Hallo Peergroup,
irgendwo bin ich letzthin über den iShares Edge MSCI World Momentum Factor gestolpert und habe ihn mir etwas näher angesehen.
355 Papiere, die üblichen Verdächtigen als stärkste Postionen, aber ggü. einem 'normalen' MSCI World eine beeindruckende Outperformance (hier zusätzlich verglichen mit seinem Index-Bruder Xtrackers MSCI World Momentum Factor😞
[via]
Was denkt Ihr?
Und ketzerisch gefragt: Taugt der auch als Basisinvestment?
Gute N8,
Andreas
@Speedy85 schrieb:Meine Fragen lassen sich im Prinzip auch auf andere ETFs als Beimischungen übertragen.
1) Was meintest du mit „engmaschig kontrollieren“? Vermutlich 1x die Woche oder 1x im Monat kontrollieren?
Da gibt es keine feste Regel.
Fausformel: Je nischiger der ETF desto kürzer die Leine.
Der sprichwörtliche "burmesische Wasserbüffelindex" (Zitat FInanzwesir) sollte mindestens wöchentlich kontrolliert werden, beim Momentum reicht es wohl auch halbjährlich.
Das hängt an den unterschiedlichen Risikotypen.
Ein Spezial-ETF kann halt auch in kurzer Zeit mal schwer unter die Räder kommen wenn beispielsweise die abgebildete Branche nicht mehr läuft. Oder ein Länder-ETF sackt ab weil der Notenbankchef rausgeschmissen wird.
Beim Momentum-ETF ist die Gefahr aufgrund seiner trotzdem breiten Diversifizierung sicherlich geringer. Trotzdem sollte man ein Auge darauf haben, dass die erhoffte Überrendite auch tatsächlich erreicht wird. Jeder noch so gute ETF ist nämlich trotzdem ein schlechtes GEschäft falls er dauerhaft hinter der Performance des MSCI World zurückbleibt.
@Speedy85 schrieb:2) Im Prinzip sind sich ja die meisten einig, dass man bei einem World ETF für ein langfristiges Investieren keine Stopkurse benötigt. Der Momentum hat zwar „nur“ 350 und keine 3500 Aktien, aber dennoch ist doch die Aktien-Anzahl immer noch deutlich groß genug, dass der Verlust einzelner Positionen nicht ins Gewicht fällt. Selbst in der Corona-Krise im vergangenen März ging es ja innerhalb kurzer Zeit dermaßen steil bergab und dennoch war das Credo „nicht verkaufen, erholt sich wieder, auch wenn’s vielleicht länger dauert“. Nun hat sich gezeigt, dass sich alles viel schneller erholt hat als gedacht. Okay. Trotzdem frage ich mich, was kommen soll, sodass man diesen ETF engmaschig kontrollieren müsste (und ihn dann notfalls gar zu verkaufen?), wenn selbst der Crash vor einem Jahr im Prinzip das Gegenteil gezeigt hat?!
Ich habe manchmal den Eindruck, der Crash des vergangenen Jahres war für einige zu wenig nachhaltig. Alle die, die erst seit höchstens 10 Jahren investiert sind, scheinen sich nämlich in ihrem Eindruck bestätigt zu sehen, dass die Märkte immer nur nach oben gehen und, falls sie doch mal einbrechen, regele sich die Sache binnen kürzester Zeit ja von selber wieder.
Die Annahme ist falsch!
Daher sollte man in seinen Überlegungen immer einkalkulieren, dass es auch mal 10 Jahre und mehr dauern kann bis alte Stände wieder erreicht werden. Ein Blick auf den Anfang des Jahrtausends genügt.
Grundsätzlich würde ich einen ETF den ich bespare nie mit Stopkursen versehen sondern mich im Extremfall über günstige Nachkaufmöglichkeiten freuen.
Oder andersrum: Wenn ich den Drang verspüre für einen ETF einen Stopkurs definieren zu wollen, dann eignet er sich nicht für einen Sparplan.
Beim Momentum-ETF kann man zugutehalten, dass seine Zusammensetzung sich branchenübergreifend (!) dynamisch ändert. Was heute noch unter Momentum läuft kann morgen schon rausgeflogen und durch neue Momentumswerte ersetzt worden sein. Allerdings passiert das naturgemäß immer mit einer gewissen Verzögerung während der der ETF auch mal unterperformen kann. Die Frage ist einfach, ob der Momentum langfristig (über Jahrzehnte!) dem MSCI World überlegen ist.
Falls ja: Alles gut, weitermachen!
Falls nein: Dann muss es irgendwann den Zeitpunkt geben in dem er zurückfällt. Den gilt es zu erkennen. Und das geht nur durch Beobachtung.
@Speedy85 schrieb:3) Daran anschließend noch ein weiterer Gedankengang: Das „engmaschige Kontrollieren“ würde doch statt bei weit gestreuten Welt-ETFs eher Sinn bei Branchen-ETFs wie z.B. dem Lyxor Disruptive Tech machen, oder? Angenommen man merkt, dass in einer Branche (hier z.B. Tech) mittelfristig/langfristig nicht mehr viel Potential steckt und die Kurse bergab gehen. Dann könnte man den Branchen-ETF evtl. ruhen lassen / verkaufen, was man aber eben nur bemerkt, wenn man die Kurse immer mal kontrolliert. Oder sehe ich das falsch?
Wie oben schon gesagt: Es gibt nicht nur "ganz eng" und "gar nicht" sondern ganz viel dazwischen. Den Grundatz hast Du aber richtig zusammengefasst (außer das der Lyxor, entgegen seines Namens, keineswegs nur Tech enthält 
)
Ich hole diesen Thread mal wieder nach oben, weil es natürlich interessant ist, wie sich die Momentums gerade so schlagen:
Hier ist die Vergleichsgrafik aus dem Threadopener - auf diese Sicht geht der Punkt ans Faktor-Investment:
[via]
Jetzt verkürzen wir den Zeitraum mal auf die letzten 12 Monate und fügen den von @Joerg78 letzthin vorgestellten Rosinenpicker #19 hinzu:
Und siehe da: die Momentums schneiden hier schlechter ab als der MSCI World, dafür spielt der WisdomTree Global Developed Quality Growth seine Qualitäten aus:
[via]
Grüße,
Andreas
