17.10.2020 17:18 - bearbeitet 17.10.2020 17:23
Liebe Börsenfreunde (m/w),
von der anderen Seite des Atlantik droht kurzfristig Gefahr für die Börsen: Die Erholung steht auf wackeligen Beinen. Die scheinbar robuste Tendenz der Märkte könnte -- vor dem aktuellen Problemhintergrund -- durchaus trügerisch sein. Denn: Der Wahltag am 3. November in den USA kann auch deutlich negative Ergebnisse hervorbringen, die bislang so nicht erwartet werden. Viele Investoren rechnen mit Blick auf die US-Wahlen zwar mit hoher Volatilität; dennoch ist die Mehrzahl der Marktteilnehmer eher offensiv investiert. Das Risiko negativer Überraschungen -- und entsprechender Marktentwicklungen -- ist also gestiegen. Aktuell macht mir nicht nur die Corona-Entwicklung Sorgen, sondern vor allem die Präsidentschaftswahl in den USA am 3. November. Und die Gefahr, die dabei droht, hat bisher kaum ein Kommentator in dieser Form auf dem Zettel. Denn:
Man liest öfters, dass die Börsen vor den Wahlen wie gelähmt sind und erstmal das Ergebnis abwarten. Viele Kommentatoren schreiben, vor dem 3. November passiert nicht viel, und wenn die Börsen dann danach den neuen Präsidenten kennen, werde es schon wieder weiter nach oben gehen. Andere schreiben, dass die Börsen auf eine Wiederwahl von Donald Trump setzen, weil republikanische Präsidenten besser für die Börsen sind und weil ein Präsident Joe Biden Firmen wie Amazon und Apple auflösen oder zwangsverstaatlichen oder zwangsimpfen oder was auch immer würde. Dummes Geschwätz. Gelegentlich liest man auch, dass sich die Börsen eher über Biden als Präsident freuen würden, weil sich dann das Verhältnis zu China wieder verbessert. Der Grundtenor ist jedoch immer: Wartet mal bis zum 4. November, dann geht es an den Märkten weiter. Doch das greift zu kurz:
Der Börse ist eigentlich relativ egal, ob der nächste Präsident Biden oder Trump heißt. Die Aktienmärkte können sich mit Biden, äh, mit beiden arrangieren. Die große Gefahr, die ich sehe, ist ein unklarer Wahlausgang. Was wäre, wenn es ein knappes Ergebnis zu Gunsten von Biden gibt, das Trump aber nicht anerkennt? Weil ja die Briefwähler allesamt Betrüger sind? Was wenn sich Trump am Wahlabend selbst als Sieger ausruft, bevor die Briefwahlstimmen ausgezählt sind? Wir erinnern uns an das Jahr 2000: Mit einem der knappsten Ergebnisse in der Geschichte der USA wurde George W. Bush zum Präsidenten gewählt. Die Stimmauszählung im Bundesstaat Florida, einem der besonders umkämpften Swing-States, dauerte damals mehr als einen Monat. Am Ende lag Bush dort mit 537 Stimmen vor seinem demokratischen Konkurrenten Al Gore. Auch nach richterlich angeordneten Nachzählungen in einigen Wahlkreisen und der höchstrichterlichen Überprüfung durch den Supreme Court blieb der Wahlausgang umstritten. Ab November 2020 werden sich aller Voraussicht nach ebenfalls wieder Richter mit dem Wahlergebnis beschäftigen. Und das kann dauern. Am Ende hat Trump durch die Besetzung der offenen Richterstelle am Obersten Bundesgericht mit Amy Barrett dafür gesorgt, dass es jedenfalls keine klare Mehrheit für Joe Biden gibt. Jedenfalls:
Meine Befürchtung ist ein langes Herumeiern ohne klares Wahlergebnis. Das kann dieses Mal sogar noch länger dauern als vor 20 Jahren. Äußerungen von Trump liefern ja bereits jetzt starke Indizien, dass ein reibungsloser Machtwechsel nach dieser Wahl kaum zu erwarten sein wird. Sowohl das anhaltende Corona-Problem in den USA als auch das Thema "Briefwahl" liefern Trump Argumente, um selbst klare Ergebnisse zu ignorieren oder offen zu bestreiten. Damit verbunden ist die klare Drohung, die US-Präsidentschaftswahl massiv anzufechten. Solch ein Szenario -- mit einer Verfassungskrise der USA und unabsehbaren politischen Konsequenzen -- würde wochen- oder gar monatelange Unklarheit bedeuten, und das könnte den Börsen das Genick brechen. Übrigens:
Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist innerlich bereits schwer gespalten. Angeheizt durch die Corona-Pandemie und die teilweise von Gewalt begleiteten Anti-Rassismus-Proteste sind die Waffenverkäufe in den USA vor der Präsidentschaftswahl am 3. November deutlich angestiegen. Noch 2019 beantragten pro Monat durchschnittlich 2,3 Millionen Bürger die für den Waffenkauf notwendige Zuverlässigkeitsprüfung. Allein im Juni diesen Jahres waren es 3,9 Millionen Anträge -- so viele wie nie zuvor. Und wenn man jetzt mal richtig schwarzmalen möchte und an Unruhen, gar an bewaffnete Bürgerkriege denkt, kann man sich leicht überlegen, was für fatale Folgen das für die Wirtschaft und somit für die Börse hätte. Also:
Wir wollen nicht hoffen, dass es soweit kommt. Dennoch ist der Ansatz "nach der Wahl haben wir Klarheit!" meiner Meinung nach blauäugig und naiv. Man sollte sich zumindest für den Fall eines Börsenabsturzes nach der Wahl absichern. Dazu eignen sich Put-Optionsscheine noch besser als Bear-Zertifikate (MiniShort-Futures), weil bei einem Absturz die Volatilität ansteigt, wodurch sich der Wert von Put-Optionen noch stärker erhöht als nur durch den Kursrückgang. Auch die beliebten Discount-Put oder Discount-Put-Plus-Optionen eignen sich für eine Absicherung gegen einen vorübergehenden Absturz. Wir sollten also lieber solche als scharfe Waffen kaufen, aber zumindest über eine Absicherung der Depots nachdenken. Und natürlich:
Weiterhin solltet Ihr Eure Stopkurse beachten. In gefährlichen, volatilen Zeiten wie in den nächsten Wochen muss man nicht alle seine Trendaktien mit einem strengen Stop absichern, aber jedenfalls solche "angeschlagenen" Aktien, die auch jetzt schon nicht mehr richtig laufen und beispielsweise bereits deutlich unter der 200-Tage-Linie notieren. Ich gehe auch davon aus, dass für die Sterneaktien meine empfohlenen Stopkurse, in aller Regel unter der 200-Tage-Linie, nicht in Gefahr sind -- leider kann ich aber nicht hellsehen. Daher gilt:
Bis zur Wahl sind es noch 17 Tage. Noch genug Zeit, darüber nachzudenken und weitere Puts zur Absicherung zu kaufen. Denn ab dem 4. November könnte es für einige Wochen, vielleicht zwei oder drei Monate (hoffentlich nicht länger) sehr ungemütlich werden. Der DAX hat ja am Freitag nach dem katastrophalen Donnerstag nochmal einen Freudensprung nach oben auf 12900 gemacht -- gut so, dadurch sind Puts, Discount-Puts und Discount-Put-Plus-Optionen billiger geworden. Für meine (um 15 Grad) geneigten Leser nochmal eine kurze Zusammenfassung der Produktmerkmale:
Wichtig: Bei allen dreien entsteht ein Totalverlust, wenn der Basiswert (z.B. der DAX) am Laufzeitende oberhalb des Basispreises steht. Aber dann sind ja Eure Aktien sehr stark gestiegen, also ist einfach die Versicherungsprämie futsch.
Für die Auswahl von normalen Put-Optionen ("plain vanilla") gelten die Goldenen Regeln, die ich schon öfters erklärt habe: Man wähle einen hohen Basispreis, beispielsweise in der Nähe des Allzeithochs (z.B. 13700 Punkte) und eine lange Restlaufzeit mindestens drei Monate mehr als die geplante Haltedauer, also irgendwann im Frühling 2021. Die Trefferliste wird dann nach der impliziten Volatilität ("Vola") sortiert, und der Put-Schein mit der niedrigsten Vola kann gekauft werden. Ich habe mich beispielsweise für den PD00KU entschieden (DAX Plain-Vanilla-Put, Basis 13600, Laufzeit 27.05.2021, implizite Volatilität gut 20 Prozent).
Bei der Auswahl von Discount-Put-Plus geht es nur um Wahrscheinlichkeiten. Man sollte man sich einfach fragen: Halte ich es für möglich, dass der Basiswert (z.B. DAX) während der Laufzeit über die Barriere springt? Wenn ja, ist das Papier zu riskant.
Weitere Informationen von mir zu Discount-Put-Plus findet Ihr hier und hier.
Hier sind einige Vorschläge für Discount-Put-Plus-Scheine auf den DAX aus meiner großen Datenbank, mit denen man das US-Wahlrisiko "versichern" kann:
Basispreis/ Höchst- aktueller
WKN Barriere Floor wert Laufzeit Kurs max.Rendite
-----------------------------------------------------------------------------------
PX6QP4 14500 12500 20 EUR 20.Nov 2020 19,74 EUR 1,32% = 14,63% p.a.
PX137W 14200 10200 40 EUR 24.Dez 2020 34,38 EUR 16,41% = 141,37% p.a.
PX137X 14500 10500 40 EUR 24.Dez 2020 37,53 EUR 6,61% = 44,93% p.a.
PX137Z 15000 11000 40 EUR 24.Dez 2020 39,35 EUR 1,65% = 9,96% p.a.
PX6QRD 14000 13500 5 EUR 19.Feb 2021 3,69 EUR 35,50% = 142,96% p.a.
PX6QR9 14500 10500 40 EUR 19.Mrz 2021 30,69 EUR 31,23% = 90,53% p.a.
PX6QSQ 15000 13000 20 EUR 19.Mrz 2021 18,01 EUR 11,30% = 28,90% p.a.
Da ist doch mal für jeden Geschmack was dabei. Das erste Papier PX6QP4 ist schon fast ein Festgeldersatz. Dass der DAX bis Ende Dezember über 14500 hüpft, halte ich für ausgeschlossen. Da müsste schon ein Impfstoff unerwartet um die Ecke kommen. Ihr seht: Je länger die Laufzeit und je tiefer die Barriere, desto höher die maximale Rendite, weil das Risiko größer wird. Am riskantesten ist der PX6QRD. Hierbei handelt es sich fast schon um eine "binäre" Option, weil Basispreis und Floor eng nebeneinander liegen: Falls bis Ende Februar der DAX ein neues Rekordhoch (also 14000 Punkte oder mehr) geschafft hat, gibt es die volle Auszahlung von 5 Euro, wenn er dann unter 13500 liegt, und einen Totalverlust, falls er immer noch über 14000 steht. Gefährlich ist auch der PX137W, denn dass der DAX bis Ende Dezember mal 14200 Punkte erreicht -- das kann leicht passieren. Dann droht ein Totalverlust. Aber dann steigen ja auch Eure Aktien sehr deutlich. Und der Vollständigkeit halber:
Natürlich kann man diese Papiere jederzeit an der Börse* kaufen und verkaufen. Ihr müsst nicht bis zur Fälligkeit warten. Im Gegenteil: Wenn der DAX fällt oder zumindest nicht stark steigt, dann wird sich der Kurs der Optionsscheine der Obergrenze annähern. Wenn z.B. der PX137Z auf über 39,85 Euro geklettert ist (Obergrenze 40 EUR), dann empfiehlt sich ein Verkauf (Faustregel). Dadurch erhaltet Ihr Euer Geld früher wieder zurück (höhere p.a.-Rendite), und reduziert das Risiko. Wichtig: Wer bis zur Fälligkeit wartet, zahlt bei comdirect eine Gebühr von 10 Euro für die Einlösung.** Daher unbedingt vorher aktiv verkaufen.
Wie sowas aussieht, erkennt man den Papieren wie PX6QPJ (fällig 21.10.2020). Hier hätte man spätestens am 25.09.2020 zu 39,92 Euro verkaufen müssen, denn das Papier kann nicht über 40 Euro steigen.
Sollten aber wider Erwarten die Börsen deutlich steigen, werden die Put-Optionen entsprechend stark fallen. Aus steuerlichen Gründen solltet Ihr es nicht auf einen Totalverlust ankommen lassen, sondern vorher schon aktiv verkaufen, wenn Ihr für die gesamte Position (nicht pro Stück) noch 20, 30 oder 40 Euro bekommt, so dass nach Abzug der Gebühren für den Verkauf noch etwas übrig bleibt.
Das schöne an Discount-Strukturen ist, dass sie, wenn sich die Börse nicht bewegt, an Wert gewinnen. Das gilt für Discount-Zertifikate, aber auch Discount-Put und vor allem für Discount-Put-Plus. Grund ist, dass sich der Discount bis zum Laufzeitende auf Null reduziert. Wer abwartet, gewinnt also. Bei normalen Optionen (plain vanilla Call und Put) ist es umgekehrt: Wenn sich die Börse über das Wochenende mal nicht bewegt, verlieren die Optionen an Wert (Zeitwertverlust).
Pssst: Freetrade-Aktion mit BNP bei comdirect ab 02.11.2020 bis 30.11.2020.
Der Verlauf der US-Wahlen schafft mit Blick auf die kommenden Wochen also ein unsicheres Umfeld mit potentiell hoher Volatilität. Für einen blinden Verkauf aller Aktien besteht kein Anlass. Es schadet aber sicher nicht, etwas defensiver zu investieren und vor allem Absicherungsinstrumente gegen einen Kurssturz einzubauen. Etwaige Kursverluste werden durch die Put-Optionen abgemildert. Und das beste: Die Discount-Put-Plus-Scheine profitieren ja auch ohne Absturz sehr deutlich, wenn nur der Markt nicht stark steigt. Das sollte zu schaffen sein.
Herzliche Grüße aus einem herbstlichen München
und ein schönes Wochenende
an alle, die das hier lesen
nmh
_________________
*) Oder noch besser außerbörslich (Livetrading)!
**) Gilt bei comdirect für alle Optionsscheine, aber nicht für Discount-, Bonus- oder sonstige Zertifikate; diese werden kostenlos eingelöst.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
07.11.2020 19:07 - bearbeitet 07.11.2020 19:09
07.11.2020 19:07 - bearbeitet 07.11.2020 19:09
Ich würde mich freuen, wenn das ganze hier unpolitisch bleiben würde. Das Thema ist sehr heikel und angesichts der sehr eintönigen Darstellung des Westens, ist ein konstruktiver politischer Diskurs ohnehin kaum möglich.
am 07.11.2020 19:20
@ehemaliger Nutzer schrieb:Ich würde mich freuen, wenn das ganze hier unpolitisch bleiben würde. Das Thema ist sehr heikel und angesichts der sehr eintönigen Darstellung des Westens, ist ein konstruktiver politischer Diskurs ohnehin kaum möglich.
Hallo @ehemaliger Nutzer
dir ist sicher klar, dass man Finanzen nicht ohne Politik bekommt.
Ich selber bin hier absolut faktisch geblieben.
Kein Leser dieses Forum kann aus meinen Beiträgen eine Tendenz lesen!
Ich finde, bisher läuft hier alkes zuvilisiert, insbesondere auf Hinblick des Themas hier!
am 07.11.2020 20:14
Entscheidung scheint gefallen zu sein, in Bezug auf die Börse war es mir völlig egal wer das Rennen macht.
Politische Börsen haben keinen langen Bestand, die guten Werte werden auch weiterhin gut bleiben.
Das wichtigste wäre jetzt, dass Trump wie ein Mann reagiert und kein weiteres Öl ins Feuer gießt. Den Gefallen wird er uns nicht machen, nicht freiwillig, obwohl schon einige Republikaner sich mit Schrecken von ihm abwenden, wohl wissend dass Trumps Gebahren kurzfristig sehr gefährlich auch für die Wirtschaft sein kann.
Von seinen engsten Beratern (hat ja nur JaSager und ähnliches) wird er wohl kaum zurück gepfiffen, das muss die republikanische Partei jetzt erledigen.
gruss ae
P. S. dran denken, die nächste Wahl kommt bestimmt bald
am 07.11.2020 20:16
Hallo zusammen,
ich bin ebenfalls dafür, dass man im Bord nicht auf eine politische Schiene abdriften sollte. aber wie @Antonia oder @ehemaliger Nutzer bemerkten, kann das natürlich Auswirkungen auf Aktienkurse haben.
Da ich bereits die ganze Woche schon Einblendungen der unterschiedlichen Meinungen erhalte, erlaube ich mir, noch einmal meine eigene Ansicht hier politisch neutral in Kurzform einzubringen.
Vorab, Hr. Biden ist (obwohl Vizepräsident unter Obama) kein Politiker mit reiner Weste (bitte selber eruieren).
Das Wahlsystem in den Staaten ist vollkommen rückständig und in über 200 Jahre total überaltert (jeder Staat erläßt eigene Auslegungen des Wahlsystems). Einen Staat, welcher Biden gewonnen hat, kann seine Wahlmänner dennoch auf die Demokraten übertragen, das ist in der Geschichte der USA schon mehrmals geschehen (klingt unglaublich, ist aber so)
Zum Manipulationsvorwurf: teilweise gibt es nicht einmal Marken auf den Briefen (in vier Jahren gibt es aber frankierte Rückumschläge, hier wurde inzwischen Einigung in beiden Lagern erzielt).
Der Verdacht der Wahlmanipulation ist nicht von der Hand zu weisen, für die Wahlregistrierung reicht schon ein Angelschein aus.
Hr. Biden wird seine Ideen (so wie Trump) nicht problemlos umsetzen können, der Senat und der Kongress haben hier noch gewichtige Worte mitzureden. Deshalb kann ich den Gedanken zu regenerativen Energien nicht vorbehaltlos zustimmen.
Begründung:
Im Vorfeld des Wahlausganges fielen letze Woche die Kurse der Techaktien hinsichtlich deiner Vermutung Biden wird Wahlsieger. Ab Wochenmitte wurde dann wieder gekauft, als ob es am Montag keine Aktien mehr gibt. Wo steckt die Logik?
Dies ist lediglich eine ganz normale Gegenreaktion auf den überzogenen Ausverkauf gewesen. Ich teile nmh`s Ansicht, dass wir eine längere Zeit der Unsicherheit mit stärkeren Schwankungen überbrücken müssen.
Ich teile jedoch nicht die Meinung Absicherungen sind unerläßlich (wer ausgestoppt wurde, sitzt vermutlich jetzt auf Bargeld und grübelt nach dem richtigen Zeitpunkt um wieder mit zu segeln).
Vor zwei Wochen fiel eine der solidesten Aktien - SAP - auf Grund von ehrlichen Angaben Hr. Kleins (den zukünftigen Erfolg nicht kurzfristigen Margen zu opfern) um über 20 % an einem Tag und bis Wochenende verlor SAP dann rund 40 Milliarden Markkapitalisierung. Wird Ehrlichkeit nicht immer von den Aktionären eingefordert? Ich kaufe selten und verkaufe fast nie, aber nach zwei Stunden SAP- Studium war ich mir sicher, dass das eine gute Gelegenheit war (und noch ist).
Aufsichtsratschef Hasso Plattner scheint das ebenso zu sehen, wie bekannt wurde kaufte er bei fallenden Kursen munter SAP-Aktien auf. Der Mitgründer des Dax-Unternehmens erwarb zur Wochenmitte für 49,7 Millionen Euro Aktien. Bereits Anfang der Woche hatte er den Kurssturz für Käufe genutzt und dafür rund 248,5 Millionen Euro hingeblättert.
Deshalb glaube ich, wir müssen hier in Europa nicht zu sehr über den Wahlausgang und eventuelle Kursraketen spekulieren, wenn direkt vor der Haustüre Ausverkaufspreise angeboten werden.
Da ich weiss, dass etliche Leser hier auch Valuebörsianer sind, meinen Anlagestil schätzen (nicht nur rein und raus aus den Kartoffeln), erlaube ich mir folgenden Ratschlag: warum ein Aufsichtsrat/Vorstandmitglied auch immer Aktien verkauft ist vollkommen uninteressant. Aber wenn so eine Person so massiv Aktien des eigenen Unternehmens kauft, sollte man hellhörig werden!
Wer in einem Konzern kennt die Zukunftsperspektiven ihres Konzerns besser als die Herren in den Chefetagen?
Darüber würde ich mir einmal ernsthaft Gedanken machen. Dass der Kurs jetzt natürlich ein oder zwei Quartale keine Sätze machen wird, dürfte wohl verständlich sein.
Wünsche uns natürlich weiterhin viel Erfolg und danke allen Lesern, welche meinen Beitrag hier mit einem Daumen gewürdigt haben.
Grüßle - Shane
am 07.11.2020 20:20
Danke für Deine Einschätzung der Lage!
Und schön mal wieder was von Dir zu lesen ![]()
Gruß Crazyalex
am 07.11.2020 20:50
Schöner Beitrag @Shane 1 und schön mal wieder von dir zu lesen 🙂
Ja, SAP bleibt ein gutes Unternehmen, auch wenn die Aussichten der Margen ein wenig unter den Erwartungen liegen. Hat ja einen Grund. Wenn die Chefetage Aktien in Mengen kauft sollte man wirklich hellhörig werden - bei Wirecard war es ein schlechtes Omen 😉
Es stimmt aber nicht, dass die Techaktien durch den erwarteten Sieg Bidens verkauft wurde. Biden hat vieles vor, aber ob er alles durchbekommt ist eine andere Sache. Er ist seit 1972 Politiker, er weiß wie der Hase läuft. Aber eine Korrektur zwei Monate vor der Wahl auf Grund eines erwarteten Ergebnisses? Wohl eher nicht.
Die Korrektur sieht simpel mehr nach einer Gewinnmitnahme nach dem rasanten Anstieg aus und dann Füße still halten eben weil die Sache unsicher war.
Das ist aber alles Geschichte, bei der Börse geht's um die Zukunft.
Die wichtigste Frage ist: Wie geht es weiter? Für Buy and Hold Anleger ist es simpel: wie immer. Solche Sachen verschrecken nicht, nutzt man sie eher zum nachkaufen. Lass Trump Öl ins Feuer gießen, Kurse fallen, die Unternehmen bleiben dennoch gut. Sie sind mal besser, mal schlechter im politischen Umfeld, okay, aber interessiert das? Nicht so sehr.
Du meinst sicherlich auch, dass Biden Wahlmänner an die Republikaner verlieren kann? 😉 Kann passieren, aber es sieht derzeit danach aus, dass er über 300 bekommt. Dass über 30 geklaut werden ist dann doch eher unwahrscheinlich.
Was es mit den Marken auf sich hat weiß ich nicht, aber Vorwürfe gibt es genügend nur ohne Beweise. Es wird gerade versucht alle möglichen Sachen durchzuführen und das ohne Scham und mit viel Lügen (damit hat Trump ja Erfahrung) - wir werden sehen was wird.
Was die Wahlregistrierung angeht muss ich jedoch Wiederspruch einlegen. Teilweise gibt es Staaten in denen ein Lichtbild-Studentenausweis einer staatlichen Universität nicht zum wählen berechtigt. Auch wenn auf deinem Ausweis durch Umzug eine alte Adresse steht darfst du nicht wählen. So einfach ist das alles also nicht.
Für Buy and Hold Anleger ist das alles, wie gesagt, egal. Der greift beim Ausverkauf zu.
Wer Kursraketen sucht oder eben diejenigen, die stark steigen, wird sich aber nicht für Ausverkaufspreise guter Unternehmen interessieren, weil hier zwei gegensätzliche Anlagestrategien aufeinander treffen.
Was die Absicherung angeht: Warum nicht? Warum kein Kapital aus der Sache schlagen? Das muss jeder für sich entscheiden.
In diesem Sinne: es bleibt spannend, nur für Buy and Holder nicht 😉
Das politische sollten wir allerdings wirklich nur mit Bezug auf Börse einbinden, ansonsten aber weg lassen.
Grüße!
am 07.11.2020 21:14
Nochmals extra Daumen für Deinen Beitrag @Shane 1 👍🏻
Auch wenn es "altmodisch" sein mag teile ich Deine Sichtweise bezüglich Aktieninvestment, kaufen und behalten.... !
Dennoch verweigere ich mich nicht der Trendfolge und auch die Idee mit den DPP's auf den DAX (worum es im Anfangsthread eigentlich ging) fand ich sehr spannend und schließe diese nicht für mich nicht kategorisch aus, obwohl ich mich aktuell dagegen entschieden habe.
Da sind die Stoppkurse unerlässlich
Zur Wahl nur noch eins: ich wusste nicht, dass ein Staat, der von einer Partei gewonnen wurde, Wahlmänner der Gegenpartei entsenden kann. Muss ich unbedingt goooooogeln.
gruss ae
am 07.11.2020 23:53
@Shane 1 schrieb:Da ich bereits die ganze Woche schon Einblendungen der unterschiedlichen Meinungen erhalte, erlaube ich mir, noch einmal meine eigene Ansicht hier politisch neutral in Kurzform einzubringen.
Hallo Shane 1,
danke für deinen Versuch, deine Ansicht politisch neutral darzustellen.
Die Sache mit dem Angelschein hat mir keine Ruhe gelassen. Nach längerer Suche habe ich die Quelle gefunden:
Max Otte, seit Juni 2018 steht er an der Spitze des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung.[3]
in diesem Video ->
WAHL IN DEN USA - "Trump hat mit Sicherheit recht"
Du wirst mir zustimmen, politisch neutral ist das nicht.
Also lassen wir besser alle in Zukunft die Politik weg. Denn selbst neutrale Darstellungen sind, wie wir gesehen haben, nicht neutral.
08.11.2020 01:46 - bearbeitet 08.11.2020 01:57
08.11.2020 01:46 - bearbeitet 08.11.2020 01:57
Hallo @ehemaliger Nutzer ,
wir kennen uns noch nicht, deshalb zuerst mal ein Hallo an dich.
@Zilchhat in seiner Antwort recht, ich sprach natürlich davon, dass Biden Wahlmänner an die Republikaner verlieren kann und du verweist zurecht z.B. auf den subjektiven Bericht von Otte.
Ohne politisch nun Stellung beziehen zu wollen ist mir natürlich Biden als mächtigster Mann der freien Welt wesentlich angenehmer wie der Rassist Trump, welcher Flüchtlinge als Animals bezeichnet.
Man muss aber wissen, dass das Wahlsystem noch aus der Zeit herstammt, als die heutige Großbank "Wells Fargo" so wie in den Westernfilmen üblich die Lohngelder noch mit der Postkutsche oder dem Pferd transportierte (tatsächlich handelt es sich in diesen Western nämlich um die heutige Amerikanische Großbank mit dem gleichlautenden Namen.
Und jeder der 51 Staaten praktiziert sein eigenes System.
So glaube ich ist es in North Carolina legal, wenn in diesem Bundesstaat die Wahlscheine noch 3 Tage nach der Wahl eintreffen und werden deshalb noch als korrekt gezählt, sofern sie einen Poststempel haben. Auch gefallen mir Bilder der Stimmenzähler nicht, welche mit einer Mütze abgelichtet werden, auf der "Vote Biden" steht.
Ich wollte eigentlich allgemein nur darauf verweisen, dass Langfristanleger keine Kaufgelegenheiten für solide Aktien auf Grund eines Wahlausganges suchen müssen, denn sie spielen sich auch vor unserer Haustür ab.
Wer natürlich eine Beyond Meat im Depot hat ( mit einem KGV von eintausendfünfhundert) für den ist ein Stopp Loss überlebenswichtig (Zahlen unter der Erwartungshaltung rissen ja bereit SAP mit KGV 25 schon tief in den Keller).
Von solchen Aktien rede ich nicht, deshalb halte ich nichts von einer Trendfolgestrategie (alle sehr hoch bewertet), zumal sie zudem die Vergangenheit anzeigt.
Nicht aus Sicht der Gewinnperspektive, sondern weil sie stetig Aufmerksamkeit benötigt, stressig ist, dem Anleger vermittelt "ich bin schlauer wie andere Anleger" höhere Kosten durch ständige Transaktionen verursacht und ich zudem keinen kenne, welcher dadurch auf Dauer besser abgeschnitten hat.
Ich bin kein Reaktionär, welcher sich neuen Ideen verschließt, doch viele Bekannte prahlen immer mit ihren schnell erzielten Gewinnen und übersehen geflissentlich dabei auch von ihren herben Verlusten zu berichten.
In einer Welt des Hochfrequenzhandels, wo hochbezahlte Analysten den ganzen Tag Chancen ausloten, Milliarden von Dollars den ganzen Tag um die Welt gehen um die besten Anlagemöglichkeit zu finden, Algorithmen (künstliche Intelligenz) eingreifen und Computerprogramme selbstständig handeln, da glauben wir (ein paar Hobbybörsianer), wir haben den Stein der Weißen entdeckt und können der Börse ein Schnippchen schlagen.
Nein, denn würde es solch eine Strategie geben, welche damit sicher und dauerhaft Gewinne verspricht wäre bereits ein Heer von Banken, Fondsmangern, Firmenpensionskassen Hedge-Fonds usw. auf dieser Gewinnschiene und würde sich diese Taktik zunutze machen. Und dann würde diese Strategie inplodieren, denn dem Gewinn steht der Verlust eines anderen Anlegers gegenüber.
So viel und so ausführlich wollte ich gar nicht schreiben, hoffentlich sind einige Mitleser jetzt nicht dabei eingeschlafen. aber ich darf sie trösten, ich werde mich wieder in die Rolle eines stillen Lesers zurückziehen.
Have a nice Weekend
Shane
08.11.2020 08:48 - bearbeitet 08.11.2020 08:49
08.11.2020 08:48 - bearbeitet 08.11.2020 08:49
@Shane 1 "...ich werde mich wieder in die Rolle eines stillen Lesers zurückziehen." - Das wäre sehr schade! Ich schätze Deine Beiträge sehr, vor allem, da sie zu vielen anderen Meinungen hier regelmäßig sachlich fundiertes Gegengewicht sind und damit zur Reflektion der eigenen Einschätzungen beitragen.