am 07.02.2021 19:46
Liebe Börsenfreunde,
der Frühling ist traditionell eine sehr gute Zeit, um an der Börse in Aktien zu investieren. Oft steigen die Kurse bis in den Mai, um dann im Sommer eine kleine Pause zu machen. Aktuell beschäftigt uns noch die Corona-Krise, aber die Börse nimmt die Zukunft vorweg, und die Zukunft der Wirtschaft sieht rosig aus: Weiterhin billiges Geld, zahlreiche politische Feuer sind gelöscht (Brexit-Deal, Trump ist weg) und hoffentlich erleben wir irgendwann wieder etwas mehr Normalität*. Anleihen stellen definitiv keine Konkurrenz für Aktien dar, also wird auch weiterhin das Geld der Profis in den Aktienmarkt strömen. Gut, dass die meisten von Euch schon drin sind. Denn:
Profis kaufen nur Aktien im Aufwärtstrend. Seit November sehen wir steigende Kurse. Ich habe kürzlich an anderer Stelle begründet, warum der Aufwärtstrend sehr gesund aussieht: Er wird von einer großen Mehrheit aller Aktien getragen. Das sieht man daran, dass aktuell knapp 84 Prozent aller Aktien weltweit über ihrer 200-Tage-Linie notieren, und zwar durchschnittlich 20 Prozent oberhalb. Die Marktbreite stimmt also. Das ist viel besser als wenn der Trend nur von einigen wenigen Schwergewichten getrieben wird. Ihr wisst aber:
Es gibt andererseits bereits wieder einige Aktien, die erst einmal schon weit über ihr Ziel hinausgeschossen sind und in einem sogenannten Fahnenmast notieren (siehe hier). Bei solchen Aktien ist es schwierig, vernünftige Stopkurse zu setzen. Also:
Grund genug für eine neue Sterneliste frisch aus meinem Rechenzentrum, die Euch Anregungen für attraktive Investments liefert. Ich habe kurz- und langfristige Analysen kombiniert und folgende, sehr strenge Filter vorgegeben:
Diese Kriterien erfüllen von vielen zehntausend Wertpapieren weltweit nur ganz wenige. Nämlich 30, um genau zu sein. Und hier sind exklusiv und kostenlos für Euch die Gewinner:
Die Tabelle ist dieses Mal alphabetisch sortiert, weil die einzelnen Wertpapiere in ihrer Qualität sehr nahe beieinander liegen (siehe Sterne-Spalten) und man somit keine vernünftige Rangfolge aufstellen kann. Die einzelnen Parameter sind hier genauer erklärt.
Bei der Auflistung sind viele Papiere dabei, die die meisten von Euch sicher schon im Depot haben, aber auch einige neue Aktien, die Ihr vielleicht noch nicht kennt. Genau so soll es sein! Übrigens:
Ich weiß, dass einige von Euch den Anteil amerikanischer Aktien im Depot reduzieren wollen. Meiner Meinung nach spielt das Herkunftsland keine wichtige Rolle, aber dennoch freut es mich, dass in der Liste auch etliche Aktien aus Europa zu finden sind. Außerdem:
Zwei Wikifolio-Zertifikate tauchen in der Liste auf: Die WKN LS9PAM gehört zum "Sonni 360 Grad"-Wikifolio, das @ehemaliger Nutzer gemeinsam mit mir vor fast zwei Jahren gegründet hat und das er seitdem überaus liebevoll und sorgfältig, aber vor allem sehr erfolgreich managt. Mehr dazu steht hier. Das andere Wikifolio mit dem Namen "Wachstumswerte" (WKN LS9GJP) wird seit 2015 von der Redaktion der Börse online gesteuert und ist ebenfalls recht erfolgreich. Mit diesen Papieren holt Ihr Euch eine wunderschöne Aktienmischung ins Depot -- gerade für Einsteiger sind die beiden eine Top-Empfehlung. Tja, und:
Auch wieder dabei ist das Defense-Zertifikat 927994. Das ist wirklich ein Mysterium. In diesem Papier sind diverse Verteidigungsfirmen enthalten, und doch läuft das Zertifikat seit 2003 (!) besser als die meisten darin enthaltenen Aktien. Keine Ahnung, wie die das machen. Ein Jammer: Seit 2018 kann man das Zertifikat nicht mehr kaufen (Quellensteuer-Problematik). Wenn Ihr alle eine E-Mail an BNP paribas schreibt, kommen die vielleicht endlich mal mit einem Nachfolgeprodukt an den Markt.
Damit habt Ihr spannende Anregungen für einen tollen Börsenfrühling. Bleibt mir nur, Euch sehr herzlich viel Erfolg für Eure Aktieninvestments und -- noch wichtiger -- viel Spaß an der Börse zu wünschen. Denn Geld verdient Ihr nicht mit Zockereien à la Gamestop und auch nicht mit Wasserstoff, Impfstoff, Cannabis, Bitcoin oder was auch sonst immer die Bauern gerade durch das Dorf treiben, sondern nur, indem Ihr Euch für langfristig trendstarke Papiere entscheidet, bei denen Ihr diszipliniert Gewinne laufen lasst und Verluste begrenzt. Bei den oben vorgestellten Papieren kann man die Stopkurse zur Verlustbegrenzung leicht unter der 200-Tage-Linie installieren; auf Wunsch verrate ich Euch auch konkrete Empfehlungen für Stopkurse. Für die beiden Wikifolio-Zertifikate benötigt man keinen Stopkurs, da beides breit gestreute Aktienkörbe sind, die auch dann langfristig steigen, wenn einzelne Aktien ausfallen und dann halt vom Manager des Wikifolio ausgewechselt werden.
Einen schönen Start in die Woche,
viele Grüße aus einem trüben, nasskalten München
das nmh-Team
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*) Wenngleich der amtliche Impftermin-Simulator für mich persönlich einen Termin anno 2025 berechnet; vielleicht habe ich da aber auch was falsch ausgefüllt -- liegt sicher an mir.
**) Die durchschnittliche Performance ergibt sich aus vielen unterschiedlichen untersuchten Zeiträumen, simuliert also unterschiedliche Ein- und Ausstiegsszenarien -- um Zufallstreffer zu vermeiden. Dabei werden mehr Zeiträume in der jüngeren Vergangenheit untersucht als länger zurückliegende Spannen. Beispielsweise wurden für das Zertifikat LS9PAM genau 55 Zeiträume untersucht. Gerade in jüngerer Vergangenheit war die Performance beeindruckend und erreichte zum Beispiel seit Mitte Mai 2020 einen Wert von über 18 Prozent, was knapp 25 Prozent p.a. entspricht. Seit Ende Oktober stehen 10 Prozent auf dem Tacho, das sind starke 37 Prozent p.a.
Gelöst! Gzum hilfreichen Beitrag.
am 05.05.2021 10:31
mea culpa... Ich hätte es einfacher formulieren sollen.
Eine zweimalige Verneinung ist aber auch ein Ja 😂
gruss ae
am 05.05.2021 10:58
Und eben deshalb ist es ja so eine Wissenschaft, den richtigen Stopkurs zu ermitteln, nicht zu hoch, nicht zu niedrig.
am 05.05.2021 11:16
Danke für eure Antworten. Ich habe nun noch nicht viel Börsen-Erfahrung aber hatte mehrmals die Situation, dass eine Aktie ca. 10% steigt und kurz bevor ich den Stopp-Kurs nachziehen könnte wieder Richtung 200-Tage Linie korrigiert. Deshalb die Frage.
Bei langfristiger Anlage muss man solche kurzfristigen "Verluste" also aushalten.
Gruß
05.05.2021 11:25 - bearbeitet 05.05.2021 11:35
05.05.2021 11:25 - bearbeitet 05.05.2021 11:35
@NordlichtSH schrieb:Und eben deshalb ist es ja so eine Wissenschaft, den richtigen Stopkurs zu ermitteln, nicht zu hoch, nicht zu niedrig.
Also ehrlich gesagt, finde ich das überhaupt keine Wissenschaft, sondern das ist rein logisch zu lösen.
Und natürlich psycho-logisch
Frei nach Sun-Zi:
„Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.“
1. Entscheidung: a) Kasse machen, b) Einsatz retten oder c) durchhalten?
a) knappes Trailing Stop Loss
b) 200-Tage-Linie oder unter letztem markanten Rücksetzer oder @nmh anrufen
c) Nichts tun, ggf. mal wieder in die Kirche gehen
2. Entscheidung: a) automatisch oder b) manuell
a) VT: Man muss nicht selber denken oder entscheiden
NT: Man kann auf unvorhersehbare Kurssprünge reinfallen
b) VT: a)-Wähler sind willenlose Zombies
Also m.E. sind Stop-Kurse so wenig eine Wissenschaft wie vom 10-m-Brett zu springen, man muss sich nur durchringen (und es sollte Wasser im Becken sein)
Schöne Wochenmitte!
hx.
am 05.05.2021 11:33
Bei 1 b) gehts aber nicht um "Einsatz retten", sondern um "Verluste begrenzen".
Das heißt nicht, dass der Trade immer mit Gewinn ausgeht.
am 05.05.2021 11:38
@Thorsten_ : Erbsenzähler
Auch wenn du mit Verlust aus dem Trade gehst, hast du doch vorher zumindest einen Einsatz getätigt, oder?
am 05.05.2021 11:41
"Korinthenkacker" bitteschön 😉
"Einsatz retten" hört sich für mich so an wie "gesamten Einsatz retten". Und viele Anfänger Neulinge halten gerne an Verlustpositionen fest, um irgendwann mal mit Gewinn rauszugehen. Hier wollte ich nur nochmal anmerken, dass man auch mit (geringen) Verlusten ausgestoppt werden kann und das auch so gewollt ist.
P.S. Wenn du kein HTML-Nerd bist, ist deine Signatur kaputt.
am 05.05.2021 11:43
...Mann könnte auch "Korinthenkackender Erbsenzähler" nehmen 😋
am 05.05.2021 11:45
@JanBe schrieb:Danke für eure Antworten. Ich habe nun noch nicht viel Börsen-Erfahrung aber hatte mehrmals die Situation, dass eine Aktie ca. 10% steigt und kurz bevor ich den Stopp-Kurs nachziehen könnte wieder Richtung 200-Tage Linie korrigiert.
Eine Kurssteigerung von +10% ist zwar schön, aber nur dann, wenn sie auch nachhaltig ist. Sofern der Kurs nach einem kurzen Anstieg dreht, ist die Steigerung eben nicht nachhaltig. Und 10% Abstand sind aus meiner Sicht für den langfristigen Anleger zu knapp bemessen. Schau Dir einfach mal im Chart die Drawdowns der Vergangenheit an.
@JanBe schrieb:Deshalb die Frage.
Bei langfristiger Anlage muss man solche kurzfristigen "Verluste" also aushalten.
Du musst gar nichts, außer Dich mit Deiner Anlagestrategie wohlfühlen. Blind auf irgendjemanden zu vertrauen und dabei ein schlechtes Gefühl zu haben ist nicht gut.
am 05.05.2021 12:52
Meine Vorredner haben Deine berechtigte Frage bereits gut beantwortet. Die Stopkursvorschläge in meinen Beiträgen richten sich an langfristige Anleger und dienen dazu, größere Verluste zu vermeiden. Aber man muss der Aktie genug Luft zum Atmen geben.
Gerade Einsteiger machen oft zwei Fehler: Entweder setzen sie gar keine Stopkurse ("ach was, die steigt schon wieder"), oder sie setzen zu enge Stopkurse und nehmen der Aktie die Luft zum Atmen. Enge Stopkurse eignen sich nur für Trader, die den Markt ständig im Blick haben. Meine Leser sind langfristig ausgerichtet.
Ich könnte zwei Bücher über Stopkurse schreiben. Das erste Buch: "So setzt man Stopkurse richtig". Und das zweite Buch: "Ungewollt ausgestoppt - dann steige ich halt wieder ein". Das alles ist nicht einfach und im Wesentlichen eine Frage der Erfahrung.
Viele Grüße aus einem regnerischen München
nmh