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so geht's: Bonuszertifikate für Kenner

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe Zertifikatefreunde (m/w),

 

ich freue mich sehr über das positive Feedback auf meine Idee, mit Bonus-Zertifikaten anzulegen. Dennoch gibt es einige Fallstricke, vor denen ich Euch schützen möchte. Zur Erinnerung:

 

Ähnlich wie die bekannten Discount-Zertifikate ist ein Bonus-Zertifikat ein Wertpapier mit eigener WKN, das eine Aktie oder einen Index (z.B. DAX) als Ausgangsbasis hat, der sogennante "Basiswert". Es gibt also zum Beispiel von der Commerzbank, von der BNP oder von der Deutschen Bank jeweils Bonus-Zertifikate auf den DAX, auf die Siemens-Aktie oder auf andere Aktien. Die jeweilige Aktie oder der DAX ist der Basiswert oder auch "Underlying" genannt, und die Bank, die das Zertifikat herausgibt, ist der Emittent. Außerdem hat jedes Bonuszertifikat u.a. eine bestimmte Laufzeit (Fälligkeitstag), eine Barriere und einen Bonusbetrag, der dann garantiert ausgezahlt wird, wenn der Basiswert die Barriere niemals während der Laufzeit verletzt hat. Die Barriere sollte also unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegen. Die Art der Tilgung (bei Fälligkeit) hängt beim Zertifikat also davon ab, wie sich der Basiswert während der Laufzeit verhalten hat. Konkreter:

 

Es gibt zwei Typen, die leider neulich bei der Diskussion durcheinander geworfen wurden:

1.   Bonus-Zertifikate ohne Obergrenze

Parameter: Basiswert, Barriere, Bonusbetrag, Fälligkeitstag

Es gilt: Wenn die Barriere während der gesamten Laufzeit des Zertifikates niemals berührt oder unterschritten wird, dann gibt es am Fälligkeitstag entweder den Bonusbetrag (in bar) oder den Wert der Aktie, je nachdem, was höher (für den Anleger besser) ist. Falls der Bonusbetrag zur Auszahlung kommt, hat man die sogenannte "Bonusrendite" kassiert.

Falls die Barriere touchiert wurde, entfällt der Bonusanspruch, es gibt also bei Laufzeitende (erst dann!) den Wert der Aktie -- ohne Limit nach oben oder unten.

"Wert der Aktie" bedeutet entweder Barausgleich (bei den meisten Emittenten) oder einen Umtausch in die Aktie (z.B. bei Commerbank-Zertifikaten, meistens im Verhältnis eins zu eins).

2.   Bonus-Zertifikate mit Obergrenze ("capped bonus")

Parameter: Basiswert, Barriere, Bonusbetrag, Obergrenze, Fälligkeitstag

Es gilt: Wenn die Barriere während der gesamten Laufzeit des Zertifikates niemals berührt oder unterschritten wird, dann gibt es am Fälligkeitstag entweder den Bonusbetrag (in bar) oder den Wert der Aktie, je nachdem, was höher ist, jedoch maximal die Obergrenze.

Falls die Barriere touchiert wurde, entfällt der Bonusanspruch, es gibt also bei Laufzeitende (erst dann!) den Wert der Aktie, jedoch maximal die Obergrenze.

Die Obergrenze stimmt in aller Regel mit dem Bonusbetrag überein. In diesem häufigen Sonderfall gibt es nur zwei Szenarien bei Laufzeitende:

1.  Die Barriere wurde irgendwann verletzt, dann gibt es den Wert der Aktie.

2.  Die Barriere wurde nie verletzt, dann wird die Obergrenze in bar ausgezahlt, und man hat die maximal mögliche Rendite vereinnahmt, die in diesem Fall mit der Bonusrendite identisch ist.

"Wert der Aktie" bedeutet entweder Barausgleich (bei den meisten Emittenten) oder einen Umtausch in die Aktie (z.B. bei Commerbank-Zertifikaten).

 

Wovon hängt die Rendite ab?

 

Je länger die Restlaufzeit des Zertifikates, je höher die während der Restlaufzeit gezahlte Dividende des Basiswertes und je stärker der Basiswert schwankt, desto wahrscheinlicher ist ein Bruch der Barriere während der Restlaufzeit, und desto höher ist folglich die Bonus-Rendite des Zertifikates.

Welchen Haken haben Bonus-Zertifikate?

1.  Die Dividende, falls während der Laufzeit eine gezahlt wird, geht verloren. Damit wird der Bonus-Effekt finanziert. Aus diesem Grund sind Bonus-Zertifikate auf dividendenstarke Aktien attraktiver.
2.  Manche Bonuszertifikate kosten mehr als zur gleichen Zeit die Aktie. Man spricht vom "Aufgeld". Auch dadurch wird der Bonusanspruch finanziert. Achtung: Falls die Barriere verletzt wird, ist das Aufgeld für immer verloren.*
3.  Falls es eine Obergrenze gibt, ist nicht mehr Rendite drin - ähnlich wie beim Discount-Zertifikat.
4.  Falls der Emittent während der Laufzeit pleite geht, ist das Geld weg.

Und warum soll ich das tun?


Capped-Bonus-Zertifikate (also mit Obergrenze) mit tiefer Barriere eignen sich sehr gut für einen kurzen Zeitraum von einigen Monaten bis wenigen Jahren. Man bekommt mit sehr hoher Sicherheit (falls die Barriere tief genug ist) eine anständige Rendite (nämlich die maximal mögliche Rendite). Durch den Discount kann der Bonusmechanismus ebenso finanziert werden wie mit der Dividende. Aus diesem Grund gibt es bei Capped Bonus-Zertifikaten manchmal sogar ein Abgeld, das Zertifikat ist also billiger als die Aktie. Das wäre perfekt!

Und wenn man bei comdirect im Rahmen der 3,90-Euro-Aktion kauft, ist der Kauf einer Aktie über den Umweg eines Bonuszertifikates billiger als wenn man direkt kauft. Mehr dazu steht hier. Kleinvieh macht auch Mist!

 

Ich bevorzuge gecappte Bonus-Zertifikate (also mit Obergrenze), weil hier zwar die mögliche maximale Rendite, aber auch das Risiko geringer sind.

Wie wählt man Bonus-Zertifikate? Am besten auf   zertifikate.finanztreff.de

Dort könnt Ihr die unterschiedlichen Typen ein- und ausschalten. Bitte schaltet gecappte Zertifikate und normale Bonuspapiere ein.

Bei der Auswahl von Bonussen auf finanztreff.de beachtet Ihr bitte folgendes:

1.  Entscheidet Euch für einen Basiswert (z.B. DAX oder eine Aktie), dem Ihr weder extrem große Sprünge nach oben noch nach unten zutraut.
2.  sehr wichtig: Achtet auf ein niedriges Aufgeld. Maximal 10% p.a., besser weniger als 5% p.a. Denn das Aufgeld ist ersatzlos futsch*, wenn die Barriere durchbrochen wird. Perfekt wäre natürlich ein Abgeld (also ein Aufgeld kleiner Null: Zertifikat ist billiger als die Aktie).
3.  Wählt eine niedrige Barriere, von der Ihr glaubt, dass sie während der Laufzeit des Zertifikates nicht verletzt wird. Die Barriere sollte also je nach Schwankung der zugrunde liegenden Aktie möglichst mindestens 10, 15 oder besser sogar 20 Prozent vom aktuellen Kurs entfernt sein.

4.  Wenn Ihr diese Kriterien richtig anwendet und die Ergebnisse nach maximaler Rendite sortiert, werden Euch ganz oben Zertifikate angezeigt, die typischerweise eine Restlaufzeit von einem bis zwei Jahren haben.

Warum finanztreff? Weil man da nach dem Aufgeld filtern kann, und weil dort das Aufgeld p.a. angezeigt wird. Beides geht bei comdirect im Informer nicht.

 

Hier ist eine Auswahl an Bonus-Zertifikaten, die ich in den letzten Wochen gekauft habe:

 

Zertifikat  Basiswert  Barriere  Bonus  Obergrenze  Laufzeit

------------------------------------------------------------

CA2KEP      Lufthansa    16.00    26.50  26.50      31.12.19

CA2KGV      RWE          15.00    23.00  23.00      27.09.19

CJ3E2E      Telefonica    6.80     8.90   8.90      27.09.19

PZ3Q3P      Enel          4.00     6.00  keine      26.09.19

CA1AZW      E.ON          7.60    10.90  10.90      27.09.19

CV58HR      Allianz     165.00   251.00 251.00      31.12.19

CJ8CDE      TUI          10.00    16.70  16.70      27.03.20

CJ8FUY      Freenet      12.00    22.50  keine      26.06.20

CJ3CEW      Talanx       28.00    37.50  37.50      27.09.19

CJ3BWA      Evonik       20.00    28.00  28.00      27.09.19

------------------------------------------------------------

 

Maximale Rendite, Aufgeld und Abstand der Barriere bitte selbst ausrechnen. Oder bei Finanztreff eingeben.

 

Wie Ihr erkennt, sind das alles dividendenstarke Aktien. Warum Bonuspapiere dann attraktiv sind habe ich oben bereits begründet.


Ich hoffe, das hilft ein wenig bei der Auswahl passender Zertifikate.

nmh

 

_____________________

*)  Bonuszertifikate mit hohem Aufgeld haben einen Hebel, falls der Kurs des Basiswertes auf die Barriere zuläuft, weil der Abbau des Aufgeldes schneller geht als der Kursverfall des Basiswertes. Beispiel: Ein Bonuszertifikat kostet 30 Euro, die Aktie kostet 20 Euro und die Barriere liegt bei 15 Euro. Wenn die Aktie von 20 auf 15 Euro fällt (minus 25 Prozent), dann ist die Barriere kaputt, und das Aufgeld ist für immer verloren. Das Bonuszertifikat wird dann in die Aktie umgetauscht und ist aus diesem Grund von 30 auf ebenfalls 15 Euro gefallen -- minus 50 Prozent, also doppelt so viel wie die Aktie! Aus diesem Grund sollte man ein niedriges Aufgeld wählen. Bonuszertifikate mit zu hohem Aufgeld sind ein typischer Anfängerfehler.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
187 ANTWORTEN

haxo
Mentor ★★★
3.475 Beiträge

Hat noch jemand das vermaledeite Lufthansa-Bonuszertifikat mit Barriere 16€   ->CA2KEP?

 

Ich habe es gerade verkauft, da es eigentlich als Langfristanlage gedacht war, habe ich da lange nicht drauf geachtet. Lufthansa kommt mir zu sehr in die Nähe von 16 € und das wäre schade ums schöne Aufgeld.

 

Hat jemand eine Idee für ein Ersatz-Bonuszertifikat, mit etwas mehr Bums um die verlorenen Kröten aufzufangen?

 

(Klar, @nmh , ich weiß, nur Anfänger versuchen immer ihre Verluste sofort zu kompensieren Katze (Zunge), aber ärgerlich Ist's scho)

 

hx.

><p><em><font face= "comic sans ms,sans-serif" size= "5">Signatur</font ></em> </p>

haxo
Mentor ★★★
3.475 Beiträge

Liebe Freunde des ehrenwerten Bonus', @nmh , @swolpoll , @Alle-Anderen,

ich habe ein Cap-freies Adidas-Bonuszertifikat, über das ich mich sehr freue, nämlich ->UY1X7C , (Bonus 250, Adidas steht jetzt bei 262) wobei ich auch für mich beschlossen habe, keine Boni mehr mit Cap zu kaufen.

 

neu-2.jpg

 

Nun stellt sich mir allerdings die Frage: Was hat ein Bonuszertifikat (ohne Cap) welches schon längst die Bonusgrenze überschritten hat, eigentlich für einen Sinn?

 

Gibt es noch einen Grund das Teil zu halten, wenn ich nicht vorhabe die Aktie auf unter 250 zurückfallen zu lassen? (Natürlich indem ich sie vorher verkaufe, nicht indem ich weise in die Firmenpolitik eingreife Katze (überglücklich))

 

Eigentlich wäre es doch geschickter, jetzt ein Bonus-Zerti mit höherem Bonusniveau zu kaufen, oder?

 

Schönes Wochenende,

 

hx

 

 

UY1X7C

><p><em><font face= "comic sans ms,sans-serif" size= "5">Signatur</font ></em> </p>

TutsichGut
Mentor ★★★
2.305 Beiträge

Ich hätte es bei 250 verkauft @haxo  Smiley (zwinkernd)

 

Edit:

Hier fehl am Platze, weil nach übersteigen der Bonusgrenze weiter am Gewinn beteiligt wird.

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

haxo
Mentor ★★★
3.475 Beiträge

@TutsichGut  schrieb:

Ich hätte es bei 250 verkauft @haxo  Smiley (zwinkernd)

 


Ja, eigentlich schon, nicht wahr?

 

Aber ich suche noch eine Daseinsberechtigung für diese Zertifikate, bei so einer Situation. Oder sind die ausgelegt für Langweiler die die Teile einfach nur liegenlassen und bis zum Laufzeitende abwarten?

><p><em><font face= "comic sans ms,sans-serif" size= "5">Signatur</font ></em> </p>

TutsichGut
Mentor ★★★
2.305 Beiträge

@haxo 

In meinen Augen ist ein übertroffenes Bonuszertifikat hochgradig toxisch.

Stell dir vor es fällt unter das Absicherungsniveau..

 

Es sei denn, du brauchst Verluste Smiley (zwinkernd) 

 

Edit:

Sorry, sah gerade es "cap-freies"

 

Edit2:

Das war es auch nicht. Muss ich vor dem Wochenende vielleicht auch nicht mehr verstehen. Ein Zertifikat über Bonus ist ja sowas von 6er im Lotto Herz 

 

Warum das Zerti jetzt höher notiert als die Aktie weiß ich auch nicht. Vielleicht der Aufpreis, dass du nach einem Purzelbaum nach unten vielleicht dann doch den Bonus bekommst???

 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

Happens
Autor ★
7 Beiträge

Hallo an alle zusammen und @nmh ,

 

ich lese mich gerade auch mal etwas in die Thematik ein. Habe aber noch ein paar Verständnisfragen.

 

Ich habe mal ein bisschen gesucht und das Zertifikat PZ7FXY der Telekom genommen.

 

bonuszertis7njdc

 

  • Was bedeuten die Angaben "Bezugsverhältnis" und "Quanto"?
  • Der Bonusertrag wäre hier 3.73€. Muss ich das Aufgeld davon noch abziehen, was die Rendite schmälern würde oder ist das Aufgeld schon im Kaufpreis mit inbegriffen / verrechnet?
  • Kann es sein, dass manchmal die prozentualen bzw. Wertangaben abweichen? Der Bonuspuffer müsste doch um die ~2,50€ sein?
  • Was genaus sagt der "Abstand Bonuslevel" aus?

Vielen dank schon mal im Vorraus.

 

Schöne Grüße

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Happens:

 

Vorab: Du solltest die "Stammdaten" für Zertifikate immer auf den Websites der Emittenten nachsehen und nicht im Informer von comdirect. Einfach weil nur dort verbindliche Angaben stehen; natürlich sind auch die Daten im Informer in aller Regel korrekt. In Deinem Fall lautet die Website:

 

https://www.derivate.bnpparibas.com/zertifikat/details/deutsche-telekom-capped-bonus/de000pz7fxy7

 

Ich sehe gerade, daß Du die Daten auf Finanztreff.de nachgesehen hast. Das habe ich ja selbst empfohlen. Gut so.

 

Zu Deinen Fragen:

Das Bezugsverhältnis regelt, wieviele Aktien pro Zertifikat Du bekommst, falls das Zertifikat in Aktien eingelöst wird (was bei diesem Zertifikat leider NICHT der Fall ist). Ein Verhältnis von 1,0 (korrekt wäre 1:1) bedeutet, daß jedes Zertifikat in eine Aktie (der Telekom) umgetauscht wird. Da dieses Zertifikat in Bar eingelöst wird, bedeutet ein Bezugsverhältnis von 1,0, daß alle Zahlungen mit dem Faktor 1,0 multipliziert werden.

Quanto hat hier keine Bedeutung. Das spielt nur bei Zertifikaten auf ausländische Aktien eine Rolle. Quanto "ja" bedeutet dann, daß das Zertifikat gegen Schwankungen der ausländischen Währung abgesichert ist. Mehr dazu findest Du in Google.

Das Aufgeld ist im Kaufpreis enthalten. Eine Telekom-Aktie kostet aktuell 15,10 Euro und das Zertifikat kostet 16,23 Euro. Die Differenz ist das Aufgeld. In Deinem Fall ist das Aufgeld recht hoch, aber noch akzeptabel.

Der Bonusertrag errechnet sich aus 20 Euro (Bonusbetrag) minus Kaufpreis für das Zertifikat. Also ist das Aufgeld darin bereits berücksichtigt.

Der Bonuspuffer errechnet sich aus der Differenz Aktienkurs (15,10 EUR) minus Barriere (13,50 EUR), also 1,60 EUR oder 10,6% vom Aktienkurs. Deine Frage verstehe ich leider nicht. Wovon weicht der Wert Deiner Meinung nach ab?

Der Abstand Bonuslevel errechnet sich aus Bonusbetrag (20 EUR) minus Preis der Aktie (15,10 EUR).

 

Mit dem Zertifikat wirst Du 22,93% vom Einsatz verdienen, falls die Telekom-Aktie niemals die Barriere von 13,50 EUR touchert. Das sind 20,96% p.a.

 

Fazit: ein recht attraktives, eher leicht riskantes Zertifikat.

 

Ich hoffe, Deine Fragen damit beantwortet zu haben.

 

Viele Grüße aus einem sonnigen München

 

nmh

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Flex
Autor ★★★
40 Beiträge

Liebe Community,

nach über einjährigem stillen Mit-Lesen hier möchte ich meinen ersten Beitrag schreiben. Zuerst ein sehr großer Dank an all diejenigen von euch, die hier so geduldig und kundig ihr Wissen teilen, insbesondere an @nmh, vor allem dessen Beiträge mir in den letzten Monaten die Welt der Börse eröffnet haben, und @Joerg78  und @GetBetter, die mir viel über ETFs beigebracht haben. Bis dahin ahbe ich, aus einem eher "finanziell konservativem" Elternhaus stammend, mit Börse niemals Chancen zur Altersvorsorge, sondern nur die Möglichkeit des Totalverlustes verbunden.

 

Inzwischen habe ich im Verlauf des letzten Jahres meine Finanzen in die eigene Hand genommen und einen (für meinen Sparbetrag wohl mit 3 ETFs etwas zu ausdifferenzierten, aber ich fühle mich damit jetzt wohl und lasse es) Sparplan gestartet, der gerade noch mit recht moderaten Raten von 100 Euro im Monat läuft, nach und nach im Laufe meines Berufslebens aber aufgestockt werden soll. Dieses Geld möchte ich im Idealfall bis zur Rente nicht mehr anfassen müssen, mit 30 Jahren ist da noch ein bisschen hin. Parallel dazu gibt es noch eine für meinen Lebensstandard recht großzügige  Reserve auf dem Festgeldkonto. Diese Reserve ist etwas größer, da ich momentan und wohl auch hoffentlich in den nächsten Jahren im Bereich der Wissenschaft mit ihren am Anfang der Karriere (gut, wenn wir ehrlich sind, oft auch in der Mitte der Karriere) befristeten Verträgen, Zeiten der eingeworbenen Drittmittel und Stipendien arbeite, und deshalb für mögliche Überbrückungszeiten etwas mehr Rücklage eingerechnet habe.

Ein langer Vorlauf, jetzt komme ich zu meiner Frage in Verbindung mit Bonuszertifikaten:

 

Ich habe diesen Thread mit großem Interesse verfolgt und überlege, ob ich Zertifikate in der hier skizzierten Weise nicht für einen Teil meiner Rücklagen als eine Art "Festgeldersatz" nutzen könnte. Zu allererst: Mir ist bewusst, dass Zertifikate nicht risikolos sind und ein Plus an Rendite gegenüber Festgeld nicht ohne mehr Risiko zu haben ist. Daraus folgen für mich zwei Dinge:

1. Ich wäre mit Renditen von völlig 2-3 % p.a. mehr als völlig zufrieden

2. Ich würde hier Geld einsetzen, das nicht direkt meine eiserne Reserve (sondern, wenn man so will, Teil einer 'erweiterten Reserve') ist, was ich aber auch nicht in meine ETFs mit im besten Fall 30 Jahren Anlagehorizont stecken möchte, mein avisierter Anlagehorizont wären 1-1,5 Jahre.

3. Da es sich bei dem hier eingesetzten Geld nicht um Mittel handelt, die ich längerfristig in Aktien anlegen möchte, würde ich eher Zertifikate wählen, die bei Schwellenverletzung nicht in die entsprechende Aktie umgewandelt werden, sondern mir auch dann das Geld zurückzahlen

 

Hier meine erste Frage: Ist dieses Vorgehen / diese Zielsetzung aus eurer Perspektive erfolgsversprechend, oder habe ich Fallstricke übersehen?

 

Zu den eingesetzten Mitteln: Momentan habe ich noch in meinen Augen ungünstig ca. 2000 Euro in aktiven Fondsprojekten angelegt (damals noch Geld, was ich zur Firmung bekommen habe und was dann von Eltern/Großeltern noch etwas aufgestockt wurde, um dem Jungen was Gutes zu tun). Man muss den Fonds zu Gute halten, dass ich damals kurz vor dem Absturz der Märkte 1999/2000 eingestiegen bin, jetzt stehe ich ungefähr wieder bei dem Betrag, der damals angelegt wurde. Es handelt sich um folgende beiden Papiere:

WKN: 975023

WKN: 988475

 

Nach einem ernsten Gespräch mit meinem Bankberater habe ich klargemacht, dass ich mindestens den zweiten Fond bald verkaufen will, da mir sowieso nicht einleuchtet, warum ich zwei Fonds halte, die, wenn ich es richtig sehe, auf den gleichen Index laufen, während der WKN: 988475 auch nichts anderes tut, als was ein ETF auf den Eurostoxx 50 für einen Bruchteil der Kosten macht. Ich überlege also, hier Geld umzuschichten und damit mit Bonuszertifikaten zu experimentieren. Die Frage, die ich mir nun stelle, ist: Gleich beide Fonds verkaufen? Oder erstmal nur den zweiten? Und jetzt oder noch etwas warten? Ich habe hier ja schon gelernt, bei steigenden Kurse nicht zu verkaufen, allerdings fällt es mir schwer, zu sagen, ob hier steigende Kurse vorliegen und nicht seit Jahren eine Seitwätrtsbewegung stattfindet?

 

An alle, die sich so weit durch meinen  Text gequält haben, ein großes Dankeschön, zusammengefasst meine Fragen:

1. Ist für meine oben skizzierten Zielvorstellungen eine Strategie mit Bonuszertifikaten sinnvoll?

2. Wie würdet ihr mit den beiden Fonds umgehen?

 

Herzlichen Dank und noch einen schönen Sonntag!

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Flex:

 

Herzlichen Dank für Dein Feedback, über das ich mich sehr gefreut habe, und herzlich willkommen in dieser Community.

 

Wenn Du mit Renditen von "nur" 2 bis 3 Prozent p.a. zufrieden bist, dann kannst Du Bonuszertifikate wählen, bei denen die Barriere sehr weit entfernt ist, so dass eine Verletzung der Barriere unwahrscheinlich ist.

 

Nimm einfach eines der Tools, z.B. Finanztreff.de, und wähle dort Bonuszertifikate aus. Als Basiswert würde ich Dir den DAX empfehlen oder Aktien, die nur sehr wenig schwanken.

 

Achte auf das Aufgeld: das sollte möglichst gering sein, in Deinem Fall am besten deutlich unter 5 Prozent p.a. Dann spielst Du so lange mit dem Parameter der Barriere, bis die gewünschte Rendite erreicht ist. Entscheide dann, ob Deiner Meinung nach der Basiswert in der gewünschten Laufzeit die Barriere verletzen könnte oder nicht.

 

Wenn Du mit kleinen Renditen zufrieden bist (2 bis 3 Prozent sind wesentlich mehr als bei Festgeld), dann solltest Du auch darauf achten, daß die Bankgebühren beim Kauf der Zertifikate nicht zu hoch ausfallen. Kaufe also Zertifikate von der Commerzbank, von BNP oder von der Citigroup, denn da bezahlst Du bei comdirect nur 3,90 Euro Provision.

 

Wenn Du konkrete Bonuszertifikate ausgewählt hast, kannst Du sie hier natürlich auch gerne poste. Dann schaue ich mir die Papiere mal und gebe Dir Hilfestellung.

 

Den gleichen Effekt kannst Du übrigens auch mit Discount-Zerfifikaten erzielen. Die sind aber weniger komplex und vielleicht noch etwas einfacher zu verstehen als Bonus-Zertifikate. Schau Dir die doch auch mal an! Hier ein Beispiel: Das Papier CA3HVZ erzielt 1,5% p.a. Renditen, wenn der DAX zum Jahresende bei mindestens 10.000 Punkten steht. Der DAX darf also knapp 20% fallen, und trotzdem ist die genannte Rendite drin.

 

Deine Fragen zu ETF werden sicher unsere ETF-Experten hier beantworten.

 

Beste Grüße aus einem hochsommerlichen München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Flex
Autor ★★★
40 Beiträge

@nmh 

 

Herzlichen Dank für deine schnelle Antwort und die freundlichen Worte!

 

Zu deiner Anregung bezüglich der Discount-Zertifikate:

Nur, dass ich es richtig verstehe: Während bei den Bonuszertifikaten die Rendite vom Bonus-Betrag kommt, den ich erhalte, wenn die Barriere nicht verletzt wird, generiert sich diese Rendite beim Discount-Zertifikat aus der Differenz zwischen dem Discount und dem Stand des Basiswerts am Berwertungstag? Eine Barriere in diesem Sinne hat das Discount-Zertifikat nicht, sondern eben nur einen Punkt, ab dem der 'Vorsprung', den mir der Discount vor der Kursentwicklung gewährt, aufgebraucht ist?

 

Auf dein Beispiel bezogen verstehe ich bei Discountern eine Sache nicht: Für das Papier CA3HVZ finde ich als Cap z.B. auf finanztreff.de auch die von dir genannten 10.000 Punkte angegeben. Ist aber die Cap nicht die Schwelle, bis zu der ich an Kurssteigerungen partizipiere? Als Erklärung zur Funktionsweise dieser Zertifikate finde ich z.B.: "Liegt der Basiswert am Ende der Laufzeit bei oder über dem maximalen Auszahlungsbetrag, zahlt der Emittent den Höchstbetrag (Cap) aus. Die Differenz zum Einstiegskurs ist der Maximalgewinn des Discount-Zertifikats."
http://www.boerse-frankfurt.de/boersenlexikon/Discount-Zertifikate

 

Nun liegt doch aber der Basiswert des Zertifikats jetzt schon über 10.000? Ich hätte vermutet, dass die 10.000 der Punktestand sind, den mir der Discount "Vorsprung" vor der Kursentwicklung gibt, also eher die Barriere (wenn man so will) als ein Cap?