Habe soeben festgestellt, dass dieser Thread erst am 15.05.2020 eingerichtet wurde. Davor wurden die Beiträge WC betreffend im Thread Wirecard-Aktie Crash eingestellt.
Mir ist aufgefallen, dass zwischenzeitlich viele "Neulinge" hier "mitmischen", was ich äußerst positiv empfinde. Aus diesem Grund, und weil ich verschiedentlich den Unmut einiger Teilnehmer erkennen konnte, dass "man" zwar in den Medien das eine oder andere hinsichtlich gewisser Unregelmäßigkeiten hören und lesen konnte, tiefgreifende Informationen aber Fehlanzeige waren. Im Gegenteil, auf ntv. wurde man vor kurzem sogar "ermuntert", zu investieren. Offensichtlich sind meine Beiträge vom 08.12.2019 und 12.12.2019 nicht gelesen worden, oder in Vergessenheit geraten. Hiernach, also nach Veröffentlichung des von mir erwähnten Bericht des Spiegel vom 07.12.2019, hätte jeder Anleger zumindest gewarnt sein müssen. Ich habe danach zwar auch hin und wieder investiert, aber sowohl auf der long- als auch auf der short-Seite, weil ich gerade nach diesem Bericht auf die Volatilität gesetzt habe, die für einen Day-Trader ungemein attraktiv ist. Für alle die den Bericht im Spiegel nicht gelesen haben, nachfolgend einige Auszüge aus dem von mir eingestellten Bericht:
am 08.12.2019 23:12
Habe heute in aller Ruhe einen Artikel zu Wirecard im Spiegel ( Ausgabe 50 vom 07.12.) gelesen. Bin jetzt doch - um es vorsichtig auszudrücken - etwas irritiert, und werde den beabsichtigten Aktienzukauf erst einmal zurückstellen, evtl. sogar short gehen. In dem Bericht werden Dinge angesprochen, die weitaus tiefgründiger sind als die Querelen um vermeintliche Fehlbuchungen in Singapur. Also der Artikel ist mehr als empfehlenwert (soll keine Werbung für den Spiegel sein), um nicht zu sagen ein muss für jeden Wirecard Aktionär bzw. für diejenigen, die noch beabsichtigen hier zu investieren. Nachfolgend kleinere Auszüge aus dem sehr umfangreichen Artikel:
Eine erst im September ausgegebene Wirecard-Anleihe über 500 Millionen Euro, die erste überhaupt, hat bereits deutlich an Wert verloren. Das Misstrauen ist nicht grundlos. Der Wertpapierprospekt der Anleihe, ein rechtlich verbindliches Dokument, das Anlegern helfen soll, ein Wertpapier und den dahinterstehenden Schuldner zu bewerten, bietet Anlass für Zweifel. Für die geliehene halbe Milliarde weist das Papier fünf Wirecard-Gesellschaften mit ihren Vermögenswerten als Sicherheit aus. Zwei davon - »Card Systems Middle East« und »Wirecard Processing« - sitzen in Dubai. Was sie laut Prospekt nicht haben: einen testierten Jahresabschluss für 2017 und 2018.
Neil Campling, Technologieaktienspezialist der Schweizer Privatbank Mirabaud: »Je tiefer wir graben, desto misstrauischer werden wir«. Er setzte das Kursziel für Wirecard auf »null«. Für Braun hat Campling nur Spott übrig. Bei einem Investorentag neulich in New York habe der fast vier Stunden lang heiße Luft verbreitet, für kritische Fragen sei nur eine Viertelstunde Zeit gewesen.
Braun feierte im April den Einstieg des japanischen Investors Softbank, der per Wandelanleihe 900 Millionen Euro in Wirecard investierte. Was er nicht an die große Glocke hängt: Unmittelbar nach der Investition in Wirecard sicherten sich die Japaner mit einer komplexen Transaktion gegen einen Totalausfall bei Wirecard ab. Eine Vertrauenserklärung ist das nicht.
am 12.12.2019 09:32
@Weinlese schrieb:
Ich finde auch, der ganze mediale Rummel um die Wirecard-Aktie vermittelt ein völlig falsches Bild von dem Unternehmen. Bislang hat die Aktie vom Hoch etwa 50% korrigiert, was für solche Technologieaktien im normalen Rahmen liegt. Im Langfristchart sieht die jüngste Korrektur auch recht unspektakulär aus. Die Finanzmedien vermitteln aber den Eindruck, als würde das Unternehmen kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Das Verdrängen der Commerzbank aus dem DAX durch Wirecard war meiner Ansicht nach mehr als gerechtfertigt.
Hat hier irgend jemand zwischenzeitlich den Spiegel-Bericht gelesen? Nach den Kommentaren hier eher nicht. Ich hab keine Lust den ganzen Bericht zu veröffentlichen, der weitaus besorgniserregender ist, werde aber noch einen kleinen Auszug aus dem 4-seitigen Bericht, der zum Nachdenken Anlass gibt, einkopieren (Fortsetzung zu den Aussagen der Gesellschaften, die in Dubai ansässig sind):
".......Zwei davon - »Card Systems Middle East« und »Wirecard Processing« - sitzen in Dubai. Was sie laut Prospekt nicht haben: einen testierten Jahresabschluss für 2017 und 2018. Man suche nach einem Wirtschaftsprüfer, heißt es lapidar.
Wirecard erklärt, der Konzernabschluss sei maßgebend. Es sei Aufgabe des Konzernprüfers, sämtliche nötigen Maßnahmen zu ergreifen, die auch alle Töchter umfassen. Eine lokale Prüfung sei bis einschließlich 2018 rechtlich nicht
erforderlich gewesen. Im Prospektsteht davon nichts. Der Hedgefonds Greenvale Capital hat deswegen bei der BaFin Beschwerde gegen Wirecard wegen irreführender Informationen eingereicht. Dubai ist nicht irgendein Standort, hier
wurde 2018 über die Hälfte des Gewinns generiert. McCrum hat Hinweise veröffentlicht, dass einige der Firmen, die diese Gewinne geliefert haben sollen, nicht existieren. Wie viel Geschäft läuft also wirklich über Dubai? Und was ist die Garantie einer Gesellschaft wert, die seit Jahren keinen geprüften Jahresabschluss hat?
Braun versteht es immer wieder, selbst erstaunliche Finanzierungsmanöver als
Teil einer Wachstumsstrategie zu verkaufen. So holt Wirecard neuerdings über Girokonten frisches Geld herein. 0,75 Prozent kriegt, wer ein Girokonto bei Wirecards Tochter Boon eröffnet. »Wir können sogar bis auf 1,0 Prozent hoch«, sagt Braun. Während immer mehr Sparkassen Neukunden Negativzinsen abknöpfen, zahlt Wirecard noch für Einlagen. Holt Braun mit Gewalt Liquidität herein, weil Wirecard anderenfalls austrocknet?"
am 12.12.2019 09:37
Habe noch vergessen zu erwähnen, dass es bei einem möglichen Invest in die Aktie vordergründig weniger um das eigentliche Geschäft geht, sondern darum, dass dieser Bericht derart viel Unruhe verbreitet hat, dass die Großinvestoren erst einmal die Finger von der Aktie lassen, und demzufolge eine Kurssteigerung eher unwahrscheinlich erscheint.
