13.01.2023 09:23 - bearbeitet 11.03.2023 13:48
Hallo zusammen,
ich mache momentan an meiner Regionen u. Branchenverteilung rum. Momentan habe ich noch rel. viel Europa, aber dieser Anteil bessert sich beständig Richtung aktuell geplanten ca. 25%, allerdings versuche ich hier noch meinen Sweetspot zu finden. Ich habe mir überlegt, BIP-Anteil und Kapitalmarkt-Anteil zu mitteln und anzustreben - was haltet ihr davon und vor allem: Wie macht ihr das? Für Branchen interessiert mich das ebenso - hier stört mich der hohe Finanzanteil und niedrige Industrie-Anteil - was ist hier euer Ziel?
Mein Regionen-Problem betreffend suche ich außerdem noch eine Art "Amerika ex USA ETF", um Kanada, Mexico und den Rest des Kontinents ein kleines bisschen Aufmerksamkeit zu widmen - aktuell stehe ich bei 37% Amerika und davon 35 % USA, d.h. der Rest des Kontinents ist "egal". Mein Ziel ist es, allen Kontinenten und Regionen "etwas" Aufmerksamkeit zu widmen.
Mir ist bewusst, dass es ACWI oder FTSE All World-ETFs gibt (welche ich auch besitze) - es geht mir um "Feintuning aus Spaß an der Sache".
am 13.01.2023 15:30
@HaPa Ich glaube wir haben dich schon verstanden und ich habe deine Frage eigentlich auch genau beantwortet. Wenn du glaubst, dass das eine sinnvolle Beimischung ist, dann hol dir doch einfach noch einen oder mehrere Amerika Emerging Markets ETF+ Mexiko ETF (viele Menschen) + Kanada ETF (etwas Wirtschaft) + China ETF + Afrika ETF + Indien ETF
Das findest du doch alles.
Ich glaube nicht daran, dass Afrika, Südamerika oder Mittelamerika den Rest der Welt outperformen werden in den nächsten 25-30 Jahren (das ist mein Anlagehorizont). Selbst wenn es da irgendwann noch einen Crash geben wird, werden sich die USA und Europa viel schneller wieder erholen, was daran liegt, dass hier die Infrastruktur, die Bildung und v.a. das Kapital liegt. Das wird sich (so leid einem das auch tun kann) auch in den nächsten Jahrzehnten nicht ändern. Bei China kann man geteilter Meinung sein.
am 13.01.2023 16:07
@Okkulele123 schrieb:Bei China kann man geteilter Meinung sein.
In Bezug auf die nächsten Jahrzehnte bestimmt. In Bezug auf die nächsten paar Jahre erwarte ich mir von chinesischen Aktien genau nichts.
Grüße,
Andreas
am 13.01.2023 17:01
@HaPa schrieb:
ich mache momentan an meiner Regionen u. Branchenverteilung rum. Momentan habe ich noch rel. viel Europa, aber dieser Anteil bessert sich beständig Richtung aktuell geplanten ca. 25%, allerdings versuche ich hier noch meinen Sweetspot zu finden. I(...)- es geht mir um "Feintuning aus Spaß an der Sache".
Du hast uns noch nicht verraten, was du mit der Anlage bezwecken willst...
Das Fundament des passiven Investierens ist, daß du dir prognosefrei einen winzigen Anteil an der Weltwirtschaft kaufst. Da man die "gesamte Wirtschaft" nicht kaufen kann, nimmt man stellvertretend alle handelbaren Aktien gemäß ihrer Marktkapitalisierung.
Wenn du dir zutraust, richtige Prognosen für die Kapitalmärkte zu stellen, dann ist die Entscheidung auch einfach. Wenn du glaubst, daß in den nächsten Jahren die Märkte in Südamerika und Japan besser performen werden, als der Rest der Welt, dann schichtest du in diese Anlageformen um.
Anders gesagt: wenn du keine richtigen Prognosen stellen kannst, dann ist der Sweetspot bei 100% All-World-ETF, wenn du es kannst, dann ist der Sweetspot bei 100% deiner Prognosen.
13.01.2023 18:43 - bearbeitet 13.01.2023 18:44
Da im Ausgangspost explizit BIP erwähnt wurde, eine Wichtung der Regionen nach BIP bekommt man mit vier ETF relativ einfach hin,
z.B.
40% FTSE Emerging
28% FTSE Developed North America (USA + Kanada)
23% FTSE Developed Europe
9% FTSE Developed Asia Pacific
Geht natürlich auch mit MSCI, da hat man aber das Problem dass es genau einen Developed Asia Pacific cum Japan von Lyxor gibt der zudem nicht sonderlich groß ist. Innerhalb der einzelnen ETF ist natürlich trotzdem nach Market Cap gewichtet. Ob man sich mit dem hohen EM Anteil wohl fühlt ist dann noch mal eine andere Geschichte.
Über die letzten 30 Jahre hatte der klassische World ETF mit Wichtung nach Market Cap besser performed, bei längeren Zeiträumen liegt BIP vorne. Was in den nächsten Jahrzehnten besser performed weiß natürlich niemand.
Gruß
Curtis
14.01.2023 11:25 - bearbeitet 14.01.2023 11:30
14.01.2023 11:25 - bearbeitet 14.01.2023 11:30
@CurtisNewton: Danke. Sehr interessantes Konzept. Wo hast du das her?
40% EM erscheint meinem Bauchgefühl etwas zu hoch.
Neugierige Grüße,
Andreas
Edit: habe schon selbst was gefunden - interessant! https://etf.capital/etf-marktkapitalisierung-bip
am 14.01.2023 11:47
Hallo @HaPa
finde ich auch eine stets interessante Frage und ich persönliche gewichte auch überwiegend selbst.
Der Grundsatz steckt m. E. schon in der Antwort von @digitus.
Aber Spaß, nennen wir es Interesse oder persönliche Herausforderung. Börse Sport im Alter 😉 In den letzten Jahren hatte ich ein Übergewicht in den USA, schwer abzuschätzen wegen der BranchenETFs, aber so um 70%.
Im letzten Jahr und aktuell habe ich etwas umgesteuert in Richtung Asien mit den Schwerpunkt Indien, China und wieder etwas mehr Einzelwerte zum Dax.
Grüße
am 14.01.2023 11:48
@digitus schrieb:@CurtisNewton: Danke. Sehr interessantes Konzept. Wo hast du das her?
Edit: habe schon selbst was gefunden - interessant! https://etf.capital/etf-marktkapitalisierung-bip
Das ist schön erklärt.
Zur Frage der Herkunft: das ist Data-Mining
Die großen ETF-Anbieter müssen sich von den "Marktbegleitern" differenzieren und suchen ständig nach neuen Produkten. Die BIP-Gewichtung ist einfach zu implementieren und hat im Backtest für einen bestimmten Zeitraum gut abgeschnitten. Und weil das BIP mehr Schätzung als Messung ist, kann der ETF-Anbieter ein bisschen spielen und versuchen, sein Produkt zu optimieren...
am 14.01.2023 11:50
@dg2210 schrieb:Du hast uns noch nicht verraten, was du mit der Anlage bezwecken willst...
Ich will quasi ein "reverse capped" Portfolio, indem ich jeder Region ein Mindestmaß an Einfluss zugestehe und damit die All-World-Verteilung für mich optimieren - ob das auch finanziell Sinn macht kann ich dann in ein paar Jahren sagen...
@Okkulele123 Ja - nur habe ich mit Mexico und Kanada eben Mexico und Kanada und nicht "den Rest" zweier Kontinente nach einem USA-Abzug.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich in diesen Ländern verdammt viel tun wird, sobald die Regierungen (Brasilien) und Währungen (Venezuela) stabiler werden und das ist bei zunehmender Entwicklung nur eine Frage der Zeit. Ich war vor einiger Zeit mal in Costa Rica und Nicaragua - ich habe noch nie derart viel hochmoderne Agrartechnik (v.a. Claas) gesehen und die Kinder gehen mittlerweile auch (fast) alle in die Schule - das wird sich früher oder später positiv auswirken...
am 14.01.2023 12:02
@HaPa schrieb:
Ja - nur habe ich mit Mexico und Kanada eben Mexico und Kanada und nicht "den Rest" zweier Kontinente nach einem USA-Abzug.
Dann bietet sich, wie oben erwähnt, ein Blick auf die Latin America EM ETFs an.
Grüße,
Andreas
am 14.01.2023 13:50
am 14.01.2023 13:50
Zu dem Thema passt der heutige Welt- Börsenpodcast mit dem Emerging Markets Fondmanager Axel Krohne. Die 2 Stunden gequatschte von heute sich mal anzutun, kann ich jedem, der sich für Geldanlage in Emerging Markets interessiert, wirklich empfehlen.
Ein wenig überspitzt zusammengefasst:
- Südamerika doof, weil Bad Governance und Linke Regierungen.
- Afrika doof, wegen Inflation (Ausnahme Frankophones Afrika)
- Türkei doof wegen Erdogan und Inflation
- Osteuropa doof, weil dort haben sich 1990 westliche Firmen die Sahnestückchen gesichert (Ausnahme Polen)
- Indien doof, weil viel Insiderhandel (außerdem recht teuer)
- Vietnam doof, weil Zockermarkt
- China doof, weil komplex und intransparent
Wer jetzt wissen will, was nicht doof ist, sollte sich wirklich mal die zwei Stunden Podcast anhören. Ich fand diesen wirklich sehr erhellend!