am 03.10.2020 07:52
Guten Morgen,
war ich mir schon vorher unschlüssig, ob ich um die Wahl des US-Präsidenten herum meine Stopp loss deaktivere, weiß ich jetzt erst recht nicht mehr, was zu tun ist. Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine. Aber wenn jetzt die Unsicherheit darüber, was in den USA passieren wird, noch größer und vor allem länger sein wird, kann das eine nochmal verlängerte Hängepartie werden. Ich rechne also mit mindestens sehr volatilen Wochen/Monaten. Vermutlich aber eher mit sehr durchwachsenen Ergebnissen. Und ich habe keine Lust, über die SL aus meinen guten Werten raus geschmissen zu werden. Na klar kann ich auch wieder aufsteigen.. Aber wann? Das sind viele Entscheidungen, bei denen man viel falsch machen kann. Und bei denen man hadern kann. Ich kenne mich: Ich denke dann immer, was wäre, wenn ich eher das und das getan hätte. Und: "Mann, bin ich blöd!" Und auch will ich den Aufwand mit meinen Einzelaktien möglichst klein halten.
Zu meiner Ausgangssituation: Mein Horizont beträgt mindestens noch 20 Jahre. Und mein Geldvermögen und das meiner Familie ist - abgesehen von der nötigen Reserve auf Tagesgeld - zu einem Großteil in weltweiten ETF investiert. Bei denen setze ich keine SL. Aber daneben bin ich in eben in etwa 15 Einzelwerte vorrangig aus den hier bestens bekannten Sternelisten investiert, die ich am liebsten lange behalten will, die ich aber natürlich trotzdem mit SL abgesichert habe.
Die Frage ist, wie ihr mit der jetzigen Situation rund um die POTUS-Wahl umgeht. Habt ihr eure SL-Strategie diesbezüglich überdacht bzw gedenkt ihr das zu tun? Was würdet ihr mir raten?
Vielen Dank euch!
am 04.10.2020 00:56
Hallo Fix1,
ich habe alles mit Stops abgesichert, sodass ich bei einem Crash nicht den ganzen Weg nach unten mitmache, sondern vielleicht auf halber Strecke die Reißleine ziehe. Die Stops müssen so gesetzt sein, dass normale Korrekturen und Kursbewegungen ihn nicht auslösen.
Tritt der Crash nun ein, dann steige ich mit einem Trailing Stop Buy wieder ein. Dadurch wird automatisch die Talsohle abgetastet und wenn die Aufwärtsbewegung wieder einsetzt, dann bin ich recht bald wieder dabei, wenn es gut geht mit einem Einstiegskurs, der tiefer liegt als mein Verkaufskurs im Crash.
Viele Grüße,
Bobo
am 04.10.2020 10:08
@Bobo: das mit dem Trailing Stop Buy klingt sehr gut, wie setzt Du das praktisch um? Ich kannte Trailing Stop bislang immer nur in die andere Richtung ...
Neugierige Grüße,
Andreas
am 04.10.2020 11:20
@digitus :
Stops und Trailing Stops gibt es in beide Richtungen: Buy und Sell. Profis wie @Bobo verwenden Stop Buy, um sich in eine Aktie "einstoppen" zu lassen, beispielsweise wenn sie die 200-Tage-Linie von unten nach oben durchbricht. Mehr dazu steht hier.
nmh
04.10.2020 11:29 - bearbeitet 04.10.2020 11:31
@nmh: Deinen Artikel kenne ich natürlich 🙂
Ich habe die Frage unglücklich formuliert: Es ging mir um das Bodenbildung-Ausloten und um die Frage, wie Du dem Stop-buy-Kurs dann sinnvollerweise setzt, also mit wie viel Abstand, um ein kleines Aufbäumen dann nicht schon als nachhaltigen Anstieg misszuverstehen. Hast Du da eine Formel oder ist das langjährige Börsenerfahrung und Bauchgefühl? Die 200-Tage-Linie ist ja oft weit weg.
Grüße,
Andreas
am 04.10.2020 11:35
@digitus :
Da stellen sich exakt dieselben Probleme wie beim richtigen Setzen von Stop Loss (Stopkurse). Erfahrungssache! Ein pragmatischer, heuristischer und daher suboptimaler (schönes Wort) Ansatz für uns Mediziner könnte sein: Stop Loss 5 Prozent unter dem GD 200, Stop Buy 5 Prozent über dem GD 200. Wenn der GD 200 fällt, kann man den Stop Buy langsam nach unten mitziehen. Wenn der GD 200 steigt, kann man den Stop Loss langsam raufsetzen. Alternativ bietet sich ein Stop Buy leicht über markanten Hochpunkten aus der Vergangenheit an - eben alles wie bei Stop Loss, nur umgekehrt.
nmh
am 04.10.2020 11:41
Danke. Also nienienie unter GD200 (wieder) einsteigen ![]()
Grüße,
Andreas
04.10.2020 11:55 - bearbeitet 04.10.2020 12:00
Als ganz exklusiven, aber einmaligen Service für alle Chefärzte hier eine Liste einiger (nur eine Auswahl!) offener Stop-Buy-Orders in meinen Depots aus meinem Rechenzentrum (beim Schreiben dieser Zeilen bin ich selbst überrascht, dass es nur zwei "echte" Orders sind):
WKN Ordertyp Aktivierungsschwelle
A2H5W8 Stop Buy 33,333 EUR
892502 Stop Buy Limit 35,200 EUR Limit: 35,400 EUR
A0XYHT ICO Stop Buy 13,200 EUR
870053 ICO Stop Buy 83,000 EUR Achtung: noch unter GD200
870053 ICO Stop Buy 87,000 EUR Dann GD200 überschritten
870053 ICO Stop Buy 94,000 EUR allerhöchste Eisenbahn für Kauf
883297 ICO Stop Buy 63,000 EUR Unfall am 02.10.2020
A0JEP3 ICO Stop Buy 450,00 EUR
549532 ICO Stop Buy 1,78 EUR
A2PPE1 ICO Stop Buy 18,00 EUR
ICO = Kaufsignal in computer only (noch nicht an der Börse scharf geschaltet)
Bei der WKN 870053 sieht man, dass man in mehreren Etappen einsteigen kann.
Lustig, die ersten beiden sind zwei Aktien aus Österreich (RHI hat seinen Sitz seit neuestem in den Niederlanden). Bei RHI Magnesita liegt mein Einstieg leicht über der Spitze im Juni 2020. Dort hat die Aktie dann auch ihre 200-Tage-Linie nachhaltig nach oben durchbrochen. Nach dem Kauf empfehle ich einen Stop Loss bei ca. 27 Euro. Bei Rosenbauer liegt das Stop Buy-Level leicht oberhalb der Schiebezone von April bis September 2020. Die Aktie hat gerade ihre 200-Tage-Linie nach oben durchbrochen. Nach dem Kauf sollte ein Stop Loss bei ca. 32 Euro gesetzt werden.
ACHTUNG: Dies ist keine Kaufempfehlung. Einige der Papiere könnten extrem riskant und nicht für Einsteiger geeignet sein. Die Aktien laufen mehr unter dem Motto "kleine Schweinereien".
nmh
am 04.10.2020 12:03
In Anbetracht Deiner Aussage
@nmh schrieb:ACHTUNG: Dies ist keine Kaufempfehlung. Einige der Papiere könnten extrem riskant und nicht für Einsteiger geeignet sein. Die Aktien laufen mehr unter dem Motto "kleine Schweinereien".
dürfte es nicht zu despektierlich sein zu sagen: Da ist wirklich Zeug dabei das braucht kein Mensch!"
Gruß Crazyalex
04.10.2020 13:33 - bearbeitet 04.10.2020 13:35
@nmh schrieb:Als ganz exklusiven, aber einmaligen Service für alle Chefärzte hier eine Liste einiger (nur eine Auswahl!) offener Stop-Buy-Orders in meinen Depots aus meinem Rechenzentrum.
Danke. Sehr sehr gut ... so kann ich als "Kleinkünstler" am Modell lernen! ![]()
[Die Ross Stores sind aber wirklich interessant
]
Schönes Restwochenende,
Andreas
am 04.10.2020 14:39
Hallo Zusammen,
super Tipps! Hatte den Stop Buy gar nicht mehr auf dem Schirm, auch wenn ich mir alle Ordertypen schon ein paar mal durchgelesen hatte.
Auch wenn man ähnlich wie beim SL wohl nicht immer den optimalen Zeitpunkt trifft, so hat es doch Charme auch den Wiedereinstieg ein Stück weit zu automatisieren, um auch hier die Emotionen raus zu nehmen.
Jetzt gilt es noch ein wenig auszuloten wo man den SB jeweils setzt. Ab wann geht man davon aus, daß die Talfahrt vorbei ist. Schwierig. Aber auch der erwähnte "suboptimale" Weg scheint für den Anfang schon nicht verkehrt zu sein.
Nochmal zusammenfassend für Lernende wie mich:
- Crash -> SL werden ausgelöst
- ich denke dann wartet man erstmal ab, bis die gröbste Talfahrt vorbei zu sein scheint, bzw. sich zumindest alles etwas beruhigt.
- dann setzt man seine SB Orders, die man bei Bedarf nach unten nachzieht, sollte der Kurs noch weiter fallen.
Mit ein wenig Glück steigt man also wieder in "seine" Aktien ein, bevor der SL Kurs wieder erreicht ist.
Sollte es umgekehrt sein, dann ist es eben so.
Sollte ich doch etwas grundlegend missverstanden haben, bitte melden.
Danke und schönen Sonntag!
KM
Edit:
Steigt ihr bei einem Crash oder sonstigen allgemeinen Markteinbrüchen vorrangig wieder in eure "alten" Werte ein, weil sich euer Investitionsgrund ja nicht geändert hat, oder guckt ihr dann eher ob es dann u.U. interessantere Papiere gibt, die z.B. den Crash besser überstanden haben?