19.02.2023 13:14 - bearbeitet 19.02.2023 14:31
Liebe Freunde steigender Zahlen!
Heute habe ich ein ganz besonderes Schmankerl für Freunde von Fundamentalanalyse dabei. Auch, wenngleich nicht nur für alle, die sonst eher skeptisch auf Sternelisten und die zugrundeliegende Analyse der Börsenkurse der letzten Jahre blicken. Heute stelle ich Euch spannende Aktien vor, die sich vor allem durch jahrelange Steigerung der Unternehmensgewinne und der Dividenden auszeichnen. Wenn solche Aktien gleichzeitig auch einen zumindest kurzfristigen Aufwärtstrend haben, sind sie klare Kaufkandidaten. Um das alles aber einzuordnen und Euch die Orientierung zu erleichtern, soll vorab ein kleiner Marktüberblick und Ausblick stehen. Denn:
Die Börsen sind in den Risk-On-Modus zurückgekehrt. Weltweit liegen inzwischen wieder rund 60 Prozent aller Aktien über ihrer 200-Tage-Linie, und die wichtigen Indizes wie der MSCI World, der S&P 500 oder auch unser DAX haben den Sprung über den gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Tage schon länger geschafft. Wie Ihr wisst, ist das eine geläufige Definition für eine Hausse. Seit Anfang Oktober geht das jetzt schon so, und auch wenn einige Risikofaktoren, speziell die Geopolitik (Taiwan, Ukraine) weiter wie ein Damoklesschwert über den Märkten hängen, scheint es aus fundamentaler Sicht tatsächlich leichte Entwarnung zu geben. Mit etwas Glück ist der Zinserhöhungszyklus in Amerika bereits am Ende, und ob die weltweite Wirtschaft vor einer tiefen Rezession steht, ist mittlerweile nicht mehr ausgemacht. Allerdings:
Zeit für eine Atempause
Die Märkte laufen sich zunehmend technisch fest. 30 Prozent Plus in der Spitze im DAX seit Mitte Oktober und über 15 Prozent Gewinn in S&P 500 und Nasdaq schreien nach einer Denkpause. Die Stimmungsindikatoren wie der Fear & Greed Index sind ebenso ein Hinweis wie zuletzt eine Besonderheit, um nicht zu sagen eine Unsitte an den US-Optionsmärkten, die zumindest nachdenklich stimmt: Wir haben es an der Wall Street in diesem Jahr mit einem neuen Run auf ein altes Spekulationsvehikel zu tun. Es geht um die sogenannten "0DTE-Optionen". Das steht für "zero days to expiry", Null Tage bis zum Verfall der Option. Mit anderen Worten, es sind Rechte, die am gleichen Tag zum Börsenschluss abgerechnet werden. In erster Linie Indexoptionen. Während wir Profis in den letzten Jahrzehnten bei diesen Geschäften eher unter uns waren, haben in diesem Jahr Kleinanleger in Amerika dieses Mittel zur schnellen Geldvermehrung für sich entdeckt. Man fühlt sich an den Hype von vor zwei Jahren bezüglich der Meme-Stocks erinnert, als sich in einer Art Flashmob Kleinanleger über Reddit vernetzten und einen Run auf Aktien darniederliegender Unternehmen starteten. Hedgefonds und andere Spekulanten, die nach ihrer Analyse der Fundamentaldaten auf fallende Kurse gewettet hatten, mussten sich plötzlich eindecken. Die Käufe der Foristen in Verbindung mit dem Shortsqueeze führte zu einer Vervielfachung der Kurse von Gamestop, AMC, Bed Bath & Co. Natürlich sackten die Notierungen dann schnell wieder in sich zusammen. Eure berechtigte Frage:
Was hat das mit der aktuellen Aufwärtsbewegung an der Wall Street zu tun? Bei den Optionen auf den S&P 500 Index macht der Handel mit 0DTE-Kontrakten inzwischen fast 50 Prozent des durchschnittlichen täglichen zehn-Tage-Volumens aus!! Vor einem Jahr waren es noch 19 Prozent. Beispielsweise nach der Rede von Fed-Chef Jerome Powell kam es zu einem regelrechten Rausch. Wenn nun an Spitzentagen 40 Millionen Aufträge in die Bücher kommen, sorgen die Absicherungen der Market-Maker für eine sehr deutliche und sichtbare Bewegung bei den Indizes: Market-Maker müssen für jede einprozentige Aufwärts- oder Abwärtsbewegung des S&P 500 Aktien im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar kaufen oder verkaufen. Nur so können sie ihr eigenes Risiko neutral halten. Dieser Trend setzt sich weiter fort. Dabei ging es um große Wetten auf den S&P 500, Nasdaq 100 und die großen Technologiewerte. Der bisherige Rekord im Handel dieser Call-Optionen wurde im Januar 2021 zum Höhepunkt des Meme-Hypes erreicht. Diese neuerlichen Auswüchse sind ein kurzfristiges Warnzeichen. Und das ist nicht alles:
Der nächste Aspekt ist die Volatilität. Der VIX, der die Volatilität im S&P 500 widerspiegelt, lag zeitweise unter 18 und erreichte damit das tiefste Niveau seit über 12 Monaten (WKN A2RPC0). Der VIX orientiert sich an der mittelfristigen Volatilität und wird durch die kurzfristige Orientierung der 0DTE-Optionen verzerrt, weil längerfristig keine Aussage mehr zu treffen ist, ob die Anleger nun auf eher steigende oder sinkende Kurse setzen. Entsprechend unser VDAX (WKN A0DMX9). All das ist ein Zeichen wachsender Sorglosigkeit. Das bedeutet:
Wir sollten uns auf eine Korrektur einstellen. Keinen Crash, aber im DAX kann es in den nächsten Wochen ohne weiteres schnell mal um 1000 Punkte abwärts gehen, und beim S&P 500 wäre eine Korrektur bis zur 200-Tage-Linie bei gut 3950 Punkten keine Überraschung. Neben der Markttechnik stellt dabei die Geopolitik kurzfristig das größte Marktrisiko dar. Kommt der Rücksetzer, darf man ihn konsequent für neue Käufe nutzen.
Übrigens machen niedrige Vola-Indizes Put-Optionen billig! Denn sowohl Call- als auch Put-Optionen reagieren mit fallenden Preisen auf fallende Volatilitäten. Wer also sein Depot gegen fallende Kurse absichern möchte, findet gerade jetzt überaus attraktive Optionen wie beispielsweise PD72CM für den DAX oder KH1LYD für den Nasdaq 100.
Und was kaufen wir jetzt?
Wie Ihr wisst, verfolge ich in meinen Depots sehr viele unterschiedliche Strategien. Ich orientiere mich eben nicht nur an der Markttechnik und untersuche die Kurse, um Aufwärtstrends zu finden und dann hinterher zu laufen. Nein, meine Systeme analysieren auch die Fundamentaldaten der Unternehmen. Firmen, die seit langem ihre Umsätze, Gewinne und Dividenden erhöhen, beweisen Stärke und sind prinzipiell ein Kauf. Gelegentlich setze ich auch auf Turnarounds, oder ich spekuliere auf Übernahmen und beteilige mich an BuG-Verträgen, wo ich über eine garantierte Dividende am Erfolg eines Unternehmens mit einem Großaktionär profitiere und der Kurs über das freiwillige Übernahmeangebot gleichzeitig nach unten abgesichert ist. Als weitere Strategie kaufe ich Aktien mit attraktiver Dividende. Bei all dem verfüge ich inzwischen über 30 Jahre Erfahrung. Ihr wisst:
In dieser langen Zeit hat sich die einfache Trendfolge als mit Abstand am erfolgreichsten herausgestellt, vor allem, wenn man den geringen Zeitaufwand dafür berücksichtigt. Aus diesem sehr einfachen Grund berichte ich in der Community meistens über die Trendfolge, die sich beispielsweise in manch einer Sterneliste widerspiegelt. Die Erklärung für diesen Erfolg ist sehr leicht, und treue Fans meiner Beiträge kennen sie längst:
Problematisch ist bei der Fundamentalanalyse, dass attraktive Fundamentaldaten keine Garantie für steigende Aktienkurse sind! Aktienkurse ergeben sich nämlich nicht aus sorgfältiger Analyse von Unternehmenszahlen, auch nicht aus der Bewertung von Unternehmen oder daraus, ob eine Firma oder ihre Produkte gut oder schlecht ist. Aktienkurse sind einzig und ausschließlich das Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Das bedeutet, ohne stetige Nachfrage können Aktienkurse nicht steigen, völlig unabhängig davon, ob eine Gesellschaft günstig, extrem günstig oder viel zu billig bewertet ist. Aktienkurse können nur dann steigen, wenn viele Leute die Aktie haben wollen. Das ist reine Mathematik!
die Hausse nährt die Hausse
Daher ist es wichtig, auch bei der Fundamentalanalyse darauf zu achten, dass es einen "Katalysator" für steigende Kurse gibt. Das kann im einfachsten Fall ein spektakuläres neues Produkt sein, etwa das iPhone, oder eine Übernahme. Nur leider sagt mir vorher nie jemand, wenn es ein neues Produkt oder eine Übernahme gibt. Für uns einfache Privatanleger ist das also hoffnungslos. Daher müssen wir uns auf den Markt verlassen und darauf, dass die große Mehrheit immer richtig liegt. Wenn eine Aktie nachgefragt wird, wenn also der Kurs bereits steigt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Anstieg weiter geht, und dann darf man einsteigen. Der Markt hat immer recht, und an der Börse wird es tatsächlich belohnt, wenn man mit der Herde mitläuft. Damit habt Ihr langfristig wesentlich mehr Erfolg als wenn Ihr meint, die einzigen zu sein, die eine Unterbewertung erkannt haben, und dann Tiefflieger auffangen. Mehr dazu habe ich hier geschrieben, man möge es bitte in einer ruhigen Minute nochmal lesen.
Das soll keine Kritik an der Fundamentalanalyse sein. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass man auch wenn man die Gewinnentwicklung eines Unternehmens analysiert darauf achten sollte, dass der Aktienkurs zumindest kurzfristig bereits steigt. Zu groß ist sonst die Gefahr, dass man der einzige ist, der eine vermeintlich "billige" Aktie erkennt, und wie oben erklärt kann dann der Kurs nicht steigen. Und damit sind wir schon mitten im Thema meines heutigen Beitrags:
Ich verfüge über eine riesige, kommerzielle Datenbank, in der auch die Entwicklung von Gewinn, Umsatz, Dividenden und von vielen weiteren Fundamentaldaten von über 22 000 Aktien weltweit in den letzten Jahren oder sogar Jahrzehnten zu finden ist. Solche Daten gibt es nicht einfach kostenlos im Internet, sie kosten sehr viel Geld. Aber für meine Leserinnen und Leser hier in der Community ist es mir das wert! Und so habe ich in den letzten Wochen in meinem Rechenzentrum eifrig daran gearbeitet, mit dieser Datenbank attraktive Aktien für Euch zu finden. Dabei bin ich strukturiert vorgegangen:
strenge Filterung: aus 22 000 werden 15 Aktien
Zunächst habe ich mich auf alle Aktien beschränkt, die eine Marktkapitalisierung von umgerechnet mindestens 50 Millionen Euro auf die Waage bringen. Denn bei sehr kleinen Nebenwerten leidet oft die so genannte Visibilität: Es ist schwierig, verlässliche Informationen und Zahlen zu erhalten. Sodann habe ich alle Aktien aussortiert, bei der mir nicht mindestens für acht Jahre Daten zu Gewinn und Dividende vorliegen. Sonst ist eine Aussage über Gewinn- und Dividendensteigerungen nichtssagend.
Jetzt kommt das eigentlich interessante Kriterium. Ich habe meinem Großrechner gesagt, er soll zählen, wie oft in den letzten Jahren die Firmen ihren Gewinn und die Dividende im Vergleich zum Vorjahr gesteigert haben. In die nähere Auswahl kamen nur Firmen, bei denen es in mindestens 75 Prozent der vergangenen Jahren Steigerungen beim Gewinn und ebenfalls mindestens in drei von vier Jahren Steigerungen bei der Dividende gab. Doch damit nicht genug:
Für Unternehmen gibt es sehr viele Möglichkeiten, den Gewinn zu steigern, um nicht zu sagen: schönzurechnen. Ich kann um jeden Preis die Kosten drücken, Mitarbeiter entlassen, kleiner werden, und so auch bei fallenden Umsätzen trotzdem meine Gewinne steigern. Es gibt auch unzählige buchhalterische Tricks, um Gewinne nach oben zu frisieren. Eine Kennzahl steht aber ganz am Anfang und kann nicht manipuliert werden: Der Umsatz, den ein Unternehmen macht. Mir sind Gewinnsteigerungen viel lieber, wenn auch der Umsatz angestiegen ist. Aus diesem Grund habe ich verlangt, dass sich auch der Umsatz in mindestens 70 Prozent der Jahre zum Vorjahr erhöht hat.
Und jetzt haben wir ja gelernt, dass man bei aller Liebe zu Fundamentaldaten auch auch die Kursentwicklung schauen sollte, denn Aktien dürfen nur im Aufwärtstrend gekauft werden und niemals wenn sie fallen. Da dies hier aber im Kern eine fundamentale Auswahl sein soll, war ich bei der Kursentwicklung nicht so streng. Die Aktie darf nicht tiefer stehen als vor sechs Monaten, sie muss innerhalb von einem Jahr um mindestens 3 Prozent gestiegen sein und entsprechend in den letzten zwei Jahren um mindestens 6 Prozent.
Wenn man alle diese Filter anwendet, bleiben von weltweit 22 000 Aktien nur noch 15 Stück übrig. Und diese Titel präsentiere ich Euch heute in der folgenden Tabelle.
Stopkurse begrenzen das Risiko
Wichtig dabei ist, dass man auch bei einer fundamentalen Aktienauswahl strikte Stopkurse setzt. Denn es ist völlig egal, ob ich eine Aktie kaufe, weil sie im Kurs steigt, oder weil die Fundamentaldaten attraktiv sind, oder weil ich auf eine Übernehme setze, oder weil sie in Börse Online oder in Lokus Monkey oder im Schmierblatt aus Kulmbach empfohlen wird: Das Patentrezept an der Börse lautet nach wie vor Gewinne laufen lassen, Verluste stornieren begrenzen. Denn Ihr wisst:
Die Analyse vor dem Kauf einer Aktie dient immer nur dazu, die Wahrscheinlichkeit für Kursgewinne zu steigern. Denn letztlich machen wir das alles nur, weil wir mit den Aktien Geld verdienen wollen. Wer dabei im ersten Schritt Fehler erkennt, die er gemacht hat, und im zweiten Schritt handelt, um den Schaden zu begrenzen, der wird an der Börse langfristig erfolgreich sein. Beide Schritte tun dem eigenen Ego weh, aber beide sind unbedingt notwendig. Aus diesem Grund sind auch für die Aktien in der Tabelle mit der Fundamentalanalyse wieder Stopkurse angegeben, die meine Leserinnen und Leser beachten sollten, um sich für den Fall abzusichern, dass der Markt nicht mitspielt. Denn der Markt hat immer recht.
Ob man solche Stopkurse tatsächlich als Verkaufsorder an der Börse setzt oder nur vormerkt, ist auch Geschmacksache. Die Erfahrung zeigt aber, dass es besser ist, tatsächlich Verkaufsorders zu platzieren. Denn nur so kann ich den inneren Schweinehund ruhigstellen, der uns einflüstert: "Ach was, die steigt schon wieder, so billig gebe ich die nicht mehr her!" Und klar, man wird immer mal wieder ungewollt ausgestoppt und muss dann hinter einer Aktie herlaufen, die steigt. Aber die Erfahrung zeigt, dass solche Unfälle langfristig wesentlich weniger Performance kosten als das sture, besserwisserische Festhalten an einer Aktie, die monatelang oder jahrelang fällt. Durch konsequente Anwendung von Money-Management (siehe meinen Klassiker hier) reduziert Ihr Euer Risiko; das garantiert auf lange Sicht Erfolg an der Börse.
Damit Ihr auch die Kurschancen einschätzen könnt, ist in der folgenden Tabelle auch das theoretische Kursziel angegeben, das sich nach der Rosenheim-Methode rein rechnerisch mit Sicht auf fünf Jahre ergibt. Die Dividenden kommen freilich noch oben drauf. Und bevor Euch jetzt langweilig wird, lasse ich die Katze aus dem Sack -- hier ist die Tabelle:
WKN Name Kursziel Stopkurs Einschätzung
---------------------------------------------------------------------
916232 4Imprint Group PLC 130 36* kaufen
A0F55S Ameriprise Financial 720 240 kaufen
A1W0KL CDW Corp. 550 160 kaufen
870503 Chocoladefabriken Li 19000 8500 kaufen
885365 J.B. Hunt Transport 310 152 Stop Buy 190 EUR
A1XA8R Novo-Nordisk AS 290 100 kaufen
871460 Oracle Corp. 150 62* Stop Buy 85 EUR
A0JJY6 Partners Group Holdi 2000 780 Stop Buy 1100 EUR
870053 Ross Stores Inc. 220 82 Stop Buy 115 EUR
A2JNV8 Sika AG 730 215 kaufen
853887 Snap-on Inc. 420 195 kaufen
893484 Sonova Holding AG 380 205 Stop Buy 270 EUR
854854 TJX Companies Inc. 140 62* kaufen
889826 Tractor Supply Co. 470 170* kaufen
857498 WW Grainger Inc. 1000 450* kaufen
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Kursziele und Stopkurse in Euro * = Stopkurs seit der letzten Empfehlung erhöht
Einige Titel aus der Liste kennen treue Leserinnen und Leser schon aus den technischen Sternelisten. Vieleicht habt Ihr sie sogar schon im Depot? Umso besser, wenn die Aktien auch aus fundamentaler Sicht überzeugen können, und ein schöner Beleg dafür, dass sich die technische Analyse und die Analyse von Fundamentaldaten nicht gegenseitig ausschließen! Im Gegenteil: Aktien, die sowohl fundamental als auch technisch gut aussehen, haben bereits viele Fans, die durch ihre Käufe dafür sorgen, dass die Aktien steigen. Und das ist ein Katalysator für auch weiterhin steigende Kurse.
Bei einigen Aktien aus der Tabelle würde ich mit dem Kauf warten, bis das Papier seinen Aufwärtstrend wieder aufnimmt. Hier kann man den Kauf mit einer "Stop-Buy-Order" automatisieren. So wie bei einem Stop-Loss das Papier automatisch verkauft wird, wenn es einen Stopkurs unterschreitet, kaufe ich mit einem Stop-Buy automatisch, wenn ein vorgegebener Kurs überschritten wird. Mehr dazu steht hier.
Einige Titel sind möglicherweise noch nicht allen von Euch geläufig. Das Unternehmen mit dem lustigen Namen "snap-on" beispielsweise -- fast kommt man auf schmutzige Gedanken -- stellt halt einfach nur Werkzeuge her, die einschnappen oder einrasten, also etwa Stecknüsse, Knarren oder Steckbits. Das Unternehmen ist etwas über 100 Jahre alt, überzeugt mit einer Marktkapitalisierung von über 13 Mrd. USD und hat heute mehr als 10 000 Mitarbeiter in aller Welt. Nur damit keine Kritik kommt, dass hier kleine, unbekannte Garagenfirmen vorgestellt werden!
Das gilt natürlich auch für die Aktie von Lindt & Sprüngli, die bald zu Ostern -- Vorsicht, Sparwitz! -- wieder in aller Munde sein wird. Die Originalaktie mit der WKN 859568 kostet pro Stück über 100 000 Euro, das ist ja schon fast Berkshire-Hathawayesk. Immerhin gibt es die hier in der Tabelle gelisteten "Vorzugsaktien" (Partizipationsscheine), die ein Zehntel der Originalaktie darstellen und folglich mit knapp 10 500 Euro pro Stück zu Buche schlagen. Wer das immer noch zu teuer findet, greift zu Zertifikaten wie beispielsweise CJ77C6, die der Aktie mit einem Hebel von derzeit 1,52 folgen (also nicht der Rede wert) und dank des Bezugsverhältnisses nur knapp 7 Euro pro Stück kosten. Stopkurs für die Zertifikate: 5,20 EUR. Im Februar 2023 sind diese Zertifikate bei comdirect sogar noch gebührenfrei zu haben, danach im Rahmen der Derivate-Aktion für 3,90 Euro Provision!
Gerne gebe ich auch einen Hinweis auf Interessenkonflikte, wie man ihn im Schmierblatt auf fast jeder Seite findet: Der Autor des Textes, den Ihr jetzt fast gelesen habt (den Text, nicht den Autor), hat die Aktien aus der Tabelle natürlich auch alle in seinem bescheidenen Depot, teilweise schon seit vielen Jahren. Angesichts der Marktkapitalisierung ist leider fraglich, ob nach der Empfehlung durch Eure Käufe in den nächsten Wochen die Kurse so stark nach oben bewegt werden, dass der Autor sich erfreut die Hände reibt. Dennoch finde ich es fair, wenn wir alle im selben Boot sitzen und ich Euch Aktien empfehle, die ich auch selbst gut finde.
Damit wünsche ich Euch noch einen schönen Sonntag. Wenn bei Euch kommende Woche Fasching oder Karneval oder was auch immer gefeiert wird, trinkt bitte nur so viel Alkohol, dass Ihr noch aufrecht gehen könnt. Wenn Ihr aber so wie der Autor dieser wirren Zeilen ohne Verkleidung und völlig nüchtern zum Lachen in den Keller geht und auch sonst nicht besonders fröhlich seid, rufe ich Euch freundlich zu: Helau, alaaf, die fünfte Jahreszeit wird auch dieses Mal viel zu schnell vorbei sein. Oder wie wir in Düssssssssssseldorf sagen: Hühü, Stößchen!
Ob der wohl mit Senf gefüllt ist? Man weiß es nicht!!
Herzliche Grüße aus einem stürmischen München
an alle, die das bis hierhin gelesen haben
nmh
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 22.02.2023 14:46
In Grund gibt es eine einfache Lösung. Wer keinen Austausch wünscht, Erfahrungen oder Sichtweisen anderen Foristen nicht kennenlernen möchte, sollte das Forum einfach ignorieren. Ist keine Pflichtveranstaltung.
...... persönlich ich habe schon viele Anregungen aus den unterschiedlichsten Beiträgen gewinnbringend im doppelten Sinne mitgenommen. Danke ! für die vielen konstruktiven und informativen Vorschläge ......
Grüße
am 22.02.2023 15:45
Vielen Dank für das große Werk, @nmh - frischer Wind aus Bayern. I like.
am 22.02.2023 16:41
Ich schließe mich dem Wunsch von @frustrierter an - wenn auch nicht orthografisch 😉
Ein @nmh-BuG-Spezial wäre eine feine Sache.
Auch wenn es eine etwas dreiste Bitte ist, nach diesem Mammutwerk. Aber vielleicht ist das ja mal was für die langen Winterabende. 🙂
am 22.02.2023 16:57
Vielen Dank an Euch alle für Euer leidenschaftliches Feedback, über das ich mich sehr freue!
Gerne beantworte ich die Fragen und Anmerkungen von @Joerg78 und @digitus aus meiner Sicht als Jurist. Und weil hier ein Jurist spricht (ich tendiere dazu, alles was ich geschrieben habe, nochmal mehrfach laut vorzulesen, weil ich so verliebt in meine eigenen Texte bin, also in der Tat: "spricht"), wird es jetzt sehr trocken. Aber Ihr habt es nicht anders gewollt.
In Deutschland regelt das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) völlig überraschenderweise den Wertpapierhandel und damit auch "Empfehlungen" durch so genannte "FinFluencer", wenn man das seltsame Wort mal benutzen möchte. Die Marktmissbrauchsverordnung mit der Marktmissbrauchsrichtlinie der EU wurde vom deutschen Gesetzgeber bereits 2016 in das WpHG eingearbeitet; der Jurist (m/w) spricht von der "Umsetzung höherrangigen EU-Rechts" im Sinne der so genannten "vertikalen Direktwirkung" von EU-Vorschriften für unser nationales Recht. Ohne jeden Zweifel ist das WpHG auch für die Community von comdirect einschlägig.
Grundsätzlich ist es zulässig, dass öffentlich Empfehlungen für Aktien ausgesprochen werden. Wichtig: Nach der Rechtsprechung kommt es hierbei nicht darauf an, ob Empfehlungen als solche gekennzeichnet sind oder nicht! Es ist also rechtlich gleichgültig, ob jemand Aktien mit Stopkurs und Kursziel "empfiehlt", wie es auch Börsenzeitschriften oder so genannte "Börsenbriefe" regelmäßig praktizieren, oder ob jemand die Aktien "vorstellt", oder ob er oder auch sie "freundschaftliche Hinweise gibt, die keine Empfehlung darstellen". Es kommt auch nicht darauf an, ob Wertschriften zum Kauf oder zum Verkauf empfohlen werden. Nach ständiger Rechtsprechung gilt all das regelmäßig als "Empfehlung"!
Die Straf- und Bußgeldvorschriften zu Marktmanipulation sind im WpHG geregelt. Wer vorsätzlich oder leichtfertig eine Marktmanipulation begeht, handelt ordnungswidrig, das wird mit einem Bußgeld sanktioniert. Bei vorsätzlichen Manipulationen, die auf den Börsen- oder Marktpreis eingewirkt haben, greift das scharfe Schwert des Strafrechts; jene können mit Freiheitsstrafe oder Geldstrafe geahndet werden. Der Versuch ist strafbar. Bußgelder und Geldstrafen sind abhängig vom verursachten Schaden und vom Gewinn, den der Beschuldigte gemacht hat. Sie können in den Bereich mehrerer Millionen Euro gehen.
Unzulässig sind dabei grundsätzlich
Betrachten wir uns die drei Punkte mal ganz nüchtern und unaufgeregt.
Aus all dem folgt das, was laut @SMT_Chris (danke!!) bereits die Juristen der Bank herausgearbeitet haben: Die Art und Weise, in der hier in der Community von unterschiedlichen Beteiligten Aktien und ETF und Zertifikate und Derivate und Anleihen und Genussscheine und sonstige Wertschriften empfohlen werden, ist jedenfalls nach dem WpHG nicht zu beanstanden.
Verstösse gegen die Netiquette oder gegen das allgemeine Gebot, höflich, freundlich und respektvoll miteinander umzugehen und die teilweise enorme Arbeit der anderen anzuerkennen, die hier regelmäßig völlig kostenlos zur Verfügung gestellt wird, werden in diesem Leben leider nicht sanktioniert. Pönalen sind bisher nicht vorgesehen.
Ich wünsche Euch allen weiterhin viel Spaß mit meinen "Empfehlungen"
sehr herzlich aus München
nmh-Team
22.02.2023 17:07 - bearbeitet 22.02.2023 17:39
Vielen herzlichen Dank für diese komplexe juristische Klarstellung, lieber @nmh und lieber @SMT_Chris! Ich bin aus gesundem Bauchgefühl und bei jeglicher Lektüre hier im Forum grundsätzlich davon ausgegangen, dass alle Aktien-/ETF-/Zertifikat-/etc.-Posts rein gutgemeinte und "mitmenschlich wohlwollende" Empfehlungen darstellen...ich hoffe sehr, dass sich nun alle Beteiligten immer noch (oder jetzt erst recht?!) trauen, hier auch weiterhin Tips, Tricks und Ideen zu posten und diese (gern auch kritisch) zu diskutieren. Ich schätze dieses Forum wirklich SEHR und bin unendlich DANKBAR, wenn ich hier so viel KLUGES (vollkommen UMSONST!!!) mitlesen darf....! Das macht mich nicht dümmer (und auch nicht ärmer)...danke an Euch alle!
Viele Grüße!
22.02.2023 19:12 - bearbeitet 22.02.2023 19:15
Ein sehr schöner Beitrag und mal wieder: For freeee!!! Alles was nichts kostet ist mir am liebsten ![]()
Ich habe den Beitrag genutzt, wie es @nmh vielleicht gefallen könnte, als Denkanstoß um sich mal wieder auf die sich ständig ändernden Situationen am Markt anzupassen.
Sozusagen wie der Zünder am Atomsprengkopf das Reiskorn im Weizenbier.
Nach oben immer, unten nimmer? Stetig steigende Dividende? Ist jedem Depp Kleinanleger bekannt (schon weil er oder sie jeden Tag dran vorbeifährt): Klar: ->Home Depot musste mal wieder aufgestockt werden.
Mit dem Zusatznutzen, der @hvd sicherlich gefällt: Schnäppchen nach dem gestrigen, m.E. hemmungslos übertriebenen Absturz um über 7%
Grund: Gesteigerter Ertrag, aber das Management rechnet mit einer etwas niedrigeren operativen Marge. Nun ja, wenn Rohstoffe und Energie immer teurer werden und man wie ein vorsichtiger Kaufmann handelt, könnte man das so zum Ausdruck bringen.
Ich dagegen sage seit 2016: Baumarkt ist immer gut. ™ ![]()
(Vielleicht kann nmhs Nachbar mal kurz nachsehen, auf welchem Platz der schönen Liste HD stehen...)
"Have you any two watt bulbs?"
"For what?"
"That’ll do, I'll take two."
"Two what?"
"I thought you didn’t have any."
"Any what?"
"Yes please!"
hx.
am 22.02.2023 19:25
Die Leute hier im Forum sollen empfehlen können was sie wollen. Ich finde man muß akzeptieren lernen Fehler auf seine eigene Kappe nehmen zu können. Wenn ich mein Geld, den Gedanken oder der Strategie eines dritten hinterher werfe, dann war das meine Entscheidung und mein Geld... geht es gut sind alle Happy geht es schief war der Typ der Trottel? Komische Welt...
Noch etwas ...
Möchte definitiv keine Unruhe stiften,
finde aber auch dass ein TagesVolumen von ~2000 Stück bei 100€ zu wenig ist und man dringend darauf achten sollte !
Möchte sagen, was hier angesprochen wurde ist durchaus wichtig !!! Volumen vor einem Kauf IMMER prüfen. Egal welche Strategie.
Einige Stops von ein paar hundert Leuten (mit wenig Einsatz) und die Aktie crasht, damit evtl sogar das Unternehmen welches auf dieses Geld angewiesen ist...
Das würde, als krasses Gegenbeispiel, mit einer Apple-Aktie nicht passieren ...
Ich spreche dabei aus Erfahrung und möchte euch das ersparen.
am 22.02.2023 19:35
Wenn jemand unbedingt Exoten kaufen will weil diese bestimmte Kriterien erfüllen dann kann man wohl davon ausgehen daß er auch eine Limit-Order eingeben kann,
22.02.2023 19:59 - bearbeitet 22.02.2023 20:43
Danke @nmh für diese neue Liste. Am Wochenende geht es in die Übersicht, davon ausgehend dass nun mehr davon kommt.
Ein paar Titel hatte ich schon im Depot. Heute habe ich dennoch deine Empfehlung Wolters Kluwer nachhekauft, nachdem diese in meinem Depot bei +10% die zweite Charge aktiviert hat.
Edit: übrigens ist der Spread vöööööllig Banane, wenn man nicht mit highspeed tradet. Nur mal meine zwei Cent
Nun aber liebe Grüße vom Lehrgang in Dresden - und nächste Woche Fachtagung in Kassel. Ich reise gern. Bald kommt München. Irgendwann. Ihr seid gewarnt
am 22.02.2023 20:06
@nmh schrieb:Vielen Dank an Euch alle für Euer leidenschaftliches Feedback, über das ich mich sehr freue!
Gerne beantworte ich die Fragen und Anmerkungen von @Joerg78 und @digitus aus meiner Sicht als Jurist. Und weil hier ein Jurist spricht (ich tendiere dazu, alles was ich geschrieben habe, nochmal mehrfach laut vorzulesen, weil ich so verliebt in meine eigenen Texte bin, also in der Tat: "spricht"), wird es jetzt sehr trocken. Aber Ihr habt es nicht anders gewollt.
Unzulässig sind dabei grundsätzlich
- der In-Sich-Handel in Form von so genannten "Wash Trades",
Betrachten wir uns die drei Punkte mal ganz nüchtern und unaufgeregt.
- Ein Wash-Trade kommt im vorliegenden Fall schon alleine deswegen nicht in Betracht, weil niemand aus unserer Community Informationen mit dem Ziel verbreitet, Geschäfte mit sich selbst abzuschließen. Insichgeschäfte werden oft aus steuerlichen Motiven abgeschlossen. Freilich ist hier eher die Vorschrift des Par. 42 der Abgabenordnung einschlägig, wonach "durch Missbrauch von Gestaltungsmöglichkeiten des Rechts ... das Steuergesetz nicht umgangen werden" kann.
Dieses Thema ist leider eine Grauzone. Zudem wird der Begriff in verschiedenen Ländern unterschiedlich verwendet.
Ja, mit sich selbst handeln darf man nicht. Auch wenn das den Markt nicht beeinflusst?
Gut, man erzeugt einen Umsatz den es sonst nicht gäbe.
Wird so etwas eigentlich schon erkannt, also kennt die Börse die TIN der Kontrahenten und vergleicht das?
Ich habe z.B. ein Wertpapier das kaum gehandelt wird und das ich weiter halten möchte.
Es soll aber bei dem Broker weg und der bietet keinen Depotübertrag an. Also bleibt nur ein Verkauf.
Der Spread ist absurd hoch und erlaubt eigentlich keinen Handel.
Ich stelle eine Limitorder zum Verkauf in die Mitte oder einen Preis der sinnvoll erscheint.
Tja, und dann kaufe ich von einer anderen Bank aus diese Stücke.
Nebenbei wird noch ein Verlust realisiert für den es Steuern zurück gibt.
Böse, böse.
Im Gesetz steht auch etwas zu abgesprochenen Geschäften.
Ich glaube das hattest du in deinem Beitrag nicht erwähnt.
Wenn ein Freund diesen Kauf macht und mir die Papiere danach überträgt kann das niemand nachvollziehen und ich halte das auch für legal.
Aber ich habe natürlich nicht deine Kenntnisse in Rechtsfragen.