Hilfe
abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Rosinenpicker-Tipps #25: Wasser-ETFs - Xtrackers vs. L&G

Joerg78
Mentor ★★★
2.728 Beiträge

Danke an @digitus , dass ich für seine "Rosinenpicker"-Serie erneut einen Gastbeitrag schreiben darf 🙂

 

Das Thema „Wasser“ rückte in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus; Themen wie „Dürre“ oder „Wasserknappheit“ waren bislang gefühlt eher etwas, das – geographisch gesehen – weit weg von uns stattfand; doch durch den Klimawandel werden diese Themen auch in unseren Regionen präsenter: Absinkende Grundwasserpegel, schlechte Ernteergebnisse, Wasserrationierung oder belastetes Trinkwasser sind Dinge, die in Europa angekommen sind.

 

Somit sind nicht mehr nur in Entwicklungsländern Investitionen in eine hochwertige Wasserversorgung notwendig, auch in Industrieländern wird dieses Thema eine höhere Priorität genießen (müssen).

 

Aus Investorensicht kann man sich hier die Frage stellen: Kann ich an diesem Thema auch finanziell partizipieren, ohne sämtliche moralische Bedenken über Bord werfen zu müssen? Denn klar ist: In diesem Bereich gibt es auch Unternehmen, für die das Thema „sichere Wasserversorgung“ bedeutet: „Wir verpacken das bisschen Wasser, das es vor Ort gibt, in Plastikflaschen und verkaufen es für viel Geld“ – moralisch fragwürdig und alles Andere als nachhaltig.

 

Im Bereich der ETFs gibt es einige Wasser-Indizes: Der S&P Global Water Index investiert seit seiner Index-Änderung im Oktober 2022 theoretisch in 100 Unternehmen (faktisch sind es derzeit 44, da erst im Oktober diesen Jahres die tatsächliche Anzahl auf 100 angehoben wird), wobei die USA ca. 56% des Anlageuniversums und die 10 höchstgewichteten Unternehmen bereits mehr als die Hälfte des Index ausmachen. Auch von MSCI gibt es mit dem ACWI IMI Water ESG Filtered Index (PDF) einen 37 Titel umfassenden Index, der allerdings noch mehr USA- und „Top 10“-lastig ist. Solactive bietet einen Index an, der immerhin 50 Unternehmen enthält, die (mehr oder weniger) gleichgewichtet sind, der USA-Anteil ist mit knapp 60% dennoch relativ hoch.

 

Neu in Deutschland investierbar ist der Index mit dem etwas sperrigen Namen MSCI ACWI IMI SDG 6 Clean Water and Sanitation Select Index (PDF) und zwar mit einem Produkt von DWS Xtrackers. Diesen Index möchte ich etwas näher betrachten.

Der Index umfasst derzeit 78 Titel aus dem Small-, Mid- und Large-Cap-Bereich und investiert weltweit (inklusive Emerging Markets). Potentielle Kandidaten für den Index sind Unternehmen, die in nachhaltiger Wasserversorgung, nachhaltiger Landwirtschaft oder Abwasserentsorgung aktiv sind, die Auswahlkriterien sind dabei strenger als die im oben erwähnten ACWI IMI Water Index. Unternehmen werden marktkapitalisiert gewichtet, es existiert aber ein Cap von 4,5%. Der USA-Anteil liegt bei derzeit recht niedrigen 35%, dafür sind beispielsweise die Färöer Inseln mit knapp 3% vertreten.

Doch hat der Index abseits der etwas „klumpenärmeren“ geographischen Verteilung auch mehr zu bieten?

Größtes Unternehmen ist derzeit das schwedische Unternehmen Essity aus Schweden – ein Hygieneartikelhersteller, sprich: (u.a.) Toilettenpapier. Zweitgrößtes Unternehmen ist Unicharm aus Japan – Hauptprodukte sind Windeln oder Artikel der Monatshygiene. Erst mit United Utilities auf Position 3 erscheint ein Unternehmen, das direkt mit Wasser zu tun hat (sowohl in der Versorgung als auch in der Entsorgung).


Generell besteht der Index zu rund ¼ aus Konsumgüterunternehmen – sicherlich bieten auch diese einen Mehrwert (im Bereich Sanitär), aber es sollte auch klar sein, dass man hier den Bereich des Wassers schon arg ausdehnt. Das mag grundsätzlich nicht verkehrt sein, auch Hygieneprodukte sind wichtig und gerade in Entwicklungsländern oft Mangelware – aber den Bereich des Wassers im engeren Sinn verlässt man damit.

 

Kurz noch zur Performance des Index: Im 5 Jahres-Vergleich mit dem MSCI ACWI performt der Index mit 7,43% pA etwas besser als der ACWI mit 6,65% pA (USD-basiert); im kürzeren Vergleich schneidet der ACWI besser ab.

Wer sich für ein Investment in den Index entscheidet, sollte darauf achten, dass der ETF noch sehr jung ist und nur eine Größe von ca. 4 Mio USD hat – sollte sich der ETF nicht so entwickeln, wie die DWS sich das vorstellt, besteht die potentielle Gefahr einer Einstellung.

 

 

Mein Fazit? Ein reinrassiger Wasser-ETF sieht für mich anders aus. Wer einen Schwerpunkt auf geographische Verteilung legt und auch kein Problem hat, in Hygiene-Artikelhersteller zu investieren, kann sich den ETF näher anschauen; wer eher den Schwerpunkt auf Wasserver- und entsorgung legt, sollte sich eher einen anderen Index aussuchen.

 

3 ANTWORTEN

Joerg78
Mentor ★★★
2.728 Beiträge

Ursprünglich sollte mein Fazit für den soeben vorgestellten Index positiver ausfallen – der erste Blick sah für mich gut aus, auf den zweiten Blick stört mich persönlich aber das Thema „Hygieneartikelhersteller“ – nicht, dass sie „schlecht“ wären, aber in einem Wasser-Index erwarte ich sie nicht unbedingt. Daher möchte ich kurz auf den ebenfalls erwähnten Wasser-Index von Solactive eingehen: Dem Solactive Clean Water Index. Investierbar ist dieser Index mit dem Produkt von L&G.

 

53 Unternehmen befinden sich im Index, die auf Basis einer „Wasserdatenbank“ des Unternehmens Global Water Intelligence ermittelt werden; Schwerpunkt sind Unternehmen, die entweder aus dem Versorgungsbereich (und dabei mind. 90% des Umsatzes aus dem Bereich „Wasser“ erwirtschaften) oder aus dem Industriesektor stammen (und mind. 50% im Bereich „Wasser“ erwirtschaften). Die genauen Selektionskriterien sind in diesem PDF einsehbar.

 

In den Top 10 des Index (wobei Top 10 relativ zu sehen ist – die Unternehmen sollen im Index ja gleichgewichtet sein!) befinden sich neben der oben erwähnten United Utilities Unternehmen wie Itron (bietet Produkte für Energie- und Wasserressourcenmanagement an) oder Severn Trent (ein Wasserversorger). Auch die in der Community schon erwähnten „American Water Works“ befinden sich im Index.

 

Im Gegensatz zum MSCI Clean Water and Sanitation Index spielen Basiskonsumgüterhersteller mit ca. 2% eine untergeordnete Rolle – Hauptsektoren sind Industrie (ca. 55%) und Versorger (ca. 25%). Wie bereits im Beitrag zuvor erwähnt, ist der Anteil der USA höher als beim MSCI-Index: ca. 59% stehen hier zu Buche, es folgen UK mit 11% und Japan mit 7%, somit eine relativ hohe Konzentration auf 3 Länder.

Vergleicht man den Wasser-ETF mit einem MSCI World, so zeigt sich auf die letzten 3 Jahre eine nicht unerhebliche Outperformance des Wasser-ETFs – trotz der recht sportlichen TER von 0,49%.

 

Joerg78_0-1683735694009.png

 

[via]



Der L&G-ETF ist bei der comdirect übrigens sparplanfähig.

 

 

Mein Fazit: Im Vergleich zum oben vorgestellten ETF von Xtrackers hat dieser ETF eine höhere Konzentration auf wenige Länder, dafür sind die enthaltenen Unternehmen gleichgewichtet. Zudem entspricht die Unternehmensauswahl für mich mehr einem Wasser-ETF als das Produkt von Xtrackers.



PS: Die anderen Rosinenpicker-Artikel sind hier zu finden.

digitus
Legende
8.350 Beiträge

@Joerg78: danke, dass du als "Mr. ETF-FAQ" mal wieder ETFs vorstellst und die Leser:innen an deinen Abwägungen teilhaben lässt.

 

Deine Überlegungen zeigen gut, dass auch Sparten-ETFs, von denen man meinen könnte, dass sie weitgehend identisch sind, völlig anders aufgebaut sein können.

 

Ich selbst werde meinen kleinen Sparplan auf den Xtrackers fortführen, behalte ihn aber genau im Auge.

 

Nochmal danke und Grüße,

Andreas

 

ae
Mentor ★★★
2.943 Beiträge

@Joerg78 : recht schönen Dank für die Aufnahme des „Wasser“ Themas per ETF’s. Langfristig wird es wohl ein ganz wichtiges Thema sein, die vorhandene Wassermenge auf unserem Planet wächst ja nicht, da keine Eisberge vom Himmel fallen. Dafür wächst der Verbrauch und die Anzahl der Verbraucher kontinuierlich, während das nutzbare Nass immer knapper wird. Das Potential für entsprechend innovative Unternehmen wäre gegeben und läuft derzeit etwas unter dem Radar, da die Aufmerksamkeit und Fokus sich anderweitig tummeln.


Ob man das im Portfolio braucht muss jeder für sich entscheiden, egal ob per Etf mit reduziertem Risiko, oder per Einzelwert, mit höheren Chancen, allerdings größerem Risiko. Als Anleger bin ich noch zwiegespalten ob es sich lohnt oder nicht. 
Bei dem vorgestelltem Etf teile ich die Meinung bezüglich der enthaltenen Werte. Es sollten m. M. ausschließlich Unternehmen mit Bezug zum Wasseraufbereitung/-gewinnung, Verbesserung im Umgang mit den Ressourcen usw. rein. Bei Unternehmen welche die Knappheit verstärken oder ausnutzen, wäre ich sowieso raus. 

gruss ae 

 

P. S. ein Dankeschön auch an digitus fürs hochhalten des Rosinenpicker-Fähnchens 

—————————
>>> Meine Glaskugel funktioniert, ist geputzt und auf dem neuesten Stand der Technik
>>>> Leider weigert sie sich konsequent, mit mir zu reden