Liebe Peergroup,
Forumslegende @nmh hat in seinem letzten Marktkommentar einen Rohstoff-ETF erwähnt, und zwar den Lyxor Commodities Refinitiv/CoreCommodity. Das ist lediglich insoweit verwunderlich, da @nmh immer augenzwinkernd erklärt, dass er von ETFs genauso viel wie von Fußball und Autos versteht, nämlich (fast) nichts.
Dennoch war diese Erwähnung Grund für mich, mal wieder einen grundlegenden Rosinenpicker-Artikel zu verfassen, auch wenn ich – nachdem auch die neue Forumsoberfläche keine Verbesserung für die Präsentation von Wissensartikel gebracht hat – eigentlich zunächst nichts diesbezügliches mehr schreiben wollte.
Zunächst mal: Was sind Rohstoff-ETFs?
In dieser Übersicht auf der justETF-Seite zu Rohstoff-ETFs werden die unterschiedlichen einschlägigen Indizes vorgestellt.
Wie aus der von dort übernommenen Vergleichsgrafik zu erkennen ist, verlaufen die Indizes zwar weitgehend parallel, performen aber über die hier beobachteten sechs Jahre unterschiedlich. Der UBS Bloomberg CMCI Index schneidet am besten ab, die Outperformance über die Konkurrenten bestand schon vor dem Corona-Knick im Frühjahr 2020.
Ein Investment in Rohstoffe wird als risikoreich eingeschätzt, kann als Depotbeimischung aber dennoch sinnvoll sein. Rohstoffe haben eine historisch negative Korrelation zu Aktien und sind so ein Beitrag zur Diversifikation eines Portfolios.
In Rohstoff-Indizes werden keine Aktien aufgenommen, sondern es findet sich dort meist ein Mix aus Terminkontrakten (Futures) auf verschiedene Rohstoffe. Die Indexperformance wird jeweils durch Swaps nachgebildet.
Nochmal ein Bild aus der justETF-Übersichtsseite zum Anteil der diversen Rohstoffe:
In dem Marktkommentar-Thread gab es eine Diskussion über die ethische Vertretbarkeit von Wetten auf Lebensmittel. Das ist ein weites Feld und ein Thema, dass ich hier nur sehr ungern aufmachen möchte. Auch Wetten auf fossile Brennstoffe und Metalle, die oft unter sehr fragwürdigen Umständen geschürft werden können kritisch gesehen werden. Inwieweit Rohstoff-Investments insgesamt ethisch vertretbar und nachhaltig im Sinne von SRI bzw. ESG sind, muss jede:r für sich entscheiden.
Wer mit steigenden Preisen bei den Rohstoffen rechnet, wird mit Rohstoff-ETFs Rendite erzielen können.
Nun lassen wir einmal fünf ETFs gegeneinander antreten:
- Für den Bloomberg Commodity den iShares Diversified Commodity Swap
- Der Refinitiv/CoreCommodity Index ist durch den von @nmh erwähnten Lyxor Commodities Refinitiv/CoreCommodity vertreten.
- Der UBS ETF (IE) CMCI Composite SF tritt für den UBS Bloomberg CMCI Index an
- Ohne Lebensmittel kommen Lyxor Bloomberg Equal-weight Commodity ex-Agriculture und
- UBS CMCI ex-Agriculture aus.
Die beiden letzteren ETFs vertreten Unterindizes der oben genannten genannten Bloomberg Commodity und UBS Bloomberg CMCI Index.
[via]
Aufgrund des Alters des Lyxor Commodities Refinitiv/CoreCommodity ETFs beginnt die Vergleichsgrafik im Februar 2019.
Wenn wir den jüngsten ETF herausnehmen und dafür den FTSE All-World hinzufügen, bekommen wir ein runderes Bild und der Vergleich beginnt im Sommer 2017.
[via]
In beiden Vergleichen schneidet der Lyxor Bloomberg Equal-weight Commodity ex-Agriculture ETF am besten ab. Mit einer TER von 0,3% ist er preislich im Rahmen. Als Beimischung kommt er aus meiner Sicht durchaus in Frage, vielleicht sogar für einen kleinen Sparplan*.
Wie immer gilt: Performance in der Vergangenheit sagt nichts über Performance in der Zukunft und meine ETF-Vorstellungen sind keine Anlageberatung.
Grüße und ein trotz der Weltlage erholsames Wochenende wünscht,
Andreas
* bei comdirect zu den regulären Konditionen; bei den Marktbegleitern scalable, ING, TR und finanzen.net zero ist er kostenfrei besparbar
PS: Ein Verzeichnis aller meiner Rosinenpicker-Artikel findet Ihr >>hier<<
Danke, dass Du Deinen eigenen Vorsätzen unteru geworden bist. Das Ergebnis ist wieder ein sehr schöner und interessanter Artikel.
Eine Anmerkung noch zu folgendem Passus:
@digitus schrieb:In Rohstoff-Indizes werden keine Aktien aufgenommen, sondern es findet sich dort meist ein Mix aus Terminkontrakten (Futures) auf verschiedene Rohstoffe. Die Indexperformance wird jeweils durch Swaps nachgebildet.
Ich habe keine Bedenken in Swap-basierte ETFs als solches zu investieren. Im konkreten Fall sollte man aber ein Auge darauf haben, womit die Index-Nachbildung realisiert wird. Die entscheidende Stichwort an dieser Stelle lautet "Teilfreistellung".
Ich habe nicht alle Kandidaten einzeln angeguckt, aber beispielsweise die beiden Lyxor-ETFs unterscheiden sich gemäß Webseite wesentlich:
LYX0Z2 (Lyxor Commodities Refinitiv/CoreCommodity):
ETF090 (Lyxor Bloomberg Equal-weight Commodity ex-Agriculture):
Beim ersten wären also 30% des Gewinns steuerfrei, beim zweiten müssten Gewinne und Ausschüttungen voll versteuert werden.
Die Netto-Rendite fiele also zugunsten des LYX0Z2 aus, obwohl im oben gezeigten Vergleichschart (Brutto-Rendite) der ETF090 die Nase vorn hat.
