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Ruhige Nächte für vorsichtigere Anleger:innen: Dem Welt-ETF die Treue halten

digitus
Legende
8.383 Beiträge

Liebe Peergroup,

 

in diesen Zeiten mit einem „Bärenmarkt", der für eine Bereinigung (= Verluste) an den Wertpapiermärkten sorgt, werden insbesondere die Anleger (m/w/d) unruhig und mutlos, die erst seit dem vergangenen Jahr erste Erfahrungen an der Börse sammeln.

 

Aber auch etlichen alten Hasen ist das Lachen angesichts der roten Zahlen seit dem Jahresbeginn vergangen.

 

Und eigentlich hätte ich den Artikel nach der Überschrift schon wieder beenden können, weil da alles wichtige drinsteht:

 

Ruhige Nächte für vorsichtigere Anleger:innen: Dem Welt-ETF die Treue halten

 

Ich hatte bereits an anderer Stelle geschrieben, dass ich größere Cash-Beträge auf den Konten noch schlechter aushalte als die roten Zahlen im Depot. Deswegen habe ich die Erträge aus Stop-Loss-Verkäufen unmittelbar wieder in Welt-ETF-Klassiker* gepackt.

 

Ich werde nicht müde, auf das großartige MSCI-World-Renditedreieck von Christian W. Röhl („Dividendenadel“) hinzuweisen.

 

MSCI-World-Renditedreieck-2022-Einmalanlage

[via]

 

Hier ist abzulesen, welche durchschnittliche Jahresrendite bei einer Einmalanlage in den MSCI World über verschiedene Zeiträume zu erzielen war:

 

Die vielen grünen Felder sind die gute Nachricht: Es gab seit 1971 nur sehr wenig Zeiträume, in denen negative Renditen erzielt wurden, also Verluste entstanden (und bei Entnahme realisiert werden mussten).

 

Deswegen ist der mutmaßlich langweilige Welt-ETF auch eine sleep-well-at-night-Anlage.

 

Es gibt das Renditedreieck auch für die Sparplan-Anlage in den MSCI World. Die dunkelroten Felder sind hier sogar noch etwas weniger.

 

MSCI-World-Renditedreieck-2022-Sparplan

[a.a.O.]

 

Christian W. Röhl weist auf der oben verlinkten Seite zu Recht darauf hin,

„dass der Investment-Horizont nicht zu starr bemessen sein darf. Die Flexibilität, einen (Teil-)Ausstieg notfalls ein oder zwei Jahre zu verschieben, kann schnell mehrere Renditepunkte wert sein. Und wer zu einem bestimmten Zeitpunkt ans Geld muss, sollte mit dem „Entsparen“ nicht bis kurz vor knapp warten und in guten Phasen schon mal ein bisschen Liquidität schaffen.“

 

Auf jeden Fall trotz aktuell roter Zahlen bitte der Versuchung widerstehen, durch Verkäufe in der Krise Verluste zu begrenzen oder doch ein bisschen Gewinn zu retten.

 

Die Losung muss sein:

  • Das Geld im Welt-ETF lassen
  • den Sparplan weiter führen und
  • im Gegenteil eher die Sparraten aufstocken!

Niedrige Kurse bedeuten günstige Einstiegspreise!

 

Für Welt-ETFs gibt es keine falschen Einstiegszeitpunkte!

Der richtige Moment, Anteile für einen Welt-ETF zu kaufen, ist immer JETZT!

 

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende, Erfolg bei der Geldanlage und ruhigen Schlaf,

Andreas

 

* Welt-ETFs, sind solche, die den MSCI World, den ACWI bzw. den FTSE All-World oder Global All Cap abbilden (siehe auch die ETF-FAQ)

59 ANTWORTEN

KWie2
Mentor ★★
1.570 Beiträge

Hallo,

 


@digitus  schrieb:

Christian W. Röhl weist auf der oben verlinkten Seite zu Recht darauf hin,

„dass der Investment-Horizont nicht zu starr bemessen sein darf. Die Flexibilität, einen (Teil-)Ausstieg notfalls ein oder zwei Jahre zu verschieben, kann schnell mehrere Renditepunkte wert sein. Und wer zu einem bestimmten Zeitpunkt ans Geld muss, sollte mit dem „Entsparen“ nicht bis kurz vor knapp warten und in guten Phasen schon mal ein bisschen Liquidität schaffen.“

 

Das ist sehr treffend zitiert.

Man hat mit dem Sparplan nämlich nur dann im worst case (Verkauf 2008) erst nach 22 Jahren die Inflationsrate heraus, wenn man dann in einem denkbar ungünstigen Moment alles verkauft.

Dazu ist aber niemand gezwungen und so sind die Renditedreiecke als eine konservative (hier: übertriebene) Einschätzung der Risiken zu vestehen.

 

Gruß: KWie2

... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...

Holger_81
Experte
109 Beiträge

Ich kann dem ganzen Beitrag wie meine Vorredner:innen nur beipflichten. Jedoch möchte ich ein kleines (aber eminentes) Detail betonen: Es handelt sich hierbei um historische Renditen, welche keineswegs prädiktiv für zukünftige Erträge sein müssen.

 

Wieso ich dieses Detail betone? Weil sonst der Eindruck entstehen könnte, dass ETFs auch garantiert in den nächsten 20 Jahren so viele grüne Jahre hinlegen werden und man sich deswegen freilich blind auf diese Empfehlung verlassen könne.. Euer Geld, eure informierte Entscheidung, eure Verantwortung!

 

In guter Hoffnung habe ich meine Sparrate auf einen World ETF ebenfalls erhöht. 😊

 

Cheers

Holger

CurtisNewton
Mentor ★★★
2.938 Beiträge

@KWie2  schrieb:

Hallo,

 


@digitus  schrieb:

Christian W. Röhl weist auf der oben verlinkten Seite zu Recht darauf hin,

„dass der Investment-Horizont nicht zu starr bemessen sein darf. Die Flexibilität, einen (Teil-)Ausstieg notfalls ein oder zwei Jahre zu verschieben, kann schnell mehrere Renditepunkte wert sein. Und wer zu einem bestimmten Zeitpunkt ans Geld muss, sollte mit dem „Entsparen“ nicht bis kurz vor knapp warten und in guten Phasen schon mal ein bisschen Liquidität schaffen.“

 

Das ist sehr treffend zitiert.

Man hat mit dem Sparplan nämlich nur dann im worst case (Verkauf 2008) erst nach 22 Jahren die Inflationsrate heraus, wenn man dann in einem denkbar ungünstigen Moment alles verkauft.

Dazu ist aber niemand gezwungen und so sind die Renditedreiecke als eine konservative (hier: übertriebene) Einschätzung der Risiken zu vestehen.

 

Gruß: KWie2

Das Pendel schlägt aber in beide Richtungen. 

Das die Lebenserwartung z.B. bei 80 Jahren liegt heißt nämlich nicht dass man 80 Jahre alt wird. Man kann 100 Jahre werden oder nur 60 oder auch nur 20. 

 

Wer sich einen MSCI World März 2000 ins Depot gelegt (Einmalinvest) hat konnte sich November 2006 freuen vor Inflation wieder genau soviel Geld zu haben wie beim Einstieg. Und dann konnte man sich April 2013 wieder freuen vor Inflation genauso viel Geld zu haben wie 2000 beim Einstieg. Mit ein wenig Pech hat man aber 2013 gar nicht mehr erlebt. Die Aussage dass niemand gezwungen ist zu verkaufen ist natürlich inhaltlich richtig, aber auch nicht zwangsweise zielführend.

 

Die Theorie Buy and Hold basiert dummerweise darauf dass man vorsehen kann dass man das Geld

a.) die nächsten 20 Jahre nicht braucht

b.) in 20 Jahren immer noch 10 Jahre Zeit hat sich den Ausstiegszeitpunkt zu suchen.

 

Damit will ich nicht sagen dass man aktuell seine ETF verkaufen soll (ich selber habe gerade aufgestockt),

man sollte sich aber auch durchaus mal über Exit Strategien Gedanken machen.

 

--------------------
"Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance." - Victor Hugo

digitus
Legende
8.383 Beiträge

@Holger_81: Mist, ertappt. DAS betone ich sonst (fast) jedesmal bei meinen ETF-Artikeln. Dieses Mal habe ich es vergessen 😐. Deswegen Danke für den Hinweis!

 

@CurtisNewton: Jetzt hast du aber auch exakt die Loser-Zeiträume rausgepickt 😁. Aber du hast Recht (und das schreibt ja auch CWR) dass man sich rechtzeitig Gedanken machen muss, wie sich die Entnahme optimieren lässt. Auch dir Danke für den Zwischenruf!*

 

Grüße,

Andreas

 

* vielleicht nur das zitieren, worauf du dich tatsächlich beziehst - erhöht die Lesbarkeit 🤗

 

kaufnix
Autor ★★★
59 Beiträge

Ich habe den Welt-ETF in einem Sparplan vor einiger Zeit angefangen, er läuft stur durch. Perspektive war 10-15 Jahre.  Bei niedrigen Werten habe ich mit einmalkäufen aufgestockt. Der ETF ist nur ein Teil der Anlagen. Da sind ander Fonds mit unterschiedlichen Risikoklassen die seit Jahren laufen und eine schöne Rendite gebracht haben. Ein oder 2 Haben die Funktion eines Sparbuchs übernommen. Ich muss den ETF daher nicht verkaufen. Die Lehre aus den Anlagen seit der Schüler und Studentenzeit war - reglmäßig anlegen, laufen lassen und ab und an überprüfen ob der angelegte Fond noch generell gut ist und die Anlageinteressen wiedespiegelt oder nicht. Daher schocken mich Schwankungen oder Kurseinbrüche nicht wirklich. Danke für die Darstellung.

GetBetter
Legende
7.361 Beiträge

@kaufnix  schrieb:

Ich habe den Welt-ETF in einem Sparplan vor einiger Zeit angefangen, er läuft stur durch. Perspektive war 10-15 Jahre.  Bei niedrigen Werten habe ich mit einmalkäufen aufgestockt.

[...]

Die Lehre aus den Anlagen seit der Schüler und Studentenzeit war - reglmäßig anlegen, laufen lassen und ab und an überprüfen ob der angelegte Fond noch generell gut ist und die Anlageinteressen wiedespiegelt oder nicht. Daher schocken mich Schwankungen oder Kurseinbrüche nicht wirklich.


Aus meiner Sicht ist das der einzig richtige Weg, einen entsprechend langen Anlagezeitraum vorausgesetzt.

 

Ich habe meinen ersten Sparplan im Mai 2002 begonnen und seither stur wie ein Esel bedient. Die ersten zwölf Monate ging es konstant bergab da die Dotcom-Krise noch nicht ausgestanden war und kaum waren die roten Zahlen einigermaßen ausgeglichen kam die Finanzkrise und hat wieder alles absaufen lassen.  Dennoch wurde der Sparplan weiter bedient.

 

Im Rückspiegel betrachtet ist es natürlich so, dass ausgerechnet die in den schwierigsten Phasen gekauften Anteile heute den größten Beitrag zum Gesamtgewinn beisteuern. Wer immer nur kauft wenn es vergleichsweise teuer ist, der darf halt nicht den höchstmöglichen Gewinn erwarten.

Sicherheit ("Bevor ich ins Minus rutsche verkaufe ich lieber") kostet Rendite. It's that simple!

 

Einer der damaligen Vorteile war natürlich, dass man nicht minütlich einen neuen Depotstand geliefert bekam. Um zu sehen was Sache ist musste man den monatlichen Finanzreport abwarten, der damals auch noch mit der Post kam. Wenn's der Sache dient kann man sich diesen Informationsnotstand aber natürlich selber fabrizieren: Einfach nicht mehr ins Depot schauen. Problem gelöst!

 

Für einen ETF110 oder vergleichbare ETFs würde ich diese Methode bedenkenlos jedem empfehlen, einen entsprechend langen Anlagezeitraum vorausgesetzt (siehe oben).

digitus
Legende
8.383 Beiträge

Das von @haxo in seiner unnachahmlich launigen Art Geschriebene gilt - das hatte ich oben angedeutet - auch für schmale Nischen-ETFs, die man regelmäßig, aber natürlich gerade auch in der Krise auf den Prüfstand stellen sollte.

 

Dazu verweise ich auf meinen Frühjahrsputz-Artikel vom Januar.

 

Grüße,

Andreas

MatMiller
Experte ★
258 Beiträge

Wenn ich anderen Menschen die Geldanlage in einen ETF auf den MSCI World nahebringen will, zeige ich auch gerne dieses Renditedreieck.

Aber darin gibt es auch diesen leidlichen Zeitabschnitt von 2000 bis 2014. Auch wenn man aus der Vergangenheit nur bedingt auf die Zukunft schließen kann, muss man sich das mal vorstellen. Anfang 2000 entschließt sich ein 55jähriger in einen Weltindex zu investieren, weil er 10 Jahre später in Rente gehen will sich dann für das Geld eine Segelyacht kaufen will. Entsetzt betrachtet er den Wertverlust seines Invests bei Platzen der Dotcom-Blase und freut sich, als es wieder bergauf geht. Natürlich verkauft er auch in 2007 nichts, denn der Index steigt ja wieder und er will noch ein bisschen gut machen. Dann kommt der nächste Crash und als er 65 Jahre alt wird, ist sein Depotbestand weniger wert als 10 Jahre vorher. Am Ende wird es keine Segelyacht, sondern eine Nummer kleiner und dass sein Depot dann endlich, als er 68 wird, wieder den Ausgangswert erreicht hätte, interessiert ihn nicht mehr.

 

Dieser Zeitraum war natürlich krass, aber zeigt, wie es laufen kann. Unwahrscheinlich, aber möglich. Ich werde dieses Jahr 57 und bin seit etwa 3 Jahren investiert. Spät, ich weiß, aber kann man nix machen. Ich bin immer wieder etwas beunruhigt und überlege, wie es wohl weitergeht. Und ich rate ganz vielen jungen Leuten in meinem Umfeld, ganz früh mit dem ETF-Sparen anzufangen.

digitus
Legende
8.383 Beiträge

@MatMiller: Guter Zwischenruf! Ja, die roten Felder lassen sich nicht leugnen. Und man muss ständig im Hinterkopf haben, dass Börse ein Auf und Ab ist. Deswegen - und das hast du ja hervorgehoben - möglichst frühzeitig anfangen. Und auch in Tages- und Festgeld investieren, dass man notfalls entnehmen kann, ohne sofort Verluste zu realisieren.

 

Grüße,

Andreas

Lars123
Experte ★★
301 Beiträge

Ausdrücklich möchte ich auch keinen Rat geben, ETFs jetzt zu verkaufen.

 

Aber es wurden ja ein paar negative Szenarien genannt. Da gibt es natürlich noch mehr. Am berühmtesten und heftigsten war sicher 1929. Nicht nur eine gewaltige Weltwirtschaftskrise, sondern auch noch ein Weltkrieg haben einer ganzen Generation das Investment verdorben. Der Dow hat was, 25 Jahre oder so gebraucht, um nominell wieder bei +/- 0 zu stehen. Real viel schlechter, weil die USA u.a. auch aus ihren Schulden rausinflationiert sind damals. Auch die kombinierten 1960iger und 1970iger sehen real schlecht aus im Aktienmarkt, wenn man erst ab 1970 anfängt zu schauen, fällt das nicht so arg auf....

WENN die Welt jetzt die "Globalisierung" tatsächlich zurückdreht, dann ist die Grundlage für die Aktienzuwächse der letzten 30 Jahre im Prinzip weg. Dann nützt der Blick in die Vergangenheit nichts, dann werden wir mal locker 20 Jahre nichts verdienen an den Aktienmärkten, mindestens real nicht und alles andere ist ja irrelevant. 

 

Ob es so kommt, weiß ich auch nicht. Aber weil das niemand weiß, diversifiziert man. Ich sag mal so viel: Für mich heißt diversifizieren nicht nur, das Aktieninvestment breit zu streuen....