am 17.08.2023 15:47
Liebe C-Community,
Ich bin neu hier und habe eine Frage. Ich habe zwei Anleihen gefunden mit sehr guten Renditen. Beide erscheinen mir sehr sicher zu sein.
Warum haben diese zwei Anleihen deutlich höhere Renditen als z.B. Deutsche Staatsanleihen oder Bundesschatzbriefe? Wo kommt das zusätzliche Risiko her, welches implizit durch die höhere Renditen sich zeigt?
1)
https://www.comdirect.de/inf/anleihen/XS1558635790
2)
https://www.comdirect.de/inf/anleihen/DE000DB9UDA6
Die erste Anleihe von der Kreditanstalt für Wiederaufbau ist doch sicherlich auch von der Bundesrepublik Deutschland abgesichert?
Die zweite Anleihe von der Deutschen Bank scheint mir auch sicher, da ich mir nicht vorstellen kann, dass die DB in den nächsten 2 Monaten pleite macht?
Wer kann mich hier aufklären, so dass ich die Renditedifferenz zu anderen Anleihen verstehen kann?
Vielen Dank!
17.08.2023 21:29 - bearbeitet 17.08.2023 21:38
17.08.2023 21:29 - bearbeitet 17.08.2023 21:38
Zu Deinen Fragen:
Anleihen mit sehr kurzer Restlaufzeit mögen optisch eine hohe Rendite abwerfen, in der Realität sieht das nach Kosten aber ganz anders aus und ist für Privatanleger unrentabel oder sogar ein Zuschußgeschäft. Sinn macht das nur für Großanleger die sich im Interbankenhandel bewegen und im Millionenbereich handeln.
Die Bonität der KfW als "Quasi-Staatsanleihe" ist deutlich höher als die der Deutschen Bank, da die Deutsche Bank eben nur ein Unternehmen und kein Staat ist.
Die Renditedifferenz erklärt sich hier durch die unterschiedlichen Währungen Peso und Euro. Wenn Du Euro-Anleihen beider Emittenten mit gleicher Laufzeit betrachtest, wirst Du feststellen, daß die Renditen der KfW-Anleihen aufgrund der höheren Bonität unter den Renditen der Anleihen der Deutschen Bank liegen.
am 17.08.2023 21:39
Ich würde als Alternative zur Anleihe in der momentanen Zinssituation eine Festgeld-Anlage in Erwägung ziehen.
Grüße,
Andreas
17.08.2023 21:50 - bearbeitet 16.09.2023 21:11
17.08.2023 21:50 - bearbeitet 16.09.2023 21:11
@ehemaliger Nutzer schrieb:Keine Ahnung, woher Du Deine Informationen hast. Das Papier der Deutschen Bank ist eine stinknormale Inhaberschuldverschreibung/Unternehmensanleihe und kein Zertifikat!
Es handelt sich um eine Schuldverschreibung aus dem X-Markets Programm der DB „ mit Kapitalschutz“.
Sieh dir mal die Emissionsprospekte zu diesen Papieren an.
Deshalb auch als Handelsplatz „ Frankfurt Zertifikate“ möglich.
Hier fungiert die DB evtl. im Hintergrund als Market Maker für dieses Papier.
„Sowohl der anfängliche Emissionspreis der Festzinsanleihe als auch die während der Laufzeit von der Emittentin gestellten An- und Verkaufspreise beruhen auf internen Preisbildungsmodellen der Emittentin. Dementsprechend kommen die während der Laufzeit gestellten Preise anders als beim Börsenhandel z.B. von Aktien nicht unmittelbar durch Angebot und Nachfrage zustande.“
Dies ist bei normalen Anleihen nicht der Fall.
Bei einem Maximalvolumen von 1 Mio. Euro in einem Jahr lediglich 2 Umsätze an der Börse Stuttgart.
Das Papier ist bestenfalls ein „Zwitter“.
17.08.2023 22:18 - bearbeitet 17.08.2023 22:23
17.08.2023 22:18 - bearbeitet 17.08.2023 22:23
Sorry, aber das stimmt nicht. Wo das Papier notiert wird und in welchem Programm es begeben wurde, ist irrelevant. Einzig und allein entscheidend sind die Anleihebedingungen/Prospekt. Ich hänge den hier gern an. Lies Dir die Anleihebedingungen durch und Du wirst feststellen, daß es eine ganz normale Unternehmensanleihe, kein Zwitter und kein Zertifikat ist. Also nichts Böses oder Verstecktes dahinter. Die Deutsche Bank hat mit dieser Anleihe einfach nur eine Milliarde Euro Kredit am Kapitalmarkt für 6 Jahre aufgenommen. Und das sie bei eigenen Emissionen als Market Maker agiert, ist normal. Das Ding wurde plaziert, ist in Kürze endfällig und jetzt geht kaum noch etwas um.
Hier zeigt sich das Problem bei Anleihen deutlich. Das Thema ist so komplex, daß kaum noch jemand durchblickt. Und der Anleihebegriff wird in meinen Augen seit langer Zeit mißbraucht. Zertifikate oder strukturierte Produkte sollten klar als solche bezeichnet werden und nicht als Anleihen. Hier wäre die Finanzaufsicht mal gefordert, aber stattdessen werden wir mit Piibs, Pribs, 2FA und allem anderen Gedöns genervt.
Denn nur so kam es seinerzeit dazu, daß seinerzeit etliche Anleger ihr Geld verloren haben, da ihnen mit den Papieren von Lehman Brothers vermeintlich gute Produkte ins Depot gelegt wurden. Aber ich schweife ab ... 😉
18.08.2023 00:24 - bearbeitet 18.08.2023 07:46
18.08.2023 00:24 - bearbeitet 18.08.2023 07:46
@ehemaliger Nutzer schrieb:Wo das Papier notiert wird und in welchem Programm es begeben wurde, ist irrelevant.
Formal ist das natürlich korrekt, in der Praxis kann man aber davon ausgehen, dass Produkte von X-Markets strukturierte Produkte sind.
Die Börse Frankfurt ordnet strukturierte Schuldverschreibungen - so auch diese - den Zertifikaten zu.
Das ist m.E. konsequent.
Erste Seite aus dem Basisprospekt:
Irgendwo in den Prospekten steht auch noch unter Zweck der Emission : Gewinnerzielungsabsicht.
Also, ganz sicher keine „ normale“ Anleihe.
(WM-Datenservice schlüsselt allerdings gnadenlos als Produktgruppe 2000 Renten bzw. rentenähnlich)
@ehemaliger Nutzer schrieb:Hier zeigt sich das Problem bei Anleihen deutlich. Das Thema ist so komplex, daß kaum noch jemand durchblickt.
Und der Anleihebegriff wird in meinen Augen seit langer Zeit mißbraucht. Zertifikate oder strukturierte Produkte sollten klar als solche bezeichnet werden und nicht als Anleihen.
Hier wäre die Finanzaufsicht mal gefordert, aber stattdessen werden wir mit Piibs, Pribs, 2FA und allem anderen Gedöns genervt.
Dem kann ich nur voll zustimmen ! 🤔
am 18.08.2023 08:38
Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen. Das bringt schon etwas Licht ins Dunkel!
Eine ergänzende Frage:
Das Prospekt zur Anleihe findet man am besten über die Homepage des Emittenten? Nicht bei Comdirect auf der Homepage und auch nicht bei der Deutschen Börse???
am 18.08.2023 09:16
@JensS.. schrieb:
Das Prospekt zur Anleihe findet man .....Nicht bei Comdirect auf der Homepage und auch nicht bei der Deutschen Börse???
korrekt
@JensS.. schrieb:
Das Prospekt zur Anleihe findet man am besten über die Homepage des Emittenten?
In sehr vielen Fällen, JA (meist unter Investor Relations)
Ansonsten in Google Suche die ISIN und den Begriff "Prospekt" oder "Prospect" eingeben und dann mal schauen was rauskommt.
am 18.08.2023 09:32
@JensS..: grundsätzlich kann es schon sein, dass man die Unterlagen auch woanders findet, aber die Gewähr für die Korrektheit/Aktualitöt hat man halt nur bei der Emittentin.
Gilt auch für andere Investmentvehikel.
Grüße,
Andreas
am 18.08.2023 10:27
am 18.08.2023 10:27
Tja @paej Dann musst Du Informationen haben, die nicht im Prospekt stehen. Ich sehe nichts, was über eine normale Anleihe hinausgeht.
18.08.2023 13:29 - bearbeitet 18.08.2023 15:26
18.08.2023 13:29 - bearbeitet 18.08.2023 15:26
@ehemaliger Nutzer schrieb:Tja @paej Dann musst Du Informationen haben, die nicht im Prospekt stehen. Ich sehe nichts, was über eine normale Anleihe hinausgeht.
Für mich ist die Zuordnung des Wertpapiers durch den Emittenten als "strukturiertes Wertpapier" entscheidend und ausreichend.
Zudem integriert die Börse Frankfurt das Papier in den Zertifikatehandel.
Die Emission erfolgt nicht zur Beschaffung von Fremdkapital zu Marktkonditionen sondern ausweislich und ausschliesslich
mit „ Gewinnerzielungsabsicht“.
Der Emittent stellt als Marketmaker Geld- und Brief-Kurse mit dem Hinweis, dass eben nicht Angebot und Nachfrage die primären Faktoren bei der Kursfindung sind. Spread mal ganz aussen vor.
Wenn andere nichts sehen, "was über eine normale Anleihe hinausgeht" so ist das für mich auch okay.
Möglicherweise liegt der Unterschied ja lediglich im persönlichen Verständnis, was jeweils als "normal" angesehen wird.