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Blick hinter die Kulissen: Portfoliosteuerung per Hub von nmh

nmh
Legende
9.960 Beiträge

Liebe professionelle Aktionäre (m/w),


es hat sich ja inzwischen rumgesprochen, daß ich irgendwie ein bisschen doof bin und daher mein Portfolio extrem breit gestreut habe. Ich halte tatsächlich mehrere hundert unterschiedliche Wertpapiere. Andere sammeln Kronenkorken oder Spielzeugautos oder Briefmarken, ich sammle halt WKNs. Gibt schlimmeres.

In den letzten Monaten haben einige von Euch angeklopft, mich aus dem Schönheitsschlaf aufgeschreckt, und wollten wissen, wie man denn da den Überblick behalten kann. Danke für all die Nachrichten per Postkarte, Flaschenpost, E-Mail und daß Ihr Euch um mich sorgt -- zu Recht um mich sorgt! Ich glaube, von Warren Buffett stammt der Spruch mit dem Harem und den Ehefrauen und daß man nicht zu viele davon haben soll, um jede einzelne besser kennenzulernen. Ähnlich soll das auch mit den Aktien sein: bloß nicht verzetteln. Manche sagen, Privatanleger sollen nicht mehr als zehn verschiedene Aktien halten. Gilt nicht für mich. Erfolgreich mit meinem breiten Portfolio, in den letzten 20 Jahren. Allerdings macht es schon viel Arbeit. Klar, das ist nicht für jeden etwas. Und eindeutig nicht erforderlich: Gutes Geld verdienen kann man auch mit nur zehn verschiedenen Aktien. Das ganz deutlich. Ihr müßt nicht so schlimm sein wie ich, das ist wirklich nur ein Hobby.

 

Risikosteuerung über den "Hub"


Ich möchte Euch heute einmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen professioneller Portfoliosteuerung gewähren und Euch das System erklären, mit dem ich meine Wertschriften unabhängig von ihrer Anzahl gut und effizient kontrolliere. Ich nutze dazu massive Computerunterstützung; es handelt sich um hochgezüchtete EDV-Systeme, die ich mir in den letzten 20 Jahren selbst eingerichtet und programmiert habe und die dem Normalanleger nicht zur Verfügung stehen. Aber für kleinere Portfolien (also nur wenige WKN) könnt Ihr das System durchaus auch ganz einfach mit Excel umsetzen, wenn Ihr's sympathisch findet. Vielleicht mag der eine oder andere mein System und nützt es künftig selbst zur Risikosteuerung. Das würde mich sehr freuen. Ich habe es nicht patentiert. Geschäftsmethoden sind in Europa nicht patentfähig.

Und zwar möchte ich Euch erklären, wie ich für jedes meiner vielen unterschiedlichen Wertpapiere einen sogenannten "Hub" berechne. Das klingt kompliziert, ist aber (wie die meisten erfolgreichen Systeme) im Prinzip ganz einfach. Keine Sorge, nach der theoretischen Erklärung gebe ich ein Beispiel. Es ist wirklich nicht schwierig.

Für den eiligen Leser läßt sich mein System in drei Zeilen zusammenfassen:

  • Gib für jedes Wertpapier einen Stopkurs und einen Nachziehkurs vor.
  • Wenn der Börsenkurs unter den Stopkurs fällt, dann entscheide, ob Du verkaufst.
  • Wenn der Börsenkurs über den Nachziehkurs steigt, dann erhöhe den Stopkurs und den Nachziehkurs.
  • Berechne regelmäßig für jedes Wertpapier die Formel: Hub = (Nachziehkurs - Stopkurs) x Stückzahl und prüfe, ob das Ergebnis zwischen z.B. 200 und 1.000 Euro liegt.

Gut, waren jetzt vier Zeilen. Zählen war noch nie so meine Stärke.

Und jetzt die Langfassung. Uff, alle nochmal durchatmen bitte; keine Angst, es wird nicht schlimm.

 

1.   Stopkurse werden maschinell nachgezogen


Basis meiner Systeme ist, daß es fast ohne Ausnahme* für jedes Wertpapier einen Stopkurs gibt. Ich predige ja immer: Gewinne laufen lassen, bloß nicht zu früh verkaufen, und Verluste strikt begrenzen. Die meisten Privatanleger machen es ja leider genau umgekehrt, aber alle Leser dieser Community wissen Bescheid. Wenn eine Aktie anfängt zu fallen, muß ich über einen Verkauf nachdenken, aber erst dann. In allgemein schwierigen Börsenphasen mag das anders sein, wenn ohnehin alles fällt. Aber wenn Euer Papier als einzige von vielen Aktien fällt, nennt man das relative Schwäche -- raus damit und vom Geld was besseres kaufen.

 

Denn merke: das einzige, das ich an der Börse von vorn herein festlegen kann, ist mein maximaler Verlust. Das ist das einzige, was ich beeinflussen kann. Alles andere ergibt sich aus dem Markt!


Außerdem gibt es bei mir für jede WKN oberhalb vom Stopkurs einen "Nachziehkurs", und wenn der erreicht wird, dann ziehe ich den Stopkurs nach.

 

Bei der Vielzahl meiner Papiere geht das nicht manuell, das macht freundlicherweise mein Computer. Der schaut sich regelmäßig alle Positionen an. Wenn der "Nachzieh-Kurs" erreicht ist, dann wird der Stopkurs nachgezogen. Im Prinzip** funktioniert das dann so: Der Stopkurs und der Nachziehkurs werden jeweils um denselben Betrag so weit nachgezogen, daß der aktuelle Aktienkurs genau in der Mitte zwischen dem neuen Stopkurs und dem neuen Nachziehkurs steht.

Diese Differenz zwischen dem Stopkurs und dem Nachziehkurs verändert sich beim Nachziehen der Stops also nicht. Das ist wichtig für mein System.

Also: für jede einzelne WKN gibt es einen Stopkurs und einen Nachziehkurs. Beide klettern im Idealfall regelmäßig nach oben, ohne daß ich etwas tun muß. Der Abstand der beiden ist für jede WKN individuell festgelegt. Wie, zeige ich weiter unten im Text.

Ein Beispiel: Mein alter Stopkurs für die X-Aktie lag bei 102 Euro. Sobald 114 Euro erreicht werden (Nachziehkurs), soll der Stopkurs angehoben werden. Die Differenz beträgt 12 Euro (114 minus 102). Jetzt ist die X-Aktie tatsächlich über 114 geklettert, nämlich auf 115 Euro. Also sieht mein Computer, daß er den Stopkurs nachziehen muß. Der Aktienkurs soll exakt zwischen Stop- und Nachziehkurs liegen. Also liegt der neue Stopkurs bei 109 Euro und der neue Nachziehkurs bei 121 Euro. Der Börsenkurs 115 ist genau in der Mitte. Die Differenz beträgt weiterhin 121 - 109 = 12 Euro. Wenn die Aktie dann demnächst hoffentlich über 121 klettert, wird der Stopkurs wieder maschinell nachgezogen. Das ist der Idealfall.

Doch es gibt leider auch Aktien, die fallen. Die Stopkurse dienen dazu, Verluste zu begrenzen oder dann später Gewinne zu sichern. Wenn jetzt also die X-Aktie unter den Stopkurs von (neu) 109 Euro fällt, schlägt mein Computer Alarm. Dann muss ich entscheiden, ob ich sofort verkaufe, ob ich einen Börsen-Stopkurs setze, vielleicht nur einen Teil verkaufe, oder ob ich die Warnung ignoriere, zum Beispiel weil derzeit alle Aktien fallen.

Dazu muß ich sagen, daß nicht alle Stopkurse auch automatisch als Orders an der Börse liegen. Positionen, die als riskant eingestuft werden, sind meistens auch an der Börse mit einem Stop abgesichert. Meine Kernpositionen, das könnten ETFs oder breite Indexzertifikate sein, haben dagegen oft nur den Stopkurs in meinen Systemen.

So eine ähnliche Strategie bietet Euch auch comdirect für Börsenorders an, das heißt "trailing stop loss". Das nutze ich aber nicht, weil ja mein eigener Computer die Stopkurse überwacht und nachzieht. Dazu brauche ich die Bank nicht. Aber vielleicht ist das etwas für Euch.

Ihr habt gesehen, daß der Abstand zwischen Stopkurs und Nachziehkurs eine wichtige Rolle spielt. Und damit komme ich zum zweiten Teil meiner langwierig erklärten, aber im Kern ganz simplen Technik. Nämlich dem "Hub".

 

2.   Der "Hub" als Risikomaß


Der Hub ist einfach die Differenz zwischen den beiden Kursen multipliziert mit der Stückzahl. Wenn ich von der X-Aktie 50 Stück halte und Stopkurs/Nachziehkurs bei 109 bzw. 121 Euro liegen, dann beträgt der Hub (121-109) x 50 = 600 Euro.

Mein System achtet auch darauf, daß für jede einzelne Aktie der Hub einen bestimmten Euro-Betrag nicht überschreitet, andererseits aber auch nicht zu klein wird. Dieser Euro-Grenzwert ist im Prinzip für jedes Wertpapier gleich. Es handelt sich, grob gesagt, um den maximalen Verlust in Euro, den ich bereit bin, in einer einzelnen WKN zu tragen. Die genaue Höhe hängt wiederum davon ab, wie das Investment klassifiziert ist. Ich besitze Kern-Positionen, die ich nur ungern verkaufen würde. Zum Beispiel ETFs, Indexzertifikate, solche Sachen. Das sind die Positionen, in die ich mich "verliebt" habe (sollte man ja eigentlich nicht tun) und die ich viele Jahrzehnte halten möchte. Und ganz außen gibt es Satelliten, also Spielereien, Aktien also, bei denen ich keine größeren Verluste toleriere. Die Kernpositionen haben einen viel höheren Grenzwert als die Satelliten.

In meinem Fall gibt es also mehrere unterschiedliche Grenzen für den Hub. Nehmen wir der Einfachheit halber mal ein, ein typischer Privatanleger setzt sich immer einen Hub von maximal 1.000 Euro. Mehr will er pro WKN nicht verlieren.

Das Schöne ist, daß Ihr diese Entscheidung prinzipiell nur einmal im Leben treffen müßt. Sagen wir also 1.000 Euro. Das ist Eure Vorgabe an Euer Portfolio. Und die entscheidet jetzt bei jedem Aktienkauf, wieviele Stücke Ihr kaufen dürft!

Das nennt man "Money Management" -- ebenfalls eine Strategie, die alle Profis verfolgen. Vor dem Kauf einer Aktie denkt der Profi erst über den Stopkurs nach, und dann entscheidet er, wieviele Stücke er kauft. Noch vor dem Kauf drüber nachdenken, wo man wieder verkauft -- für den Privatanleger gewöhnungsbedürftig.

Wieder ein Beispiel. Angenommen, wir wollen jetzt die Y-Aktie kaufen. Bevor wir kaufen, werfen wir einen Blick auf den Chart. Die Y-Aktie steht derzeit bei 59 Euro. Der Profi entscheidet bereits vor dem Kauf, bis zu welcher Untergrenze er Verluste tolerieren wird, wo also der Stopkurs liegen soll. Nehmen wir mal an, die Aktie ist in den letzten Monaten schwankend zwischen 55 und 70 Euro aufwärts gelaufen. Also können wir unterhalb von 55 einen Stopkurs setzen, sagen wir mal bei 53 Euro. Und wenn die Aktie über 70 Euro steigt, dann ist sie aus diesem Korridor ausgebrochen, und wir dürfen den Stopkurs nachziehen. Also soll der Nachziehkurs bei 72 Euro liegen.

Die Differenz zwischen den beiden Kursen beträgt also 72 - 53 = 19 Euro. Und jetzt können wir ausrechnen, wieviele Stücke wir kaufen dürfen. Der Hub, also diese Differenz multipliziert mit der Stückzahl, soll ja nicht größer als 1.000 Euro sein. 1.000 geteilt durch 19 ist 52,6. Also wäre ein Kauf von 40 oder 50 Stück eine gute Idee. Das kostet z.B. 50 x 59 Euro = 2.950 Euro und ist auch eine ganz passable Größe, wenn man die Bankgebühren dazurechnet.

Mein Computer geht jedes Wochenende durch alle meine Positionen, berechnet die Differenz zwischen Stopkurs und Nachziehkurs und multipliziert diese Differenz mit der Stückzahl. Das Ergebnis ist der "Hub" jeder WKN. Wenn bei einer Position der Hub größer ist als mein Grenzwert, sagen wir mal 1.000 Euro, dann schlägt der Computer Alarm. Denn das bedeutet, daß bei dieser WKN mein Stopkurs zu weit vom Nachziehkurs entfernt liegt. Ich muß dann eingreifen und den Stopkurs anheben oder den Nachziehkurs absenken.

Mein Computer meckert aber auch, wenn der Abstand multipliziert mit der Stückzahl zu klein ist, zum Beispiel nur 150 Euro. Dann liegen Stop- und Nachziehkurs zu nah beieinander. Denn dadurch ergibt sich das Problem, daß der Stopkurs zu häufig nachgezogen wird. Dadurch steigt das Risiko, ungewollt aus der Position ausgestoppt zu werden.

 

Was soll das alles? Warum so und nicht anders?


Das System hat den großen Vorteil, daß es Euch eine risikoadjustierte Kontrolle jeder einzelnen Position liefert. Mit anderen Worten, wenn Ihr von einer Aktie viele Stücke und damit einen größeren Euro-Betrag besitzt, dann sorgt die Mathematik dafür, daß der Stopkurs und der Nachziehkurs enger beieinander liegen müssen. Diese große Position führt Ihr also an einer kürzeren Hundeleine als eine kleinere Position. Das ist auch sinnvoll, denn Verluste bei einer großen Position können ein Portfolio stärker beschädigen als Verluste in einer kleinen Nebenposition.

Ergebnis ist, daß Euer Computer bei größeren Positionen schneller mal warnt, daß ein Stopkurs unterschritten ist. Ihr könnt dann selbst entscheiden, ob Ihr beispielsweise einen Teil der Position aus Sicherheitsgründen verkaufen wollt. Nach einem Teilverkauf sinkt die Stückzahl im Depot, und somit dürft Ihr den Stopkurs und den Nachziehkurs etwas auseinanderziehen. Mit anderen Worten, Ihr verlängert dann die Hundeleine für diese WKN.

Der weitere große Vorteil eines solchen Systems ist seine Skalierbarkeit. Mit dem Hub-Prinzip könnt Ihr ein Depot aus nur fünf unterschiedlichen Aktien steuern, oder schlimmstenfalls auch ein Portfolio mit mehreren tausend Aktien und Zertifikaten. Das Prinzip ist immer dasselbe: Die Differenz zwischen Nachziehkurs und Stopkurs multipliziert mit der jeweiligen Stückzahl sollte bei jeder WKN nicht größer als zum Beispiel 1.000 Euro sein und nicht kleiner als beispielsweise 200 Euro.

 

Und noch ein Vorteil: Dieses System könnt Ihr unabhängig davon anwenden, warum Ihr eine Aktie kaufen wollt: seien es charttechnische Signals, oder Trends (Sternelisten), oder auch Fundamentalanalyse oder schlicht eine Empfehlung, die Ihr gelesen habt. Das Hub-System ist perfekt kompatibel zu allen Kauf-Strategien!

 

Nachtrag, April 2021: Es gibt immer wieder Misverständnisse über den Unterschied zwischen Money-Management (siehe hier) und der Hub-Technik (siehe oben). Daher hier ein allgemeiner Hinweis zur Ergänzung:

Stopkurse kann man nicht berechnen, auch nicht über das Hub-System. Meine Hub-Technik berechnet nur ICO-Stopkurse ("in computer only"). Diese werden in aller Regel nicht automatisch an der Börse platziert, sondern eben nur im Computer. Wenn ein ICO-Stopkurs unterschritten wird, löst mein System erstmal nur eine Warnung aus. Falls eine Aktie dann noch keinen "scharfen" Stop Loss an der Börse hat, kann ich eine entsprechende Order erteilen. Bei der Wahl des "echten" Börsenstopkurses analysiere ich dann den Kursverlauf der Vergangenheit, um einen passenden "scharfen" Stopkurs zu ermitteln.

Für das Money-Management sollte man sich an den "echten" Stopkursen orientieren und nicht an den ICO-Stopkursen, die über die Hub-Technik berechnet werden.


Ihr seht: viele Worte, um ein im Kern ganz billiges, einfaches System zu beschreiben. Ich nehme an, Stopkurse setzen die meisten von Euch bereits ein -- hoffentlich. Überlegt Euch doch mal, ob diese Portfoliosteuerung über den Hub nicht auch etwas für Euch wäre.

Viele Grüße aus einem sonnigen München

nmh


_________________
*)  Ausnahme: für sehr kleine Positionen, deren Euro-Wert unterhalb einer bestimmten Grenze liegt, habe ich keinen Stopkurs. Man nennt das "Risikosteuerung über die Positionsgröße".

**) Es gibt Ausnahmen. Beispielsweise werden Stopkurse auch nachgezogen, wenn Kursziele meiner Pressedatenbank erreicht sind. Beim Nachziehen der Kurse wird gerundet, auch aus diesem Grund ist der aktuelle Kurs nicht immer genau in der Mitte des Intervalls. Und um Schlafmützen-Aktien rauszuwerfen, die jahrelang nur seitwärts laufen, können Stop- und Nachziehkurse außerdem auch ganz sanft zeitgesteuert automatisch erhöht werden.

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.
147 ANTWORTEN

Kio
Experte ★★
340 Beiträge

Hallo Crazyalex,

 

wenn man erst einmal an diesem Pnkt angekommen ist lassen sich alle nur erdenklichen Dinge analysieren und ins Verhältnis setzen. Man kann sich z.B. einen Chart erstellen lassen, der die Entwicklung aller WP der Risikoklasse 2 im Verhältnis zum Gesamtdepot darstellt, oder zur Risikoklasse 3.

es ließe sich sehr leicht herausfinden, ob man innerhalb der verschiedenen Risikoklassen auch jeweils angemessene Gewinne erzielt, oder ob man einfach ständig unangemessene Risiken eingeht.

Wenn man hier keine zu großen manuellen Eingriffe vornehmen möchte, das ist schließlich immer eine mögliche Fehlerquelle, muss man aber VBA bemühen.

 

Irgendwie gefällt mir der Gedanke immer mehr. 🤓

 

Gruß kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)

Crazyalex
Legende
7.677 Beiträge

Interessante Gedanken!

...setzt aber voraus dass die Einteilung in die Risikoklassen vernünftig vorgenommen wurde

 

Gruß Crazyalex


An alle Neueinsteiger: Appell an alle Neueinsteiger und Interessenten.
ETF-Anfänger: Bitte intensiv durcharbeiten... ETF-FAQ. .................Danke!

Kio
Experte ★★
340 Beiträge

Ok, spielen wir es durch. Für mich würde ich tatsächlich ca 10 Risikoklassen definieren. Wobei die RK 5-10 für Derivate nach Hebel und Laufzeit definiert werden. Die anderen vier sind folgendermaßen:

Die Risikoloseste Klasse 1 wären Aktien wie Münchner Rück oder Berkshire, oder auch die meisten ETF`s.

Risikoklasse 2 wären Titel, die schneller auf externe Schocks wie große Anschläge, Konjunktureinbrüche oder politische Gegebenheiten reagieren. Z.B. Konsumaktien.

Risikoklasse 3 wäre das gleiche wie Risikoklasse 2, nur für kleinere Firmen, bzw. welche, die wenig Substanz haben und daher viel stärker reagieren.

Risikoklasse 4 ist alles, was von einem einzigen Geschäftsmodell abhängig ist. Also kleine Firmen mit einem innovativen Produkt, die mit diesem Produkt stehen oder fallen.

 

Mag sein, das das etwas grob dargestellt ist. Wichtig ist, das es klare Regeln gibt, wie man etwas zu klassifizieren hat. Fehlen einem Infos, geht man einfach vorsichtshalber eine Stufe höher.

 

Aber du hast natürlich recht, wenn die Daten mangelhaft sind, wird auch die Analyse ungenau.

 

Gruß kio

 

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)

FakeAccount
Mentor
756 Beiträge

@Kio 

Vielen Dank für Dein Feedback. Ich habe gerade mal über den Gartenzaun mit meinem Nachbarn nmh gesprochen; schöne Grüsse. Er lässt folgendes ausrichten:

 

Vielen Dank für Dein Vertrauen in die Hub-Methode!

 

Es sind immer nur Schlusskurse. Intraday-Schwankungen interessieren nmh in diesem Zusammenhang nicht.

 

Die Idee, das Kommentarfeld als Extra-Datenbank zu nutzen, ist gut. Hier noch einige Anregungen, welche weiteren Stammdaten man in dieses Feld eintragen kann, um so noch weitere, spannende Auswertungen zu ermöglichen:

- Branche (Haupt-, Unter-)

- Herkunftsland

- Herkunftsland für Erträge (bei Aktien wie Ferrari unterscheidet sich das Herkunftsland der Dividenden vom steuerlichen Herkunftsland)

- Wertpapiertyp (Namens-Aktie, Inhaber-Vorzugsaktie, ADR, Discount-Zertifikat, Bonuszertifikat, Genussschein, Inline-Optionsschein usw.)

- Sonderheiten (z.B. baldige Fälligkeit, notleidend, insolvent, delisted, nicht handelbar, ...)

- Basis-WKN (bei Derivaten die WKN der Aktie, auf die sich das Derivat bezieht)

- Verwahrart (z.B. Girosammel oder Wertpapierrechnung), dadurch ist es möglich, Gebühren vollautomatisch zu berechnen

- Laufzeit (bei Derivaten)

- Ertragsart (Dividende, Fonds-Ertrag, Zinsen)

- steuerliche Behandlung (Verlusttopf Aktien/sonstige)

- Höhe der Quellensteuer (Prozent), Höhe des anrechenbaren Qust-Anteils

- bei Fonds: Teilfreistellung

- Anzahl der Stücke insgesamt (um die Marktkapitalisierung zu ermitteln)

- Emittent (bei Derivaten)

- Termine der Dividendenzahlungen (Ex-Tage, Zahlungstage im Jahr); dadurch kann man sich seinen persönlichen Dividendenkalender anlegen

- Strategie, die mit diesem Wertpapier verfolgt wird (z.B. Trendfolge, Turnaround, Dividende, fundamental, Zocken, Presse-Empfehlung)

- Fundamentaldaten (letzte Umsätze, Gewinne, Dividenden, Buchwerte ...)

- Einstufung in Risikoklassen, um Stopkurse automatisch zu generieren (z.B. Core, Satellit 1, Satellit 2, Satellit 3 ...)

- Kapitalmassnahmen (z.B. Kapitalerhöhung, Split, Umtausch, Übernahmeangebote)

 

Eine gute Idee ist, in das Kommentarfeld besondere Schlüssel einzubauen. Beispielsweise könnten folgende Kommentare im Feld einer Aktie stehen:

@br:08 (bedeutet: Branche = 08 = Energie)

@va:004  (bedeutet: Verwahrungsart = 004 = Girosammelverwahrung)

@dt:0102-0203;0204-0505;0606-0507;0109-0810  (diese US-Aktie zahlt viermal im Jahr Dividende, die Extage sind 1. Feb, 2. April usw., und die Zahlungstage sind 2. März, 5. Mai usw.)

 

Die Maschine (Excel) erkennt an dem Klammeraffen, dass es sich um einen Kommentar handelt, den sie (die Maschine) verarbeiten muss. Das kann man automatisch parsen, möglicherweise sogar mit Excel.

 

nmh hat noch dutzende weitere dieser sog. "Stammdaten", für die man viel Geld bezahlen muss (WM-Daten), in seinen gigantischen Datenbanken. Wenn man ihn ganz nett fragt, stellt er solche (wertvollen!) Daten auf Anfrage vielleicht sogar zur Verfügung.

 

Wichtig ist nochmal der Hinweis, dass die Hub-Strategie nur für die ICO-Stopkurse verwendet werden darf, also nicht für Stopkurse, die tatsächlich an der Börse platziert sind. Denn durch das automatische Nachziehen passiert es oft, dass ein ICO-Stopkurs ("in computer only") an einer Stelle landet, wo er nicht hingehört, z.B. nah an der 200-Tage-Linie. Man muss also die automatisch nachgezogenen Stopkurse (Hub-Methode) immer nochmal nachprüfen. Bei nmh macht das teilweise ein Mensch (?), und sehr oft inzwischen eine KI.

 

Vermutlich kann man all das in Excel programmieren, möglicherweise sogar ohne Visual-Basic. nmh benutzt dafür aber einen Grossrechner, der den ganzen Tag lang höllischen Lärm macht und oft ziemlich stinkt. Dafür ist dieser Grossrechner extrem schnell und extrem stabil.

 

Viel Spass beim WKN-Sammeln. Mein Nachbar versichert Dir: es ist ein tolles Hobby. Bitte halte uns hier doch auf dem Laufenden!

 

Hochachtungsvoll

der Nachbar von nmh

 

Kio
Experte ★★
340 Beiträge

Hallo FakeAccount

 

Vielen Dank für deine Ausführliche Antwort. Bestell doch mal schöne Grüße zurück an deinen Nachbarn. Und immer schön den Knallerbsenstrauch kurzhalten.

 

Puh, wenn ich all diese Daten in das Notizenfeld schreibe, habe ich ja hinterher mehr Arbeit als vorher. Für den Anfang werde ich das erst einmal klein halten. Später lässt sich das ja durch das Hinzufügen von Tabellenblättern leicht erweitern.

Erst einmal muss ich dann herausfinden, ob und welche weiteren Infos für mich interessant sein könnten, bevor ich mich in einer Datenflut verheddere, die ich nicht zufriedenstellend strukturiert bekomme. Aber Danke für das Angebot und das darin enthaltene Vertrauen.

 

Noch einmal ausdrücklichen Dank, auch für deine anderen Artikel (der Ausdruck „Beitrag“ wird dem nicht gerecht). Wenn ich in meinem Bekanntenkreis mal wieder gelöchert werde, kann ich jetzt immer sagen: Lies dir erst die Artikel von nmh durch und wenn du dann noch Fragen hast, kannst du gerne fragen.

Dein Nachbar und Du habt mich also inspiriert die Tabelle zu schreiben und mir in der Zukunft viel Erklärerei erspart. Das ist schon echt viel!

 

Vielleicht fange ich wirklich in meinem hohen Alter noch ein neues Hobby an. Früher, als junger Mann in der Blüte meiner Jahre konnte ich locker den Überblick über vierzig bis fünfzig Werte behalten. Zumindest mit den wichtigsten Kennzahlen und dem jeweiligen Geschäftsmodell. Und das sogar nebenberuflich. Heute, mit Mitte fünfzig und ohne weitern Job (ja, ich habe es geschafft) bin ich froh, wenn ich das mit 20 Titeln halbwegs hinbekomme. Das mag aber auch daran liegen, dass ich inzwischen anderen Dingen im Leben einen höheren Stellenwert einräume. Ich habe gelernt, die Börse Börse sein zu lassen, wenn ich den Rechner zuklappe. Hm, wenn man so will, habe ich mein Gehirn vernunftbegabt umgebaut. Jetzt geht aber der kleine Philosoph mit mir durch…

Noch einmal kurz ernsthaft. Ein großes Problem, mit dem viele zu kämpfen haben, das Verlieben in einzelne Aktien. Das Verliebtsein wird mit der Anzahl der WKN`s aber immer schwächer. Wodurch ein Vorteil entsteht, deshalb finde ich den Ansatz mehr WKN`s zu besitzen grundsätzlich überlegenswert. Wenn man sie denn verwaltet bekommt.

 

Meine große Liebe gilt übrigens nur einer Aktie, alle anderen stoße ich von der Bettkante, wenn die mir blöd kommen. Meine große Liebe jedoch kann mir (fast) gar nicht so blöd kommen wie ich es brauche.

 

Gruß kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)

MaxHeadroom
Experte ★
204 Beiträge

@Kio@FakeAccount  Da möchte ich nochmal auf das tolle Programm "Portfolio Performance" aufmerksam machen. 🙂 Ich denke, dass dies deutlich komfortabler ist, als eine Excel-Datei. Am Anfang muss man zwar Arbeit hineinstecken. Aber zum Schluss hat man ein sehr mächtiges Werkzeug zur Portfolio-Überwachung und Verwaltung.

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CurtisNewton
Mentor ★★★
2.880 Beiträge

Ferner speichert PP alle Daten lokal als XML. Wer ein bisschen programmieren kann oder lernen will kann da beliebige eigene Auswertungen mit machen.

 

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"Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance." - Victor Hugo

Kio
Experte ★★
340 Beiträge

Hallo MaxHeadroom,

 

war ja klar. Wenn man schon mal eine Idee hat, kommt einer um die Ecke und hat eine bessere. 😶😊

 

Vielen Dank. Da begebe ich mich beizeiten mal in Klausur und erforsche die Möglichkeiten.

 

Gruß kio

"Der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist, dass der Verrückte denkt, er sei gesund." (Salvator Dali)