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Portfolio-Planung: Was bedeutet das mit den Beimischungen?

digitus
Legende
8.350 Beiträge

Liebe Peergroup,

 

[wieder ist ein Meilenstein in meiner persönlichen Community-Geschichte und -Aktivität erreicht und ich will den 6000er mit euch dadurch feiern, dass ich mal wieder einen Wissensartikel zu einem Thema schreibe, das im Forum immer wieder aufpoppt: die „Beimischungen“]

 

wenn Ihr als Anleger:innen eure Portfolios aufbaut und überwacht, begegnet euch neben dem Begriff des „Basisinvestments“ (siehe hier) auch der Begriff „Beimischung“. Was ist damit gemeint?

 

Man kann Beimischungen mit einer Abtönfarbe vergleichen: Basis ist das klassische Weiß, das man mit einer Abtönfarbe etwas aufpeppen kann. Man kann den Farbton auch als Volltonfarbe einsetzen - das kann aber auch ins Auge gehen und gefällt einem vielleicht nach einiger Zeit nicht mehr. Weiß ist klassisch und passt immer, Farbtöne unterliegen Moden ...

 

Jeder Vergleich hinkt, deswegen probiere ich es noch mit anderen Bildern:

 

Beimischungen sind Dekoration, schmückendes Beiwerk, die Sahne auf dem Kuchen.

Es geht auch ohne, aber mit ist es gefälliger, weniger langweilig und (durch die Sahne) nahrhafter.

 

Als Beimischungen werden im Investment-Zusammenhang Anlagevehikel bezeichnet, die für sich genommen zu wenig ausgewogen und ggf. zu riskant sind, die aber als „Salz in der Suppe“ eine höhere Rendite versprechen.

 

Das Konstrukt der Beimischungen lässt sich vermutlich auch auf ein reines Aktienportfolio anwenden, mit Einzelaktien kenne ich mich aber zu wenig aus; dafür gibt es in der Community berufenere Autoren.

 

Ich will mich hier weitgehend auf passive Anlagemöglichkeiten mit Fonds (durch den Emittenten aktiv gemanagt) und ETFs (in aller Regel „passiv“ einen Index nachbildend) beschränken.

 

Weitgehend deshalb, weil natürlich auch Kryptowährungen (als Coins im eigenen Wallet oder in Form von ETCs) als Beimischung betrachtet werden können.

 

Je nach Anlagehorizont, Risikobereitschaft und dem Zeitkontingent, das man für die ‚Verwaltung‘ des eigenen Portfolios zur Verfügung hat, sollten zwischen 60 und 80% in einem Basisinvestment liegen.

Die restlichen 20 bis 40% dürfen kreativ eingesetzt, müssen aber regelmäßiger Kontrolle unterzogen werden.

 

Beimischungen können sein:

  • Branchen-Fonds
  • Regionen- und Länder-Fonds
  • Sparten- / Special-Interest- / Themen-Fonds

Zu jeden dieser Punkte ein paar Ausführungen.

 

Branchen-Fonds

 

Die Zuordnung zu einer Branche oder einem Wirtschaftszweig erfolgt für Unternehmen, die ähnliche Artikel produzieren, mit ähnlichen Waren (Sortimenten) handeln oder ähnliche Dienstleistungen erbringen. Sie kann auch über die Zusammenfassung von Betrieben erfolgen, die dasselbe Herstellungsverfahren (zum Beispiel Baugewerbe) oder die gleichen Ausgangsstoffe (Mineralölverarbeitung) verwenden.

 

Klassische Beispiele wären hier Automobil-, Gesundheitswesen-, Chemie- und Basis-Konsumgüter-ETFs.

 

Die Zuordnung von Aktien zu einer Branche erfolgt nach Kriterien, die in „Global Industry Classification Standard” (kurz GICS) und „Industry Classification Benchmark” (kurz ICB) festgelegt sind. Siehe Artikel auf justETF.

 

Regionen-Fonds

 

Was Regionen-Fonds sind, erschließt sich aus dem Namen: Hier werden Unternehmen aus bestimmten Ländern, Ländergruppen oder Kontinenten zusammengefasst. In aller Regel gibt es dazu Indizes der großen Index-Anbieter MSCI und FTSE. Auch Emerging-Markets-ETFs fallen unter die Ländergruppen-Fonds.

 

Beispiele sind Europa-, China-, Deutschland-, aber auch z.B. Rumänien-ETFs.

 

Sparten- / Special-Interest- / Themen-Fonds

 

Verwirrend und tatsächlich am ehesten Moden unterworfen sind die Themen- bzw. Special-Interest-Fonds. Es gibt praktisch kein Thema, für das es nicht einen ETF oder Fonds gibt. Für viele dieser ETFs werden eigene (proprietäre) Indizes geschaffen, die dann auch nur diesen einen Fonds bedienen. Hier verwischt die Grenze zwischen klassisch-passiven Index-Fonds und aktiv gemanagten Fonds. Für diese Klasse von ETFs wurde der Begriff "Smart-Beta" geschaffen.

 

Ein klassisches Beispiel sind die Videogaming-ETFs, die Unternehmen aus unterschiedlichen Wirtschaftszweigen vereinen sowie Spezialsparten wie Cloud-Technology oder Raumfahrt. Auch Themen wie Glücksspiel und Haustiere sind in dieser Schublade zu finden.

 

Hierunter zu fassen wären aber auch Klassiker wie der "Automation & Robotics" oder der "Global Clean Energy", die sich bestimmt in vielen Depots finden. Ebenso die Biotechnologie-ETFs, z.B. auf den Nasdaq Biotechnology Index, die mit über 300 Papieren breit aufgestellt sind.

 

Hier gilt: Je weniger Unternehmen der Fonds enthält oder je spezieller die Sparte ist, desto schwankungsanfälliger und risikoreicher ist das Investment. Deswegen darf man natürlich in eine Sparte oder in ein Thema investieren, von von der oder dem man überzeugt ist, man muss aber diese Fonds eng an der Leine führen, um ggf. schnell reagieren zu können wenn die Kurse in den Keller gehen.

 

Hier kann man deswegen auch durchaus an das Einrichten eines Stop-Loss denken.

 

Es ist wichtig, dass man sich nicht verkünstelt und zuviel Special-Interests-ETFs ins Körbchen holt.

Wer einen New-Energy-ETF im Portfolio hat, braucht vermutlich nicht auch noch einen Electric-Vehicles, einen Battery-Chain- oder gar einen Electric-Vehicle-Charging-Fonds.

 

 

Strategie

 

Grundsätzlich sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, wenn man sich regelmäßig Gedanken darüber macht, wie das Portfolio ausgerichtet sein soll und Staub oder Klumpenbildungen entfernt.

 

Ich persönlich lasse mich auch gerne von interessanten Konzepten begeistern und steige mit kleinen Sparplänen ein. Genauso rasch trenne ich mich aber dann auch wieder von den Fonds und schichte dann meist in nächst größere Klassiker um. So habe ich unlängst den Healthcare Innovation in einen klassischen Global Healthcare umgeschichtet.

 

Nochmal: Achtet auf die Klumpenbildung! Ein Portfolio, das neben dem klassischen Welt-ETF als Basisinvestment auch noch IT-, Healthcare- und Biotechnologie-Fonds enthält, wird ggf. sehr USA-lastig. Das muss nicht schlecht sein, aber man muss es im Hinterkopf haben.

 

Zum Abschluss noch die Frage, wie die Anteile der Beimischungen sein sollen. Das ist eine Geschmacksfrage und kann leidenschaftlich diskutiert werden. Bei mir im Portfolio achte ich darauf, dass die einzelnen Beimischungen nicht mehr als 5% ausmachen. Das heißt z.B. auch, dass wenn ich den Videogaming- und den Artificial-Intelligence-ETF im Körbchen habe, beide als IT-Fonds nicht mehr als 5% des Wertpapierportfolios ausmachen.

 

Wer sich einen Überblick über die Regionen-, Branchen- und Themen-ETFs verschaffen will, ist mit dieser Übersicht bei justETF gut bedient – die Vielfalt erschlägt einen aber eher und die Anlageentscheidung wird durch die Fülle nicht leichter.

 

Für einzelne Themen und Hilfe bei der Anlageentscheidung gibt es aber viele andere Threads in unserer comdirect-Community.

 

Ich freue mich auf die Diskussion zum Thema „Beimischungen“ und bin auf eure Kommentare gespannt.

 

Herzliche Grüße,
Andreas

 

11 ANTWORTEN

TutsichGut
Mentor ★★★
2.304 Beiträge

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für deine wunderbar anregenden Beiträge 🤩

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

Crazyalex
Legende
7.646 Beiträge

Vielen Dank @digitus  für diesen nett geschriebenen und gut erklärenden Artikel der insbesondere Anfängern sicherlich das Leben leichter macht 🙂

 

Gruß Crazyalex


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!

ae
Mentor ★★★
2.943 Beiträge

1393 Tage für 6000 Beiträge!

 

Respekt! Chapeau! lieber @digitus 

 

 

https://m.youtube.com/watch?v=j86btoScjzM&feature=emb_rel_end

Gemeint sind natürlich nicht Deine Beiträge, welche unverzichtbar für die Community, sondern diese Beimischungen …

“Aber sicher doch!“ sag i, tsefixnomolnei … auch wenn diese bei mir anders heißen. 

Sind das Salz in der Suppe 

 

In diesem Sinne vielen Dank für Dein großartiges Engagement und „please keep on going“

 

gruss ae

—————————
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden

GetBetter
Legende
7.282 Beiträge

Herzlichen Glückwunsch @digitus  zum sechstausendsten Beitrag. Immer wieder schön hier solche ausführlichen Wissensartikel von Dir zu lesen.

Und da Du auch zur Dikussion eingeladen hast mache ich gleich mal den Anfang.

 

Meine persönliche Devise ist, dass jede einzelne Beimischung nicht mehr als 15% ausmachen darf und alle gemeinsam nicht mehr als 20% bis allerhöchstens 25%. Dabei spielt aber selbstverständlich die Breite der Beimischung eine Rolle:

Einem Health- oder IT-ETF würde ich mehr zugestehen als einem Gaming-ETF, China mehr als Rumänien.

 

Insgesamt bin ich gegenüber jeglicher Art von Beimischung allerdings bekanntermaßen sehr skeptisch. So beträgt deren Anteil an meinem Depot z.B. derzeit exakt 0,0%. Allerdings sind Einzelaktien dabei nicht eingerechnet, was aber Definitionssache ist und im Grunde auch als Beimischung betrachtet werden könnte. Dann würde ich allerdings auch die oben erwähnten selbstgesteckten Grenzen überschreiten, woran man widerum sieht, dass auch ich Aktien nicht als Beimischung definiere.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Hallo @digitus,

 

danke für Deinen guten Grundlagenartikel zum Thema Beimischungen. Das hilft vielen Lesern sicherlich weiter!

 

Mein Depot besteht größtenteils aus Aktien, die wenigen ETF sind sozusagen meine Beimischung. Aktuell habe ich einen MSCI Emerging Markets- und einen MSCI Pacific ETF aus meiner Anfangszeit als ETS-Sparer im Depot. Beide haben zusammen ein Gewicht von ungefähr 2,5 Prozent. Ich behalte sie einfach.

 

Branchen ETF setze ich besonders gerne ein, wenn ich mich nicht für eine Aktie entscheiden möchte - das gilt bei den Themen Halbleiter & Automatisierung und Robotik. Bei den Halbleitern gibt es verschiedene Kategorien: Zulieferer, Schaufelhersteller, Chipdesigner, Hersteller sowie Auftragsproduzenten. Ich möchte da die komplette Wertschöpfungskette abdecken und habe mich deshalb für einen ETF entschieden.

 

Meine Branchen-ETF werden auch wie meine Aktien nicht über Stopkurse abgesichert. Ich sehe dabei die Gefahr, dass Anleger in ein Modethema über einen Branchen-ETF investieren. "Das hat Zukunft, deshalb sind die Kurse in letzter Zeit so gestiegen." - sollte das Thema nach einiger Zeit nicht mehr beliebt sein, springt man dann eventuell mit Verlust aufs nächste Pferd um. Mir fallen da ganz spontan Cannabis-, Wasserstoff- oder Blockchainwertpapiere ein.

 

Grüße aus Dresden

Sonni

digitus
Legende
8.350 Beiträge

Danke  @ehemaliger Nutzer, für diesen Aspekt des kleinen Themen -ETFs als Einzelaktien-Ersatz. Das ist ein wichtiger Punkt, der gerade bei sehr vilatilen Papieren/Branchen Sinn macht.

 

Grüße,

Andreas

Klimaaprima
Mentor ★
1.385 Beiträge

Hallo @digitus,

 

Von mir auch ein herzlichen Glückwunsch zum 6000. Und vielen Dank für deine vielen substanziellen Beiträge und Vorstellungen! 

 

Eine Quote von 60 zu 40 (Beimischung) halte ich grundsätzlich für einen guten Kompromiss zwischen Rendite und Risiko. Ich bin aber für 60 % MSCI World oder Value zu zappelig. Komme altersbedingt von den Einzelwerten,  habe aber mittlerweile einge Einzelwerte mit Themen/BranchenETF ersetzt oder ergänzt, besonders bei Branchen wie Biotechnologien, Wasserstoff, Banken, ConsumerStables oder Regionen, wie Asien, China, Indien. 

Ob das auch in den nächsten Jahren wieder erfolgreich sein wird  mal sehen! Ich hoffe, möchte auswandern auf die alten Tage 😉

 

Grüße und wünsche ein mehr hoffnungsvolles Wochenende 

 

 

 

digitus
Legende
8.350 Beiträge

Hallo @Klimaaprima,

 

danke für den Kommentar. Das ist ja das Schöne: Es gibt keine Dogmen, es gibt lediglich Richtschnüre, damit man vermeidbare Fehler nicht machen muss. Ansonsten sind die Gedanken frei und wer genug Zeit (und Geld) mitbringt oder bereits im Unruhestand ist, kann seine Zeit als Privatier:in vollständig mit der Verwaltung des Vermögens zubringen.

 

Ich habe auch ein paar Einzelaktien, meist aus @nmh s Sternelisten, die sind bei mir aber auch eher das Sahnehäubchen; so wie auch die Sparten-ETFs. Brot-und-Butter sind die marktbreiten ETFs.

 

Grüße und gleichfalls ein schönes Wochenende,

Andreas

ae
Mentor ★★★
2.943 Beiträge

Interessante Sichtweise @Klimaaprima,

 

Obwohl ich im Gegensatz zu Dir mehr auf Etf’s setze, betrachte ich meine Handvoll Einzelwerte nicht als Beimischung. Die gehören ganz einfach ebenfalls zum Portfolio dazu aus meiner Sicht. 

Nähme ich Deine Sichtweise an, müsste ich sowohl den Nasdaq Etf als auch den New Energy(LYX0CB) und den Disruptive (LYX0ZG) als Beimischung betrachten. 

Im Grunde ist es auch jedem selbst überlassen, die Dinge so zu nennen wie man mag. 

gruss ae

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>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden