß Morgenmond 

Crazyalex
Legende
9.375 Beiträge

Meine - vielleicht etwas naive - Einstellung/Sichtweise: mit legal erworbenen/verdientem/erwirtschafteten Geld sollte man (weiterhin) legal wirtschaften können. Und das innerhalb der bestehenden Gesetze ungehindert und ohne Angst haben zu müssen.

Man könnt natürlich die Gesetze anpassen so dass z.B. ab einer gewissen Betragshöhe bei einer Transaktion eine Beweislastumkehr vorhanden ist. Aber da sind wird derzeit (noch) nicht.

Solange sehe ich es als steuerzahlender Bürger als mein gutes Recht an eben über meine Geld innerhalb des o.g. Rahmens frei zu verfügen.

Dabei darf von mir aus auch die Bank die Behörden und den Fiskus unterstützen - aber bitte ohne Auswirkungen auf einen Unschuldigen! Und noch ist es so, dass ich unschuldig bin bis meine Schuld bewiesen ist.

 

Natürlich soll und muss der Staat gegen Geldwäsche und Schattenwirtschaft vorgehen.

Aber

1. der Staat und seine Behörden und nicht Banken die in vorauseilendem Gehorsam Fakten schaffen und

2. dann bitte auch konsequent und nicht mit fragwürdigen Maßnahmen die den kleinen (unschuldigen?) Mann treffen sondern dort wo es sich auch anzusetzen lohnt. Die Punkte diesbezüglich sind hinreichend bekannt.

 

Gruß Crazyalex


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!

ae
Mentor ★★★
3.474 Beiträge

Wird hier etwa der falsche beschuldigt? Gar zum Delinquenten gemacht?

 

Ist die CoDi vielleicht doch nur ein besonders williger Helfer?

Lehrt uns die Geschichte nicht etwa, dass auch besonders eifrige Helfer und Erfüllungsgehilfen sich ebenfalls schuldig machen und nicht nur „Werkzeuge“ sind?

 

Oder ist der Geldwäschebeauftragte* der CoDi ein ganz genauer Erfüllungsgehilfe, gar ein Pedant?

Wird hier tatsächlich das Unschuldsprinzip ausgehebelt und jeder steht erstmal unter Generalverdacht?

 

Ist vielleicht Mama Commerzbank besonders streng und droht, das Töchterlein comdirect noch fester ans Tischbein zu binden, auch bei kleinstem Vergehen?

Haben da andere Töchter etwa mehr Spielraum?

 

Wie ihr seht, alles Fragen! 
Ich kann nur Fragen dazu stellen oder Mutmaßen, da ich weder Jurist bin, noch Mäuschen, welches reinkriechen und  Interna ausspähen kann. 

Auch habe ich keine persönliche Erfahrungen und Vergleiche mit anderen Geldhäusern und sämtliche Berichte stammen aus Dritter, vierter Hand, deren Wahrheitsgehalt ich weder anzweifle noch für bare Münze nehme. 

Ich habe auch keine Bitcoin, Ethereum, ADA, Hundemünzen oder was es sonst noch so alles gibt, lediglich eine an den Fingern abzählbare Anzahl an Zertifikaten auf Kryptos und finde es auch ungerecht dass die Wertsteigerung dieser nach einer Haltedauer steuerfrei sind, während ich meine Aktiengewinne versteuern muss. 
Sind deswegen alle Bitcoin Besitzer Verbrecher? 
Ich denke Nein! Mir steht die Möglichkeit ebenfalls frei darin zu investieren und legale steuerfreie Gewinne mitzunehmen. 

 

Bei keinem anderem Thema vermehren sich hier in der Community die Fragen , je mehr Informationen/ Gerüchte darüber da sind. 

gruss ae

 

* laut Geldwäschegesetz (GwG) sind die Banken dazu verpflichtet eine derartige zusätzliche Stelle zu schaffen und müssen auch nur den kleinsten Verdacht in Richtung eines Geschäftsgebarens a la Al Capone zur Anzeige bringen. 
Bei Nichteinhaltung drohen empfindliche Geldstrafen, die sich die meisten, durch Niedrigzins verarmten,  Banken kaum leisten können 

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>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden