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Wo fährt gerade die schnellste Straßenbahn ?

Shane 1
Mentor ★★
1.920 Beiträge

Für viele deutsche Sparer dürfte eine Rendite von 10 - 15 % im laufenden Jahr eine ziemlich gute Nachricht sein. Sie würden vor Freude jubeln. Leider bleibt so eine Rendite im Nullzinsumfeld für die Meisten reine Utopie.

 

10 oder sogar 15 Prozent? Ungläubig staunen Sparbuchbesitzer und Börsianer. Beide wundern sich zwar, jedoch aus gegensätzlichen Überlegungen. Warum investiert der Börsianer nicht gleich in einen Fonds für weltweite Technologieaktien. Haben diese nicht im laufenden Jahr bereits das Doppelte erwirtschaftet! Oder in chinesische Technologiefirmen? Die haben zur Geburt des „Star-Markets“ (eine Art chinesischer Neuer Markt seit 2019) am ersten Handelstag im Schnitt um über 100% zugelegt. An einem Tag wohlgemerkt!                                                               

 

Was stören da moralische Bedenken gegenüber der kommunistischen Partei ? Nur weil Lehrbetriebe keinen Gewinn machen dürfen, oder Tech-Giganten ihre gesammelten Nutzerdaten frei zugänglich machen sollen?
Kinder nur noch Samstags sowie Sonntags je eine Stunde spielen dürfen.

 

Jetzt aber Leute, gegen Einwände dieser Moralapostel hilft notfalls sogar einer dieser langweiligen deutschen ETFs beim Geldverdienen. Immerhin beträgt das Durchschnitts-KGV beim DAX erst 15, während es beim Blick über den großen Teich dort schon 22 sind.

Gefährliche Renditejagd

Im Ernst, es findet sich also immer irgendwo ein noch höherer Gewinn als im eigenen Depot. Doch was heißt das schon? Als Anleger sollte man sich darüber klar sein, dass die meisten Menschen bei der Geldanlage von zwei Emotionen getrieben werden: Angst und Gier.

Während unser Finanzminister Herr Scholz aus Angst Fehler zu machen, seine vermeintlich sicheren Zinsanlagen predigt und dabei im Nullzinsumfeld sogar den schleichenden Verlust unseres Ersparten riskiert (derzeitige Inflationsrate 3,9%), kriegen andere den Hals nicht voll. Auf der Jagd nach noch mehr Rendite riskieren sie alles, bis hin zum Totalverlust.

 

Am 10. März 1997 startete beispielsweise der „Neue Markt“ (Nemax). Vorbild war die US-Technologiebörse Nasdaq, die damals dank New Economy bereits von Rekord zu Rekord eilte mit seinen ersten Unternehmen Bertrandt und Mobilcom. Im Oktober 2002 war der Index des Neuen Marktes auf seinem Tiefststand; die Aktionäre hatten seit März 2000 mehr als 200 Milliarden Euro verloren. Im Juni 2003 wurde der Handel eingestellt.

In diesen ersten Jahren jedoch, da war die Börse in Feierlaune – nur 15 Prozent waren da schon wie ein offen zur Schau gestelltes Kainsmerkmal mitten auf der Stirn. Nur 15 Prozent? Damit wurde man schon fast belächelt.                                 Der Neue Markt lieferte derartige Gewinne schließlich in weniger wie einem Monat. In den 2000er Jahren wiederholte sich das gleiche aufgrund der temporär besseren Wertentwicklung erst von China-Aktien (2007), dann von Goldminen-Aktien (2011) sowie gefolgt von Öl-Aktien (2013). Vor zwei Jahren war es dann die Kursexplosion des Bitcoins, die Renditejäger dazu brachte, ihre Qualitätsaktien für vermeintlich bessere Renditechancen in Kryptoanlagen zu tauschen. Dazwischen waren es Seltene Erden und derzeit regnet es Wasserstoffaktien vom Himmel.

 

Den Weg zurück zu Qualitätsaktien haben die meisten dieser Glücksritter nicht wieder gefunden. Aber nicht, weil ihre Rechnung aufgegangen ist und sie mit ihren Anlagen nach wie vor Traum-Renditen einfahren. Sondern, weil sie auf der Suche nach maximaler Rendite ihren Einsatz verspielt, bzw. so hohe Verluste erlitten haben, dass sie Jahrzehnte brauchen werden, um diese auszusitzen. Wer die Entwicklung von Neuer Markt, Gold und Öl-Aktien kennt, wird eher auf letzteres tippen. Ob es beim Bitcoin oder Wasserstoff anders ausgehen wird, steht in den Sternen.

 

Wer auf jede Straßenbahn (Zitat Kostolanys) aufspringt, nur weil diese gerade schneller fährt als diese, in welcher man gerade sitzt, läuft Gefahr, in Kursblasen zu investieren und die Talfahrt beim Platzen voll mitzumachen. Wer natürlich glaubt, mit der neuerdings in diesem Bord so beliebten Wunderwaffe, dem ausgeklügelten Setzen von Stopkursen alle gefährlichen Klippen umschiffen zu können, und gefahrlos in den Hafen einlaufen zu können, leistet sich einen großen Irrtum.     

 

Aber auch Qualitätsaktien sollte man nicht deshalb kaufen, weil sie im laufenden Jahr gerade um 10 oder 15% gestiegen sind, sondern weil man etwas Grundlegendes verstanden hat:

 

Dass man sich damit an erstklassigen Weltkonzernen beteiligt und so mit seinem Geld anstatt von kurzfristigen Börsentrends vom langfristigen Wachstum der Weltwirtschaft profitiert. Doch das ist eine ziemlich rationale Überlegung - und die fällt Renditejägern schwer. Denn Gier frisst bekanntlich auch Hirn.

Wie lautet ein bekanntes Zitat von Super-Investor Warren Buffett:                  „Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie gerade steigt“.

 

Übrigens, ein ebenso dummer Grund eine Aktie zu kaufen ist, weil sie gerade so günstig ist. Auch „Wirecard“ dürfte sich in den Köpfen der Börsianer festgesetzt haben, denn Stopkurse haben nicht gegriffen. Als die Bilanzen nicht testiert wurden, wollte niemand mehr etwas mit dem Konzern zu tun haben, und der Kurs fiel wie ein Stein in die Tiefe.

 

Benjamin Graham (der Mentor von Warren Buffett) sagte einmal:

"Der Preis ist das, was man bezahlt, der Wert ist das, was man bekommt".

 

Beim längsten Börsencrash aller Zeiten 1929 verlor Graham viel Geld. Er arbeitete ununterbrochen, um den Verlust aufzuholen und benötigte 5 Jahre. Dies war deutlich schneller als der Markt im Allgemeinen; denn dieser brauchte 25 Jahre, um sich vom Crash zu erholen.                                                                                              Danach verlor Graham auf Jahresbasis nie wieder Geld für seine Kunden.

 

Warum suchen so viele beim Kauf einer Aktie ein Papier, das schnellstens an Wert zunimmt, anstatt die Anschaffung als ein ganzen Unternehmens zu betrachten, einschließlich aller Gewinne, Schulden, Vermögensgegenstände und zukünftiger Umsätze.

 

Oder einfach auf den Punkt gebracht, warum wechseln wir die Straßenbahn, nur um einige Minuten früher am Ziel zu sein? Kein Fußballtrainer der Welt stellt elf Stürmer auf den Platz und glaubt damit zu siegen, und spielt deshalb ohne Tormann und Verteidiger.

 

Denken wir in einer ruhigen Minute doch auch mal über diese Strategie nach! Ich bin tief davon überzeugt, eines Tages wird man dankbar für eine gute Abwehr im Depot sein. 

Grüße - Shane

71 ANTWORTEN

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Schöne Predigt zum Wochenende!
Leider stellst du hier eine Behauptung auf


@Shane 1  schrieb:

Wer natürlich glaubt, mit der neuerdings in diesem Bord so beliebten Wunderwaffe, dem ausgeklügelten Setzen von Stopkursen alle gefährlichen Klippen umschiffen zu können, und gefahrlos in den Hafen einlaufen zu können, leistet sich einen großen Irrtum.     


und sparst dir dann jegliche weitere Ausführungen dazu.
Ich könnte dir jetzt einen Link zu einem Sternedepot liefern - geht aber nicht, weil @nmh das nicht möchte - das seit dem 04.01.21 genau 46 % gemacht hat. Ohne setzen von Stop-Kursen, ohne dass sich auch nur irgendwie weiter um dieses Depot gekümmert worden wäre.
Seit der Industrialisierung beutet die Menschheit die Erde aus. Mit wohl progressivem Verlauf. Die Erde wird sich wohl um 2,7 Grad aufheizen... usw.
Insofern bist du ein angenehmer Rufer für eine andere Gangart. Aber leider auf völlig verlorenem Posten.

Antonia
Mentor ★★★
2.611 Beiträge
@Shane 1  schrieb:

......

......

Auch „Wirecard“ dürfte sich in den Köpfen der Börsianer festgesetzt haben, denn Stopkurse haben nicht gegriffen. Als die Bilanzen nicht testiert wurden, wollte niemand mehr etwas mit dem Konzern zu tun haben, und der Kurs fiel wie ein Stein in die Tiefe.

 


Danke für deinen guten Beitrag @Shane 1 !

In vielen Dingen magst du Recht haben, beim Thema Wirecard im Zusammenhang mit Stopkursen, muss ich jedoch vehement widersprechen!

Wer im ersten Halbjahr in Wirecard investiert war, wurde bereits mit vertretbarem Verlust oder gar Gewinn ausgestopt. Er hat, wenn er grundsätzlich nur in steigende Aktien investiert, was ja nach Buffetts Meinung "Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie gerade steigt" falsch ist, nicht neu gekauft und der Absturz im Juni 2020 konnte keinen Schaden anrichten!

 

Beide Strategien, richtig angewendet (!) haben ihre Daseinsberechtigung!

Man muss sie nur richtig anwenden!

 

Schönes Wochenende!!

 

 

Grüße von Antonia
____________________
Alle Männer haben nur zwei Dinge im Sinn: Geld ist das andere. Jeanne Moreau

TutsichGut
Mentor ★★★
2.304 Beiträge

Danke @Shane 1 , dass du versuchst, uns auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.

Und der kann bekanntlich verdammt hart sein. 

Schönes Wochenende 😎

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

Thorin
Autor
2 Beiträge

Vielen Dank für den tollen Beitrag!

Grüßle !

Shane 1
Mentor ★★
1.920 Beiträge

@Antonia 

Liebe Antonia, gegensätzliche Ansichten beleben einen Meinungsaustausch, aber hier verwechselst du mit deiner Antwort Buffetts Ansatz zu investieren. Es geht dem Orakel aus Omaha nicht um einen einzigen Grund bei einer Investition.

 

Beide, Graham und (sein bester Schüler) Buffett sehen in einem Kauf nicht ein nur ein Stück Papier, welches man kauft, weil es gerade steigt. Buffetts Lehren sind wirklich kompliziert zu verstehen, hier schaltet man sehr gerne ab und mir ergeht es auch so.

 

Aber zum Glück gibt es ja Internet und sein Portfolio ist ja dort einsehbar. Obwohl er um Banken oder Technologieaktien einen großen Bogen macht, besitzt er von Apple  887.135.554 Millionen Aktien, das sind immerhin 43 Prozent seines Portfolios.

Er sieht Apple als Monopol im Markt, sozusagen als Aktie mit vielen Burggräben um die Burg und dazu von einem mit einem großen Burgherren geleitet. Und diese hat er wohl nicht im Depot, weil sie gerade billig sind.

 

Wirecard ist lediglich ein Beispiel meines persönlichen Waterloos in einer Reihe vieler in der Vergangenheit getätigter Fehler, zumal ich mir einbilde, inzwischen diese Fettnäpfchen tunlichst zu meiden.

 

Und da ist doch Wirecard nicht reräsentativ, sprechen wir über Bremer Vulkan, AEG, Südmilch, Air Berlin, Pfaff, Babcock, Kinowelt, Brokat, Gigabell, Em-TV, Worldcom , Nortel, Comrod, Windeln.de, Deutsche Telekom, Commerzbank und unzählige weitere Reinfälle.

 

Zweifellos ist die Börse hektischer und schnelllebiger geworden und angeblich ist kaufen und liegen sowieso veraltet, jedenfalls wollen uns das die pfiffigen Fachleute stets vermitteln.                                                                                                                      Es gibt zudem noch etliche weitere gute Strategien, welche ihre Daseinsberechtigung haben, und im Bord noch nie angesprochen wurden, aber ich bezweifle, das diese Anleger - wie du bekundest - diese auch richtig anwenden würden.

Auch wenn Buffett kein Buch geschrieben hat, die Erkenntnisse seiner Erfahrung sollten Anlegern Gold wert sein und wir uns nicht überschätzen und abheben, indem wir glauben, cleverer zu sein.

 

Vielleicht liegt dir dieses Zitat von ihm besser:

Eine Aktie, welche man nicht 10 Jahre bereit ist zu halten, darf man auch nicht für 10 Minuten besitzen.

 

Natürlich kann jeder an der Börse mit seinem Geld machen, was er will, aber trotz der vorgergründigen Vorteile, einer Stop Loss Absicherung, ist der beste Schutz meiner Ansicht nicht die Steiggeschwindigkeit, sondern die Qualität einer Aktie, in welche ich investiere.

Grüßle - Shane

 

 

 

 

Justin Smith
Experte ★★★
568 Beiträge

Vielen Dank @Shane 1 für diesen Text der zurecht mahnt und auf den Boden der Tatsachen zurückholt. 

 

Allerdings muss auch ich Deinem (etwas herbeikonstruiertem) Beispiel mit Wirecard widersprechen. Es besteht doch ein erheblicher Unterschied beim setzen von Stopkursen zwischen einem Unternehmen wie *bitte-hier-eine-Sternenliste-Aktie-einsetzen* und einem Unternehmen wie Wirecard, welches mutmaßlich mit maximaler krimineller Energie am Markt gecrashed ist. Wir sind uns ja vermutlich einig, dass der Crash von Wirecard kein normaler Absturz aufgrund von relativer Schwäche zum Markt war. 

 

Ansonsten wie immer schön etwas von Dir zu lesen...

Shane 1
Mentor ★★
1.920 Beiträge

@Thorin 

du fragst mich scherzhaft, wohin diese Straßenbahn gerade fährt. Genauso scherzhaft würde ich jetzt schreiben - ich weiß es nicht, aber am Stachus steigst du aus!

@aehatmir meine Glaskugel noch nicht wiedergegeben (angeblich poliert er das Teil noch täglich). Solange lese ich jetzt im Kaffeesatz (von Starbucks natürlich).

 

Aber ich bedanke mich bei allen Lesern, welche mir hier den Daumen geben für ihre Aufmerksamkeit zu dem Beitrag und hoffe doch, dass die darin angesprochene Gier für schnelle Gewinne im Gleichschritt mit der Vernunft einhergeht. 

 

Und unter vier Augen zugegeben, ich kaufe zwar auch keine No-Name Aktien zu Tiefstpreisen, aber bei Socken im Angebot und zu Schnäppchenpreisen werde ich schon mal schwach.  

Grüßle - Shane

Shane 1
Mentor ★★
1.920 Beiträge

@Justin Smith 

...wir sind uns einig, siehe meine Anwort zu Wirecard bei @Antonia . Hier habe ich die Aktie erwähnt, weil ich diese bei steigendem Kurs etwa eine Stunde vor Bekanntgabe des Testats von Ernst & Young bei steigendem Kurs gekauft habe (erfahrungsgemäß machen dies Konzerne vor der Börseneröffnung um dem Investor noch den Einstieg zu ermöglichen).

Die Bekanntgabe verzögerte sich und ich konnte den Livestream nicht mehr verfolgen da ich nicht abkömmlich war. Somit setzte ich sofort einen Stopp 10% unter dem zuvorigen Kaufpreis und als zu zu Mittag wieder nach Hause kam war die Aktie weit unter diesem verkauft worden. Da kosteten mich diese zwei Stunden einen fünfstelligen finanziellen Betrag.

 

Ich soll hier eine Sterneaktie einsetzen?

Mache ich äußerst ungern, da ich mit meinem Beitrag keinen Bezug auf @nmh andeuten möchte (das letzte Mal wurde ich deshalb von ihm zum Duell gefordert, zum Glück überließ er mir die Waffenwahl und ich habe ihn dann beim Dudelsackspielen geschlagen)!

 

Aber ich drücke mich auch nicht davor, ich nehme die angeblich beste Aktie der Welt derzeit, nämlich Esker!

 

Ein kleiner unbekannter Konzern, mit einer Marktkapitalisierung von normal nur knapp einer Milliarde (derzeit bei dem Kurs 1,8 Mrd.), ein mittelmäßiger Umsatz dazu, ein KGV im dreistelligen Bereich (126)  und jetzt sage mir mal z.B. bei Comdirect den Gewinn, das PEG, die Aktionärsstruktur, das Eigenkapital, das EPS, den Vorstand oder Aufsichtsrat usw. und du wirst feststellen, um hier Infos zu erhalten, muss man sich vertiefen, denn es sind keine Angaben verfügbar.

 

Ich befasse mich auch nicht mit dieser Aktie, so kleine Konzerne passen nicht in meine Anlagestrategie und wer jetzt schreibt, die Aktie geht aber ab wie die Post, dem sage ich vorab, Mobilcom hat im neuen Markt sogar einmal 400 % an einem Tag gemacht (nachprüfbar, kein Fake) und als ich mich für einen Bekannten weigerte, diese für sein Depot zu kaufen, wechselte er aus trotz den Berater (er dürfte seine Erfahrung gemacht haben).

 

Ohne jetzt polarisieren zu wollen, es steht nämlich bei einem Kauf gar nicht die Aktie der Begierde im Vordergrund, zuvor stehen wichtigere Kriterien an, bevor man sich mit der Auswahl der Aktien im Depot befassen muss. 

Einige Mitglieder, welche ich schon über viele Wochen händereichend bei ihren ersten Schritten begleitet habe, werden wissen, was ich damit anspreche.

 

Leider habe ich jetzt keine Zeit mehr, ich habe außer Haus Termine, aber ich werde versuchen, möglichst noch zu allen ernstgemeinten Fragen Stellung nehmen zu können, notfalls antworte ich bei speziellen Anlässen auch auf PN (was etwas länger dauern könnte).

Justin, jedenfalls vielen Dank für deinen Beitrag

Shane

 

   

ae
Mentor ★★★
2.943 Beiträge


@Shane 1 

Ich beginne mal mit einem Spruch von Warren Buffet: „Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent!“

Was allerdings in der Theorie so simpel klingt, ist in der Praxis jedoch kaum umzusetzen. Zumindest nicht an der Börse!

 

Den „Ist Zustand“ eines Unternehmens herauszufinden ist heutzutage so einfach wie noch nie. Alle relevanten Informationen, die da wären Umsatz und Gewinn, Marktstellung und Konkurrenz, Führung und Management usw. sind fast für jede kleine Klitsche, selbst aus „Hintertakatukistan“, im Netz verfügbar und nachzulesen.
Es kann jeder, der dies gerne möchte den Zustand des Unternehmens beurteilen von welchem er Anteile kauft. 
Zu den Fakten selber findet man noch X-beliebig viele Meinungen, Analysen, Einschätzungen zu den meisten börsengelisteten Firmen, von intelligenten, hochgelobten, an Selbstüberschätzung leidenden, erfolgreich und weniger erfolgreichen Analysten und solchen die es noch werden wollen. 

 

Das Problem von uns Kleinanlegern besteht darin, nicht nur nicht, auch aus Zeitmangel die ganzen Informationen zu besitzen, sondern auch diese richtig einzuordnen.
Ich kann mir an der Glaskugel die Finger wund reiben und das Ohr daran platt drücken, die Zukunft erfahre ich immer erst dann wenn sie schon wieder Vergangenheit ist. 

Jetzt komme ich zu dem Punkt, welcher zu oben beschriebenem Dilemma führt:

An der Börse wird immer die Zukunft gehandelt! Der jetzige Zustand eines Unternehmens ist für den an den Börsen erhandelten Preis für eine Aktie (fast) irrelevant. 
Da die Zukunft  Niemand kennt, wird in die Vergangenheit geschaut und aus der Entwicklung des Wertes der letzten Jahre eine wahrscheinliche Entwicklung für die nächsten Jahre abgeleitet. 

Dies geschieht hauptsächlich über zwei Herangehensweisen. 


Die eine ist die fundamentale Auswertung und das Voraussetzen der Weiterführung der Entwicklung auch zukünftig durch gutes Marktumfeld, den sogenannten Moat/Burggraben, zukunftsfähiges Geschäft, gutes Management …

Die zweite ist die von speziellen Programmen hochgezüchteter Rechner (für junge Leute PC) benutzte Methode der Chartentwicklung. Im Neusprech heißen diese „Robo‘s“. 

Und genau Zweitere ist der Grund weshalb ich Dir, in gewissen Teilen, Deines übrigens sehr gutem Beitrages, zumindest nicht zustimme. 
Aus fundamentaler Sicht und Analyse gibt es kaum Gründe in einen Wert wie Esker einzusteigen, um bei Deinem Beispiel zu bleiben. 
Die Trendfolge Methode macht aber genau das! Einsteigen weil der Trend schon Jahre nach oben zeigt. Die Robos können zwar Bilanzen auswerten aber keine Phantasie für die Zukunft entwickeln und darum nehmen sie den einfachen Weg und kaufen Werte die steigen. Dieser Methode bedienen sich auch viele Kleinanleger und sogar Fondsmanager. 
Mit der Folge dass sie einfach funktioniert - Self prophecy. 

Dein Beispiel der Dotcom Blase mag zwar teilweise auf die Kryptos zutreffen, jedoch nicht für den Aktienmarkt generell. 
Ja ich weiß: „Diesmal ist alles anders“ ist einer der teuersten Sprüche wenn man am Börsengeschehen teilnimmt, da ich aber den Neuen Markt auch miterleben durfte schätze ich die Situation ganz anders ein. Auch für die Kryptowährungen. 
Trotzdem stimme ich mit Dir überein, dass keine Bäume in den Himmel wachsen. Auch jetzt nicht!

Vorsicht ist immer geboten, die größeren Chancen gehen immer einher mit einem höherem Risiko. 

Genau dieses Risiko gilt es zu minimieren! 
Entweder indem man die Unternehmen auswählt welche man fundamental erst ausgewertet hat oder man bedient sich der Stoppkurse. 
Diese Stopploss Orders sind keine Wunderwaffe und auch keine Zauberei, sondern lediglich ein Mittel um das Risiko zu minimieren. Hätte ich diese Methode zum Ende der Internetblase 2000/2001 schon angewendet wären mir Verluste von 90% und mehr erspart geblieben. Im Gegenteil ich hätte sogar gute Gewinne eingefahren…

 

Auch wenn ich Dir @Shane 1 hier nichts neues erzählte, meine Gedanken habe ich mehrheitlich an Deine zahlreichen Leserschaft (ich zähle mich ebenfalls dazu) gerichtet

 

gruss ae

—————————
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden