24.01.2023 13:36 - bearbeitet 24.01.2023 13:54
Liebe Börsenfreunde,
fast auf den Tag genau ein Jahr hat es gedauert: Aus markttechnischer Sicht ist die Baisse, die wir in 2022 erleidet haben, offiziell beendet! Börse ist bekanntlich keine Einbahnstraße (laaaaangweilig!), aber trotzdem tun steigende Kurse der Anlegerseele gut. Ihr wisst:
Profis benutzen dafür einen ganz besonderen Indikator. Eine einzelne Aktie notiert bekanntlich dann im Aufwärtstrend, wenn sie höher steht als der Durchschnitt ihrer 200 letzten Handelstage, also höher als die sogenannte 200-Tage-Linie. Und wenn man dieses Kriterium auf die Gesamtheit aller Aktien weltweit anwendet, dann bekommt man einen guten Indikator für die innere Gesundheit des Marktes. Man kann außerdem das sogenannte "Weltmomentum" berechnen, das ist der Durchschnitt der RSL-Werte aller Aktien weltweit, wobei der RSL-Wert (RSL = relative Stärke nach Levy) in dieser Betrachtung als Abstand der Aktie von ihrer 200-Tage-Linie definiert ist. Ein RSL-Wert von 1,05 = 105 Prozent bedeutet, dass eine Aktie fünf Prozent über dem Durchschnitt ihrer 200 letzten Handelstage (Schlusskurse) notiert, also fünf Prozent über ihrer 200-Tage-Linie. Mit anderen Worten: Ein RSL über eins weist auf einen Aufwärtstrend hin und ein RSL unter eins charakterisiert einen Abwärtstrend. Aktien mit einem RSL über ungefähr 150 Prozent, also mehr als das 1,5-fache über ihrer 200-Tage-Linie gelten als überhitzt und sind korrekturanfällig.
Und der Indikator für die weltweite Gesundheit der Aktienmärkte beruht auf diesen beiden Parametern. Wenn sowohl das Weltmomentum über 100 Prozent liegt als auch mehr als die Hälfte aller Aktien weltweit über ihrem jeweiligen 200-Tage-Schnitt liegt, dann haben wir insgesamt eine Hausse, die Aktienmärkte steigen. Wenn beides nicht der Fall ist, dann herrscht Baisse. Falls die beiden Parameter entgegengerichtet sind -- meist nur wenige Tage -- ist keine eindeutige Aussage möglich. Erinnern wir uns:
Bis zum 20.01.2022 war noch alles in Ordnung. Mehr als die Hälfte aller Aktien notierten über ihrem 200-Tage-Durchschnitt, und das Weltmomentum lag bei über 100 Prozent. Doch fast genau vor einem Jahr kippten beide Parameter gleichzeitig ins Negative, ein Signal zum Ausstieg. Durch meine frühzeitigen Warnungen waren meine Leserinnen und Leser gewarnt und konnten rechtzeitig verkaufen, noch vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Jetzt stehen wieder bessere Zeiten bevor:
Bereits am 16.01.2023 notierten beide Parameter wieder im positiven Bereich. Donnerstag und Freitag letzter Woche gab es nochmal einen kleinen Durchhänger, aber seit dem gestrigen Montag Abend hat sich das sehr breite, weltweite Kaufsignal stabilisiert. Übrigens:
Die Daten ermittelt mein Großrechner jeden Abend selbst, aber wenn man ein wenig sucht, kann man sicher auch in diesem "Internet" die beiden Indikatoren finden. Ihr wisst ja: Daten sind das moderne Gold! Für alle, die es ganz genau wissen wollen, hier die letzten Wasserstände; das Datum bezieht sich auf die jeweiligen Schlusskurse, denn die Indikatoren werden stets auf Schlusskursbasis berechnet:
Datum Weltmomentum Aktien über GD200
Fr 13.01.23 99,57% 49,68%
Mo 16.01.23 100,08% 51,37%
Di 17.01.23 100,37% 52,70%
Mi 18.01.23 100,61% 52,36%
Do 19.01.23 99,20% 47,83%
Fr 20.01.23 99,51% 48,10%
Mo 23.01.23 100,36% 51,13%
Das erste Signal war, dass die bedeutenden Aktienindizes weltweit ihre jeweiligen 200-Tage-Linien überschritten haben. Und das zweite Signal, die Marktgesundheit, liefert jetzt endlich die Bestätigung. Das bedeutet also, dass jetzt wieder etwas großflächiger in Aktien investiert werden darf. Um eine Frage gleich vorab zu beantworten:
Kritiker könnten jetzt einwenden: Die Aktienkurse steigen doch schon seit Anfang Oktober! Der Einwand ist völlig berechtigt. Die Trendfolgestrategie verfolgt das Ziel, in steigende Kurse hinein zu investieren; das legt ja schon ihr Name nahe. In der Tat reagieren die beiden Indikatoren sehr träge; aber wenn das Signal umschaltet, dann ist die Aussage in aller Regel sehr verlässlich; bester Beweis war die Warnung im Januar 2022. Und ich empfehle ja nicht erst seit heute wieder Aktien zum Kauf. Treue Leser wissen:
Ich habe in den letzten Wochen in dem Thread hier zahlreiche Titel vorgestellt, die jeweils ihre 200-Tage-Linie überschritten haben. Mit fast allen liegt Ihr bereits klar im Gewinn (siehe die Pluszeichen in der weiter unter stehenden Tabelle: hier kann man die Stopkurse teils deutlich erhöhen!). Und natürlich:
Bei den meisten internationalen Sterneaktien seid Ihr ohnehin noch investiert; bisher haben nur einzelne Stopkurse ausgelöst. Dennoch fällt die Schwäche der Titel aus Amerika auf. Das liegt zum einen daran, dass Titel aus USA und Kanada tendenziell immer noch höher bewertet sind als Aktien aus Europa. Vor allem aber scheint in Amerika die Inflation allmählich ihren Höhepunkt überschritten zu haben, und die Märkte rechnen nicht mehr mit wesentlichen Zinserhöhungen der FED. Anders sieht es in Europa aus: Die EZB hat noch einiges Potential für höhere Zinsen. Das lockt Geld nach Europa, und das wiederum ist der Hauptgrund für die anhaltende Eurostärke gegenüber dem Dollar seit Anfang Oktober 2022. Ein schwacher Dollar schadet aber unmittelbar Euren amerikanischen Aktien im Euro-Depot! Auch darauf habe ich seit November regelmäßig hingewiesen; kluge Leser haben sich zur Absicherung das Papier PS1LD6 gekauft und konnten so die Verluste bei amerikanischen Titeln zumindest etwas lindern.
Worauf will ich hinaus? Im Moment sprechen zwei Dinge klar gegen Titel aus Amerika: die hohe Bewertung und die Dollarschwäche. Einerseits achtet die Börse aktuell wieder verstärkt auf die Bewertung von Aktien. Titel mit einem hohen KGV akzeptiert der Markt momentan nicht mehr. Wir erleben eine Rückkehr der Fundamentaldaten -- sicher nicht nachhaltig, aber zumindest für die nächsten Monate wird eine Rolle spielen, ob Aktien als billig oder teuer empfunden werden. Und zum zweiten dürfte, wie eben erklärt, der Euro weiter steigen. Ein Anstieg bis 1,18 USD ist möglich. Ausgehend vom jetzigen Niveau bei etwa 1,09 USD bedeutet das ein Plus von über 8 Prozent. Und rein mathematisch ist die unangenehme Konsequenz, dass Eure amerikanischen Titel allein durch diesen Effekt weitere 8 Prozent verlieren! Das muss der Kurs in Dollar erst mal wettmachen! Also warum Europa?
Die europäische Aktienquote hatte sich in den vergangenen 18 Monaten mehr als halbiert. Seitdem Geld wieder einen Preis in Form von Zinsen hat, sucht es sich den Weg zur höchsten Rentabilität. In den europäischen Indizes werden die Investoren fündig. Die relative Unterbewertung europäischer Aktien in Relation zu US-Aktien ist rekordverdächtig. Ein KGV von 12 für den DAX entspricht einer Gewinnrendite von 8,3 Prozent. KGV 7,3 für den ATX als Extrembeispiel ergibt 13,7 Prozent. Da hält kein Zins mit! Bei KGV 17,5 für 2023 kommen US-Aktien auf eine Gewinnrendite von 5,7 Prozent, während die Fed den Zins auf 5 Prozent schrauben wird. Das ist eine ernst zu nehmende Konkurrenz für US-Aktien! Dazu kommt:
Der Konsens schießt sich zunehmend auf eine bessere Gewinntendenz in Europa ein. Das liegt an bisher niedrigeren Zinsen und der stärkeren fiskalpolitischen Stimulierung, die von der Energiepreissituation unterstützt wird. Der europäische Erdgaspreis, in der Spitze 340 Euro, fiel bis auf 60 Euro zurück. Auch die Strompreise gaben deutlich nach.
Die Eurostärke ermöglicht den günstigsten Zugang für US-Investoren zu europäischen Aktien seit 15 Jahren. Damit ist die europäische Outperformance nachvollziehbar: Show me the money, not the story! Fundamentaldaten gewinnen vorübergehend weiter an Relevanz. Dort, wo diese Daten günstig sind und gleichzeitig die Story stimmt, liegt die Outperformance.
Wie gesagt, all das ist keine breite Trendwende; Amerika wird weiterhin das Zugpferd bleiben. Aber in den nächsten Monaten dürfte die Musik eher in Europa spielen; hier gibt es viele sehr billige Aktien beispielsweise aus den Branchen Autos, Banken oder Versicherungen. Hier sollte man jetzt dabei sein: Mit nach oben schwimmen, Gewinne mit Stopkursen absichern und die Stopkurse nach oben mitziehen. Und gegen Ende des Jahres sehen wir dann weiter.
Aus diesem Grund habe ich mal wieder eine etwas kurzfristigere Auswertung für Euch gemacht: Eine Sterneliste, die speziell die letzten 200 Handelstage untersucht. Diese Liste liefert die Bestätigung für das, was ich eben erklärt habe. Hier sind fast nur Titel aus Europa enthalten; die meisten davon mit lächerlich niedrigem KGV und teilweise mit hoher Dividende. Konkret:
Folgende Auswertung zeigt alle Aktien, die aktuell mindestens 5 (von 6 möglichen) Sternen ergattern:
Sterne-Auswertung nach technischen Parametern
WKN Name Gesamt Perform. LevyPro Volat. Qualit. Stopkurs Alternat.
510300 ADVA Optical Network 6,0 ****** ****** ****** ****** ****** 17,50 !!
843002 MUENCHENER RUECKVERS 6,0 ****** ****** ****** ****** ****** 240,00 SQ76RS
923860 IPSOS S.A. Actions P 5,8 ****** ****** ****** ***** ****** 46,00 +
632305 Andritz AG Inhaber-A 5,5 ****** ****** ***** ***** ****** 44,00
A13SX2 Hella KGaA Hueck & C 5,5 ****** ****** **** ****** ****** 64,00 +
924781 SAFRAN Actions Port. 5,5 ****** ***** ****** ***** ****** 100,00
854912 Air Products & Chemi 5,5 ****** ***** ***** ****** ****** 240,00 +
520000 BEIERSDORF AG AKTIEN 5,5 ****** ***** ***** ****** ****** 96,00 PE2BFG
A2PSEA Verallia SA Actions 5,3 ***** ****** ****** **** ***** 24,50 +
A1JB6S a2 Milk Co. Ltd. The 5,3 ***** ****** ****** *** ****** 3,20
885823 Gilead Sciences Inc. 5,3 ***** ****** ***** ***** ***** 64,00 PD8GE0
590336 Arch Capital Group L 5,3 ***** ****** ***** ***** ***** 45,00 +
870935 Sodexo S.A. Actions 5,3 ***** ****** ***** ***** ***** 75,00
A11873 Industria de Diseno 5,3 ***** ****** ***** **** ****** 22,00
633500 KRONES AG STAMMAKTIE 5,3 ***** ****** ***** **** ****** 83,00 SQ3GSR
884437 Starbucks Corp. Regi 5,3 ***** ****** ***** **** ****** 79,00 +
STAB1L Stabilus SE Inhaber- 5,3 ***** ****** ***** **** ****** 51,00
887771 BNP PARIBAS S.A. Act 5,3 ***** ***** ****** ***** ***** 47,00
A3E5D6 FUCHS PETROLUB SE Na 5,3 ***** ***** ****** **** ****** 28,00 + SQ76RP
865126 Swatch Group AG Inha 5,3 ***** ***** ****** **** ****** 240,00
886670 Hermes International 5,3 ***** ***** ****** **** ****** 1200,00
853292 LVMH MOET HENN. L. V 5,3 ***** ***** ****** **** ****** 580,00 +
A1JLZG BKW AG Namens-Aktien 5,3 ***** ***** ***** ****** ***** 105,00 +
HV1DB6 DAXplus Seasonal Str 5,3 ***** ***** ***** ****** ***** 64,00 +
720190 First Sensor AG Inha 5,3 ***** ***** **** ****** ****** 53,00 +
A2ANV3 ING Groep N.V. Aande 5,0 ***** ****** ****** **** **** 9,50 + MB2DT9
VTSC01 Vitesco Technologies 5,0 ***** ****** ****** ** ****** 46,00
893113 Renault S.A. Actions 5,0 ***** ****** ****** ** ****** 27,00 PN19UK
723530 SGL CARBON AG AKTIEN 5,0 ***** ****** ****** ** ****** 6,00 SQ72J3
A0JBPG PNE Wind AG Namens-A 5,0 ***** ****** ***** *** ****** 15,50 +
A2DJV6 UniCredit S.p.A. Azi 5,0 ***** ****** ***** *** ****** 10,00 PE4YYW
FPH900 Francotyp-Postalia H 5,0 ***** ****** ***** *** ****** 3,00
723610 SIEMENS AG NAMENS-AK 5,0 ***** ***** ****** **** ***** 108,00 + PH9PDU
A1W5CV Cie Financiere Riche 5,0 ***** ***** ****** *** ****** 102,00 +
840221 Hannover Rueckversic 5,0 ***** ***** ***** ***** ***** 150,00 + PE6SC1
A0MP84 Prysmian S.p.A. Azio 5,0 ***** ***** ***** ***** ***** 30,00
861568 Toro Co. Registered 5,0 ***** ***** ***** ***** ***** 82,00 +
A1XA8R Novo-Nordisk AS Navn 5,0 ***** ***** ***** **** ****** 100,00 +
850727 TotalEnergies SE Act 5,0 ***** ***** ***** **** ****** 48,00 + PE6SEY
A0M240 Ulta Beauty Inc. Reg 5,0 ***** ***** ***** **** ****** 345,00 +
A14U5Z Monster Beverage Cor 5,0 ***** ***** **** ***** ****** 81,00 +
A0YD8Q Merck & Co. Inc. Reg 5,0 ***** ***** **** ***** ****** 86,00 PE6SJL
A2AMK9 Flughafen Wien AG In 5,0 ***** ***** **** ***** ****** 32,00 !!
TLX100 Talanx AG Namens-Akt 5,0 ***** **** ***** ****** ***** 37,00 SQ675G
555750 DEUTSCHE TELEKOM AG 5,0 ***** **** **** ****** ****** 17,00 + SQ7V51
+ = Altempfehlung von mir, Stopkurs zur Gewinnsicherung angehoben
!! = Übernahmeangebot, siehe unten
Wer sich nicht mehr erinnert, findet hier eine Erklärung der Sterneauswertung.
Freilich: Einige dieser Titel sind keine Dauerläufer. Titel wie beispielsweise Francotyp Postalia, Unicredit oder auch Krones sehen langfristig alles andere als attraktiv aus. Dennoch muss man akzeptieren, dass die Börse momentan solche Titel einfach liebt; sie sind niedrig bewertet und -- wichtig! -- sie steigen bereits. Es herrscht also bereits Nachfrage nach den Aktien, denn man darf Aktien nur kaufen, wenn sie steigen und nicht im Abwärtstrend. Die steigende Nachfrage ist ein Katalysator für weiter steigende Kurse.
Die Strategie für die nächsten Monate ist also, eher solche Titel einzusammeln und zu halten, so lange der Aufwärtstrend anhält. Das kann noch bis 2024 so weiter gehen. Irgendwann wird Amerika und insbesondere der USD-Devisenkurs sich wieder erholen, und dann geht es auch mit den US-Sterneaktien wieder stärker nach oben. Aus den bekannten Gründen hat in der näheren Zukunft aber Europa die Nase vor.
Vorsicht: Beim Top-Titel Adva Optical liegt ein Übernahmeangebot zu 17,21 Euro vor. Und für den Flughaben Wien werden 34 Euro geboten. Bei beiden Titeln ist möglicherweise das Ende der Fahnenstange bereits erreicht!
Die Stopkurse in der Tabelle (alle Angaben in Euro) orientieren sich in aller Regel an der 200-Tage-Linie. Das bedeutet: Einfach nach oben mitschwimmen, genießen, Stopkurs nachziehen und so lange tanzen, wie die Musik spielt. Um es nochmal klar zu sagen:
Stopkurse sind für Euren Erfolg an der Börse lebenswichtig! Nur wer hellsehen kann braucht keine Stops. Auch wenn man immer mal wieder ungewollt ausgestoppt wird und dann der Aktie nachlaufen muss, wenn sie wieder steigt: Die Erfahrung zeigt, dass professionelles Money-Management mit Stopkursen trotz solcher Unfälle langfristig viel weniger Performance kostet als das sture, besserwisserische Festhalten an Verlustpositionen. Hier findet Ihr eine eingehende Erklärung, wie und vor allem warum es funktioniert -- bitte nachlesen!
Übrigens gibt es zahlreiche sehr attraktive Discount-Zertifikate, mit denen Ihr günstig in die Aktien einsteigen könnt. Ihr bekommt, wenn Ihr eine Maximalrendite akzeptiert, nicht nur die Aktie billiger, sondern der Handel mit solchen Zertifikaten kostet bei comdirect nur 3,90 Euro Provision, und an vielen Monaten ist er ganz gebührenfrei. Bei einigen Titeln habe ich in der Tabelle attraktive Discounter als Alternative angegeben, teilweise mit physischer Ausübung (gebührenfreier Umtausch in die Aktie bei Fälligkeit), teilweise mit Bar-Einlösung.
Natürlich sollt Ihr jetzt nicht Eure US-Sterneaktien vorschnell verkaufen! Ich habe ja gesagt, dass Amerika irgendwann wiederkommt. Hier beachtet Ihr einfach stur Eure Stopkurse. Falls es sich nach Abzug der Gebühren lohnt, darf man Bestände auch aufteilen und zwei oder drei gestaffelte Stopkurse beispielsweise für die Hälfte oder ein Drittel vormerken. Das könnte sich ab Beträgen von vielleicht 2000 oder 3000 Euro lohnen. Profis steigen in Aktien immer in Tranchen ein und aus.
Damit wünsche ich Euch viel Erfolg und, was noch wichtiger ist, viel Spaß an der Börse
herzliche Grüße aus einem schneematschigen München
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 19.02.2023 13:16
Neu und spektakulär: Die große Fundamentalanalyse -- die 15 besten aus über 20 000 Aktien für Euch, die jedes Jahr ihre Gewinne und Dividenden steigern können. Bitte hier entlang, und viel Spaß beim Lesen!
nmh
am 23.02.2023 10:09
@nmh schrieb:
[...]
Linde stärkste Position - habe ich gesehen! Ein paar Worte zu Linde. Linde fliegt aus dem DAX, und "Journalisten" stürzen sich drauf, weil sie ein Thema zum Schreiben (Schmieren) haben: Die ETF müssen alle verkaufen, also wird Linde abstürzen!!! Journalisten verdienen Geld mit Gier und Angst (und Hass und ... äh ... Wetterbericht), und hier ist es mal wieder die Angstschiene.
Journalisten recherchieren auch nur ungern sorgfältig, weil das viel Zeit kostet und ein nerviger CvD mit seinem dummen Redaktionsschluss im Nacken sitzt. Also haut man schnell einen Text raus, ohne Recherche. Man könnte zum Beispiel recherchieren, ob nicht vielleicht die ETF ihre Absicherungsgeschäfte längst gemacht haben. Wenn alle gleichzeitig Linde verkaufen, machen sie sich selbst den Kurs kaputt, deswegen erledigen die Profis das über Future- und Forwardgeschäfte und einfach hausintern. Aber dann wird es kompliziert für die Leserschaft, also warum nachbohren?
Mich interessiert im Zusammenhang mit Linde aber ein anderes Thema. Angeblich wird Linde nicht mehr in Deutschland gelistet sein. Auch das klingt eher nach einer Presseerklärung der Börse Frankfurt, die man als Journalist halt ungeprüft übernimmt. Sicher wird Linde aus dem amtlichen Handel in Frankfurt ausscheiden, was die dortige Börse böse und blöde findet (bitte laut vorlesen). Aber warum liest man nirgendwo, ob Linde im Freiverkehr in Hamburg, München oder Berlin gelistet bleibt? Sollte mich sehr wundern, wenn nicht.
Und wenn Linde tatsächlich nur noch an der NYSE notiert sein sollte und nirgendwo in Deutschland, auch nicht im außerbörslichen Handel (wie gesagt, würde mich wundern), dann gäbe es Schwierigkeiten mit der Verwahrart. Im Moment liegen "unsere" Linde-Aktien in Girosammelverwahrung. Damit sind sie in New York nicht handelbar. Sie müssen also nach "New York domestic" umgelagert werden. Das kostet Geld und dauert. Immerhin: falls alle europäischen Aktionäre betroffen wären, könnte man davon ausgehen, dass das Bankensystem die Kosten übernimmt. Es sind nämlich vor allem hohe Fixkosten und weniger variable Kosten pro Aktionär.
Aber auch über diese Frage liest man nirgendwo etwas, weil sie den typischen Leser (und auch den typischen Redakteur) von Focus Money (oder Focus online, die hässliche kleine Schwester von Focus und wie alle Produkte von Burda ohne jeglichen journalistischen Ehrgeiz) überfordert. Übrigens habe ich noch die Erstausgabe von "Focus" von 18. Januar 1993 (Preis: 4 DM, Cover: Genschman und Weizsäcker) im Schrank; ich frage mich, was die heute wohl wert sein mag? Anyone?
Ich erinnere mich da an die Aktien von Dole (Bananen). Da hat es ab September 2021 neun Monate (!!!) gedauert, bis comdirect einen Verkauf gebucht und mir das Geld gutgeschrieben hat. Ursache waren ähnliche Clearing-Schwierigkeiten (Lagerstellen) wie jetzt möglicherweise bei Linde. Allerdings ist Linde ein viel größerer und bekannterer Wert, also sollte es dort nicht so schlimm sein. Aber weiß man es?
Für mich gibt es also eher offene und durchaus kritische Fragen zum Clearing von Linde. Auch wenn ich keine Angst vor einem Kursabsturz wegen DAX-Rausschmiss habe, ist das unsichere Clearing ein Grund, dass ich meine Linde-Aktien (eine sehr große Position in meinem Depot) reduzieren möchte. Als Alternative wollte ich eigentlich Discount-Zertifikate mit hohem Cap auf Linde kaufen, dann hat der Emittent das Problem mit der Lagerstelle. Aber als ich gesehen habe, dass der genannte ETF ebenfalls zu großen Teilen aus Linde besteht, war mir das natürlich sehr recht!
Disclaimer: Ich habe nichts gegen Journalisten, kenne ... äh ... einige sehr gut. Gerade deswegen weiß ich genau, was für ein schmutziges Geschäft das Geschäft mit der Information oft ist: Schnell irgendwas raushauen ist billiger als sorgfältige Arbeit. Dann noch mit einer schmierigen Headline (etwa: "Die Baisse ist vorbei! Was Ihr jetzt kaufen könnt") versehen, und schon hat man Klicks oder verkauft Hefte an der Tankstelle. Das hat Markwort nicht erfunden, aber perfektioniert. Übrigens könnte es sein, dass Ihr bald noch viel mehr von nmh lesen müsst, wenn Ihr bei comdirect unvorsichtig irgendwo klickt. Lasst Euch mal überraschen.
@Zilch : Die Linde-Aktie hat nur 4,0 Sterne (vor allem weil die Performance der letzten 200 Tage zu schwach war) und ist daher nicht in der Liste. Wer die Aktie hat und im Gegensatz zu mir auf das Clearing-System vertraut, hält die Aktie. Es bleibt bei dem Stopkurs 260 Euro, den ich am 26.11.2022 empfohlen habe.
[...]
Laut Plan bleibt Linde auch weiterhin in Frankfurt handelbar: Klick
am 19.03.2023 12:39
am 19.03.2023 12:39
wie sieht es momentan eigentlich markttechnisch gesehen aus?
Wo liegen wir beim Weltmomentum und bei der Anzahl der Aktien, welche über der GD200 liegen?
Vielleicht könntest Du hier mal eine kurze Rückmeldung aus deinem Rechenzentrum geben!
Ich habe mich hier extra noch einmal registriert (früher Excel68) um hier dein Wissen anzuzapfen!
Vielen Dank im Voraus
Grüße Marcus
am 19.03.2023 13:52
@ehemaliger Nutzer :
Ob Excel 6.8 oder Multiplan oder Tabula Rasa oder Windows XP, Hauptsache Cobol! Wir Fans von "früher war alles besser und aus Holz" (© @haxo ) müssen ja zusammenhalten gegen die hippen, modernen Kiddies mit ihren Smartphones und Tablets. Daher antworte ich Dir gerne, obwohl ich doch im Moment meinen Beiträgezähler schonen muss (lasst Euch überraschen, was wir für Euch geplant haben) -- bevor hier wieder mein Nachbar oder andere böse Geister das Ruder übernehmen.
Leider sieht die Markttechnik nicht mehr so gut aus. Das Weltmomentum liegt bei 98,44 Prozent und nur noch knapp 45 Prozent aller Aktien notieren über ihrer 200-Tage-Linie. Das große Kaufsignal, das seit 23.1.2023 gültig war, hat seit Freitag, 10.3.2023 keinen Bestand mehr. Der MSCI World (2656 Punkte) kämpft mit seinem 200-Tage-Schnitt (2643 Punkte), ebenso der S&P 500 und der Nasdaq Composite. Trost macht, dass die Indizes in Europa, also vor allem der Eurostoxx 50 und der DAX, noch ein gutes Stück über der 200-Tage-Linie liegen.
Für langfristige Anleger sollte all das aber kein Grund für hektisches Handeln sein. Ihr verfolgt bitte stur weiter Eure Strategie und achtet einfach nur strikt auf die Stopkurse. Wo Ihr ausgestoppt werdet, entsteht Bargeld, und im Moment schadet es auch nicht, einen gewissen Puffer zu halten. Eine Cash-Quote von vielleicht 20 oder 30 Prozent ist sicher keine schlechte Idee. Auf diese Weise helfen Euch Eure Stopkurse auch, handlungsfähig zu bleiben, wenn sich ein Boden abzeichnet. Bitte nur per Stop Loss verkaufen, nicht proaktiv! Hektisches Umschichten bringt nichts. Breit einkaufen würde ich im Moment freilich auch nicht, denn noch ist nicht absehbar, welche Konsequenzen die Bankenkrise (siehe unten) doch noch für den Aktienmarkt hat. Gezielte Käufe einzelner attraktiv bewerteter Titel im Aufwärtstrend sind erlaubt.
Zum Glück sehen die meisten Trendaktien, die ich seit vielen Jahren empfehle, weiterhin sehr gut aus. Um hier nur mal exemplarisch einige Beispiele zu nennen (Grundlage ist eine Sterneliste, die ich mir für interne Zwecke am Freitag generiert habe):
*) Die Aktie notiert derzeit unter ihrer 200-Tage-Linie. Zur Sicherheit sollte man mit dem (Nach-)Kauf abwarten, bis der Durchschnitt zurückerobert wird. Wer die Aktie bereits im Depot hat, beachtet einfach nur den Stopkurs.
Mit diesen Aktien haben meine Leserinnen und Leser bereits viel Geld verdient.
Kurz noch zum Thema Bankenkrise 2.0: Der Markt war reif für eine Korrektur. Der Anstieg seit Oktober 2022 konnte nicht mehr so weiter gehen. Der Rutsch nach unten ist reine Markttechnik, nicht mehr und nicht weniger. Die Schieflage einiger US-Regionalbanken und jetzt auch der Credit Suisse in der Schweiz haben die Korrektur beschleunigt, waren die Auslöser, aber nicht der Grund. Dem Vernehmen nach arbeitet die Schweiz an einer Lösung für die CS, die noch vor der Eröffnung der Börsen morgen greifen soll. Wollen wir hoffen, dass sich die Lage dann wieder beruhigt. Ich hatte zuletzt für die Commerzbank einen Stopkurs bei 7 Euro empfohlen, und wer Aktien der Deutschen Bank im Depot hat, sollte einen Stop Loss bei etwa 8,40 Euro beachten. Für die BNP-Aktie gilt auch weiterhin ein Stopkurs bei 47 Euro, für JPMorgan bei 115 Euro und für Morgan Stanley bei 70 Euro. So seid Ihr abgesichert, falls sich die Bankenkrise wider Erwarten doch noch ausweitet. Bankaktien sind derzeit kein Kauf, denn wenn es draußen schüttet, sollte man daheim bleiben. Der folgende Absatz ist ein Zitat aus dem "Bernecker Aktionärsbrief" von letztem Mittwoch:
"Verluste am Bondmarkt sind bilanziell grundsätzlich kein Problem. Banken müssen bei ihren Anleiheportfolios keine Verluste ausweisen, sofern sie diese Papiere bis zur Fälligkeit halten. Das ändert sich in dem Moment, in dem sie diese plötzlich mit Verlust verkaufen müssen, um Barmittel zu beschaffen. Kleine US-Banken erzielen einen signifikant größeren Anteil ihrer Einnahmen aus der Kreditvergabe als große Banken. Da Regionalbanken mehr auf das Kreditgeschäft angewiesen sind, sind sie traditionell auch deutlich aggressiver bei der Kreditvergabe und bei der Aufnahme kurzfristiger Mittel, um sich zu finanzieren. Resultiert daraus in einer Hochzinsphase ein Vertrauensverlust, kommt es schnell zum Abzug von Einlagen, insbesondere dann, wenn die Kundenstruktur wie im Fall der SVB Financial wenig diversifiziert ist. Fazit: Die schärfste monetäre Kontraktion sorgt für Feuer unter dem Dach einiger Banken. Die Schlechtesten fallen um. Darin liegt nicht die Gefahr einer Kettenreaktion, aber ein begründeter Anlass für eine schärfere Korrektur."
Übrigens: Die Oberbank aus Österreich ist völlig unbeeindruckt von der aktuellen Krise. Der Kurs hat es sich in Wien bei 108 Euro bequem gemacht. Die Oberbank ist und bleibt auf der Rosenheimliste die beste Aktie der Welt. Natürlich geht es auch hier nicht ohne Stopkurs (siehe oben). Viele von Euch haben die Oberbank im Depot; weiter so!
Die gute Nachricht zum Schluss: Im Schmierblatt aus Kulmbach sieht man ja immer im Kleingedruckten die "Hinweise auf Interessenkonflikte". Da steht dann zum Beispiel, welche empfohlenen Aktien auch Herausgeber Förtsch höchstselbst im Depot hält. Viele Jahre lang traf das auch auf die Aktie der Commerzbank zu. Aber seit der Ausgabe von letzter Woche läuft die Commerzbank-Aktie (das Schmierblatt sagt übrigens: Stop 9 Euro, Ziel 13 Euro) ohne Kleingedrucktes. Das heißt nichts anderes als dass Förtsch offenbar vor einigen Tagen in Panik seine Commerzbank-Aktien abgestoßen hat! Eine gute Nachricht; so müssen wir nicht befürchten, dass er comdirect dereinst gar übernehmen und in sein dunkles Imperium eingliedern will. Pöpsel als neuer "Leiter Service" bei comdirect - schon beim Gedanken daran wird einem ganz fröstelig.
Fazit: Da müssen wir jetzt durch. Cash ist fesch, wird aber nur durch strikte Beachtung der Stopkurse generiert und nicht durch Panik-Verkäufe. Langfristige Trendaktien sind auch weiterhin ein guter Kauf.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen schönen, erholsamen Sonntag
und eine neue Börsenwoche ohne neue Krisen
herzliche Grüße aus einem trüben München
nmh
am 19.03.2023 14:23
lieber @nmh
vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht, der vor allem viel zur Ruhe ( jedenfalls meiner) beiträgt.Natürlich kann es auch anders kommen, aber du erklärst sehr gut, was bei den Banken und am Markt abgeht
am 19.03.2023 14:25
Ja, da muss ich für die Auswahl des Nicks, vermutlich mein Alter verantwortlich machen 🤓. Was das betrifft, war ich noch nie kreativ!
Was die Markttechnik betrifft, hatte ich das schon so registriert, dass sich hier dunkle Wolken am Horizont zeigen. Danke, dass Du mir hier auch am Sonntag so schnell geantwortet hast und die Zahlen lieferst!!!
Du hattest in einem anderen Beitrag die Partners Group erwähnt, welche ich schon länger halte. Hier möchte ich wirklich ungern, deinen empfohlenen SL von 780€ auslösen. Sie sind natürlich als Finanztitel durch die Bankenkrise 2.0 ordentlich unter Druck gekommen! Ja ich weiß, man sollte sich nicht in eine Aktie "verlieben", da ich momentan aber über 50% Cash halte, möchte ich wenigstens die Reaktionen auf die Zahlen am Dienstag noch abwarten.
Dafür habe ich mich mal wieder an einer Vorstellung von dir bedient und mit der Hochtief wohl auch ins schwarze getroffen (+19%). Auch die IPSOS und Sodexo aus Frankreich halten sich ordentlich, im aktuellen Marktumfeld!
Auch danke dafür, da ich Sie sonst nicht in betracht gezogen hätte.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag
p.s. Auch wenn ich hier nicht mehr so aktiv bin, lese ich weiterhin deine Beiträge.
am 19.03.2023 16:10
Danke für den Marktkommentar,
die Oberbank ist mir auch aufgefallen, als wäre das Weltgeschehen vollkommen irrelevant.
am 19.03.2023 16:54
Schon bemerkenswert, dass immer wieder altbekannte Titel in den Listen auftauchen. Egal welche Parameter der Auswahl zugrundeliegen.
Bei dieser Liste sind die Auswahlkriterien zwar nicht genannt, wahrscheinlich nicht zwingend wissenswert, die Kandidaten haben eines gemein, allesamt waren sie schon mal in irgendeiner Sterneliste zugegen.
Danke für das kurze Update zum Sonntag @nmh
gruss ae
am 19.03.2023 17:58
Vielen Dank für das Update @nmh , schön mal wieder etwas von Dir zu lesen und eine Einschätzung der aktuellen Lage zu bekommen.
Allen anderen, die sich noch ein bisschen mehr zum Thema "Bankenkrise 2.0" ("oder nur ein Sturm im Wasserglas") kundig machen möchten empfehle ich den aktuellen Com.on - Börsenpodcast mit Andreas Lipkow vom 17.03. - ich finde, das erklärt aber relativiert auch so manche Panikattacke die da gerade stattfindet (z.B. seine Commerzbank-Aktien abzustossen 😉).
am 19.03.2023 21:58
@nmh, danke für den Bericht zur Lage der Nation des Markets und die Guidance, auch wenn das deinen Zähler beansprucht.
Droht da etwa - zu allem Übel am Markt - schon das nächste große Unwetter am Horizont heraufzuziehen: Das Counter-10K-Problem beim Umspringen des Community-Beitragzählers auf einen fünfstelligen Wert?
Und war das vergangene Nacht etwa der erste Beta-Test der neuen Software, die das beheben soll und gleich mal zu einer massiven Störung der Website führte?
Und welche Bank muss am nächsten Wochenende gerettet werden?
Fortsetzung folgt ... 😉