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paar Gedanken zu Stopkursen

nmh
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9.962 Beiträge

Ich kann mich noch gut erinnern: Vor ungefähr 20 Jahren, um das Jahr 2000 herum. Ich hatte etwas über fünf Jahre Börsenerfahrung. Ein Hobby-Anleger war ich seinerzeit und übrigens auch heute noch. Stopkurse fand ich doof, damals. "Ach neeee, ich hab die Aktie sorgfältig analysiert, wenn die jetzt fällt, dann sind die anderen schuld. Ich brauche keine Stopkurse, ich weiß genau, dass die sich wieder erholt, denn ich kann hellsehen. Auch wenn alle anderen Anleger in die andere Richtung fahren: die sind die Geisterfahrer, nicht ich." oder"Ach, das ist nur vorübergehend, ist doch so eine tolle Aktie, die verkaufe ich jetzt nicht so billig, die erholt sich schon wieder". Indes:

 

Damals gab es die Fernsehsendung "3SAT-Börse". Total seriös. Mit Gestalten wie Förtsch, Frick, Prof. Otte (in der aktuellen Ausgabe 1/2020 vom Schmierblatt "Euro" schreibt er auf Seite 84 unter "Notfallpläne für den Crash" allen Ernstes, man soll sich als Stadtbewohner Freunde auf dem Land suchen, wenn die Krise kommt, um zu profitieren), Gerd "Bitcoin" Weger, einer "Moderatorin", die Warren Buffett als "Orakel von Oklahoma" (sic!) bezeichnet hat, und einer anderen "Moderatorin", die schon mal vor laufender Kamera ihre eigene Regie beschimpft hat ("ja, Ihr müsst schon auf mich schneiden, wenn ich rede"). Also wie gesagt: echt toll seriöse Experten. (Immer noch gut im Vergleich zu den heutigen "newscastern" von ntv oder WELT).


Aber eben auch mit Stefan Otto. Der war damals Ressortleiter bei Börse online. Er hat in der Sendung Aktientips gegeben und ein Musterdepot betreut. Ich erinnere mich noch genau: er hatte so eine etwas krächzende, knarzende Stimme, und in jedem zweiten Satz von ihm kam das Wort "Stopkurs" oder "Achtung, Achtung, Stop Loss bei ... beachten!" (krächz) vor.

 

Wie gesagt: ich fand es total doof, immer nur an Stopkurse zu denken. Meiner Vermutung nach war das irgendwie von den Banken gewollt, damit die Kunden mehr traden.

 

Die ersten Jahre liefen für mich an der Börse mehr so OK. Aber richtig erfolgreich bin ich, seitdem ich konsequent Stopkurse einhalte (außer bei ETF, anderen breiten Investments - siehe hier - oder in Krisenzeiten, wenn alles abstürzt), meine Verluste begrenze und Gewinne einfach laufen lasse. Mein System habe ich hier beschrieben.

 

Stopkurse filtern Aktien aus, die schlechter laufen als der Rest. "Relative Schwäche" nennt man das, und das müßt Ihr Euch nicht antun. In Krisenzeiten genügt es meiner Meinung nach, ebenfalls nur die Aktien abzusichern, die wesentlich stärker abstürzen als der Rest. Denn der Großteil der Aktien wird sich wieder erholen, und man will nicht sein ganzes Depot leerräumen. Das ist aber eine äußerst schwierige Frage, weil es nicht ganz konsequent ist.

 

Aber ganz klar: Wenn es an der Börse allgemein gut läuft, dann dürft Ihr keine Aktien haben, die langsam oder schnell nach unten weggurken.

 

Stopkurse helfen gegen die eigene Psychologie. Kaum jemand ist in der Lage, sich Fehler einzugestehen. Wenn man bereits vor (!) dem Kauf ein Limit festlegt, bis zu dem man bereit ist, Verluste zu akzeptieren, dann spielt einem später die eigene Psyche keinen Streich. Und wenn man - so wie ich - extrem viele unterschiedliche Wertpapiere hält, helfen Stopkurse auch, Papiere auszusortieren, die einfach monate- oder gar jahrelang einfach nur stetig fallen und Geld vernichten. Depot- und Spaßbremsen sind das!

 

Klar kommt es oft vor, dass man ungewollt ausgestoppt wird. Bei mir alle zwei Wochen. Aber wenn eine Aktie dann wieder nach oben dreht, verbietet mir niemand, wieder einzusteigen. Dann war eben der Verkauf auch ein Fehler. Man muss eigene Fehler zulassen und richtig reagieren! Denn:

 

Die Erfahrung zeigt, dass solche "Unfälle" langfristig weniger Performance kosten als das sture Festhalten an Wertpapieren, die nicht nach oben laufen.

 

Wer hellsehen kann, keine Fehler macht und sicher weiß, dass eine Aktie wieder nach Norden dreht, und zwar schneller als andere Aktien, mit denen man in der Zwischenzeit Geld verdienen könnte, braucht keine Stopkurse. Wer sich eingesteht, dass nicht jede Investmententscheidung im Nachhinein richtig ist, und Verluste berenzen will, kommt ohne Stopkurse nicht aus. Ob man die immer "scharf" an der Börse setzen muss, oder ob es manchmal auch genügt, "im Kopf" mentale Stopkurse zu beobachten, ist eine andere Frage. Die Erfahrung zeigt aber, dass im Zweifel der eigene Starrsinn größer ist als die Vernunft. Und so hält man die Aktie doch noch weiter, obwohl man eigentlich anders geplant hat. Daher besser Stops an der Börse oder im Livetrading setzen.

 

Heute schreibt Stefan Otto (nachdem Bertelsmann irgendwann die BO-Redaktion leergeräumt hat) als freier Journalist bei dem von mir verehrten Gereon Kruse auf  boersengefluester.de. Der war stellvertretender Chefredakteur von Börse online, bevor die vom seriösen Gruner & Jahr-Verlag an den total seriösen Finanzen-Verlag (mit dem dicken Herausgeber, der sich im persönlichen Gespräch sogar als total sympathisch erweist, übrigens erscheint auch der Otte-Artikel mit den Tipps gegen die Krise in diesem Verlag, aber ich schweife ab) notverkauft wurden.

 

Hach. Die alten Zeiten. Bitte nicht verwechseln: Prof. Otte mit "e" und Stefan Otto mit "o".

 

Achtung, Achtung: Stopkurse nicht vergessen! (Krächz)

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
32 ANTWORTEN

haxo
Legende
3.787 Beiträge

@A.J. , ich will mir echt nicht anmaßen  mich vor @nmh zu drängeln (tue es aber trotzdem Katze (Zunge)) aber bei so einem Paradebeispiel wie Hannover Rück piekt es mich förmlich.

 

Bei so schon fast unheimlich steigenden Trend-Turbo-Werten bietet sich m.E. gut die "100er-raus-Regel" an (Warren Buffett als er beim UNO mal vergessen hat "UNO-UNO" zu rufen).

 

Und siehe da: Genau da liegt dein SL Katze (überglücklich)

neu-2.jpg

Würdest du dein SL tiefer setzen, wären alle schönen Gewinne futsch und würde HR so tief rutschen, wäre m.E. auch der schöne Aufstieg angeknackst.

 

hx.

MCGA - Make Community Great Again

nmh
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9.962 Beiträge

Den Beitrag von @haxo   von grade eben habe ich leider nicht verstanden, das liegt aber sicher an mir und an der Uhrzeit.

 

@A.J.:

Here you go: Vorschläge für Stopkurse; bitte selbständig auf einen krummen Wert setzen (z.B. 95,18 EUR für Wirecard), damit nicht alle ihren Stopkurs genau an derselben Stelle haben.

 

Nornickel: agressiv: 25 EUR; konservativ: 20 EUR

Wirecard: 95 EUR

Hannover Rück: für Trader: 160  EUR; langfristig: 140 EUR

Bright Horizons: 120 EUR

Constellation Software: 800 EUR

Fiserv: für Trader: 98 EUR; oder langfristig: 82 EUR

Gazprom ADR: 5,60 EUR

Linde: 165 EUR

Mastercard: 225 EUR

McDonalds: 162 EUR

Mondelez: 45 EUR

Newmont Corp: 32 EUR

SBA Communication: 195 EUR

Warehouse DPauw: Achtung neue WKN; 20,50 EUR

Waste Management: 95 EUR

 

Eine derart lange Liste war jetzt aber schon hart an der Grenze. Allerdings freue ich mich, dass Du schon so ein breit gestreutes Depot aufgebaut hast.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

A.J.
Experte
106 Beiträge

@nmh  riesen Dank!

Ich hatte die Werte extra nach Wichtigkeit geordnet, damit du aufhören kannst, wenn du keine Lust mehr hast. Daran, dass ich so viele verschiedene Aktien habe,  bist du übrigens maßgeblich Schuld Smiley (zwinkernd).

Ich habe die Stoppkurse wo nötig entsprechend angepasst, obwohl es mir in den Fingern gejuckt hat, die Kursgegewinne abzusichern.