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paar Gedanken zu Stopkursen

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Ich kann mich noch gut erinnern: Vor ungefähr 20 Jahren, um das Jahr 2000 herum. Ich hatte etwas über fünf Jahre Börsenerfahrung. Ein Hobby-Anleger war ich seinerzeit und übrigens auch heute noch. Stopkurse fand ich doof, damals. "Ach neeee, ich hab die Aktie sorgfältig analysiert, wenn die jetzt fällt, dann sind die anderen schuld. Ich brauche keine Stopkurse, ich weiß genau, dass die sich wieder erholt, denn ich kann hellsehen. Auch wenn alle anderen Anleger in die andere Richtung fahren: die sind die Geisterfahrer, nicht ich." oder"Ach, das ist nur vorübergehend, ist doch so eine tolle Aktie, die verkaufe ich jetzt nicht so billig, die erholt sich schon wieder". Indes:

 

Damals gab es die Fernsehsendung "3SAT-Börse". Total seriös. Mit Gestalten wie Förtsch, Frick, Prof. Otte (in der aktuellen Ausgabe 1/2020 vom Schmierblatt "Euro" schreibt er auf Seite 84 unter "Notfallpläne für den Crash" allen Ernstes, man soll sich als Stadtbewohner Freunde auf dem Land suchen, wenn die Krise kommt, um zu profitieren), Gerd "Bitcoin" Weger, einer "Moderatorin", die Warren Buffett als "Orakel von Oklahoma" (sic!) bezeichnet hat, und einer anderen "Moderatorin", die schon mal vor laufender Kamera ihre eigene Regie beschimpft hat ("ja, Ihr müsst schon auf mich schneiden, wenn ich rede"). Also wie gesagt: echt toll seriöse Experten. (Immer noch gut im Vergleich zu den heutigen "newscastern" von ntv oder WELT).


Aber eben auch mit Stefan Otto. Der war damals Ressortleiter bei Börse online. Er hat in der Sendung Aktientips gegeben und ein Musterdepot betreut. Ich erinnere mich noch genau: er hatte so eine etwas krächzende, knarzende Stimme, und in jedem zweiten Satz von ihm kam das Wort "Stopkurs" oder "Achtung, Achtung, Stop Loss bei ... beachten!" (krächz) vor.

 

Wie gesagt: ich fand es total doof, immer nur an Stopkurse zu denken. Meiner Vermutung nach war das irgendwie von den Banken gewollt, damit die Kunden mehr traden.

 

Die ersten Jahre liefen für mich an der Börse mehr so OK. Aber richtig erfolgreich bin ich, seitdem ich konsequent Stopkurse einhalte (außer bei ETF, anderen breiten Investments - siehe hier - oder in Krisenzeiten, wenn alles abstürzt), meine Verluste begrenze und Gewinne einfach laufen lasse. Mein System habe ich hier beschrieben.

 

Stopkurse filtern Aktien aus, die schlechter laufen als der Rest. "Relative Schwäche" nennt man das, und das müßt Ihr Euch nicht antun. In Krisenzeiten genügt es meiner Meinung nach, ebenfalls nur die Aktien abzusichern, die wesentlich stärker abstürzen als der Rest. Denn der Großteil der Aktien wird sich wieder erholen, und man will nicht sein ganzes Depot leerräumen. Das ist aber eine äußerst schwierige Frage, weil es nicht ganz konsequent ist.

 

Aber ganz klar: Wenn es an der Börse allgemein gut läuft, dann dürft Ihr keine Aktien haben, die langsam oder schnell nach unten weggurken.

 

Stopkurse helfen gegen die eigene Psychologie. Kaum jemand ist in der Lage, sich Fehler einzugestehen. Wenn man bereits vor (!) dem Kauf ein Limit festlegt, bis zu dem man bereit ist, Verluste zu akzeptieren, dann spielt einem später die eigene Psyche keinen Streich. Und wenn man - so wie ich - extrem viele unterschiedliche Wertpapiere hält, helfen Stopkurse auch, Papiere auszusortieren, die einfach monate- oder gar jahrelang einfach nur stetig fallen und Geld vernichten. Depot- und Spaßbremsen sind das!

 

Klar kommt es oft vor, dass man ungewollt ausgestoppt wird. Bei mir alle zwei Wochen. Aber wenn eine Aktie dann wieder nach oben dreht, verbietet mir niemand, wieder einzusteigen. Dann war eben der Verkauf auch ein Fehler. Man muss eigene Fehler zulassen und richtig reagieren! Denn:

 

Die Erfahrung zeigt, dass solche "Unfälle" langfristig weniger Performance kosten als das sture Festhalten an Wertpapieren, die nicht nach oben laufen.

 

Wer hellsehen kann, keine Fehler macht und sicher weiß, dass eine Aktie wieder nach Norden dreht, und zwar schneller als andere Aktien, mit denen man in der Zwischenzeit Geld verdienen könnte, braucht keine Stopkurse. Wer sich eingesteht, dass nicht jede Investmententscheidung im Nachhinein richtig ist, und Verluste berenzen will, kommt ohne Stopkurse nicht aus. Ob man die immer "scharf" an der Börse setzen muss, oder ob es manchmal auch genügt, "im Kopf" mentale Stopkurse zu beobachten, ist eine andere Frage. Die Erfahrung zeigt aber, dass im Zweifel der eigene Starrsinn größer ist als die Vernunft. Und so hält man die Aktie doch noch weiter, obwohl man eigentlich anders geplant hat. Daher besser Stops an der Börse oder im Livetrading setzen.

 

Heute schreibt Stefan Otto (nachdem Bertelsmann irgendwann die BO-Redaktion leergeräumt hat) als freier Journalist bei dem von mir verehrten Gereon Kruse auf  boersengefluester.de. Der war stellvertretender Chefredakteur von Börse online, bevor die vom seriösen Gruner & Jahr-Verlag an den total seriösen Finanzen-Verlag (mit dem dicken Herausgeber, der sich im persönlichen Gespräch sogar als total sympathisch erweist, übrigens erscheint auch der Otte-Artikel mit den Tipps gegen die Krise in diesem Verlag, aber ich schweife ab) notverkauft wurden.

 

Hach. Die alten Zeiten. Bitte nicht verwechseln: Prof. Otte mit "e" und Stefan Otto mit "o".

 

Achtung, Achtung: Stopkurse nicht vergessen! (Krächz)

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
32 ANTWORTEN

A_J_L
Experte ★★
505 Beiträge

@nmh  schrieb:

Prof. Otte (in der aktuellen Ausgabe 1/2020 vom Schmierblatt "Euro" schreibt er auf Seite 84 unter "Notfallpläne für den Crash" allen Ernstes, man soll sich als Stadtbewohner Freunde auf dem Land suchen, wenn die Krise kommt, um zu profitieren


Prof. Otte hat so unrecht nicht!

Naja, wenn ein Weltkrieg kommt halt.

Aber, meine Mutter hat sich nach 1945 (NEIN, soooo alt sind wir auch nicht, sie war spät dran!) tatsächlich damit ernährt, dass irgendein Acker in Niederbayern (bester Löss, Zuckerrüben-Geeignet, für die Landwirte) verpachtet war, und die Pacht auf Wunsch des Verpächters in Natularien ausgezahlt wurde.

Da gabs dann ein Schwein und 100 Eier im Monat, und das hat die durchgebracht. Das ist KEINER meiner üblichen flachen Witze, sondern bitterer Ernst!

Heute unvorstellbar, aber, wenn Prof. Otte halbwegs die Generation unserer Eltern ist, dann komplett nachvollziehbar.

Wir dürfen meiner Meinung nach - on the long run* - nicht vergessen, wie priveligiert wir sind, dass wir keinen Krieg auf unserer "home soil*" sehen müssen.

* Man vergebe mir die Anglizismen. Nachdem die Nachbarn vom BND vermehrt englisch sprechende Kollegen einstellen, geht das in Fleisch und Blut über.



Out of Rosenheim - der Oberbayern-Robo als wikifolio - Out of Kulmbach - der Robo für kurzfristige Trends als wikifolio

Antonia
Mentor ★★★
2.611 Beiträge

@nmh 

 

Danke, dass du uns von deinen Anfängen berichtest. Das beruhigt mich sehr, heißt es doch, dass du unsere Anfängergedanken kennst und, dass unsereiner es auch schaffen kann, seinen Sparstrumpf sinnvoll an der Börse hoffentlich zu mehren.

 

Grundsätzliche Gedanken zu einer Krise sind natürlich schwierig hier zu diskutieren und gehört m.M. nicht in ein Wertpapierforum. 

Andererseits ist es nur vernünftig etwas Vorsorge zu betreiben.

 

https://www.bbk.bund.de/DE/Home/home_node.html 

 

Außerdem kann ich mich noch sehr gut an meine Gedanken erinnern, als die Griechen vor verschlossenen Bankentüren und ATMs standen!

 

Aber das wichtigste hier: Stopkurs setzen! 

 

DANKE!

Grüße von Antonia
____________________
Alle Männer haben nur zwei Dinge im Sinn: Geld ist das andere. Jeanne Moreau

dg2210
Legende
6.209 Beiträge

Zu Prof Otte:

 

Ich möchte nur auf das bekannte Sprichwort verweisen:

Schenkst du einem Mann einen Fisch, hat er einen Tag zu essen.

Schenkst du ihm eine Pistole, hat er sein Leben lang zu essen.

 

 

huhuhu
Legende
7.296 Beiträge

Auch vom Professor;

 

...haste reiche Freunde

...biste immer satt.

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@huhuhu:

 

oder reiche Nachbarn.

 

Schönen Tag nach NRW!

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

haxo
Mentor ★★★
3.471 Beiträge

So Spökenkiekereien wie die 20 Goldmünzen im Safe oder den Acker zur Selbstversorgung würde ich nicht per se als Mumpitz ansehen. 

Es ist wie eine Feuerpolice, wer sie abschließt wird sich kaum wünschen, dass sein (m,w,d) Haus abbrennt. Aber gut wenn man sie hat und noch besser, wenn man sie nicht braucht.

Die Kosten für die Versicherung sind eben die Transaktionsverluste, die man durch physisches Gold oder irgendwelche Äcker, Vorräte oder Winchester-Gewehre hat.

 

Im Übrigen leben wir gerade als Frosch im Topf in der Zeit der langsam ansteigenden Wassertemperatur. Beispiel?

 

Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass Trump nach seinem empört abgewiesenen Grönland-Kaufangebot Truppen nach Grönland schickt und das Land einnimmt? *LOL* Katze (überglücklich) ROFL-TOFL, Witzbold, so'n Quark!

Und um wieviel war das Risiko dessen höher, als dass Obama das in derselben Situation gemacht hätte? Ups --- Faktor 1000?

 

Es wird ungemütlicher, man sollte immer nur leichtes Gepäck mitnehmen (und Stop-Kurse einhalten).

 

hx.

><p><em><font face= "comic sans ms,sans-serif" size= "5">Signatur</font ></em> </p>

EU_1
Experte ★★
403 Beiträge
Stellen wir uns doch einmal vor, was passiert, wenn in einer deutschen Grossstadt der Strom ausfällt, was bald im Sommer aber schlimmer noch im Winter passieren kann. Wir hatten das ja schon mehrmals, einmal ganz schlimm in der DDR und Norddeutschland. Kälte, Schnee und Eis können sehr gefâhrlich werden, wenn dann die Sonnenzellen meterhoch mit Schnee bedeckt sind und die Windräder wegen Orkan oder Eisverklebungen nicht mehr produzieren. Und die Strommasten knicken wie damals in Niedersachsen. Was passiert dann in der Grossstadt? Aufzüge gehen nicht mehr, leute stecken drin. es wird dunkel, Nicht nur Stromheizungen funktionieren nicht mehr, sondern alles was mit Strom besteuert und betrieben wird. U-Bahnen, Züge, Wasserversorgungspumpen, Supermärkte etc. Deshalb, wir brauchen Kerzen und Vorräte, die man ohne Kochen essen kann.
EU-1

Antonia
Mentor ★★★
2.611 Beiträge

@EU_1  schrieb:
Stellen wir uns doch einmal vor, was passiert, wenn in einer deutschen Grossstadt der Strom ausfällt, was bald im Sommer aber schlimmer noch im Winter passieren kann. Wir hatten das ja schon mehrmals, einmal ganz schlimm in der DDR und Norddeutschland. Kälte, Schnee und Eis können sehr gefâhrlich werden, wenn dann die Sonnenzellen meterhoch mit Schnee bedeckt sind und die Windräder wegen Orkan oder Eisverklebungen nicht mehr produzieren. Und die Strommasten knicken wie damals in Niedersachsen. Was passiert dann in der Grossstadt? Aufzüge gehen nicht mehr, leute stecken drin. es wird dunkel, Nicht nur Stromheizungen funktionieren nicht mehr, sondern alles was mit Strom besteuert und betrieben wird. U-Bahnen, Züge, Wasserversorgungspumpen, Supermärkte etc. Deshalb, wir brauchen Kerzen und Vorräte, die man ohne Kochen essen kann.

 

Soviel zum Thema Stopkurse!

 

;-/

Grüße von Antonia
____________________
Alle Männer haben nur zwei Dinge im Sinn: Geld ist das andere. Jeanne Moreau

SMT_Philipp
ehemaliger Mitarbeiter
1.562 Beiträge

Hallo in die Runde,

 

am meisten würde uns vermutlich betrüben, dass bei Stromausfall niemand mehr hier in der Community schreibt... 😉

 

Wie auch immer, wäre schön, wenn ihr eure Prepper-Diskussionen im Off-Topic-Bereich weiterführen könntet und hier beim Thema bleiben würdet.

 

Viele Grüße

Philipp


In der Kürze liegt die Wü