Absolut richtig. Ich denke trotzdem, dass man die Konstruktion des ETFs verstehen sollte, bevor man dort vorschnell einsteigt.
Um es einfach auszudrücken, verkaut der ETF Nasdaq Call Optionen mit einer Laufzeit von 1 Monat und einem Strikeprice, der den aktuellen Preis entspricht. Dafür erhält er instant eine Prämie (dazu später mehr).
Solche ATM verkauften Call Optionen haben die Eigenart, dass sie mögliche Kursgewinne gegen die eingenommene Prämie tauschen und die Prämie besonders hoch ist. Steigt der Nasdaq in diesem Monat jedoch, gehen einem alle Kursgewinne flöten und man hat nur die Prämie. Im Monthly Covered Call Report kann man die Höhe der eingenommenen Prämie sehen. Um jetzt nur ein Beispiel rauszunehmen: Im März 2023 gab es eine Prämie von 3,26%. Wenn der Nasdaq also von Februar bis März (jeweils zu den Optionstagen) weniger als 3,26% gemacht hat, wäre der Covered Call ETF im Vorteil. Wenn er mehr gemacht hätte, hätte man mögliche Kursgewinne eben nicht mitgenommen. Die Höhe der Prämie ist immer abhängig von der (implizierten) Volatilität. Im März 2020 gab es satte 4,41% Prämie zum Beispiel. Solche ATM Calls tun genau dann weh, wenn der Markt kurz und steil ansteigt.
Jetzt kommt das aber zu den Prämien:
Die Prämie wird nicht zu 100% an die Anleger ausgeschüttet, sondern entweder 50% der Prämie oder 1% des NAV (je nachdem was weniger ist). Der Rest verbleibt im NAV. Sidenote: Daher ist das Märchen, dass der QYLD aus der Substanz ausschüttet, nicht wahr, da immer etwas zurück ins NAV wandert. Es gibt noch ein paar kleinere Ausnahmen wie RoC Ausschüttungen im Dezember.
Und warum erzähle ich das?
Diesen Monat lag die Prämie bei <1% des NAV, also lagen die eingenommenen Prämien bei <2%. Mai-Juni war einfach ein wahnsinnig guter Monat für den Nasdaq und die Volatilität recht niedrig. Zudem ist die Aussage, dass die Ausschüttungen konstant bleiben einfach nicht wirklich haltbar. Wenn der Nasdaq richtig abraucht, werden zwar ordentlich Prämien eingenommen, jedoch maximal 1% des NAV ausgeschüttet. Natürlich fällt der NAV dann nicht so stark wie bei einem klassischen Nasdaq ETF, aber die Ausschüttungen können auch gut und gerne 50% reduziert werden (Worst Case). Dessen sollte man sich einfach bewusst sein.
