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Neuling braucht Hilfe: Stop Loss zu spät ausgelöst?

pxlheld
Autor ★
11 Beiträge

Hallo Community,

 

als Neuling im Investmentgeschäft benötige ich heute Eure Hilfe.

 

Ich hatte mir ein Zertifikat (s. Abb) in mein Depot gelegt und mit einem Trailing Stop Loss abgesichert. Das hat auch wunderbar funktioniert, zumindest wurde das Verkaufslimit stetig nachgezogen.

Eine böse Überraschung hatte ich allerdings erlebt, als das Limit erreicht/unterschritten wurde, denn der Verkauf hat offensichtlich erst später zu einem deutlich ungünstigeren Kurs stattgefunden.

 

Wie konnte das passieren? Oder habe ich beim Thema Verkaufslimit grundsätzlich etwas falsch verstanden?

 

Über hilfreiche Antworten bin ich jetzt schon dankbar!

 

Viele Grüße!

9 ANTWORTEN

MMJ
Mentor
921 Beiträge

Der Stoppkurs ist eine Aktivierungsschwelle, bei der eine Verkaufsorder ausgelöst wird und nicht der Kurs, zu dem tatsächlich verkauft wird. Will heissen, Dein Stoppkurs wurde erreicht, eine Verkaufsorder wurde ausgelöst und zum nächstmöglichen Kurs wurde Dein Zertifikat verkauft.

digitus
Legende
8.350 Beiträge

... und wenn der Absturz steil genug war, kann es deutlich unter dieser Aktivierungsschwelle sein 😥.

 

Grüße,

Andreas

 

@pxlheld: herzlich willkommen in unserer Krabbelgruppe 🤗

pxlheld
Autor ★
11 Beiträge

Vielen Dank für die schnelle Antwort! 

 

Kann ich erkennen wie viel Zeit zwischen der Aktivierung und dem Verkauf liegt? Und warum verzögert sich das überhaupt?

Das würde ja bedeuten, dass ich im Zweifel den Stoppkurs etwas höher ansetzte um auf Nummer sicher zu gehen?

 

@digitus Vielen Dank für die Willkommensworte! 😊

digitus
Legende
8.350 Beiträge

@pxlheld Wenn du den präzisen Kursverlauf rekonstruieren kannst, lässt sich das nachvollziehen. Die Verzögerung erklärt sich dadurch dass das natürlich nicht in Echtzeit abläuft.

 

Wenn du den SL höher ansetzt, wir er natürlich früher ausgelöst, aber dann vielleicht auch schon ungewollt bei normalen "Atembewegungen" des Papiers.

 

Grüße,

Andreas

KWie2
Mentor ★★
1.565 Beiträge

Hallo,

 

es ist eine Sicherheitsmaßnahme, dass Stop Loss Orders nicht unverzüglich, sondern erst mit der nächsten Kursstellung nach dem Auslösen als Marktorder aufgegeben werden.

Am 08.03.2022 09:04:01 sollte bei dem Kurs von 88,64 € und Deinem Trailing Abstand von 8% das "Stop Loss Limit" für die Xetra auf 81,55€ nachgezogen worden sein.
Diese Schwelle wurde am 8.3. auf Xetra gemäß den Kursdaten (Abschlusskurs 84,27€) nicht erreicht.
Am 09.03.2022 09:04:13 setzte Der Handel dann mit 76,5600 ein, was die Order ausgelöst hat.

Der nächste Kurs mit Umsatz war dann 09.03.2022 10:52:21  zu 76,7450 € mit einem Volumen von 150 Stück.

Das war also ein recht sprunghafter Tageswechsel, aber: That's life.

Und wenn Du die Order am 28.2. bei einem Kurs von 65,575 € plaziert hattest, dann dürftest Du doch durchaus Plus gemacht haben.

 

Und eine Bemerkung noch: Das nachziehen des Stop Loss Limit geschieht nicht in Echtzeit und nicht in Sekundenintervallen, sondern gemäß der sehr gut versteckten Produktbeschreibung Trailing Stop unter Kursbeobachtung:

"...in nicht fest definierten Zeitabständen, aber typischerweise mindestens einmal stündlich ... d.h. nicht realtime."
Daher war schon die Anhebung des Stop Limits am Morgen des 8.3. auf 92% von 88,64 € nicht ganz sicher, denn der hatte ja nur eine Stunde und wenige Minuten Bestand. Danach lagen über den Tag etwa 84 € an.

Dies hätte in Deinem Fall aber keinen Unterschied ausgemacht, denn der Sturz über Nacht auf den 9.3. hätte beide Schwellen ausgelöst.

 

Gruß: KWie2

... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...

GetBetter
Legende
7.282 Beiträge

@pxlheld  schrieb:

Kann ich erkennen wie viel Zeit zwischen der Aktivierung und dem Verkauf liegt? Und warum verzögert sich das überhaupt?


Im Grunde gibt es da keine wirkliche Verzögerung. Sobald der Kurs Dein (automatisch nachgezogenes) Limit erreicht wird eine Verkaufsorder ausgelöst. Diese wird dann im Prinzip auch unmittelbar ausgeführt, die Existenz eines interessierten Käufers vorausgesetzt.

 

Allerdings gibt es natürlich keine Garantie, dass der Kurs sich zwischen Auslösung der Order und deren Ausführung in kleinen Schritten nach unten bewegt. Ebenso kann er einfach durchsacken oder sofort wieder steigen, so dass Dein Verkaufskurs sogar über dem nachgezogenen Limit läge.

 

Die Kursentwicklung kannst Du auf verschiedenen Webseiten nachvollziehen.

Hier folgend die Entwicklung auf Xetra gemäß comdirect-Informer (Zeitreihe von unten nach oben):

 

GetBetter_3-1646919528049.png

 

Durch das Trailing wurde das Limit mit Abstand von 8% hochgezogen.

Der Höchstkurs war bei 88,64 € (grün), das Limit also bei 81,55 €.

Warum im Orderbuch Werte von rd. 83 € stehen kann ich momentan auch nicht beantworten. Vielleicht gab es noch mehr Kurse die im Informer (5-Minuten-Takt) aber nicht angezeigt werden!?

 

Der Wert von 81,55 € (oder 83 €) wurde am 09.03. um 09:14 Uhr erstmals unterschritten (orange). In dem Moment wurde Deine Verkaufsorder an die Börse weitergeleitet.

Zum nächsten Kurs (rot) wurde dann tatsächlich verkauft. Der lag dann eben bei 75,60 €.

 

Der Hauptanteil des Absackens war aber nicht zwischen Limitunterschreitung und Verkauf sondern zwischen Schlusskurs des Vortages und Eröffnungskurs des folgenden Tages.

 

PS: Auch von mir noch ein "Willkommen" in dieser Community.

pxlheld
Autor ★
11 Beiträge

Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen @KWie2 und @GetBetter, das fühlt sich für mich nach einem gelungenen Einstand in diesem Forum an! 😊

 

Was ich bei meinen Überlegungen bislang etwas verdrängt habe ist wohl die Tatsache dass es für meinen geplanten/ausgelösten Verkauf auch einen Käufer braucht. Solange sich da niemand findet, verbleibt das Wertpapier in meinem Depot. Ist das so richtig?

 

Wann entsteht denn ein "Kurs"? In meinem Fall ist ja offensichtlich von 09:04:13 bis 10:52:21 kein Kurs entstanden?

 

Oh je, mir scheint, ich verstehe da einige Grundlagen nicht... 🤔

KönigKilian
Experte
104 Beiträge

Was ich bei meinen Überlegungen bislang etwas verdrängt habe ist wohl die Tatsache dass es für meinen geplanten/ausgelösten Verkauf auch einen Käufer braucht. Solange sich da niemand findet, verbleibt das Wertpapier in meinem Depot. Ist das so richtig?

@pxlheld Konnte rein theoretisch passieren, ja. In der Praxis findet sich aber fast immer ein Abnehmer. Beispiel (leider aus meinem Depot) Wirecard: Stop-Loss bei ca. 75€ gesetzt, nach den Vorwürfen der Bilanzfälschung ging es steil bergab, der Verkauf kam bei knapp 55€ zustande. Sprich: Es gibt fast immer jemanden der auf einen Turn-Around setzt oder andere Motive für einen Kauf sieht 😉

GetBetter
Legende
7.282 Beiträge

@pxlheld  schrieb:

Wann entsteht denn ein "Kurs"? In meinem Fall ist ja offensichtlich von 09:04:13 bis 10:52:21 kein Kurs entstanden?


Wenn von einem "Kurs" geredet wird, dann meint man meist einen Preis, der auf Basis einen tatsächlich ausgeführten Handels zustandekam.

Falls es längere Zeit keinen Handel gab (und folglich keine Kursfestellung), dann können Kurse auch geschätzt werden, z.B. auf Basis aktuell gezahler Preise an anderen Börsenplätzen. In dem Fall redet man nicht von einem Kurs sondern von "Taxe".

Eine solche Schätzung gab es beispielsweise um 09:04:13.

 


@pxlheld  schrieb:

Was ich bei meinen Überlegungen bislang etwas verdrängt habe ist wohl die Tatsache dass es für meinen geplanten/ausgelösten Verkauf auch einen Käufer braucht. Solange sich da niemand findet, verbleibt das Wertpapier in meinem Depot. Ist das so richtig?


Grundsätzlich ist das so richtig. Gerade bei Zertifikaten kannst Du allerdings auch direkt mit dem Emittenten handeln. Anstatt Xetra wäre das im konkreten Beispiel als BNP.

 

Vorteil ist, dass der Emittent als Market Maker fungiert und der Verkauf immer möglich ist. Auch wenn sich kein Käufer im üblichen Sinne findet.

Darüber hinaus sind die Handelszeiten gegenüber Xetra deutlich länger (hier 8:15 Uhr bis 20:00, Quelle) wodurch auf Ereignisse auch schneller reagiert werden kann.