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Todeskreuz im DAX -- Gefahr für Eure Aktien!

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe Anleger,

 

manche verteufeln Charttechnik als Kaffeesatzleserei. Sie analysieren lieber wochenlang Bilanzen, kaufen dann eine Aktie, weil sie total unterbewertet ist, und schauen danach zu, wie die Aktie weitere Jahre fällt, weil die doofe, doofe, dumme, dumme, doofe Börse die Unterbewertung einfach nicht erkennen mag. Das nennt man "Anlegen nach Prof. O.". Schönen Gruß! Ich weiß, er liest hier immer mit und kauft privat meine Tips.

 

Aber ich schweife ab. Man könnte auch sagen, ich plaudere mich hier um Kopf und Kragen.* Am besten einmal auf  <Reset>  drücken und neu anfangen.

 

Liebe Anleger!

 

Im DAX beträgt der gleitende 200-Tage-Durchschnitt derzeit relativ konstant ca. 12.720 Punkte, Tendenz leicht fallend, und die 50-Tage-Linie steht bei etwa 12.810 Punkten, mit etwa 20 Punkten pro Tag fallend. Mit anderen Worten, bald wird im DAX der gleitende 50-Tage-Schnitt unter das längerfristige, fallende Mittel über 200 Tage fallen -- eine der klassischen Formationen, die mit hoher Verlässlichkeit einen längeren Abwärtstrend signalisieren. Charttechniker bezeichnen diese Situation als "Todeskreuz". Gerne mal googeln.

 

In der Regel behalten über kurz oder lang diejenigen Anleger die Oberhand, die auf die großen Trends setzen -- also die Charttechniker. Ganz einfach, weil hier das meiste Geld vorhanden ist. Spätestens im Falle eines drohenden Trendbruchs werden diese Profis tätig, weshalb die jeweiligen Hochs und Tiefs der Trendbewegungen eine so entscheidende Rolle spielen. Mehr dazu habe ich hier geschrieben.

 

Wenn es so kommt, dann steht dem DAX wohl eine anhaltend schwierige Zeit bevor. Wir hatten zuletzt im September 2015 ein Todeskreuz im DAX-Chart. Damals hat der Markt innerhalb von einem Monat knapp zehn Prozent verloren. Je nachdem, auf welchem Niveau jetzt das Signal kommt, müssen wir uns also wohl oder übel auf neue Tiefstkurse einstellen, die unter den Tiefstständen Ende Februar liegen werden.

 

Eine wichtige Unterstützung besteht noch zwischen 11.800 und 11.720 Punkten. In dieser Gegend liegt ein so genanntes Fibonacci-Retracement des Aufwärtstrends, der im Februar 2016 begonnen hat. Darunter kann es richtig ungemütlich werden.

 

Wie Ihr auf fallende Kurse reagieren könnt, habe ich beispielsweise hier schon erläutert. Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich erwarte keine längerfristige Baisse oder einen Crash. Aber ich hatte ja schon Anfang Februar hier in der Community ausführlich begründet, warum es auf absehbare Zeit keine stark steigenden Kurse mehr geben wird. Ich hatte Euch damals empfohlen, der Versuchung "billig, billig, billig" zu widerstehen und lieber über Stopkurse etwas Cash aufzubauen. Diejenigen von Euch, die meinem Rat gefolgt sind, können jetzt ganz entspannt abwarten, wo sich ein Boden im DAX bildet.

 

Immerhin haben wir uns über einen neunjährigen Aufwärtstrend gefreut. Das ist äußerst selten, und es wäre völlig normal, wenn es jetzt vielleicht mal ein oder zwei Jahre lang seitwärts oder abwärts geht. Das muss nicht morgen beginnen (morgen ist eh Samstag), aber Ihr solltet das für viele von Euch noch ungewohnte Szenario zumindest bitte auf dem Schirm haben.

 

Nach wie vor gibt es schöne Aktien mit Aufwärtstrend. Ich bin gerade heute beispielsweise in Swedish Match mit der WKN 900439 eingestiegen (Danke an @Thorsten_ für den Tip). Die Aktie ist auch fundamental attraktiv, und der langfristige Aufwärtstrend seit 1999 gefällt. Weitere Trendaktien findet Ihr in meinen Sternelisten. Aber es ist nicht verboten, lieber ein wenig Cash aufzubauen und das Donnerwetter mal noch abzuwarten.

 

Damit wünsche ich allen Fundamental-Anlegern und allen, die lieber der Charttechnik folgen, ein wunderschönes, erholsames Wochenende.

 

Viele Grüße aus einem trüben München

 

nmh

 

___________________

*)  Liebe Rechtsanwälte, Post bitte gerne an nmh, München. DOCH, das kommt an!

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
25 ANTWORTEN

Bankazubi
Autor ★★
33 Beiträge

Um mal bei der Charttechnik zu bleiben... was haltet ihr von der gewaltigen Kopf und Schulter Formation die sich im Dax so langsam materialisieren könnte. Dem gegenüber steht der kürzerfristige und starke Aufwärtstrend und eine ähnliche Formation in 2017, bei der der Dax mehrfach 12.000 Punkte testete um dann auf 13.500 Punkte zu klettern. Welcher wird sich eurer Meinung durchsetzen? Folgt man dem Aufwärtstrend und betrachtet die 12.000 Punktemarke als starke Unterstützung könnten wir uns auf neue Allzeithochs gefasst machen. Für die Formierung eines Kopf und Schulter Chartbilds wären jetzt ein paar Wochen auf dem jetigen Niveau so um 12.800 Punkte nötig. Je länger der Dax an dieser Marke scheitert, desto wahrscheinlicher ein Absturz unter 12.000 oder??? Eure Meinungen bitte!

Chartbild Dax.png

 

 

 

MaxHeadroom
Experte ★
204 Beiträge

Hallo @Bankazubi!

Ich richte mich darauf ein, dass wir in den kommenden 3 bis 4 Wochen die 12.000 noch einmal von unten sehen werden. Mitte September würde ich dann langsam wieder einsteigen.

Viele Grüße

Max

baha
Mentor ★★★
2.680 Beiträge

Ich könnte mir gut vorstellen, dass es kurzfristig auch noch über die 13.000 geht, der harte Widerstand bei 12.600 wurde nun ja geknackt, der starke Dollar tut sein übriges dazu...

 

Aber danach kann es auch wieder bergab gehen, wie @MaxHeadroom schon schreibt. Die Lage ist doch nach wie vor sehr unsicher (siehe z.B. auch Zollgeschichte, fallender Geschäftsklimaindex, ...).

Shane 1
Mentor ★★
1.919 Beiträge

Hallo zusammen,

heute Abend flatterte eine Mail vom Deutschen Aktienstammtisch bei mir in die Box.

Laut dem Doc (Dr. Markus Schorr) knackt der DAX die 13.000 relativ schnell. Als Begründung folgten die üblichen Argumente.

Kann leider den Text nicht einstellen, da ich diese Glaskugelweisheiten nach dem Lesen immer gleich wieder lösche.  

@baha

weil du von unsicheren Zeiten sprichst, ich kann mich eigentlich nicht an eine Zeit erinnern, in welcher es nie irgendwelche Probleme (politischer oder wirtschaftlicher Art) gegeben hätte. Irgend etwas ist immer los, und die einen trommeln dann zum Kauf, die anderen prophezeien den Weltuntergang.

Grüßle - Shane

baha
Mentor ★★★
2.680 Beiträge

@Shane 1 völlig richtig. Man darf sich nicht verrückt machen lassen. 

 

Erst heute wurde wieder überall orakelt, man muss die Arbeitsmarktzahlen abwarten. Jetzt sind sie schlechter als erwartet, und der Dax steigt trotzdem. Lachender Smiley

 

Tendenziell habe ich aber schon den Eindruck, dass die Großwetterlage "dramatischer" aussieht als vor 20 Jahren.

longtrader
Mentor ★★★
2.664 Beiträge

@baha, dieser Thread ist ja fast "eingeschlafen". Merkwürdig, da hier immer wieder recht interessante Themen angesprochen werden. Ich glaube, der folgende Ausschnitt aus einer Analyse, die ich heute erhalten habe, passt hier ganz gut hinein (das Einfügen der Grafiken habe ich mir erspart, die Ausführungen sind selbstredend):

"Was mich als Anleger interessiert ist, wie es um die Unternehmen steht, in die ich investieren kann. Ich habe deshalb einen genaueren Blick auf die Verschuldungssituation von deutschen und US-amerikanischen börsennotierten Unternehmen geworfen, die nicht in erster Linie im Finanzsektor tätig sind (weil das mit der Verschuldung im Finanzsektor eine leicht andere Sache ist) – insgesamt immerhin fast 600 deutsche Unternehmen und mehr als 2.100 Firmen, die im Russel 3000 Index enthalten sind.

Was auffällt ist die unterschiedliche Entwicklung bei der Nettoverschuldung (Gesamtschulden abzüglich Bargeld und anderer liquider Mittel) im Verhältnis zum Eigenkapital  in beiden Ländern seit der Finanzkrise. In den ersten Jahren nach der Finanzkrise verbesserte sich der Verschuldungsgrad in beiden Ländern relativ deutlich, bis es wieder leicht in die andere Richtung ging. Ab dem Jahr 2014 gehen beide Gruppen andere Wege. Während sich die Verschuldungssituation in Deutschland insgesamt verbesserte und heute relativ deutlich unter dem Niveau während der Finanzkrise liegt, ist es in den USA genau anders herum.

Allerdings geben diese Zahlen nur einen sehr eingeschränkten Blick, denn große Unternehmen wirken sich viel mehr auf diese Zahlen aus als kleine Unternehmen. In anderen Worten: Es könnte auch einfach sein, dass nur ein paar große Unternehmen in Deutschland ihre Schulden abgebaut haben und so das Bild verzerren. Das würde man auf den ersten Blick nicht erkennen. Daher ein genauerer Blick auf die Zahlen – konkret auf den Anteil an Unternehmen mit einem bestimmten Verschuldungsgrad.

Wir sehen, dass US-Unternehmen sowohl heute als auch während der Finanzkrise höher verschuldet sind und waren als deutsche Unternehmen. Die Grafiken in Worten:

  • In den USA hatten im Jahr 2008 die Hälfte aller Unternehmen einen Verschuldungsgrad von mindestens 27 % und ein Viertel aller Unternehmen einen Verschschuldungsgrad von mindestens 88 %. Heute liegen diese Zahlen höher, und zwar bei 34 % beziehungsweise 96 %.

  • In Deutschland hatten im Jahr 2008 die Hälfte aller Unternehmen einen Verschuldungsgrad von mindestens 12 % und ein Viertel aller Unternehmen einen Verschuldungsgrad von mindestens 73 %. Heute sind diese Zahlen mit weiterhin 12 % beziehungsweise 57 % identisch beziehungsweise sogar niedriger.

Kurz zusammengefasst heißt all das: In den USA ist der Anteil an höher verschuldeten Unternehmen deutlich höher als bei uns.

Auch das muss nun für sich alleine nicht negativ sein. Viel wichtiger als der Verschuldungsgrad ist, ob die Unternehmen ausreichend Gewinne erzielen, um ihre Schulden bedienen zu können.

Dafür werfen wir einen Blick auf die sogenannte Zinsdeckungsquote. Diese gibt an, um wie viel höher der operative Gewinn der Unternehmen im Vergleich zu den Zinszahlungen sind, die diese Unternehmen erbringen müssen.

Was uns diese Grafik zeigt, ist, dass die Bedienung der Schulden für Unternehmen in den USA heute deutlich schwieriger ist als noch während der Finanzkrise. In Deutschland ist es genau anders herum. Konkret hat die Hälfte aller betrachteter US-Unternehmen heute eine Zinsdeckungsquote von weniger als 4. Das heißt, dass mehr als ein Viertel ihres operativen Gewinns für Zinszahlungen verschlungen wird. Das ist ein Wert, bei dem ich als Anleger schon ganz genau hinschauen würde, wie nachhaltig das alles ist. In Deutschland beträgt der Wert nur ein Bruchteil davon.

Ein Teil dieser Differenz zwischen den USA und Deutschland kann sicherlich auch dadurch begründet werden, dass die Zinsen in den USA in den vergangenen Quartalen schon wieder steigen, während sie sich bei uns noch immer ganz unten im Keller befinden. Aber trotzdem ist es keine gewagte Schlussfolgerung zu sagen, dass deutsche Unternehmen deutlich vernünftiger mit dem billigen Geld umgehen, das ihnen die Notenbanken praktisch nachwerfen. Mir scheint es, als könnten sich in den USA ziemlich viele Unternehmen übernommen haben."

Der letzte Satz ist nicht nur ein gutes Schlusswort, sondern bereitet mir mehr und mehr Bauchschmerzen. Aber das sagte ich bereits vor Jahren. Wir werden einen neue Finanzkrise bekommen, und die wird erheblich größere Folgen haben als die von 2008. Die Frage ist nicht ob, sondern wann sie kommt. Die Anzeichen verdichten sich, auch wenn die Weltkonjunktur augenscheinlich sehr gut läuft. Aber das war immer unmittelbar vor einer größeren Krise der Fall.