Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Das Rätsel mit den ETFs

DerMitFrage
Experte
80 Beiträge

Hi zusammen,

 

ich stehe seit einer Weile vor einem Rätsel und es ist mir bis heute nicht gelungen, weder mit KI noch sonst mithilfe von Büchern, es zu lösen. Vielleicht könnt ihr mir helfen.

 

Warum sollte man in nach Marktkapitalisierung gewichtete ETFs (oder ETFs allgemein) investieren und diese nicht selbst nachbauen?

 

ETFs bieten viele versteckte Risiken. Sei es deren Liquidität, der negative Effekt auf die Steuerstundung bei einer Auflösung des ETFs oder deren Zusammenlegung mit anderen ETFs. 

Zudem zahlt man eine jährliche Gebühr, abhängig davon wie hoch die investierten Beträge sind. Bei einer TER von 0,15% und einer investierten Summe von z.B. 200.000€ immerhin 300€ pro Jahr.

 

Warum um Himmels Willen soll ich nun also nicht einfach (aktuell auch hier für 0 €), nicht selbst einen solchen ETF mit z.B. 50 Sparplänen (oder mehr) nachbilden und selbst mithilfe vieler Sparpläne ein nach z.B. Branchen und Regionen stark diversifiziertes Portfolio erstellen.

 

Laufende Kosten von Aktien: 0,00 €

 

Zudem habe ich keine Risiken, die durch den ETF Anbieter entstehen.

 

Der einzige Nachteil, der mir ersichtlich ist, sind höhere Gebühren beim Verkauf der einzelnen Aktien in der Zukunft. Da aber Aktien für eine längere Zeit (10 Jahre + ) gekauft werden und nie die Absicht bestehen sollte, alle Positionen auf einmal zu schließen, erschließt sich mir nicht, warum ich ETFs kaufen sollte, wenn ich in der Lage bin selbst 100 Aktien zu kaufen. Insbesondere wenn ich als Auswahl-Kriterium eine Dividende ansetze, ist ein Verkauf nicht wirklich nötig während der Rente.

 

Mir ist klar, dass ETFs Sinn machen können, wenn ich nur 100 Euro im Monat zur Seite lege. Dann sollte der Vorteil der Diversifikation die geringen Kosten überwiegen. Aber ab einer bestimmten Größe sollte es doch keinen Sinn machen, ETFs zu kaufen. Wenn ich mich nicht mit Investieren beschäftigen will verstehe ich ETFs auch.

 

Also die Frage, warum kaufen viele, obwohl sie sich mit Aktien und Investieren beschäftigen und obwohl sie ordentliche Sparraten haben, ETFs?

 

PS: Der Aufwand 50 "kleine" Sparpläne einzurichten sollte kein Argument sein. 

 

LG

DerMitFrage

 

20 ANTWORTEN

t.w.
Legende
4.910 Beiträge

Hallo @DerMitFrage,

 

ich kaufe einen All-World ETF, weil ich eine vierstellige Anzahl börsennotierter Unternehmen in einem Vehikel bekomme, das Rebalancing für mich erledigt wird, sich somit auch die Sparrate entsprechend der Marktkapitalisierung verteilt und ich meine Zeit dafür nutzen kann, mehr Geld für eben jenen Sparplan zu verdienen oder Freizeit am Strand zu genießen. 

 

Natürlich könnte man auch Sparpläne auf 50 Einzelaktien erstellen. Aber diese müsste man rebalancen, zumindest aber die Sparrate ständig anpassen (wenn es denn MCap-gewichtet sein soll) und ich hätte eben auch nur 50 Werte und nicht >3.000. Und den Zeitaufwand für Rebalancing, Recherche, Anpassung der Sparrate, Aussortieren der Werte usw. könnte ich nicht dafür verwenden, mein Humankapital / Gehalt zu erhöhen oder am Strand die Füße in Sand und Meer zu halten. 

 

Ich finde beide Wege vollkommen in Ordnung - wenn denn jeder den für sich Richtigen wählt. 

digitus
Legende
8.350 Beiträge

@DerMitFrage: Wie immer hat @t.w. mit seiner Antwort völlig Recht. Mit der Auswahl eines breit differenzierten ETFs mache ich es mir einfach. Es geht ja nicht nur um die breite Diversifikation sondern auch um das ständige Rebalancing, das so der Fondsbetreiber für mich übernimmt.

 

Aber wenn es dir Spaß macht, kannst du dir jeden Fondsmanager sparen und selbst schauen, wie du mit deiner individuellen Aktienauswahl deine Benchmark schlagen kannst.

 

Mir wäre es einfach zuviel Aufwand.

 

Herzliche Grüße,

Andreas

DerMitFrage
Experte
80 Beiträge

Ich hab mal nachgerechnet. Die 100 größten Positionen beim All-World machen rund 12% aus. Kann es daher hier im Gegensatz zum MSCI World, wo bereits die 10 größten über 20% aus machen nachvollziehen. 

 

Macht es nicht Sinn, sich die größten Positionen direkt ins Portfolio zu legen und einen Small Cap dazu zu packen? Ich werde mir mal anschauen wie stark die Korrelation zwischen einem All World und einem Portfolio aus den 100 größten Positionen ist.  

 

PS: Eine Aktienauswahl soll eben nicht vorgenommen werden beim Ansatz mit vielen Sparplänen. Die Idee ist die größten Positionen zu wählen, in diesen ETFs und lediglich diese zu wählen. (Ich habe lediglich noch das Kriterium einer Dividende). Recherche ist also nicht wirklich nötig.

 

Was haltet ihr von den Risiken.

1) Im Falle eines Ausfalls der Emittenten eine gewisse Zeit keinen Zugriff auf die Werte zu haben.

2) Bei einer Auflösung ist der steuerliche Effekt extrem negativ und kann nicht geplant werden. 

 

t.w.
Legende
4.910 Beiträge

Auch dann bleibt die Frage: Wie lange sind die heute größten 100 Positionen auch künftig die 100 größten Positionen? Wer kümmert sich um das Rebalancing? 100 Aktien aktiv zu beobachten und die Sparpläne entsprechend anzupassen, macht durchaus auch Aufwand... Und was ist, wenn die Positionen 200-500 im Mittel die bessere Rendite bringen? 

 

Ich persönlich will mich um all das nicht kümmern und habe daher aktuell 94% meines Anlagevermögens in breitgestreuten ETFs. 

 

Und genau das Gegenteil haben wir im Forum auch vertreten: Leute, die sich super gerne mit Einzeltiteln auseinandersetzen und sehr aktiv in Ihren Depots sind. 

 

Es muss nur jeder den Weg finden, mit dem er sich am besten fühlt 😊

Silver_Wolf
Mentor ★★★
3.143 Beiträge

@t.w.  schrieb:

 

Ich persönlich will mich um all das nicht kümmern und habe daher aktuell 94% meines Anlagevermögens in breitgestreuten ETFs. 

 

Es muss nur jeder den Weg finden, mit dem er sich am besten fühlt 😊


Jeder kann machen was ihm Spaß macht. Ich habe auch diverse Einzelaktien.

Aber man kann ja mal darüber nachdenken warum das Konzept ETF so erfolgreich ist.   🙂

Wenn der passende ETF alles für mich erledigt und ich mich um nichts kümmern muß dann zahle ich dafür gerne 0,2% TER.

 

Abgesehen davon wirst du auch mit 100 Einzelpositionen und viel Arbeit immer eine schlechtere Performance haben.

digitus
Legende
8.350 Beiträge

@DerMitFrage  schrieb: 

Eine Aktienauswahl soll eben nicht vorgenommen werden beim Ansatz mit vielen Sparplänen. Die Idee ist die größten Positionen zu wählen, in diesen ETFs und lediglich diese zu wählen. (...) Recherche ist also nicht wirklich nötig.


Wie bereits geschrieben: Wenn es dir Spaß macht und du die Zeit hast, dann auch je nach Kursentwicklung die Verhältnisse der Aktien untereinander regelmäßig anzupassen, dann mach es.

 

Ich denke dass einfaches Stockpicking einfacher wäre als ETFs nachzubauen.

 

Ich bin mit meinen ETFs (von denen ich mehr verschiedene habe als es die reine Lehre predigt) jedenfalls sehr zufrieden.

 

Warum sollte ich etwas erfinden, was es schon gibt?

 

Aber wie heißt es so schön: Jedem Tierle sein Pläsierle 😝.

 

Grüße und gute Nacht,

Andreas

DerMitFrage

Ich werde in 5 Jahren berichten. 0,2% pro Jahr Vorsprung hab ich ja schon mal ;).

digitus
Legende
8.350 Beiträge

@DerMitFrage  schrieb:

0,2% pro Jahr Vorsprung hab ich ja schon mal ;).


Die kannst du mit einer Tagesschwankung bei der Sparplanausführung verrechnen 😂.

 

Marin
Mentor ★
1.166 Beiträge

@DerMitFrage  schrieb:´

ETFs bieten viele versteckte Risiken. Sei es deren Liquidität, der negative Effekt auf die Steuerstundung bei einer Auflösung des ETFs oder deren Zusammenlegung mit anderen ETFs. 

 

Zudem habe ich keine Risiken, die durch den ETF Anbieter entstehen.

 


Diese Risiken sind zurecht "versteckt", weil sie bei den großen Basis-ETFs quasi nicht existent sind. Dass Blackrock, Vanguard, HSBC und Co. ihren All-World oder MSCI World auflösen oder sonstwie in Schwierigkeiten kommen, halte ich für sehr unwahrscheinlich bis ausgeschlossen. Und übrigens existiert dieses Risiko bei Einzelaktien genauso, nur eben auf Firmenseite: Was passiert, wenn eine Firma deiner Einzelaktien plötzlich Pleite geht? Was passiert, wenn eine Aktie aus diversen Gründen nicht mehr handelbar ist? Was ist mit Spin-offs, die deinen Aktienbestand verwässern? Was passiert, wenn das Unternehmen delisted wird? Was, wenn das Unternehmen zum Spielball von Großinvestoren wird? Was, wenn deine Sparpläne plötzlich Gebühren kosten?

 

Aktien – egal ob Einzeltitel oder ETFs – sind eine Hochrisikoklasse. Potenzielle "Probleme" wird man immer finden, wenn man sie nur fleißig genug sucht. ETFs grenzen das Risiko aufgrund der Streuung und des Selbst-Balancings auf ein gesundes Maß ein, in Kombination mit einer Langfrist-Performance und Gebührenstruktur, die für die meisten Privatanleger unerreicht gut ist. Bezüglich Steuervorteilen haben ETFs übrigens auch die Nase vorn.

 

So ganz kann ich deinen Gedankengang sowieso nicht nachvollziehen: Wenn du es als sinnvoll erachtest, gebündelt in die größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung zu investieren, stellt sich die Frage nach Sinn und Unsinn eines ETFs eigentlich gar nicht. Findest du den Ansatz generell nicht sinnvoll, wieso willst du ihn dann nachbauen?

 

Warum geht man ins Restaurant, anstatt selbst zu kochen? Warum nimmt man sich einen Anwalt, anstatt selbst die Gesetztestexte zu studieren? Warum geht man ins Kino, anstatt einfach fernzusehen? Und warum bezahlt man für all diese Sachen auch noch Geld...?

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Was spricht dagegen, sich seinen eigenen ETF zu bauen? Nichts. Was spricht dagegen, stattdessen einfach den ETF zu kaufen? Auch nichts.