abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Der große, bunte Derivate-Thread

haxo
Legende
3.598 Beiträge

In jeden Thread in dem es um zielgerichtete Zertifikate/Derivate geht (KO, Discount, Bonus, etc.), kommt immer wieder die Grundsatzdiskussion über Sinn, Zweck, Risiko, Ethik, usw.usf. auf, was für den eigentlichen Verlauf störend ist.

 

Hier also nun der Thread, in dem jeder nach Herzenslust seine Favoriten benennen kann, seine Skepsis vorbringen, aber –und das wäre mir besonders wichtig- auch seine Angst verliert, die man immer nur vor Dingen hat, die man nicht versteht.

 

Wobei so ein kleinteiliges Argumente-Ping-Pong wie im SPIEGEL-ONLINE-Forum eher störend wäre.

 

Ich selbst trade seit etwa vier Jahren mit Zertifikaten, vorwiegend KO-Hebel. Alles Wissen und die Leidenschaft für diese Scheine habe ich hier aus der Community. Ein kleiner Faible für Mathematik ist da nur hilfreich.

 

Unbestreitbare Vorteile, die mit herkömmlichen Mitteln nicht oder nur schwer und kompliziert zu verwirklichen sind, sind m.E.

 

  • Auf sinkende Kurse zu spekulieren
  • Auf Indizes zu setzen
  • Auf Rohstoffe zu setzen
  • In einem Seitwärtsmarkt zu verdienen
  • Auf Krypto-Währung zu setzen ohne diese selbst zu erwerben

 

Es gibt hunderte dutzende Argumente mehr, die könnt ihr gerne in den folgenden Kommentaren anbringen.

 

So große Pro- und Contra-Argumente möchte ich nicht aufführen, nur gern den Stein ins Rollen bringen .

 

Hier noch einige Verlinkungen zu fachgerichteten Einzelthreads:

 

->Bonuszertifikate

->Discountzertifikate

->Discount-Put-Plus-Zertifikate

->Hebel/KO-Zertifikate

->Faktorzertifikate

 

Kann gern erweitert werden.

 

Viel Spaß in der lustigen, bunten Welt der Zertifikate

 

hx.

Una festa sui prati // Una bella compagnia // Siamo tutti buoni amici, ma chi lo sa perché // Perché domani ci dobbiamo odiare // Tre colpi a te finché c'è forza per coprire // Nuova festa sui prati // Nuova bella compagnia
(Prof. Dr. A. Celentano, Universität Mailand, 1967, Finanzprognostiker)
90 ANTWORTEN

haxo
Legende
3.598 Beiträge

@jahahallo , schöner Schein, gefällt mir auch.

 

Allerdings durch die kurze Laufzeit etwas "hibbelig", z.B. heute -9% beim Dax-Anstieg knapp 3%.

 

Die Barriere gefällt mir, obwohl es im Moment wirklich nicht nach typischer Sommerflaute aussieht. Katze (traurig)

Kommt vielleicht noch.

Una festa sui prati // Una bella compagnia // Siamo tutti buoni amici, ma chi lo sa perché // Perché domani ci dobbiamo odiare // Tre colpi a te finché c'è forza per coprire // Nuova festa sui prati // Nuova bella compagnia
(Prof. Dr. A. Celentano, Universität Mailand, 1967, Finanzprognostiker)

TeePee
Mentor ★
1.031 Beiträge

@Zilch  schrieb:

Schritt 2: Schein mit Kursziel um die $515 und Laufzeit 1+ Jahre suchen.


Hi Zilch,

 

genau so.

 


Jetzt kommen aber die anderen Fakten ins Spiel:

- Was ist ein angemessenes Aufgeld?

- Was ist eine normale impl. Vola?

Was die implizierte Vola angeht, hätte ich wohl besser "marktüblich" geschrieben, soll heißen, liegt diese ähnlich oder besser niedriger als bei vergleichbaren Scheinen in der Trefferliste des Optionschein-Finders.

 

Ob ein Aufgeld angemessen ist, hängt größtenteils vom Underlying ab. Der von Dir genannte Schein kostet 6,62 EUR, also rund 7,60 USD. Dadurch würde der Kauf der Aktie mit diesem Schein momentan rund 514 USD kosten (Break Even), berechnet aus aktueller Kurs 438 USD + (10 x 7,60 USD), wodurch sich gegenüber dem Direktkauf ein Aufgeld von 17,30% (oder 13,78% p.a.) ergibt.

 


Doch was bedeuten die anderen Sachen? Bedeutet der Hebel von 8 dasselbe wie bei Hebelzertifikaten?

Aufgeld p.a. von 17,29% und Aufgeld 28,67% - häh?

Theoretischer Wert?

Innerer Wert?

Zeitwert?

Theta/Delta/Omega?


Ist der Schein im Geld, hat er einen inneren - also quasi einen eigenen, rechnerischen - Wert.  Da der Kurs mit 438 USD bei diesem Schein noch knapp unter dem Basispreis liegt, hat er noch keinen inneren Wert und besteht daher nur aus dem Zeitwert, der daraus resultiert, dass der Schein ja noch einige Zeit läuft und (hoffentlich) entsprechend steigen wird.

 

Das Delta zeigt an, wie tief der Schein am Geld ist (oder eben auch nicht) und somit, um welchen Betrag sich der Preis des Optionsscheins ändert, wenn der Kurs des Basiswerts um einen Euro steigt oder fällt und ergibt multipliziert mit dem Hebel den effektiven Hebel des Scheins, nämlich das Omega.

 

Das alles mag jetzt furchtbar kompliziert wirken, aber tatsächlich ist es so, dass die nach der oben genannten Methode ausgewählten Scheine auf große und gängige Werte in der Regel fair bewertet sind, dafür sorgt schon die Konkurrenz (trotzdem vor dem Kauf besser immer erst mal kurz mehrere Scheine vergleichen), so dass es da selten Ausreißer gibt und normalerweise ein kurzer Blick über die gängigen Kennzahlen reicht - man muss da nicht so sehr in die Tiefe gehen.

 


Das sind Sachen die hab ich beim Hebelzertifikat nicht, was das Hebelzertifikat einfacher macht. Bis ich verstanden habe wofür das alles steht 😉


Ja, zum Zocken sind mir Zertifikate auch lieber, langfristig sind sie mir aber in derart volatilen Phasen oft zu gefährlich oder zu langweilig.

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

Danke für die umfassende Erläuterung @TeePee 🙂

 

Und schon sind wir dem komplexen Thema etwas näher gekommen 🙂

 

Ich werde aber dennoch erstmal umfassend recherchieren, bzw. die von mir gepostete Verlinkung durchlesen bevor ich einen Schein handel.

Solange lasse ich mein Hebelzerti laufen. Stopkurs gerade nachgezogen, wenn der ausgelöst wird hab ich immer noch einen Gewinn von ca. 15% (derzeit ca. 26% im Plus). Ist sehr schön für die extrem kurze Zeit und um etwas Restgeld zwischen zu parken.

 

Für so etwas sind Derivate, wenn man bereit ist die Risiken einzugehen, auch sehr schön. Jetzt bleibt eben nur die Frage: Optionsscheine oder Hebelzertifikate, was ist besser? 😉

 

Ich werde es herausfinden, mit kleinem Geld und durch testen 🙂

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

TeePee
Mentor ★
1.031 Beiträge

@Zilch  schrieb:

Für so etwas sind Derivate, wenn man bereit ist die Risiken einzugehen, auch sehr schön. Jetzt bleibt eben nur die Frage: Optionsscheine oder Hebelzertifikate, was ist besser? 😉


Wie gesagt, ich mag Hebelzertifikate durchaus und kaufe sie ja auch regelmäßig. Momentan aber eben eher zum kurzfristigen Zocken auf den Dax oder auf Gold, aber nicht als Investitionsersatz für Einzelaktien mit langer Laufzeit. Da sind sie dann bei "guten" Werten auf einmal 60% vom KO weg und haben einen Hebel von 1,4 Mann (zwinkernd)

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

Soooo ich habe gestern Abend mal ein paar Stunden mit Lektüre verbracht. Ich finde das ganze Derivate-Feld ziemlich interessant und werde womöglich immer mal wieder kleine Beträge zum zocken hernehmen. 

 

Fassen wir die große weite Welt der Optionsscheine mal zusammen, denn ich habe gerade etwas Leerlauf bei der Arbeit (ich spiele gerade das Spiel "Wer hat den längeren Atem" mit einem meiner Auftraggeber) und man soll ja nie in etwas investieren was man nicht versteht. Ich bitte die Kenner unter euch (wenigstens @TeePee ;)) mich zu korrigieren, denn ich denke jedem Interessenten an Derivaten sollten diese nähergebracht werden. Auch wenn es schon viele Beiträge dazu gibt - je mehr Infos man über die Suche bekommt desto besser.

 

Zuerst mal die Frage was Optionsscheine überhaupt sind. Ganz simpel auf das nötigste heruntergebrochen:

Ein Optionsschein bietet dem Inhaber dieses Scheins zu einem bestimmten Zeitpunkt X (europäische Variante) oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt X einen Basiswert (Underlying) zu kaufen (call) oder zu verkaufen (put). 

Unterschied zu einem Terminkontrakt: Die Option kann man auch ungenutzt verfallen lassen, es besteht keine Pflicht.

 

Das ist erstmal das Grundprinzip dahinter. Dass man dadurch auch einfach auf steigende oder fallende Kurse wetten kann ist etwas, was daraus gemacht wurde bzw. entstanden ist. 

 

Nun fragt man sich: Welche Chancen und welche Risiken haben Optionsscheine? Ganz ungefährlich ist das doch wohl nicht, oder?

Chancen sind schnell gesagt: Geld. Es besteht die Chance auf viel Geld bei kleinem Kapitaleinsatz. Man kann auf steigende oder fallende Kurse von Aktien, Indizes oder Währungen spekulieren. Außerdem gibt es für so ziemlich alles ein Produkt - jede Marktbewegung kann genutzt werden. Auch kann man sein Depot gegen Abwärtsrisiken des Marktes absichern - fallende Aktienkurse können somit mit entsprechenden Puts aufgefangen werden und somit die Verluste begrenzen (das nennt man dann sein Depot hedgen).

 

Die Risiken sind auch schnell genannt: Verluste. Hohe Verluste. Jeder eingesetzte Cent kann schnell futsch sein.

Zur Verdeutlichung: Läuft der Markt in die Richtung die ich vermutet habe so können durch den Hebel große Gewinne winken. Läuft der Markt hingegen entgegen der Richtung die ich vermute oder auch seitwärts - tja, dann verliere ich durch den Hebel auch viel. So lange bis der Schein wertlos und mein Geld somit weg ist.

 

Doch auch die Laufzeit birgt ein Risiko - Optionsscheine haben einen Zeitwert und ein Verfallsdatum. Je näher wir dem Verfallsdatum kommen desto weniger wird der Schein Wert. Dementsprechend verliert der Schein an Wert auch wenn sich der Basiswert nur langsam in die richtige Richtung bewegt - eben weil er ZU langsam in die Richtung geht.

 

Auch ein Risiko bei Optionsscheinen ist die Volatilität. Diese hat nämlich ebenfalls Einfluss auf die Preisentwicklung. Wenn der Kurs des Basiswertes beruhigt ist oder gar stagniert, so ist mit sinkender Volatilität zu rechnen und das beeinflusst die Wertentwicklung des Scheins negativ. 

Ein Beispiel hierfür ist auf der finanztreff Seite gegeben, dass auch mit richtiger Prognose Geld verloren werden kann durch diese beiden Faktoren. Ich zitiere mal:

 

" Der massive Kursanstieg nach dem Ausverkauf im März 2003 zeigt, dass Anleger auch mit der richtigen Prognose der Marktrichtung mit Calls Geld verlieren konnten. Denn mit dem Kursanstieg an den Aktienmärkten brach die implizite Volatilität von den Rekordständen im März 2003 massiv ein. Damit sank auch Zeitwert der Calls, die am oder aus dem Geld lagen. Die Kurssteigerungen der Aktien oder Indizes konnten den Zeitwertverlust bei vielen Calls nicht kompensieren. Lediglich durch Optionsscheine, die tief im Geld liegen, lässt sich der Einfluss des Zeitwerts und damit der Volatilität reduzieren."

 

Nun wurden Sachen genannt wie "im Geld" oder "am Geld" oder "aus dem Geld" - was bedeutet das?

 

"Im Geld": Der aktuelle Kurs des Basiswertes ist über dem Basispreis (Call) bzw. beim Put andersherum: wenn der Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis liegt ist der Schein "im Geld". Dann hat der Schein auch einen inneren Wert und nur in diesem Falle lohnt sich eine Ausübung des Optionsrechtes.

 

"am Geld": Kurs des Basiswertes und Basispreis sind identisch, der innere Wert ist nicht vorhanden.

 

"aus dem Geld": Das Gegenteil vom "im Geld" - Börsenkurs liegt unter Basispreis bei Calls, oder über Basispreis bei Puts. Der Innere Wert ist Null. 

 

Ein Kennwert hierfür ist "Moneyness". Bei einem Moneyness > 1 liegt der Schein im Geld, bei Moneyness von 1 ist der Schein am Geld (naja), bei Moneyness < 1 liegt der Schein aus dem Geld.

 

Doch was ist der innere Wert?

Der Kurs des Optionsscheins setzt sich aus "innerem Wert" und "Zeitwert" zusammen. Der innere Wert ist der Geldbetrag, der bei der Ausübung des Optionsrechtes realisiert werden kann. Er ist die Differenz zwischen aktuellem Kurs des Basiswertes und dem Basispreis des Scheins. Er kann nicht negativ sein, weshalb er bei "aus dem Geld" auch Null ist. Das hängt damit zusammen, dass der Anleger nicht zur Ausübung des Optionsrechtes verpflichtet ist.

Der innere Wert drückt sozusagen den wahren Wert des Optionsscheins aus und liegt meistens unter dem Optionsscheinkurs weshalb die Scheine mit einem Aufgeld gehandelt werden.

 

Innerer Wert (Call) = Bezugsmenge * (Kurs Basiswert - Basiskurs)

Innerer Wert (Put) = Bezugsmenge * (Basiskurs - Kurs Basiswert)

 

Weiter geht's mit dem Zeitwert:

Der Zeitwert ist der Optionsscheinpreis abzüglich des inneren Wertes.

Er wird ebenfalls beeinflusst durch Restlaufzeit, Zinssatz, aktuellem Kurs Basiswert, Volatilität des Basiswerts und Höhe von Dividenden (wenn das Underlying Dividende zahlt). 

Der Zeitwert unterliegt einem zunehmenden Wertverfall, das auch damit zusammenhängt, dass je länger die Restlaufzeit des Scheins ist desto höher ist die Chance dass der Basiswert eine für den Anleger günstige Entwicklung vornimmt.

Dementsprechend wird der Schein immer günstiger je näher er sich dem Ende zuläuft wenn der Basispreis nicht stark genug mit einer guten Kursentwicklung gegensteuern kann.

Anders ausgedrückt: Wenn ihr einen Call-Schein habt der noch 2 Jahre läuft so ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Basiswert in den zwei Jahren eine große positive Wertentwicklung vornimmt wesentlich höher als wenn ihr nur noch 2 Wochen Zeit habt. Dies lassen sich die Emittenten bezahlen - Zeitwert. Und da muss die Kursentwicklung des Basiswertes gegensteuern.

Am Laufzeitende ist der Zeitwert aufgebraucht - der Wert eines Scheins ist dann gleich dem inneren Wert.

 

Deshalb muss man Optionsscheine öfter unter Beobachtung halten je näher man dem Laufzeitende kommt - und dann wieder rollen (alten Schein verkaufen - neuen besseren Schein kaufen - rollen).

 

Zeitwert + Innerer Wert ergeben den im Informer angegebenen Theoretischen Wert. Das ist also einfach die Angabe, was der Optionsschein theoretisch kosten müsste. Ohne Aufgeld. Leider komm ich nicht ganz hinter, warum ein Unterschied von wenigen Cent gleich ein Aufgeld von fast 20% bedeutet. Dementsprechend kann ich die Aufgeldangabe im Informer nicht ganz nachvollziehen. 

 

Die Angabe des Aufgeldes ist aber als % und bedeutet um wie viel Prozent sich der Basiswert des Scheins verändern muss damit man einen Gewinn macht.

Aufgeld 18% bedeutet also, dass der Basiswert 18% steigen/fallen muss damit wir mit dem Schein bei Ausübung unserers Rechtes einen Gewinn machen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Wollen wir dieses Recht nicht ausüben und bis zum Schluss halten ist es eigentlich egal. Vielleicht kann @TeePee hier was zu sagen?

 

Ein weiterer Begriff der hier genannt wurde war die "implizite Volatilität". Was ist das?

Es ist schlichtweg die Volaitilität des Basiswertes die vom Markt erwartet wird. Mehr nicht. Wenn die Vola in der Vergangenheit bei ca. 30% war wird erwartet dass dies so bleibt. Und hat auch wieder Einfluss auf den Zeitwert.

Kommt Fantasie in z.B. eine Aktie wird von allen, Laien als auch Profis, angenommen, dass die Aktie bald viel stärkere Bewegungen macht. Die Volatilität steigt und damit auch der Zeitwert, selbst wenn der Kurs selber erstmal auf der Stelle tritt. Nur weil ERWARTET wird dass die Aktie stärker schwankt.

Beruhigt sich der Kurs dann wieder oder stagniert er so ist mit geringer Volatilität zu rechnen, was die Wertentwicklung des Scheins negativ beeinflusst da der Zeitwert auch sinkt. Dementsprechend ist eine etwas höhere implizite Volatilität eigentlich besser für Optionsscheininhaber, da der Scheinpreis steigt, jedoch für Leute die einen Schein kaufen wollen eher schlechter, weil der Schein somit teurer wird als bei einem beruhigten Kurs. Timing ist also sehr wichtig.

 

Tja, die große Frage ist: Wie berechnet man die ganzen Einflüsse auf die Werte? Gar nicht. Es gibt Rechner dafür, aber irgendwie kommt man nicht genau dahinter wie sich die einzelnen Werte exakt berechnen lassen. Dementsprechend sind Prognosen auch schwerer zu treffen als bei KO-Zertifikaten. Bei denen kann man ziemlich genau berechnen wie sich der Preis des Scheins in Abhängigkeit des Kurses entwickelt - bei Optionsscheinen geht das nicht.

 

Das ist aber noch nicht alles, was es zu Optionsscheinen zu wissen gibt. Es geht noch weiter: Denn auch Optionsscheine haben einen Hebel und dessen Wirkung ist ein Hauptargument für ein Investment in Derivate anstatt Basiswert (neben natürlich die Aktie kostet mal schlappe 2.000€ und ich hab 500€ zur Verfügung).

Doch der Kurs des Scheins antizipiert nicht exakt nach Angaben des Hebels mit dem Kurs des Basiswertes, oh nein. DAS wäre ja ZU einfach 😉

 

Zunächst gibt es das Gearing:

Gearing = Kurs Basiswert / (Optionsscheinspreis * Optionsscheinverhältnis)

Es ist das Verhältnis vom Kurs des Basiswertes zum Optionsschein-Preis unter Berücksichtigung der Optionsschein-Verhältnisse an. Es gibt an, wie viele Optionsscheine der Anleger für den Preis des Basiswertes erwerben kann. Bereinigt um das Optionsverhältnis, wäre ja auch zu schön 😉

 

Weiter geht's mit Leverage:

Das ist der tatsächliche Hebel. Er gibt an, um wie viel Prozent sich der Preis eines Scheins bei entsprechend 1%iger Entwicklung des Basiswertes entwickelt.

Hierbei wird berücksichtig, dass der Schein auch Aufgeld auf- oder abbaut und er bezeiht sich auf das Verfallsdatum des Scheins (das Verhalten des Basistitels während der übrigen Laufzeit wird außer Acht gelassen). Es erlaubt auch nur einen Vergleich von Scheinen mit ähnlicher Struktur, dementsprechend ist ein simpler "Hebelvergleich" pauschal nicht möglich.

Der Leverage/Hebel lässt sich mittels Delta * Gearing berechnen, also:

 

Delta * (Kurs Basiswert / (Optionsscheinspreis * Optionsscheinverhältnis))

 

Doch auch Omega wurde hier genannt, was besser zu betrachten ist da nur bei einem Delta von 100 der Kurs des Optionsscheins entsprechend Hebelangabe steigt:

 

Omega = Delta * Hebel = Delta^2 * (Kurs Basiswert / (Optionsscheinspreis * Optionsscheinverhältnis))

 

Es wird die tatsächliche Hebelleistung des Scheins ausgedrückt und macht somit verschiedene Scheine besser vergleichbar. Es gibt Scheine mit einem Hebel von 20 und einem Omega von 7 - bedeutet 1% Steigerung des Basiswertes sind 7% Steigerung des Scheins, nicht 20%.

 

Doch was ist das Delta überhaupt?

Ein sich laufend verändernder Kennwert. Urgs. Das Delta gibt die Wertänderung des Scheins in Abhängigkeit von der Kursveränderung des Basiswertes an.

Es ist sozusagen ein Ausdruck dafür, wie "empfindlich" ein Schein ist, wie stark es auf Kursveränderungen reagiert. Niedriges Delta = wenig empfindlich, hohes Delta = sehr empfindlich. Es zeigt auch an, um welchen Euro-Betrag sich der Preis des Scheins THEORETISCH ändern sollte, wenn der Kurs des Basiswertes sich um einen Euro verändert. Man bekommt ein Ergebnis zwischen 0 und 1 bzw. -1 und 0.

 

Delta = absolute Veränderung des Scheinpreises / absolute Veränderung des Basiswertkurses * Bezugsmenge

 

Ein Delta von 0,4 bedeutet also, dass der Preis des Scheins um 0,40€ pro beziehende Aktie steigt wenn die Aktie um 1€ steigt und andersherum.

 

Dementsprechend ist das Delta eine wichtige Kennzahl um zu prognostizieren wie sich unser Schein entwickeln wird wenn der Basiswert steigt.

 

Wir fassen also zusammen:

Delta, Omega, Implizite Volatilität, Aufgeld, Zeitwert, Theta, Theoretischer Wert, innerer wert, Vega, Gamma - alles wichtig für die Beurteilung eines Scheins.

Wartet mal - Theta, Vega, Gamma? Jawohl, es geht noch weiter.

 

Vega gibt die Volatilität an und diese ist wichtig weil die Scheine unterschiedlich auf Zu- und Abnahme der Volatilität reagieren. Hier kommt Vega ins Spiel - er zeigt die Kursveränderung des Scheins in Abhängigkeit von der Schwankung des Basiswertes an, also um welchen Betrag sich der Preis des Scheins bei unveränderten Bewertungsparametern theoretisch verändert. 

Ein Vega von zum Beispiel 0,10 bedeutet, dass sich der Preis des Scheins um 0,10€ verändert wenn der Volatilitätswert um einen Punkt steigt oder fällt. Je höher das Vega desto empfindlicher der Schein für Volatilitätsänderungen. 

 

Vega = Veränderung des Scheinpreises / Veränderung der Volatilität

 

Gamma ist ein Wert der mit Delta zusammenhängt. Delta ist abhängig von der Kursveränderung des Basiswertes, und Gamma gibt nun an wie stark sich das Detla verändert, wenn der Kurs des Basistitels um einen Euro steigt.

Das heißt also: Wenn ein Delta von 0,40 bedeutet, dass der Scheinpreis sich um 0,45€ pro Bezugsaktie erhöht wenn der Basispreis um 1€ steigt, so bedeutet eni Gamma von z.B. 0,05 dass sich nach dieser Veränderung das Delta auf 0,45 erhöht.

 

Gamma = absolute Veränderung des Deltas / absolute Veränderung des Kurses des Basiswertes

 

Bleibt noch Theta. Theta ist ein Wert für die Ermittlung des Zeitverlustes eines Scheines. Denn wir wissen ja: Je älter der Schein, desto weniger Wert. Er verbraucht sich auf.

Der Wert des Optionsscheins sinkt, und Theta gibt an um wie viel der Wert des Scheins sinkt wenn sich die Restlaufzeit um eine Einheit verringert.

Diese Einheit kann Tage, Wochen oder sonst was sein, ist aber in der Regel entweder ein Tag oder eine Woche. Theta wird auch immer mit einem negativen Vorzeichen angegeben. 

Ein Wochentheta von -0,07 bedeutet also, dass der Wert des Scheins bei sonst gleichbleibenden Bedingungen um 0,07€ pro Woche fällt. Eine Angabe von Theta (EUR/Tag) von -0,0102 bedeutet, dass der Wert des Scheins bei gleichbleibenden Bedingungen täglich um 0,0102€ fällt. Die Angabe kann auch in Prozent erfolgen.

Bei Scheinen aus dem Geld oder am Geld steigt das Theta zum Ende hin stark an, weshalb der Wertverfall stark zunimmt. Man muss also achtsam sein. 

 

Rho hängt mit Finanzierungskosten zusammen, wird auch nicht im Informer angegeben.

 

Dann gibt es noch im Informer die Angabe des "Break Even". Das ist, kurz ausgedrückt, der Kurs des Basiswertes der erreicht werden muss um mathematisch keine Verluste zu machen wenn man sein Optionsrecht ausübt.

Da man in der Regel aber das Optionsrecht nicht ausübt sondern günstig den Schein kauft und teuer verkauft ist dies eher untergeordnet zu betrachten.

 

Ich denke somit haben wir alles zusammengefasst und erwähnt, oder?

 

Wir haben:

Delta, Hebel, Omega, Implizite Volatilität, Aufgeld, Zeitwert, Theta, Innerer Wert, Break Even, Moneyness, Vega, Gamma, Typ (Amerikanisch oder europäisch).

Irgendwas vergessen?

Was der Spread ist setze ich mal als absolutes Grundwissen voraus.

 

Sodele! Oder doch nicht? 😉

Beste Grüße!

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

huhuhu
Legende
8.248 Beiträge

@Zilch  schrieb:

Soooo ich habe gestern Abend mal ein paar Stunden mit Lektüre verbracht. Ich finde das ganze Derivate-Feld ziemlich interessant und werde womöglich immer mal wieder kleine Beträge zum zocken hernehmen. 

 

Fassen wir die große weite Welt der Optionsscheine mal zusammen, denn ich habe gerade etwas Leerlauf bei der Arbeit (ich spiele gerade das Spiel "Wer hat den längeren Atem" mit einem meiner Auftraggeber) und man soll ja nie in etwas investieren was man nicht versteht. Ich bitte die Kenner unter euch (wenigstens @TeePee ;)) mich zu korrigieren, denn ich denke jedem Interessenten an Derivaten sollten diese nähergebracht werden. Auch wenn es schon viele Beiträge dazu gibt - je mehr Infos man über die Suche bekommt desto besser.

 

Zuerst mal die Frage was Optionsscheine überhaupt sind. Ganz simpel auf das nötigste heruntergebrochen:

Ein Optionsschein bietet dem Inhaber dieses Scheins zu einem bestimmten Zeitpunkt X (europäische Variante) oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt X einen Basiswert (Underlying) zu kaufen (call) oder zu verkaufen (put). 

Unterschied zu einem Terminkontrakt: Die Option kann man auch ungenutzt verfallen lassen, es besteht keine Pflicht.

 

Das ist erstmal das Grundprinzip dahinter. Dass man dadurch auch einfach auf steigende oder fallende Kurse wetten kann ist etwas, was daraus gemacht wurde bzw. entstanden ist. 

 

Nun fragt man sich: Welche Chancen und welche Risiken haben Optionsscheine? Ganz ungefährlich ist das doch wohl nicht, oder?

Chancen sind schnell gesagt: Geld. Es besteht die Chance auf viel Geld bei kleinem Kapitaleinsatz. Man kann auf steigende oder fallende Kurse von Aktien, Indizes oder Währungen spekulieren. Außerdem gibt es für so ziemlich alles ein Produkt - jede Marktbewegung kann genutzt werden. Auch kann man sein Depot gegen Abwärtsrisiken des Marktes absichern - fallende Aktienkurse können somit mit entsprechenden Puts aufgefangen werden und somit die Verluste begrenzen (das nennt man dann sein Depot hedgen).

 

Die Risiken sind auch schnell genannt: Verluste. Hohe Verluste. Jeder eingesetzte Cent kann schnell futsch sein.

Zur Verdeutlichung: Läuft der Markt in die Richtung die ich vermutet habe so können durch den Hebel große Gewinne winken. Läuft der Markt hingegen entgegen der Richtung die ich vermute oder auch seitwärts - tja, dann verliere ich durch den Hebel auch viel. So lange bis der Schein wertlos und mein Geld somit weg ist.

 

Doch auch die Laufzeit birgt ein Risiko - Optionsscheine haben einen Zeitwert und ein Verfallsdatum. Je näher wir dem Verfallsdatum kommen desto weniger wird der Schein Wert. Dementsprechend verliert der Schein an Wert auch wenn sich der Basiswert nur langsam in die richtige Richtung bewegt - eben weil er ZU langsam in die Richtung geht.

 

Auch ein Risiko bei Optionsscheinen ist die Volatilität. Diese hat nämlich ebenfalls Einfluss auf die Preisentwicklung. Wenn der Kurs des Basiswertes beruhigt ist oder gar stagniert, so ist mit sinkender Volatilität zu rechnen und das beeinflusst die Wertentwicklung des Scheins negativ. 

Ein Beispiel hierfür ist auf der finanztreff Seite gegeben, dass auch mit richtiger Prognose Geld verloren werden kann durch diese beiden Faktoren. Ich zitiere mal:

 

" Der massive Kursanstieg nach dem Ausverkauf im März 2003 zeigt, dass Anleger auch mit der richtigen Prognose der Marktrichtung mit Calls Geld verlieren konnten. Denn mit dem Kursanstieg an den Aktienmärkten brach die implizite Volatilität von den Rekordständen im März 2003 massiv ein. Damit sank auch Zeitwert der Calls, die am oder aus dem Geld lagen. Die Kurssteigerungen der Aktien oder Indizes konnten den Zeitwertverlust bei vielen Calls nicht kompensieren. Lediglich durch Optionsscheine, die tief im Geld liegen, lässt sich der Einfluss des Zeitwerts und damit der Volatilität reduzieren."

 

Nun wurden Sachen genannt wie "im Geld" oder "am Geld" oder "aus dem Geld" - was bedeutet das?

 

"Im Geld": Der aktuelle Kurs des Basiswertes ist über dem Basispreis (Call) bzw. beim Put andersherum: wenn der Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis liegt ist der Schein "im Geld". Dann hat der Schein auch einen inneren Wert und nur in diesem Falle lohnt sich eine Ausübung des Optionsrechtes.

 

"am Geld": Kurs des Basiswertes und Basispreis sind identisch, der innere Wert ist nicht vorhanden.

 

"aus dem Geld": Das Gegenteil vom "im Geld" - Börsenkurs liegt unter Basispreis bei Calls, oder über Basispreis bei Puts. Der Innere Wert ist Null. 

 

Ein Kennwert hierfür ist "Moneyness". Bei einem Moneyness > 1 liegt der Schein im Geld, bei Moneyness von 1 ist der Schein am Geld (naja), bei Moneyness < 1 liegt der Schein aus dem Geld.

 

Doch was ist der innere Wert?

Der Kurs des Optionsscheins setzt sich aus "innerem Wert" und "Zeitwert" zusammen. Der innere Wert ist der Geldbetrag, der bei der Ausübung des Optionsrechtes realisiert werden kann. Er ist die Differenz zwischen aktuellem Kurs des Basiswertes und dem Basispreis des Scheins. Er kann nicht negativ sein, weshalb er bei "aus dem Geld" auch Null ist. Das hängt damit zusammen, dass der Anleger nicht zur Ausübung des Optionsrechtes verpflichtet ist.

Der innere Wert drückt sozusagen den wahren Wert des Optionsscheins aus und liegt meistens unter dem Optionsscheinkurs weshalb die Scheine mit einem Aufgeld gehandelt werden.

 

Innerer Wert (Call) = Bezugsmenge * (Kurs Basiswert - Basiskurs)

Innerer Wert (Put) = Bezugsmenge * (Basiskurs - Kurs Basiswert)

 

Weiter geht's mit dem Zeitwert:

Der Zeitwert ist der Optionsscheinpreis abzüglich des inneren Wertes.

Er wird ebenfalls beeinflusst durch Restlaufzeit, Zinssatz, aktuellem Kurs Basiswert, Volatilität des Basiswerts und Höhe von Dividenden (wenn das Underlying Dividende zahlt). 

Der Zeitwert unterliegt einem zunehmenden Wertverfall, das auch damit zusammenhängt, dass je länger die Restlaufzeit des Scheins ist desto höher ist die Chance dass der Basiswert eine für den Anleger günstige Entwicklung vornimmt.

Dementsprechend wird der Schein immer günstiger je näher er sich dem Ende zuläuft wenn der Basispreis nicht stark genug mit einer guten Kursentwicklung gegensteuern kann.

Anders ausgedrückt: Wenn ihr einen Call-Schein habt der noch 2 Jahre läuft so ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Basiswert in den zwei Jahren eine große positive Wertentwicklung vornimmt wesentlich höher als wenn ihr nur noch 2 Wochen Zeit habt. Dies lassen sich die Emittenten bezahlen - Zeitwert. Und da muss die Kursentwicklung des Basiswertes gegensteuern.

Am Laufzeitende ist der Zeitwert aufgebraucht - der Wert eines Scheins ist dann gleich dem inneren Wert.

 

Deshalb muss man Optionsscheine öfter unter Beobachtung halten je näher man dem Laufzeitende kommt - und dann wieder rollen (alten Schein verkaufen - neuen besseren Schein kaufen - rollen).

 

Zeitwert + Innerer Wert ergeben den im Informer angegebenen Theoretischen Wert. Das ist also einfach die Angabe, was der Optionsschein theoretisch kosten müsste. Ohne Aufgeld. Leider komm ich nicht ganz hinter, warum ein Unterschied von wenigen Cent gleich ein Aufgeld von fast 20% bedeutet. Dementsprechend kann ich die Aufgeldangabe im Informer nicht ganz nachvollziehen. 

 

Die Angabe des Aufgeldes ist aber als % und bedeutet um wie viel Prozent sich der Basiswert des Scheins verändern muss damit man einen Gewinn macht.

Aufgeld 18% bedeutet also, dass der Basiswert 18% steigen/fallen muss damit wir mit dem Schein bei Ausübung unserers Rechtes einen Gewinn machen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Wollen wir dieses Recht nicht ausüben und bis zum Schluss halten ist es eigentlich egal. Vielleicht kann @TeePee hier was zu sagen?

 

Ein weiterer Begriff der hier genannt wurde war die "implizite Volatilität". Was ist das?

Es ist schlichtweg die Volaitilität des Basiswertes die vom Markt erwartet wird. Mehr nicht. Wenn die Vola in der Vergangenheit bei ca. 30% war wird erwartet dass dies so bleibt. Und hat auch wieder Einfluss auf den Zeitwert.

Kommt Fantasie in z.B. eine Aktie wird von allen, Laien als auch Profis, angenommen, dass die Aktie bald viel stärkere Bewegungen macht. Die Volatilität steigt und damit auch der Zeitwert, selbst wenn der Kurs selber erstmal auf der Stelle tritt. Nur weil ERWARTET wird dass die Aktie stärker schwankt.

Beruhigt sich der Kurs dann wieder oder stagniert er so ist mit geringer Volatilität zu rechnen, was die Wertentwicklung des Scheins negativ beeinflusst da der Zeitwert auch sinkt. Dementsprechend ist eine etwas höhere implizite Volatilität eigentlich besser für Optionsscheininhaber, da der Scheinpreis steigt, jedoch für Leute die einen Schein kaufen wollen eher schlechter, weil der Schein somit teurer wird als bei einem beruhigten Kurs. Timing ist also sehr wichtig.

 

Tja, die große Frage ist: Wie berechnet man die ganzen Einflüsse auf die Werte? Gar nicht. Es gibt Rechner dafür, aber irgendwie kommt man nicht genau dahinter wie sich die einzelnen Werte exakt berechnen lassen. Dementsprechend sind Prognosen auch schwerer zu treffen als bei KO-Zertifikaten. Bei denen kann man ziemlich genau berechnen wie sich der Preis des Scheins in Abhängigkeit des Kurses entwickelt - bei Optionsscheinen geht das nicht.

 

Das ist aber noch nicht alles, was es zu Optionsscheinen zu wissen gibt. Es geht noch weiter: Denn auch Optionsscheine haben einen Hebel und dessen Wirkung ist ein Hauptargument für ein Investment in Derivate anstatt Basiswert (neben natürlich die Aktie kostet mal schlappe 2.000€ und ich hab 500€ zur Verfügung).

Doch der Kurs des Scheins antizipiert nicht exakt nach Angaben des Hebels mit dem Kurs des Basiswertes, oh nein. DAS wäre ja ZU einfach 😉

 

Zunächst gibt es das Gearing:

Gearing = Kurs Basiswert / (Optionsscheinspreis * Optionsscheinverhältnis)

Es ist das Verhältnis vom Kurs des Basiswertes zum Optionsschein-Preis unter Berücksichtigung der Optionsschein-Verhältnisse an. Es gibt an, wie viele Optionsscheine der Anleger für den Preis des Basiswertes erwerben kann. Bereinigt um das Optionsverhältnis, wäre ja auch zu schön 😉

 

Weiter geht's mit Leverage:

Das ist der tatsächliche Hebel. Er gibt an, um wie viel Prozent sich der Preis eines Scheins bei entsprechend 1%iger Entwicklung des Basiswertes entwickelt.

Hierbei wird berücksichtig, dass der Schein auch Aufgeld auf- oder abbaut und er bezeiht sich auf das Verfallsdatum des Scheins (das Verhalten des Basistitels während der übrigen Laufzeit wird außer Acht gelassen). Es erlaubt auch nur einen Vergleich von Scheinen mit ähnlicher Struktur, dementsprechend ist ein simpler "Hebelvergleich" pauschal nicht möglich.

Der Leverage/Hebel lässt sich mittels Delta * Gearing berechnen, also:

 

Delta * (Kurs Basiswert / (Optionsscheinspreis * Optionsscheinverhältnis))

 

Doch auch Omega wurde hier genannt, was besser zu betrachten ist da nur bei einem Delta von 100 der Kurs des Optionsscheins entsprechend Hebelangabe steigt:

 

Omega = Delta * Hebel = Delta^2 * (Kurs Basiswert / (Optionsscheinspreis * Optionsscheinverhältnis))

 

Es wird die tatsächliche Hebelleistung des Scheins ausgedrückt und macht somit verschiedene Scheine besser vergleichbar. Es gibt Scheine mit einem Hebel von 20 und einem Omega von 7 - bedeutet 1% Steigerung des Basiswertes sind 7% Steigerung des Scheins, nicht 20%.

 

Doch was ist das Delta überhaupt?

Ein sich laufend verändernder Kennwert. Urgs. Das Delta gibt die Wertänderung des Scheins in Abhängigkeit von der Kursveränderung des Basiswertes an.

Es ist sozusagen ein Ausdruck dafür, wie "empfindlich" ein Schein ist, wie stark es auf Kursveränderungen reagiert. Niedriges Delta = wenig empfindlich, hohes Delta = sehr empfindlich. Es zeigt auch an, um welchen Euro-Betrag sich der Preis des Scheins THEORETISCH ändern sollte, wenn der Kurs des Basiswertes sich um einen Euro verändert. Man bekommt ein Ergebnis zwischen 0 und 1 bzw. -1 und 0.

 

Delta = absolute Veränderung des Scheinpreises / absolute Veränderung des Basiswertkurses * Bezugsmenge

 

Ein Delta von 0,4 bedeutet also, dass der Preis des Scheins um 0,40€ pro beziehende Aktie steigt wenn die Aktie um 1€ steigt und andersherum.

 

Dementsprechend ist das Delta eine wichtige Kennzahl um zu prognostizieren wie sich unser Schein entwickeln wird wenn der Basiswert steigt.

 

Wir fassen also zusammen:

Delta, Omega, Implizite Volatilität, Aufgeld, Zeitwert, Theta, Theoretischer Wert, innerer wert, Vega, Gamma - alles wichtig für die Beurteilung eines Scheins.

Wartet mal - Theta, Vega, Gamma? Jawohl, es geht noch weiter.

 

Vega gibt die Volatilität an und diese ist wichtig weil die Scheine unterschiedlich auf Zu- und Abnahme der Volatilität reagieren. Hier kommt Vega ins Spiel - er zeigt die Kursveränderung des Scheins in Abhängigkeit von der Schwankung des Basiswertes an, also um welchen Betrag sich der Preis des Scheins bei unveränderten Bewertungsparametern theoretisch verändert. 

Ein Vega von zum Beispiel 0,10 bedeutet, dass sich der Preis des Scheins um 0,10€ verändert wenn der Volatilitätswert um einen Punkt steigt oder fällt. Je höher das Vega desto empfindlicher der Schein für Volatilitätsänderungen. 

 

Vega = Veränderung des Scheinpreises / Veränderung der Volatilität

 

Gamma ist ein Wert der mit Delta zusammenhängt. Delta ist abhängig von der Kursveränderung des Basiswertes, und Gamma gibt nun an wie stark sich das Detla verändert, wenn der Kurs des Basistitels um einen Euro steigt.

Das heißt also: Wenn ein Delta von 0,40 bedeutet, dass der Scheinpreis sich um 0,45€ pro Bezugsaktie erhöht wenn der Basispreis um 1€ steigt, so bedeutet eni Gamma von z.B. 0,05 dass sich nach dieser Veränderung das Delta auf 0,45 erhöht.

 

Gamma = absolute Veränderung des Deltas / absolute Veränderung des Kurses des Basiswertes

 

Bleibt noch Theta. Theta ist ein Wert für die Ermittlung des Zeitverlustes eines Scheines. Denn wir wissen ja: Je älter der Schein, desto weniger Wert. Er verbraucht sich auf.

Der Wert des Optionsscheins sinkt, und Theta gibt an um wie viel der Wert des Scheins sinkt wenn sich die Restlaufzeit um eine Einheit verringert.

Diese Einheit kann Tage, Wochen oder sonst was sein, ist aber in der Regel entweder ein Tag oder eine Woche. Theta wird auch immer mit einem negativen Vorzeichen angegeben. 

Ein Wochentheta von -0,07 bedeutet also, dass der Wert des Scheins bei sonst gleichbleibenden Bedingungen um 0,07€ pro Woche fällt. Eine Angabe von Theta (EUR/Tag) von -0,0102 bedeutet, dass der Wert des Scheins bei gleichbleibenden Bedingungen täglich um 0,0102€ fällt. Die Angabe kann auch in Prozent erfolgen.

Bei Scheinen aus dem Geld oder am Geld steigt das Theta zum Ende hin stark an, weshalb der Wertverfall stark zunimmt. Man muss also achtsam sein. 

 

Rho hängt mit Finanzierungskosten zusammen, wird auch nicht im Informer angegeben.

 

Dann gibt es noch im Informer die Angabe des "Break Even". Das ist, kurz ausgedrückt, der Kurs des Basiswertes der erreicht werden muss um mathematisch keine Verluste zu machen wenn man sein Optionsrecht ausübt.

Da man in der Regel aber das Optionsrecht nicht ausübt sondern günstig den Schein kauft und teuer verkauft ist dies eher untergeordnet zu betrachten.

 

Ich denke somit haben wir alles zusammengefasst und erwähnt, oder?

 

Wir haben:

Delta, Hebel, Omega, Implizite Volatilität, Aufgeld, Zeitwert, Theta, Innerer Wert, Break Even, Moneyness, Vega, Gamma, Typ (Amerikanisch oder europäisch).

Irgendwas vergessen?

Was der Spread ist setze ich mal als absolutes Grundwissen voraus.

 

Sodele! Oder doch nicht? 😉

Beste Grüße!


 

Boh eh, mein lieber Zilch

bei so einem Wetter solch einen Beitrag, RESPEKT RESPEKT

 

Und meine Söhne maulen schon beim kleinsten KVA 

 

Ich bin am Freitag auf der anderen Rheinseite zu einem kleinen Meeting eingeladen,

sehe dort einige "Alt Experten der UzK"

darf ich Ihnen Deinen Beitrag mal unterbreiten, natürlich Anonymisiert ?

 

So, und ich muss nun die Fragen klären;

Becken oder Kastanie -- Bierchen oder Weinchen -- Fleisch oder Fisch Smiley (zwinkernd)

 

Schönen Feierabend und beste Grüße

P.....

 

 

Nachtrag;

und die Frage klären, wohin mit der BASF Divi. ?

Sartorius, Adobe, Meituan  oder doch mit der Bajasch nach Unkel  Smiley (fröhlich) ?

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

@huhuhu  schrieb:

Boh eh, mein lieber Zilch

bei so einem Wetter solch einen Beitrag, RESPEKT RESPEKT

 

Und meine Söhne maulen schon beim kleinsten KVA 

Ich hatte halt Zeit 😉 Das Wetter ist egal. Will ich auf meinem Balkon "entspannen" hab ich den Lärm von fünf wartenden Bussen. Will ich in den Garten... oh. Kein Garten. Nur ein Urwald. Und natürlich jede Menge Nachbarn die glotzen können. Also keine Möglichkeit das Wetter zu genießen und gleichzeitig auf Abruf bereit zu sein.

 

Sehe mir gleich eine Wohnung an bei der das besser ist. 140qm, zwei Balkone, im Grünen am Rande Berlins. Mal sehen ob Madame auch die Gegend gefällt.

 


@huhuhu  schrieb:

Ich bin am Freitag auf der anderen Rheinseite zu einem kleinen Meeting eingeladen,

sehe dort einige "Alt Experten der UzK"

darf ich Ihnen Deinen Beitrag mal unterbreiten, natürlich Anonymisiert ?


Natürlich darfst du, egal ob du sagst dass es von mir hier zu finden ist oder nicht. Nimm ruhig mit 🙂 Ist nur eine Zusammenfassung frei verfügbarer Informationen.

 


@huhuhu  schrieb:


So, und ich muss nun die Fragen klären;

Becken oder Kastanie -- Bierchen oder Weinchen -- Fleisch oder Fisch Smiley (zwinkernd)

 

Schönen Feierabend und beste Grüße

P.....

 

 

Nachtrag;

und die Frage klären, wohin mit der BASF Divi. ?

Sartorius, Adobe, Meituan  oder doch mit der Bajasch nach Unkel  Smiley (fröhlich) ?


Kastanie

Bei dem Wetter entweder kühles Weizen oder kühlen Weißwein 😉

Fleisch, gegrillt 😉

Divi: Ich packe es zu meinem Spielgeld für Zertifikate und taste mich gerade wieder rein. Bin gerade ausgestoppt worden bei meinem Adobe-Zertifikat, insgesamt zwar nur 5% aber Kleinvieh und so. 5% in 24h ist nicht sooooo schlecht, hätten zwar 25% sein können aber Adobe ist heute etwas runter gegangen und hat meinen Stop abgegriffen. Naja. Nun kommt die Frage für mich: optionsschein oder KO Zertifikat? 😉

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

TeePee
Mentor ★
1.031 Beiträge

@Zilch  schrieb:

Ich denke somit haben wir alles zusammengefasst und erwähnt, oder?


Krasse Zusammenfassung, danke dafür, aber wenn man das so liest, könnte man den Eindruck gewinnen, es wäre leichter, eine Marslandung vorzubereiten, als einen Optionsschein zu kaufen.

 

Aber mal unter uns, man muss das alles gar nicht berücksichtigen, jedenfalls nicht in der Tiefe, man muss es nicht mal alles wissen. Man kauft einfach einen Schein mit den von mir genannten Kriterien (hochwertiges Underlying, einigermaßen lange Laufzeit, Basispreis nah oder zumindest nicht zu weit vom aktuellen Kurs, überschaubares Aufgeld), dann sind (bis auf die implizierte Vola, aber auch die ist beherrschbar) die übrigen Werte in 99% aller Fälle völlig okay und man verdient (in der Regel viel) Geld, wenn das Underlying so in etwa das macht, was man erwartet hat.

 

Keine Raketentechnik, keine Kernphysik Mann (zwinkernd)

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

@TeePee investiere nie in etwas, was du nicht verstehst 😉

 

Ich stimme dir zu. Wenn man einen Schein mit einem Basiswert nah am Kurs sucht so beginnt man mit einem Schein der etwas teurer ist.

Macht man es wie du zuerst beschrieben hast - also deine Kurserwartung mit einbringen und einen Schein der aus dem Geld ist kaufen - kauft man günstiger und das Omega ist höher, also der wirkliche Hebel.

Aber auch das Aufgeld ist manchmal etwas höher weil es keinen inneren Wert gibt. ABER wir haben ja gelernt - das Aufgeld ist eigentlich auch wurscht wenn man die Option nicht wahrnimmt. Wer also nur den Schein günstig kaufen und teuer verkaufen will der hat mit Optionsscheinen eigentlich eine gute Sache, es gibt wenig auf das man achten muss damit der Zeitverfall einem nicht das Genick bricht.

 

Übrigens hat ja mein Zertifikat ausgelöst (stop) und das Geld nun in einen Optionsschein gepackt, just for fun zum testen 🙂

Es wurde dieser hier

 

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

huhuhu
Legende
8.248 Beiträge

@Zilch  schrieb:

@huhuhu  schrieb:

Boh eh, mein lieber Zilch

bei so einem Wetter solch einen Beitrag, RESPEKT RESPEKT

 

Und meine Söhne maulen schon beim kleinsten KVA 

Ich hatte halt Zeit 😉 Das Wetter ist egal. Will ich auf meinem Balkon "entspannen" hab ich den Lärm von fünf wartenden Bussen. Will ich in den Garten... oh. Kein Garten. Nur ein Urwald. Und natürlich jede Menge Nachbarn die glotzen können. Also keine Möglichkeit das Wetter zu genießen und gleichzeitig auf Abruf bereit zu sein.

 

Sehe mir gleich eine Wohnung an bei der das besser ist. 140qm, zwei Balkone, im Grünen am Rande Berlins. Mal sehen ob Madame auch die Gegend gefällt.

 


@huhuhu  schrieb:

Ich bin am Freitag auf der anderen Rheinseite zu einem kleinen Meeting eingeladen,

sehe dort einige "Alt Experten der UzK"

darf ich Ihnen Deinen Beitrag mal unterbreiten, natürlich Anonymisiert ?


Natürlich darfst du, egal ob du sagst dass es von mir hier zu finden ist oder nicht. Nimm ruhig mit 🙂 Ist nur eine Zusammenfassung frei verfügbarer Informationen.

 


@huhuhu  schrieb:


So, und ich muss nun die Fragen klären;

Becken oder Kastanie -- Bierchen oder Weinchen -- Fleisch oder Fisch Smiley (zwinkernd)

 

Schönen Feierabend und beste Grüße

P.....

 

 

Nachtrag;

und die Frage klären, wohin mit der BASF Divi. ?

Sartorius, Adobe, Meituan  oder doch mit der Bajasch nach Unkel  Smiley (fröhlich) ?


Kastanie

Bei dem Wetter entweder kühles Weizen oder kühlen Weißwein 😉

Fleisch, gegrillt 😉

Divi: Ich packe es zu meinem Spielgeld für Zertifikate und taste mich gerade wieder rein. Bin gerade ausgestoppt worden bei meinem Adobe-Zertifikat, insgesamt zwar nur 5% aber Kleinvieh und so. 5% in 24h ist nicht sooooo schlecht, hätten zwar 25% sein können aber Adobe ist heute etwas runter gegangen und hat meinen Stop abgegriffen. Naja. Nun kommt die Frage für mich: optionsschein oder KO Zertifikat? 😉


@Zilch 

Hallo Zilch,

bin neugierig...war die Bude etwas für Euch...hörte sich doch gut an.

Du musst Deinem Schatz nur gefühlvoll bei bringen, das dass Wohnen in Randgebiete viele vorteile bringt...Ruhe, Natur, süße Eichhörnchen, kein Verkehr,

und wenn man mal feiern möchte, kann man so richtig auf die Kacke hauen,

...ich weiß wovon ich schreibe  Smiley (zwinkernd)

 

P.hu

 

PS

selbst meine Kinder...so in Eurem alter rum, sehen das so.

Kurz zustimmen zu Cookies und vergleichbaren Webtechnologien
Um Ihnen insbesondere ein optimales Website-Erlebnis zu bieten, werden mit Ihrer Einwilligung Cookies und Webtechnologien zu Funktions-, Statistik-, Komfort- und Marketingzwecken sowie zur Darstellung personalisierter Inhalte verwendet. Im Einzelnen sind dies (Details unter nachfolgenden Links):

Adobe Analytics: Reichweitenmessung zur Verbesserung des Nutzungserlebnisses der Website sowie Optimierung der Marketingkampagnen.

Adform: Aussteuerung und Optimierung von Werbemitteln, die durch Kunden von Adform geschaltet werden.

Adition: Aussteuerung und Optimierung von Werbemitteln, die durch Kunden von Adition geschaltet werden.

comdirect-Surfertracking: Optimierung und Aussteuerung nutzerbezogener Werbung, die von comdirect auf Drittseiten geschaltet wird

Community Umfrage: Aussteuerung von Umfragen für Besucher der comdirect community.

DoubleClick Floodlight: Analyse des Nutzerverhaltens zur Optimierung des Nutzungserlebnisses.

Meta: Nachverfolgung von Verhalten nach Klick auf Meta-Werbeanzeigen und Personalisierung von Meta-Werbung.

Google Ads: Nachverfolgung von Verhalten nach Klick auf Google-Werbeanzeigen und Personalisierung von Google-Werbung.

Personalisierte Angebote: Aussteuerung und Optimierung von personalisierten Werbeflächen im persönlichen Bereich.

Smartadverser: Aussteuerung und Optimierung von Werbemitteln, die durch Kunden von Smartadverser geschaltet werden.

Wenn Sie mindestens 16 Jahre alt sind, können Sie durch Klicken auf „Alle akzeptieren“ bestätigen, dass wir diese Webtechnologien verwenden dürfen. Anderenfalls klicken Sie auf „Alle verweigern“. Durch Klicken auf „Einzeln einstellen“ können Sie jederzeit Ihre Einwilligung widerrufen oder Ihre Einwilligungseinstellungen anpassen.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Datenschutz und unser Impressum.