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Basisinvestment – was ist das eigentlich?

digitus
Legende
9.069 Beiträge

Liebe Peergroup,

 

jeder, der (m/w/d) sich hier tummelt, stolpert über kurz oder lang über den Begriff „Basisinvestment“ und darüber, wie wichtig es sei.

 

Aber: Was ist das überhaupt, das „Basisinvestment“?

 

Bei einer Privatbank habe ich mal die Definition gelesen, dass es ein „zugrunde liegendes Investment, das die Basis einer aufgesetzten Strategie bildet“ sei.

 

Das hilft uns nicht wirklich weiter.

 

Basisinvestment ist bei Anlage an der Börse (und darum soll es gehen) ein Investment, das ein gutes Risiko-Rendite-Verhältnis liefert, also mindestens den Werterhalt (auch im Sinne von Inflationsschutz) sichert, aber auch einen soliden Wertzuwachs bietet.

 

Wenn du mir deine Strategie verrätst, sage ich dir was ein mögliches Basisinvestment ist.

 

Bei den meisten von uns geht es um Altersvorsorge im weitesten Sinne:

  • Finanzielle Unabhängigkeit
  • Erwerb einer Immobilie, um keine Miete zahlen zu müssen
  • Früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden
  • Die „Rentenlücke“ schließen
  • Reisen, auswandern, sich Wünsche erfüllen
  • ... (hier eure Beweggründe eintragen)

 

Das heißt zu einem gewissen Grad, dass die Einkünfte berechenbar sein müssen:

Ich brauche (1) mit möglichst hoher Sicherheit einen (2) möglichst hohen Betrag.

 

Dafür habe ich die Bandbreite zwischen Tages- und Festgeld auf der einen Seite, das durch Sicherungssysteme garantiert ist (aber noch nicht einmal die Inflation ausgleicht, also letztlich weniger wird) und hochspekulativen Anlagen auf der anderen Seite, die hohe Chancen aber eben auch hohe Risiken vereinen.

 

Zum risikoarmen Pol hat sich @nmh im Thread Geldparkplätze Gedanken gemacht, der risikoreiche Pol ist in aller Regel etwas für Freaks, die z.B. mit Hebelpapieren umgehen können und die auch ein Totalverlust nicht schreckt.

 

Dazwischen liegen weite Gebiete mit soliden Aktien, die als Basisinvestment angepriesen werden. Hier werden oft Papiere wie Adobe, Microsoft und Amazon genannt; Aktien die in den letzten Jahren überdurchschnittlich gut gelaufen sind und auch Krisen selbstbewusst die Stirn geboten haben.

 

Diese Einzelaktien haben das Problem, dass sie EIN Unternehmen EINER Sparte abbilden. Wenn dieses Unternehmen in Turbulenzen gerät und/oder die Branche kriselt, ist ggf. auf einen Schlag viel Geld verbrannt und das mühsam Ersparte empfindlich dezimiert.

 

Deswegen wird hier in der Community (und eben auch von mir) als Basisinvestment mit einer Anlageperspektive > 10 Jahre in aller Regel ein breit angelegter Fonds empfohlen, der (1) möglichst viele Unternehmen aus (2) der ganzen Welt und (3) aus vielen Branchen abbildet.

 

Je breiter der Fonds desto geringer das Risiko bezüglich der Schieflage eines Unternehmens oder einer Branche.

 

Nun kann man entweder den global anlegenden Fonds einer aktiv managenden Fondsgesellschaft wählen oder einen Fonds der stur einen Welt-Index abbildet ohne dass ein Fondsmanager aktiv Entscheidungen über Käufe und Verkäufe trifft.

 

Der Standard bei den aktiv anlegenden globalen Fonds ist der Morgan Stanley INVF Global Opportunity Fund (WKN: A1H6XM), das passiv gemanagte Gegenstück der Vanguard FTSE All-World (A1JX52):

 

Bildschirmfoto_2022-01-30_00-00-38.png

[via]


Der Global Opportunity kostet mehr Management-Gebühren, ist aber die letzten Jahre überragend gut gelaufen. Lediglich in den letzten 12 Monaten hat er deutlich geschwächelt.

 

Bildschirmfoto_2022-01-30_00-10-02.png

[a.a.O.]

 

DAS ist übrigens das Top-Argument der "Index-ETF-Missionare":

Kein noch so guter Fondsmanager (m/w/d) kann dauerhaft seine Benchmark schlagen.

 

Beide genannten Fonds taugen als Basisinvestments. [Edit 23.4.2022 ACHTUNG: Wie hier dargelegt, halte ich diese Einschätzung in Bezug auf den aktiv gemanagten Fonds nicht mehr aufrecht!] In einem solchen Fonds sollte der Großteil eures Vermögens liegen. In der Community finden sich unzählige Tipps zu breit angelegten Welt-Fonds jenseits der beiden hier genannten Beispiele.

 

Nur diese Fonds brauchen keinerlei Pflege und können einfach liegengelassen werden, egal wie stürmisch die Zeiten an der Börse sind. Idealerweise investiert Ihr per Sparplan, dann profitiert Ihr in Baisse-Phasen von niedrigeren Preisen.

 

Wie immer gilt: Performance in der Vergangenheit ist keine Gewähr für Performance in der Zukunft. Meine Fondsvorstellungen sind keine Anlageberatung.

 

Viel Erfolg an der Börse und mit Eurem Vermögensaufbau wünscht
Andreas

 

PS: Das Renditedreieck von Christian W. Röhl (Dividendenadel) liefert einen guten Beleg dafür, dass langfristiges globales Investment (hier in den MSCI World) lohnt

 

21 ANTWORTEN

Joerg78
Mentor ★★★
2.934 Beiträge

Sehr schöner Beitrag @digitus , vielen Dank dafür!

 

Allerdings grummelt es etwas in meinem Magen, wenn ich den Morgan Stanley-Fonds mit dem genannten ETF vergleiche und dieser als aktives Gegenstück angesehen wird.

Sicherlich macht es keinen großartigen Unterschied, ob ein Fonds 2000 oder 5000 Unternehmen abbildet (die zusätzlichen 3000 Unternehmen dürften einen dermaßen verschwindend geringen Anteil am Gesamtportfolio einnehmen, dass deren Wertentwicklung schlicht irrelevant ist), aber der Morgan Stanley hat derzeit lt. den Angaben von Morgan Stanley nur 43 Titel, von denen die Top 10 der Unternehmen bereits knapp 50% des gesamten Fondsvermögens ausmachen. Zudem ist der Fonds noch US-lastiger und noch Tech-lastiger (was die Performance erklärt) als die Standard-Indizes (FTSE All World, MSCI World), andere Sektoren sind dagegen quasi gar nicht repräsentiert (Gesundheit, Basis-Konsumgüter); ist auch erklärbar, da der Fonds eher die Growth-Strategie verfolgt. Das Klumpen- und Branchenrisiko ist hier erheblich ausgeprägter als beim angesprochenen ETF.

Es ist sicher kein schlechter Fonds, ganz im Gegenteil - aber er hat definitiv keinen "marktneutralen" Investitionsstil. Wer weiß, worauf er sich einlässt - dann ist dieser Fonds ein gutes Investment. Man kann ihn aber nicht direkt mit dem ETF vergleichen, beide sprechen schlicht andere Investitionsstile an.

 

Auch wenn sich das vielleicht anders anhört - toller Beitrag von dir, @digitus , nur das Gleichsetzen der beiden Produkte wollte ich nicht unkommentiert stehen lassen. Uns "Experten" hier ist der Unterschied der Produkte bekannt, ein Anfänger könnte die ursprünglichen Aussagen evtl. aber fehlinterpretieren 🙂

 

Viele Grüße,

 Jörg

digitus
Legende
9.069 Beiträge

Guter und absolut berechtigter Einwurf, @Joerg78!

 

Der Global Opportunity ist ein aktiv gemanagter Fonds, der garnicht breit streuen WILL, aber zumindest prinzipiell das selbe Anlageuniversum nutzt.

 

Deswegen hast du recht: es werden Äpfel und Birnen (aktives und passives Management) verglichen, aber eben irgendwie auch nicht ... 🤷🏼‍

 

Es geht mir nicht darum zu werten, sondern lediglich um den Begriff des Basisinvestments - und das sind (meiner Meinung nach!) beide 🤗.

 

Beide Prinzipien ("klassischer" aktiv gemanagter Aktienfonds und Indexfonds) haben ihre Daseinsberechtigung ...

 

Und ich denke auch, dass ein Anfänger (m/w/d) weder mit dem einen noch dem anderen wirklich etwas falsch macht.

 

Grüße,

Andreas

Major Tom
Mentor
785 Beiträge

Ein guter Artikel als Denkanstoss, um sich mit dem Thema zu beschäftigen - und ein guter Einwand....

Herzlichen Dank @digitus und @Joerg78 - habt einen schönen Sonntag!

 

Gruss,

MT

Klimaaprima
Mentor ★★
1.732 Beiträge

Hallo @digitus , sehr guter Beitrag auch als Auftakt zum neuen "Börsenjahr", vielen Dank. Auch deine Ergänzung zum Thema Basisinvestment ist sehr plausibel und wichtig @Joerg7 .

 

Aber wie ich @digitus auch verstanden habe, wäre das Verständnis von Basiswerten bzw. Investments immer auch sehr von den Strategie abhängig. Und darin besteht meines Erachtens auch schon die Herausforderung.

Für mich ist der Morgan Stanley Global Opportunity Fund (WKN: A1H6XK) ein sehr gutes und absolutes Basisinvestment im Portfolio World/Technologie.

 

Die ETFs, die sich auf den MSCI World beziehen, sind mMn. nicht mehr so "basismäßig", wie es manch einer erwarten könnte. Vielmehr auch sehr Technologie und US lastig.

Von einem Basisinvestment könnte man auch erwarten, dass Rohstoffwerte, mindestens Gold und auch andere Wertpapierschwerpunkte stärker berücksichtigt werden, also sog. Mischfonds. Ich persönlich halte von den meisten gar nichts.

 

Vielmehr denke ich, wenn man basismäßig mit ETFs oder Fonds anlegen möchte, sollte oder müsste man sich überlegen mit mehreren ETFs/Fonds das Portfolio so zusammenzustellen, dass diese sich gut ergänzen. Deshalb wären meines Erachtens, um Basisbreite zu erreichen mindestens 3-4 ETFs oder Fonds oder auch mehr, je nach Anlagesumme, sinnvoll und notwendig. Ein ETF zum MSCI World reicht mir da nicht mehr aus.

 

Noch ein Hinweis, ich glaube der  Morgan Stanley INVF Global Opportunity Fund (WKN: A1H6XM) ist bei einigen Banken, auch der Comdirect, soweit ich weiß, nicht handelbar, der A1H6XK (gleiche Zusammensetzung) auch bei Comdirect und als SP mit 2,8 Aufschlag.

Grüße

KWie2
Mentor ★★
1.612 Beiträge

Hallo,

 


@digitus  schrieb:

Basisinvestment ist bei Anlage an der Börse (und darum soll es gehen) ...


Zählen da Anleihen mit dazu?

Im "Pantoffelportfolio", das ja aus einem ETF Anteil und einem  Anleihenanteil besteht, wird man das Fremdkapital ( die Anleihen) als Basisinvestment ansehen.

Beim Value Investing in 100% Einzelwerte kann man sinnvoll nur das Gesamtportfolio als Basis ansehen und ganz im Gegensatz dazu sehe ich als

"Basisinvestment" bei mir persönlich im Rahmen meiner Strategie den passiv in möglichst breit gestreute Fonds und ETFs gemäß Bogle investierten Teil.

 

"Basisinvestment" macht als Begriff für mich immer bei einer gesplitteten Strategie Sinn und eine gesplittete Strategie macht - obwohl man geneigt sein könnte zu fragen: muss es nicht eine und dafür optimale Strategie geben? - immer Sinn, wenn man die Steuern mit berücksichtigt und wenn man sich daher eine passive und eine aktive Strategie zurechtlegt, deren Anteile im Portfolio der Situation bzw. dem Nervenkostüm angepasst werden. So wie etwa im "Pantoffelportfolio" der Aktienanteil.

 

Gruß: KWie2


 

... irgendwo in 'nem Portfolio zwischen Graham und Bogle ...

digitus
Legende
9.069 Beiträge

@KWie2: Das mit den Bonds ist wieder die Frage nach deiner grundsätzlichen Strategie. Ich persönlich zähle sie nicht dazu sondern sehe sie eher als Beimischung.

 

Grüße,

Andreas

GetBetter
Legende
7.867 Beiträge

Zunächst mal vielen Dank an @digitus  für einen wieder sehr gelungen Artikel.

 

Interessant ist aber auch, dass bei den ersten Kommentaren sowohl zum MS-Fonds wie auch zum MSCI World jeweils Meinungen geäußert werden, diese seien eigentlich kein Basisinvestment.

Hmmm, und jetzt?

 

Ich halte mal dagegen und sage: Natürlich gehören für mch beide eindeutig zum Basisinvest (wenn auch auf unterschiedliche Art) und ich will das auch gerne begründen.

 

Der Knackpunkt ist, dass die gedämpften Meinungen zu beiden Vehikeln eigentlich um den gleichen Kritikpunkt kreisen – eine zu hohe Gewichtung der USA sowie des Technologie-Sektors – und das, obwohl beide grundsätzlich andere Ansätze verfolgen. Der eine macht passiv über festgelegte Regeln, der andere aktiv durch Stockpicking.

 

Die Ursache ist damit wohl klar: Genau diese beiden Bereiche sind in der Vergangenheit überdurchschnittlich erfolgreich gewesen und haben damit sowohl eine hohe Marktkapitalisierung wie auch die Aufmerksamkeit des Fondsmanagements erreicht.

 

Das ist aber nichts Schlimmes sondern natürliche Folge. Sollten sich in der Zukunft andere Bereiche/Regionen als erfolgreich (ETF) bzw. erfolgsversprechend (Fonds) erweisen, so wird automatisch (ETF) bzw. aktiv (Fonds) gegengesteuert werden.

 

Wichtig ist dabei aber ein Punkt:

Diese Möglichkeit darf durch die Anlagepolitik nicht eingeschränkt sein.

 

Ein Blick in die wesentlichen Anlagerinformationen hilft herauszufinden, dass das bei beiden genannten Fonds nicht der Fall ist. Insofern sehe ich Nichts, was gegen deren Einsatz als Basisinvestment sprechen würde.

 

Einziger Nachteil des MS (wie auch jedes anderen aktiv gemanagten Fonds):

Man setzt sich dem zusätzlichen Risiko des Geschicks der Fondsverwaltung aus. Andererseits ist das natürlich Chance in gleicher Weise, führt aber oftmals auch zu höherer Volaitilität.

 

Für den Anfang (beim Schaffen der Basis des Basisinvestments) würde ich daher den ETF bevorzugen, im späteren Stadium kann man das aber natürlich durchaus erweitern.

GetBetter
Legende
7.867 Beiträge

@Klimaaprima  schrieb:

Noch ein Hinweis, ich glaube der  Morgan Stanley INVF Global Opportunity Fund (WKN: A1H6XM) ist bei einigen Banken, auch der Comdirect, soweit ich weiß, nicht handelbar, der A1H6XK (gleiche Zusammensetzung) auch bei Comdirect und als SP mit 2,8 Aufschlag.

Grüße


Eine Übersicht der verfügbaren Anteilsklassen sowie deren Handelbarkeit und Kosten (Stand: Mai 2021) findet sich hier: klick.

 

 


@KWie2  schrieb:

Im "Pantoffelportfolio", das ja aus einem ETF Anteil und einem  Anleihenanteil besteht, wird man das Fremdkapital ( die Anleihen) als Basisinvestment ansehen.


Nach meinem Verständnis wird das gesamte Pantoffelportfolio inkl. der ETFs (also des Eigenkapitals) als Basisinvestment interpretiert.

KeepMoving
Mentor ★
1.201 Beiträge

Schöner Basisartikel @digitus . 😁

 

Für mich persönlich ist (m)ein Basisinvestment ein breites und zwingend passives Aktienkörbchen.

Die einzige "aktive" Entscheidung ist, daran zu glauben, dass es längerfristig mit der Wirtschaft und somit auch der Börse bergauf geht.

Alles weitere will ich für die Basis (Stichwort Altersvorsorge etc.) nicht von eigenen laienhaften oder professionellen Fondsmanager Fehleinschätzungen abhängig machen.

 

Für den einfach vorhandenen Spieltrieb und gewecktes Interesse habe ich dann eben noch meinen aktiven, strikt getrennten Teil.

Ob ich damit im Schnitt und vor allem auf Dauer meine passive Basis schlagen kann oder mir letztlich die Steuern einen Strich durch die Rechnung machen weiss ich nicht und lässt sich schlecht voraussagen. Aber ich will es probieren, solange es mir Spass macht.

 

Das gehe ich zwar mit der nötigen Ernsthaftigkeit an, will mich aber auch nicht zu sehr verbeißen.

Sollte ich irgendwann merken, dass ich wirklich deutlich und dauerhaft meinem "langweiligen" ETF hinterherhinke, den Spass verliere oder mich das ganze doch einfach zu sehr stresst, dann werde ich es meiner Einschätzung nach auch einsehen, nicht nur aus Trotz so weiter machen und dann eben doch alles in den Basis-ETF umschichten.

Aber vorerst habe ich mehr Spass an der Sache als ich früher je gedacht hätte.

 

Grüße

KM

 

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