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Einsteigerfragen zum Depot

KingMidas
Autor ★
8 Beiträge

Hallo zusammen,

 

ich denke darüber nach, mein Depot endlich einmal aktiv zu nutzen. Jetzt in der Coronaphase hatte und habe ich die Zeit, mich etwas einzulesen und ich denke auch die Gelegenheit ist (noch) günstig, in den Wertpapiermarkt einzusteigen.

 

Ich habe vorerst 10000€ als Investitionsbetrag festgelegt (kann später auch mehr werden) und möchte langfristig Vermögensaufbau betreiben. Andere Vermögenswerte (Barwerte, Immobilie, ein wenig Gold, Lebensversicherung) sind vorhanden, ich will also nicht um meine Existenzgrundlage zocken.

 

Als erstes hat sich mir die Frage gestellt, in Einzelaktien oder in ETFs zu investieren.

Ich habe noch nicht ganz verstanden, wo welche Gebühren anfallen. Bei den Einzelaktien ist es doch pro Order 4,90+0,25% des Volumens, oder? Und das wars dann bis zum Verkauf, wo dann nochmal das Gleiche anfällt? Weil ich jetzt noch von Börsengebühren, Maklercourtage u.Ä. gelesen habe. Was kommt da noch so dazu? Mit welchem Betrag muss ich ungefähr rechnen, wenn ich einen Posten von 1000€ aufsetze? Lohnt sich das überhaupt, oder sollte ich mindestens 2000€ pro Posten investieren? (ich möchte ja auch etwas diversifizieren, und da wären 10 Posten doch sicherer als 5)

Jetzt habe ich auch gelesen, dass man sich mit dem Livetrading die Börsengebühr sparen kann. Stimmt das? Was spricht dann überhaupt noch für eine Abwicklung über die Börse? Ist Livetrading überhaupt für das langfristige Investment geeignet? 

 

Viele behaupten ja, die Marktrendite lasse sich mit selbst zusammengestellten Einzelaktien nur schwer schlagen und man solle lieber gleich in Index-ETFs investieren. Aber fallen bei den ETFs nicht Jahresgebühren an? Dann wären Einzelaktien ab einer bestimmten Dauer ja auf jeden Fall billiger?!

 

Danke im Voraus, falls sich jemand kurz Zeit nimmt, meine Fragen zu beantworten.

22 ANTWORTEN

DieMacht
Experte ★★
470 Beiträge

Huhu!

 

10.000 EUR sind ein guter Start. Glückwunsch!

 

Die Fragen, die Du stellst, sind quasi die gleichen, die jeder "Neuling" hier stellt, dazu können die anderen viel mehr sagen (hast Du die ETF-FAQ gelesen?).

 

In Kürze:

 

das Halten von ETFs kostet keine Gebühren, jedoch fallen in der Verwaltung des Fonds Kosten an. Diese Fondskosten werden unmerklich vom Fondsmanagement einbehalten, davon merkt man nichts (und das Konto wird auch nicht belastet).

 

Ich würde die ersten 10.000 EUR an Deiner Stelle in einen World ETFs stecken und diesen monatlich weiter besparen.

 

Für Einzelaktien braucht man eine Strategie.

 

Viele Grüße

Stefan

Zilch
Legende
8.174 Beiträge

Guten Morgen @KingMidas 

 

wie @DieMacht richtig sagt: Du stehst nicht alleine da 🙂

Ich schließe mich ihm an und würde sagen, dass du mit einer Anlage in einem World-ETF wie dem A1JX52 am besten fährst. Hängt auch etwas von deinem Anlagehorizont ab. Vor kurzem wurden wir überrascht und gingen von jemandem Mitte 30 aus und die besagte Person war schon 67 😉

Da du schon eine LV hast, eine Immobilie, Gold und Barreserven gehe ich davon aus, dass du nicht gerade in den 20ern bist. 

 

Zu den Gebühren:

Normalerweise hast du folgende Gebühren:

 

Provision: 4,90€ + 0,25% des Anlagevolumens, mindestens 9,90€

 

Zusätzlich an der Börse: Börsenplatzentgelt +2,50€ oder +5,00€ je nach Börse (letzteres Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart)

 

Eventuell: Clearstream +2,50€

 

Eventuell: Umschreibeentgelt +0,90€ (Namensaktien)

 

Maklercourtage 0,08% des Anlagevolumens, das ist jedoch sehr selten und nur in speziellen Fällen und abhängig von der Börse. Vielleicht kann jemand mal sagen wenn es ihm untergekommen ist, mir bisweilen nicht.

 

Da kann ganz schön was zusammenkommen.

Bei LiveTrading handelst du außerhalb der Börse per Market Maker direkt bzw. indirekt mit anderen ohne erst über die Börse zu gehen.

Dabei sparst du das Börsenplatzentgelt. 

 

Bei Verkauf kommen dieselben Gebühren wieder auf dich zu, je nachdem wie hoch das Anlagevolumen dann ist eventuell mehr.

 

Wenn du Neukunde bist reduziert sich die Provision auf 3,90€.

Wenn du als Neukunde 1.000€ anlegst kommen 3,90€ auf dich zu wenn du über LiveTrading handelst, eventuell noch 2,50€ Clearstream und das war es dann auch.

Wenn du 2.000€ anlegst kostet es dasselbe. Beim einen ist es halt 0,4% des Anlagevolumens, beim anderen 0,2% des Anlagevolumens und somit besser. Was die Gebühren angeht solltes du drauf achten im Bereich 0,5% zu bleiben. Versuche ich auch. Nur wenn ich eine Aktie gerade unbedingt will weil absolutes Schnöppchen mit großem Potential nach oben gehe ich auch auf 0,8% der Kosten (Anlagesumme 500€ derzeit). Das aber wirklich nur als Ausnahme. Ich bin in der Hinsicht kein Paradebeispiel 😄

Wenn du also Neukunde bist sind 10 Posten a 1.000€ in Ordnung.

Wenn nicht solltest du über mindestens 1.500€, besser 2.000€ nachdenken (dann zahlst du maximal 9,90€, was bei 2.000€ das beste Preis-Leistungsverhältnis ergibt). Das wahrscheinlich bei dir erst später.

 

Was für eine Abwicklung über Börse spricht? Nichts. Außer vielleicht einen besseren Preis der eine Ersparnis von 2,50€ (5,00€) wieder wett macht. 

Wenn du eine Aktie zum Beispiel bei der Börse Stuttgart für 70€ bekommst und beim LiveTrading 71€ bezahlen musst, du 2.000€ investieren willst und kein Neukunde bist, so bekommst du beim LiveTrading 28 Anteile für 1.988€ plus 9,90€ Gebühren (1.997,90€) und bei der Börse Stuttgart 28 Anteile für 1.960€ plus 14,90€ Gebühren (5,00€ + 9,90€ = 14,90€, insgesamt 1.974,90€). Entsprechend hast du fast 20€ gespart aber dieselbe Anzahl an Anteilen. 

 

Warum sollte LiveTrading NICHT für eine langfristige Anlage geeignet sein? Das ist doch völlig unerheblich worüber du handelst. Es entscheidet doch nur was du genau kaufst ob es langfristig geeignet ist, und das sagt dir auch erst die Zukunft.

 

Zum "Markt schlagen" - Nun wenn du nur eine Einzelaktie im Depot hast welche im S&P500 enthalten ist und diese besser performt als alle Aktien des S&P500 im Schnitt hast du "den Markt geschlagen". Das Risiko ist aber höher dass du eben die Niete ziehst und diese abschmiert anstatt der Gewinner zu sein. 

In breite ETFs investierst du um von allen Gewinnern zu profitieren und eventuelle Verlierer zu kompensieren, du senkst somit das Gesamtrisiko schlecht zu performen. Du schlägst mit ETFs nie den Vergleichsindex, das ist unmöglich, aber es gibt ja die berühmten Phrasen a la "Time in the market beats timing the market" (bezüglich Einstiegszeitpunkt) oder "Der Markt schlägt sich nicht selbst" oder "Nichts und niemand schlägt dauerhaft den Markt, also investiere in den Markt" und solche Sachen (frei formulierte sinngemäße Phrasen). Von daher ja, dadurch dass man nicht weiß welche Unternehmen die dicken Gewinner, die nächsten Microsoft oder Apple, sein werden ist es schwerer mit einem Depot voller Einzelaktien den Markt permanent zu schlagen, oder zumindest risikoreicher. 

 

Zu den Kosten hat @DieMacht ja richtig gesagt, dass die ETFs keine Gebühren im eigentlichen Sinne kosten. Du hast sogenannte TER - Total Expense Ratio - in denen alle laufenden Kosten (Management- und Haltekosten etc) zusammengefasst sind. Diese betragen je nach ETF zwischen 0,15% und 0,75% des Anlagevolumens in deinem Depot - bei 10.000€ also jährlich 15€ - 75€. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6-7% (600-700€) also Peanuts.

 

Ich hoffe das konnte dir etwas helfen 🙂

Beste Grüße!

______________________
Research alone won't ensure a profit. Your main goal should be to make money, not to get an A in How to Read a Balance Sheet. - RD

digitus
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9.094 Beiträge

@DieMacht  schrieb:

Ich würde die ersten 10.000 EUR an Deiner Stelle in einen World ETFs stecken und diesen monatlich weiter besparen.


Hallo @KingMidas, herzlich wilkommen in der Krabbelgruppe,

 

@DieMachthat das schon super zusammen gefasst.

 

Fang mit einem Welt-ETF an. Hier wird oft der Vanguard FTSE All-World genannt, der eine enorme Streuung hat und auch die Schwellenländer enthält.

 

Die Management-Fee ist mit 0,22% hier auch erfreulich niedrig.

 

Grüße,

Andreas

KingMidas
Autor ★
8 Beiträge

Vielen Dank für eure hilfreichen Antworten (das ist nicht in jedem Forum selbstverständlich, oft kommt nur sowas wie "Google ist dein Freund").

 

Zur Info: Ich bin Mitte 30.

 

"Zu den Gebühren:

Normalerweise hast du folgende Gebühren:

 

Provision: 4,90€ + 0,25% des Anlagevolumens, mindestens 9,90€

 

Zusätzlich an der Börse: Börsenplatzentgelt +2,50€ oder +5,00€ je nach Börse (letzteres Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart)

 

Eventuell: Clearstream +2,50€

 

Eventuell: Umschreibeentgelt +0,90€ (Namensaktien)

 

Maklercourtage 0,08% des Anlagevolumens, das ist jedoch sehr selten und nur in speziellen Fällen und abhängig von der Börse. Vielleicht kann jemand mal sagen wenn es ihm untergekommen ist, mir bisweilen nicht.

 

Da kann ganz schön was zusammenkommen.

Bei LiveTrading handelst du außerhalb der Börse per Market Maker direkt bzw. indirekt mit anderen ohne erst über die Börse zu gehen.

Dabei sparst du das Börsenplatzentgelt. 

 

Bei Verkauf kommen dieselben Gebühren wieder auf dich zu, je nachdem wie hoch das Anlagevolumen dann ist eventuell mehr.

 

Wenn du Neukunde bist reduziert sich die Provision auf 3,90€.

Wenn du als Neukunde 1.000€ anlegst kommen 3,90€ auf dich zu wenn du über LiveTrading handelst, eventuell noch 2,50€ Clearstream und das war es dann auch.

Wenn du 2.000€ anlegst kostet es dasselbe. Beim einen ist es halt 0,4% des Anlagevolumens, beim anderen 0,2% des Anlagevolumens und somit besser. Was die Gebühren angeht solltes du drauf achten im Bereich 0,5% zu bleiben. Versuche ich auch. Nur wenn ich eine Aktie gerade unbedingt will weil absolutes Schnöppchen mit großem Potential nach oben gehe ich auch auf 0,8% der Kosten (Anlagesumme 500€ derzeit). Das aber wirklich nur als Ausnahme. Ich bin in der Hinsicht kein Paradebeispiel Smiley (überglücklich)

Wenn du also Neukunde bist sind 10 Posten a 1.000€ in Ordnung.

Wenn nicht solltest du über mindestens 1.500€, besser 2.000€ nachdenken (dann zahlst du maximal 9,90€, was bei 2.000€ das beste Preis-Leistungsverhältnis ergibt). Das wahrscheinlich bei dir erst später.

 

Was für eine Abwicklung über Börse spricht? Nichts. Außer vielleicht einen besseren Preis der eine Ersparnis von 2,50€ (5,00€) wieder wett macht. 

Wenn du eine Aktie zum Beispiel bei der Börse Stuttgart für 70€ bekommst und beim LiveTrading 71€ bezahlen musst, du 2.000€ investieren willst und kein Neukunde bist, so bekommst du beim LiveTrading 28 Anteile für 1.988€ plus 9,90€ Gebühren (1.997,90€) und bei der Börse Stuttgart 28 Anteile für 1.960€ plus 14,90€ Gebühren (5,00€ + 9,90€ = 14,90€, insgesamt 1.974,90€). Entsprechend hast du fast 20€ gespart aber dieselbe Anzahl an Anteilen. "

 

Genau das sind die Infos, die ich gesucht hatte, mit Rechenbeispielen, super, danke dafür.

 

"Warum sollte LiveTrading NICHT für eine langfristige Anlage geeignet sein? Das ist doch völlig unerheblich worüber du handelst. Es entscheidet doch nur was du genau kaufst ob es langfristig geeignet ist, und das sagt dir auch erst die Zukunft."

 

Bei Livetrading denke ich immer an Daytrading über eToro, Oanda u.Ä. Da fallen ja Overnight-Gebühren an und ist daher für langfristiges Investment völlig ungeeignet.

 

"Zu den Kosten hat @DieMacht ja richtig gesagt, dass die ETFs keine Gebühren im eigentlichen Sinne kosten. Du hast sogenannte TER - Total Expense Ratio - in denen alle laufenden Kosten (Management- und Haltekosten etc) zusammengefasst sind. Diese betragen je nach ETF zwischen 0,15% und 0,75% des Anlagevolumens in deinem Depot - bei 10.000€ also jährlich 15€ - 75€. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6-7% (600-700€) also Peanuts."

 

OK, aber man muss das ins Verhältnis setzen. Jährlich 70 Euro sind hier Peanuts, aber über das Börsenplatzentgeld von ein- bzw. zweimal 2,50 oder 5,00 wird hier in anderen Threads lamentiert. Wenn ich eine Aktie sagen wir 15 Jahre lang halte, kostet das mich irgendwo um die 30-50 Euro, aber der ETF 1400 Euro. Und der Zinseszinseffekt, wenn dann vom Fondsvermögen abgezogen wird, ist noch viel schwerwiegender. Oder übersehe ich da etwas? Selbst wenn ich mit 10 Werten eine Diversifizierung vornehme, bin ich dann sehr grob bei Gesamtkosten bei Kauf und Verkauf von nur 300 Euro. Kein Vergleich zum ETF. 

 

Deshalb tendiere ich zu den Einzelaktien, auch wenn ich vielleicht einen Teil als Risikostreuung über einen ETF investiere (Vanguard FTSE All World wird ja hier an verschiedenen Stellen empfohlen).

 

"Ich würde die ersten 10.000 EUR an Deiner Stelle in einen World ETFs stecken und diesen monatlich weiter besparen.

 

Für Einzelaktien braucht man eine Strategie."

 

Monatlich besparen würde ich ungern, da ich zum einen schon die Lebensversicherung und eine Riester-Rente monatlich bespare, zum anderen dann auch die Transparenz fehlt, zB wie hoch jetzt die Rendite in einem Jahr war(wenn man zu faul zum Ausrechnen ist). Das kann ich ja bei den Einzelaktien auf einen Blick sehen. Ich will auf einen Blick wissen, so viel hab ich angelegt und so hat es sich in diesem oder jenen Jahr entwickelt, so hoch waren die Gebühren.

 

Eine Strategie überlege ich mir. Ich beschäftige mich schon von Berufs wegen mit den Entwicklungen der Weltwirtschaft und der Politik. Chancenreich sehe ich da in der jetzigen Situation die Investition in Zukunftstechnologien (exemplarisch könnte ich Alphabet ins Portfolio nehmen, aber auch Amazon; Tesla ist mir zu heiß, man weiß nicht in welche Richtung die Mobilität der Zukunft geht, Facebook hat seinen Zenit überschritten, Netflix erscheint mir trotz super Potential zu volatil), die Pharma- und Chemieindustrie (sollte durch Corona einen Boost erhalten; Vorschläge für gut performende Aktien? zB sowohl Bayer als auch Pfizer scheinen mir keine so gute Performance zu bieten) und die Ölindustrie (die Preise müssen ganz unausweichlich wieder steigen, auch langfristig, denn selbst wenn die Industrieländer vom Öl wegkommen, werden die Schwellenländer noch über Jahrzehnte fossile Brennstoffe als Energieträger nutzen müssen; Ideen für Aktien die den Ölpreis gut abbilden? ExxonMobil oder Shell? Verglichen mit der Ölpreisentwicklung ist mir die Performance nicht gut genug, am liebsten würde ich Öl-ETCs kaufen, die sind aber doch langfristig ungeeignet wegen der Rollkosten). Auch über Immobilienunternehmen habe ich nachgedacht (exemplarisch Vonovia, wobei ich das Risiko einer Immobilienblase langfristig sehe).

 

Meiden würde ich gerne Banken (Gefahr eines Crashs ähnlich 2008/09 ist nicht gebannt), Versicherungen (Corona wird die Schadensfälle nach oben treiben) und die Luftfahrtbranche. Auch bei europäischen Wertpapieren bin ich skeptisch. Corona wird Südeuropa so verschulden, dass wenn der Euro nicht ganz auseinanderbricht, es Jahrzehnte dauern wird, diese Schulden in den Griff zu bekommen. Da setze ich lieber auf USA, UK aber auch China, die nicht ihre kranken Nachbarn mitversorgen müssen.

Zilch
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8.174 Beiträge

Uff, @KingMidas - Google ist dein Freund.... 😛

 

Und weiter geht's! 🙂 Du bist ja schon sehr gut informiert, cool 🙂 Und bitte, wenn ich nicht weiß wie gut informiert du bist versuche ich (wenn ich die Muse habe, ganz offen zugegeben) so umfangreich wie möglich zu antworten. Und mit Beispielen 😉

 


@KingMidas  schrieb:

 

Bei Livetrading denke ich immer an Daytrading über eToro, Oanda u.Ä. Da fallen ja Overnight-Gebühren an und ist daher für langfristiges Investment völlig ungeeignet.

Nein, LiveTrading bedeutet hier einfach außerbörslicher Handel. Sprich keine Börse wie Frankfurt oder Stuttgart die zwischengeschaltet ist, direkt zwischen Käufer und Verkäufer sozusagen. Schau mal hier - da hat die comdirect alles zu LiveTrading zusammengefasst 🙂

 


@KingMidas  schrieb:

 

OK, aber man muss das ins Verhältnis setzen. Jährlich 70 Euro sind hier Peanuts, aber über das Börsenplatzentgeld von ein- bzw. zweimal 2,50 oder 5,00 wird hier in anderen Threads lamentiert. Wenn ich eine Aktie sagen wir 15 Jahre lang halte, kostet das mich irgendwo um die 30-50 Euro, aber der ETF 1400 Euro. Und der Zinseszinseffekt, wenn dann vom Fondsvermögen abgezogen wird, ist noch viel schwerwiegender. Oder übersehe ich da etwas? Selbst wenn ich mit 10 Werten eine Diversifizierung vornehme, bin ich dann sehr grob bei Gesamtkosten bei Kauf und Verkauf von nur 300 Euro. Kein Vergleich zum ETF. 

 

Deshalb tendiere ich zu den Einzelaktien, auch wenn ich vielleicht einen Teil als Risikostreuung über einen ETF investiere (Vanguard FTSE All World wird ja hier an verschiedenen Stellen empfohlen).


In der Regel setzt du ein Depot zusammen welches dann einen durchschnittlichen TER von 0,3% oder weniger hat (das ist sehr gut möglich). Diese 0,3% musst du dann von deiner jährlichen Rendite abziehen. Damit bezahlst du aber auch dass du nachts besser schläfst weil du nicht so sehr den Schwankungen ausgesetzt bist. Du hast den Korb voll mit verschiedenen Aktien von denen die Einen die Anderen auffangen. Das ist dann passives anlegen - du legst an und denkst nicht mehr darüber nach.

Ansonsten übersiehst du vielleicht den Fakt dass du über die 15 Jahre ja normalerweise auch Aktien dazukaufst - das heißt selbst wenn du nur zweimal im Jahr dazukaufst sind das auch wieder 20€ pro Jahr (bei unter 2.000€ Volumen) an Kosten. Und dadurch wächst deine Position entsprechend auch. Du hättest bei 10.000€ als NICHT Neukunde Kaufkosten von rund 30€. Verteilt auf 5 Tranchen a 2.000€ wären das sogar 50€. Bei deinem ETF als Sparplan angelegt und Top-Preis-ETF wären das.... 0 € Kaufgebühren und in etwa 30€ pro Jahr laufende Kosten. Als Neukunde und nicht Top-Preis-ETF eben auch nur 3,90€ Gebühr. 

So relativiert sich alles schon wieder etwas, wenn du Zukäufe mit beachtest.

Wenn es um reine Kosten und einmalige Anlage geht ja, dann ist eine Aktie dauerhaft günstiger. Verbunden mit dem höheren Risiko dass sie in 15 Jahren wertlos ist. Aber auch der Möglichkeit dass sie in 15 Jahren mehr Wert ist als der Index in dem sie ist. Das weiß man eben nicht.

 


@KingMidas  schrieb:

 

Monatlich besparen würde ich ungern, da ich zum einen schon die Lebensversicherung und eine Riester-Rente monatlich bespare, zum anderen dann auch die Transparenz fehlt, zB wie hoch jetzt die Rendite in einem Jahr war(wenn man zu faul zum Ausrechnen ist). Das kann ich ja bei den Einzelaktien auf einen Blick sehen. Ich will auf einen Blick wissen, so viel hab ich angelegt und so hat es sich in diesem oder jenen Jahr entwickelt, so hoch waren die Gebühren.

 


Soso, die untransparente überteuerte Riester-Rente (hier gibt es einen schönen Thread zum Thema, wenn ich richtig verlinkt habe solltest du auf Seite 23 landen und von dort an mal lesen, ich habe mit unserem lieben Towo die ganze Kostenstruktur eines Riesters mal auseinandergepflückt und sogar noch einige Faktoren außer acht lassen müssen die das ganze eigentlich noch mehr kosten lassen :D) hast du aber ETFs sind dir zu teuer 😄 (DEN musste ich mal raushauen :D). Du kannst die Perfomance des ETFs auch einfach abrufen, ohne selber rechnen, kosten schon mitgerechnet 🙂 Dafür gibt es extra Seiten wie justetf. Das nur so am Rande 🙂

 


@KingMidas  schrieb:

 

Eine Strategie überlege ich mir. Ich beschäftige mich schon von Berufs wegen mit den Entwicklungen der Weltwirtschaft und der Politik. Chancenreich sehe ich da in der jetzigen Situation die Investition in Zukunftstechnologien (exemplarisch könnte ich Alphabet ins Portfolio nehmen, aber auch Amazon; Tesla ist mir zu heiß, man weiß nicht in welche Richtung die Mobilität der Zukunft geht, Facebook hat seinen Zenit überschritten, Netflix erscheint mir trotz super Potential zu volatil),


Dafür gibt es rein zufällig auch ETFs die einfach mal alle diese Unternehmen drinne haben, nur falls du dich nicht entscheiden kannst 😉

Zur Strategie: Wachstum oder Wert - also moderne Chartanalysen oder Fundamentalanalysen nach Vorbild Graham/Buffett. Nur so ne Idee 🙂

 


@KingMidas  schrieb:

die Pharma- und Chemieindustrie (sollte durch Corona einen Boost erhalten; Vorschläge für gut performende Aktien? zB sowohl Bayer als auch Pfizer scheinen mir keine so gute Performance zu bieten)


Ohne näher darauf einzugehen: Johnson & Johnsen ist der Weltmarktführer überhaupt im Bereich Pharma, Novartis ist sehr stark im Bereich Generika, Novo Nordisk ist Weltmarktführer in Sachen Diabetesbehandlung. Ob die jetzt "gut performend" sind beurteile ich nicht, aber sind solide für eine langfristige Anlage meiner Meinung nach.

 


@KingMidas  schrieb:

und die Ölindustrie (die Preise müssen ganz unausweichlich wieder steigen, auch langfristig, denn selbst wenn die Industrieländer vom Öl wegkommen, werden die Schwellenländer noch über Jahrzehnte fossile Brennstoffe als Energieträger nutzen müssen; Ideen für Aktien die den Ölpreis gut abbilden? ExxonMobil oder Shell? Verglichen mit der Ölpreisentwicklung ist mir die Performance nicht gut genug, am liebsten würde ich Öl-ETCs kaufen, die sind aber doch langfristig ungeeignet wegen der Rollkosten).


Ich habe mir heute Royal Dutch Shell A gekauft. Exxon habe ich mir nicht genau angeschaut, BP wäre noch eine gute Alternative. Lukoil wenn dich Russland nicht stört wäre ein Blick Wert als Unternehmen mit der zweitgrößten Reserve an Barrel Öl der Welt. Oder drittgrößten Reserve? Könnte inzwischen auch sein, auf jeden Fall oben auf. Durch die Verhandlungen der OPEC+ und daraus resultierenden Förderkürzung sehe ich den Ölpreis auch langfristig wieder steigen. Aber Shell ist auch anderweitig gut aufgestellt.

Wenn du auch ein Blick auf Chemie und Co wirfst wäre BASF ein Blick Wert.

Zu ETCs kann ich nicht wirklich was sagen, ich habe keine. Mit den Rollverlusten etc. ist mir etwas zu kompliziert bei Öl.

 


@KingMidas  schrieb:

Auch über Immobilienunternehmen habe ich nachgedacht (exemplarisch Vonovia, wobei ich das Risiko einer Immobilienblase langfristig sehe).


Immobilien lasse ich die Finger von außer mit meinem breit aufgestellten Immobilien-ETF.

 


@KingMidas  schrieb:

 

Meiden würde ich gerne Banken (Gefahr eines Crashs ähnlich 2008/09 ist nicht gebannt), Versicherungen (Corona wird die Schadensfälle nach oben treiben) und die Luftfahrtbranche. Auch bei europäischen Wertpapieren bin ich skeptisch. Corona wird Südeuropa so verschulden, dass wenn der Euro nicht ganz auseinanderbricht, es Jahrzehnte dauern wird, diese Schulden in den Griff zu bekommen. Da setze ich lieber auf USA, UK aber auch China, die nicht ihre kranken Nachbarn mitversorgen müssen.


Bei Versicherungen sehe ich das etwas anders, Münchner Rück oder Allianz sind immer noch gute Titel (Allianz sogar der stärkste Titel in meinem Depot, noch vor IT Titel, ich hab inzwischen noch mal nachgekauft). Aber das ist Ansichtssache. Banken und Luftfahrt bzw. Tourismus sehe ich genau wie du - spekulieren können einige gerne machen, aber für langfristige Anlage ungeeignet.

Was die Verschuldung Südeuropas angeht kann ich nicht beurteilen, ich bin nicht im Bankengeschäft tätig. Ich denke aber deshalb auf europäische Unternehmen zu verzichten ist der falsche Ansatz - die Griechenlandpleite hat europäische Unternehmen auch nicht einfach wertlos gemacht.

 

Sop, ich hoffe ich konnte weiterhelfen 🙂

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KingMidas
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Super, vielen Dank @Zilch  für die Antwort.

 

Ich weiß gar nicht, ob ich Neukunde bin. Habe Visa, Giro, Tagesgeld bei comdirect seit 2007 (als es noch 3,8% Zinsen gab!). Depot habe ich irgendwann mal freigeschaltet glaube ich, aber nie was reingelegt.

 

Haha ja, was glaubst du warum ich mich nach Transparenz sehne? Man macht halt seine Erfahrungen (hier mit Riester).

 

Gut, ich erweitere meinen Kandidatenkreis bei den Aktien um deine Vorschläge für Pharma und Öl und schau mir die Performance, Prognosen und die Ratings an. So eine komplette Chartanalyse, wo dann Hilfsgeraden eingelegt werden, Verteidigungsmarken usw halte ich ehrlich gesagt für Hokuspokus. Das folgt keiner mathematischen Logik, aus den weltwirtschaftlichen Trends lässt sich mehr ablesen. Aber vielleicht öffne ich mich irgendwann auch für dieses Thema.

 

Zu den Versicherungen: Ja, die Rückversicherer sind groß genug, die werden auch Corona überstehen. Aber der Tiefpunkt könnte hier noch in der Zukunft liegen, wenn die ganzen Schadensfälle durch Corona ans Licht kommen. Gerade die Rückversicherer werden dann zahlen müssen, wenn es um die ganz großen Ausfälle geht. Prinzipiell sehe ich aber eine gute Investitionsmöglichkeit, wenn man über das Ausmaß von Corona mehr weiß. Hatte mir auch direkt Berkshire Hathaway überlegt, nach dem Motto auf Buffetts Anlagestrategie einfach aufspringen, aber vorerst wegen der Beteiligungen in der Versicherungsbranche gezögert.

Zilch
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@KingMidas  schrieb:

Ich weiß gar nicht, ob ich Neukunde bin. Habe Visa, Giro, Tagesgeld bei comdirect seit 2007 (als es noch 3,8% Zinsen gab!). Depot habe ich irgendwann mal freigeschaltet glaube ich, aber nie was reingelegt.


Dann eventuell eher nicht 😉

 


@KingMidas  schrieb:

Gut, ich erweitere meinen Kandidatenkreis bei den Aktien um deine Vorschläge für Pharma und Öl und schau mir die Performance, Prognosen und die Ratings an. So eine komplette Chartanalyse, wo dann Hilfsgeraden eingelegt werden, Verteidigungsmarken usw halte ich ehrlich gesagt für Hokuspokus. Das folgt keiner mathematischen Logik, aus den weltwirtschaftlichen Trends lässt sich mehr ablesen. Aber vielleicht öffne ich mich irgendwann auch für dieses Thema.


Wenn du dich für Buffett interessierst und die Art der Anlage solltest du dir vielleicht eher die Unternehmensdaten anschauen - was ich aufgezählt habe sind nicht die Top-Performer sondern Dickschiffe, Marktführer auf ihre Gebieten, die auch hübsch Dividende zahlen aber solide aufgestellt sind 🙂

 


@KingMidas  schrieb:

Zu den Versicherungen: Ja, die Rückversicherer sind groß genug, die werden auch Corona überstehen. Aber der Tiefpunkt könnte hier noch in der Zukunft liegen, wenn die ganzen Schadensfälle durch Corona ans Licht kommen. Gerade die Rückversicherer werden dann zahlen müssen, wenn es um die ganz großen Ausfälle geht. Prinzipiell sehe ich aber eine gute Investitionsmöglichkeit, wenn man über das Ausmaß von Corona mehr weiß. Hatte mir auch direkt Berkshire Hathaway überlegt, nach dem Motto auf Buffetts Anlagestrategie einfach aufspringen, aber vorerst wegen der Beteiligungen in der Versicherungsbranche gezögert.


Berkshire hält ca. 10% in Versicherungen. Eine überschaubare Größe. Aber das muss jeder selber wissen - die Mutter meiner Freundin hat diese als ihre erste Aktie vor ein paar Tagen gekauft 🙂 Nun muss sie nur noch mal zusehen dass sie auch was ins Depot holt was ihren Freibetrag ausschöpfen lässt, Berkshire macht das nämlich nicht und ETFs will sie nicht (fragt nicht warum, will sie einfach nicht).

 


@KingMidas  schrieb:

Super, vielen Dank @Zilch  für die Antwort.


Bitte, gerne 🙂

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KingMidas
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@Zilch wie läuft das eigentlich mit der Dividende bei US-Firmen (Wechselkurs)? Wenn man die Aktien an einem deutschen Börsenplatz handelt? Und beim LiveTrading?

digitus
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Dividende wird zum Tages-Dollarkurs ungerechnet und dann abzgl. Quellensteuer gutgeschrieben.

 

Grüße,

Andreas