am
15.01.2022
13:25
- zuletzt bearbeitet am
10.02.2022
08:35
von
SMT_Chris
Liebe Börsenfreunde (m/w),
in den letzten Wochen war es ziemlich ungemütlich an der Börse. Vor allem hoch bewertete Tech-Aktien haben Federn gelassen. Schlimmer noch hat es die Biotech-Aktien erwischt: Die Börsianer tun so, als sei das Ende der Pandemie gekommen.
Nachdem die Tendenz an den letzten Tagen des Jahres 2021 zunächst freundlich war, gab es im neuen Jahr zunächst einen empfindlichen Rücksetzer. Das mag zum einen eine technische Reaktion auf die vorhergehenden Kursgewinne gewesen sein. Andererseits schießen die Infektionszahlen derart dynamisch in die Höhe, dass wieder die Furcht vor Lockdowns und gestörten Lieferketten um sich greift, was der Stimmung am Aktienmarkt naturgemäß nicht guttut. Dennoch:
Die anstehende Berichtssaison sollte die weiterhin positiven Aussichten wieder stärker in den Fokus rücken. Für gute Stimmung sollten auch Meldungen sorgen, wonach die neue Variante Omikron weniger gefährlich als Delta ist und daher die weltweite Konjunktur nicht stärker in Mitleidenschaft ziehen dürfte -- gut für zyklische Werte aus der Automobil-, Luftfahrt- und Finanzindustrie. Die Lage an der Zinsfront ist dagegen zweigespalten:
Einerseits verliert mit der fortschreitenden Konkretisierung der Geldpolitik das Konjunkturrisiko etwas seinen Schrecken. Andererseits steckt viel Angst in den Aktien vor den Folgen, wenn die Zentralbanken die Zinsen erhöhen. Die Währungshüter dürften schneller und drastischer zur Tat schreiten als bislang angenommen. Möglicherweise sind aber die Zinssorgen auch einfach nur ein erklärender Anlass für Gewinnmitnahmen. Übrigens:
Zinsen -- Gift für Aktien?
Kürzlich kam die Frage auf, warum steigende Zinsen gefährlich für Aktien und vor allem für teure Tech-Werte sind. Es gibt kurz zusammengefasst drei Argumente, von denen vor allem die ersten beiden von Bedeutung sind:
1. Bei steigenden Zinsen werden Investitionen für die Unternehmen teurer, weil Kredite teurer werden.
2. Viele Tech-Firmen machen heute noch keine Gewinne. Die Börsianer versuchen, Gewinne zu prognostizieren, die erst in einigen Jahren entstehen werden, und berechnen den heutigen Wert dieser Gewinne, den sogenannten "Barwert". Dazu werden die künftigen Gewinne mit dem Zinssatz "abdiskontiert". Je höher dieser Zinssatz, desto weniger sind Gewinne aus der Zukunft heute wert.
3. Und natürlich werden Anleihen im Vergleich zu Aktien attraktiver, wenn die Zinsen steigen: Zinsen sind der Preis für das Geld. Bei niedrigen Zinsen steht einfach viel billiges Bargeld zur Verfügung, das eben auch in Aktien investiert wird.
Weitere Rückschläge sind also wahrscheinlich. 2022 wird ein Jahr der Differenzierung. Nicht in den Indizes liegt die Performance, sondern in den Einzelwerten. Für die Unternehmen wird es nicht mehr reichen, nur eine heiße Story zu bieten. Sie muss fundamental auch realistisch bewertet sein. Mich würde nicht überraschen, wenn jetzt tatsächlich auch wieder mehr Wert auf dividendenstarke Value-Titel wie Versorger, Banken, Autos gelegt wird. Doch noch sind wir nicht so weit. Teure Tech-Firmen werden es in diesem Jahr jedenfalls schwerer haben. Das bedeutet:
Unternehmen mit roten Zahlen oder geringer Profitabilität, aber mehrfachen Umsatzbewertungen werden weiter unter Druck stehen. Eine Bewertungsausweitung zugunsten der Techs gegen Value sehe ich nicht mehr. Wer allerdings heute schon reichlich freien Cashflow generiert (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Netflix), wird auch 2022 seinen Weg gehen. Die Tendenz zu einer erhöhten Volatilität wird uns wohl bis auf Weiteres erhalten bleiben. Gleichwohl gelingt es den Märkten immer wieder, wie auch in den beiden vergangenen Jahren, die Ängste abzustreifen und sich auf die Chancen jenseits der Pandemie zu konzentrieren. Umso wichtiger ist es, den Blick über den Tellerrand des nervösen Tagesgeschäfts hinweg nicht aus den Augen zu verlieren. Bei dieser schwierigen Aufgabe kommt Euch meine Erfahrung nach gut 30 Jahren an der Aktienbörse zu Gute. Übrigens:
Banken profitieren natürlich von steigenden Zinsen -- dadurch verbessert sich die Zinsmarge aus Kredit- und Einlagengeschäft. Auf die attraktiven Chancen bei vielen Banken gerade in Europa weise ich Euch schon seit einigen Monaten hin. Mit der Bank of America, BNP, der Societe Generale, Unicredit, und sogar unserer guten alten Commerzbank konnten meine Leserinnen und Leser schon Geld verdienen. Auch wenn JPMorgan und Citigroup am Freitag mit ihren Zahlen enttäuscht haben. Allerdings:
die Sache mit der Marktbreite
Weiterhin tiefe Sorgenfalten macht die Marktbreite. Im Nasdaq Composite notieren inzwischen drei Viertel der Aktien unter ihrer 200-Tage-Linie -- das ist fast schon ein Crash. Weltweit sieht es kaum besser aus: gerade mal 55 Prozent aller Titel notieren über ihrer 200-Tage-Linie (vor einem Jahr waren es noch 85 Prozent), die in 65 (91) Prozent aller Fälle noch steigt. Und der durchschnittliche RSL-Wert für alle Aktien weltweit liegt bei 100,73 (120) Prozent. Alle vier Werte finden sich seit Januar 2021 in einem klaren Abwärtstrend, und meine Warnungen seit Sommer waren sehr deutlich. Der Markt ist "innerlich" nicht mehr richtig gesund. Keine Frage:
Die Trendfolge hat uns in den letzten Jahren (eigentlich Jahrzehnten, aber so lange gibt es die Sternelisten noch nicht) dicke Gewinne beschert, und ich bin fest davon überzeugt, dass man damit auch in Zukunft die Indizes schlagen wird. Aber im Moment ist es schwierig: viele Stoppkurse aus meinen Empfehlungen haben bisher gehalten, und doch tut es weh, zu sehen, wie der schöne Neukauf innerhalb weniger Tage dick ins Minus rauscht. Jetzt sind mehr als zuvor Aktien gefragt, die nicht nur seit vielen Jahren im Kurs steigen, sondern die auch in den letzten schwierigen Wochen ihre Qualität bewiesen haben. Und davon gibt es zahlreiche, wie die heutige Auswertung zeigt. Denn:
Es gibt noch viele gute Aktien!
Die heutige Sterneliste ist mal wieder eine Mischform aus lang- und kurzfristig. Die darin enthaltenen Aktien steigen seit langem im Kurs, haben nur selten Kursverluste, die dann auch nur moderat ausfallen. Möglichst geringe Volatilität: Aktien, die nicht so stark schwanken, sind nicht nur gut für ruhigen Schlaf, sondern sie ersparen Euch auch Kopfzerbrechen über Markttiming: Der Einstiegszeitpunkt bei solchen Aktien ist egal, solange man sie sehr lange hält. Zeitraum schlägt Zeitpunkt! Am besten steigt man bei solchen Aktien Schritt für Schritt ein, immer wenn gerade Geld verfügbar ist. Idealerweise per Sparplan. Konkret sind das die Kriterien für die heutige Auswertung:
Aus vielen tausend Aktien weltweit findet man mit dieser sehr strengen Selektion 27 Treffer:
Man darf Aktien nur im Aufwärtstrend kaufen und niemals, wenn sie fallen. Ein geeigneter Indikator ist die Relative Stärke nach Levy (Spalte RSL). Ein Wert von beispielsweise 120 Prozent bedeutet grob gesagt, dass die Aktie 20 Prozent über ihrem 200-Tage-Durchschnitt notiert. Werte unter 100 Prozent weisen auf einen Abwärtstrend hin. Überhitzte Aktie haben typischerweise einen RSL-Wert von mehr als 140 oder 150 Prozent. Ideal für einen Kauf sind RSL-Werte zwischen 110 und 120 Prozent, denn dann kann man einen Stoppkurs ein paar Prozent unter der 200-Tage-Linie installieren und das Risiko begrenzen. Titel wie Pool sind bereits sehr nah an der 200-Tage-Linie, hier würde ich nur wenig Geld investieren und lieber nachlegen, wenn die Aktie wieder nach oben dreht. Die Bedeutung der weiteren Spalten ist auch hier näher erklärt.
Bunte Mischung
Als besonderer Service sind in den letzten drei Spalten dieses Mal die Branche (Br), das Herkunftsland (La) und ein passender Stoppkurs (in Euro) angegeben, falls Ihr nach Branchen oder Ländern diversifizieren wollt. Einige von Euch hatten sich eine "Old-Economy-Sterneliste" gewünscht. Auch wenn ich nicht viel davon halte, bestimmte Branchen von vornherein zu bevorzugen oder auszuschließen, glaube ich doch, dass ich diesem Wunsch sogar gerecht werden konnte. Immerhin findet man Aktien aus Branchen wie Handel, Lebensmittel oder Bau/Immobilien in der heutigen Liste. Und es sind erstaunlich viele Titel aus der Schweiz dabei, wobei TE Connectivity (die ehemalige Tyco Electronics) ein US-Konzern ist, der nur 2009 seinen juristischen Sitz von den Bermudas in die Schweiz verlegt hat. Alles ganz seriös! Aktien aus der Schweiz sind nicht an inländischen Börsen handelbar (Stichwort "Börsenäquivalenz"), aber völlig problemlos im Livetrading bei comdirect.
Und ein Unternehmen aus Indien hat es in die Liste geschafft: Infosys, erfahrene Börsianer kennen die Firma recht gut. Infosys ist allerdings kein Witwen- und Waisenpapier, wie man am relativen hohen Anteil negativer Zeiträume erkennt, und hat es nur dank des kometenhaften, dabei aber sehr "glatten" Anstiegs seit dem Tief im März 2020 in die Liste geschafft. Immerhin: Die Börse online ruft für Infosys ein Kursziel von 24,80 Euro aus. Wie immer gilt: je geringer der Wert in der Spalte "negative Zeiträume" ist, desto konservativer ist das Papier, und desto weniger wichtig ist, wann Ihr ein- und aussteigt. Und ganz wichtig:
Stoppkurse begrenzen das Risiko
Wie gewohnt gibt es Vorschläge für Stoppkurse (in Euro). Wenn diese Kurse unterschritten werden, solltet Ihr die Aktie verkaufen; spätestens dann ist meine Empfehlung hinfällig. Um das Risiko im eigenen Depot im Schach zu halten, sind diese Absicherungen unbedingt erforderlich. Und Profis überlegen sich bereits vor dem Kauf, wieviel Geld sie mit einer Aktie maximal verlieren wollen, und berechnen daraus die Stückzahl für den Kauf. Man sagt "Money-Management" dazu (siehe hier); für Privatanleger ungewohnt, aber der einzige Weg um immense Verluste zu vermeiden. Ich wiederhole gerne nochmal meine Dauerleier, die Ihr schon kennt:
Verluste gehören an der Börse dazu. Man muss nicht mit jeder Aktie Gewinn machen; man muss nicht einmal mit der Mehrheit der Aktien Gewinn machen: Eure Trefferquote beim Aktienhandel ist nicht wichtig, solange nur die Summe aller Gewinne größer ist als alle Verluste zusammen. Riesige Gewinne mit nur einigen ganz wenigen Aktien können kleinere Verluste bei vielen Investments kompensieren, und unter dem Strich verdient Ihr Geld. Aus diesem Grund ist die Grundregel überlebenswichtig: Gewinne laufen lassen, Verluste strikt begrenzen.
Korrekturen gehören dazu ...
Wir sollten uns darauf einstellen, dass es schlicht wieder normal ist, wenn es immer wieder zu Rücksetzern von vielleicht zehn Prozent kommt. In dieser Hinsicht waren die Anleger in den letzten Jahren schlicht verwöhnt, waren doch schon Korrekturen um fünf Prozent eine Seltenheit. Und wenn der breite Markt um zehn Prozent fällt, ist es logisch, dass einzelne Titel auch mal um 30 Prozent unter Wasser liegen. Im Moment stürzen ja nicht nur überbewertete Tech-Titel ab, sondern die Anleger schütten alles, was in den letzten Monaten und Jahren stark gestiegen ist. Wir sehen einfach nur Gewinnmitnahmen. Dadurch werden Stoppkurse ausgelöst, was die Kurse ebenfalls weiter drückt. Ein Teufelskreis. Korrekturen bleiben wahrscheinlich; die News rund um Corona, Zins und Inflation sind noch nicht verdaut. Wohlgemerkt: Korrekturen. Für einen langfristigen Bärenmarkt gibt es bisher keine Signale. Zum Trost für alle Einsteiger:
Wer gleich zu Beginn seiner Börsenkarriere Verluste erlebt, lernt Demut vor dem Markt und begreift, wie wichtig Verlustbegrenzung ist. Eine wichtige Erfahrung! Nur mit Demut ist man auf Dauer erfolgreich, denn nur dann akzeptiert man, dass "der Markt" immer recht hat und dass niemand von uns hellsehen kann. Wer Aktien kauft und bisher nur steigende Kurse erlebt hat, wird leicht übermütig und verzichtet auf Absicherungen. Die aktuell schwierige Phase wird Euch später überaus nützlich sein! Wichtig ist nur, daraus zu lernen: Gewinne laufen lassen, Verluste strikt begrenzen. Der Vollständigkeit halber:
Alle Sterneaktien sind weiterhin ein Kauf, solange sie noch über der 200-Tage-Linie (GD200) notieren. Mit einem Kauf unter dem GD200 wäre ich sehr vorsichtig. Denn oft prallen die Aktien dann beim Anstieg am GD200 ab und fallen wieder. Das gilt auch für die Aktien aus dem Adventskalender 2021, von denen leider einige schnell unter den GD200 gefallen sind. Die würde ich erst wieder anfassen, wenn ein Aufwärtstrend erkennbar ist, wenn sie also einige Wochen lang nicht mehr fallen und im Idealfall über den GD200 geklettert sind. Denn:
Ob die Ausverkaufswellen speziell im Tech-Sektor nur ein Intermezzo sind oder eine generelle Trendwende, ist heute noch schwer zu prognostizieren. Ich bin aber weiter davon überzeugt, dass man mit einer einfachen Trendfolgestrategie auch weiterhin den Markt schlagen wird. Die Titel aus der heutigen Liste sind ein gutes Beispiel dafür, dass man immer noch Aktien findet, die unbeeindruckt nach oben streben. Und genau das ist es, was Ihr im Depot haben wollt. Als Schlusswort:
... also nicht aufgeben!
Mir tun die Einsteiger sehr leid, die meine Empfehlungen gekauft haben und jetzt auf Verlusten sitzen. Ich selbst leide auch, es ist aber für mich eher ein Luxusproblem, es macht vor allem viel Arbeit. Trotz dieser beiden Faktoren ist das, was wir momentan am Gesamtmarkt, auch bei den meisten Einzeltiteln sehen, eine völlig normale Korrektur, kein Crash, kein Grund zur Sorge. Was im Februar 2020 oder Oktober 2008 oder September 2001 passiert ist war ein Crash, aber soweit sind wir aktuell nicht und ich rechne auch nicht damit. Die Begründung habe ich oben gegeben. Daher möchte ich allen, die neu eingestiegen sind und jetzt Verluste im Depot haben, freundlich zurufen:
Nicht den Mut verlieren! Ihr habt eine wertvolle Erfahrung gesammelt, seid und bleibt demütig, und werdet durch strikte Risikobegrenzung und Konzentration auf Aktien, die weiterhin steigen, auch irgendwann in die Gewinnzone kommen. Als ich selbst vor über 30 Jahren mit Aktien angefangen habe, bin ich immer wieder böse auf die Schnauze gefallen und habe in den ersten Jahren dicke Verluste angehäuft. Von Trends, Stoppkursen und Money-Management hat mir damals niemand etwas erzählt; es gab keine comdirect-Community. Heute weiß ich es besser, versuche Euch die Tricks hier zu vermitteln, und bin sicher, dass alle, die durchhalten, am Ende zu den Gewinnern gehören.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern gute Geschäfte
und was noch wichtiger ist: Viel Spaß an der Börse. Es wird auch wieder besser.
Herzliche Grüße aus einem neblig-kalten München
nmh
Edit SMT: Titelbild hinzugefügt
am 17.01.2022 09:22
Die von mir gestellten Fragen kann sich im Grunde jeder stellen, der sich und seine Entscheidungen reflektieren möchte. Sie sollen nur als Hilfsmittel verstanden verstanden und nicht als persönlich oder gar provokativ gewertet werden. Wobei letzteres durchaus seine Berechtigung haben kann, wenn wir über Reflexion sprechen.
@codiO schrieb:Naja, ich glaube, das Problem ist eben, auf diese Denke "Verluste sind nicht schlimm" umzuschwenken. Das ist nicht einfach, deshalb kommen immer wieder solche Fragen.
Es geht hier nicht darum, die eigene Denkweise auf "Verluste sind nicht schlimm" zu ändern. Es geht darum, sich Gedanken darüber zu machen, mit welchen Verlusten man selber im schlechtesten Fall umgehen kann. Oder aber man erweiterte Deinen Satz in "Einzelne Verluste sind nicht schlimm, wenn die Gewinne in Summe größer sind".
@codiO schrieb:Ich habe das anders gelernt, nämlich, dass man Geld verdient, spart und nachher etwas mehr hat. Also das alte Zinskonzept, das heute eben nicht mehr geht.
Leben ist Veränderung. Investieren ist das neue Sparen. Du verdienst Geld. Davon bestreitest Du Deine Lebenshaltungskosten und sonstige Ausgaben. Den Rest investierst Du und hast, im besten Fall, am Ende mehr. Im Grunde nichts anderes als das langweilige Sparen nur ein etwas anderer Weg.
@codiO schrieb:Und dann ist es schon nicht einfach, das umzustellen, insbesondere das Realisieren von Verlusten ist .... doof.
Die Umstellung fängt im Kopf an. Wenn Du weisst, aus welchen Beweggründen Du handelst, fällt die Umstellung wesentlich leichter. Aber ja, Du hast Recht. Verluste zu realisieren ist doof. Gleichzeitig aber zielführend, wenn Du Deine im Vorfeld gesteckte Verlustgrenze erreicht hast.
@codiO schrieb:nmh schreibt immer, lieber am Anfang Verluste machen, um Demut zu lernen. Man kann es aber auch andersherum sehen: Wenn man am Anfang ein paar Gewinne macht, bleibt man evtl. eher dabei.
Erfolge motivieren. Unbestritten. Verluste machen und Demut lernen stärken, wenn ich bereit bin, vergangenes zu reflektieren. Und wie lange man dabei bleibt ist wieder einmal von den jeweiligen Zielen als auch von einer gut durchdachten Strategie abhängig.
Viele Grüße vom Rhein
MMJ
am 17.01.2022 10:47
vielen Dank @nmh für die ruppige Sterneliste.
am 17.01.2022 11:08
@codiO schrieb:Aber gewisse Unsicherheiten bestehen bei dieser Strategie für mich immer noch. Nehmen wir Esker. Da habe ich eine Position gekauft, die hatte nach kurzer Zeit einen Gewinn von fast 1.000 Euro stehen, der inzwischen zwei Nullen weniger hat.
Da fragt man sich halt schon, ob es nicht sinnvoll ist, Gewinne mitzunehmen, aber Esker hat eben nicht den Stopp-Kurs gerissen.
Ich versuche mich jetzt einfach mal an diese Strategie zu halten und gucke, wo ich in einem Jahr stehe.
An der Stelle würde ich gerne mal nachhaken.
Du hast also Sartorius ausgesucht, einen Stoppkurs festgelegt und die Aktie gekauft. Dann ist die Aktie gestiegen und Du hattest mehr als 1.000 Euro Gewinn in den Büchern stehen.
Jetzt ging es bergab, und Du hast zwei Nullen weniger, also nur noch 10 Euro Gewinn in den Büchern stehen.
Hast Du bei steigenden Kursen gelegentlich die Stoppkurse nachgezogen? Denn das ist ja eine Idee hinter dem Money Management: Wenn Kurse steigen müssen die Stoppkurse von Zeit zu Zeit angepasst (erhöht!) werden, um so langfristig Gewinne abzusichern.
Aus dem verlinkten Artikel von nmh:
@nmh schrieb:Das Setzen eines Stopkurses begrenzt also Verluste. Die sollen ja klein gehalten werden. Natürlich kommt es aber auch vor, dass eine Aktie nach dem Kauf weiter steigt. In diesen Fällen zieht Ihr den Stopkurs regelmäßig nach. Irgendwann kommt der schöne Moment, wo der Stopkurs über Euren Kaufpreis steigt. Dann könnt Ihr mit dieser Position theoretisch keinen Verlust mehr machen.
am 17.01.2022 11:22
Nein, den Stopp-Kurs hatte ich (noch) nicht nachgezogen. Es war auch Esker, nicht Satorius.
am 17.01.2022 12:07
So ich habe jetzt meine manuellen Stopps auch ausgelöst es hat beide Sartorius-Gattungen; Idexx; Keyence; Exponent und Chemometec getroffen. Bis auf Chemometec alle teils mit stattlichen Gewinnen. Bei Sartorius tat es weh, da sie nach dem Dax"aufstieg" bei +300% und jetzt nur noch bei 90 % lagen. Ich wollte sie damals schon schmeißen da Dax-Aufstiege meist nur vorübergegend gut sind.
Da Esker heute morgen auch ins Negative drehte musste ich auch sie abgeben (+165%). Kazatomprom (keine Sterneaktie!) Scheint so gerade die Kurve zu kriegen.
Was ich aber sagen will ist DANKE@nmh. Deine Tipps sprudeln ordentliche Gewinne in die Kasse und eine neue Liste ist ja auch schon da.😍
17.01.2022 12:17 - bearbeitet 17.01.2022 12:49
17.01.2022 12:17 - bearbeitet 17.01.2022 12:49
Hallo,
erst einmal auch von mir ein herzliches "Dankeschön" an @nmh , auch wenn ich mich gar nicht unbedingt an die Tipps halte, sondern eben gerade auch über meine Mischung für die nächste Zeit nachdenke. Ich erwarte es weiterhin "ruppig". Das ist ja im Ausgangsbeitrag alles sehr schön begründet gesagt.
So als Hobbyinvestor hat mich die Situation so überfallen, das ich im aktiven Teil erst einmal schnell vorläufig aus den meisten Werten in den Global All Caps geflohen bin, der erheblich ruhiger läuft, als die einzelne Werte.
Nun wird die neue Mischung "für ruppige Zeiten" zusammengestellt, bis die Notenbanken einen neuen klaren Kurs abgesteckt haben.
@codiO schrieb:Nein, den Stopp-Kurs hatte ich (noch) nicht nachgezogen. Es war auch Esker, nicht Satorius.
@codiO: Glaub' bloß nicht, dass Du da der einzige wärst, dem es so ergeht. Ich hatte voriges Jahr im aktiven Teil einen spektakulären Buchgewinn und weil die Aktie zu allem Überfluss eine Liebesheirat war, habe ich zu lange festgehalten und erst kurz vor Null gerade noch so eben mit geringem Plus verkauft.
Eine Strategie hast Du erst, wenn Du sagen kannst, dass Dir das nicht zu oft passiert. Aber natürlich passiert es immer wieder mal.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
am 17.01.2022 12:35
@codiO schrieb:Nein, den Stopp-Kurs hatte ich (noch) nicht nachgezogen. Es war auch Esker, nicht Satorius.
Sinn von SLs ist (das wird @nmh nicht müde zu wiederholen) Verluste zu begrenzen und Gewinne zu sichern.
Ersteres machst du mit dem Setzen des SL beim Kauf und zweiteres durch das regelmäßige Nachziehen nach oben. Korrekturen nach unten finden nicht statt
Grüße,
Andreas
am 17.01.2022 13:02
Nach dem ich hier im Forum die letzten fünf Tage etwas quergelesen habe (gestehe ich bin Kunde einer anderen Bank), möchte ich mich auch bei @nmh für den Einblick, den er mir mit seinen Beiträgen und Listen gewährt, bedanken.
Ich nutzte zwar die Sternenlisten nicht, aber die ganzen Informationen sind sehr Hilfreich. Ausserdem ist das Thema Aktien wirklich so umfangreich, dass man nie genug Informationen bekommen kann.
Danke dafür und natürlich auch allen anderen, die hier im Forum mit Ihren Beiträgen wichtige Infos teilen.
am 17.01.2022 14:54
Vielen Dank @nmh für die neue Liste und die ausführliche Einordnung.
Als die ersten Stoppkurs-Euros auf meinem Verrechnungskonto gelandet sind, war mein erster Impuls, alles in den MSCI World zu stecken. Aber du weist ja auf den wichtigen Punkt der Marktbreite hin und dass so viele Werte relative Schwäche zeigen, spricht kurzfristig gegen Indexfonds. Also nicht unbedingt dagegen, aber Stockpicking hat sich auch in diesen Marktphasen eine besondere Berechtigung.
Ich benutze beim Screenen von Aktien und neuen Sternelisten gerne die Visualisierungen und "Checks" von Traderfox. Das ist keine Werbung. Zudem ist das hierfür genutzte Tool von denen kostenlos. Ähnlich, wie @ehemaliger Nutzer sich den Visualisierungen von finanzen.net bedient, nutze ich gern die Scorings von Traderfox. Die Datenbasis müsste ok sein, denn die Daten kommen von Morningstar.
Es gibt Scores für die Bereiche Qualität, Dividenden und Wachstum.
In den Kategorien werden jeweils 15 Checks gemacht und wenn gut, dann gibt's nen Punkt für den Check.
Nehmen wir zum Beispiel Anthem. Die bekommen 13 von 15 Qualitätspunkten. Die beiden Punkte Abzug gibt es für zu wenig Rendite auf das eingesetzte Kapital, sowie eine zu geringe Nettogewinnmarge. Tja, ob das am Ende alles 100%ig passt, oder sich die fundamentale Situation des Unternehmens gerade gestern gravierend geändert hat, wissen weder Tradefox, noch ich, aber es verschafft mir einen guten Überblick und hilft mir bei der Auswahl.
Was deutlich auffällt ist, dass grundsätzlich viele Aktien mit hoher Bilanzqualität in den Sternelisten auftauchen. Und die dann auch meist recht hoch bewertet sind. Aktien mit hoher Qualität sind an de Börse also viel Wert und führen häufig zu schönen Trends.
Neben dem Qualitätsscore gibt's eben auch Scores für Dividenden und Wachstum. Schaut euch die Kriterien am besten beim Anbieter an, wen sie euch denn interessieren. Muss man aber auch nicht. Ihr könnt auch einfach nach den Scores gehen. Den Dividendenscore habe ich weggelassen, dam meist gering oder "ausgesetzt wegen zu geringer Dividendenhistorie".
Hier also die Liste ohne Sterne und mit Scores
WKN | Name | Qualitätsscore (max. 15) | Wachstumsscore (max. 15) |
A12FMV | Anthem Inc. Register | 13 | 12 |
865985 | Apple Inc. Registere | 13 | 15 |
881531 | AutoZone Inc. Regist | 12 | 14 |
871884 | Carlisle Cos. Inc. R | 11 | 8 |
864371 | Church & Dwight Co. | 15 | 9 |
888351 | Costco Wholesale Cor | 14 | 13 |
A0JC8S | DATAGROUP AG Inhaber | 10 | 14 |
A13SUL | DEFAMA Deutsche Fach | 8 | 10 |
A2N6WP | Dell Technologies In | 9 | 12 |
853707 | Dover Corp. Register | 10 | 13 |
936853 | Edwards Lifesciences | 15 | 12 |
565493 | Einhell Germany AG I | 13 | 14 |
798263 | Emmi AG Namens-Aktie | 14 | 6 |
A0B7S6 | Extra Space Storage | 13 | 12 |
A14WN3 | HOULIHAN LOKEY A DL-,001 | 15 | 15 |
919668 | Infosys Ltd. Reg. Sh | 15 | 11 |
A12B6J | Keysight Technologie | 15 | 12 |
859545 | Lowe's Companies Inc | 13 | 12 |
910553 | Mettler-Toledo Intl | 14 | 13 |
A1H5JY | O'Reilly Automotive | 14 | 13 |
923655 | Old Dominion Freight | 14 | 14 |
A0JMVJ | Pool Corp. Registere | 14 | 15 |
A2JNV8 | Sika AG Namens-Aktie | 14 | 7 |
778237 | Swiss Life Holding A | 10 | 7 |
A0RP04 | TE Connectivity Ltd. | 12 | 13 |
869561 | UnitedHealth Group I | 15 | 10 |
A2YPDD | VIB Vermoegen AG Nam | 9 | 8 |
Besonders die bekannten Kandidaten, wie Old Dominion, Pool, Sika, United Health und Church & Dwight haben schöne Qualitätsscores.
Und wir haben eine Aktie mit voller Punktzahl bei Qualität UND Wachstum. Die mit dem komischen Namen: Houlihan Lokey. Die sind in letzter Zeit ganz schön gestiegen. Vor kurzen hatten sie noch eine RSL um die 150. Jetzt sind sie bei 131. Dennoch sind sie lt. Traderfox nicht hoch bewertet. KGV liegt um 25. Das ist für dieses Unternehmen historisch eher am oberen Ende der Fahnenstange, aber für dieses Jahr werden wieder ordentliche Gewinnsteigerungen erwartet, sodass es unter 20 rutschen sollte. Also sieht sie mir nach eine hochqualitativen Wachstumsaktie aus, die dem Vernehmen nach auch noch OK bewertet ist.
Die Scores kann sich jede/r selbst raussuchen, aber ich habe sie einfach mal in der Tabelle oben gesammelt, da ich das für mich eh mache.
am 17.01.2022 15:26
Mir geht es bei Esker aber genau wie @codiO
Durch das Nachziehen des Stoppkurses kann ich jetzt keine Verluste mehr mit Esker machen. Natürlich ist das auch schön, aber der Großteil des zwischenzeitlichen Gewinns ist erstmal futsch. Dennoch halte ich mich an die Strategie, denn noch ist der Stoppkurs ja nicht gerissen.