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ETF Anlage Value Averaging

ssi2020
Autor ★★
37 Beiträge

Guten Morgen zusammen,

 

ich habe das Forum nach diesem durchsucht, konnte allerdings keine passenden Beiträge finden.

Ich bin durch Zufall auf das Value Averaging nach Edelson gestoßen. Bisher habe ich einen simplen Sparplan, der jeden Monat meine Sparrate ins Depot pumpt, also klassisches Cost Averaging. Beim VA legt man den gewünschten Wertzuwachs des Depots oder der Depotposition fest, addiert die Sparrate und hat dann einen Zielwert, der im Idealfall erreicht werden sollte. Wenn also regulär eine Sparrate 100€ beträgt, der Ist-Soll Vergleich allerdings nur 80€ beträgt, werden erstmal nur 80€ in das Depot gepumpt. Die restlichen 20€ verbleiben auf dem Verrechnungskonto und werden ggf. später investiert, wenn der Ist-Soll Vergleich z.B. 120€ anzeigt. In guten Marktphasen kann es dann durchaus sein, dass kein Sparplan ausgeführt wird und sogar ggf. verkauft werden sollte. Alles wieder unter der Prämisse, dass es bei Rücksetzern nachgeschossen wird.

Ich überlege gerade, ob diese Strategie (für mich) Sinn ergibt. Es geht in meinen Augen weniger darum, mehr Rendite rauszuholen, sondern eher in die Richtung von Risikomanagement. Bei kleineren Depots wird es vermutlich nicht sonderlich viel ausmachen. Ich habe jedoch ein mittleres 6-stelliges Depot und eine dafür verhältnismäßige kleine Sparrate. Da kann es durchaus schnell passieren, dass man mehrere tausend € über dem Soll Zustand liegt. Wenn ich diese Summe rausnehme - gerade in starken Marktphasen - nimmt es ja durchaus Schwankungen aus dem Depot und ich kann in schwachen Marktphasen gut nachkaufen. Natürlich kann das Depot dann im Idealfall nur bis zur angenommenen Rendite wachsen. Alles was darüber hinausgeht würde ja als Cash auf dem Konto verbleiben.

Stehen und fallen tut die Strategie selbstverständlich mit dem angenommenen Wachstum des Depots. Bei einem 1 ETF Depot mit dem MSCI World könnte man die historische (pessimistische?) Rendite von 5% annehmen und monatlich prüfen. Auf dieser Basis dann die Sparrate oder die Verkäufe planen.

Ergibt das ganze für euch Sinn? Oder ist das sture Cost Averaging in Verbindung mit absoluten Buy-and-Hold erstens einfacher und zweitens sogar deutlich renditeträchtiger?

 

Beste Grüße und vielen Dank für eure Antworten 🙂

20 ANTWORTEN

ae
Mentor ★★★
2.959 Beiträge

@ssi2020 :

 

Das klingt nicht nur kompliziert, es ist auch kompliziert. 
Es setzt voraus, dass man die Entwicklung des Gesamtmarktes, im Fall eines World Etf's, voraussehen kann. 
Theoretisch und rückwirkend, mag dieses Value Averaging plausibel und machbar sein, Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, es ist in der Praxis nicht machbar und bringt keinen Mehrwert. Im Gegenteil, es würde sogar die Rendite schmälern. 

Meiner Meinung nach hat dies mit Timing zu tun, hat bei mir auch schon mal geklappt, dann war es aber reine Glückssache und kein Können. 

gruss ae

—————————
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden

ae
Mentor ★★★
2.959 Beiträge

Nachtrag zum vorherigen Post:

 

Cost averaging ist überbewertet und in meinen Augen ein gutes Vehikel und Argument für Fondsverkäufer. 
Bringt in der Realität nur bei einer Seitwärtsbewegung was, bei steigendem Verlauf ist Cost Averaging eher renditemindernd. 

gruss ae

—————————
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden

digitus
Legende
8.360 Beiträge

Hallo @ssi2020,

 

irgendwie scheint das Konzept schon schlüssig zu sein, aber mir geht es wie @ae: es wäre mir viel zu kompliziert.

 

Sparplan ist Sparplan ist Sparplan.

 

Aus meiner Sicht geht es lediglich darum, regelmäßig Geld zurückzulegen, um ein Vermögen aufzubauen. Mittels regelmäßiger Sparrate wird das Geld zuverlässig dem individuellen Konsum entzogen und ich kann zusehen, wie der angesparte Betrag wächst.

 

Cost-Averaging ist dann vielleicht ein netter Nebeneffekt, ob es was für die Gesamtperformance bringt, ist umstritten.

 

Und abgesehen von der Komplexität des von Dir beschriebenen Vorgehens, bezweifele ich dass es für den Buy-and-Hold-Anleger was bringt. Wie heißt es so schön: Zeitraum schlägt Zeitpunkt Smiley (überglücklich)

 

Grüße,

Andreas

 

cestmoi
Mentor ★
1.209 Beiträge

mathematisch habe ich das noch nicht durchgespielt, aber im Rahmen der Steuerfreinetragsberücksichtigung folgendes überlegt:
Steigt ein ETF stark überproportional (sagen wir mal ~2% an einem Tag), dann vlt. 10% - 30%der Anteile verkaufen und den "Hüpfer" (also Gegenteil von Dip) mitnehmen. Warten, dass es einen ähnlichen Dip gibt und dann wieder nachkaufen.
Ansonsten gilt: Du partizipierst nur von steigenden Märkten, wenn Du investiert bist - je länger, je mehr

GetBetter
Legende
7.326 Beiträge

@ssi2020 

Sorry, aber für mich klingt das nach dem zwanghaften Versuch einem eigentlich simplen Vorgang eine wissenschaftliche Fassade geben zu wollen.

 

Zum einen ist es nichts anderes als ein automatisiertes und verklausuliertes Markettiming.

Wenn es so einfach wäre, dann wären Robos der absolute Knaller. Die Realität beweist eher das Gegenteil.

 

Ich habe keine Ahnung wo dieser Emerson herkommt, aber zumindest mit dem  deutschen Steuerrecht würde ich eine schlechte oder sogar Entwicklung für wahrscheinlich halten.

 

Bei jedem Verkauf würde die Steuer zuschlagen. Mit den freiwerdenden Beträgen wirst Du also nicht die gleichen Anteile zurückkaufen können. Eine "verhältnismäßig kleine Sparrate" wird diesen Drain auch nur "verhältnismäßig" schlecht kompensieren.

Du nimmst Dir daher aus meiner Sicht in kleinen Schritten die Schwungmasse, die den Zinseszinseffekt erst so richtig vergnüglich macht.

HaBe
Mentor ★
1.144 Beiträge

KISS 

 

Für mein Hauptinvestment setze ich auf einen Sparplan nach dem Motto "fire and forget". Ok, ab und zu schau ich mal hin ob die Parameter noch passen. Für das Drumherum darf es dann etwas mehr sein, aber VA ist an der Stelle nichts für mich. Liegt wohl daran, dass ich es zu kompliziert finde, die Theorie dahinter zu durchschauen. Smiley (zwinkernd)

Ihr Nickname
Experte ★★★
636 Beiträge

@ssi2020 

Falls Du die Idee weiterverfolgst, beachte bitte, dass bei einem großen Depotwert und einem fallenden Markt sehr hohe Summen "nachgeschossen" werden müssen, um die erwartete Steigerung des Depotwertes einzuhalten. Gerade bei einer mittleren sechsstelligen Summe ist ein Verlust von 10% eben eine mittlere fünfstellige Summe. Mit hundert Euro monatlich kannst Du das nicht bewältigen.

 

Dazu müssten meiner Meinung nach aber die Sparraten in einem angemessenen Verhältnis zum Depotwert sein, bei dem genannten Größenverhältnis würde es eher nicht klappen.

 

Dr. Snuggles
Experte ★★
475 Beiträge

Der Ansatz ist grundsätzlich sehr interessant. Muss ich mir mal genauer ansehen. Momentan schreckt mich noch der hohe Kapitaleinsatz und der Aufwand zur Nachverfolgung ab.

Dr. Snuggles
Experte ★★
475 Beiträge

Ich hab damit jetzt mal ein bisschen rumgespielt. Grundlage war die Tabelle von dieser Seite:

https://www.valueaveraging.ca/links.html

 

Ich hab bei mir den LYX0AG und ETF012 (jetzt LYX0FZ) genommen und mit der klassischen Sparplanalternative verglichen.

 

Von welchen Annahmen ging ich aus:

- Kein Kauf von Bruchstücken im VA (geht auch nur im Sparplan und da bereits zwei oder drei Tage vorher der Kaufbetrag feststehen muss, bin ich von einem manuellen Kauf zum jeweiligen Zeitpunkt ausgegangen)

- Kaufzeitpunkt war immer der erste Handelstag eines Monats

- Grundlage waren die Schlusskurse der Börse München (via Ariva ermittelt)

- Die Steigerung fand linear statt, also jeden Monat soll das Depot um einen bestimmten Betrag erhöht werden (z.B. 100 Euro). Die Tabelle lässt sich aber relativ leicht erweitern, so dass man bspw. zu Beginn eines Jahres eine prozentuale Steigerung hat.

- Den LYX0AG hab ich in der Zeit vom 03.12.2018 bis 04.01.2021 betrachtet, den ETF012 von 01.11.2016 - 01.09.2020 (dann wurde daraus der LYX0FZ mit Umrechnung der Anteile usw.).

- Verkäufe fanden keine statt (wegen Steuerbetrachtung, zur Not müsste ich mal die Abgeltungssteuer ohne Betrachtung des Freibetrags einrechnen)

- Orderkosten wurden keine berechnet (ich ging mal davon aus, dass man den Kauf dann ggf. auch über einen "Billigbroker" macht). Ansonsten wäre es komplizierter wegen der Ordergebühren im normalen Kauf und im Sparplan bei Top-Preis-ETF.

 

LYX0AG:

Bei kleinen Sparbeträgen (z.B. 100 Euro) ist der normale Sparplan besser, bei 500 Euro der VA-Ansatz, darüber hinaus auch (ungefähr 2 Prozent).

Bei 1.000 Euro Sparrate:

Selbst der befürchtete hohe Kapitaleinsatz während des Corona-Crash betrug bei einer Sparrate von 1.000 Euro betrug nur einmal 2.300 und einmal 3.500 Euro. Abgemildert wurde das aber durch die zuvor aufgebaute Rücklage, weil in guten Zeiten weniger gekauft wurde (im Februar 2020 wären ca. 1.700 Euro in der Rücklage). 

 

Finaler Wert VA: 26.432,70 €

Einzahlungen VA: 22.331,04 €

Rücklage: 2.668,96 €

 

Finaler Wert Sparplan: 28.697,96 €

Einzahlungen Sparplan: 25.000,00 €

 

ETF012:

Auch hier hab ich ein bisschen gespielt und einen längeren Zeitraum betrachtet. Ähnlich wie beim LYX0AG war auch hier bei einer niedrigen Sparrate der klassische Sparplan besser. In meiner Rechnung bin ich mal von 1.000 Euro Sparrate ausgegangen:

Finaler Wert AV: 54.700,85 €

Einzahlungen AV: 40.551,45 

Rücklage: 6.448,55 €

 

Finaler Wert Sparplan: 59.604,93 €

Einzahlungen: 47.000,00 €

 

Beim ETF012 musste, trotz Corona und 2018, nur ca. 25 Euro über die monatliche Rate von 1.000 zugeschossen werden. Alles andere ging über die Rücklage.

 

So, welches Fazit hab ich nun?

  1. Bei kleinen Sparbeiträgen würde ich beim klassischen Sparplan bleiben.
  2. Für größere Sparraten sollte man sich das Konzept auf jeden Fall mal ansehen.
  3. Was man auf jeden Fall bei VA-Ansatz sein muss, ist diszipliniert, da die evtl. weniger zu investierenden Beträge konsequent zur Seite gelegt werden müssen, um in schlechten Zeiten auch einsteigen zu können. Wird das Geld andersweitig ausgegeben, steht es später nicht zur Verfügung. Der Kapitaleinsatz ist bei meinen Berechnungen im Wesentlichen immer fast gleich hoch gewesen, nur, dass im VA-Ansatz ein Teil eben in Cash gehalten wurde (wenn man jetzt noch irgendwo auf Tagesgeld richtig Zinsen bekommen würde *träum*).
  4. In langen Bullenmärkten, bleibt man ggf. längere Zeit aus dem Markt draußen und kauft nicht nach. In längeren Bärenmärkten kann die Rücklage schnell aufgebraucht sein und ein hoher Nachschuß notwendig werden. Das sollte man auf jeden Fall bedenken. Am Beispiel des ETF012 sieht man aber, dass trotz 2018 und Corona noch ein gutes Polster vorhanden ist.
  5. So kompliziert, wie ursprünglich gedacht, scheint der Ansatz nicht zu sein. Sofern Verkäufe nicht betrachtet werden (die schmälern teilweise sogar den Vorteil von VA) und man einen passenden Broker findet, um die Kosten der Käufe im Rahmen zu halten (nur wenn Top-Preis-ETF verwendet werden, sonst sind die Kosten wahrscheinlich sogar ein wenig vernachlässigbar), sollte die Verwaltung und der Aufwand bei einem monatlichen Kauf überschaubar sein.

Würde mich freuen, wenn jemand vielleicht mal meine Ergebnisse validiert.