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Frühjahrsputz im ETF-Depot - "Eigentlich sollten Sie ..."

digitus
Legende
9.069 Beiträge

Liebe Peergroup,

 

heute morgen schreckt mich der Newsletter einer ETF-Plattform aus dem frühsonntäglichen Dösen: "Passt Ihr ETF-Depot noch zu Ihnen?" fragt die Betreffzeile, und ich fühle mich ertappt.

 

Und der Text setzt sich fort:

"Eigentlich wollten Sie 70 Prozent Ihres Budgets in Aktien und 30 Prozent in Anleihen investieren. Aber einige Zeit nachdem Sie Ihr ETF-Portfolio erstellt haben, hat der Aktienanteil stärker an Wert gewonnen. Aufgrund von Wertschwankungen stimmt Ihre ursprüngliche Anlagestruktur somit nicht mehr: Ihr Risiko hat sich erhöht."

 

Um Himmels willen! Mein Risiko hat sich erhöht! Werde ich meine Ziele jetzt nicht erreichen können? Kann das erhöhte Risiko gar einen Totalverlust bedeuten? Mir wird flau, der frisch gebrühte Kaffee schmeckt schal.

 

Doch halt: Der Newsletter will lediglich deshalb ein schlechtes Gewissen machen, weil er mir sein "Premium-Angebot" verkaufen möchte, das mir bei Ausrichtung und Rebalancing helfen soll.

 

Also weg damit ...

 

Was ist mit dem ETF-Depot tatsächlich zu tun?

 

Zunächst: Ein "eigentlich sollten Sie" gibt es nicht, wenn man langfristig ausschließlich in einen breiten Welt-ETF wie den FTSE-All-World oder den FTSE-Global-All-Cap investiert. Breiteste Streuung, automatisches Rebalancing durch den Index. Der klassische Fonds zum einfach-liegen-lassen.

 

Dieses 1-ETF-Portfolio braucht keine Pflege!

 

Das Thema Frühjahrsputz wird dann interessant, wenn man mehr als einen ETF im Körbchen und ein Konzept hat, wie das  Aktien-Anleihen-Verhältnis aussehen sollte oder Industrie- und Schwellenländer in getrennten Fonds besitzt.

 

Die Anteile müssen nicht auf die zweite Nachkommastelle passen, sondern lediglich grob stimmen. Ich würde auch nie verkaufen, sondern immer die zu kleinen Anteile durch Umschichten der Sparrate oder Zukäufe erhöhen.

 

Und bevor man sich zuviel Stress mit dem genauen Justieren der Anteile macht, kann man sich auch überlegen, ob die sich organisch ergebende Zusammensetzung nicht auch passt.  Jenseits der Notwendigkeit, dass das Basisinvestment in einem breiten Welt-ETF liegen sollte, gibt es nämlich keine in Stein gemeißelten Gesetzmäßigkeiten!

 

[Insbesondere das alt-tradierte 70:30 für MSCI World und EM ist m.E. völlig überholt, aber das gehört nicht hier her und wird in anderen Threads bereits diskutiert.]

 

Wirklich Arbeit kann ein Frühjahrsputz bei Branchen- und Regionen-ETFs machen, denn da sollte man sich tatsächlich etwa einmal im Jahr Gedanken machen, ob der ETF noch zu einem passt. Sowohl im Bezug auf die Ausrichtung als auch bezüglich der Performance. Vielleicht ist das auch eine Chance, zu kleinteilige Portfolios aufzuräumen und umzuschichten. Dabei aber dran denken, dass dieser ausmistende Frühjahrsputz mit Transaktionskosten verbunden ist, die wieder reingeholt werden müssen.

 

Aber grundsätzlich gilt:

 

Jede und jeder muss sich mit ihrem/seinem Portfolio wohlfühlen!

 

Der allseits geschätzte @nmh hat mal für Qualitätsaktien die Abkürzung SWAN eingeführt ("sleep well at night"). Ein leichtes Unbehagen zeigt, dass man sich die Zusammensetzung seines Portfolios mal ansehen sollte, und dabei helfen viele bereits bestehende Threads hier im Forum. Aber natürlich dürfen auch neue Fragen gestellt werden.

 

Viel Freude und viele neue Erkenntnisse beim Frühjahrsputz wünscht

Andreas

 

53 ANTWORTEN

Crazyalex
Legende
8.581 Beiträge

Sehr schöner Artikel von Dir!

 

Wenn es nach mir geht kann man den, abgesehen vom Lob, unkommentiert so stehen lassen 🙂

 

Gruß Crazyalex


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!

HaBe
Mentor ★
1.151 Beiträge

Hallo @digitus,

 

danke für Deine Betrachtung zum Frühjahrsputz. Bei mir war es bei den ETFs ehr ein Herbstputz, irgendwer hatte hier mal faule Rosienen aus China empfohlen... 😄

 

Wichtig an Deiner Ausführung finde ich vor allem zwei Punkte: zum einen darf man es nicht übertreiben und bis auf Nachkommastellen reballencen um des Reballance Willen, zum anderen muss man sich mit seinem Portfolie einfach wohl fühlen und dieses Gefühl ist halt auch  einfach ein Stück weit dynamisch. Klar, wenn man sich so wie ich vor wenigen Jahren zum ersten mal mit dem Investieren beschäftigt klingt das super - einmal ETFs aussuchen und dann ab bis zur Rente. Ob das vielen gelingt? Bei mir kam einfach viel zu viel Spaß an der Sache auf, deshalb gibt es jetzt neben dem absolut sturen Vanguard Developed World Basis Investment noch andere ETFs (nur noch zwei) und Einzelaktien. Das hat mit dem ursprünglichen Portfolio nicht mehr viel zu tun, aber mein Wissensstand und der damit verbundene SWAN-Faktor ist ja auch deutlich erweitert worden...

 

 

digitus
Legende
9.069 Beiträge

@HaBe  schrieb:

Bei mir war es bei den ETFs ehr ein Herbstputz, irgendwer hatte hier mal faule Rosienen aus China empfohlen... 😄

 


🙈

 

Zerknirscht,

Andreas

Joerg78
Mentor ★★★
2.933 Beiträge

Kann man nur so unterstreichen. 

Grundsätzlich ist es einfach: Man hat einen schwankungsintensiveren Part (Aktien) und einen schwankungsärmeren Part (früher Anleihen, heute wohl eher Tagesgeld/Festgeld). Je nach persönlicher Risikoneigung, Alter und sonstigen Lebensumständen (z.B. zu erwartende Investitionen) legt man ein Verhältnis beider Töpfe fest und schaut in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen mal nach, ob das so passt.

Innerhalb dieser Töpfe ist in der einfachsten Variante kein Rebalancieren mehr notwendig, da hier nur ein Produkt verwendet wird: Auf Aktienseite die von @digitus angesprochenen All World oder All Cap, auf der schwankungsarmen Seite Festgeld oder Tagesgeld.

Da einfach aber auch oft langweilig ist, sieht es in dem meisten Depots etwas abenteuerlicher aus. Auch hier sollte durch Zukäufe versucht werden, das gewünschte Verhältnis der einzelnen Produkte einigermaßen beizubehalten. Und ich unterstreiche auch hier die Aussage von @digitus : Erstens nicht zu kleinteilig unterwegs sein (verursacht unnötig Arbeit und Kosten) und nicht auf irgendwelche Nachkommastellen achten, d.h. nur mit Maß rebalancieren!

 

Beispiel: Man hat 2 Töpfe, einen Aktien- und einen Festgeld-Topf. Man hat sich für eine Verteilung im Verhältnis 85:15 entschieden (85% in Aktien, 15% in Festgeld). Nehmen wir an, die Aktienseite macht 7% Performance, das Festgeld rentiert mit 0%.

 

Bei 100€ Invest hätte man nach einem Jahr in Summe 105,95€ (85€ aus dem Aktienanteil * 1,07 + 15€ aus dem Festgeldanteil).

Hätte sich das Verhältnis verschoben und würde beispielsweise 88:12 betragen, wäre das Endergebnis 106,16€ - ganze 0,2% mehr. Ähnlich groß dürfte der Einfluss auf andere Kennzahlen sein (Volatilität, Verlust, etc.).

 

Deswegen auch von mir der Rat: Die Asset-Allokation übersichtlich halten, nicht zu kleinteilig unterwegs sein und das Depot über Zukäufe versuchen, im gewünschten Allokationsrahmen zu halten.

 

digitus
Legende
9.069 Beiträge

@Joerg78: Danke für die Ergänzung! Sehr gut! Nicht umsonst bist du der ETF-FAQ-Guru ☺️

 

Grüße,

Andreas

Joerg78
Mentor ★★★
2.933 Beiträge

@digitus  schrieb:

@Joerg78: Danke für die Ergänzung! Sehr gut! Nicht umsonst bist du der ETF-FAQ-Guru ☺️

 


Danke für die Blumen, aber die FAQ ist nicht nur auf meinem Mist gewachsen, da gab es auch noch Unterstützung von anderen Communauten - u.a. auch von dir 🙂

 

GetBetter
Legende
7.866 Beiträge

Sehr schöner Artikel, @digitus  👍

 

Ich bringe noch einen Aspekt ein, der grob in diese Ecke passt:

Vermutlich geht es in den meisten Anlegerhaushalten so zu wie bei uns: Es gibt getrennte Einzeldepots und/oder ein Gemeinschaftsdepot, für die Betreuung ist aber nur einer der Partner zuständig. Der andere kennst sich nur oberflächlich aus und hat schon Schwierigkeiten aufzählen welche Depots es überhaupt gibt und wo deren Zugangsdaten zu finden sind.

 

Denkt bitte auch an den SWAN-Faktor des Partners!

 

Im ungünstigsten Fall kommt der irgendwann plötzlich und unerwartet in die Notwendigkeit, diese Dinge selber in die Hand nehmen zu müssen. Dann sollte er einen einfachen Fahrplan haben wie mit dem Bestand umzugehen ist.

Setzt euch 1x jährlich zusammen (wir machen das immer rund um den Jahreswechsel) und erklärt, was sich da im Depot befindet und was ggf. beachtet werden muss.

 

Wenn ihr selbst im Bereich der ETFs (also des sogenannten passiven Investierens) Probleme habt dem Partner begreiflich zu machen wie damit umzugehen ist (Sparpläne, Wiederanlage, Rebalancing, Besonderheiten von breitgestreuten ETFs vs. Sektorwetten etc.), dann ist die Struktur möglicherweise zu kompliziert geworden und auch dann sollte mal wieder entrümpelt werden.

 

Just my 2 cents.

digitus
Legende
9.069 Beiträge

Danke @GetBetter, den letzten Absatz kann man nur heftigst unterstreichen!

 

Grüße,

Andreas

 

HaBe
Mentor ★
1.151 Beiträge

Ein sehr guter Einwand @GetBetter, der bei mir voll ins Schwarze trifft! Das steht bei mir ganz dringend auf der ToDo-Liste. Aktuell wollen wir uns erstmal gegenseitig Konto und Depotvollmacht einrichten. Sicherlich eine sinnvolle Sache, aber auf der anderen Seite verschärft das noch das Problem, dass meine Frau noch weniger mitbekommt wie was geht... Deshalb hatte ich mir auch fest vorgenommen, ihr nochmal ein paar Grundlagen zu vermitteln - ist lange her, dass ich ihr die Grundlagen über ETFs und Depot erklärt habe. Das Meiste habe ich auch gut dokumentiert, aber mir schwebt noch eine kleine Handlungsanweisung für den Fall der Fälle vor.... Und als BackUp werde ich ihr noch die community nahelegen, dann müsst ihr erklären, was ich vergessen habe... 😉

 

Danke für Deine Erinnerung an dieses wichtige Thema!

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