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Meinungen zur Vermögensplanung durch Private Banking

antlion
Autor ★
9 Beiträge

Liebe Community,

 

nachdem ich hier schon länger still mitlese, habe ich mich nun doch angemeldet. Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

 

Folgende Ausgangssituation:

 

Meine Eltern haben Immobilien/Grundstücke veräußert. Der Verkauf erfolgte weil man nach mittlerweile 15 Jahren nicht nur die Erbengemeinschaft auflösen wollte, sondern auch weil die Gebäude alt waren und entsprechenden Instandhaltungsaufwand verursacht haben, sich teilweise auch nur noch an ein Klientel vermieten ließen, das dann wiederum auch sehr viel Aufwand und Ärger verursacht hat. Das ganze wurde an einen Bauträger verkauft, der die Gebäude nun abreißt und auf dem Grundstück 6 Mehrfamilienhäuser errichtet.

 

Aus dem Verkauf ist nun ein siebenstelliger Betrag an meine Eltern geflossen. Wie ich festgestellt habe, werden meine Eltern mittlerweile bereits vom Private Banking Team der hiesigen VR-Bank betreut. Kürzlich gab es einen ersten Beratungstermin (auf Wunsch meines Vaters). Man hat ihm einen umfassenden Vorschlag zur Umschichtung des Vermögens ausgearbeitet. Er möchte nun aber, dass wir Kinder entscheiden wie das Geld angelegt wird, da er selbst bereits 80 Jahre alt ist. Meine Eltern sind auch nicht auf Erträge oder Ausschüttungen aus der Anlage angewiesen, es sind diverse Renten (gesetzlich und privat) sowie zusätzliche noch Einkünfte aus Vermietung vorhanden.

 

Jetzt habe ich mir den Vorschlag von der VR-Bank mal angeschaut, und ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. Es fängt schon damit an, dass das Gesamtvermögen nach der vorgeschlagenen „Optimierung“ nur noch 90% des aktuellen Werts entspricht. Da fehlt einfach mal ein sechsstelliger Betrag. Eine Fußnote sagt „Volumen geringer als im Status Quo, da Umschichtungen in nicht liquide Vermögenswerte“. Was soll das denn heißen? Durch die Umschichtung wird das Vermögen doch nicht auf einen Schlag 10% weniger wert. Für mich scheint hier jemand ordentlich zuzulangen, wobei 10% Schwund durch Ausgabeaufschläge und Gebühren schon ziemlich heftig wäre. Kann das denn wirklich sein?

 

Die vorgeschlagene Umschichtung:

 

- Liquidität aus dem Immobilienverkauf (77%) komplett auflösen (aktuell auf dem Tagesgeldkonto geparkt mit 0,75% Zinsen)

- bestehendes Aktienportfolio (19%) auf die Hälfte reduzieren

- Mischfonds (4%) massiv auf 44% aufstocken

 

Die neue Struktur soll dann folgendermaßen aussehen (angeboten werden selbstverständlich nur Produkte von DZ Privatbank, leider steht auch in den beigefügten Factsheets nirgendwo eine ISIN oder ähnliches dabei):

 

- 44% sollen in einen Mischfonds investiert werden (DZ Privatbank Vermögensverwaltung Mondial Ausgewogen). Mindestanlage 500.000 €. Als All-In-Fee werden 1,70% p.a. (min. 3.000 €) ausgewiesen. Im Kleingedruckten werden daraus dann schon 1,95% p.a. (inkl. 0,25% für laufende Dienstleistungskosten). Ein Ausgabeaufschlag wird in diesem Dokument nicht ausgewiesen. Würde es keinen geben, dann würde man doch sicherlich nicht darauf verzichten, das auch zu erwähnen?

 

- 10% soll der Aktienbestand zukünftig noch ausmachen (wie oben erwähnt auf die Hälfte reduziert). Hier könnte tatsächlich mal etwas ausgemistet werden. Manche Titel sind extrem gut gelaufen, andere eher schlecht bis fast schon Komplettverlust. Einige der (deutschen) Firmen kenne ich überhaupt nicht.

 

- 8% sollen in Anleihen investiert werden (DZ Privatbank Vermögensverwaltung Laufzeitstrategie Zins II) mit globalen Unternehmensanleihen der Bonitätsstufe Investment-Grade. Mindestanlage 100.000 € mit All-In-Fee von 1,00% p.a. (min. 1000 €) bzw. 1,05% p.a. insgesamt. Ein Ausgabeaufschlag wird auch hier nicht erwähnt.

 

- 6% in einen Mischfonds Schweiz (DZ Privatbank Swiss Gold Plus) mit jeweils einem Drittel in Gold, Schweizer Aktien sowie Schweizer Anleihen/indirekte Immobilienanlagen. Mindestanlage 60.000 € mit All-In-Fee von 1,50% p.a. (min. 700 €) bzw. 1,55% p.a. insgesamt. Ausgabeaufschlag ist nicht ersichtlich.

 

- 23% in Zertifikate (davon 17% in Zertifikate „dynamisch“ und 6% in Zertifikate „ausgewogen“) um auch von seitwärts laufenden Märkten zu profitieren

Beispielhaft wird hier ein „Renditezertifikat Revival“ mit Heidelberg Materials als Basiswert präsentiert (DZ Bank, WKN DU4X4C, ISIN DE000DU4X4C3).

 

- 6% soll in Gold investiert werden

 

- 4% in „Privatmarktanlagen Infrastruktur“ da habe ich in den Unterlagen aber nichts näheres dazu gefunden

 

- Zusätzlich wird noch ein Sparplan mit 1000 € pro Monat auf 5 Jahre in einen Aktienfonds von Union Investment (UniGlobal -net- ISIN DE0009750273) vorgeschlagen. Der hat einen Ausgabeaufschlag von 0,00% aber dafür 2,9% laufende Kosten. Durchschnittliche Jahresrendite in den letzten 5 Jahren 11,54%. Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn, mit einem ETF auf den MSCI World hätte man eine ähnliche Rendite erzielt, aber ohne die horrenden Gebühren bleibt dann natürlich deutlich mehr übrig (13,5% p.a. in den letzten 5 Jahren).

 

Ich habe bei der ganzen Sache ein ungutes Gefühl. Eventuell bin ich auch etwas voreingenommen. Mein Problem ist, dass ich das Vertrauen in Bankberater aufgrund diverser persönlicher Erfahrungen schon vor vielen Jahren komplett verloren habe. Mittlerweile unterstelle ich hier grundsätzlich, dass man versucht den Kunden über den Tisch zu ziehen, und die Beratung auch nicht im Kundeninteresse erfolgt sondern die gesamte Beratung einzig und allein durch Vertriebsvorgaben und mögliche Gebühren- und Provisionserträge getrieben ist. Wie gesagt, das basiert auf persönlichen Erfahrungen und ich spreche deshalb auch grundsätzlich mit keinen „Beratern“ mehr.

 

Mich würde jetzt interessieren, was ihr von der vorgeschlagenen Portfolioaufteilung und den angebotenen Produkten haltet. Ich glaube einfach, dass damit sehr viel Geld durch unnötige Gebühren vernichtet wird, und die Rendite muss schon sehr hoch sein um das wieder reinzuholen. Der Kursverlauf sieht in den Factsheets ja überall super aus. Aber es ist ja nicht nur die Vergangenheit die da gezeigt wird, sondern es sind immer 5-Jahres-Charts. Also genau die Entwicklung seit dem Corona-Tief. Ist ja logisch, dass das alles ganz toll aussieht. Ein Portfolio aus Aktien, Anleihen und vielleicht noch Rohstoffen könnte man sich ja theoretisch auch einfach selbst aufbauen, da braucht man kein Private Banking dafür. Aber dann wohl besser nicht bei der VR-Bank, ich habe gesehen die nehmen für jeden Trade 0,5% (ungedeckelt) bzw. über den Bankberater, wie es meine Eltern in der Vergangenheit gemacht haben, sind es sogar 0,8% (ungedeckelt).

 

Was mir auch etwas Sorgen macht, ist das aktuelle Marktumfeld. Die Märkte sind gerade sehr volatil und die Bewertungen extrem hoch. Einige sehen sogar schon Parallelen zur Dotcom-Blase. Gerade jetzt in diesem Umfeld einen siebenstelligen Betrag auf einen Schlag zu investieren finde ich schon gewagt. Mit meinem eigenen Ersparnissen würde ich das jedenfalls nicht tun. Aber was ist die Alternative? Das Geld übergangsweise erstmal in einem Geldmarktfonds parken und dann nach und nach investieren? Oder wäre es eventuell doch am sinnvollsten das Geld wieder dort zu investieren, wo es ursprünglich hergekommen ist? Also wieder in Immobilien, bspw. sich in einem der Neubauten einzukaufen, die auf dem veräußerten Grundstück entstehen?

 

Ich freue mich über eure Meinungen dazu.

61 ANTWORTEN

CurtisNewton
Legende
4.845 Beiträge

Oder einfach in einem Geldmarktfonds parken, dann gibt es nach Inflation wenigstens eine schwarze Null.

 

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"I am a dwarf and I'm digging a hole. Diggy diggy hole, diggy diggy hole. I am a dwarf and I′m digging a hole. Diggy diggy hole, digging a hole" - Wind Rose

antlion
Autor ★
9 Beiträge

@Marin  schrieb:

Zwischen den Zeilen meine ich herauszulesen, dass unterschwellig Druck verspürt wird, möglichst schnell etwas mit dem Geld machen zu müssen. Wenn plötzliches großes Kapital für Kopfzerbrechen sorgt, ist aus meiner Sicht der nüchterne Rat eines externen Profis absolut sinnvoll.


Ja, allerdings verspüre ich momentan lediglich den Druck das Geld vom schlecht verzinsten Tagesgeldkonto wegzubekommen. Ich denke es sollte erstmal in den Geldmarkt umgeschichtet werden, bis eine Entscheidung getroffen ist. Es muss ja nicht zu 0,75% auf dem Tagesgeldkonto liegen. Der Zinssatz gilt auch nur deshalb weil es > 500 k sind, sonst wäre die Verzinsung noch schlechter.

 

Um die Einlagensicherung mache ich mir weniger Sorgen. Bei einem Immobilienverkauf gibt es eine Sonderregelung von 500 k pro Person bis zu 6 Monate. Das würde in diesem Fall natürlich auch nicht ausreichen, aber durch die Sicherungseinrichtung der VR-Banken sollte man ohnehin auf der sicheren Seite sein. Da müsste schon das gesamte Bankensystem in Schieflage geraten.

Silver_Wolf
Legende
5.271 Beiträge

@ae  schrieb:

 

Deine Bedenken sind berechtigt, sehr sogar. 
Ich sehe vor allem provisionsgetriebene Vorschläge. Das wird bei einem weiteren Gespräch auch nicht besser werden. 
Die Bankberater welche wirklich im Sinne der Kunden beraten gibt es nicht!

 

„Das Geld übergangsweise erstmal in einem Geldmarktfonds parken und dann nach und nach investieren?“

♂️


Die Vorschläge der Bank sind natürlich Unsinn und dienen nur der Bank.

 

Eine sinnvolle Investition ist heute doch kein Problem und viel günstiger.

Man muss sich zunächst aber über seine Ziele klar werden.

Wer sich das selbst nicht zutraut sollte einen Honorar-Berater buchen.

 

Ob man in diesem Alter noch Immobilien möchte ist Geschmackssache.

Wer kümmert sich dann darum? Willst du dir das jetzt oder später ans Bein binden?

Ich hätte dazu keine Lust, nur wegen einer - vielleicht - etwas besseren Rendite.

 

Es ist vielleicht schon etwas spät. Aber man sollte doch möglichst viel von dem Vermögen im Rahmen der Freibeträge verschenken.

 

Ansonsten geht es eben um die Ziele.

Auf jeden Fall etwas Liquidität aufs Tagesgeld legen. Die 100k bei einer Bank reichen doch locker für normale Ausgaben.

Etwas Gold, bis zu 5% ist sicher nicht falsch. Kann man ja auch in mehreren Positionen kaufen.

Dann den größten Teil in einen Geldmarktfonds.

 

Aber bei einem Millionenbetrag hätte ich nun keine Bedenken auch 100k oder mehr in einen Aktien-ETF zu stecken.

Was soll passieren wenn man das Geld nicht braucht?

Notfalls wird das am Ende eben vererbt. Oder gleich verschenkt.

huhuhu
Legende
8.776 Beiträge

@antlion  schrieb:

@Marin  schrieb:

Zwischen den Zeilen meine ich herauszulesen, dass unterschwellig Druck verspürt wird, möglichst schnell etwas mit dem Geld machen zu müssen. Wenn plötzliches großes Kapital für Kopfzerbrechen sorgt, ist aus meiner Sicht der nüchterne Rat eines externen Profis absolut sinnvoll.


Ja, allerdings verspüre ich momentan lediglich den Druck das Geld vom schlecht verzinsten Tagesgeldkonto wegzubekommen. Ich denke es sollte erstmal in den Geldmarkt umgeschichtet werden, bis eine Entscheidung getroffen ist. Es muss ja nicht zu 0,75% auf dem Tagesgeldkonto liegen. Der Zinssatz gilt auch nur deshalb weil es > 500 k sind, sonst wäre die Verzinsung noch schlechter.

 

Um die Einlagensicherung mache ich mir weniger Sorgen. Bei einem Immobilienverkauf gibt es eine Sonderregelung von 500 k pro Person bis zu 6 Monate. Das würde in diesem Fall natürlich auch nicht ausreichen, aber durch die Sicherungseinrichtung der VR-Banken sollte man ohnehin auf der sicheren Seite sein. Da müsste schon das gesamte Bankensystem in Schieflage geraten.


Guten Morgen @antlion 

 

bezüglich Tagesgeld möchte ich Dir freundlichst widersprechen.

 

Es gibt schon gute Häuser die mehr zahlen.

zb. Hauck Aufhäuser Lampe, Warburg

Einfach mal selbst Informieren, auch bei der Hausbank mit denen kann man zumindest mal sprechen.

 

Auch hier kann der viel beschriebene Berater behilflich sein.

 

Grüße

Daniel

 

 

 

 

Glücksdrache
Legende
4.196 Beiträge

Hallo @huhuhu, hallo @antlion,

 

vielleicht macht es Sinn sich die Konditionen von comdirect anzusehen?

 

Vielleicht hast du selber noch durch Zufall die aktuelle Bestandskundenaktion für das Tagesgeld Plus und deine Familie kann Neukundenaktionen bekommen? 

 

Liebe Grüße

 

Gluecksdrache 

huhuhu
Legende
8.776 Beiträge

@Glücksdrache  schrieb:

Hallo @huhuhu, hallo @antlion,

 

vielleicht macht es Sinn sich die Konditionen von comdirect anzusehen?

 

 

Liebe Grüße

 

Gluecksdrache 


Guten Morgen @Glücksdrache 

für mich sicherlich nicht 😉

 

Grüße

Daniel 

tobiaskh
Experte ★
183 Beiträge

"Ich selbst stehe mit ca. 65% an der Seitenlinie, habe seit ca. einem Jahr keine Käufe mehr getätigt da mir schon damals die Bewertungen viel zu hoch vorkamen."

 

1. Manche stehen schon 10 Jahre an der Seitenlinie, aber nie hält ein Kapitalbus. 😀 Ganz schwerer Fehler!

Der Fehler ist "mir waren die Bewertungen zu hoch."

2. Es wurde gezeigt, daß es nicht verkehrt ist, immer investiert zu sein. "Market timinig" funktioniert eben nicht - "Stock picking" übrigens auch nicht. Und Märkte gehen nun mal langfristig immer hoch.

3. Die Börse ist kein Glücksspiel, sondern langfristig ein sicherer Gewinn. Bedingung: Hochdivers (ETF!) weltweit investiert.

 

PS. Ich bin Privatier und habe 94% im Kapitalmarkt (davon 5% Anleihen) und 6% Cash

 

tobiaskh
Experte ★
183 Beiträge

Anmerkung: Die Inflation ist höher als die Geldmarkt-Rendite. Und dann kommt noch die Steuer.

tobiaskh
Experte ★
183 Beiträge

Nur kleiner Hinweis:

Ich bekomme derzeit 2,6% TG-Zinsen und ab 1.12. 1,95%

Das schaffen Geldmarktfonds nicht. Und wenn man an den Cash will, verursacht das Transaktionskosten.

huhuhu
Legende
8.776 Beiträge

Ich/wir erhalten 3,1%, 2,65% und 1,85% und bin damit zufrieden.

 

Schönes Wochenende

Grüße

Daniel