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How To - Auswahl von verschiedenen Derivaten

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

Moin Zusammen,

 

wie in dem Beitrag über die Berechnung von Hebelzertifikaten versprochen schreibe ich hier etwas darüber, wie ich Derivate auswähle. Seit Neuestem handel ich auch mit Discount Put Plus Scheinen - ich stelle mein Auswahlverfahren auch hier kurz vor.

 

Vorweg sei gesagt, dass ich kein Profi mit 20 Jahren Erfahrung bin. Ich habe dieses Jahr mit Aktien angefangen und mir einfach sehr sehr viel in sehr sehr kurzer Zeit beigebracht und habe einfach viel Trial and Error durchlebt (Grüße an die Comdirect, welche sich über die Gebühren sicherlich gefreut haben ;)).

Was berechtigt mich nun dazu, solch einen Beitrag zu schreiben? Gar nichts.

Was ihr mit den Zeilen anfangt ist euch überlassen und ich bitte darum es nicht stumpf 1:1 zu kopieren sondern es lediglich als Anreiz zu geben sich selber mit der Materie zu beschäftigen wenn wirklich Interesse da ist. Dies ist nur meine Meinung und keine Anlageberatung.

 

Erstmal ein wenig Lektüre, welches unabdingbares Basiswissen ist und schon öfters von mir zum Thema verlinkt wurde:

 

Basiswissen Knock-Out-Zertifikate 

Basiswissen Optionsscheine 

Basiswissen Discount Put Plus Optionsscheine 

Basiswissen Discount Put Plus Optionsscheine #2 

 

Fangen wir mit KO-Zertifikate an. Ich setze voraus, dass ihr wisst wie man den Informer bedient und den Inhalt des obigen Links ordentlich verarbeitet habt.

Sobald ich im Informer bin stelle ich folgende Sachen ein:

 

1) Zertifikat-Typ: Hebel (Knock Out)

 

2) Vorauswahl: Bull (steigend) oder Bear (fallend) 

 

3) Basiswert: Auf welchen Wert will ich wetten? Sobald der eingetragen ist wird euch auch der aktuelle Kurs angezeigt. Beachtet, dass bei Derivaten die Kurse an der Heimatbörse entscheidend sind und dementsprechend in der Heimatwährung angegeben ist. Apple z.B. steht zu diesem Zeitpunkt (02.09.2020 11:48) bei $134,18 und das wird auch angezeigt. Deshalb immer zu Zeitpunkten suchen, an denen die Heimatbörse geöffnet ist!

 

4a) Knock Out: Hier gebe ich ein, in welchem Bereich meine KO-Schwelle liegen soll. Praktisch ist hier mein Risikomanagement und deshalb ist es auch sehr wichtig hier Werte einzutragen und sich Gedanken zu machen. Daraus leitet sich dann auch der mögliche Hebel ab. Nie den Hebel vorab bestimmen, sondern immer zuerst die KO-Schwelle definieren. 

 

4b) Alternativ zu 4a kann man unter "Mehr Kriterien" den Abstand zum KO bestimmen. Hier kann man festlegen, dass man zum Beispiel mindestens 25% (> 25%) Abstand haben möchte. Mit einem Klick auf das + Symbol kann man weiter definieren, ob man einen maximalen Abstand haben möchte. Dies ist eine sehr schöne Alternative, die ich auch gerne verwende.

 

5) Restlaufzeit: Hier lasse ich "jetzt" bis "endlos" stehen, da ich meist mit Endloszertifikaten handel. Man kann das Risiko aber erhöhen indem man ein Laufzeitende angibt, was den Hebel beeinflusst. 

 

Um am Beispiel von Apple zu bleiben: Wenn man den Abstand zum KO auf mindestens 25% und maximal 30% eingibt, so hat man 178 Treffer. Eine ganze Menge. Deshalb geht es wie folgt weiter:

 

6) Ich lasse mir die die Liste nach dem Abstand zum KO sortieren, der kleinste Abstand zuerst. 

 

Nun brauche ich die Liste nur noch durchgehen und muss nur darauf achten, dass Fälligkeit endlos ist und "Knock Out" sowie "Basispreis" denselben Wert haben. Hintergrund hierfür ist einfach nur, dass dann das Chance-Risiko-Verhältnis stimmig ist (bitte nachlesen wie sich Knock-Outs berechnen, dann versteht ihr was ich damit meine).

 

Spread ist weniger wichtig, sollte aber natürlich im Rahmen bleiben. Ich suche keinen Emittenten der derzeit einen Spread von 1,X% hat, wenn ein anderer 0,1% anbietet. Aber ob der Spread 0,2% oder 0,25% ist - who cares?

Je nach Risikobereitschaft kann man nun einfach einen Schein auswählen und durch seine Tabelle laufen lassen (siehe Beitrag über die Berechnung von Hebelzertifikaten) und wenn er gefällt: kaufen.

 

Grundpfeiler der Auswahl ist also die Risikobereitschaft. Je mehr Risiko, desto höher der Hebel. Die ersten Schritte kann man gut mit einem Schein machen, der einen Hebel von maximal 2 hat. Einfach in ein Musterdepot legen und beobachten. Man muss sich immer vor Augen halten: Wird die Knock-Out-Schwelle erreicht droht Totalverlust! Deshalb nie zu gierig sein.

Ich halte für mich persönlich einen Abstand von ca. 25% bis 30% für angemessen. Dadurch existiert genügend Puffer um im Falle eines Crashes zu reagieren und dennoch eine ordentliche Rendite. Dies gilt aber nur für mich! Das muss jeder für sich selber herausfinden!

 

Weiter geht's zu Optionsscheinen. Hierzu existiert schon ein toller Beitrag von @nmh , weshalb ich diesen nur verlinke und eine kleine Ergänzung mache.

 

Für die Auswahl von Optionsscheinen: Hier entlang 

 

Meine Ergänzung ist lediglich: Restlaufzeit mindestens 6 Monate auswählen. Der Zeitwertverlust ist in den letzten drei Monaten am größten, weshalb Optionsscheine ca. drei Monate vor auslaufen verkauft werden sollten. Wenn ihr die Suche bei drei Monaten Restlaufzeit beginnt könntet ihr einen Schein kaufen der vier Wochen später trotz richtiger Prognose dennoch Verluste verzeichnet.  Ich wähle für meine Scheine noch mindestens ein Jahr Restlaufzeit. Ansonsten verfahre ich wie im Beitrag erzählt. Zu den einzelnen Begrifflichkeiten könnt ihr euch diesen Beitrag durchlesen 

 

Zu guter Letzt Discount Put Plus: auch hier verfahre ich wie in den sehr guten Beiträgen von @nmh beschrieben. Folgt hierzu den Links oben.

 

Discount Put Plus sind Optionsscheine. Durch die spezielle Konstruktion jedoch ist es so, dass hier der Zeitwert mit verringerter Restlaufzeit steigt.

Je kürzer die Restlaufzeit, desto besser (zur Erinnerung: Bei normalen Optionsscheinen gilt je LÄNGER die Restlaufzeit, desto besser). Das bedeutet aber auch: je kürzer die Restlaufzeit, desto ruhiger ist die Preisentwicklung des Scheins. 

 

Bitte die Links zu Discount Put Plus sorgfältig durchlesen. Es kann leicht zu Missverständnissen kommen, die dazu verleiten schlechte Scheine auszuwählen.

Es ist eine Wette auf Wahrscheinlichkeiten. Die Frage die ihr euch stellen müsst ist: "Wo wird der Basiswert zu einem bestimmten Zeitpunkt X stehen?" oder "Wie wahrscheinlich ist es, dass er an Zeitpunkt X bei Wert Y stehen wird?"

Je mehr Zeit ihr dem Schein gebt eben jenen Wert Y zu erreichen, desto schlechter ist es, da ihr damit das Risiko erhöht dass dies wirklich passiert. Ihr verspielt dadurch womöglich das eingebaute Renditeversprechen und habt irgendwann nur noch einen Put-Optionsschein.

 

Für alle Produkte gilt: Erst kaufen wenn ihr die Konstruktion der Produkte und die Funktionsweise wirklich versteht. Wenn ihr Fragen dazu habt einfach in der Community stellen. 

 

Wer Fehler gefunden hat darf sie behalten 😉 Meinungen natürlich gerne erwünscht, denn dies ist kein apodiktisches Manuskript sondern einfach nur ein Anreizgeber seinen eigenen Weg zu finden.

 

Sodele!

- Zilch

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Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD
45 ANTWORTEN

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@Zilch :

 

Vielen Dank für Dein Feedback. Es freut mich, dass Du mit meinen Anregungen bereits nach kurzer Zeit so erfolgreich bist.

 

Auch wenn Du "erst" dieses Jahr mit Aktien angefangen hast, habe ich doch den Eindruck, dass Du schon ein gutes Gefühl für die Börse entwickelt hast und weißt, worauf Du achten musst. Gut gemacht, weiter so!

 

Viele Grüsse aus einem sonnigen München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

Vielen Dank @nmh für die netten Worte.

Börse ist vielfältig, und wie bereits öfters erwähnt auch nicht so schwer wenn man sich an gewisse Spielregeln hält.

 

Deine Beiträge hierzu sind sehr lehrreich und erklären alles sehr ausführlich, sodass man gerne tiefer in die Materie geht. Dadurch verliert man die Angst vor gewissen Produkten und fängt an mit diesen zu experimentieren. Man muss nur Zeit reinstecken.

 

Ich hoffe es war okay, dass ich so faul war und zu deinen Beiträgen hierzu verlinkt habe. Ich hätte es besser einfach nicht erklären können. 

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MMJ
Mentor
921 Beiträge

@Zilch  schrieb:

...

Um am Beispiel von Apple zu bleiben: Wenn man den Abstand zum KO auf mindestens 25% und maximal 30% eingibt, so hat man 178 Treffer. Eine ganze Menge. Deshalb geht es wie folgt weiter:

 

6) Ich lasse mir die die Liste nach dem Abstand zum KO sortieren, der kleinste Abstand zuerst. 

 

Nun brauche ich die Liste nur noch durchgehen und muss nur darauf achten, dass Fälligkeit endlos ist und "Knock Out" sowie "Basispreis" denselben Wert haben. Hintergrund hierfür ist einfach nur, dass dann das Chance-Risiko-Verhältnis stimmig ist (bitte nachlesen wie sich Knock-Outs berechnen, dann versteht ihr was ich damit meine).

 

@Zilch 

 

Vielen Dank für die Beschreibung Deiner Herangehensweise. Ein kleiner Hinweis sei mir an dieser Stelle gestattet.

 

Wenn Du das Feld "Knockout = Basispreis" markierst und die Laufzeit von "jetzt" auf "endlos" stellst, minimierst Du das Ergebnis um 59 Treffer. Sobald Du Dir nur noch die 3,90€ Aktionen raussuchst bleiben im Ergebnis nur noch 35 Treffer. Das macht es dann noch etwas übersichtlicher.

 

Bildschirmfoto 2020-09-02 um 13.53.07.png 

 

Beste Grüße

MMJ

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

@MMJ danke für die guten Ergänzungen 🙂

 

Auch kann man hier noch mal dafür werben, dass man Société Générale Derivate derzeit kostenlos handeln kann. @SMTcomdirect über meine Provision hierfür verhandeln wir noch mal, okay? 😉

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SMT_Erik
ehemaliger Mitarbeiter
5.305 Beiträge

@Zilch  schrieb:

...

Auch kann man hier noch mal dafür werben, dass man Société Générale Derivate derzeit kostenlos handeln kann. @SMTcomdirect über meine Provision hierfür verhandeln wir noch mal, okay? 😉


Wie immer, lieber@Zilch ! Smiley (zwinkernd)

 

Gruß

Erik

Torch
Experte ★★
455 Beiträge

Moin Leute,

 

Kompliment für deinen Beitrag @Zilch und danke dir, dass du dir die Zeit nimmst für diverse SchriftstückeSmiley (zwinkernd) Habe mich leider bislang nicht rangetraut an diese Produkte, aber die Informationen, die ich hier in der Community erhalte ( von dir, von @nmh und von vielen anderen hier) sind auf jeden Fall extrem hilfreich. Und wer weiß, vlt. irgendwann...

Zilch
Legende
7.851 Beiträge

@Torch Fang doch mit einem Musterdepot an 🙂

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Torch
Experte ★★
455 Beiträge

@Zilch Ist wahrscheinlich besser;)

yarp
Experte
99 Beiträge

Vielen Dank für die schöne Zusammenfassung!

 

Spricht eigentlich irgendwas dagegen, immer statt in Einzelaktien in K.O.-Zertifikate zu investieren? Z.B. um mit wenig Geld trotzdem gut diversifizieren zu können?

 

Beispiel: Man will eine Aktie kaufen, die 100€ kostet und hat einen Stopkurs von 80€ festgelegt. Außerdem will man maximal 200€ Verlust damit machen. Dann gibt es ja zwei Möglichkeiten:

  • 10 Stück der Aktie für 1.000€ kaufen und Stoploss bei 80€ setzen.
  • Für 200€ K.O. Zertifikate auf die Aktie kaufen mit einer K.O. Schwelle von 80€. Der Hebel ist dann ungefähr 5.

Wenn jetzt die Aktie um 10% steigt, hat man in beiden Fällen 100€ Gewinn. Wenn die Aktie um 20% fällt, wird das Zertifikat ausgeknockt und die Aktien werden mit 200€ Verlust verkauft - also auch in beiden Fällen das gleiche Ergebnis.

 

Aber bei dem Zertifikat gibt es sogar zwei entscheidende Vorteile: Erstens ist deutlich weniger Geld gebunden. Also kann man mit wenig Geld deutlich besser diversifizieren. (Oder man spart sich Zinskosten - ich investiere nämlich derzeit per Wertpapierkredit, um so einen kleinen kleinen Hebel selber zu bauen.) Und zweitens hat man bei dem Zertifikat nicht das Risiko, dass bei einem schnellen Crash deutlich unter dem Stopkurs verkauft wird.

 

Klar lassen sich die Emittenten dieses Risiko und ihre Finanzierungskosten auch bezahlen, in dem Beispiel wäre der Hebel dann nämlich etwas geringer als 5. Aber kommt man damit nicht trotzdem günstiger weg, als wenn man sich den Hebel selbst mit einem Kredit "nachbaut"?