11.03.2020 13:44 - bearbeitet 11.03.2020 13:47
Hallo zusammen,
erstmal "Hallo" in die Runde.
Wenn ich jetzt schreibe ich habe schon seit nunmehr 10 Jahren ein eigenes Depot bei der comdirect glaubt mir wahrscheinlich keiner, dass ich Anfängerin bin.
Bis vor einigen Monaten habe ich mich aber nicht wirklich darum gekümmert und stur auf meinen Vater (der seit inzwischen 4 Jahrzenten an der Börse aktiv ist) vertraut (mein Mann übrigens auch...)
Er ist ein absoluter Anhänger der Dividendenstrategie: Aktie mit möglichst hoher Dividende kaufen, dann einfach liegen lassen oder wenn sie fällt sogar noch nachkaufen.
Andere Finanzprodukte lehnt er ab, da da die Ausschüttung nicht hoch genug ist bzw. Fonds und ETF's sogar was kosten. Höchstens vielleicht noch ein Optionsschein (aber damit habe ich mir auch schon zu oft die Finger verbrannt).
Ich habe auf seinen Rat vertraut und eben die Aktien erworben die er mir empfohlen hat - nachgefragt habe ich leider nicht wirklich.
Die Verluste die mein Depot mit den Jahren gemacht hat haben mir nichts besonders viel ausgemacht, weil mein Vater gesagt hat es wären keine realen Verluste und es ist doch egal solange man die Aktien nicht verkauft außerdem bekäme man ja immer noch die Dividende. Aber jetzt habe ich inzwischen sogar eine Aktie die die Dividende gestrichen hat und die, vor dem aktuellen großen Absturz jetzt, schon über 30% Verlust hatte - jetzt sind es fast 50% - und das stört mich jetzt schon.
Letztes Jahr musste mein Vater sehr plötzlich für längere Zeit ins Krankenhaus und da ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich Null Ahnung von dem habe was er und vor allem was ich tue. Außerdem werde ich seine Aktien mal erben und ich möchte sein Lebenswerk nicht kaputt machen...
Nachdem sich familiär wieder alles beruhigt hat habe ich angefangen mich auf eigene Faust mal etwas mit dem Thema zu befassen. Ich habe z.B. Bücher von Beate Sander gelsen, einige Blogs regelmäßig besucht und war auch hier im Forum unterwegs.
Gefühlt habe ich jeden der in der Literatur genannten Anfängerfehler gemacht und zwar mehrfach ![]()
Ich habe den Kursanstieg Ende letzten Jahres und Anfang diesen Jahres aber nutzen können und habe einiges an Gewinnen migenommen als sich abgezeichnet hat dass es bergab geht.
Ich habe mich jetzt für einige ETF's (sozusagen als Polster) entschieden - z.B. auf den MSCI World, S&P 500, MDAX.
Nun zu meinen Fragen:
Die ETF's sind ja jetzt ganz normal Teil meines Depots und inzwischen ist das ganze ziemlich unübersichtlich. Kann man die irgendwie ausgliedern oder muss ich mir da ein Zweitdepot anlegen? Was kostet so ein Zweitdepot?
Die ETF's will ich gar nicht mehr zu oft sehen, nicht dass ich mich doch noch hinreißen lasse und sie verkaufe wenn Gewinn drauf ist (habe ich auch zu oft gemacht z.B. MuincRe bei ca. 80 Euro gekauft und dann bei 120 Euro wieder raus...)
Was macht man mit solchen Schrottaktien die sogar die Dividende gestrichen haben oder gefühlt seit Jahren nicht mehr auf die Beine kommen?
Am liebsten würe ich den ganzen Schrott komplett raushauen und neu anfangen - aber das wären dann über 10000 Euro Verlust.
Oder einfach liegen lassen (zum Glück bin ich auf das Geld nicht angewiesen) und nach und nach versuchen gute Aktien zu kaufen, diese mit Gewinn wieder verkaufen und somit den Verlust ausgleichen...
Vielleicht könnt ihr mir ja den ein oder anderen Tipp geben wie man in so einer Situation vorgeht
Vielen Dank schon mal
LG Sue
PS: Ich möchte das Aktiendpot übrigens als Altersvorsorge benutzen - ich bin jetzt Anfang 30
11.03.2020 14:01 - bearbeitet 11.03.2020 14:03
Hallo @Anfängerin, herzlich willkommen in der Krabbelgruppe,
zunächst mal: dass Du nun ETFs mit in Dein Depot legst und den Schwerpunkt der Neuanlagen verschiebst, ist die richtige Strategie: Schwerpunkt bei den ETFs sollte der MSCI World sein (S&P 500 und MDAX* nur als Beimischungen).
Bezüglich der Aktien solltest Du vielleicht mal die Namen und WKNs nennen. Manche Dickschiffe taugen als buy&hold-Aktien, die auch in der Krise nicht verkauft werden sollten, andere nicht. Das können die Aktien-Freaks in der Runde aber besser entscheiden.
Natürlich würdest Du bei einem Verkauf jetzt Verluste "realisieren", wenn Du das Geld aber sofort wieder in ETFs investierst, ist der Verlust nur ein virtueller, weil Du mit Deinem Anlagehorizont die Krise aussitzen kannst und von erwartbaren Kursgewinnen profitierst.
Grüße,
Andreas
* MDAX könnte man auch komplett in Frage stellen - ich würde den ETF nicht verkaufen, aber auf jeden Fall nicht weiter besparen.
am 11.03.2020 16:22
Hallo @Anfängerin,
ein langer Post von Dir (vielen Dank für die ausführliche Schilderung), dafür eine kurze Antwort von mir ![]()
Ein Zweitdepot kannst Du hier kostenlos eröffnen, wenn Du möchtest.
Was tun mit "Schrottaktien": Wenn es wirklich Kandidaten sind, die langfristig schlechter als der Markt performen, dann sofort verkaufen und das Geld anderweitig investieren. Warum solltest Du weiter Deine Liquidität in schlechten Papieren binden, wenn Du das gleiche Geld gewinnbringender anlegen kannst? Der Verlust ist darüber hinaus steuerlich relevant, er füllt Deinen Verlustverrechnungstopf, sodass Du künftige Gewinne gegenrechnen kannst. Hier zu ein Hinweis: Verluste aus Aktienverkäufen kannst Du nur mit Gewinnen aus Aktienverkäufen gegenrechnen, nicht mit Gewinnen aus ETFs.
Die Variante "Warten, bis sie sich erholt haben, lieber nicht mit Verlust verkaufen" ist ein typische Anfängerfehler und nennt sich Mental Accounting, wie ich von @GetBetter lernen durfte.
am 11.03.2020 18:02
Habe ich meinen Namen gehört...? ![]()
Hallo @Anfängerin und auch von mir ein herzliches Wllkommen.
Was konkrete Aktientipps angeht gibt es hier deutlich komptentere Foristen als mich, insofern halte ich mich da etwas zurück.
Wobei – konkret geht auf Basis der vorliegenden Informationen ja sowieso nicht ![]()
Richtig ist aber, dass Du Papiere die Du nicht mehr haben willst aussortieren solltest. Unterm Strich geht es nicht darum, jedes einzelne Papier solange zu halten bis irgendwann endlich ein Mini-Gewinn entstanden ist, sondern aus dem Gesamtdepot in Summe das Maximum rauszuholen.
Vielleicht solltest Du aber vorher noch mit Deinem Vater reden. Eventuell hat er sich ja bei der einen oder anderen Aktie was gedacht was nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.
Ich habe auch so 2-3 Kandidaten im Depot die erst bei Betrachtung von der "Rückseite" haltenswert bleiben.
am 11.03.2020 18:03
Moin,
Aktienkurse sind selten logisch, Börse oft überraschend und MSCI-World nicht immer eine Enbahnstraße noch oben
MüRe 80 zu 120 ... ist doch toll! Ein Nachtrauern, dass man auch 140 hätte haben können - das musst Du Dir abgewöhnen. Ein Sturm mehr und es wären nur 110 gewesen.
Mein Anlageverhalten ist durchaus auch "Wellenreiter". Da kommen wir wieder zu unlogischem Aktionkurs und sich ärgern... bei 300€ fand ich den Gewinn prima und den Kurs gut bewertet.
Mein Ausweichplatz zum bereithalten der Kampfkasse habe ich Xetra Goldzertifikat. Kostet Peanuts, ist innerhalb von Minuten zugreifbar, Gewinn ist steuerfrei und wenn ich meine, dass der Kurs unverschämt hoch ist, verkauf ich auch mal das Ganze und warte teilweise Monate, bevor ich doch wieder einsteige.
Ein Zweitdepot habe ich nicht - einmal Gold und ein ETF als Langläufer stören mich nicht weiter. Zuviele Aktien gleichzeitig (meist habe ich 3-8) würden die meist täglichen Informationsquellen mit Nachrichten überfluten.
.. und wenn was sich abzeichnet, dass es weiter sinken könnte: raus mit
Mein persönlicher Tipp (ich duck mich mal, weil gleich wieder mit Tomaten geworfen wird): die Achterbahnfahrt geht m.M.n. noch ein paar Wochen weiter. Wobei ich das mit dem Gold auch noch nicht ganz so verstanden habe - selbst bei starkem Euro
am 12.03.2020 10:13
Hallo zusammen,
vielen Dank erstmal für die Antworten.
Ich weiß schon dass ärgern nichts bringt, aber so ganz abstellen kann ich es noch nicht 😉 ich übe aber 😉
Auch dass die Börse eher unberechenbar sein kann weiß ich inzwischen - ein kleines Virus (das meiner Meinung nach für Gesunde nicht wirklich gefährlich ist) bringt die ganze Welt durcheinander, ich glaube sowas hat man noch nicht erlebt...
Welche Angaben zu den Werten braucht ihr da genau?
Nur die WKN's oder auch noch andere wie Kaufkurs, Stück usw. ich wollte hier in meinem ersten Post halt nicht mein Depot ausbreiten 😉
Hier aber schon mal ein paar meiner Kelleraktien die schon seit Jahren im Minus vor sich hindümpeln:
1. 522950, hat früher eine schöne Dividende gezahlt
2. 871784, zahlt zwar immer noch Dividende aber schon seit längerem mein Schlusslicht
3. PSM777, Ausnahmsweise kein Tipp von meinem Vater sondern vom Banker eines Freundes
4. 858872, ich hoffe einfch dass sich die Spanier doch mal wieder erholen
Mit meinem Vater habe ich schon öfters über die schlechte Performance meines Depots gesprochen. Er meint ich wäre noch so jung, ich solle da einfach in Ruhe abwarten, irgendwann erholt sich alles wieder und wenn es 10 Jahre braucht, ich hätte ja keinen Stress, bis ich in Rente gehe dauert es noch über 30 Jahre...
Vielleicht reagiere ich ja auch über aber ständig bei ca. - 10% rumdümpeln macht mir keinen Spaß mehr (die 10 % waren vor dem Crash jetzt sind es ganz aktuell -38%)
Die aktuelle Situation sehe ich aber ehrlichgesagt ganz entspannt, das ist glaub ich die seit langem nötige kräftige Korrektur. Natürlich ist es alles andere als schön, aber die Börsen haben sich schon von so vielen schlimmen Schlägen wieder erhlolt... und jetzt ist der Auslöser ja nicht mal ein direkter wirtschalticher Grund wie die Bankenkriese 2008/2009...
Aber durch ist das Thema denke ich auch noch nicht, bin aber der Meinung, dass es mit dem Frühling, wenn es wieder warm wird vorbei sein wird... im Frühling und Sommer redet ja schließlich auch keiner von Grippe...
Ich würde jetzt in der aktuellen Situation auch nichts verkaufen, erst wenn es sich wieder soweit erholt hat.
Ich habe mir auch vorgenommen dass ich nur Dinge kaufe ich ich verstehe. Ich habe mich inzwischen mit Aktien und ETF's beschäftigt. Mit OS bin ich ja schon ein paarmal auf die Nase gefallen - ich habe zwar nie eklatant viel verloren, aber geärgert habe ich mich schon... also lieber erst mal Finger weg davon.
Mich interessieren auch noch Zertifikate, aber da bin ich noch nicht dazu gekommen.
So, jetzt war das auch wieder ziemlich viel, aber ich wollte auch jedem wenigstens ein bisschen antworten
Vielen Dank nochmal
LG Sue
am 12.03.2020 10:44
bei
...1. 522950, hat früher eine schöne Dividende gezahlt
2. 871784, zahlt zwar immer noch Dividende aber schon seit längerem mein Schlusslicht
3. PSM777, Ausnahmsweise kein Tipp von meinem Vater sondern vom Banker eines Freundes
4. 858872, ich hoffe einfch dass sich die Spanier doch mal wieder erholen
zu 1: seh' da keine Zukunft lange over the top, kann wech
zu 2: kann nur besser werden
zu 3: 10 isse m.M.n. wert ... Zukunft? die arbeiten zumindest dran
zu 4: seh ich auch so - war gar nicht auf meinem Schirm... also 3,30 sollten die bis Jahresende wieder erreichen (hab grad nen call gekauft)
@Anfängerin schrieb:...
Mit OS bin ich ja schon ein paarmal auf die Nase gefallen - ich habe zwar nie eklatant viel verloren, aber geärgert habe ich mich schon... also lieber erst mal Finger weg davon.
Mich interessieren auch noch Zertifikate, aber da bin ich noch nicht dazu gekommen.
Optionsscheine: wie ist denn Deine Bilanz? Letztendlich ist das schon mal so, dass man 5x xhundert verliert, aber dann kommen 1x y.xtausend gewinnt.
Bei Zertifikaten - die großen Gewinne bleiben (meist) aus. Das sehe ich nur so als "Parkplatz" mit - hoffentlich - leichtem Plus
am 12.03.2020 10:56
@Anfängerin schrieb:Welche Angaben zu den Werten braucht ihr da genau?
Nur die WKN's oder auch noch andere wie Kaufkurs, Stück usw.
Ideal wären WKN und Titel (damit man nicht jede WKN googlen muss).
Kaufkurs ist uninteressant, Stück auch. Aber evtl. ein ungefährer Hinweis zum prozentualen Anteil der Position beogen aufs Gesamtdepot.
@Anfängerin schrieb:Hier aber schon mal ein paar meiner Kelleraktien die schon seit Jahren im Minus vor sich hindümpeln:
1. 522950 (Bijou Brigitte), hat früher eine schöne Dividende gezahlt
2. 871784 (Lloyds), zahlt zwar immer noch Dividende aber schon seit längerem mein Schlusslicht
3. PSM777 (ProSiebenSat.1), Ausnahmsweise kein Tipp von meinem Vater sondern vom Banker eines Freundes
4. 858872 (Banco Santander), ich hoffe einfch dass sich die Spanier doch mal wieder erholen
Wenn ich ehrlich sein soll würde ich keine von denen im Depot haben wollen.
Die Kursentwicklung wäre mir zu negativ und die Dividendenzahlung zu sprunghaft.
Aber wie gesagt gibt es hier größere Aktienexperten als mich. Evtl. meldet sich da noch einer mit detallierten Ratschlägen.
@Anfängerin schrieb:Ich würde jetzt in der aktuellen Situation auch nichts verkaufen, erst wenn es sich wieder soweit erholt hat.
Was ohnehin raus soll kann auch jetzt raus (das Thema hatten wir oben schon).
Und wenn Du sowieso umschichten gilt das erst recht. Falls Du wartest bis sich Deine derzeitigen Werte wieder erholt haben, dann werden sich ja auch jene Werte erholen in die Du umschichten willst.
Das Du bei höherem Verkaufspreis sogar noch eine größere Wahrscheinlichkeit für Steuerabzug hast kommt noch erschwerend hinzu.
am 12.03.2020 12:58
Hallo,
vielen Dank für eure Antworten 🙂
Meine OS-Bilanz ich grauenhaft. Genau Buch geführt habe ich nicht drüber (ich weiß, auch ein Fehler), aber die Verluste überwiegen deutlich, da bin ich mir sicher.
Auch übersteigen meine Verluste aus Aktien sehr deutlich die Gewinne aus selbigen. Derzeit habe ich dieses Jahr ca. 2000 Euro Gewinn (nach Steuern). Alleine wenn ich jetzt 522950 (Bijou Brigitte) verkaufen würde, würde ich nur mit dieser Aktie 3.300 Euro Verlust machen.
Ich habe ja die letzten Jahre kaum irgendwas verkauft (weil man ja langfristig denken soll) oder wenn dann nur Mini-Gewinne von ein paar hundert Euro realisiert.
Ich kann den Rat, was raus soll raushauen und den Aufschwung nutzen um den Verlust wieder auszugleichen absolut nachvollziehen, aber das ist mir grade irgendwie zu gefährlich - das hätte ich vor zwei Wochen machen sollen... da nehm ich lieber 1500 Euro Verlust bei 522950 (Bijou Brigitte) in Kauf.
Ich würde das lieber langsam angehen. Jedes Jahr zwei von den Schrottaktien raushauen und in der Zwischenzeit lieber gute Werte kaufen und durch die die Erholung nutzen um dann nach und nach auszugleichen...
Ich habe damals 2014 schon die Panik bekommen und einen Haufen Zeug blind rausgehauen...
Was haltet ihr eigentlich von dem Ratschlag von Beate Sander nur ca. 2000 Euro pro Titel anzulegen?
Einerseits finde ich ihn gut, da müsste ich jetzt wenigstens nicht fast 12.000 Euro (871784 (Lloyds), meine bei Weitem größte Position) schon Jahre lang beim daheinschmelzen zuschauen. Andererseits ist wird das Depot dann übervoll und total unübersichtlich bzw. die Gewinne pro Wert sind dann auch nicht der Brüller...
LG Sue
am 12.03.2020 13:16
@Anfängerin schrieb:Alleine wenn ich jetzt 522950 (Bijou Brigitte) verkaufen würde, würde ich nur mit dieser Aktie 3.300 Euro Verlust machen.
Du solltest mal versuchen, Deinen Bestand unabhängig von momentanen Gewinnen oder Verlusten zu bewerten und nur den aktuellen, absoluten Wert (in EUR) zu sehen. Wenn der Wert einer Deiner Positionen bei 5.000,- EUR liegt, dann ist der Wert der Position eben 5.000,- EUR - nicht mehr, nicht weniger. Dabei ist völlig, völlig, völlig unerheblich, ob der Wert mal bei 1.000,- EUR oder bei 10.000,- EUR lag, es zählt nur der aktuelle Wert (in EUR) - schon alleine, weil das die Währung ist, in der Du Deine Rechnungen bezahlen musst.