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Teilweise Umschichtung in breit diversifizierten Aktien-ETF sinnvoll ?

Tandem7
Autor ★
10 Beiträge

Hallo und guten Abend,

mich beschäftigt derzeit eine Fragestellung und ich wäre für Euere Einschätzung dankbar.

Bei mir werden demnächst einige Tages- und Festgeldanlagen fällig, die ich zur Zeit der "Hochzinsphase" (Ende 2022 bis Mitte 2024) abgeschlossen habe. Ich kann aufgrund der zwischenzeitlichen Zinssenkungen das freiwerdende Geld nun nur zu wesentlich schlechteren Konditionen festverzinslich neu anlegen.

Nun zur Frage: Ich habe im risikobehafteten Teil meines Portfolios auch noch 2 Einzelwerte (Aktien) und Anteile des Aktien-ETFs  SPDR MSCI ACWI IMI, ISIN: IE00B3YLTY66 im Wert von derzeit ca. 14.000 Euro (wird auch monatlich durch Sparplan bespart). Ich erwäge einen Teil der freiwerdenden Festgelder umzuschichten in den obigen ETF, habe aber auch Bedenken, den risikobehafteten Anteil meines Portfolios zu erhöhen. Zur Beurteilung, ob die oben beschriebene Umschichtung sinnvoll ist, müsste man wahrscheinlich auch noch mein Alter mit in Betracht ziehen. Ich bin 57 Jahre und plane in spätestens 10 Jahren Entnahmen aus dem ETF zu tätigen, um meine Altersrente etwas aufzustocken. Es heißt ja immer, dass bei älteren Menschen der risikobehaftete Anteil nicht so hoch sein sollte, da diese bei etwaigem Crash  oder längerfristig sinkenden Aktienmärkten nicht mehr so viel Zeit haben auf Erholung der Märkte zu waren.

Herzlichen Dank für Feedback!

16 ANTWORTEN

Klimaaprima
Mentor ★★
1.726 Beiträge

Hallo @Tandem7 

Aufgrund der sehr geringen Informationen über deinen finanziellen Gesamtrahmen und der aktuellen und zukünftigen Lebensituation/Planung lässt sich m.E kaum eine angemesse Einschätzung dazu ableiten.
Immobilie? Miete?, zuerwartende Altersbezüge wie Rente, VWL, u.a.?, Lebensversicherung oder Erbe in Aussicht?,  Höhe der Rücklagen bei festverzinslichen Anlagen, Partnerschaft, Familie, Wohnort, andere finanzielle Verpflichtungen........?????
Wie risikoaffin ist deine Anlageerwartung?  Ich denke mal eher gering, wenn du überwiegend auf festverzinsliche Wertanlagen setzt. Aktien auf jeden Fall deutlich mehr Risiko, wie du schon erwähnst, was ist mit Dividendenwerten als Kompromiss?


Mit Festverzinslichen Anlagen wirst du in den  nächsten 10 Jahren wohl kaum einen Nettowertzuwachs generieren, mehr ein Kapitalerhalt betreiben, denn Zinsen= Inflationsausgleich.
Dein ETF generierte bisher langfristig gesehen 9% p.a. und sorgte/sorgt bisher für guten Vermögenszuwachs. Das wäre auch die Zielmarge für die nächsten Jahre. Aber das kann auch anders kommen, eine längerer Baisse mit Verlusten oder eine Seitwärtsbewegung. Wer weiß das schon.

Ein großes Fragezeichen hätte ich auch bei einem Entnahmeportfolio mit 14.000€. Ein Entnahmeportfolio benötigt nach meinen Kenntnis mindestens das 20 bis 50 fache (und mehr) an Kapital, je nach Bedarf. Welche Summe soll den überhaupt monatlich oder jährlich zur Entnahme generiert werden und wie lange soll eine verlässliche Entnahme "garantiert"werden? Die bestehenden Festzinsrücklagen und 14000 im ETF reichen dann ein halbes Jahr, ein oder zwei Jahre oder länger ...? 
Viele Fragen, denn Finanzplanung ist vielschichtig und individuell. Hier im Forum werden die meistens mindestens einen FTSE All-World als Basisanlage zur angemessen Vermögensbildung erkennen, wäre nach meiner Kenntnis auch die Einschätzung vieler Finanzberater für 10 Jahre und mehr.

 

Nebenbei, wenn du die 14000€ weiterhin mit 100€ Sparplan auf 10 Jahre anlegst mit einer in der Vergangenheit erreichten Rendite zum ETF FTSE All-World von 9% = ein Endkapital von 50000€, bei 200€ schon über 70000. 

Mit einem Startkapital 28000 (mit 100€) = fast 90000€. Bei 200€ Sparplan = um 107000€

(ohne Steuerabzug und mit Risiko Aktien)

Die Höhe des Anfangskapital ist aufgrund des Zinseszins sehr wirksam. 


Wünsche einen gesunden Start ins neue Jahr.

LusTiger
Experte
84 Beiträge

@Tandem7  schrieb:

...im risikobehafteten Teil meines Portfolios auch noch 2 Einzelwerte...


Gründe, die dafür sprechen, in deinem Fall alles in den ETF zu feuern:

 

  • Dein Anlagebetrag bzw. die monatlichen Erträge, die du langfristig entnehmen kannst, scheinen relativ niedrig im Vergleich zur Rente.
  • Du hast wahrscheinlich noch 20+ Lebensjahre vor dir. Das ist ein sehr langer Zeitraum. Bei 9% jährlich ver-5,6-fachst du dein Kapital in 20 Jahren.
  • Du hast keine konkreten, geplanten Ausgaben genannt.
  • Du hast zwei Einzelaktien im Depot. Es widerspricht sich doch völlig, aus Sicherheitsgründen in Festgeld zu gehen, aber 2 Einzelaktien zu halten.
  • Der von dir gepickte ETF ist einer der am breitesten gestreuten ETFs, einschließlich Schwellenländer. Ich sehe das als wertvolle Versicherung für Szenarien, bei denen der Euro oder allgemein der Westen in Schwierigkeiten geraten. Ich wüsste nichtmal, ob insgesamt betrachtet Euro-Festgeld überhaupt sicherer ist als ein so breit gestreuter ETF.

digitus
Legende
9.069 Beiträge

@Tandem7: Die Entscheidung kann dir leider niemand abnehmen.

 

Bei einem Anlagehorizont von 10+ Jahren spricht auch nichts dagegen, das Geld in den ACWI zu stecken.

 

Alternative ist aus meiner Sicht ein Gold-ETC, z.B. der WITR MET.SEC.Z09/UN.XAU(A1DCTK) oder Fälligkeitsanleihen-ETFs (siehe meine Rosinenpicker).

 

Grüße,

Andreas

Weinlese
Mentor ★
1.428 Beiträge

@LusTiger  schrieb:

Du hast wahrscheinlich noch 20+ Lebensjahre vor dir. Das ist ein sehr langer Zeitraum. Bei 9% jährlich ver-5,6-fachst du dein Kapital in 20 Jahren.


An der Stelle möchte ich den Optimismus gern etwas bremsen. In den vergangenen 15 Jahren war insbesondere der US-Aktienmarkt ein starker Treiber, der die großen globalen Indizes mit nach oben gezogen hat. Diese Entwicklung wird nicht endlos so weitergehen, irgendwann kommt auch einmal wieder ein Bärenmarkt. Die veranschlagten 9% jährlich finde ich deshalb zu optimistisch, um sie für langfristige Berechnungen zu verwenden.

 

Gehen wir pessimistisch davon aus, der langjährige Bullenmarkt befindet sich heute bereits nahe des Hochpunkts und legen als zweiten Bezugspunkt das Hoch der Dotcom-Blase an, dann reduziert sich die langfristige Rendite des MSCI ACWI schon nur noch auf etwa 6% vor Steuern. Gemessen vom Hoch zu einem potentiellen Tief sähe die Rendite noch schlechter aus.

 

Unterm Strich wird man mit Aktienfonds langfristig höchstwahrscheinlich trotzdem besser liegen als mit Fest- oder Tagesgeld. Dennoch würde ich die zukünftigen Renditen bei der Anlageplanung eher konservativer ansetzen, um am Ende nicht höhere Risiken einzugehen als gewünscht.

 

Viele Grüße

Weinlese

dg2210
Legende
6.899 Beiträge

Ich glaube, daß die Frage falsch gestellt wurde.

 

Nach meinem Verständnis lautet die richtige Frage "Soll ich mein Risiko erhöhen weil die Tagesgeldzinsen z.Z. niedrig sind?".

 

Darauf gibt es eine klare Antwort: Nein

 

Oder allgemeiner: Die sehr wichtige Entscheidung, wieviel Risiko ich akzeptieren will und wieviel Sicherheit ich in meinem Leben brauche, darf nicht vom aktuellen Zinsniveau abhängig gemacht werden.

Tandem7
Autor ★
10 Beiträge

Hallo Andreas,

danke für deinen Beitrag.

ETCs sind aber kein Sondervermögen (wie ETFs) sondern Schuldverschreibungen mit einem einhergehenden Kontrahentenrisiko.  Somit droht beim Ausfall des Emittenten im schlimmsten Fall ein Totalverlust. Es wäre mir viel zu riskant hier ein größeres Investment zu tätigen, vom Klumpenrisiko ganz zu schweigen (fehlende Diversifikation).

Freundliche Grüße, Tandem7

digitus
Legende
9.069 Beiträge

@Tandem7: Das ist korrekt. Es geht mir auch garnicht um ein all-in, sondern um Möglichkeiten zur Diversifizierung: Aktien-ETF, Anleihen-ETF und Rohstoffe können eine gute Kombination sein.

 

Du hast im Eingangsposting nur wenig zur Risikobereitschaft geschrieben.

 

Wir dürften etwa das gleiche Alter haben. Ich habe allenfalls etwas den Anleihenanteil erhöht, im Übrigen hat sich bei mir die Strategie nicht verändert. Die Sparpläne laufen unverändert weiter ...

 

Grüße,

Andreas

Klimaaprima
Mentor ★★
1.726 Beiträge

In einem sog. Entnahmeportfolio (oder für Anleger nach einer langen Ansparphase), wenn Einzelaktien statt ETFs, sorgsam ausgewählte Dividendentitel oder Trend/Substanzaktien im Dauerlauf. Denn man sollte nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass wir Wachstumsphasen bzw. ein so fulminante Hausse an den Börsen haben wie in den letzen Jahren (abgesehen von 2022). Während einer längeren  Baisse (beispielsweise Dotcom oder Finanzkrise 2007-8) oder einer insgesamt anhaltend volatile Marktphase im Ergebnis als Seitwärtsbewegungen dürften mit einer passiven Aktienanlage über mehrere Jahre wenig Rendite anfallen. Die Korrektur 2020 wurde in wenigen Monaten ungewöhnlich schnell überwunden, im Gegensatz zu anderen Baissephasen. Der fulminante Turnaround nach Corona und die starken Marktphase der letzten Jahre verleitet m.E. dazu, insgesamt etwas zu optimistisch zu sein oder generell langfristig zu hohe bzw. mittlerweile fast garantierte Erwartung an Aktienmärkte zu haben. Die Einschätzung das 5-6% mit globalen Aktien bzw. Substanzwerten zu generieren sein wird, wie von @Weinlese angemerkt, so viel  "Optimismus" teile ich. Dividendentitel generieren in länger andauernden schwachen Phasen eine Grundrendite, und dass wäre für mich bei einem Entnahmeportfolio dann essenziell.
Rohstoffe wären für mich im Hinblick auf ein Entnahmeportfolio allgemeim zu volatil und zyklisch, nur kurz-mittelfristig und als aktives Anlagevehikel im Portfolio, mal abgesehen von Gold als Beimischung als mögliche "Krisenwährung".
 

Marin
Mentor ★
1.389 Beiträge

Gold-ETCs gibt es auch von Anbietern wie z.B. Euwax (= Börse Stuttgart): BOERSE STUTTG. EUWAX-GOLD (EWG2LD) oder Xetra (= Deutsche Börse): DT.BOERSE COM. XETRA-GOLD (A0S9GB) Hier sehe ich das Risiko eines Ausfalls als ziemlich gering an. Aber die Tatsache, dass bei dem Vorschlag eines ETCs als erstes an einen Totalverlust gedacht wird, lässt darauf schließen, dass sowohl Risikobereitschaft als auch Verlusttragfähigkeit ziemlich gering sind. Von daher bin ich mir nicht sicher, ob die Umschichtung in den ETF beim Fragesteller für einen ruhigen Schlaf sorgen wird?

 

Ich persönlich halte das Risiko bei einem Anlagehorizont von >10 Jahren für überschaubar. Auch, da das Geld vermutlich in kleinen Tranchen entnommen werden soll? Wenn der ETF derzeit 14.000€ Wert ist, aufgestockt und weiter bespart wird, sprechen wir in 10 Jahren hoffentlich von einer mittleren fünfstelligen Summe (mindestens). Ich vermute, um die Rente aufzustocken, sollen pro Monat ein paar hundert Euro oder ähnliche Größenordnung entnommen werden? Das bedeutet, die Entnahme findet über viele Jahre statt. Da werden stets Phasen kommen, in denen eine Entnahme mal mehr, mal weniger weh tut. Hinsichtlich der zu erwartenden Mehr-Rendite gegenüber "risikolosen" Anlagen aus meiner Sicht trotzdem ein insgesamt besserer Deal.

 

Viele Grüße

Marin

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