am 07.01.2020 21:43
Liebe Community,
guten Abend!
Dies ist mein erster Post nach ca. 3 Wochen des Mitlesens in dieser Community. Vielen Dank für all` die Informationen, die hier abgerufen werden können und an diejenigen aktiven Mitglieder und/oder "alten Hasen", die sich die Zeit nehmen, auf jeden Post zu antworten! Kann nicht genug gewürdigt werden!
Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich kurz vorzustellen:
- 50+ (aber noch mehr als 10 Jahre bis zum gesetzl. Renteneintritt),
- langjähriger Angestellter (nicht-staatlich / Chemie),
- Single (aber kein Eigenbrödler, sondern in einer Situation, die im Gegensatz zu früher heute gesellschaftlich akzeptiert/normal ist),
- in Bezug auf ETFs absoluter Anfänger,
- Haus (wenn alles gut geht - Beruf/Gesundheit - bis zum Renteneintritt abbezahlt),
- Strategie mittel bis dynamisch / buy & hold / Kleinanleger / physisch, replizierend;
- Sparerfreibetrag nicht ausgeschöpft;
- Grund für einen ETF: wenn nicht jetzt, wann dann?
- Haltung: kein Angsthase, aber auch nicht übermütig.
Zugegeben, es können in der Community sehr viele Informationen zum Thema abgerufen werden, teilweise für mich fachlich unverständlich, da ETFs bisher auch absolut nicht mein Thema gewesen sind. In ein paar Wochen wird auch kein Experte geboren. Ärgere mich aber nun, nicht schon viel früher damit angefangen zu haben! Vielleicht ergeht es vielen Zeitgenossen ebenso wie mir, lagen die Prioritäten in den vergangenen Jahren doch woanders.
Ob ich Eure Informationen rund um das Thema verstanden habe, wird sicher meine anschließende Frage zeigen.
Habe meiner Ansicht nach dazu verschiedene tools genutzt, um mich über ETFs zu informieren. Habe aber das Gefühl, je mehr ich gelesen habe, desto weniger sehe ich den Wald vor lauter Bäumen!
Bei wem schliesse ich das Depot ab?
Wie schätze ich mich realistisch ein?
Was ist die richtige Anlage?
Wie viel Zeit kann ich aufwenden?
Wie hoch ist der für mich richtige finanzielle Aufwand?
Was ist mein Ziel?
Letzteres kann ich für mich so beantworten, das ich eine kleine Summe monatlich so rentabel wie möglich mittel/langfristig anlegen möchte - nicht als "Pantoffel", sondern schon mit einem persönlichen Maß an Aktivität. Aber, es ist comdirect!
Bevor ich mich nun an Euch mit heutigem Post gewendet habe, nutzte ich den comdirect-Anlagenassistenten. Ergebnis:
Sparplan mit monatlich 175 Euro
- Anleihen (30% A2H59C - TER 0,18%, 10% A1JWS3 - TER 0,50%),
- Aktien (30% LYX0FS - TER 0,15%),
- Edelmetalle (15% A1E0HR - TER 0,45%),
- Immobilien (15% A0LEW6 - TER 0,40%).
Das sagt mir mein Bauchgefühl:
1. insgesamt zu USA-lastig,
2. Gold ist faszinierend, aber teuer (bin seit ein paar Jahren stolzer Besitzer einer sehr kleinen Goldmünze, die ich in Ehren halte!) - was bringen dann monatlich rund 26 Euro in Gold bei aktuellem Kurs?
Der Anlageassistent basiert unbestritten auf Expertenwissen. Dennoch soll es ja mein Sparplan sein. Habe mir nun diesen Sparplan zusammengestellt (aber noch nicht abgeschlossen):
monatlicher Betrag wie oben genannt,
- 25% Anleihen (Welt - A1J40N - TER 0,20%)
- 45% Aktien (Welt - A1JX52 - TER 0,22%)
- 15% Gold (EWG2LD - TER 0,00%)
- 15% Immobilien (Welt - A1T6SY - TER 0,25%)
Aufgrund der Aufteilung der Wertpapiere doch dynamisch, wenn ich das richtig beurteile - aber mit Ausrichtung auf "Welt", um zu streuen und das Risiko auf mehrere Beine zu verteilen.
Was sagt Ihr dazu? Gern Eure Meinung! Über Euer feedback freue ich mich!
Herzlichst grüßt
bgm
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 08.01.2020 01:29
Hallo @bgm und herzlich Willkommen im Kreis der Macher.
Das Wesentliche ist gesagt und ich stimme @Chrissel und den anderen komplett zu. Den A1JX52 halte auch ich für die erste Wahl.
Noch ein paar ergänzende Worte:
Während der Rentenzeit sollte man idealerweise aus dem Angesparten schöpfen können ohne jedesmal – verbunden mit Gebühren – Anteile verkaufen zu müssen. Insofern ist eine Dividendenstrategie natürlich zu bevorzugen.
Anders sähe die Sache allenfalls aus wenn Du nur sparst um zu Vererben, das scheint aber bei Dir nicht der Fall zu sein.
Gold: erwirtschaftet keine laufenden Gewinne und zum Absichern gibt es auch nichts, ist also raus.
Anleihen: siehe Gold
Immobilien: Könnte man machen, angesichts der Sparrate von 175 € würde ich aber nicht splitten. Außerdem hast Du eine Immobile (wenngleich ETFs in eine andere Art von Immobilie investieren).
Da der Anlagehorizont voraussichtlich auch noch lange genug ist wäre also ein breitstreuender Aktien-ETF das Mittel der Wahl. Abgesehen vom A1JX52 könnte man höchstens noch über einen speziellen Dividenden-ETF nachdenken, muss aber nicht sein.
@bgm schrieb:Der Anlageassistent basiert unbestritten auf Expertenwissen.
Ja sicher, aber Experte für was?
Ehrlich gesagt halte ich den Ratschlag des Assistenten für eine Komplett-Katastrophe. Und nachvollziehbarerweise hast Du Dich bei Deiner Optimierung, zumindest bzgl. der groben Richtung, beeinflussen lassen.
Höchstwahrscheinlich war es keine schlechte Idee hier nochmal nachgefragt zu haben.
am 08.01.2020 09:12
Hallo @bgm
eine deiner Fragen (m.E. die wichtigste und leider noch unbeantwortete) lautete: "Wie schätze ich mich richtig ein". Das ist ein leicht übersehener, aber sehr wichtiger Aspekt. Die vielen Empfehlungen, die hier ausgesprochen wurden, sind sicher wertvoll, aber grundsätzlich sollen sich Investitionsentscheidungen an deinem Risikoprofil orientieren und nicht danach, was alle anderen gut und sinnvoll finden. Nur, wie findet man das Risikoprofil heraus?
Dazu empfehle ich dir den Risiko-Simulator von Prof. Weber von der Uni Mannheim:
https://www.behavioral-finance.de/blank
Als Ergebnis erhältst du eine KID Risikoklasse, diese muss auch jeder Investmentfonds in den "Wesentlichen Anlegerinformationen" ausweisen. Der hier schon mehrmals genannte A1JX52 hat z.B. die KID Klasse 5.
Das ist natürlich kein ehernes Gesetz, aber es gibt einem zumindest einen Anhaltspunkt, wieviel Risiko aka Volatilität du "aushältst". Falls da ein sehr kleiner Wert rauskommt, solltest du nicht in Anlagen investieren, die einer viel höheren Assetklasse angehören. Umgekehrt geht es natürlich schon, aber dann "verschenkst" du Rendite, obwohl du eigentlich mutiger bist.
am 08.01.2020 09:25
Ein sehr wichtiger Punkt @uburoi. Ein wenig relativieren möchte ich das immer dann, wenn wir über Sparpläne reden. Hier gehen wir ja eben nicht das Risiko ein, das gesamte Kapital sofort den Kursschwankungen auszusetzen, sondern kaufen monatlich zum jeweiligen Preis neu. Dieser Umstand gepaart mit einem Anlagehorizont von über zehn Jahren macht für mich eine Anlage in risikoärmere Produkte wenig attraktiv. Der wesentliche Hebel für die Risikosteuerung ist in diesem Fall für mich eher die Wahl des monatlichen Betrags, den ich einsetzen möchte.
am 08.01.2020 09:30
Ich fände noch den Hinweis wichtig (weil ich im Eingangspost nichts dazu gefunden habe), dass man in jedem Fall einen liquiden, sicheren Notgroschen haben sollte. In der Regel 3-6 Nettomonatsgehälter (als Eigenheimbesitzer wahrscheinlich tendenziell eher ab 6 Monate), um bei unvorhergesehen Ereignissen oder Ausgaben nicht zwischendurch zu schlechten Kursen verkaufen zu müssen. Hierfür würde sich im Regelfall ein Tagesgeldkonto anbieten.
am 08.01.2020 10:11
Definitiv ein guter und wichtiger Punkt.
Aus meiner Sicht hat @bgm mit seiner Angabe "kein Angsthase, aber auch nicht übermütig" da eine ausreichend detaillierte Antwort gegeben und ich bin nach wie vor der Meinung die hier gegebenen Empfehlungen, insbesonder A1JX52, entsprechen dieser Anforderung.
Trotzdem kann es natürlich nicht schaden seine eigene Einschätzung mal zu überprüfen. Wobei ich grundsätzlich davon ausgehe, dass sich jeder in der theoretischen Betrachtung für risikoaffiner einschätzt als er es in der Praxis (Crashfall) tatsächlich ist. Ich will mich da auch gar nicht ausnehmen obwohl ich 2001-2003 und 2008 auch schon dabei war.
am 08.01.2020 10:19
Dazu gibt es übrigens auch eine super interessante Veröffentlichung der TU Chemnitz:
www.tu-chemnitz.de/mathematik/inverse_probleme/fulltext/costaverage.pdf
Der Tenor lautet:
"wer nach dem Cost Average Prinzip spart und seine Investitionen zeitlich streckt, verzichtet zwar auf Ertrag, wird aber mit einer Risikominderung belohnt"
Das wird beim Thema Sparplan vs. Einmalinvestment m.E. noch viel zu wenig kommuniziert. Es wird gern darauf herumgeritten, dass die Rendite bei einem Einmalinvestment dem Sparplan weit überlegen sein, aber damit geht auch ein höheres Risiko aka Standardabweichung einher. Das bestätigt ja das allgemeine Mantra der Finanzmärkte: Rendite und Risiko sind gegenläufig. Eigentlich sollte sich die eigene Risikoklasse nicht nur in den Assetklassen spiegeln, sondern auch darin ob man (falls die Möglichkeit besteht), ob man einmalig oder im Sparplan investiert.
am 08.01.2020 11:08
Hallo zusammen,
ich halte 100 % Aktien im bei 50 + für relativ risikoreich. Die ersten Jahre wird man einen Crash anhand des Vermögens noch nicht so stark merken, aber falls dieser nach 5 - 10 Jahren kommen sollte, hauts schon ordentlich rein. Daher würde ich auf jeden Fall Anleihen oder Tagesgeld mit beimischen.
Der Aktien ETF an sich ist gut, die Dosis ist entscheidend.
@bgm Welchen maximalen Verlust traust du dir zu, ohne, dass es weh tut?
Grüße aus Dresden
Sonni
am 08.01.2020 13:05
Liebe Community,
Ihr seid klasse! Vielen, liebe Dank! Habe noch nicht alles lesen können. Melde mich später.
Herzlichst grüßt
bgm
am 08.01.2020 14:39
@ehemaliger Nutzer schrieb:ich halte 100 % Aktien im bei 50 + für relativ risikoreich.
Mach mich nicht nervös, bei mir ist's dieses Jahr soweit ![]()
Aber im Ernst.
Ich habe für mich entschieden, dass die Sache durchgezogen wird. Mir leuchtet nämlich nicht ein warum man bei Rentenbeginn (angenommen mit 63 Jahren) alles nur noch in Sicherheit umschichten soll. Statistisch hat man noch locker 20 Jahre vor sich und üblicherweise braucht man ja nicht einen nennenswerten Teil seines Ersparten in den ersten 5 Jahren.
Gerade in Nullzinsphasen finde ich es durchaus akzeptabel beizeiten auf eine Dividendenstrategie umzustellen (Nachhaltigkeit, nicht Höhe) und den Kurs Kurs sein zu lassen.
Besser ist es natürlich, wenn die Ein- bzw. Entnahmen aus dem Depot nur als Zubrot benötigt werden und nicht den gesamten Lebensstandard finanzieren müssen. Nach einem Job in der bekannt gut zahlenden Chemiebranche und mit abbezahltem Eigenheim setze ich das aber mal voraus.
am 08.01.2020 17:59
Vollkommen richtig GetBetter,
Warum sonst halte ich ICC, Vapiano, Staramba, Baumot, Snap und Co ![]()
Also weiter mit über 60
Grüße
hu