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How to: Stoppkurse setzen

clockbuster
Autor ★★★
43 Beiträge

Unter diesem Thema ist alles erklärt, was man auch unter S-L-Grenze, Stoppkurs, Stop-Loss-Order etc. versteht und im Zusammenhang mit dem Moneymanagement steht.

 

Da das Thema „Stoppkurse setzen“ sehr wichtig ist und überall verstreut im Forum auftaucht u.a. (Zur Info: wie setzt man Stopkurse)  , wollte ich es gerne einmal komplett erfassen und eine Übersicht erstellen. Dafür habe ich alle Informationen, die überwiegend von nmh kommen, hier zusammengefasst und den Beitrag auch mit @nmh abgesprochen.

 

Was ist ein Stoppkurs?

Mit einer Stop-Loss-Order, die wie ein normaler Wertpapierauftrag erteilt wird, bestimmt der Anleger einen Kurs unterhalb der aktuellen Notierung, bei dem ein Verkaufsauftrag für das Papier ausgelöst werden soll. Der Sinn dahinter: So kann der Anleger bereits erzielte Gewinne sichern und Verluste begrenzen.

 

Zum Verständnis: Wenn ein Kurs bei 15 Euro notiert und man einen Stoppkurs bei 13,11 Euro setzt, wird eine Verkaufsorder erteilt, sobald der Kurs 13,11 Euro oder tiefer notiert. Das bedeutet, dass man im Vorfeld nicht weiß zu welchem Kurs verkauft wird, sondern nur ab welchem Kurs – die Differenz zwischen Stoppkurs und tatsächlich Verkaufshöhe ist immer marktsituationsabhängig. In der Regel wird die Verkaufsorder dann auf Höhe des Stoppkurses oder leicht darunter ausgeführt, eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Vor allem wenn der Kurs etwa über Nacht stark fällt, kann es passieren, dass am nächsten Morgen zu einem wesentlich tieferen Kurs verkauft wird.

 

Warum ist ein Stoppkurs wichtig?

An der Börse kann man als Privatanleger nur eine Sache beeinflussen: Den eigenen Verlust. Diesen kann man aber nicht nur beeinflussen, sondern durch Stoppkurse seinen maximalen Verlust ziemlich genau bestimmen!

 

Warum steht der Stoppkurs im direkten Zusammenhang zum Moneymanagement?

Um systematisch Geld anzulegen, wozu es auch gehört seine Verluste zu begrenzen, ist es im Zusammenhang des Moneymanagements wichtig, die Stoppkurse schon im Vorfeld des Aktienkaufs festzulegen. Dadurch erhält man erst die Summe, die man in eine bestimmte Einzelaktie investieren sollte. Für eine ausführliche Information bitte einmal folgenden Artikel lesen: Money Management: Die geheime Gewinnformel .

 

Wofür sollte man Stoppkurse einsetzen?

Für alle Einzelaktien sollte ein Stoppkurs gesetzt werden. Sollte ein Negativtrend einsetzen, fällt es dem einen oder anderen Privatanleger doch schwer sich einzugestehen ein Fehlinvestment begangen zu haben und eine Aktie mit einem Minus und in Rot zu verkaufen. Ein Stoppkurs nimmt einen diese Entscheidung ab. Zudem bleibt man mit dem freigewordenen Geld liquide um andere Aktien kaufen zu können oder man kann wieder bei der gewünschten Aktie einsteigen, falls diese einen Boden gebildet hat. Langfristig werden so alle Aktien, die einen fortlaufenden Negativtrend haben aus dem Depot aussortiert. Zudem müssen spezielle Branchen-ETF´s abgesichert werden, weil man auch hier eine gezielte Spekulation eingeht. Welt-ETF´s oder ETF´s von anderen großen Indizes wie z.B. dem S&P 500 hingegen müssen nicht mit einem Stoppkurs abgesichert werden. Diese sind oft breit diversifiziert und ein langfristiges Investment, welches über Dekaden läuft und der Gesamtmarkt steigt langfristig (Lese hierzu: Mit Aktien Geld verlieren - unmöglich ). Auch kann in Krisenzeiten davon abgesehen werden, die Einzelaktien per Stoppkurse abzusichern. Hier wäre der bessere Weg Aktien mit relativer Schwäche (Aktien deren Kurs im Verhältnis zum restlich gefallenen Markt noch tiefer notieren, Gegenteil zu „relative Stärke“) manuell auszusortieren, weil man sonst für die „guten Aktien“ den Wiedereinstieg verpassen könnte (Stichwort: Market-Timing). Das Aussetzen der Stoppkurse in Krisenzeiten bedarf aber eine Menge Erfahrung und kann für Einsteiger gefährlich werden.

 

Jetzt zur großen Frage: Wie lege ich meine Stoppkurse fest?

Eine Frage nach eigenem Ermessen bestimmt durch persönlicher Einschätzung des Investments und vor allem Erfahrung – sprich, es gibt keinen festen, „den einen“ Stoppkurs (was auch gut ist). Aber es gibt feste „Regeln“ bzw. verschiedene, richtungsweisende Indizien um seinen eigenen Stoppkurs festzulegen, diese sollen dazu dienen ein besseres Gefühl dafür zu bekommen:

 

1. Als groben Überblick kann man sich den Chart der Aktie im Zeitraum der letzten zwei Jahre anschauen um einen allgemeinen Trend zu erkennen. Als erste Orientierungshilfe für den Stoppkurs kann man sich an das letzte markante Tief halten. Gibt es mehrere markante hohe/tiefe Stellen, die z.B. Unterstützungen an bestimmten Kurswerten darstellen? Sollte es z.B. Tiefpunkte geben, die sich ähnlich wiederholen oder auf denen der Kurs längere Zeit seitwärts notiert (Plateaubildung), entgegen dem steigenden Trend, kann dieses als Unterstützung angesehen werden und der Stoppkurs sollte darunterliegen.  Besonders schön ist, wenn eine Aktie in den letzten Monaten zwischen zwei Marken seitwärts gelaufen und dann kürzlich aus diesem Seitwärtstrend nach oben ausgebrochen ist. Dann darf der Stoppkurs in der Bandbreite oder leicht darunterliegen. Denn wenn sich der Ausreißer nach oben als Fehlsignal entpuppt (Bullenfalle) und der Kurs wieder in das Schwankungsintervall zurückfällt oder sogar darunter, dann muss man wieder aus der Aktie raus. Wenn die Aktie weiter steigt, liegt man im Trend.

 

2. Die 200-Tage-Linie (GD 200, SMA, gleitender Durchschnitt) ist ein einfaches Mittel um Trends zu ermitteln und um Kauf- und Verkaufssignale zu erkennen. Die Methode gehört zu den bekanntesten und besticht durch ihre Einfachheit. Die 200-Tage-Linie glättet die Kursschwankungen von Aktien oder Indizes um den Trend sichtbar zu machen. Dazu werden einfach die Schlusskurse der letzten 200 Tage addiert um daraus dann einen Durchschnittswert zu errechnen. Sie wird somit auch als gleitender Durchschnitt bezeichnet.

Kreuzt der Kurs die 200-Tage-Linie ist dies als Trendwechsel zu interpretieren und als Signal zum Kauf- oder Verkauf eines Wertes. Hat der Kurs bisher unter der 200-Tage-Linie notiert und durchbricht die Trendlinie nach oben, so ist dies charttechnisch als Kaufsignal zu deuten. Im umgekehrten Fall, sprich der Kurs hat bisher oberhalb der Linie notiert und durchbricht die 200-Tage-Linie nun nach unten, sollten die Werte verkauft werden. Dadurch, dass diese Methode so einfach ist und von vielen Marktteilnehmern angewandt wird, kann sie schon fast als eine selbsterfüllende Prophezeiung angesehen werden.

 

Jedoch ist die 200-Tage-Linie auch nur ein Indiz und muss im Kontext bewertet werden. Allgemein kann man aber sagen, dass der Stoppkurs unterhalb des aktuellen Werts der 200 Tage-Linie liegen sollte.

 

3. Bitte Stoppkurse niemals an glatten Beträgen setzen wie z.B. 11,00 Euro, sondern immer ober- oder unterhalb wie z.B. 10,84 Euro oder 11,12 Euro. Viele Marktteilnehmer wählen nämlich glatte Beträge aus. Dadurch werden viele Verkaufsorder gleichzeitig auf den Markt gegeben und der Kurs fällt tiefer und die eigene Order wird zu einem deutlich niedrigerem Wert ausgeführt. Andererseits muss man aber auch erwähnen, dass viele Markteilnehmer ihre Kauforder auf einen glatten Betrag setzen und man deshalb seinen Stoppkurs leicht unterhalb glatter Beträge setzen sollte um nicht ausgestoppt (Stichwort „Stoppkurse vögeln“) zu werden. Ausgestoppt zu werden bedeutet, dass der Kurs der Aktie bis knapp unter dem gesetzten Stoppkurs fällt, die Verkaufsorder ausgeführt wird um direkt danach wieder zu steigen. Sollte dieses doch geschehen und die Aktie zeigt danach wieder einen Positivtrend, ist es nicht schlimm wieder einzusteigen.

 

Um nicht das Negative von beiden Varianten mitzunehmen: Keine glatten Stoppkurse!

 

4. Man sollte Stoppkurse ca. alle 3 Wochen neu setzen und dem Markt anpassen. Aber auch bei diesem Punkt kann man wieder zum Juristen werden und sagen „Es kommt drauf an“. Ist die Aktie stark schwankend oder läuft sie eher ruhig? Hierzu kann man sich noch näher Blick hinter die Kulissen: Portfoliosteuerung per Hub von nhm  anschauen.

 

5. Die Volatilität der Aktie muss mit einkalkuliert werden. Denn bei Aktien mit geringer Amplitude darf der Stoppkurs näher am Kaufkurs liegen, da diese „ruhig laufen“ und ein starkes Ausbrechen eher unwahrscheinlich ist. Während man bei stark schwankenden Aktien einen größeren Abstand zwischen Kauf- und Stoppkurs wählen sollte um somit nicht schon durch die normalen Schwankungen der Aktie ausgestoppt zu werden.

 

6. Die veranschlagte Haltedauer der Aktie. Wenn man davon ausgeht eine Aktie langfristig zu halten, sollte man den Stoppkurs konservativer setzen als bei einer Aktie, dessen Unternehmenszukunft eher ungewiss scheint, man sich aber kurzfristig eine hohe Steigung erhofft. Dort sollte man den Stoppkurs enger setzen.

 

7. Abgesehen von den vorherigen Regeln ist eine einfache, aber auch sehr ungenaue Methode, den Stoppkurs 5% unterhalb der 200-Tage-Linie zu setzen. „Besser als nichts“ und eventuell noch gut, um in das Thema „Stoppkurse“ hineinzukommen oder auch als erster Startwert um dann die Punkte 1-8 einfließen zu lassen.

 

Noch zwei Ergänzungen:

  • Bei Aktien die schon stark gestiegen sind und die daher inzwischen zu einem Schwerpunkt im Depot geworden sind (Klumpenrisiko), kann man auch zwei unterschiedliche Stoppkurse setzen: Einen aggressiveren Stoppkurs für die eine Hälfte der Position und einen konservativeren, der der Aktie noch viel Platz zum „Atmen“ lässt, für die andere Hälfte.

 

  • Für den Anfang empfiehlt es sich alle Stoppkurse auch als Stop-Loss-Order zu setzen. Hat man mit der Zeit einen guten Überblick, mehr Erfahrung und auch die psychologische Hürde überwunden jederzeit eine Aktie verkaufen zu können, können Stoppkurse auch einfach notiert, Aktien beobachtet und bei unterschreiten des notierten Stoppkurses die Aktie manuell verkauft werden.

 

Also bleibt nur zu sagen: „Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen!“

3 ANTWORTEN

MMJ
Mentor
921 Beiträge

@clockbuster 

Da hast Du eine schöne Zusammenfassung zum Thema "Stopkurse" geschrieben.


Als kleine Ergänzung für diejenigen, die noch Erfahrungen sammeln, wäre anzumerken, dass gesetzte Stopkurse (Stop Loss Orders) 

a) nur zeitlich befristet aufgegeben werden können und 

b) bei Kapitalmaßnahmen, z. B. Dividenzahlungen, gelöscht werden.

In beiden Fällen müssen neue Orders platziert werden.

nmh
Legende
9.960 Beiträge

@clockbuster 

 

Eine sehr schöne Zusammenfassung meiner Beiträge zum Thema Stopkurse! Vielen Dank auch, dass Du den Text vorab mit mir abgestimmt hast.

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

ehemaliger Nutzer
ohne Rang
0 Beiträge

Kleine Korrektur


@clockbuster  schrieb:

Zum Verständnis: Wenn ein Kurs bei 15 Euro notiert und man einen Stoppkurs bei 13,11 Euro setzt, wird eine Verkaufsorder erteilt, sobald der Kurs unterhalb der Grenze von 13,11 Euro notiert.


Meines Wissens wird die Order auch schon erteilt, wenn der Kurs genau 13,11 beträgt. Also nicht unterhalb. Sollte ich falsch liegen, bitte ich, mich zu korrigieren. Dann können wir - evtl. - streiten. Smiley (zwinkernd)