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Discount-Zertifikate: Alleskönner für schlaue Anleger

nmh
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9.962 Beiträge

Liebe Börsenfreunde!

 

@Karatevater  und @Chrissel und vor längerer Zeit @haxo, aber auch einige andere bitten um Erläuterungen, wie man Discount-Zertifikate richtig auswählt, um beispielsweise vergünstigt in Aktien einzusteigen. Da die Erklärungen von allgemeinem Interesse sind, hier ein neuer Thread dazu.

 

Lasst mich vorausschicken, dass ich seit dem Jahr 1999 Discount-Zertifikate handle und schon knapp 1600 unterschiedliche davon gekauft habe. Alleine am heutigen Tag wurden mal wieder 25 solche Zertifikate in meinem Depot fällig. Ich weiß also genau, wovon ich spreche, habe sehr gute Erfahrungen mit Discount-Zertifikaten gemacht, und das Handling ist wesentlich einfacher als bei Bonus-Papieren. Wer sich für Bonuszertifikate interessiert, klickt bitte hier. Dort habe ich ausführliche Tips dazu gegeben.

 

Discount-Zertifikate sind wahre Alleskönner. Man kann sie einsetzen, um kostengünstig in Aktien einzusteigen. Wählt man eine niedrige Obergrenze (sogenannte Deep-Discount-Zertifikate), so eignen sich die Papiere als Festgeld-Ersatz. Man bekommt dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine vernünftige Rendite. Mehr dazu lest Ihr weiter unten.

 

Was ist ein Discount-Zertifikat? Für alle, die es noch nicht kennen, hier eine ganz kurze Erklärung der Funktionsweise. Ein Discount-Zertifikat ist ein eigenes Wertpapier mit einer WKN und einigen "Ausstattungsmerkmalen". Jedes Discount-Zertifikat hat folgende Merkmale, durch die es sich von anderen Zertifikaten unterscheidet:

- Basiswert (Underlying, z.B. eine Aktie oder der DAX)

- Obergrenze (Cap): Ihr profitiert von Gewinnen im Basiswert bis zu dieser Grenze

- Laufzeit (Datum der Fälligkeit)

- Emittent (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat)

- Ausübungsart (nur Barausgleich, oder ggf. auch physische Lieferung des Basiswertes)

- Bezugsverhältnis ("BZV", meistens 1:1 für Aktien und 100:1 für DAX)

 

Wenn Ihr kauft, gilt folgende Regel: Das Discount-Zertifikat wird am Fälligkeitstag zu einem Wert eingelöst, der dem Wert des Basiswertes an diesem Tag entspricht, jedoch maximal die Obergrenze. Dafür, dass Ihr die Obergrenze in Kauf nehmt, erhaltet Ihr das Discount-Zertifikat etwas billiger als der Basiswert. Diesen Unterschied nennt man "Discount", daher der Name.

 

Eine anderer, seltener Name lautet "BLOC-Zertifikat", das steht für "Buy Low Or Cash".

 

Zwei aktuelle Beispiele:

 

1.  DAX-Discount-Zertifikat

WKN: PZ3V10

Underlying: DAX (WKN 846900)

Laufzeit: 21.05.2020

Obergrenze: 12000 Punkte im DAX

Bezugsverhältnis: 100:1

Emittent: BNP Paribas

Ausübung: nur Barausgleich

aktueller Preis des Zertifikates: EUR 118,76

 

Dieses Zertifikat wird am 21.05.2020 eingelöst. Ihr bekommt an diesem Tag den Stand des DAX geteilt durch 100 (= Bezugsverhältnis), maximal jedoch 120 Euro. Falls also der DAX am 21.05.2020 bei 11.000 Punkte steht, wird das Zertifikat zu 110 Euro eingelöst, und Ihr macht einen Verlust von 8,76 Euro. Steht der DAX jedoch bei 12.000 oder höher, gibt es die maximale Auszahlung von 120 Euro, was einer Rendite von 2,65% p.a. entspricht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch, und die Rendite ist viel besser als bei FestgeldAnmerkung Januar 2022: Das Zertifikat wurde im Mai 2020 wegen Corona "nur" zu 104,09 Euro eingelöst. Der DAX stand damals bei 10409 Punkten.    

 

2. Aktien-Discount-Zertifikat

WKN: CL152U

Underlying: Deutsche Pfandbriefbank ("PBB", WKN 801900), Kurs: 14,57 EUR

Laufzeit: 26.06.2020

Obergrenze: 15 Euro

Bezugsverhältnis: 1:1

Emittent: Commerzbank

Ausübung: physische Lieferung oder Barausgleich

aktueller Preis des Zertifikates: EUR 13,70

Anmerkung Januar 2022: Wegen Corona hat auch das nicht richtig geklappt. Das Zertifikat wurde im Juni 2020 in PBB-Aktien umgetauscht, die im Corona-Crash auf damals ca. 7 Euro gefallen waren. Heute steht die PBB-Aktie bei knapp 11 Euro. Kein Beinbruch!

 

Das ist ein Zertifikat, das ich vor wenigen Tagen gekauft habe. Dieses Zertifikat wird am 26.06.2020 eingelöst. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Falls die PBB-Aktie an diesem Tag höher als 15 Euro steht, gibt es "nur" die Barauszahlung von 15 Euro. Ihr habt dann einen Gewinn von 1,30 EUR gemacht, das entspricht einer Rendite von 19,2% p.a. Stark! Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es so kommt, ist hoch, denn die PBB-Aktie notiert bereits bei 14,57 Euro. Anmerkung Januar 2022: Nein, leider kam im Februar 2020 Corona. Siehe oben.

 

Falls die Aktie nicht so weit steigt und bei Fälligkeit noch unter 15 Euro notiert, wird das Zertifikat gebührenfrei im Verhältnis 1:1 in die Aktie umgetauscht. Dann bin ich billiger in die Aktie eingestiegen, weil das Zertifikat aktuell fast 1 Euro weniger kostet als die PBB-Aktie. Anmerkung Januar 2022: Und genau das ist passiert.

 

Mir geht es in diesem Fall eher um die Maximalrendite als um die Aktienlieferung, denn ich besitze bereits PBB-Aktien. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Zertifikat mit eher etwas niedrigem Cap entschieden. Und das führt gleich zum nächsten Punkt:

 

Wie wähle ich mein Discountzertifikat aus?

 

Die Auswahl von Discountzertifikaten ist eigentlich ganz einfach. Ich habe auch hier schon einiges dazu geschrieben (bitte nachlesen). Bitte beachtet die neun Punkte der Checkliste im verlinkten Beitrag genau!

 

Zunächst: Die beiden Zertifikate CA42MG und CA42MH, die  @Karatevater genannt hat, scheinen beide "ausverkauft" zu sein. Jedenfalls gibt es heute (Silvester) keine Briefkurse. Daher fällt es mir schwer, ihre Attraktivität zu beurteilen.

 

Ich gehe davon aus, dass @Karatevater  in die BASF-Aktie einsteigen will, ohne die normale Provision zu bezahlen. Leider eignen sich die beiden genannten Zertifikate dazu nicht, weil ihr Cap zu niedrig ist. CA42MG hat einen Cap bei 67 Euro und CA42MH hat einen Cap bei 69 Euro. Die BASF-Aktie kostet aber jetzt bereits 67 Euro (Stand 30.12.2019). Bei den beiden Zertifikaten ist also die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass man bei Laufzeitende keine BASF-Aktien bekommt, sondern "nur" eine Barabfindung von 67 oder 69 Euro.

 

@Karatevater  fühlt sich "erschlagen" von der Vielzahl der Zertifikate. Ich habe in meiner Datenbank viele Millionen Zertifikate, aktuell sind knapp 190.000 Discount-Zertifikate aktiv handelbar. Aber das sollte Euch nicht beunruhigen. Wer Discounter nutzen will, um günstig (= reduzierte Provision oder gebührenfrei, und evtl. mit einem kleinen Kurs-Discount) in eine Aktie einzusteigen, der geht einfach so vor wie in meinem oben verlinkten Beitrag empfohlen. Dort steht auch, wie man die Filter anwendet. Bitte nachlesen!

 

Wichtig: Um zu prüfen, ob physisch geliefert oder nur in Bar abgegolten wird, verlasst Ihr Euch bitte nicht auf die Angaben auf Fremdwebsites wie z.B. ariva.de, sondern Ihr prüft dies bitte ausschließlich auf der Website der Emittenten, denn nur dort ist es juristisch verbindlich und korrekt. Meiner Erfahrung nach sind die Angaben auf Fremdwebsites nicht immer richtig.

 

Die besten Discount-Zertifikate gibt es von der Commerzbank und von BNP. Beide sind bei comdirect für die vergünstigte Provision von 3,90 Euro handelbar. Die Websites haben folgende Adressen:

 

https://www.zertifikate.commerzbank.de/

https://www.derivate.bnpparibas.com/startseite

 

Anmerkung Januar 2022: Commerzbank bietet keine Zertifikate mehr an. Das Geschäft hat am 30.03.2020 die Societe Generale übernommen. An der Qualität hat sich aber nichts geändert. Ich empfehle die SocGen ausdrücklich. Das ist die Website:

https://www.sg-zertifikate.de/

 

Anmerkung Januar 2022: Auch die Zertifikate der Citigroup oder von Morgan Stanley sind empfehlenswert, aber hier muss man genau darauf achten, ob es nur Barauszahlung oder auch physische Ausübung gibt.

 

Nun also konkret zur BASF-Aktie. Wir gehen folgendermaßen vor:

 

Bitte nutzt die Discount-Zertfikate-Suche im comdirect-Informer. Dort bitte als Zertifikate-Typ "Discount" wählen, und als Basiswert die WKN BASF11. Bitte aktiviert außerdem das Kästchen "3,90 Euro Aktion", damit Ihr in den Genuss einer vergünstigten Provision kommt. Bedeutsam sind dann vor allem zwei Parameter: Einmal die Obergrenze (Cap Basiswert) und dann die Laufzeit.

 

Als Laufzeit stelle ich immer ein "6 Monate bis endlos". Warum? Erfahrungssache. In diesem Bereich (6 bis 12 Monate) ist der Discount am attraktivsten. Man kann das auch mathematisch begründen, aber das führt hier zu weit.

 

Als Cap (Obergrenze) wählt Ihr einen Kurs, der etwas höher liegt als Euer Kursziel für den gewählten Zeitraum. Hier müsst Ihr also realistisch abschätzen, wo der BASF-Kurs in einem halben Jahr steht. Ich persönlich halte es für realistisch, dass BASF im Juni 2020 bei etwas weniger als 80 Euro steht. Also wähle ich eine Obergrenze (Cap) von Null bis 80 Euro.

 

Als Ergebnis werden mir jetzt noch etwas mehr als 200 Zertifikate angezeigt. Die lasse ich mir auflisten. Bitte nicht nach der Seitwärtsrendite sortieren (die ist nicht wichtig), sondern nach der Maximalrendite p.a.

 

Eines der obersten Papiere in der Liste hat die WKN CL1NV6 und die höchste Maximalrendite, nämlich über 30% p.a. Das würde ich zum Kauf empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht "nur" mit der Maximalrendite von 30% in Bar abgefunden wird, sondern tatsächlich BASF-Aktien erhält, ist sehr hoch. Und in diesem Fall hat man nicht nur die normale Provision für den Kauf reduziert (3,90 Euro statt 10 Euro, und an manchen Tagen sind Discount-Zertifikate sogar gebührenfrei erhältlich), sondern man erhält sogar noch einen feinen Discount von 4,9 Prozent.

 

Noch kurz zum Thema Deep-Discount-Zertifikate und Festgeld-Ersatz: Dazu eignen sich beispielsweise folgende Discount-Zertifikate auf den DAX:

 

WKN PP9KTL (Cap 11.000, Laufzeit 24.12.2020), Rendite: 1,9% p.a.

WKN PZ3V10 (Cap 12.000, Laufzeit 21.05.2020), Rendite: 2,7% p.a.

WKN CU3RXB (Cap 12.000, Laufzeit 24.07.2020), Rendite: 3,0% p.a.

WKN CJ7MU5 (Cap 13.000, Laufzeit 26.06.2020), Rendite 6,4% p.a.

 

Anmerkung Januar 2022: Auch das war wider Erwarten ein Teufelsritt. Wegen Corona stand der DAX im Mai 2020 bei gut 10500 Punkten und im Juli 2020 bei etwa 13000 Punkten.

 

Ihr sehr also: je höher die Obergrenze, desto höher auch die maximal mögliche Rendite, desto höher aber auch das Risiko. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 11.000 bleibt ist viel höher als die Wahrscheinlichkeit, dass er über 13.000 klettert. Anmerkung Januar 2022: Denkste! Siehe Corona im Februar 2020.

 

Und bei der Gelegenheit kann man noch mit einigen Gerüchten aufräumen.

 

1. Bei Zertifikaten spekuliert Ihr nicht gegen den Emittenten!

 

Der Emittent gewinnt nicht, wenn Ihr verliert, und er verliert nicht, wenn Ihr gewinnt. Stattdessen sichert sich der Emittent an der Terminbörse Eurex ab, sobald Ihr Zertifikate kauft. Dort bildet er eine Gegenposition ab, die genau dem Zertifikat entspricht. Wenn Ihr beispielsweise ein Discount-Zertifikat kauf, dann sichert sich der Emittent ab, indem er die Aktie kauft und gleichzeitig an der Eurex einen Call auf die Aktie verkauft. Denn hinter einem Discount-Zertifikat steckt nichts anderes als ein gedeckter Short Call, so nennt man das. Die Prämie, die man für den Call erhält, entspricht dem Discount. Und falls das Papier so stark steigt, dass der Basispreis des Calls überschritten wird, müsst Ihr die Aktie abgeben. Auf diese Weise wird die Obergrenze realisiert.

 

Der Emittent verdient ausschließlich am Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis der Zertifikate) und daran, dass er die Einzelkomponenten des Zertifikates am Großmarkt (Eurex) etwas billiger bekommt als es dem Preis des Zertifikates entspricht.

 

Der Emittent hat sogar ein Interesse daran, daß Ihr mit Zertifikaten Gewinne macht. Denn nur zufriedene Anleger kaufen auch in Zukunft Zertifikate.

 

2. Ihr könnt Zertifikate jederzeit verkaufen.

 

Man kann zwar manche Zertifikate nicht mehr kaufen (siehe oben, sie sind "ausverkauft"), aber man kann sie immer an den Emittenten zurückverkaufen. Die Emittenten (Bank, die das Zertifikat aufgelegt hat) stellen während der Laufzeit der Zertifikate stets faire Geld- und Brief-Kurse -- und zwar im außerbörslichen Handel ("Livetrading") und auch an der Börse Stuttgart oder Frankfurt. Einerseits sind sie dazu verpflichtet (Emissionsprospekt). Andererseits würde es sich schnell rumsprechen, wenn ein Emittent keine fairen (!) Verkaufspreise ("Geldkurse") mehr stellt, und er könnte sein Zertifikategeschäft zusperren. Während der Laufzeit kann man also alle Zertifikate jederzeit verkaufen. Am Ende der Laufzeit werden Zertifikate vollautomatisch (bei comdirect gebührenfrei) eingelöst.

 

Mit anderen Worten: Der Handel an der Börse wird nicht dauerhaft "eingestellt". Es kommt zwar gelegentlich (selten) vor, dass man höchstens einige Stunden/Tage lang bestimmte Zertifikate nicht handeln kann; dafür gibt es unterschiedliche Gründe (die mit der jeweiligen Aktie zu tun haben). Aber eben nicht dauerhaft.

 

Aus juristischer Sicht habt Ihr übrigens als Inhaber eines Zertifikates einen Anspruch gegen den Emittenten, dass er Euch das Zertifikat zu einem fairen Preis abkauft -- ggf. mit einer Kündigungsfrist. Genaueres regelt der jeweilige Emissionsprospekt, der rechtlich verbindlich ist.

 

Risiko: Wenn der Emittent pleite geht (Lehman Brothers anno 2008), ist das im Zertifikat investierte Geld weg. Entscheidet selbst, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine große (!) Bank pleite geht, und was in so einem Fall an der Börse los wäre. Dann wäre Euer Zertifikat das geringste Problem. Trotzdem sollte man wegen dieses Risikos nicht sein ganzes Geld in Zertifikate investieren.

 

Und der Vollständigkeit halber: Wer Discount-Zertifikate kauft, verzichtet auf die Dividende, die die jeweilige Aktie während der Laufzeit der Zertifikate bezahlt. Diese Dividende ist jedoch bereits im Preis des Discounters eingerechnet, sie dient also dazu, das Zertifikat noch billiger zu machen. Mit anderen Worten: statt Dividende bekommt Ihr einen höheren Discount.

 

Die gelieferten Aktien sind aber "normale" Aktien mit vollem Dividendenanspruch. Ihr verzichtet also nur während der Laufzeit des Zertifikates, nicht danach.

 

Hier noch paar kurze Nachträge, die mir gerade einfallen:

 

1.  Bei Aktien aus Frankreich, Italien und USA gibt es meistens keine physische Ausübung, sondern nur Barausgleich. Grund sind steuerliche Besonderheiten (Italien, Frankreich) und die Währungsumrechnung (USA).

2.  Wenn bei uns in Deutschland die Finanztransaktionssteuer kommt, wird es aus eben diesem Grund vermutlich auch keine physische Ausübung mehr geben. Schade.

3.  Die Fälligkeit der Discount-Zertifikate ist meistens konzentriert am 31.03., 30.06., 30.09. oder 31.12. Das hängt mit den großen Verfalltagen an der Eurex zusammen, an der sich die Emittenten - wie beschrieben - absichern. Zertifikate mit anderem Verfall als (ungefähr) diese Tage sind sehr selten. Weiter aber kein Problem.

4.  Bei Discount-Zertifikaten auf ausländische (vor allem USA) Aktien gibt es eine Variante "Quanto" (steht für "quantity adjusted option" = abgesichert gegen Währungsschwankungen). Dieser Zusatz bedeutet also, dass sich das Zertifikat am Kurs der Originalaktie in Originalwährung (USD) orientiert, also nicht in Euro umgerechnet wird. Mit anderen Worten, "Quanto" bedeutet, es gibt weder die Chance auf Währungsgewinne noch das Risiko von Währungsverlusten. Wer mit einem schwachen US-Dollar rechnet, sollte also Quanto-Zertifikate kaufen.

5.  Aufpassen bei der Obergrenze auf US-Aktien: Manchmal sind die in USD angegeben, manchmal in EUR. Achtung: Ich habe auch schon beobachtet, dass Fremdwebsites den Cap ohne Währungsangabe zeigen, oder fälschlicherweise sogar einen USD-Cap mit der Währung "Euro". Also immer die Original-Websites der Emittenten prüfen!!!

 

Für alle Anleger in Discount-Zertifikaten gilt: Bitte während der Laufzeit regelmäßig (z.B. jedes Wochenende) die restliche Maximalrendite prüfen. Falls die (ja nach Basiswert) kleiner als z.B. 4% p.a. geworden ist, hat das Discount-Papier sein Maximum bereits frühzeitig (vor Laufzeitende) erreicht. Dann bitte sofort verkaufen und ggf. in ein neues Discount-Papier umschichten (das nennt man "Rollen"). Ich benutze zu diesem Zweck Spezialsoftware, da ich eine hohe Anzahl Discount-Zertifikate (derzeit genau 91 verschiedene) halte.

 

Ich hoffe, damit einige drängende Fragen zu Discount-Zertifikaten beantwortet zu haben. Als großer Fan dieser Papiere würde ich mich freuen, Euch dafür erwärmt zu haben. Probiert es einfach mal aus -- viele Papiere sind günstig zu kaufen (Provision nur 3,90 Euro). Bitte beachtet: die günstige Provision gilt nur, falls Ihr für im Livetrading mindestens 1000 Euro kauft.

 

Anmerkung Januar 2022: Es bleibt trotz Corona-Crash bei meiner Empfehlung: Discountzertifikat sind und bleiben ein wunderbares Werkzeug für intelligente Anlegerinnen und Anleger.

 

Viele Grüße und einen guten Jahreswechsel aus München

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
503 ANTWORTEN

FakeAccount

@yarp :

 

Noch besser ist es, wenn Du folgendes in Goooogle eingibst:

nmh emittent einzelteile

 

Das wäre dann die Antwort auf Deine Frage nach den versteckten Kosten, sehr ausführlich erklärt von nmh im Beitrag vom 11.09.2017 um 12:43 Uhr hier in der Community.

 

 

yarp
Experte
99 Beiträge

Vielen Dank für die schnelle Antwort @FakeAccount , das hilft mir wirklich sehr!

 

Dass das Zertifikat auch billiger wird, wenn der Kurs abstürzt, ist mir bewusst. Aber ich weiß ja leider nicht, ob der Kurs nochmal runter geht oder einfach immer weiter steigt. Deshalb habe ich mir gedacht, wenn ich jetzt das Zertifikat kaufe bin ich in beiden Fällen zufrieden. Denn dann habe ich entweder die Aktien günstig eingekauft oder ich bekomme die maximale Rendite des Zertifikats. Wenn ich aber auf einen Kursrückgang warte der nie kommt, dann habe ich gar nichts gewonnen.

Towo
Experte ★★
315 Beiträge

@FakeAccount  schrieb:

@yarp :

 

Noch besser ist es, wenn Du folgendes in Goooogle eingibst:

nmh emittent einzelteile

 

Das wäre dann die Antwort auf Deine Frage nach den versteckten Kosten, sehr ausführlich erklärt von nmh im Beitrag vom 11.09.2017 um 12:43 Uhr hier in der Community.

 

 


Die WKNs von 2017 sind natürlich tot. Damit weiß man nicht auf welche Laufzeit sich die Gebühren beziehen.

FakeAccount

@yarp :

 

Ja, Deine Idee ist sehr pfiffig. Du arbeitest mit Wahrscheinlichkeiten: mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wirst Du für das Mastercard-Papier die attraktive Maximalrendite erhalten, selbst wenn Mastercard von nun an nicht mehr so stark steigt oder sogar leicht fällt. Diese Rendite ist nicht die Welt, aber Du bekommst sie mit hoher Wahrscheinlichkeit. Dass Du durch ein Abwarten auf einen Absturz, der hoffentlich nicht kommt, diese Rendite noch etwas pushen könntest, nimmst Du billigend in Kauf, das ist kein Problem. Gut gemacht, so funktionieren Deep-Discount-Zertifikate!

 

Perfekt ist Deine Strategie, wenn Du ohnehin bereits einige Mastercard-Aktien besitzt.

 

Achtung: Bitte sorgfältig prüfen, ob das Zertifikat in MC-Aktien umtauscht wird, wenn der Cap unterschritten wird. Bei Zertifikaten auf US-Aktien gibt es oft nur Barausgleich, dann musst Du "manuell" kaufen (würde dann halt Gebühren für den Kauf kosten).

 

marcus_mit_c
Experte ★
196 Beiträge

Ich bin etwas verwirrt ob des money managments bei Discount Zertifikaten. Wie setzt ihr hier euren Stopkurs?

 

edit: Ich meine bei einem Cap über dem aktuellen Preis. Ich wüsste, wo ich meinen SL bei der Aktie setzen würde -  doch was ist der beste Weg, diese Grenze auf das Zertifikat zu übertragen?

Morgenmond
Mentor ★★★
2.412 Beiträge

@marcus_mit_c  schrieb:

Ich bin etwas verwirrt ob des money managments bei Discount Zertifikaten. Wie setzt ihr hier euren Stopkurs?

 

edit: Ich meine bei einem Cap über dem aktuellen Preis. Ich wüsste, wo ich meinen SL bei der Aktie setzen würde -  doch was ist der beste Weg, diese Grenze auf das Zertifikat zu übertragen?


Hi @marcus_mit_c 

 

ich setze bei meinen Zertifikaten (Discount + Bonus) keine Stopkurse.

Ich achte da nur auf physische Lieferung.

Dann gibt es entweder das Geld vom Cap oder ich bekomme die Aktien.

Kann da mit beidem gut Leben.

 

Gruß Morgenmond

marcus_mit_c
Experte ★
196 Beiträge

@Morgenmond  schrieb:

ich setze bei meinen Zertifikaten (Discount + Bonus) keine Stopkurse.

Ich achte da nur auf physische Lieferung.

Dann gibt es entweder das Geld vom Cap oder ich bekomme die Aktien.

Kann da mit beidem gut Leben.


Danke für die Antwort! Setzt du dich damit nicht dem Risiko aus, dein money management zu untergraben?Widerspricht das nicht der (in meinen Augen sehr sinnvollen) goldenen Regel, nie ohne SL zu fahren?

 

Wenn ich eine Aktie kaufe, setze ich meinen Stopkurs und berechne daraus den Verlust, den ich maximal bereit bin hinzunehmen. Davon rechne ich hoch wie viele Aktien ich kaufe. Wenn ich mich anhand dieser Rechnung nun für Discount-Zertifikate entschließe, gehe ich doch das Risiko ein, dass ich am Laufzeit-Ende eine physische Lieferung der Aktie bekomme, die dann nur noch einen Wert hat, der unter meinem geplanten Stopkurs liegt, richtig?

Morgenmond
Mentor ★★★
2.412 Beiträge

@marcus_mit_c  schrieb:

@Morgenmond  schrieb:

ich setze bei meinen Zertifikaten (Discount + Bonus) keine Stopkurse.

Ich achte da nur auf physische Lieferung.

Dann gibt es entweder das Geld vom Cap oder ich bekomme die Aktien.

Kann da mit beidem gut Leben.


Danke für die Antwort! Setzt du dich damit nicht dem Risiko aus, dein money management zu untergraben?Widerspricht das nicht der (in meinen Augen sehr sinnvollen) goldenen Regel, nie ohne SL zu fahren?

 

Bei Aktien habe ich ja ein SL. Aber bei meinen ETF und Zertifikaten nicht.

Bisher habe ich mit der Verfahrensweise (fast) nur positive Erfahrungen gemacht (außer meine Betrugs-Wirecard-Zertifikate Smiley (wütend) )

 

Wenn ich eine Aktie kaufe, setze ich meinen Stopkurs und berechne daraus den Verlust, den ich maximal bereit bin hinzunehmen. Davon rechne ich hoch wie viele Aktien ich kaufe. Wenn ich mich anhand dieser Rechnung nun für Discount-Zertifikate entschließe, gehe ich doch das Risiko ein, dass ich am Laufzeit-Ende eine physische Lieferung der Aktie bekomme, die dann nur noch einen Wert hat, der unter meinem geplanten Stopkurs liegt, richtig?

 

Richtig, dieses Risiko ist latent vorhanden.

Um dies zu minimieren schaue ich nach Zertifikaten mit geringer Laufzeit

auf Aktien die ich auf längere Zeit halten würde.

Je nach Höhe des Bonus bzw. Discount zahle ich ja schon weniger womit

ich die eventuellen "buchhalterischen Verluste" verkleinere.

Wenn ich weiterhin von der Aktie überzeugt bin bleibt sie im Depot und bekommt ein SL.

Wenn nicht wird sie verkauft, mit Verlust, den ich aber bei einem SL auch hab.


Gruß Morgenmond

FakeAccount

@Morgenmond :

 

Ich würde Dir eigentlich schon empfehlen, für Einzeltitel immer Stopkurse zu setzen, also auch für Zertifikate. Neben den offensichtlichen Gründen spricht auch die Steuer dafür: Wenn Dir ein Discount-Zertifikat mit Verlust ausgestoppt wird, kannst Du den Verlust steuerlich mit allen Gewinnen, also auch Dividenden, Zinsen usw. verrechnen. Wenn Du aber wartest, bis die Aktie geliefert wirst, und dann die Aktie mit Verlust verkauft wird, kannst Du den Verlust nur noch mit Aktiengewinnen verrechnen. Momentan sieht es so aus, als ob diese Regelung auch ab 2021 weiterhin gilt.

 

@marcus_mit_c :

 

Stopkurs für Discount-Zertifikat: Profis verkaufen ein Derivat, wenn die zugrundeliegende Aktie ihren Stopkurs unterschreitet. Das ist aber für Privatanleger schwierig umzusetzen. Aus diesem Grund würde ich einfach schauen, wieviel billiger als die Aktie das Zertifikat aktuell ist. Als Faustregel kann man diese Differenz dann auch für den Stopkurs verwenden. Also ein Beispiel:

 

aktueller Aktienkurs 120 Euro

aktueller Kurs Zertifikat 114 Euro

Stopkurs Aktie bei 108 Euro

somit ergibt sich als Faustregel ein Stopkurs von 108 - (120-114) = 102 Euro für das Zertifikat. Achtung: Die Differenz wird bis Laufzeitende immer geringer. Daher bitte Stopkurs für das Discount-Zertifikat regelmässig anpassen.

 

FA

marcus_mit_c
Experte ★
196 Beiträge

@FakeAccount: Vielen Dank für die ausführliche und klare Erklärung. Das ist wirklich ein ganz beeindruckender Service und eine einzigartige Community!

 

Ich werde beide Ratschläge beherzigen. Ich setze einen Kurs-Alarm etwas Oberhalb meines Stopkurses auf die Aktie und stelle gleichzeitig zur Sicherhheit einen harten SL aufs Zertifikat an meiner absoluten Schmerzgrenze auf.