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Gefahr aus dem Westen: Absichern vor der US-Wahl

nmh
Legende
9.962 Beiträge

Liebe Börsenfreunde (m/w),

 

von der anderen Seite des Atlantik droht kurzfristig Gefahr für die Börsen: Die Erholung steht auf wackeligen Beinen. Die scheinbar robuste Tendenz der Märkte könnte -- vor dem aktuellen Problemhintergrund -- durchaus trügerisch sein. Denn: Der Wahltag am 3. November in den USA kann auch deutlich negative Ergebnisse hervorbringen, die bislang so nicht erwartet werden. Viele Investoren rechnen mit Blick auf die US-Wahlen zwar mit hoher Volatilität; dennoch ist die Mehrzahl der Marktteilnehmer eher offensiv investiert. Das Risiko negativer Überraschungen -- und entsprechender Marktentwicklungen -- ist also gestiegen. Aktuell macht mir nicht nur die Corona-Entwicklung Sorgen, sondern vor allem die Präsidentschaftswahl in den USA am 3. November. Und die Gefahr, die dabei droht, hat bisher kaum ein Kommentator in dieser Form auf dem Zettel. Denn:

 

Man liest öfters, dass die Börsen vor den Wahlen wie gelähmt sind und erstmal das Ergebnis abwarten. Viele Kommentatoren schreiben, vor dem 3. November passiert nicht viel, und wenn die Börsen dann danach den neuen Präsidenten kennen, werde es schon wieder weiter nach oben gehen. Andere schreiben, dass die Börsen auf eine Wiederwahl von Donald Trump setzen, weil republikanische Präsidenten besser für die Börsen sind und weil ein Präsident Joe Biden Firmen wie Amazon und Apple auflösen oder zwangsverstaatlichen oder zwangsimpfen oder was auch immer würde. Dummes Geschwätz. Gelegentlich liest man auch, dass sich die Börsen eher über Biden als Präsident freuen würden, weil sich dann das Verhältnis zu China wieder verbessert. Der Grundtenor ist jedoch immer: Wartet mal bis zum 4. November, dann geht es an den Märkten weiter. Doch das greift zu kurz:

 

Der Börse ist eigentlich relativ egal, ob der nächste Präsident Biden oder Trump heißt. Die Aktienmärkte können sich mit Biden, äh, mit beiden arrangieren. Die große Gefahr, die ich sehe, ist ein unklarer Wahlausgang. Was wäre, wenn es ein knappes Ergebnis zu Gunsten von Biden gibt, das Trump aber nicht anerkennt? Weil ja die Briefwähler allesamt Betrüger sind? Was wenn sich Trump am Wahlabend selbst als Sieger ausruft, bevor die Briefwahlstimmen ausgezählt sind? Wir erinnern uns an das Jahr 2000: Mit einem der knappsten Ergebnisse in der Geschichte der USA wurde George W. Bush zum Präsidenten gewählt. Die Stimmauszählung im Bundesstaat Florida, einem der besonders umkämpften Swing-States, dauerte damals mehr als einen Monat. Am Ende lag Bush dort mit 537 Stimmen vor seinem demokratischen Konkurrenten Al Gore. Auch nach richterlich angeordneten Nachzählungen in einigen Wahlkreisen und der höchstrichterlichen Überprüfung durch den Supreme Court blieb der Wahlausgang umstritten. Ab November 2020 werden sich aller Voraussicht nach ebenfalls wieder Richter mit dem Wahlergebnis beschäftigen. Und das kann dauern. Am Ende hat Trump durch die Besetzung der offenen Richterstelle am Obersten Bundesgericht mit Amy Barrett dafür gesorgt, dass es jedenfalls keine klare Mehrheit für Joe Biden gibt. Jedenfalls:

 

Meine Befürchtung ist ein langes Herumeiern ohne klares Wahlergebnis. Das kann dieses Mal sogar noch länger dauern als vor 20 Jahren. Äußerungen von Trump liefern ja bereits jetzt starke Indizien, dass ein reibungsloser Machtwechsel nach dieser Wahl kaum zu erwarten sein wird. Sowohl das anhaltende Corona-Problem in den USA als auch das Thema "Briefwahl" liefern Trump Argumente, um selbst klare Ergebnisse zu ignorieren oder offen zu bestreiten. Damit verbunden ist die klare Drohung, die US-Präsidentschaftswahl massiv anzufechten. Solch ein Szenario -- mit einer Verfassungskrise der USA und unabsehbaren politischen Konsequenzen -- würde wochen- oder gar monatelange Unklarheit bedeuten, und das könnte den Börsen das Genick brechen. Übrigens:

 

Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist innerlich bereits schwer gespalten. Angeheizt durch die Corona-Pandemie und die teilweise von Gewalt begleiteten Anti-Rassismus-Proteste sind die Waffenverkäufe in den USA vor der Präsidentschaftswahl am 3. November deutlich angestiegen. Noch 2019 beantragten pro Monat durchschnittlich 2,3 Millionen Bürger die für den Waffenkauf notwendige Zuverlässigkeitsprüfung. Allein im Juni diesen Jahres waren es 3,9 Millionen Anträge -- so viele wie nie zuvor. Und wenn man jetzt mal richtig schwarzmalen möchte und an Unruhen, gar an bewaffnete Bürgerkriege denkt, kann man sich leicht überlegen, was für fatale Folgen das für die Wirtschaft und somit für die Börse hätte. Also:

 

Wir wollen nicht hoffen, dass es soweit kommt. Dennoch ist der Ansatz "nach der Wahl haben wir Klarheit!" meiner Meinung nach blauäugig und naiv. Man sollte sich zumindest für den Fall eines Börsenabsturzes nach der Wahl absichern. Dazu eignen sich Put-Optionsscheine noch besser als Bear-Zertifikate (MiniShort-Futures), weil bei einem Absturz die Volatilität ansteigt, wodurch sich der Wert von Put-Optionen noch stärker erhöht als nur durch den Kursrückgang. Auch die beliebten Discount-Put oder Discount-Put-Plus-Optionen eignen sich für eine Absicherung gegen einen vorübergehenden Absturz. Wir sollten also lieber solche als scharfe Waffen kaufen, aber zumindest über eine Absicherung der Depots nachdenken. Und natürlich:

 

Weiterhin solltet Ihr Eure Stopkurse beachten. In gefährlichen, volatilen Zeiten wie in den nächsten Wochen muss man nicht alle seine Trendaktien mit einem strengen Stop absichern, aber jedenfalls solche "angeschlagenen" Aktien, die auch jetzt schon nicht mehr richtig laufen und beispielsweise bereits deutlich unter der 200-Tage-Linie notieren. Ich gehe auch davon aus, dass für die Sterneaktien meine empfohlenen Stopkurse, in aller Regel unter der 200-Tage-Linie, nicht in Gefahr sind -- leider kann ich aber nicht hellsehen. Daher gilt:

 

Bis zur Wahl sind es noch 17 Tage. Noch genug Zeit, darüber nachzudenken und weitere Puts zur Absicherung zu kaufen. Denn ab dem 4. November könnte es für einige Wochen, vielleicht zwei oder drei Monate (hoffentlich nicht länger) sehr ungemütlich werden. Der DAX hat ja am Freitag nach dem katastrophalen Donnerstag nochmal einen Freudensprung nach oben auf 12900 gemacht -- gut so, dadurch sind Puts, Discount-Puts und Discount-Put-Plus-Optionen billiger geworden. Für meine (um 15 Grad) geneigten Leser nochmal eine kurze Zusammenfassung der Produktmerkmale:

 

  • Plain Vanilla Put: Das sind die "ganz normalen" Optionen (z.B. als Optionsschein), die auf fallende Börsenkurse setzen; Merkmale: Basispreis und Fälligkeit (Laufzeit)
  • Discount-Put: Etwas billiger als ein Put, aber mit einer Obergrenze: man profitiert nur bis zu dieser Obergrenze an fallenden Kursen; die Obergrenze wird erreicht, wenn der Basiswert bei Fälligkeit unter den "Floor" fällt
  • Discount-Put-Plus: Hat zusätzlich eine Barriere (meistens identisch mit dem Basispreis). Wenn die Barriere während der Laufzeit niemals überschritten wird, bekommt man am Ende garantiert die Obergrenze, auch wenn der Basiswert am Laufzeitende über dem Floor steht. Falls aber die Barriere auch nur eine Sekunde lang verletzt wird, geht die Plus-Funktion kaputt, und übrig bleibt ein Discount-Put.

 

Wichtig: Bei allen dreien entsteht ein Totalverlust, wenn der Basiswert (z.B. der DAX) am Laufzeitende oberhalb des Basispreises steht. Aber dann sind ja Eure Aktien sehr stark gestiegen, also ist einfach die Versicherungsprämie futsch.

 

Für die Auswahl von normalen Put-Optionen ("plain vanilla") gelten die Goldenen Regeln, die ich schon öfters erklärt habe: Man wähle einen hohen Basispreis, beispielsweise in der Nähe des Allzeithochs (z.B. 13700 Punkte) und eine lange Restlaufzeit mindestens drei Monate mehr als die geplante Haltedauer, also irgendwann im Frühling 2021. Die Trefferliste wird dann nach der impliziten Volatilität ("Vola") sortiert, und der Put-Schein mit der niedrigsten Vola kann gekauft werden. Ich habe mich beispielsweise für den PD00KU entschieden (DAX Plain-Vanilla-Put, Basis 13600, Laufzeit 27.05.2021, implizite Volatilität gut 20 Prozent).

 

Bei der Auswahl von Discount-Put-Plus geht es nur um Wahrscheinlichkeiten. Man sollte man sich einfach fragen: Halte ich es für möglich, dass der Basiswert (z.B. DAX) während der Laufzeit über die Barriere springt? Wenn ja, ist das Papier zu riskant.

 

Weitere Informationen von mir zu Discount-Put-Plus findet Ihr hier und hier.

 

Hier sind einige Vorschläge für Discount-Put-Plus-Scheine auf den DAX aus meiner großen Datenbank, mit denen man das US-Wahlrisiko "versichern" kann:

 

       Basispreis/         Höchst-               aktueller
WKN     Barriere    Floor    wert     Laufzeit       Kurs        max.Rendite
-----------------------------------------------------------------------------------
PX6QP4   14500      12500   20 EUR   20.Nov 2020  19,74 EUR    1,32% =  14,63% p.a.
PX137W   14200      10200   40 EUR   24.Dez 2020  34,38 EUR   16,41% = 141,37% p.a.
PX137X   14500      10500   40 EUR   24.Dez 2020  37,53 EUR    6,61% =  44,93% p.a.
PX137Z   15000      11000   40 EUR   24.Dez 2020  39,35 EUR    1,65% =   9,96% p.a.
PX6QRD   14000      13500    5 EUR   19.Feb 2021   3,69 EUR   35,50% = 142,96% p.a.
PX6QR9   14500      10500   40 EUR   19.Mrz 2021  30,69 EUR   31,23% =  90,53% p.a.
PX6QSQ   15000      13000   20 EUR   19.Mrz 2021  18,01 EUR   11,30% =  28,90% p.a.

 

Da ist doch mal für jeden Geschmack was dabei. Das erste Papier PX6QP4 ist schon fast ein Festgeldersatz. Dass der DAX bis Ende Dezember über 14500 hüpft, halte ich für ausgeschlossen. Da müsste schon ein Impfstoff unerwartet um die Ecke kommen. Ihr seht: Je länger die Laufzeit und je tiefer die Barriere, desto höher die maximale Rendite, weil das Risiko größer wird. Am riskantesten ist der PX6QRD. Hierbei handelt es sich fast schon um eine "binäre" Option, weil Basispreis und Floor eng nebeneinander liegen: Falls bis Ende Februar der DAX ein neues Rekordhoch (also 14000 Punkte oder mehr) geschafft hat, gibt es die volle Auszahlung von 5 Euro, wenn er dann unter 13500 liegt, und einen Totalverlust, falls er immer noch über 14000 steht. Gefährlich ist auch der PX137W, denn dass der DAX bis Ende Dezember mal 14200 Punkte erreicht -- das kann leicht passieren. Dann droht ein Totalverlust. Aber dann steigen ja auch Eure Aktien sehr deutlich. Und der Vollständigkeit halber:

 

Natürlich kann man diese Papiere jederzeit an der Börse* kaufen und verkaufen. Ihr müsst nicht bis zur Fälligkeit warten. Im Gegenteil: Wenn der DAX fällt oder zumindest nicht stark steigt, dann wird sich der Kurs der Optionsscheine der Obergrenze annähern. Wenn z.B. der PX137Z auf über 39,85 Euro geklettert ist (Obergrenze 40 EUR), dann empfiehlt sich ein Verkauf (Faustregel). Dadurch erhaltet Ihr Euer Geld früher wieder zurück (höhere p.a.-Rendite), und reduziert das Risiko. Wichtig: Wer bis zur Fälligkeit wartet, zahlt bei comdirect eine Gebühr von 10 Euro für die Einlösung.** Daher unbedingt vorher aktiv verkaufen.

 

Wie sowas aussieht, erkennt man den Papieren wie PX6QPJ (fällig 21.10.2020). Hier hätte man spätestens am 25.09.2020 zu 39,92 Euro verkaufen müssen, denn das Papier kann nicht über 40 Euro steigen.

 

Sollten aber wider Erwarten die Börsen deutlich steigen, werden die Put-Optionen entsprechend stark fallen. Aus steuerlichen Gründen solltet Ihr es nicht auf einen Totalverlust ankommen lassen, sondern vorher schon aktiv verkaufen, wenn Ihr für die gesamte Position (nicht pro Stück) noch 20, 30 oder 40 Euro bekommt, so dass nach Abzug der Gebühren für den Verkauf noch etwas übrig bleibt.

 

Das schöne an Discount-Strukturen ist, dass sie, wenn sich die Börse nicht bewegt, an Wert gewinnen. Das gilt für Discount-Zertifikate, aber auch Discount-Put und vor allem für Discount-Put-Plus. Grund ist, dass sich der Discount bis zum Laufzeitende auf Null reduziert. Wer abwartet, gewinnt also. Bei normalen Optionen (plain vanilla Call und Put) ist es umgekehrt: Wenn sich die Börse über das Wochenende mal nicht bewegt, verlieren die Optionen an Wert (Zeitwertverlust).

 

Pssst: Freetrade-Aktion mit BNP bei comdirect ab 02.11.2020 bis 30.11.2020.

 

Der Verlauf der US-Wahlen schafft mit Blick auf die kommenden Wochen also ein unsicheres Umfeld mit potentiell hoher Volatilität. Für einen blinden Verkauf aller Aktien besteht kein Anlass. Es schadet aber sicher nicht, etwas defensiver zu investieren und vor allem Absicherungsinstrumente gegen einen Kurssturz einzubauen. Etwaige Kursverluste werden durch die Put-Optionen abgemildert. Und das beste: Die Discount-Put-Plus-Scheine profitieren ja auch ohne Absturz sehr deutlich, wenn nur der Markt nicht stark steigt. Das sollte zu schaffen sein.

 

Herzliche Grüße aus einem herbstlichen München

und ein schönes Wochenende

an alle, die das hier lesen

 

nmh

 

_________________

*) Oder noch besser außerbörslich (Livetrading)!

**) Gilt bei comdirect für alle Optionsscheine, aber nicht für Discount-, Bonus- oder sonstige Zertifikate; diese werden kostenlos eingelöst.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
282 ANTWORTEN

digitus
Legende
9.096 Beiträge

@haxo  schrieb:
Also haben diejenigen, die noch Angst oder Unkenntnis haben drei Möglichkeiten:

1. Sie eignen sich die Kenntnis zügig an, dazu reicht ein Wochenende


Das wäre aus meiner individuellen Sicht sehr ambitioniert ... auch wenn ich lernbegierig bin Smiley (fröhlich)

 

Grüße,

An'weristMuttiinunseremFall?@nmh?'dreas

 

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@haxo  schrieb:

@ehemaliger Nutzer  schrieb:

@nmh  schrieb:

Liebe Börsenfreunde (m/w),



@ehemaliger Nutzer , auch das ist nicht despektierlich: Warum bist du sonst hier?

Wenn ein Deichbauerlehrling die Chance hat eine Sturmflut zu erleben ist das ein Glücksfall.

 

Also haben diejenigen, die noch Angst oder Unkenntnis haben drei Möglichkeiten:

1. Sie eignen sich die Kenntnis zügig an, dazu reicht ein Wochenende

2. Sie nutzen die Situation als Trockenübung wie sich diese oder jene Reaktion wohl ausgewirkt hätte und lernen daraus für später


Stimmt. Ich bin hier, weil dieses Forum ein Ort ist, wo man "das" lernen kann!
"Das" fasziniert mich - weil man damit wohl auch bei fallenden Kursen Geld verdienen kann.
Ich bezeichne mich jetzt selbst einfach mal als: Nicht ganz dumm. Jedoch ist die Zeit, in der ich meinen Geist noch aktiv trainiert habe, schon lange her... Wenn ich einen schwierigen Sachverhalt angehe, bekomme ich leicht Kopfschmerzen.
Dein Beispiel mit der Sturmflut gefällt mir sehr gut!
Ich wähle Möglichkeit 1. Will es zumindest versuchen. Wie lange es dauert: egal. Wenn ich vor der Wahl noch die Orders erteilen kann, passt es schon.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

@ehemaliger Nutzer  schrieb:
Das ist ja nett gemeint - für Leute, die sich mit sowas auskennen.
Wer sich bisher nicht damit auskennt (mich eingeschlossen) wird sich diese Kenntnis bis zur Wahl wohl nicht mehr aneignen können...?

Du hast damit schon recht, jedoch kann man von seinen Anregungen auch in Zukunft noch Gebrauch machen. Es wird schließlich nicht die letzte umstrittene Präsidentschaftswahl sein. Smiley (zwinkernd)

 

Des Weiteren hat der geneigte Leser noch zwei Wochen Zeit sich ausreichend darüber zu informieren. 

 

Auch wenn die Tipps von @nmh oft eher für fortgeschrittene Anleger sind, sind diese wirklich enorm wertvoll. Im restlichen Internet sind diese nämlich nur selten zu finden. Da schlagen die meisten vor alles zu verkaufen und dann später wieder einzusteigen – versuchen also den Markt zu timen.

BarneyOnFire
Experte
105 Beiträge

Danke! @nmh 

 

Kann es sein, dass wir den gleichen Handelsblattartikel (leider hinter der Paywall) gelesen haben? Ich sehe das insgesamt nicht (mehr) so finster. In den letzten Wochen scheint ein Wahlsieg Bidens immer wahrscheinlicher zu werden. Zum einen vergrößert sich der Abstand der beiden in landesweiten Umfragen immer mehr (was aufgrund des Wahlsystems eher begrenzte Aussagekraft hat), zum anderen übernimmt Biden mittlerweile auch in einigen Swingstates die deutliche Führung. Mittlerweile verliert Trump auch innerparteilich an Zustimmung, wobei einige Republikaner mittlerweile sogar offen zur Wahl Bidens raten, um langfristigen Schaden von ihrer Partei abzuwenden.

Trump ist natürlich alles zuzutrauen und wenn er in die Enge getrieben wird, könnte er aus Verzeiflung alles tun, um an der Macht zu bleiben. Die Nachrichten oben gehen ja immer von zwei Kontrahenten aus, die sich an die Regeln des Spiels halten.

 

Es ist also trotzdem sinnvoll vorzusorgen. Wobei ich dazu noch Fragen habe:

In welcher Höhe sollte man sich mit den Puts eindecken? Das hängt zum einen vom Depotvolumen und zum anderen von der Höhe des zu erwartenden Abfalls ab, richtig?

Ich würde mich hier sehr über ein konkretes Rechen-Beispiel freuen.

 

Bisher sieht meine Strategie für die US-Wahl so aus, dass ich die Stopkurse behalte, allerdings in den letzten und auch den kommenden Wochen die Stopkurse bei Anstiegen nicht mehr nach oben ziehe, sondern unten belasse. Erst bei einem klaren und angenommenen Wahlergebnis kehre ich zum normalen Money-Management zurück.

 

Ihr Nickname
Experte ★★★
636 Beiträge

@BarneyOnFire  schrieb:

In welcher Höhe sollte man sich mit den Puts eindecken? Das hängt zum einen vom Depotvolumen und zum anderen von der Höhe des zu erwartenden Abfalls ab, richtig?

Ich würde mich hier sehr über ein konkretes Rechen-Beispiel freuen.


[[ Hier stand etwas, was falsch war, daher habe ich es entfernt. ]]

 

Deine Frage zielt darauf ab, was man machen muss, um die Verluste voll auszugleichen, nehme ich an.

Theoretisch müsste das so gehen:

- Du gehst von 20% Verlust bei einem Teil Deines Depots aus.

- Du wählst einen DPP mit 60% Rendite.

- Die Investitionssumme in den DPP muss 1/3 der Summe betragen, aus welcher der Verlust entsteht.

 

Du musst also

  1. wissen, welche Positionen verlustgefährdet sind
  2. einen passenden DPP finden
  3. entsprechend freies Kapital haben

 

Ich vermute, die meisten werden spätestens bei Punkt 3 scheitern.

Ein vollständiger Verlustausgleich ist mMn besonders mit kleineren DPP-Renditen nicht möglich.

 

nmh
Legende
9.962 Beiträge

Vielen Dank an Euch alle für Euer Feedback. Keine Sorge, der Text war schon einige Zeit fertig und lag -- gemeinsam mit vielen weiteren schönen Texten -- in irgend einer Schublade. Aber der Freudensprung im DAX am Freitag war Anlass, die Warnung tatsächlich zu veröffentlichen. Meiner Meinung nach sollte man sich absichern.

 

Wie gewohnt die Antworten gesammelt:

 

@ehemaliger Nutzer : Das schöne ist ja, dass die Discount-Put-Plus (DPP) auch dann "leisten" und also die maximale Rendite liefern werden, wenn die Börse nicht abstürzt. Sie darf eben nur nicht stark steigen. Das ist der große Vorteil solcher Optionen gegenüber "normalen" Puts. Nachteil der DPP gegenüber normalen Puts ist die geringere Rendite. Wer einen Totalabsturz (DAX minus 30 Prozent) erwartet, der sollte lieber normale Puts, keine DPP kaufen.

 

Weil das sehr wichtig und gleichzeitig für viele von Euch neu ist, hier nochmal in Fettschrift (doch, das muss jetzt sein!):

- Discount-Put-Plus erzielen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine sehr ansehnliche Rendite, falls der Markt (z.B. DAX) fällt oder nur leicht steigt. Der Markt darf nur nicht stark steigen, sonst droht Totalverlust.

- normale Put-Optionen erzielen eine sehr hohe Rendite wenn der Markt stark fällt. Fällt der Markt nur leicht, gibt es immerhin noch Gewinn. Ansonsten entstehen Verluste - vor allem (leider) auch dann, wenn sich der Markt per saldo nicht bewegt.

 

"Verluste" bedeutet aber eigentlich nur, dass Eure Versicherungsprämie verloren ist. Speziell bei DPP können Verluste ja nur entstehen, wenn Ihr Euch mit Euren Aktien dumm und dämelig verdient habt (Markt stark gestiegen).

 

Frage per E-Mail: Warum empfehle ich Puts auf den DAX und nicht auf die US-Indizes (Nasdaq), wenn doch die Gefahr aus den USA kommt? Weil das für Euch transparenter und einfacher nachzuvollziehen ist. Den DAX könnt Ihr besser einschätzen als die US-Indizes. Und falls es in den USA nach unten geht, wird unser DAX wie gewohnt nach unten mitlaufen.

 

Hausaufgabe: Wer wissen möchte, wie sich die empfohlenen Papiere so entwickeln, während der Markt sich auf- und abbewegt, schaut sich einfach den Kursverlauf der Puts und der DPPs in den letzten Wochen und Monaten an und legt ein Chart des DAX daneben.


@haxo : Ich weiß nicht, wen Du mit "Mutti" meinst (mich?!), aber in meinem Text findet Ihr doch eigentlich ziemlich klare "Anweisungen" oder besser gesagt Empfehlungen. Fehlt Dir noch etwas, das wir nicht bereits an anderer Stelle diskutiert hätten?

 

@FritzG. : Wenn Du den PX137Z schon länger besitzt (ich habe ihn ja schon öfters empfohlen): gut gemacht! Die 40 Euro kann er erst am Laufzeitende erreichen. Hausaufgabe: Multipliziere die restlichen 64 Cent mit der Stückzahl, die Du besitzt, und entscheide, ob Du drauf verzichten möchtest. Die Faustregel, die ich in meinem Beitrag erklärt haben (bitte nachlesen!) gilt auch für den PX137Z. Bitte beachte auch die maximale Rendite für den PX137Z aus meiner Tabelle.

 

Zu der Frage, wieviel man in die Absicherung investieren sollte: Das kann ich nicht pauschal beantworten. Ich würde als Faustregel vielleicht 5 bis 15 Prozent des Depotvolumens in Discount-Put-Plus investieren, und grob 5 Prozent in Put-Optionen. Wer 50.000 Euro in Aktien investiert hat, darf jetzt 5.000 Euro in DPPs und 2.500 Euro in einen Put investieren. Wichtig: Bitte nicht alles auf einmal. Die DPPs sind sehr volatil. Am besten kauft man in den nächsten zwei Wochen alle paar Tage Teile der Absicherung. Wenn es bis zur Wahl in USA wieder nach oben geht, steigt Ihr billiger in die Absicherung ein.

 

Wie sichert man die Absicherung gegen Totalverlust ab? Ich habe mehrfach sehr schlechte Erfahrungen mit Stopkursen bei DPPs gemacht (bitte googeln: nmh comdirect Faust Schreibtisch). Daher empfehle ich sehr tiefe, großzügige Stopkurse, beispielsweise in Höhe von z.B. 20% bis 40% des Maximalwertes. Beispiel: Für den PX137W kann man einen Stop bei 10 Euro (= 25% von 40 Euro) installieren - bitte ohne trailing. Es geht nur darum, den Totalverlust zu vermeiden, damit der Verlust steuerlich angerechnet wird. Wenn die Obergrenze fast erreicht ist (Restrendite p.a. kleiner 2 oder 3%), dann bitte aktiv verkaufen.

 

Für den Plain-Vanilla-Put PD00KU kann man einen großzügigen Stop bei 5 oder 6 Euro mit trailing-Abstand 8 bis 10 Euro (oder z.B. 30 Prozent) installieren. So ist sichergestellt, dass die Absicherung automatisch (ggf. mit Verlust) aufgelöst wird, sobald die Börsen den Weg nach oben finden, und ein Totalverlust vermieden wird. Falls doch ein starker Absturz kommt, wandert der Stop automatisch nach oben.

 

@BarneyOnFire : Das Handelsblatt lese ich nicht. Der Text in meinem Artikel und auch die Idee dahinter stammen von mir.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

huhuhu
Legende
8.783 Beiträge

Mahlzeit nmh,

 

nach einem leichten Mittagsmenü, habe auch ich mir,

zugegebener weise, Deinen Eingangsleistung  mehrmals durchgelesen.

 

Sehr interessant.

 

Ähnliche Sichtweisen wie Du,

haben auch ein Dir bekannter Professor und ein spitzen Fond Verwalter.

 

Soll heißen, meinen nochmals schon erwähnten höchsten Respekt zu Deinem Beitrag, und sonstigen Statements hier.

 

Auch ich hoffe das die Amis ein "klares" Ergebnis zu Stande bringen.

...Ich bin da vorsichtig Optimistisch.

 

Schönen Sonntag nach München und in die Republik.

 

P.hu

 

 

PS

trotzdem werde ich morgen ein paar Pool`s bestellen Smiley (zwinkernd)

KeepMoving
Mentor ★
1.201 Beiträge

@BarneyOnFire  schrieb:

Bisher sieht meine Strategie für die US-Wahl so aus, dass ich die Stopkurse behalte, allerdings in den letzten und auch den kommenden Wochen die Stopkurse bei Anstiegen nicht mehr nach oben ziehe, sondern unten belasse. Erst bei einem klaren und angenommenen Wahlergebnis kehre ich zum normalen Money-Management zurück.


Hallo @BarneyOnFire 

so sehen meine Überlegungen bisher auch aus. Hatte zwischenzeitlich noch darüber nachgedacht für wenige bestimmte (meiner eh noch nicht allzu vielen) Aktien die SL-Orders auszusetzen.

Ich denke aber ich lasse sie ebenfalls so wie ürsprünglich geplant scharf gestellt und hoffe, dass der etwaige Sturm an der Börse doch nur ein mittelstarker Wind wird und die Stopkurse im Großen und Ganzen nicht erreicht werden.  Ähnlich vermutet es ja z.B. auch nmh, wissen kann es natürlich niemand.

Was schon weh tun würde, wäre wenn wirklich die Stopkurse mehr oder weniger alle gerissen und das Depot erstmal leer gefegt würde.

 

Ich habe mich jetzt seit dem Frühstück in Ruhe in die Absicherungsmöglichkeiten per DPP eingelesen, auch nochmal die älteren Beiträge.

Vielen Dank für die detaillierten Infos @nmh !

Man lernt hier nie aus!

 

Ich denke ich habe die Basics einigermassen verstanden. Für mich kommt die Wahl aber glaube ich etwas zu früh um da jetzt das erste mal etwas in der Richtung noch kurzfristig auszuprobieren. Mir qualmt da noch zu sehr der Schädel, habe ich doch in letzter Zeit erst so viel über ETFs, Aktien, Money Management, Stopkurse, Ordertypen etc. etc. aufgesogen und atme gerade mal ein wenig durch.

Ich werde wohl per Trockenübung im Musterdepot ein paar DPPs beobachten und etwas Erfahrung für die nächsten Gelegenheiten mitnehmen.

 

Bis dahin hoffe ich mein Depot, hauptsächlich (oder gar alles?) Sterneaktien, möglichst unbeschadet durch die wohl unruhige nächste Zeit zu bekommen.

Vielleicht ergibt sich ja umgekehrt in den nächsten Wochen auch hier und da eine nette Einstiegsmöglichkeit um die eine oder andere (Sterne-)aktie ins Depot zu holen, die noch auf der Wunschliste steht.

 

Gespannte Grüße

KM

 

“There is nothing wrong with a ‘know nothing’ investor who realizes it. The problem is when you are a ‘know nothing’ investor but you think you know something.” W.B.

olli74
Experte ★
182 Beiträge

Ich sehe weder bei Biden noch bei Trump einen Ansatz von Wirtschaftsfeindlichkeit. 
Wenn Biden gewinnt wird die US Wirtschaftspolitik vielleicht eher wieder etwas internationaler ausgerichtet, bei Trump bleibt diese eher US zentriert.

 

Meine Erwartung: Die Börsen werden vielleicht bei einem Biden Sieg etwas abrutschen aber dann wieder schnell die Verluste ausgleichen.


Bei Sanders, wäre er nominiert worden, hätte ich mir tatsächlich etwas Sorgen gemacht um mein All World Investment. 

baha
Mentor ★★★
2.834 Beiträge

Auch an dieser Stelle nochmal vielen Dank für den Tipp mit den DPP-Scheinen. Wunderbare Sache. 👍

 

Aufgrund des anderen Threads liegt schon länger der PX137Z in meinem Depot; nach dessen Verkauf/Ablauf werde ich mir definitiv wieder was in dieser Richtung suchen. Eine große DAX-Hausse ist für die nächste Zeit jedenfalls derzeit nicht absehbar.