31.07.2023 15:48 - bearbeitet 31.07.2023 16:04
Werte Community,
nachdem ich mal wieder viele verschiedene Seiten gelesen habe und einfach nicht überzeugt bin ob ich gut investiere, würde ich gerne auf euer Wissen zurückgreifen.
Nach meiner Recherche vor ein paar Jahren habe ich in folgende ETF's investiert über einen Sparplan á 350 Euro / Monat:
ETF | WKN | Art | Verteilung |
ISHARES EDGE S&P 500 MINIMUM VOLATILITY UCITS ETF - USD ACC | A1J784 | Thesaurierend | 40% |
ISHARES MSCI EM SRI UCITS ETF - USD ACC | A2AFCZ | Thesaurierend | 30% |
ISHARES EDGE MSCI EUROPE MINIMUM VOLATILITY UCITS ETF - EUR ACC | A1J783 | Thesaurierend | 30% |
Um die Situation besser zu beschreiben, hier meine "Checkliste"
Mein Ziel wäre es eine gute Streuung für einen langfristige Wertentwicklung zu haben. Ich möchte mich möglichst wenig damit auseinandersetzen, weil der Job, Familie & Hobbies eigentlich zu wenig Zeit lassen, um mich alle paar Monate einzulesen.
Habt ihr Ideen und Hinweise? Sollte ich meinen derzeitigen Sparplan ändern?
Damals wie gesagt ausgewählt nach dem Lesen diverser Blogs und Betrachtung des Risikos, Fondsgröße etc. etc.
Sollte ich noch etwas Richtung Anleihen tun, um breiter zu streuen? Das sehe ich immer irgendwie als offene Flanke neben den ETFs, Immobilien und sonstigen Themen (Cash, bisschen Gold, ...).
Besten Dank!
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 31.07.2023 17:08
Hallo @BlueB , sei herzlich willkommen hier in der Community!
Super, dass du schon ein paar Jahre investierst, insofern hast du schon mal die Nase vorn!
S&P 500 zu 40 %
EM zu 30 %
Europa zu 30 %
Schon diese Aufteilung passt zur Zeit nicht richtig mit dem Wunsch "stabil ohne zu großen Risiken" zusammen. EM würde ich nicht mehr als 15 Prozent des Gesamtvolumens nehmen, wenn überhaupt.
Auch Europa ist ein großer Batzen. Für dein Alter und Hintergrund unnötig.
Der S&P ist grundsätzlich ok. Der darf auch gerne mehr gewichtet sein.
Hätte ich diese Auswahl einmal so getroffen, würde ich heute folgendes machen:
S&P 500 zu 70 %
EM 5 %
Europa 25 %
Den Sparplan entsprechend ändern, bis dieses Ziel erreicht ist.
Allerdings hätte ich diese Auswahl sowieso nicht getroffen. Sondern sehr wahrscheinlich einen ACWI all World gewählt. Der ist größtmöglich diversifiziert und hat alles drin inklusive EM zu ca 10 %. Ein Sparplan. Keine Arbeit.
Außerdem würde ich die ausschüttende Variante wählen, solange bis der Freibetrag ausgeschöpft ist. Dann würde ich mit einem Thesaurierer weiter machen.
Das ist aber reine Geschmacksache!
Deine Anlage ist sonst soweit ganz ok, nur die Gewichtung nicht. Ist aber keine Beratung, nur meine Meinung.
Wünsche dir mit deiner Anlage recht viel Erfolg!
31.07.2023 17:17 - bearbeitet 31.07.2023 17:25
Hallo @BlueB,
ich möchte erst mal gar keine Tipps oder Einschätzungen geben, sondern einfach nur Fragen stellen. Ich hoffe, Du bist damit einverstanden.
* Hierzu noch ein Nachtrag: Dieser Faktor muss sich je nach Definition übrigens nicht risikomindernd auswirken. Habe gerade nur mal exemplarisch für MSCI Europe vs. MSCI Europe Min. Vol. nachgesehen: Hier hat der Min.Vol. sowohl auf 1 als auch auf 3 Jahre den höheren maximalen Drawdown als der einfach MSCI Europe.
31.07.2023 17:29 - bearbeitet 31.07.2023 17:36
Hallo @BlueB,
und Willkommen in der Community! Interessante Zusammenstellung – kann man so machen, muss man aber nicht. Du sagst ja selbst, dass du nicht viel Zeit in die Börse investieren möchtest, was auch okay ist. Nur warum versuchst du dann eine eigene regionale Allokation, anstatt einfach einen Welt-ETF zu nehmen, der diese quasi selbst steuert?
Minimum-Volatility-ETFs finde ich prinzipiell auch in Ordnung, allerdings eher als Beimischung. Sie können das Depot in schweren Börsenphasen stabilisieren. Bei dir tut es aus meiner Sicht aber auch ein "normaler" ETF, da bei deinem langen Anlagezeitraum die Volatilität mehr oder weniger egal ist. Wer sein Depot 20+ Jahre halten will, dem kann es wumpe sein, ob sein Depot z.B. beim Corona-Crash nun 30% oder 40% abrauscht. Risikosteuerung oder "Hedging" müssen hier eigentlich nicht sein und kosten im Zweifel nur Rendite und/oder Energie.
Ansonsten das was @Antonia und @t.w. sagen.
Viele Grüße
Marin
31.07.2023 18:01 - bearbeitet 31.07.2023 18:13
Hallo,
mein Hinweis wäre, dass es sogar Investment-Blogger gibt, die systematisch schlechter anlegen, als Du es hier für Dich beschreibst.
Buy&Hold mit Aktienfonds ist in Deutschland wegen der Fonds-Privilegierung (Kapitalertragsteuer auf lediglich 70% der Zugewinne) und der Struktur der Steuererhebun besonders attraktiv.
Die EM sind m.E. zu hoch gewichtet, aber so etwas kann man nach Erreichen einer ordentlichen Tranchengröße auch ganz einfach liegen lassen, um den relativen Anteil zu senken.
30% Europa ist (EUR-Raum oder Europa ist noch mal ein kleiner Unterschied) wegen der Abwägung Währungsrisiko (Du willst einen Home-Bias) versus Streuung (Du willst keinen Home-Bias) im Grünen Bereich. Kann man machen.
S&P500 war noch nie ein Fehler, aber ich würde den EM nach erreichen einer gewissen Mindestgröße im Sparplan durch einen globalen ETF ersetzen.
Persönlich mache ich es (im Index-Investing-Teil) derzeit so:
Dollar unter 0,90€ (allgemein: bei günstigem USD)-> USD ETF zusätzlich kaufen
Dollar über 0,90€ (allgemein: bei teurem USD) -> EUR ETF zusätzlich kaufen
Dauernd als eigentliche Basis anteilig globale (Öko-)Fonds und ETF
Bevor das eine unnötige Diskussion gibt:
Mit USD ETF meine ich nicht einen ETF, der in USD verwaltet wird, sondern einen ETF, dessen Werte Unternehmen mit Wertschöpfung im USD Währungsraum sind.
Mit EUR ETF meine ich nicht einen ETF, der in EUR verwaltet wird, sondern einen ETF, dessen Werte Unternehmen mit Wertschöpfung im EUR Währungsraum sind.
Und allgemein in Deutschland beim Index-investing: Buy&Hold, weil bei Umschichtungen die Kapitalertragsteuer durch Aussetzung der Steuerstundung den alles entscheidenden Zinseszinseffekt schmälert -> Spaßbremse Deutsche Kapitalertragsteuer.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...
31.07.2023 20:48 - bearbeitet 31.07.2023 20:48
Wow, danke euch für die zahlreichen Kommentare in so kurzer Zeit!
Zu den Fragen:
Folgende Fragen meinerseits ergeben sich daraus:
Soweit mal vorab. Vielen Dank!
31.07.2023 23:04 - bearbeitet 31.07.2023 23:06
Hallo @BlueB,
ich ganz persönlich würde unter diesen Umständen entweder:
@BlueB schrieb:
- SRI habe ich damals bewusst nur bei EM gesetzt, da ich in der Region den größten Nachholbedarf sehe. Aber ob da meine 30% des Sparplans was bewirken, sei jetzt mal dahingestellt 😉
Wenn Du Dich für eine einfach 1-ETF-Lösung entscheiden solltest, Dir aber ein bisschen grüner Anstrich irgendwie wichtig ist, wäre A2QL8V eine sehr gute Alternative für Dich.
@BlueB schrieb:Folgende Fragen meinerseits ergeben sich daraus:
- Bleibe ich bei 3 ETFs mit den Regionen (60/25/15) (wenn ja, welche ETFs sind mit bei ComDirect zu empfehlen mit Blick auf die Kosten im Sparplan und Sicherheit (Fondsgröße) sowie Ausschüttung?
- Oder gehe ich einfach direkt auf einen ETF (z.B. ACWI all World)?
Das ist so extrem nah an einer Verteilung, wie sie auch in einem All-World steckt - da sehe ich keinen Vorteil in der 3-Teil-Eigenbau-Variante.
@BlueB schrieb:
- Wie sieht es mit einem Anleihen-ETF aus? Macht es Sinn so etwas mit einzubauen in den Sparplan?
Wenn es hier wirklich um den kurzfristig verfügbaren und maximal sicheren Anteil des Portfolios gehen soll, brauchst du bis 100.000 Euro meiner Meinung nach keinen Anleihen-ETF, sondern einfach nur ein Tagesgeldkonto.
01.08.2023 00:24 - bearbeitet 01.08.2023 00:29
Eine detaillierte Beratung zu ETF führt meistens zu unnötigem Ärger. 🙂
Es muß doch jeder selbst entscheiden was er haben möchte.
Daß das dann 5 anderen Leuten nicht gefällt ist auch klar. 😞
Wichtig sind nur ein paarGrundlagen und dann macht man das eben so und fertig.
Allokation
Wo will ich anlegen?
All World, MSCI oder FTSE, EM??, Branchen?
Wenn ich sage daß ich mir 40% Europe, 36% MSCI World, 12% NASDAQ und 12% Schweiz leiste werde ich doch sofort zerrissen.
Was mich nun nicht interessiert, das ist meine Entscheidung. 🙂
Auswahl
Wenn das klar ist geht es zur Auswahl der ETF.
Art
Ich bevorzuge physisch (Vollständige Replikation).
Aber wenn eine andere Art eine deutlich bessere Performance liefert dann nehme ich diese.
Das kann passieren wenn die betreffenden Aktien nur schwer/teuer handelbar sind.
Größe
Natürlich ist ein größerer ETF besser da dieser vermutlich länger überlebt und nicht so leicht verschmolzen wird.
Solche Aktionen wie jetzt bei Lynx und Amundi sind immer ärgerlich.
Also 500 Mio oder besser > 1 Mrd sollten es schon sein. 🙂
Kosten
Am Ende bleibt der Kostenvergleich.
Vorher kann man natürlich noch Anbieter ausfiltern.
Wenn ich keinen i**piep*** mag dann fliegt das eben raus. 🙂
Dann bleibt eine Liste von ein paar ETF mit TER von 0,17 bis 0,30%.
Und wenn sonst nichts dagegen spricht nimmt man eben den billigsten.
Steuer
Wenn man noch einen ungenutzten Freibetrag bei der Steuer hat dann
nimmt man natürlich die ausschüttende Variante.
Viel Erfolg!
am 01.08.2023 07:26
@Silver_Wolf schrieb:Eine detaillierte Beratung zu ETF führt meistens zu unnötigem Ärger. 🙂
Es muß doch jeder selbst entscheiden was er haben möchte.
Daß das dann 5 anderen Leuten nicht gefällt ist auch klar. 😞
Hier wurde explizit nach Ratschlägen gefragt und die Antworten sind aus meiner Sicht sehr weit von unnötigem Ärger entfernt. Sondern im Gegenteil eher sehr hilfreich. Dass du gerne Dinge anders machst, als der Rest und dir andere Meinungen egal sind, wissen wir. Deine ETF-Aufteilung sei dir gegönnt, hilft dem Fragesteller in diesem Fall aber leider nicht so richtig weiter. Auch weil die dazu gelieferten Informationen eher dürftig sind. Hier soll es ja aber auch nicht um dich gehen...
01.08.2023 11:48 - bearbeitet 01.08.2023 23:48
01.08.2023 11:48 - bearbeitet 01.08.2023 23:48
Hallo,
@BlueB schrieb:
- Ein Takeaway wäre jetzt tatsächlich auf ausschüttende ETF's umzustellen bis der Freibetrag ausgeschöpft ist
Hierzu gibt‘s die: steuerliche Optimierung zum Jahresende. Und ich habe da auch schon mehrfach zu geschrieben. Wenn die Gesamtperformance des Depots den Freibetrag überschreitet, bei grob 9% Gesamtperformance und (heutzutage leider nur noch) rund 1,5% Dividenden in breiten Indexfonds ist diese Schwelle also schon erreicht, wenn die Ausschüttungen 1/6 des Freibetrages erreichen, dann kann man die Menge an Ausschüttern im Depot noch gerade eben so in Grenzen halten, also dauerhaft beherrschen.
Klar kann man erst einmal Ausschütter nehmen und sogar etwas über 1/6 des Freibetrages gehen, aber Du würdest kaum umhinkommen, dann regelmäßig im Rahmen der steuerlichen Optimierung zum Jahresende Ausschütter zu verkaufen um den entsprechenden Thesaurierer zu kaufen, damit Du nicht später in zu versteuernden Ausschüttungen erstickst.
Ganz eindeutig: Ausschütter braucht man nicht, aber ohne den Ver- und Rückkauf vergibt man sich eben einen Großteil des Freibetrages.
Du möchtest einen Low Volaitility ETF reduzieren?
Am besten geht das ohne Ausschütter, denn so hat man den gesamten Freibetrag für den Abverkauf ggf. doch ungeliebter Anteile.
Solange alle Einzelposten ordentliche Verkaufstranchen ergeben, gibt es kein Problem mit zukünftigen Optimierungen durch wechsel auf andere ETFs.
Die alten werden gehalten oder ggf. im Rahmen des Freibetrages durch Verkauf der alten und Kauf von neuen nach Anleitung aus der steuerlichen Optimierung zum Jahresende gegen neue getauscht.
@BlueB schrieb:
- Wie sieht es mit einem Anleihen-ETF aus? Macht es Sinn so etwas mit einzubauen in den Sparplan?
Anleihen-ETF machen m.E. nur dann Sinn, wenn:
1) Die Gesamtstrategie nicht für eine großzügige finanzielle Unabhängigkeit reicht, was bei vielen der Fall sein dürfte. Dann ergibt es ggf., also unter bestimmten Umständen, in der Entnahmephase Sinn, hoch bewertete Werte zu verkaufen (Gewinnmitnahmen!) um für eine gewisse Frist krisenfestere Werte für die Altersversorgung zu haben. Diese Konstellation war zuletzt bei Negativzinsen ausdrücklich nicht gegeben.
2) Man die entsprechende Mentalität hat.
Das Risiko Nr.1 für Privatanleger ist und bleibt, im Crash und in Verzweiflung zu verkaufen (das Gegenteil der Gewinnmitnahme ist die Realisierung von Buchwertverlusten).
Aktionäre bringen AGs dazu, Anleihen auszugeben, die Anleihenkäufern geringere Rendite bei erhöhter „Sicherheit“ (vor allem geringerer Volatilität, denn wer pleite ist, zahlt auch die Anleihe nicht mehr zurück…) anbieten und somit für die Aktionäre eine die Volatilität ( und natürlich auch das Verlustrisiko) aber eben auch die Renditeerwartung erhöhende Leverage darstellen.
Entscheide Du:
a) Du willst für geringere Volatilität auf Performance verzichten
b) Du willst die Performance und kannst mit der Volatilität umgehen
Literaturempfehlung: Benjamin Graham: Security Analysis (auch wenn es da nicht explizit klar und ausdrücklich drinsteht, wird man bei der Lektüre kaum umhinkommen, es sich selbst zu erschließen)
Dein Ansatz ist (unter Deutschen Rahmenbedingungen! - innerhalb eines U.S. IRA wäre das anders) gar nicht schlecht. Du kannst wirklich ganz in Ruhe erst einmal alles wirklich gründlich durchdenken, bevor Du etwas änderst
Bei einem guten Start kann und möchte man vermutlich auch Verschlimmbesserungen vermeiden.
Gruß: KWie2
... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...