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Dividenden-Portfolio: So mache ich es

Marin
Mentor ★
1.166 Beiträge

Guten Abend liebe Community,

 

im Forum gibt es immer wieder Fragen und Diskussion zum Thema Dividende. Und bevor ich mir dazu jedes mal einen Wolf schreibe und das gleiche erzähle, mache ich es ganz egoistisch-pragmatisch: Ich stelle euch mein Dividenden-Portfolio vor (...und ihr dürft es gerne roasten).

 

Eines vorweg: Ich betreibe mehrere Portfolios:

  • Ein Casino-Porfolio, in dem mit wildem Zeug wie GameStop, BBBY oder Lithium gezockt wird. Kleine Einsätze, viel Spaß, z.T. wilde Gewinne.
  • Ein „Momentum-Portfolio“, in dem aktiv je nach Marktlage relativ rege ge- und verkauft wird. Hier landet auch die eine oder andere Sterneaktie. Das sehe ich als mein „Hauptdepot“ an.
  • Ein Dividenden-Portfolio, um das es hier gehen soll. Anlageziel: Aufbau einer passiven Einkommensquelle, die irgendwann groß genug sein soll, um in Schritt eins meine Arbeitszeit (Angestelltenverhältnis) zu reduzieren und in Schritt zwei vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Wann das sein wird, darauf lege ich mich nicht fest. Zu viele Variablen. Ein paar Jahre sind es bei mir sowieso noch. Unabhängig davon lautet das Ziel: Jährliche Steigerung der Dividendeneinnahmen um 10% im Vergleich zum Vorjahr. Erreicht wird diese Steigerung durch Erhöhung der Anlagesumme und durch organische Steigerungen der Dividenden.

 

Zum Vermögensaufbau ist dieses Portfolio nur bedingt geeignet. Wer sich einen reinen Kapitalstock ohne ausschüttenden Cashflow aufbauen möchte, ist mit anderen Strategien aus meiner Sicht besser beraten.

 

Aber zunächst der aktuelle Stand:

 

Dividendendepot.png

 

(da fällt einem wieder auf, wie hässlich alles im comdirect-Interface aussieht)

 

Folgende Prinzipien vertrete ich bei Dividendenwerten

  • Ich investiere nicht in Zykliker wie z.B. Autohersteller, Banken, Chemie- oder Ölwerte. Dort gibt es zwar hohe Dividenden, aber die Kursverläufe bewegen sich in der Regel in einem festen Tunnel auf und ab, sodass auf lange Sicht keine signifikanten Kursgewinne entstehen. Die Titel „günstig“ zu kaufen kann diesen Effekt kurz- bis mittelfristig ausgleichen, ändert aber nichts am oben Gesagten. Ich erwarte von Investments in Aktien unabhängig von der Strategie langfristig steigende Kurse. Ansonsten kann man ebenso gut in Anleihen oder sonstigen festverzinste Anlagen mit geringerer Risikoklasse investieren. Ich will in dem Depot auch nicht viel „traden“.
  • Gleiches gilt für alle möglichen REITs mit dauerhaften Kurs-Seitwärtsbewegungen.
  • Ebenso für Firmen mit Geschäftsmodellen, die aus meiner Sicht keine „Luft nach oben“ haben, wie z.B. Tabak.
  • Ich meide Aktien aus Ländern mit fetten Quellensteuern, denen man mit großem Aufwand selbst hinterherrennen muss, wie z.B. Frankreich, Dänemark, Italien. Teilweise wartet man über 8(!) Jahre auf die Steuererstattung und ärgert sich bis dahin über die miese Netto-Dividende. Achtet deshalb bitte nicht nur auf die Brutto-Dividendenrendite!
  • Die Firmen müssen eine vernünftige Dividendenpolitik vorweisen: stetige und ständige Steigerungen ohne Pause oder Unterbrechung; akzeptable Ausschüttungsquote; klares Bekenntnis zu einer aktionärs- und dividendenfreundlichen Firmenpolitik.
  • In der Dividendenhistorie zudem genau prüfen, ob die relative jährliche Steigerung auch angemessen hoch ist. Viele US-Firmen erhöhen ihre Dividende nur um 1 Cent pro Quartal, um ihren Status als Aristokrat oder dauerhafter Steigerer zu halten. Zum Beispiel Coca-Cola. Dieses Vorgehen verschleiert jedoch einen wichtigen Aspekt: Bei Coca-Cola wird die Dividende dieses Jahr insgesamt $1,76 betragen (4 x 44 Cent). Im nächsten Jahr mit ziemlicher Sicherheit $1,80 (4 x 45 Cent). Das ist eine jährliche Steigerung von gerade einmal 2,3%. Zu wenig, um von der mächtigen Stärke des Zinseszinses bei der Dividendendynamik zu profitieren. Hinzu kommt, dass solche „Steigerungen“ sogar in normalen Zeiten unter der Inflationsrate liegen können. Und dann komme ich meinem Ziel von jährlichen Dividendensteigerungen nur im Schneckentempo oder gar nicht näher. Sprich: Ich will eine vernünftige Wachstumsdynamik bei der Dividende sehen.

 

Das Depot lässt sich grob in diese Kategorien einteilen:

 

Die „Cashcows“

Unternehmen mit hoher Dividendenrendite (>5%), aber dafür geringerer Wachtumsdynamik bei Kursverlauf und Dividendensteigerungen. Diese Aktien sollen die durchschnittliche Dividendenrendite des Depot nach oben treiben:

Allianz

Iron Mountain

 

Die „Grower“

Diese Unternehmen haben eine relativ geringe Dividendenrendite (1,5-3%), aber dafür ein sehr dynamisches Wachstum der Dividenden. Bei Titeln wie American Tower, ASML oder UnitedHealth sogar im Bereich von ca. 20%/Jahr. Dazu bieten alle sehr solide langfristige Kursverläufe:

American Tower

ASML

Home Depot

Linde

NextEra Energy

PespsiCo

UnitedHealth

 

Die „Allrounder“

Manche Aktien sind so gut, die haben einfach alles: Hohe Dividende, hohes Dividendenwachstum, gute Kursentwicklung:

AbbVie

Broadcom

 

Die ETFs

Es gibt so viele tolle Dividendenaktien auf der Welt, leider kann und will ich sie nicht alle haben. Zudem kommt in einigen Jahren vielleicht der Punkt, an dem ich das Depot nicht mehr so aktiv managen möchte. Zudem ist die Teilfreistellung interessant. Daher baue ich mir langsam einen Grundstock an Dividenden-ETFs auf. Dort gelten die gleichen Maßstäbe wie oben genannt. Leider gibt es am Markt viel Schrott, der durch diese Kriterien durchrasselt, aber mit diesen dreien bin ich zufrieden. Weitere sind nicht geplant:

SPDR S&P US Dividend Aristocrats (A1JKS0)

Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield (A1T8FV)

VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders (A2JAHJ)

 

Performance

Ich pflege meine Kursdaten leider nicht so genau, sondern tracke überwiegend die Dividenden. Das Depot dürfte dieses Jahr Kurstechnisch allerdings im Plus liegen (im mittleren einstelligen Bereich), was im Vergleich „zum Markt“ sehr gut ist. Es war aber auch das Jahr vieler Value-Werte, die ich glücklicherweise im Depot habe: AbbVie, Linde, PepsiCo,UnitedHealth…

 

Die angepeilten 10% Dividendenwachstum sind eher konservativ kalkuliert und werden in der Regel jedes Jahr übererfüllt. So auch dieses.

 

Zukunftsaussichten

Folgende „Baustellen“ stehen für 2023 auf der Agenda:

  • Das Depot ist mir zu US-lastig. An einem US-Übergewicht führt bei Dividenden nichts vorbei, aber bei den Einzelwerten sind es ca. 80% US-Anteil.
    • Lösung: Ich plane zwei Positionen (halbe Positionsgröße) bei Vonovia und der Deutschen Post. Ich bin wirklich kein Fan von deutschen Aktien, aber der Einstiegszeitpunkt erscheint mir bei beiden gut. Die Dt. Post hat momentan ca. 4% Rendite, Vononia ca. 6,7%. Allerdings erwarte ich von beiden Unternehmen ein klares Bekenntnis zur Dividendenpolitik, auch in diesen schweren Zeiten. Zudem möchte ich positive Chartbilder sehen. So richtig traue ich beide Firmen noch nicht, daher die kleine Positionen. Wenn beide nicht gut laufen, fliegen sie wieder.
    • Eine meiner Lieblingsaktien ­– Itochu –, die ich hier ausführlich vorgestellt habe, ist vor einiger Zeit unglücklich rausgeflogen und das freie Kapital woanders gelandet. Diese Position werde ich neu aufbauen. Ich kaufe, sobald die Aktie unter die GD200 fällt und diese dann wieder von unten durchstößt.
  • Der Anteil der drei ETFs am Depot soll verhältnismäßig größer werden. Begründung: siehe Absatz dazu.
  • Mehr als 20 Positionen möchte ich nicht in diesem Depot haben.

 

Abschließendes

Da Diskussionen über Investmentansätze hier oft zu moralischen Grundsatzstreitereien werden, bitte ich euch: Hier geht es um meine Dividendenstrategie, die zu meinem Lebensentwurf passt und – wichtig! – die mich gut schlafen lässt.

 

Mit diesem Disclaimer im Hinterkopf kann gerne über die Strategie selbst oder die enthaltenen Werte diskutiert werden. Ich hoffe, für einige waren einige hilfreiche Ansätze dabei.

 

Grüße aus einem nasskalten Flensburg

Marin

121 ANTWORTEN

Dr. Snuggles
Experte ★★
475 Beiträge

Mein Ansatz sieht ähnlich aus. Mische auch einzelne Aktientitel mit dem ETF, allerdings hab ich nur den SPDR. Ich bin nicht so US-kritisch wie du, sondern setzte eher verstärkt auf diese Titel. Ergänzend dazu handele ich allerdings auch noch Optionen (nicht Optionsscheine) auf diese Titel, um noch zusätzlichen Cashflow zu generieren. Ich hab auch Titel im Portfolio, die eher seitwärts laufen, da es mir eher auf die regelmäßigen Ausschüttungen ankommt und weniger auf die Kurssteigerungen.

 

Einen schönen Titel mit einer hohen Ausschüttung finde ich

https://www.globalxetfs.com/funds/qyld/

Allerdings nicht über deutsche Banken kaufbar und bei bspw. IB auch nur via Optionen für Privatkunden. Die Performance ist nicht so der Hit, aber 12 % Ausschüttung pro Jahr, sind schon schick 😉

 

Warum nutzt du für die Verwaltung nicht PP? Damit lässt sich das alles doch relativ einfach verwalten.

Marin
Mentor ★
1.166 Beiträge

@Dr. Snuggles 

Den Nasdaq-Ausschütter kannte ich auch noch nicht – spannend. Aber Global X ist ja dafür bekannt, ziemlich wildes Zeug zum Generieren von Cashflow anzubieten. Zum Beispiel auch den "SuperDividend ETF" mit aktuell fast 15% Dividende: https://www.globalxetfs.com/funds/sdiv/

 

Zu Portfolio Performance: Habe ich eine zeitlang benutzt, aber mir gefällt die Benutzeroberfläche nicht. Parqet/Tresor One habe ich auch mal getestet, aber bin zu dem Entschluss gekommen: Ich muss und will nicht jedes Prozent meiner Investition wissen. Ich habe eine Excel-Tabelle, in der ich meine Dividenden pflege und einmal pro Quartal mache ich eine Gesamtaufnahme meiner Finanzen, ob es "nach oben" geht. Langt mir.

CurtisNewton
Mentor ★★★
2.859 Beiträge

@Marin 

Danke für den Beitrag. Ein paar der Aktien habe ich ebenfalls im Depot (ASML, Linde, NextEra), allerdings hätte ich die gar nicht mal unbedingt unter dem Fokus Dividende gesehen. Interessant das man diese durchaus auch Qualitäten haben die mir so nicht bewusst waren bzw. denen ich bisher weniger Beachtung geschenkt habe.

 

Bei den ETF finde ich interessant dass, obwohl man bei Dividenden wie Du schon sagst auch erst man an die USA denkt, diese ein erstaunliches niedriges US Exposure haben. Der FTSE hat 40% USA, der van Eck sogar nur 27%. Damit ist man, unabhängig ob man jetzt Wert auf Dividenden legt, schon mal diversifizierter als mit einen MSCI / FTSE World.

 

Schönes Restwochenende,

Curtis

 

 

 

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"Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance." - Victor Hugo

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@Marin 

 

das liest sich alles sehr spannend. Auf die Reaktionen und Berichte bin ich jetzt schon gespannt.

Was das Ziel mit deinem Dividenden- Depot betrifft, sitzen wir wohl im selben Boot. 
Der Unterschied ist vielleicht, dass ich schon im letzten Drittel meines Lebens angekommen bin und das Dividenden- Depot mir einen früheren Ausstieg ermöglichte!

Im übrigen habe ich die selbe Strategie, mit den unterschiedlichen Depots verfolgt, bis zu meinem Ausstieg.

Für interessierte, mein Depot zur Einsicht über den Link in der Signatur! 
Dieses wird weiter erweitert, sollten sich hier für mich gute Gelegenheiten ergeben.

Das ganze dient lediglich einem regen Gedankenaustausch und füllt diesen Beitrag voraussichtlich mit weiteren Informationen.

Marin
Mentor ★
1.166 Beiträge

@CurtisNewton 

ASML liegt bei mir im Dividenden-Depot, weil das Unternehmen vor kurzem die Dividende um 100%(!) erhöht hat. Klar wird diese Steigerung so nicht weitergehen, aber das war mal eine Ansage. Dazu hat man den Ausschüttungsinterval von halbjährlich auf vierteljährlich angepasst. Die Firma gibt also klare Zeichen in Richtung einer sehr dividendenfreundlichen Politik in der Zukunft. Außerdem mag ich die Aktie und das Geschäftsmodell.

 

Und ja, die Allokation des Morningstars und des FTSE High-Dividend gefällt mir ebenfalls sehr gut. Auch das war einer der Gründe für die Auswahl.

Zilch
Legende
7.850 Beiträge

Nun ist meine Antwort verschwunden, ugh...

 

Interessante Strategie, die ich auch verfolgen würde. Ich denken aber, dass ich mit Trendfolge eher die Möglichkeit habe um vorzeitig in der Ruhestand zu gehen. Es ist auch eine Frage der möglichen Sparrate. Wenn ich zu klein investieren dauert es zu lange und wäre mit einem ETF besser bedient.

Einige Aktien habe ich auch im Depot, aber aus anderen Gründen.

 

Interessant die üblichen Verdächtigen nicht zu sehen: Johnson & Johnson, P&G, McDonalds, etc.

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

Marin
Mentor ★
1.166 Beiträge

@ehemaliger Nutzer 

Falls sich von deinem Benutzernamen auf deinen Jahrgang schließen lässt und du Dank deines Depots schon jetzt aussteigen konntest: Respekt und Glückwunsch!

 

Und vielen Dank für deine Offenheit bzgl. deines Depots. Nach einem ersten Blick würde ich sagen: Unsere beiden Ansätze sind tatsächlich sehr ähnlich, viele deine Aktien würde ich auch ohne zu zögern kaufen. Aber wie gesagt: Man kann leider nicht jede tolle (Dividenden-)Aktie haben

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@Marin 

 

wie Du gesehen hast, habe ich allerdings auch keine ETF`s (wie z.B. den Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield) im Depot. Hier versuche ich das halt über die breite Streuung in unterschiedlich Branchen nachzubilden und suche mir hier dann, die für mich interessantesten und vielversprechendsten Unternehmen heraus. Wobei ich das aber auf maximal 35 Werte begrenze!

Na schauen wir mal, was an Infos noch alles rein kommt! 

Danke nochmals für deinen Beitrag und einen schönen Sonntag.

 

ae
Mentor ★★★
2.942 Beiträge

Aus bekannten Gründen leider nur einen Daumen @Marin 

 

Was mir persönlich sehr gut  gefällt ist die strikte Trennung der verschiedenen Strategien. 

Auch die Zusammensetzung des Dividenden Depots gefällt mir sehr gut.

Persönlich würde mich der hohe US Anteil nicht stören. 

Dennoch ein paar Ideen um diesen zu verringern: 

Mensch und Maschine - 658080

Novo Nordisk - A1XA8R

Wolters Kluwer - A0J2R1

 

Wahrscheinlich hast Du diese auch im Fokus, sind mir spontan zum Thema eingefallen und über eine Begründung Für/Wider würde ich mich freuen. 

gruss ae

 

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>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden