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Dividenden-Portfolio: So mache ich es

Marin
Mentor ★
1.171 Beiträge

Guten Abend liebe Community,

 

im Forum gibt es immer wieder Fragen und Diskussion zum Thema Dividende. Und bevor ich mir dazu jedes mal einen Wolf schreibe und das gleiche erzähle, mache ich es ganz egoistisch-pragmatisch: Ich stelle euch mein Dividenden-Portfolio vor (...und ihr dürft es gerne roasten).

 

Eines vorweg: Ich betreibe mehrere Portfolios:

  • Ein Casino-Porfolio, in dem mit wildem Zeug wie GameStop, BBBY oder Lithium gezockt wird. Kleine Einsätze, viel Spaß, z.T. wilde Gewinne.
  • Ein „Momentum-Portfolio“, in dem aktiv je nach Marktlage relativ rege ge- und verkauft wird. Hier landet auch die eine oder andere Sterneaktie. Das sehe ich als mein „Hauptdepot“ an.
  • Ein Dividenden-Portfolio, um das es hier gehen soll. Anlageziel: Aufbau einer passiven Einkommensquelle, die irgendwann groß genug sein soll, um in Schritt eins meine Arbeitszeit (Angestelltenverhältnis) zu reduzieren und in Schritt zwei vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Wann das sein wird, darauf lege ich mich nicht fest. Zu viele Variablen. Ein paar Jahre sind es bei mir sowieso noch. Unabhängig davon lautet das Ziel: Jährliche Steigerung der Dividendeneinnahmen um 10% im Vergleich zum Vorjahr. Erreicht wird diese Steigerung durch Erhöhung der Anlagesumme und durch organische Steigerungen der Dividenden.

 

Zum Vermögensaufbau ist dieses Portfolio nur bedingt geeignet. Wer sich einen reinen Kapitalstock ohne ausschüttenden Cashflow aufbauen möchte, ist mit anderen Strategien aus meiner Sicht besser beraten.

 

Aber zunächst der aktuelle Stand:

 

Dividendendepot.png

 

(da fällt einem wieder auf, wie hässlich alles im comdirect-Interface aussieht)

 

Folgende Prinzipien vertrete ich bei Dividendenwerten

  • Ich investiere nicht in Zykliker wie z.B. Autohersteller, Banken, Chemie- oder Ölwerte. Dort gibt es zwar hohe Dividenden, aber die Kursverläufe bewegen sich in der Regel in einem festen Tunnel auf und ab, sodass auf lange Sicht keine signifikanten Kursgewinne entstehen. Die Titel „günstig“ zu kaufen kann diesen Effekt kurz- bis mittelfristig ausgleichen, ändert aber nichts am oben Gesagten. Ich erwarte von Investments in Aktien unabhängig von der Strategie langfristig steigende Kurse. Ansonsten kann man ebenso gut in Anleihen oder sonstigen festverzinste Anlagen mit geringerer Risikoklasse investieren. Ich will in dem Depot auch nicht viel „traden“.
  • Gleiches gilt für alle möglichen REITs mit dauerhaften Kurs-Seitwärtsbewegungen.
  • Ebenso für Firmen mit Geschäftsmodellen, die aus meiner Sicht keine „Luft nach oben“ haben, wie z.B. Tabak.
  • Ich meide Aktien aus Ländern mit fetten Quellensteuern, denen man mit großem Aufwand selbst hinterherrennen muss, wie z.B. Frankreich, Dänemark, Italien. Teilweise wartet man über 8(!) Jahre auf die Steuererstattung und ärgert sich bis dahin über die miese Netto-Dividende. Achtet deshalb bitte nicht nur auf die Brutto-Dividendenrendite!
  • Die Firmen müssen eine vernünftige Dividendenpolitik vorweisen: stetige und ständige Steigerungen ohne Pause oder Unterbrechung; akzeptable Ausschüttungsquote; klares Bekenntnis zu einer aktionärs- und dividendenfreundlichen Firmenpolitik.
  • In der Dividendenhistorie zudem genau prüfen, ob die relative jährliche Steigerung auch angemessen hoch ist. Viele US-Firmen erhöhen ihre Dividende nur um 1 Cent pro Quartal, um ihren Status als Aristokrat oder dauerhafter Steigerer zu halten. Zum Beispiel Coca-Cola. Dieses Vorgehen verschleiert jedoch einen wichtigen Aspekt: Bei Coca-Cola wird die Dividende dieses Jahr insgesamt $1,76 betragen (4 x 44 Cent). Im nächsten Jahr mit ziemlicher Sicherheit $1,80 (4 x 45 Cent). Das ist eine jährliche Steigerung von gerade einmal 2,3%. Zu wenig, um von der mächtigen Stärke des Zinseszinses bei der Dividendendynamik zu profitieren. Hinzu kommt, dass solche „Steigerungen“ sogar in normalen Zeiten unter der Inflationsrate liegen können. Und dann komme ich meinem Ziel von jährlichen Dividendensteigerungen nur im Schneckentempo oder gar nicht näher. Sprich: Ich will eine vernünftige Wachstumsdynamik bei der Dividende sehen.

 

Das Depot lässt sich grob in diese Kategorien einteilen:

 

Die „Cashcows“

Unternehmen mit hoher Dividendenrendite (>5%), aber dafür geringerer Wachtumsdynamik bei Kursverlauf und Dividendensteigerungen. Diese Aktien sollen die durchschnittliche Dividendenrendite des Depot nach oben treiben:

Allianz

Iron Mountain

 

Die „Grower“

Diese Unternehmen haben eine relativ geringe Dividendenrendite (1,5-3%), aber dafür ein sehr dynamisches Wachstum der Dividenden. Bei Titeln wie American Tower, ASML oder UnitedHealth sogar im Bereich von ca. 20%/Jahr. Dazu bieten alle sehr solide langfristige Kursverläufe:

American Tower

ASML

Home Depot

Linde

NextEra Energy

PespsiCo

UnitedHealth

 

Die „Allrounder“

Manche Aktien sind so gut, die haben einfach alles: Hohe Dividende, hohes Dividendenwachstum, gute Kursentwicklung:

AbbVie

Broadcom

 

Die ETFs

Es gibt so viele tolle Dividendenaktien auf der Welt, leider kann und will ich sie nicht alle haben. Zudem kommt in einigen Jahren vielleicht der Punkt, an dem ich das Depot nicht mehr so aktiv managen möchte. Zudem ist die Teilfreistellung interessant. Daher baue ich mir langsam einen Grundstock an Dividenden-ETFs auf. Dort gelten die gleichen Maßstäbe wie oben genannt. Leider gibt es am Markt viel Schrott, der durch diese Kriterien durchrasselt, aber mit diesen dreien bin ich zufrieden. Weitere sind nicht geplant:

SPDR S&P US Dividend Aristocrats (A1JKS0)

Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield (A1T8FV)

VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders (A2JAHJ)

 

Performance

Ich pflege meine Kursdaten leider nicht so genau, sondern tracke überwiegend die Dividenden. Das Depot dürfte dieses Jahr Kurstechnisch allerdings im Plus liegen (im mittleren einstelligen Bereich), was im Vergleich „zum Markt“ sehr gut ist. Es war aber auch das Jahr vieler Value-Werte, die ich glücklicherweise im Depot habe: AbbVie, Linde, PepsiCo,UnitedHealth…

 

Die angepeilten 10% Dividendenwachstum sind eher konservativ kalkuliert und werden in der Regel jedes Jahr übererfüllt. So auch dieses.

 

Zukunftsaussichten

Folgende „Baustellen“ stehen für 2023 auf der Agenda:

  • Das Depot ist mir zu US-lastig. An einem US-Übergewicht führt bei Dividenden nichts vorbei, aber bei den Einzelwerten sind es ca. 80% US-Anteil.
    • Lösung: Ich plane zwei Positionen (halbe Positionsgröße) bei Vonovia und der Deutschen Post. Ich bin wirklich kein Fan von deutschen Aktien, aber der Einstiegszeitpunkt erscheint mir bei beiden gut. Die Dt. Post hat momentan ca. 4% Rendite, Vononia ca. 6,7%. Allerdings erwarte ich von beiden Unternehmen ein klares Bekenntnis zur Dividendenpolitik, auch in diesen schweren Zeiten. Zudem möchte ich positive Chartbilder sehen. So richtig traue ich beide Firmen noch nicht, daher die kleine Positionen. Wenn beide nicht gut laufen, fliegen sie wieder.
    • Eine meiner Lieblingsaktien ­– Itochu –, die ich hier ausführlich vorgestellt habe, ist vor einiger Zeit unglücklich rausgeflogen und das freie Kapital woanders gelandet. Diese Position werde ich neu aufbauen. Ich kaufe, sobald die Aktie unter die GD200 fällt und diese dann wieder von unten durchstößt.
  • Der Anteil der drei ETFs am Depot soll verhältnismäßig größer werden. Begründung: siehe Absatz dazu.
  • Mehr als 20 Positionen möchte ich nicht in diesem Depot haben.

 

Abschließendes

Da Diskussionen über Investmentansätze hier oft zu moralischen Grundsatzstreitereien werden, bitte ich euch: Hier geht es um meine Dividendenstrategie, die zu meinem Lebensentwurf passt und – wichtig! – die mich gut schlafen lässt.

 

Mit diesem Disclaimer im Hinterkopf kann gerne über die Strategie selbst oder die enthaltenen Werte diskutiert werden. Ich hoffe, für einige waren einige hilfreiche Ansätze dabei.

 

Grüße aus einem nasskalten Flensburg

Marin

121 ANTWORTEN

MadamMim
Autor ★
3 Beiträge

Hallo, vielen Dank,

Dein Ansatz ist großenteils auch meiner. Allerdings bin ich schon über 70 und seit 2000 Lehrling an der Börse.

Ich hab auch noch die drögen Short Zertifikate an Bord, die ich von Zeit zu Zeit aufstocke und bei heftigen Abwärtsmoves

ausdünne oder auflöse. Bei denen muss man zuschauen können, wenn sie im Wert verlieren, wenn s heftig abwärts geht wie 2020 tun sie aber ihren Dienst. Nicht so gut wie Optionsscheine, aber dafür muss man auch nicht dauernd dranbleiben, man kann sich nicht in der Zeit vertun, die die Optionsscheine wertlos machen kann und man wird nicht plötzlich ausgeknockt.

Früher gabs die schönen Turboscheine, denen ich immer noch nachtrauere. Die hatten lange Laufzeit, konnten nur während der Börsenhandelszeit ausgeknockt werden und man konnte die letzten Minuten mit wenig Risiko heiße Scheine kaufen, die häufig die nächsten Tage tolle Ergebnisse hatten. Aber die waren wohl unrentabel für die Banken.

 

Die Short Papiere habe ich eigenlich nur, weil es meiner Psyche gut tut, wenn ich in heftigen Abwärtsbewegungen war mit Gewinn verkaufen kann und mehr einkaufen.

 

Hier die Short ETFs

Dax Short 2 x gehebelt LYX0FV

Inflationsschutz ETF - wurde vor längerem von Hendrik Leber in der Wiwo empfohlen = LYX0U6

Eurostoxx Short 2 x gehebelt A0MNT7

VDAX - zum überwachen des Charts in meiner Watchlist - A0DMX9

XTrackers Eurozone Government D invers Staatsanleihen - DBX0AW - wenn Zinsen steigen fallen Anleihen, doppelter Geldmarktzins

                   seit wann ich die habe, weiß ich nicht. Das waren die ganze Zeit Verlustpapiere, aber jetzt steigen sie.

XTrackers S u P 2 x  gehebelt invers DBX0B6

Viele Grüsse

MadamMim

 

Storm
Mentor ★★
1.522 Beiträge

Noch etwas zu Abrundung des Themas Dividenden-Strategie, es wird gerne gesagt,  „Linke Tasche, rechte Tasche“, da sagt eine Grafik mehr als tausend oder 4 Worte.

 

Ich denke die könnt ihr selbst lesen, verglichen werden die Performance von S&P 500 vs den Dividendenaristokraten im S&P 500, einmal kurzfristig im Tech-Rausch der letzten Jahre, dann über einen langen Zeitraum.

 

 

https://www.marketwatch.com/story/15-dividend-stocks-whose-5-to-10-yields-appear-safe-in-2023-and-20...

 

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Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie. — André Kostolany

Antonia
Mentor ★★★
2.625 Beiträge

Eine (mutmaßliche) grande Dame mit Erfahrung, welch eine Bereicherung für diese schöne Community!

Sei herzlich willkommen @MadamMim ! 

 

(Off topic

Madam Mim ist eine meiner Lieblingsfiguren in den LTB! Leider viel zu selten.

An anderer Stelle im Forum wird , ob die Figuren von WD überhaupt noch zeitgemäß sind.

Alles Banausen 🙃)

Grüße von Antonia
____________________
Alle Männer haben nur zwei Dinge im Sinn: Geld ist das andere. Jeanne Moreau

Storm
Mentor ★★
1.522 Beiträge

@MadamMim  schrieb:

Hallo, vielen Dank,

Dein Ansatz ist großenteils auch meiner. Allerdings bin ich schon über 70 und seit 2000 Lehrling an der Börse.

 

 


@MadamMim 

Willkommen, Madam Mim kenne ich.😮

 

Und über 70 ist heute doch noch kein Alter, außer man ist schon 100, da habe ich dann doch Respekt.😉

 

PS: 

Ich bin über 18, habe aber mit 16 über meine Mutter meine ersten Aktien gekauft, aber wenigstens darf ich nun selber traden.

Nein, ich bin auch nicht mehr in den 20er.😂


Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie. — André Kostolany

MadamMim
Autor ★
3 Beiträge

Danke für das Willkommen 🙂 Und dass mich hier jemand kennt und noch dazu so ein junger Mensch find ich erstaunlich,

freut mich aber.

 

Wenn s um Dividenden Aktien geht - ich hab seit etlicher Zeit ein paar Aktien der Deutschen Pfandbriefbank WKN 801900.

Die Hälfte hatte ich schon verkauft, als sie sich verdoppelt hatte - und ich Geld für andere Sachen als Aktien brauchte.

Die Dividende ist beträchtlich, der Kurs ist niedrig.

Bei Consors schreiben sie von erheblichen Risiken und erheblichen Gewinnchancen. Ich hab zu wenig Einblick um das selber

beurteilen zu können. Jedenfalls hab ich jetzt wieder welche nachgekauft und hoffe, dass das richtig war.

MadamMim
Autor ★
3 Beiträge

Hallo, vielen herzlichen Dank für das Willkommen 🙂

 

Na ja,  in Wallstreet online und trading view und Terminal stock 3 kann ich mit der community nicht viel anfangen.

Tradesignal online fehlt mir sehr. Ich hab zwar etliche Charts nachstellen können, aber es ist nicht das Gleiche.

Habt Ihr hier irgendwo auch eine Plauderecke ?

Liebe Grüsse von Mim

digitus
Legende
8.359 Beiträge

@MadamMim  schrieb:

Habt Ihr hier irgendwo auch eine Plauderecke ?


Am ehesten im Off-Topic-Unterforum 🤗

 

Grüße,

Andreas

Storm
Mentor ★★
1.522 Beiträge

@MadamMim  schrieb:

Danke für das Willkommen 🙂 Und dass mich hier jemand kennt und noch dazu so ein junger Mensch find ich erstaunlich,

freut mich aber.

 


@MadamMim 

 

Na ja, ganz sooooo jung bin ich nun auch nicht mehr.😇

 

Aber den Film die Hexe und der Zauberer von Disney habe ich sogar auf BlueRay, und als Kind und Teenager Comics sehr reichlich verschlungen, geschadet hat es mir trotz Befürchtungen meiner Mutter gar nicht, aber ich habe auch regalmeterweise Bücher gelesen, und bin irgendwie immer noch eine Leseratte und Bücherliebhaber.

Viele Nachrichten und Zeitungen lese ich online, aber Bücher werden gekauft, dies nicht als Kindle o.ä.

 

@Antonia 

Es gibt nicht nur Banausen.🤫


Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie. — André Kostolany

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@Storm :

Was BASF angeht: Bei denen weiß ich einfach nicht, woran ich bin. Ich hätte schon Lust auf 6 1/2 Prozent Dividende. Doch die Aktie ist bereits vor Ukrainekrieg und Corona gefallen. Auch weiß ich nicht, welche langfristigen Löcher der Verlust des Russland- Gas- Geschäfts und die hohen Energiekosten noch reißen werden. 
Im Zweifelsfall lasse ich halt die Finger von einem Kandidaten, den ich nicht einschätzen kann.

Antonia
Mentor ★★★
2.625 Beiträge

Ja oder direkt ins Wirtshaus ...

 

Grüße von Antonia
____________________
Alle Männer haben nur zwei Dinge im Sinn: Geld ist das andere. Jeanne Moreau