am 11.11.2023 17:51
Liebe Börsenfreunde!
Börsenjournalisten (sind fast immer bösgläubig, daher männlich, daher ausnahmsweise ohne Gendersternchen) wissen längst: mit Gier und mit Angst verkauft man Hefte an der Tankstelle. Nachdem ich in den letzten Monaten vor allem auf der Angstschiene gefahren bin, schwenke ich jetzt um und bediene Eure Gier -- passend dazu die heutige reißerische Headline. Aber Spaß beiseite:
Tatsächlich spricht einiges dafür, dass wir Ende Oktober einen Tiefpunkt gesehen haben und dass es jetzt für einige Wochen oder Monate wieder aufwärts gehen kann (zum Thema "kann": vide infra). Dabei spielt gar nicht mal so sehr die Saisonalität eine Rolle. Klar, Börsenjournalistinnen schreiben gerne von der "Jahresendrally", weil das einfach jedes Jahr eine griffige Schlagzeile für das Cover ist, mit der man Revolverblätter verkauft: Die meisten Leute lesen gerne gute Nachrichten: "Och ja, wie schön, das Schmierblatt nehme ich jetzt doch mal mit nach Hause". Und natürlich habt Ihr die Statistik auf Eurer Seite, wenn Ihr von einer Rally von November bis April ausgeht. Aber es gibt gewichtige andere Gründe dafür, jetzt wieder in ausgewählte Titel einzusteigen, die bereits langfristig, also viele Jahre lang, ihre Qualität bewiesen haben. Konkret:
Kleiner Hoffnungsschimmer bei der Marktbreite
Schauen wir auf die Marktbreite, das Sorgenkind seit vielen Monaten. Aktuell liegen nur 35 Prozent aller Aktien weltweit über ihrer 200-Tage-Linie. Ein Wert so deutlich unter 50 bedeutet, dass die weltweiten Aktienmärkte nach wie vor glasklar in einer Baisse stecken. Jeder zweite Punkt im Nasdaq 100 entfällt auf gerade mal sieben der 100 Unternehmen: Die größten Indexmitglieder Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla (na, mitgezählt?) tragen also auch den größten Teil zur Performance bei. Mit allen anderen Titeln hat man per saldo in den letzten Monaten mehr oder weniger kein Geld verdient! Der DAX enthält (sieht man vielleicht mal von SAP ab) praktisch keine Hightech- oder KI-Titel; für den deutschen Leitindex war 2023 kein besonders gutes Aktienjahr. Viel Volatilität, wenig Beständigkeit. Hätte die Börse Frankfurt den Handel zum 31. Januar abgeklemmt, wir hätten nichts verpasst. Der DAX verdankt seine gesamte Jahresperformance den ersten Wochen des Jahres. Seitdem: nichts.
Und doch gibt es an dieser Front leichte Hoffnungsschimmer. Noch vor zwei Wochen lag der Anteil aller Aktien über dem gleitenden Durchschnitt nur bei jämmerlichen 25 Prozent -- so tief wie seit einem Jahr nicht mehr. Der starke Anstieg um zehn Prozentpunkte macht Mut. Gleiches beim Weltmomentum, das von 91,2 auf 94,7 Prozent geklettert ist. Auch hier weisen Werte unter 100 Prozent, wie wir sie seit Anfang August 2023 sehen, noch auf einen Baisse hin, aber der Anstieg der letzten zwei Wochen ist so stark wie seit Januar 2023 nicht mehr. Dazu passt:
Wenige Wochen vor dem Jahreswechsel, hat sich das Sentiment jetzt deutlich aufgehellt. Mittlerweile
ist ein Zinsstopp, womöglich sogar eine Zinssenkung realistisch. Die Inflation scheint zumindest eingedämmt. FED-Chef Powell hat zwar natürlich keinerlei Andeutung in diese Richtung gemacht. Aber das ist den Marktteilnehmern -- wie schon im Sommer -- in ihrer Selbstsuggestion gleichgültig. Sie feiern die schwachen Daten zum Einkaufsmanager-Index, zu den US-Auftragseingängen. Der DAX hat den Widerstand bei 14.955 Punkten und die 15.000-Punkte-Marke überwunden. Im Vergleich zum S&P 500 hinken die deutschen Aktien jedoch hinterher. Technisch betrachtet fehlen dem DAX allerdings keine 3 Prozent mehr für einen Sprung über seine 200-Tage-Linie. Das ist in zwei oder drei starken Sitzungen zu schaffen! Klar, ein wenig Rückenwind brauchen wir schon noch dafür, vor allem aus den USA. Aber dass wir ihn bekommen, ist nicht unwahrscheinlich:
Die Markttechnik im S&P 500 hat sich markant verbessert. Ganz wichtig war der Sprung über die noch steigende 200-Tage-Linie. Es sieht so aus, als ob diese nun verteidigt wird: Der S&P 500 hat seinen Abwärtstrend seit Sommer 2023 beendet. Die Markttechnik unterstützt also ein freundliches Jahresende. Das bedeutet:
Jetzt könnte es weiter aufwärts gehen
Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Korrekturtiefs für den Herbst gesehen haben, ist mit der schnellen technischen Erholung deutlich gestiegen. Wichtig zu wissen: Der größte Teil der Gewinne in allen Indizes beruhte bis Mitte letzter Woche auf dem markanten Short Squeeze, also der Eindeckung umfangreicher Short-Bestände, erkennbar an den Umsätzen. In wenigen Tagen dürften alle wesentlichen Adressen ihre Ergebnisse für das dritte Quartal vorgelegt haben. Dann muss sich die Tragfähigkeit der Erholung beweisen. Fundamental passt aber alles:
Gegen Ende der laufenden Berichtssaison haben sich die Unternehmen noch mal von der starken Seite präsentiert. Zwischenzeitlich sah das ganz anders aus. 84 Prozent der Unternehmen im S&P 500 haben bislang berichtet, und immerhin 82 Prozent haben die Erwartungen geschlagen -- deutlich mehr als der langjährige Schnitt. In Anbetracht der weit fortgeschrittenen Zahlenvorlagen wird sich nicht mehr viel ändern. Allerdings waren die Ausblicke waren meist defensiv. Der (um 15 Grad) geneigte Leser kommt damit zur Einschätzung:
Die aktuelle Erholung wird im Umfang eher mittelgroß bleiben. Denn die Bullen haben in der letzten Korrektur nicht kapituliert, der finale Ausverkauf fehlt. Ein Crash zur Bereinigung des Marktes hätte Potential für den Aufwärtstrend auf mehrere Jahre gegeben. Dennoch: In der Flut steigen alle Boote, wie man so schön sagt.
Vorsichtig einsteigen, zum Beispiel gebührenfrei per Sparplan
Jetzt gilt es, die Rally auszunutzen. Investitionen langsam hoch, Liquidität langsam runter. Punkt. Ausgangspunkt ist die Hoffnung, dass das FED die Zinsen nicht weiter erhöht. Und wie gehen wir dabei vor?
Natürlich ist es eine valide, doch riskante Strategie, vorsichtig die besonders abgestürzten zyklischen Titel aufzulesen: Automobilhersteller, Chemie, Basiskonsum. Die aktuelle Aktion von comdirect, bei der man bis Ende 2024 per Sparplan solche Titel gebührenfrei einsammeln kann, bietet sich dazu an. Tatsächlich habe ich für mehr als 50 einzelne Aktien Sparpläne installiert, um Papiere wie BASF, BMW, Caterpillar, Krones, Lanxess, Pepsi, Sixt, aber auch Titel, die einen zaghaften neuen Aufwärtstrend ausbilden wie GEA, Intel, Lockheed Martin, Northrop Grumman, in den nächsten drei oder vier Monaten in vorsichtigen homöopathischen Dosen spesenfrei weiter zu verstärken. Das möchte ich Euch allerdings nicht in dieser Breite empfehlen. Wie immer gilt:
Erste Wahl sind Trendaktien
Die sicherste Strategie ist und bleibt, einfach den langfristigen Trends zu folgen. Viel wurde in den letzten Wochen und Monaten über die bröckelnden Kurse gejammert, und in der Tat tut es weh, wenn sich das Aktienvermögen nicht vermehrt. Meine Leserinnen und Leser konnten und können sich dagegen freuen. Viele der Aktien, die ich seit Jahren immer wieder zum Kauf empfehle, haben in den letzten Tagen sogar neue Rekordhochs ausgebildet. Die folgende Tabelle enthält jetzt mal nur einige Beispiele mit Aktien, die viele von Euch auf meine Empfehlungen mit dickem Gewinn im Depot haben. Genießt die schön steigenden Kurse, und wer noch nicht dabei ist, darf diese Aktien jederzeit weiter kaufen oder nachkaufen. Bei einigen Werten können wir heute mit einem breiten Grinsen die Stopkurse weiter hochsetzen:
WKN Titel Stopkurs Euro
---------------------------------
A3DSL8 Alimentation Couche 41 (erhöht)
A2JG9Z Broadcom 630 (erhöht)
A0F5F5 CBIZ 43 (wie bisher)
880205 Cintas 405 (erhöht)
893807 Copart 37 (erhöht)
894298 Deckers Outdoor 400 (erhöht)
873369 Fair Isaac 600 (erhöht)
887957 Gartner 280 (neu)
857498 Grainger 550 (erhöht)
870747 Microsoft 260 (erhöht)
A0YHMA Motorola Solutions 230 (erhöht)
A1H5JY O'Reilly 720 (erhöht)
855950 Parker-Hannifin 281 (erhöht)
865496 Progressive 115 (neu)
A0M95J Relx 27,20 (wie bisher)
883563 Roper Techs 400 (erhöht)
870053 Ross Stores 90 (wie bisher)
883703 Synopsys 345 (wie bisher)
A0JEP3 Transdigm 640 (erhöht)
Soweit der Blick auf meine bisherigen Empfehlungen. Das sollte eigentlich nur ein kurzer Einschub sein, weil einige von Euch doch den Eindruck haben, dass alles immer nur fällt, und weil ich auch regelmäßig Fragen nach Stopkursen bekomme. Über solche Fragen freue ich mich, beweisen sie doch, dass meine Leserinnen und Leser das Money-Management und die Bedeutung disziplinierter Absicherung verstanden haben (mehr dazu am Ende des heutigen Beitrags)! Aber eigentlich hatte ich vor, Euch eine neue Sterneliste zu präsentieren, und dann kommt man so ins Plaudern. Naja, die Wahrheit ist, dass ich etwas Zeit schinden musste, bis mein Großrechner soweit abgekühlt ist, dass ich ihn wieder anfassen und die aktuelle Auswertung herauskitzeln kann. So, jetzt ist es soweit:
Sterneliste mit strengen Kriterien
Die heutige Auswahl beruht auf einer strengen Filterung von (wie immer) vielen tausend Aktien aus aller Welt, bei denen mindestens 700 Zeiträume analysiert wurden und die mindestens 4,8 (von 6 möglichen) technischen Sternen haben müssen (guter kurzfristiger Trend), mindestens 5,4 (von 6 möglichen) Zeitraumsternen (guter langfristiger Trend). Der Anteil der negativen Zeiträume darf nicht über 20 Prozent liegen, und der RSL-Wert (Abstand von der 200-Tage-Linie in Prozent) muss zwischen 100 und 130 betragen, damit nur Aktien im Aufwärtstrend, aber keine überhitzten Aktien angezeigt werden.
Die Auswertung fördert viele bekannte Titel, aber auch einige Neuentdeckungen zu Tage. Konservative Leser sollten Aktien mit einem niedrigen Wert in der Spalte "negative Zeiträume" bevorzugen. Die Tabelle ist sortiert nach der durchschnittlichen Rendite über alle untersuchten Zeiträume:
Sterne-Auswertung hybrid (alle Parameter)
techn. Zeitr. durchsc. negative Stopkurs
WKN Name Sterne Sterne Perform Zeitr. RSL Euro
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501822 NetEase Inc. Reg.Shs 5.0 5.8 32.24% 3.85% 121 75 (neu)
894298 Deckers Outdoor Corp 5.5 6.0 32.09% 5.46% 129 400 (erhöht)
865985 Apple Inc. Registere 5.3 5.7 30.45% 2.79% 109 142 (erhöht)
873369 Fair Isaac Corp. Reg 5.5 6.0 28.01% 6.28% 122 600 (erhöht)
906866 AMAZON.COM INC. Regi 5.3 5.5 27.82% 7.43% 120 100 (wie bisher)
893807 Copart Inc. Register 5.8 5.9 27.61% 1.71% 117 37 (erhöht)
510440 ATOSS Software AG In 4.8 5.6 26.72% 6.15% 110 165 (erhöht)
877480 Lotus Bakeries S.A. 5.3 5.6 26.32% 2.56% 109 5500 (wie bisher)
A2QFAQ Seagen Inc. Register 5.5 5.7 24.94% 6.07% 110 152 (wie bisher)
869686 Lam Research Corp. R 4.8 5.8 24.62% 6.04% 116 480 (neu)
A3EU6F Novo-Nordisk AS Navn 5.5 5.8 24.00% 4.99% 120 75 (erhöht)
883703 Synopsys Inc. Regist 5.8 6.0 23.90% 8.36% 124 345 (wie bisher)
873567 Cadence Design Syste 5.5 5.8 23.86% 13.59% 117 175 (wie bisher)
A1H5JY O'Reilly Automotive 5.3 5.8 23.50% 3.66% 109 720 (erhöht)
907784 Comfort Systems USA 5.0 5.9 23.47% 6.74% 120 120 (erhöht)
A3DSL8 Alimentation Couche- 5.5 5.6 22.52% 3.25% 115 41 (erhöht)
886423 Jabil Inc. Registere 5.3 5.4 21.72% 19.86% 128 85 (neu)
881531 AutoZone Inc. Regist 5.0 5.7 21.45% 4.88% 108 2020 (wie bisher)
886053 Intuit Inc. Register 4.8 5.6 21.32% 5.46% 113 390 (erhöht)
887957 Gartner Inc. Reg. Sh 5.0 5.9 20.80% 6.62% 120 280 (neu)
898814 Emcor Group Inc. Reg 5.3 5.7 20.78% 4.18% 115 155 (neu)
865884 KLA-Tencor Corp. Reg 5.0 5.8 20.61% 8.83% 118 350 (erhöht)
590336 Arch Capital Group L 5.5 5.8 18.79% 3.37% 115 62 (erhöht)
882807 Vertex Pharmaceutica 5.3 5.5 18.60% 8.05% 111 275 (wie bisher)
880205 Cintas Corp. Registe 5.3 5.7 18.59% 10.80% 112 405 (erhöht)
870747 Microsoft Corp. Shar 5.5 5.8 18.37% 12.08% 120 260 (erhöht)
884312 D.R. Horton Inc. Reg 4.8 5.5 18.00% 9.10% 112 85 (neu)
885039 Casey's General Stor 5.3 5.5 16.47% 3.48% 117 204 (erhöht)
888351 Costco Wholesale Cor 4.8 5.4 16.34% 4.53% 110 440 (erhöht)
855950 Parker-Hannifin Corp 4.8 5.4 15.84% 4.07% 114 281 (erhöht)
857498 W.W.Grainger Inc. Re 5.5 5.5 15.58% 5.49% 113 550 (erhöht)
896895 Brown & Brown Inc. R 5.3 5.4 15.33% 5.13% 111 56 (erhöht)
893953 McKesson Corp. Regis 5.3 5.4 15.27% 11.85% 117 330 (neu)
A0YHMA Motorola Solutions I 5.5 5.4 14.40% 11.20% 111 230 (erhöht)
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Rechentag: 11.11.2023
Nur für diejenigen, die es noch nicht kennen: Die Bedeutung der Spalten ist hier genau erklärt.
Alle diese Aktien können neue Rekordhochs erreichen, sogar ohne allgemeine Jahresendrally. Man beachte die feine "können"-Formulierung. Die habe ich von Jörg Lang aus der Börse-online-Redaktion gelernt. Damit ist man nicht angreifbar, wenn die Aktien doch nach Süden abdriften sollten. Denn es ist wie der Wetterbericht: Es kann auch regnen. Rein statistisch seid Ihr mit meinen heutigen Empfehlungen aber klar auf der sicheren Seite: Die Erfahrung zeigt, dass Titel, die schon viele Jahre lang steigen, auch weiter nach oben klettern. Oder wie der Physiker sagt: Das Momentum treibt!
Was machen wir mit der Absicherung? Profi-Strategien für Optionen
Ihr habt zwei Derivate im Depot, die zur Absicherung Eurer Aktienpositionen dienen. Da wäre einerseits der DAX-Put PN2YK9. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall noch dieses Jahr sinkt, wissen wir nicht, ob vielleicht die Lage im Nahen Osten eskaliert. Der Put bleibt im Depot und sollte wie bei Optionen üblich erst drei Monate vor Fälligkeit, also ab Februar 2024, aktiv verkauft werden. Denn Plain-Vanilla-Optionen verlieren in den letzten drei Monaten ihrer Laufzeit überproportional an Zeitwert; das hat mathematische Gründe. Wer möchte, kann einen Stop Loss bei 6 Euro mit trailing-Abstand 7 Euro installieren.
Passend dazu möchte ich hier nochmal den Hinweis geben, wie Profis ihre Optionen zur Depotabsicherung steuern: Der VDAX (den seht Ihr auch im comdirect-Informer, die WKN lautet A0DMX9, aktuell 15,3) zeigt die implizite Volatilität an. Er schwankt gewöhnlich so zwischen ca. 12 (Anleger sind extrem sorglos) und ca. 35 (Panik). Im Februar 2020 (Corona-Absturz) ist der VDAX für wenige Tage auf über 80 gestiegen. Der langfristige Durchschnitt liegt ungefähr bei 22.
Wenn der VDAX unter ca. 15 fällt, ist eine gute Gelegenheit, um Put-Optionen zur Absicherung (gegen Unfälle) zu kaufen; dann sind Puts besonders billig zu haben. Wenn der VDAX über ca. 30 steigt, darf man mit Hebelzertifikaten (nicht mit Calls, siehe unten) vorsichtig wieder auf steigende Kurse setzen und die Puts verkaufen.
Bei einem Unfall steigt der VDAX sprunghaft an, und dadurch werden alle Optionen (Call und Put) teurer. Auf diese Weise profitiert Ihr mit dem Put doppelt von fallenden Kursen: Durch den Kursrückgang und durch den Anstieg der Volatilität. Diesen schönen Effekt gibt es bei einem Short-Hebelzertifikat nicht.
Aus diesem Grund sind auch Long-Hebelzertifikate besser geeignet als Calls, um auf steigende Kurse zu setzen: Der Kursanstieg eines Calls wird gebremst, weil gleichzeitig mit steigenden Kursen oft der VDAX abbröckelt. Für Hebelzertifikate spielen die Volatilität und der VDAX hingegen fast keine Rolle.
Und mit dem Turbo-Short auf US Treasuries SF575U setzen wir auf einen weiteren Rückgang bei lang laufenden US-Staatsanleihen; die damit verbundene Renditesteigerung wäre Gift für Aktien. Seit einigen Tagen ist dieser Trend (erfreulicherweise!) gebrochen. Es bietet sich an, die Hälfte der Position mit einem Stop Loss bei 34 Euro (200-Tage-Linie) mit trailing-Abstand 6 Euro abzusichern. Die andere Hälfte bekommt einen Stop Loss bei 31 Euro mit trailing-Abstand 10 Euro. Alternativ könnt Ihr auch meinen bisher empfohlenen Stopkurs bei 33 Euro beachten.
Abschließend noch ein Hinweis zum Nachlesen: Es ist gut, dass die meisten von Euch konsequentes Money-Management nutzen (siehe hier). Das ist das gar nicht so geheime Geheimrezept für nachhaltigen Erfolg an der Börse. Dazu verweise ich gerne auf einen aktuellen Beitrag (Klicki-Di-Klick), in dem beschrieben wird, wenn man in mehreren Etappen kaufen und verkaufen möchte.
Ich wünsche allen, die das hier lesen, ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche. Wie immer:
Viel Erfolg, und was noch wichtiger ist: Viel Spaß an der Börse!
Ungewöhnlich herzliche Grüße aus einem trüben, herbstlichen München
nmh-Team
______________________________________________
Hinweis auf Interessenkonflikte: Selbstverständlich halte ich alle genannten Wertpapiere und noch zahlreiche weitere in meinen Depots. Von einigen viel, von anderen weniger. Eine Kursbeeinflussung durch den vorliegenden Text ist aufgrund der hohen Marktkapitalisierung nahezu ausgeschlossen. Ich halte es nur für fair, Titel vorzustellen, von denen ich auch selbst überzeugt bin, so dass ich mit den Lesern im selben Boot sitze.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 13.11.2023 19:58
@nmh schön von dir finde ich folgenden Absatz (mal so weil mobil und ich hasse mobil zitieren):
"Nicht erforderlich ist, ständig Unternehmensnews oder Unternehmenszahlen zu recherchieren. Denn die Profis sind Dir sowieso immer einen Schritt voraus, und die Informationen (sofern sie denn überhaupt stimmen) stecken schon im Kurs. Also einfach nur die Stopkurse beachten (Disziplin!) und die Gewinne ansonsten laufen lassen. Das ist eine Strategie, die fast alle anderen Strategien langfristig schlägt, und sie kostet nur wenig Zeit."
Arte hat eine schöne Dokumentation über Geld und die Finanzwelt. Da gibt es Trader, die sehr sehr reich geworden sind, weil das "warum?" völlig belanglos ist. Bis man herausgefunden, warum eine Aktie nun gestiegen oder gefallen ist, ist die Bewegung vorbei. Und das kann man auch im Großen anwenden: ist es wichtig, warum eine Aktie steigt? Meiner Meinung nach nein, solange sie steigt verdiene ich Geld, steigt sie nicht mehr wird mein Stop ausgelöst und gut ist. Wenn eine Aktie deiner Auswertung nach viele Jahre lang steigt wird das schon einen Grund haben. Es wäre nur für das "gute Gefühl beim Kauf" wichtig, aber am Trend ändert es am Ende doch nichts.
am 13.11.2023 20:46
Ich wollte die Gelegenheit nutzen um mich bei nmh (wofür steht eigentlich nmh?), bei seinem aufmerksamen Nachbarn und allen anderen Nutzern für die anregende Diskussion zu bedanken.
Insbesondere die Marktkommentare finde ich immer sehr spannend zu lesen. Zudem beruhigt es ungemein, wenn sich Aktien aus dem eigenen Depot (natürlich alle abgesichert mit Stop-Loss) in den Sternenlisten wieder finden.
Weiter so!
am 13.11.2023 20:53
nmh steht doch für „Nominell Marktdominierende Holdinggesellschaft“. Die Kleinbuchstaben hat sich eine Werbeagentur in den frühen 2000ern ausgedacht. Oder wie war das nochmal?
13.11.2023 21:17 - bearbeitet 13.11.2023 21:40
13.11.2023 21:17 - bearbeitet 13.11.2023 21:40
@frustrierter: Mein Nachbar nmh drückt sich immer so furchtbar umständlich aus. Ich vermute, er tut das, um noch wichtiger und kompetenter daherzukommen. Statt dass er mal Klartext redet! Mit dem 1 Prozent vom Kapital ist selbstverständlich der maximale Verlust gemeint und nicht die Höhe des Investments. Und es ist nur ein Vorschlag!!!! Beispiel:
Die tolle Trendaktie von Lennox International* steht bei 372 Euro. Ein guter Stopkurs liegt bei 280 Euro, das passt gut zur 200-Tage-Linie (291 Euro), zu den beiden Tiefpunkten im August und Oktober 2023 und auch zu den typischen Atembewegungen der Aktie in den letzten 2 Jahren (15 bis 20 Prozent Amplitude). Du hast 100.000 Euro zur Verfügung und willst davon maximal 1 Prozent verlieren, also maximal 1000 Euro Verlust. Wieviel Stück darfst Du kaufen?
S x (372 - 280) = 1000, also S = 10,86
Daraus folgt, dass Du maximal 10 Stück kaufen darfst. Dein Investment beträgt also 3720 Euro. Maximaler Verlust 10 x (372 - 280) = 920 Euro vor Gebühren.
Noch besser ist es, die Hälfte sofort zu kaufen und die andere Hälfte, falls Lennox auf ca. 325 Euro korrigiert. Dann gilt:
S x (372 + 325 - 2 x 280) = 1000, also S = 7,3
Also darfst Du 7 Stück sofort kaufen und weitere 8 Stück, wenn die Aktie auf 325 Euro korrigiert. Dein Investment ist maximal 5204 Euro. Dein maximaler Verlust beträgt 7 x 372 + 8 x 325 - 15 x 280 = 1004 Euro. Autsch, etwas mehr als erlaubt, weil wir 7,3 für den Nachkauf auf 8 aufgerundet haben.
@PoliniMaster: Ich bin mir sicher, mein Nachbar nmh freut sich sehr über Deinen Beitrag. Wenn Du wissen willst, wer oder was nmh ist, klicke bitte hier oder hier. Viel Spaß beim Lesen.
Nachtrag: Hier hat nmh sich selbst vorgestellt. Da steht auch, was die Abkürzung "nmh" bedeutet.
Und wie immer gilt: je freundlicher eine Frage formuliert ist, desto eher wird nmh eine Antwort posten. So ist er, der eingebildete Sack.
Hochachtungsvoll
der Nachbar von nmh
______________________________________
*) Lennox International? Häääää? Nie gehört. Bauen Klimaanlagen und so Zeugs. WKN lautet 924838. Ich kenne nur Annie Lennox, aber dazu seid Ihr alle zu jung!)
am 14.11.2023 16:55
Firma dankt! an @nmh für die schoene neue LIste.
die Aktie von Lennox kenne ich sogar schon aus der BÖRSE ONLINE.
Warum fehlt die denn in der Liste asuf Seite 1? Kriterien nicht?
Danke
Paul
15.11.2023 07:14 - bearbeitet 15.11.2023 07:14
@nmh Gestern morgen wurden Gartner, Gallagher, Cintas, Palo Alto und Adesso gekauft (letztere direkt mit 4% plus). Cadence und Synopsys nachgekauft. Unterperfomer in meinem Depot wie Home Depot, Lowe's und Vici haben sich gestern deutlich erholt. Netflix, NVIDIA und Super Micro Computer (gestern 13%) und Broadcom drehen völlig durch. Ist schon Weihnachten? Vielen Dank auf jeden Fall nochmal. Stopkurse werden angepasst.
16.11.2023 09:25 - bearbeitet 16.11.2023 12:03
16.11.2023 09:25 - bearbeitet 16.11.2023 12:03
@Sparplanfan schrieb:@nmh Gestern morgen wurden Gartner, Gallagher, Cintas, Palo Alto und Adesso gekauft (letztere direkt mit 4% plus). Cadence und Synopsys nachgekauft. Unterperfomer in meinem Depot wie Home Depot, Lowe's und Vici haben sich gestern deutlich erholt.
Die Kehrseite davon ist das Blutbad beim VDAX, der nur noch hauchdünn über 14 (update um 12:00: 13,84) notiert - im Ausgangsbeitrag stand er noch bei 15,3.
Da lohnt es sich, zum einen den Ausgangsbeitrag nochmals gründlich zu lesen und zum anderen, den Warren-Spruch zu beherzigen: Sei sorglos, wenn andere gierig sind; sei gierig, wenn andere sorglos sind.
am 16.11.2023 10:02
deine Kommentare gefallen mir in letzter Zeit wieder wesentlich besser.
Da ich aber nicht immer so recht weiß, wann andere gierig oder sorglos sind, gefällt mir Kostos Erklärung (sind oft einfacher zu verstehen) etwas besser:
kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen !
am 16.11.2023 10:11
Jetzt sind wir bei @nmh s Empfehlung.Eigentlich müsste man bei diesem vdax puts kaufen.
Aber wenn ich es richtig verstanden habe nicht den PN2YK9 nachkaufen Dax 16600 ,sondern welchen?
am 16.11.2023 11:01
@Shane 1 schrieb:kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen !
Quod erat demonstrandum, ENER6Y von 6,80 wieder hoch auf über 11 (stand gestern, heute wieder etwas weniger).
Klappt natürlich meistens nicht, da zieht in meinem Fall wohl der Paragraph über blinde Hühner und Körner. Ist am Ende vom Jahr aber auch egal.