23.12.2020 00:03 - bearbeitet 23.12.2020 10:00
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"Olet*!"
Doch was stinkt denn nun im vorletzten Türchen? Ist es der "Duft von Weihnachten", der schon überall Einzug gehalten hat? Oder ist es das Parfum von Tante Emma, das zu dick aufgetragen wurde und nun um den Weihnachtsbaum schwirrt? Oder das Fichtennadelspray, das den unangenehmen Duft des Plastikbaumes überdecken soll? Oder der Tiramisu-Geschmack der Lindt-Weihnachtsschokolade? Das Trüffelöl für den Weihnachtsbraten? Der Ledergeruch des neuen Autos, das ihr zu Weihnachten geschenkt bekommt? Wir werden es wohl nie... Stop. Doch! Wir werden es erfahren. Die Antwort ist nämlich: Alles!
Heute wird ja alles mit Aromen oder Duftstoffen versetzt - seien es nun natürliche oder künstlich hergestellte, sogenannte naturidentische.
Und das Schweizer Unternehmen Givaudan (WKN: 938427) stellt diese Produkte her. Egal, ob es um Lebensmittel oder Hygieneprodukte geht: Alles, was "stinkt" und "schmeckt", kann reproduziert oder intensiviert werden. Bei einem Marktanteil von 25 Prozent ist Givaudan gleichzeitig das größte Unternehmen einer Branche**, zu der auch International Flavors & Fragrances Inc. als drittgrößtes Unternehmen und Firmenich als zweitgrößtes Unternehmen gehören. Den zweiten Platz teilt sich Firmenich übrigens mit Symrise, einem deutschen Hersteller für Aroma- und Duftstoffe. In dem Zusammenhang könnt ihr gerne mal bei Google nach "nmh comdirect Erdbeer Trester" suchen, er hat schon mehrfach darüber geschrieben.
So unscheinbar wie die Produkte selbst ist auch das Unternehmen. Denn wer macht sich schon viele Gedanken darum, wer die Aroma- oder Süßstoffe herstellt, die in unserer Vanilla-Coke** stecken? Wer verschenkt überhaupt Gedanken an Aroma- und Duftstoffe?
Das Unternehmen konnte in den vergangenen Jahren den Umsatz um rund 10 Prozent pro Jahr steigern. Das ist ein schöner, gesunder Anstieg, denn immerhin entwickeln die ja ganz spezielle Aromen auf Kundenwusch.
Zum Kundenstamm gehören unter anderem Estee Lauder, Procter & Gamble, Unilever, Colgate-Palmolive, L'Oréal, Calvin Klein oder wie bereits erwähnt: Coca Cola. Wer übrigens Nestlé Aktien besitzt, besitzt auch 10 Prozent von Givaudan. 2002 hat Givaudan die Aromensparte von Nestlé übernommen, wofür Nestlé mit 10 Prozent der Unternehmensanteile vergütet wurde.
Das 1895 gegründete Unternehmen konnte 2017 den Gewinn durch stark schwankende Rohstoffpreise und anderen externen Herausforderungen im Markt zwar nicht steigern, aber im Schnitt kommen trotzdem immer noch gute 2 Prozent pro Jahr dazu. Stetig steigende Gewinnrücklagen sowie Investitionen sichern hierbei die Liquidität und Wettbewerbsfähigkeit von Givaudan. Und natürlich auch die jährlichen Ausschüttungen bei einer Dividendenrendite von ungefähr 1,7 Prozent.
Der Kurs von Givaudan erholt sich derzeit etwas, schlägt aber auch weiterhin alle wichtigen oder bekannten Indizes. Die Erholung bietet somit eine gute Gelegenheit für den Einstieg in einen Wert, der es bereits zwölf Mal in ganz unterschiedliche Sternelisten geschafft hat.
Apropos: Zuletzt am 15.11.2020 in der Performance-Sterneliste von nmh.
Die derzeitige Kälte scheint meinem schwarzen Kabel nach München nicht gut zu tun. Dennoch bekomme ich ein paar Daten rein. Die Aktie ist laut dem befreundeten Rechenzentrum in den letzten Jahren mit knapp 17 Prozent p.a. gestiegen. Rein rechnerisch entspricht das einer Verdopplung alle 4 Jahre. Besonders positiv: Der Parameter, der die Häufigkeit und Stärke von Kursverlusten misst, hat einen deutlich unterdurchschnittlichen Wert, daraus berechnet sich ein ordentliches Rosenheim-CRV von knapp 16. Die Rosenheim-Methode liefert ein Kursziel von 7.400 EUR mit Sicht auf fünf Jahre, 16.000 Euro für das Jahr 2030 und sogar 77.000 Euro, wenn man bis 2040 blickt. Auf der Liste der besten Aktien der Welt reicht das für einen guten Platz 43.
Wer die Aktie zu teuer findet kann auch in ein Hebelzertifikat mit kleinem Hebel einsteigen. Beispiele hierfür sind GA9VAG, CJ5JPH oder CJ5JPP.
Mit einer Investition in Givaudan riecht man zwar nicht besser, beweist aber meiner Meinung nach guten Geschmack. Der Markt wächst mit der Weltbevölkerung. Und weil die Aktie nur selten Kursverluste durchmacht, kann man mit dem Titel auch ruhig schlafen.
Vielleicht denkt ihr ja nun an Givaudan, wenn ihr in euren Rumkunstaroma-Christstollen beißt.
Die Reise ist nun bald vorbei - ein Türchen bleibt übrig. Steht dieses in Verbindung mit Givaudan? Vielleicht. Lasst euch überraschen.
Ich beglückwünsche auf jeden Fall @isabel und allen Anderen für den richtigen "Riecher" - auch denjenigen, die Givaudan hinter Tür 6 vermutet haben. Das Unternehmen war richtig, nur das Türchen falsch. Ich würde sagen: Spürhunde in Ausbildung!
Es tut mir leid, dass ich etwas gestänkert habe. Aber wenn alle aufhören zu raten wäre es ja auch blöd 😉
Ich wünsche euch eine frohe und erholsame Weihnachtszeit. Bleibt gesund!
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*=Bitte nicht verwechseln mit OLED, einer Bildschirmtechnologie. Samsung hatten wir ja bereits schon.
**=Es fällt eher auf, dass zu einer bestimmten Zeit des Jahres wieder der dicke rote Weihnachtsmann aufgedruckt wird
Edit: Dies war übrigens Beitrag #4000.... ich alter Spammer, ich...
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
27.01.2021 13:34 - bearbeitet 27.01.2021 13:37
27.01.2021 13:34 - bearbeitet 27.01.2021 13:37
@manyocom: das ist ein ADR, keine Aktie sondern eher eine Schuldverschreibung.
Grüße,
Andreas
am 27.01.2021 14:04
danke, ich habe zwar noch nicht ganz verstanden was ein ADR ist, aber man sollte ADRs wohl eher meiden oder?
am 27.01.2021 14:17
@manyocom : Nein ADR's muss man nicht meiden, jedoch sollte man sich darüber informieren bevor man in solche investiert. Wie bei jedem anderen Finanzprodukt eben auch
gruss ae
am 27.01.2021 14:21
Aktie: Anteil am Unternehmen, wenn Unternehmen futsch, dann Geld weg
ADR: jemand nimmt dein Geld und kauft davon eine Aktie, du kriegst dafür eine Quittung. Wenn Unternehmen der Aktie oder Herausgeber des ADRs futsch, dann Geld weg.
Vorteile von ADRs:
- Bezugsverhältnis kann anders als 1:1 sein
- manche Aktien sind nicht überall handelbar, zB keine CH-Aktien an deutschen Börsen, diverse chinesische Aktien, etc. -> bei einem ADR eines amerikanischen Emittenten auf ein schweizer Unternehmen hast du ein amerikanisches Papier (kannst/darfst es also an deutschen Börsen handeln)
Nachteile:
- zusätzliches Emittentenrisiko
Grüße
MrMunki