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Feedback gewünscht zu ETF-Portfolio / 100.000 Euro anlegen

Justin Smith
Experte ★★★
568 Beiträge

Hallo geschätzte Community,

 

ich habe mich am Wochenende mit einem guten Bekannten zusammengesetzt und einen Plan geschmiedet was in Zukunft mit seinen Finanzen passieren soll.

 

Hintergrund: Der Bekannte hat vor mehreren Jahren eine Erbschaft über ca. 120.000 Euro erhalten. Von diesem Geld stecken 50.000 Euro in einem Bausparvertrag der mit 1,5% verzinst ist und aktuell schon zuteilungsreif ist. Der Bausparvertrag entstand eher aus Verlegenheit bzw. Ratlosigkeit – es ist auf jeden Fall nicht geplant zu bauen oder zu kaufen. Zusätzlich sind 20.000 Euro mit 0,4% Verzinsung in einem Festgeld noch bis Mitte 2022 angelegt.

 

Ziel / Anlagehorizont: Mit knapp 40 Lebensjahren, ist das geplante Konstrukt anvisiert als klassische Altersvorsorge. Wir sprechen also von einem verbleibenden Anlagehorizont von ca. 20 Jahren. Die Risikobereitschaft schätzt mein Bekannter sehr realistisch eher moderat ein - er möchte eine Aufteilung seines „Vermögens“ zu 50% risikoarm und zu 50% risikobehaftet anlegen. Mit einem eher unterdurchschnittlichen Verdienst ist ihm eine monatliche Sparrate von 150 Euro möglich. Zusätzlich gibt es noch ein Tagesgeld-Konto auf dem ca. 15.000 Euro parken - also mehr als das fünffache seines Monats-Brutto-Lohnes. Dieser finanzielle Spielraum ist ihm sehr wichtig und das finde ich auch richtig.

 

Den risikoarmen Anteil sehen wir mit dem Bausparvertrag abgedeckt. Das Geld wäre mehr oder minder sofort verfügbar und wehrt sich mit 1,5% Zinsen wacker - wenn auch nicht vollends erfolgreich - gegen die Inflation. Hier dann auch schon meine erste Frage. Wir haben uns mit Anleihen und Anleihen-ETF’s beschäftigt. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Anleihen aktuell keinen Sinn für den risikoarmen Teil machen, weil sie tendenziell eher negative Rendite bringen, bzw. auf keinen Fall die 1,5% des Bausparvertrag schlagen. Sehe ich das richtig? Tagesgeld ist ja auch keine Alternative aktuell.

 

Für den risikobehafteten Teil haben wir uns ein - meiner Meinung nach - recht interessantes ETF-Portfolio zusammengestellt. Der ein oder andere wird es als zu verspielt ansehen und den berechtigten Hinweis geben dass wir mit einem einfachen All-Country-World-Index ähnlich gut fahren. Sei es drum - wir haben da beide durchaus Spaß dran und würden gerne ein etwas „aufwendigeres“ Portfolio aufsetzen. Wir haben uns relativ stark von dem Norwegischen Staatsfonds inspirieren lassen und es ähnlich nachgebaut. Wichtig bei der Auswahl der ETF’s waren uns folgende Kriterien:

 

- möglichst geringe TER (und daraus folgend eine geringe TER für das Gesamtportfolio)

- möglichst etablierte („alte“) ETF’s

- möglichst großes Fondsvolumen

- thesaurierend (da der Freibetrag mit den Zins-Erträgen aus dem Bausparvertrag und Festgeld bereits ausgeschöpft wird)

- sparplanfähig bei Comdirect

 

Folgendes Portfolio (mit Aufteilungs-%) haben wir zusammen gestellt:

 

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S&P500 (im Prinzip „Nordamerika“) - 40%

iShares Core S&P 500 UCITS ETF - A0YEDG

TER 0,07 %

 

Europa (developed countries, ohne UK!) - 32%

iShares MSCI EMU UCITS ETF  - A0YEDX

TER 0,12 %

 

Japan - 12%

iShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF - A0RPWL

TER 0,2 %

 

Asien/Pazifik Raum ohne Japan - 7%

iShares Core MSCI Pacific ex-Japan UCITS ETF - A0YEDR

TER 0,2 %

 

Small Cap / Welt - 5%

SPDR® MSCI World Small Cap UCITS ETF - A1W56P

TER 0,45 %

 

Immobilien entwickelte Länder - 4%

iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF - A0LEW8

TER 0,59 %

 

Dadurch ergibt sich eine Gesamt-TER für das Portfolio von ca. 0,15%

 

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Was fällt auf? Wir haben die Emerging Markets nicht wirklich abgebildet. Finden wir erstmal nicht weiter schlimm. Der Markt ist uns etwas zu volatil in der Vergangenheit. Allerdings würden wir nicht ausschliessen dass man in Zukunft evtl. da auch investieren könnte - z.B. wenn die 20.000 Euro aus dem Festgeld frei werden. Frage dazu - ist das nachvollziehbar oder ein grober Fehler?

 

Zudem waren wir uns bei Europa nicht sicher - ob mit oder ohne UK? Was ist Eure Meinung dazu? Ist der Brexit eher Chance oder Risiko?

 

Dann gibt es noch die Frage des Kaufes. Wir haben errechnet das sich die Kosten für den Einmalkauf des gesamten Portfolio mit dem Volumen von 50.000 Euro auf 154,50 Euro belaufen. Das finden wir erstmal ok. Keiner der ETF's ist ein Top-Preis ETF und damit kostenlos im Sparplan. Insofern müsste man da auf sehr lange Zeit stückeln um im Sparplan besparend irgendwie einen Kostenvorteil rauszuholen. Sehe ich das richtig oder vergesse ich da irgendeinen Kostenfaktor? Nur als Beispiel - die Kosten für den S&P500 ETF wären: 0,25% von 20.000 Euro - also 50 Euro plus 4,90 Ordergebühr. (das ganze dann im Live-Trading um das börsenplatzabhängige Entgelt zu sparen)

 

Und vielleicht noch um einen berechtigten Hinweis vorweg zu greifen: Durch die geringe Sparrate von 150 Euro monatlich, wird es ja nicht möglich sein z.B. bei den Immobilien mit der 4% Rate über 25 Euro (Mindestsparrate monatlich) zu kommen. Insofern muss der Sparplan etwas zerstückelt werden im Besparen:

 

Die beiden großen Positionen monatlich, die 12% und 7% Position vierteljährlich und die beiden kleinen Positionen manuell per einmaliger Sparplan-Ausführung alle 4 Monate. Ist das totaler Schwachsinn oder bei der geringen Sparrate okay und alternativlos?

 

So - das war es erstmal. Ich freue mich sehr auf Feedback und konstruktive Kritik. Euch allen eine schöne Woche!

25 ANTWORTEN

t.w.
Legende
4.912 Beiträge

Eine Unterhaltung dazu habe ich gerade auch hier gefunden: https://www.wertpapier-forum.de/topic/52874-mypensionde/

Einige User haben sich da recht viel Mühe gemacht und verschiedene Szenarien durchgerechnet, in denen meist die selbstgemanagte Variante mit jährlichen Steuern nach Kosten trotzdem geringfügig günstiger ausfällt als mypension. Interessant zu lesen ist es allemal. 

 

demoriaan
Experte ★
144 Beiträge

@Justin Smith 

dadurch das es eine Rentenversicherung ist fallen in der Ansparphase keine Steuern - an. Beim Standard-ETF sparen darfst Du jedes Jahr die Erträge versteuern - Abgeltungssteuer + xx. Nach Ablauf von min. 12 Jahren fallen nur auf die Hälfte der Erträge Steuern an, wenn Du Dir es auf einmal auszahlen lässt. Wenn Du es als Rente, also monatlich auszahlen lässt, wird es mit deinem persönlichen Steuersatz besteuert, der im Normalfall deutlich geringer ist als der jetzige. Kann mir nicht vorstellen das hier alle Anbieter öffentlich Käse verzapfen...

Natürlich könntest Du mit einem ETF Sparplan eine höhere Rendite einfahren, vorausgesetzt Du wählst die Richtigen Smiley (zwinkernd)

 

Meiner Meinung nach eine gute Alternative, sicher und einfach. Ich habe auch sowas, allerdings nicht bei mypension sondern bei der Interrisk und mein ETF-Sparplan hier läuft parallel, hoffe die Mischung machts dann in 12 Jahren Smiley (fröhlich)

Viele Grüße aus Monnem

 

 

demoriaan
Experte ★
144 Beiträge

Servus @t.w. 

durchaus möglich das eine selbstgemanagte Lösung etwas mehr abwirft, wenn man sich die Mühe macht. Ich finde es aber trotzdem einen guten Ansatz. Besser als "fast" alles andere an klassischen Versicherungen. In die Zukunft gucken kann keiner...

Und wenn man mixt hat man vllt das was man sich wünscht, Sicherheit und Risiko 😉

Grüße aus Monnem

t.w.
Legende
4.912 Beiträge

@demoriaan Da stimme ich Dir zu. Ich finde den Ansatz auch interessant und möchte meine Kommentare dazu nicht negativ verstanden wissen, dafür habe ich mich zu wenig mit dem Thema befasst und kann natürlich ebenso wenig in die Zukunft gucken Smiley (zwinkernd)

 

Die "selbstgemanagte" Lösung bestand übrigens, soweit ich das beim Überfliegen der Beiträge richtig gesehen habe, aus simplen 1-2 ETF Lösungen. Mühe machen müsste man sich damit also kaum. 

 

Ich fühle mich derzeit mit meiner eigenen Lösung besser, finde den Ansatz aber gerade für Leute sehr interessant, die mit dem eigentlichen Anlagethema gar nichts zu tun haben wollen. Wie sich Kosten und Steuern langfristig entwickeln und auswirken, können wir eh erst in vielen Jahren beurteilen - niemand kennt die Rechtslage und Steuerbelastung in 30 Jahren. 

chi
Mentor ★
1.134 Beiträge

@Justin Smith  schrieb:

Die setzen laut eigener Aussage doch selbst Vanguard ETF's ein. Die werden doch so oder so besteuert.


Falls du die Quellensteuer auf Fondsebene meinen solltest: Tatsächlich kann die, jedenfalls der deutsche Teil, erstattet werden für Fondsanteile, die in einer Lebensversicherung oder einem Riester- oder Rürup-Fondssparplan liegen. Es ist allerdings recht kompliziert, und ich weiß nicht, ob Vanguard da mitmacht. In jedem Fall ist es nur relevant, wenn zu einem nennenswerten Teil deutsche Aktien im Fonds liegen.

 

Auf Anlegerebene fällt bei LV, Riester und Rürup so oder so keine Steuer an, solange keine Auszahlungen stattfinden; nicht bei Ausschüttungen und insbesondere auch nicht bei Umschichtungen.

demoriaan
Experte ★
144 Beiträge

Moin@t.w. , @Justin Smith ,

 

ich habe das hier noch dazu bei Finanztip gefunden. Vor- und Nachteile werden gut beschrieben.

 

Viele Grüße aus Monnem