am 22.04.2021 15:54
Hallo zusammen!
Bei der Erörterung von Anlagemöglichkeiten - gerade von Anfängern in Sachen Wertpapierhandel - kommt ja immer wieder die Frage auf "ist ein Notgroschen vorhanden und wenn ja: wie hoch?"
(und auch weil der @huhuhu mich diesbezüglich angestoßen hat)
In diesem Zusammenhang gibt es ja - überall im Internet zu lesen - häufig eine relativ pauschalisierte Empfehlung in der Form von "es sollten mindestends 3 Netto-Gehälter sein"
Da diese Pauschalierung meines Erachtens nicht weitreichend genug die persönlichen Bedürfnisse eines jeden Anfragenden in seinem derzeitigen Lebensabschnitt und seiner derzeitigegen Situation erfasst möchte ich hier malmit euch zusammen das etwas weiter aufdröseln...
Es gibt ja doch einige Punkte die beachtet werden sollten: der Student der daheim bei Mutti wohnt benötigt garantiert (sowohl absolut als auch relativ betrachtet!) einen anderen Notgroschen als der Fließbandarbeiter der zur Miete wohnt. Dieser wiederum hat auch einen anderen "Bedarf" als der Selbstständige/Firmenchef der in seinem kleinen/mittleren/großen Eigenheim lebt .
An dieser Stelle sei gesagt: Ich habe hier willkürliche unterschiedliche Beispiele gewählt. Diese sollen weder wertend sein geschweigedenn allumfassend: Es gibt viele (Kombinations-)Möglichkeiten und noch mehr Ansichten!
Jetzt könnten wir ja mal ein paar Ideen und Zahlen zusammentragen um hier zu einer etwas differenzierteren Pauschalempfehlung zu kommen als "3 Monatsgehälter" 😉
Wer fängt an?
Gruß Crazyalex
am 23.04.2021 08:34
Interessantes Thema und ich bin da glaube ich (in diesem Fall) etwas konservativer als die meisten hier. Ich hab gerne mindestens 2 Monatsgehälter auf Seite auch um etwas flexibler zu sein. Liquidieren möchte ich eigentlich ungern, selbst in einer zwischenzeitlichen leichten „Notsituation“.
Aber aktuell habe ich mit dem Plan eines Hausbaus in ein paar Jahren, sowieso etwas mehr an der Seitenlinie (Seitenlinie ist ja eigentlich falsch, eher auf der Tribüne, oder hinterm Vereinsheim verbuddelt), was ich monatlich auch aufstocke. Leider liegt das unverzinst auf einem Tagesgeldkonto. Falls hier jemand eine risikoarme Alternative in petto hat, immer her damit. 😃
23.04.2021 08:45 - bearbeitet 23.04.2021 08:46
23.04.2021 08:45 - bearbeitet 23.04.2021 08:46
@DrTool schrieb:Ich finde, man muss auch noch berücksichtigen, welche Abhängigkeiten sonst noch so da sind und was man auf der Versicherungsseite an Vorsorge getan hat.
Genau das.
So zum Beispiel lebe ich mit meiner Partnerin zur Miete. Weder Haus noch Kind geplant, keine Schulden, zwei volle Einkommen.
Wir haben beide jeweils eine Reserve von ca. 3 Monate Fixkosten. Damit lassen sich die allermeisten Szenarien abdecken, alles weitere wird durch monatliche Liquidität oder Versicherungsleistung gedeckt.
Reparaturen, Neuanschaffungen, Umzug wär alles kein Problem. Auch zwei „mittlere“ Notsituationen zeitgleich können gepuffert werden. Und die Wahrscheinlichkeit von finanziell belastenderen Situationen ist einfach sehr gering.
Kleine Metapher zum Thema Notgroschen: ich bin häufig für mehrere Tage autark mit dem Rucksack unterwegs, oft zivilisationsfern. Frei nach Pareto versuche ich einen Großteil der Risiken abzudecken, aber nicht alles. Kleines Medi-Kit, eine Hand voll Reparaturmaterial und eine kleine Powerbank, um im Zweifel immer Strom für einen Notruf zu haben. Das muss reichen.
Mit einem zweiten Paar Schuhe im Gepäck, einem Backupzelt und voll ausgestattetem Sanitäterkoffer wäre ich sicherer unterwegs - könnte die Tour aber aus Gewichtsgründen nicht mehr durchführen.
Sich auf jedes Extrem vorzubereiten ist nicht sinnvoll. Nicht beim Wandern, nicht beim Hausbau und nicht beim Notgroschen. Den richtigen Weg zwischen 0 und 100 muss aber jeder für sich selbst finden.
am 23.04.2021 09:46
@Zilch beziehe mich nur beispielhaft auf deinen Beitrag
Zum Einen: wenn die Baby steps erwähne und sage, ich hab 1000 EUR als emergency fund, heißt das nicht, dass ich alles für eine kaputte Waschmaschine ausgeben würde. Dein Hinweis ist vollkommen okay. Nur hat mich die Erfahrung gelehrt, dass, wenn es mal was schief geht, es richtig mies läuft. Der Teufel sch*** immer auf den größten Haufen. Gehört zu meiner Erfahrung.
Zum Anderen: Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte ich 2 Fälle im Bekanntenkreis (unabhängig voneinander), die etwas zu begleichen hatten (1x Firmenwagen) und voll investiert waren. Da musste zum Tiefstand an der Börse ETFs verkauft werden. In solchen Momenten noch um Stundung zu bitten oder Rückzahlpläne zu verhandeln, wäre mir echt zu blöd.
Grundsätzlich: es gibt ja kein richtig oder falsch und jeder hat seine eigene Formel und eigenen Bedingungen, die gut schlafen lassen.
am 26.04.2021 12:30
Danke @Crazyalex für die Eröffnung des Themas, den vielen Beiträgen und dem damit verbundenen Erfahrungsaustausch. Gelesen habe ich diese Empfehlung von 3 Monatsgehältern auch schon oft, und schon mindestens genauso oft darüber nachgedacht. Für mich persönlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass mir ein knappes Nettogehalt als Notgroschen reicht zum Wohlfühlen. Meine monatlichen Verpflichtungen könnte ich damit 3 Monate abdecken. Plan B wäre, meine Sparpläne einfach mal auszusetzen und Plan C die monatlichen Abbuchungen zur Not zu pausieren (geht natürlich nicht bei allen Ausgaben, aber bei der Lebensversicherung z.B. wäre das ohne Probleme möglich). Für Eventualitäten wie Waschmaschine oder Auto haben meine Frau und ich da noch ein gemeinsames Konto wo etwa ein mal "Haushaltsmonatsnetto" geparkt ist, und was auch monatlich "bespart" wird. Damit fühlen wir uns wohl und konnten bisher auch alles ausbügeln was so überraschend auf uns zukam.
26.04.2021 13:14 - bearbeitet 26.04.2021 13:28
Der Notgroschen und ich sind so ein Thema für sich 🙄
Grundsätzlich erachte ich es als erstrebenswert, etwas auf der hohen Kante zu haben. Zeitgleich bin ich kein Freund davon, wenn Geld ungenutzt herumliegt.
Etwa 10% meines monatlichen Einkommens gehen auf mein "Backup-(Unter-)Konto". Aufgrund meiner hinreichend guten und stabilen Einkommenssituation und "moderaten" Notsituationen reichen mir da allerdings ein paar Hundert Euro.
Heißt: Als es letztens vierstellig wurde, ging die Hälfte ins Depot. Auf der anderen Seite liquidiere ich aber auch ohne mit der Wimper zu zucken, wenn ich unerwartet mehr Geld bräuchte/brauche als ich anderweitig kompensieren kann. Hinzu kommt, dass meine Frau in der Hinsicht konservativer unterwegs ist und wir relevante Ausgaben hälftig teilen.
Ich werde trotzdem mal "die Tage" ein separates Konto eröffnen, wo mein 10%-Betrag monatlich hinfließt, und die Zugangsdaten in die Obhut meiner Frau legen. Aus den Augen, aus dem Sinn - und bei Bedarf von jetzt auf gleich verfügbar.
am 30.04.2021 12:13
Ich möchte jeden Monat 150 € beiseite legen und mit dem Rest Dinge kaufen oder eben nicht.
MfG
am 30.04.2021 13:00
Mal ganz unabhängig von der Höhe des Notgroschens... wie wird die eiserne Reserve bei euch "gebunkert"?
Ganz grundsätzlich erfordert eine gesicherte Liquidität ja nicht nur einen ständig vorhanenen Wert, sondern auch die Möglichkeit, immer darauf zugreifen zu können. Habe ich also nur eine einzelne Bankverbindung, welche mir unter Umständen gekündigt wird, stehe ich trotz Notnagel im Regen.
Also tacheles: nutzt ihr eine weitere Kontoverbindung (welche ist eurer Meinung nach empfehlenswert?), einen Stapel Scheine im Kopfkissen, Edelmetall im Bankschließfach, Kryptos oder etwas ganz anderes?
am 30.04.2021 13:02
Hab mehrere Bankverbindung.
Gruß Crazyalex
30.04.2021 13:08 - bearbeitet 30.04.2021 13:13
30.04.2021 13:08 - bearbeitet 30.04.2021 13:13
@Crazyalex schrieb:Hab mehrere Bankverbindung.
Nützt im Ernstfall gar nichts. Wenn die Banken in "Zwangsurlaub" geschickt werden, dann trifft es alle Banken (siehe Zypern). Bargeld lacht!
SZ vom 24.03.13:
Die beiden größten zyprischen Banken haben am Sonntag neue Höchstbeträge für Abhebungen an Geldautomaten festgesetzt. Wie die zyprische Nachrichtenagentur CNA berichtete, dürfen Kunden der marktführenden Bank of Cyprus noch bis zu 120 Euro am Tag abheben, Kunden der Popular Bank (Laiki) bis zu 100 Euro.
Sämtliche Bankfilialen in Zypern sind seit dem 16. März geschlossen. Seither bilden sich regelmäßig lange Schlangen vor Geldautomaten. Die Laiki-Bank setzte die Maximal-Beträge für Abhebungen bereits zum zweiten Mal herab - am Donnerstag wurde der alte Höchstbetrag von 700 Euro auf 260 Euro reduziert.
am 30.04.2021 13:10
Ich habe nur eine Bankverbindung und da ein Tagesgeldkonto.
Ich halte nichts davon nur für das Tagesgeld/einer 500€ Reserve irgendwelche komplizierten Geldtransferaufträge einzurichten, damit am Ende das Geld beim gleichen Konto landet, nur damit alle Konten kostenlos bleiben. Und auch nichts davon von zig Bankunternehmen zig Karten herumfliegen zu haben.
Das könnte mir auf die Füße fallen wenn mein Konto aus irgendeinem Grund gekündigt wird, aber bisher hatte ich damit keine Probleme und ich bin ja auch nicht bei der comdirect mit meinem Giro 😉 😛 Aber in dem Falle habe ich noch Alternativen zu einem anderen Konto weshalb ich da recht sorglos bin.