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Feedback gewünscht zu ETF-Portfolio / 100.000 Euro anlegen

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge

Hallo geschätzte Community,

 

ich habe mich am Wochenende mit einem guten Bekannten zusammengesetzt und einen Plan geschmiedet was in Zukunft mit seinen Finanzen passieren soll.

 

Hintergrund: Der Bekannte hat vor mehreren Jahren eine Erbschaft über ca. 120.000 Euro erhalten. Von diesem Geld stecken 50.000 Euro in einem Bausparvertrag der mit 1,5% verzinst ist und aktuell schon zuteilungsreif ist. Der Bausparvertrag entstand eher aus Verlegenheit bzw. Ratlosigkeit – es ist auf jeden Fall nicht geplant zu bauen oder zu kaufen. Zusätzlich sind 20.000 Euro mit 0,4% Verzinsung in einem Festgeld noch bis Mitte 2022 angelegt.

 

Ziel / Anlagehorizont: Mit knapp 40 Lebensjahren, ist das geplante Konstrukt anvisiert als klassische Altersvorsorge. Wir sprechen also von einem verbleibenden Anlagehorizont von ca. 20 Jahren. Die Risikobereitschaft schätzt mein Bekannter sehr realistisch eher moderat ein - er möchte eine Aufteilung seines „Vermögens“ zu 50% risikoarm und zu 50% risikobehaftet anlegen. Mit einem eher unterdurchschnittlichen Verdienst ist ihm eine monatliche Sparrate von 150 Euro möglich. Zusätzlich gibt es noch ein Tagesgeld-Konto auf dem ca. 15.000 Euro parken - also mehr als das fünffache seines Monats-Brutto-Lohnes. Dieser finanzielle Spielraum ist ihm sehr wichtig und das finde ich auch richtig.

 

Den risikoarmen Anteil sehen wir mit dem Bausparvertrag abgedeckt. Das Geld wäre mehr oder minder sofort verfügbar und wehrt sich mit 1,5% Zinsen wacker - wenn auch nicht vollends erfolgreich - gegen die Inflation. Hier dann auch schon meine erste Frage. Wir haben uns mit Anleihen und Anleihen-ETF’s beschäftigt. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Anleihen aktuell keinen Sinn für den risikoarmen Teil machen, weil sie tendenziell eher negative Rendite bringen, bzw. auf keinen Fall die 1,5% des Bausparvertrag schlagen. Sehe ich das richtig? Tagesgeld ist ja auch keine Alternative aktuell.

 

Für den risikobehafteten Teil haben wir uns ein - meiner Meinung nach - recht interessantes ETF-Portfolio zusammengestellt. Der ein oder andere wird es als zu verspielt ansehen und den berechtigten Hinweis geben dass wir mit einem einfachen All-Country-World-Index ähnlich gut fahren. Sei es drum - wir haben da beide durchaus Spaß dran und würden gerne ein etwas „aufwendigeres“ Portfolio aufsetzen. Wir haben uns relativ stark von dem Norwegischen Staatsfonds inspirieren lassen und es ähnlich nachgebaut. Wichtig bei der Auswahl der ETF’s waren uns folgende Kriterien:

 

- möglichst geringe TER (und daraus folgend eine geringe TER für das Gesamtportfolio)

- möglichst etablierte („alte“) ETF’s

- möglichst großes Fondsvolumen

- thesaurierend (da der Freibetrag mit den Zins-Erträgen aus dem Bausparvertrag und Festgeld bereits ausgeschöpft wird)

- sparplanfähig bei Comdirect

 

Folgendes Portfolio (mit Aufteilungs-%) haben wir zusammen gestellt:

 

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S&P500 (im Prinzip „Nordamerika“) - 40%

iShares Core S&P 500 UCITS ETF - A0YEDG

TER 0,07 %

 

Europa (developed countries, ohne UK!) - 32%

iShares MSCI EMU UCITS ETF  - A0YEDX

TER 0,12 %

 

Japan - 12%

iShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF - A0RPWL

TER 0,2 %

 

Asien/Pazifik Raum ohne Japan - 7%

iShares Core MSCI Pacific ex-Japan UCITS ETF - A0YEDR

TER 0,2 %

 

Small Cap / Welt - 5%

SPDR® MSCI World Small Cap UCITS ETF - A1W56P

TER 0,45 %

 

Immobilien entwickelte Länder - 4%

iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF - A0LEW8

TER 0,59 %

 

Dadurch ergibt sich eine Gesamt-TER für das Portfolio von ca. 0,15%

 

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Was fällt auf? Wir haben die Emerging Markets nicht wirklich abgebildet. Finden wir erstmal nicht weiter schlimm. Der Markt ist uns etwas zu volatil in der Vergangenheit. Allerdings würden wir nicht ausschliessen dass man in Zukunft evtl. da auch investieren könnte - z.B. wenn die 20.000 Euro aus dem Festgeld frei werden. Frage dazu - ist das nachvollziehbar oder ein grober Fehler?

 

Zudem waren wir uns bei Europa nicht sicher - ob mit oder ohne UK? Was ist Eure Meinung dazu? Ist der Brexit eher Chance oder Risiko?

 

Dann gibt es noch die Frage des Kaufes. Wir haben errechnet das sich die Kosten für den Einmalkauf des gesamten Portfolio mit dem Volumen von 50.000 Euro auf 154,50 Euro belaufen. Das finden wir erstmal ok. Keiner der ETF's ist ein Top-Preis ETF und damit kostenlos im Sparplan. Insofern müsste man da auf sehr lange Zeit stückeln um im Sparplan besparend irgendwie einen Kostenvorteil rauszuholen. Sehe ich das richtig oder vergesse ich da irgendeinen Kostenfaktor? Nur als Beispiel - die Kosten für den S&P500 ETF wären: 0,25% von 20.000 Euro - also 50 Euro plus 4,90 Ordergebühr. (das ganze dann im Live-Trading um das börsenplatzabhängige Entgelt zu sparen)

 

Und vielleicht noch um einen berechtigten Hinweis vorweg zu greifen: Durch die geringe Sparrate von 150 Euro monatlich, wird es ja nicht möglich sein z.B. bei den Immobilien mit der 4% Rate über 25 Euro (Mindestsparrate monatlich) zu kommen. Insofern muss der Sparplan etwas zerstückelt werden im Besparen:

 

Die beiden großen Positionen monatlich, die 12% und 7% Position vierteljährlich und die beiden kleinen Positionen manuell per einmaliger Sparplan-Ausführung alle 4 Monate. Ist das totaler Schwachsinn oder bei der geringen Sparrate okay und alternativlos?

 

So - das war es erstmal. Ich freue mich sehr auf Feedback und konstruktive Kritik. Euch allen eine schöne Woche!

25 ANTWORTEN

GetBetter
Legende
8.091 Beiträge

@Necoro  schrieb:

@GetBetter  schrieb:

 

Allerdings würde ich den risikoarmen Teil nicht für 20 Jahre bei 1,5% liegen lassen. Es gibt ja auch Anleihe-ETFs die den Mittelweg gehen (etwas höheres Risiko alös Tagesgeld aber weniger Risiko als Aktien).

 


Hast du Beispiele zur Hand?


Ich wünschte ich hätte, allerdings bin ich alles andere als ein Anleihen-Spezialist.

 

Persönlich habe ich einen kleinen Sparplan auf WKN 921826 (Kepler Europa Rentenfonds, aktiv gemanagt) sowie folgende beiden im Musterdepot: A143JM und A143JQ.

Für andere Ideen bin ich aber jederzeit offen.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Die Aufteilung Bausparvertrag, Festgeld und Aktienfonds passt. Langfristig gesehen würde ich den Brexit aber nicht überbewerten und daher GB im Aktiensektor nicht gänzlich ausschließen.

TutsichGut
Mentor ★★★
2.374 Beiträge

@Justin Smith , wir kommen langsam zusammen Herz

 

Es gibt zum Beispiel gemanagte Fonds, die regelmässig (monatlich, quartalsweise) ausschütten. Diese halte ich für mich selbst als wertstabil mit geringem, aber sicherem Auskommen. Ich bin durch ein Mitarbeiterangebot darauf gestossen und bezahle durch diese Aktion keinen Ausgabeaufschlag und die Verwaltungsgebühr entspricht in etwa den Gebühren vom Sparplan wenn man ETFs kauft. 

 

Das mit der Immobilie habt ihr ja ausgeschlossen...

 

Unkritisch - Kritisch, was kann ein Boxer ab?

Der eine hat ein Glaskinn und fällt direkt flach, der andere bleibt als Letzter stehen.

Das unkritische bezog sich auf meinen ETF-Anteil im meinem Portfolio.

 

Ausgekaspert Smiley (zwinkernd)

Ist doch gut, wenn ihr die Tragweite vestanden habt und hinter eurem Konzept steht.

Ich wünsche euch allen viel Erfolg, ehrlich und ich mir auch Smiley (überglücklich)

 

LG TutsichGut
DiskLeimEimer:Ich bin nicht dafür verantwortlich für Das, was mein Bauch von sich gibt.

demoriaan
Experte ★
144 Beiträge

Hi @Justin Smith ,

an sich mache ichs ähnlich wie Du es hier vorgeschlagen hast, nur mit anderen ETF´s, Standard World/EM+bissel World Tech.

Eine Frage drängt sich mir trotzdem auf, warum wird der Gang zum Honorarberater gescheut? Bzw. ich denke an eine Richtung wie MyPension u.a.  - eine gemanagte flexible Fondsrente mit dem Vorteil einer Besteuerung der Kapitalerträge erst in der Auszahlungsphase /zum Renteneintritt.

Einen ETF-Sparplan kann man ja zusätzlich anlegen...

 

Viele Grüße aus Monnem

Glücksdrache
Legende
4.209 Beiträge

Hallo @Justin Smith ,

 

persönlich habe ich grundsätzliche Bedenken große Depots (fast) ausschließlich mit Indexfonds abzubilden. Und zwar aus folgenden beiden Gründen:

 

1.) Gerade wenn das Depot bei einem der günstigen Direktbroker geführt wird, dann macht es keinen Sinn ausschließlich Geldanlagen zu wählen, die jedes jahr zu höheren Verwaltungsgebühren als Einzelaktien führen.

 

Da zählt jedes Prozent. Deshalb sieht dieser Vorschlag fast so aus, als wenn er seinen Ursprung irgendwo in der Gedankenwelt einer fehlenden Gebührenminimierung haben würde. Roboter (fröhlich)

 

2.) Die Wachstumsraten der einzelnen Länder werden nicht berücksichtigt. Egal ob Du die als Quelle die OECD-Daten nimmst oder einer anderen Statistik: japan halte ich für komplett übergewichtet.

 

Zudem nutzt Dein Depot nicht die Weisheit der Community. Wenn Du beispielsweise die Sterne-Listen von @nmh durcharbeitest, dann findest Du viele Einzelwerte, die den Indices mindestens ebenbürtig sind.

 

Bei diesem langen Horizont und der hohen Anlagesumme: Noch mal gründlich nachdenken, bitte!

 

Liebe Grüße

 

Glücksdrache

 

 

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge

Hallo Glücksdrache,

 

vielen Dank für deine Anmerkungen.

 

Bzgl. der Gebühren haben wir schon drauf geachtet eine möglichst geringe TER zu erzeugen. Was Du aber vermutlich meinst, sind die Gebühren bei Kauf bzw Ausführung der Sparpläne. Da bin ich aber überfragt wie man das optimieren soll wenn man per etf und Sparplan arbeiten will.

 

Der Tipp mit Aktien ist durchaus berechtigt (ich selbst habe mittlerweile neben meinen ETF's auch Einzelaktien gekauft). Allerdings wurde hier im Verlauf zu einem früheren Zeitpunkt bereits darauf hingewiesen dass man sich über Kursschwankungen und Risiken bewusst sein muss. Das halte ich bei Einzelaktien nochmal für kritischer. Evtl. nicht wenn man die Zeit und den Willen hat, sich damit zu beschäftigen - aber für einen buy & hold Anleger im Sinne des Kernbegriff, ist das dann vielleicht doch nicht das richtige. 

 

Dem Hinweis mit den Wachstumsraten gehe ich sehr gerne nochmal nach. Vielen Dank dafür!

Glücksdrache

Danke für die Antwort @Justin Smith !

 

Die TER für die Folgejahre nach dem Kauf ist - bis zum Verkauf - bei Einzelaktien und Verwahrung in einem Direktbroker gleich Null.

 

Das ergibt einen Rendite- und Zinseszinsvorteil. Gerade bei dem genannten Betrag rentiert sich das exakte Nachdenken und Nachrechnen.

 

Ein Indexfonds bildet ja immer möglichst weitestgehend den Gesamtindex ab. Wenn der Index also beispielsweise aus 30 Aktien besteht, dann kannst Du eine Üverrendite erzielen, wenn Du daraus noch die besseren Einzelaktien herausfindest.

 

Das das Ganze aber ein dynamischer Prozess ist spricht nichts dagegen 90 % in Fonds und 10 % in Einzelaktien zu investieren.

 

Und dann irgendwann umzuschichten, wenn die ersten vier Quartale vorbei sind.

 

Liebe Grüße

 

Glücksdrache

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge

@demoriaan  schrieb:

Bzw. ich denke an eine Richtung wie MyPension u.a. 

 

Viele Grüße aus Monnem


Hi,

 

ich hab mir MyPension gerade mal angesehen. Wenn ich nicht irgendeinen Aspekt völlig verpasst habe, dann ist das doch einfach 1:1 das gleiche Prinzip wie Fairriester - nur ohne die Zulagen und steuerlichen Vorteile der Riester-Rente. 

 

Die machen im Prinzip nichts anderes als Dein Geld in Vanguard-World-ETF's anlegen und irgendwann im Alter nach und nach in Anleihen-ETF's umschichten. Es gibt keinerlei garantierte Rendite oder Zahlung. Ok, es gibt eine garantierte lebenslange Rente, berechnet am (aktuell unbekannten) Rentenfaktor. Das wird dann vermutlich ähnlich sein wie bei Riester - man muss über 90 Jahre alt werden um überhaupt seine eigenen Zahlungen wieder rauszubekommen. 

 

Also ich sehe an diesem Service - ausser dass man sich selbst um nix kümmern muss - keinerlei Vorteile. Ich werde gerne korrigiert wenn ich irgendwas übersehen habe.

 

Lieben Gruss

Justin Smith
Experte ★★★
581 Beiträge

Ich nochmal - bin jetzt gerade nochmal über den "Steuervorteil" gestolpert:

 

https://www.mypension.de/vorteile/steuern

 

Was ich daran so ein wenig zweifelhaft finde: Die setzen laut eigener Aussage doch selbst Vanguard ETF's ein. Die werden doch so oder so besteuert. Ok, der Kunde bekommt das vielleicht nicht schwarz auf weiss präsentiert, aber zu behaupten dass man in der gesamten Ansparphase keine Steuern zahlt ist doch eine steile These, oder nicht?

t.w.
Legende
5.119 Beiträge

Interessante Sache. Zum Thema Steuern habe ich gerade folgendes gefunden:

Aus Link 2:

"Gegen Ende der Ansparphase wird das Portfolio in festverzinsliche Anleihen umgeschichtet. So wird ein möglicher Verlust am Aktienmarkt kurz vor Renteneintritt vorgebeugt. Diese Umschichtung erfolgt ab zehn Jahren vor Renteneintritt automatisch im Abstand von zwölf Monaten kostenlos und abgeltungssteuerfrei"