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Geheimnisvolle Kündigung: Warum wirft die Bank mich raus?

340 ANTWORTEN

nmh
Legende
9.962 Beiträge

Hier nur kurz eine Ergänzung auf meinen Originalbeitrag. Ich versuche, deutliche Worte zu finden.

 

@Tarulia  hat aus juristischer Sicht eine völlig korrekte Beurteilung gegeben. Für die Praxis bei comdirect ist es aber viel einfacher.

 

Wenn @comdirectusr  für sich und eine Begleitung Konzertkarten oder ein Geschenk kauft und gemeinsam bezahlt und dann um Erstattung auf sein comdirect-Konto bittet, oder wenn Ihr gemeinsam essen geht, Du bezahlst die Rechnung und Dein Freund überweist seinen Anteil an Dich, dann wird das selbstverständlich niemals zu einer Kündigung führen! Das hat nichts mit Kulanz zu tun. Selbst wenn man der Meinung wäre, dass so eine Kontonutzung verboten sei, wird die Bank es überhaupt nicht bemerken.

 

Wenn aber jemand einen Verein betreibt und fünfzig oder hundert Mitglieder bezahlen jährliche Mitgliedsbeiträge auf Euer privates Konto, dann kann es passieren, dass comdirect das merkt und zunächst Kontakt mit dem Inhaber aufnimmt. Wenn das AGB-widrige Verhalten dann nicht abgestellt wird, kann es zu einer Kündigung kommen.

 

[EDIT] Es gibt auch Fälle, in denen jemand mit seinem comdirect-Privatkonto ständig Rechnungen für Dritte bezahlt. Ab einer gewissen Häufigkeit kann das auffallen und kann zu einer Kündigung führen.

 

Leider lesen viele Kunden nicht regelmässig ihre (Bank)- Post und reagieren auf Nachfragen der Bank nicht. Auch das höre ich von mehreren Quellen bei mehreren Banken immer wieder.

 

Insbesondere wird gerne die Bitte der Bank übersehen, beispielsweise geänderten AGB zuzustimmen. Wer nicht reagiert, riskiert eine Kündigung, auch wenn solche Fälle selten sind. Im Zweifel wird auch hier die Bank nochmal erinnern.

 

Und nochmal der Hinweis: Ein Konto wird niemals gekündigt, weil es für die Bank nicht gewinnträchtig ist. Auch wenn hier einige anderer Meinung sind -- mit etwas Nachdenken und Nachlesen (bitte auch nochmals den obigen Beitrag von @Tarulia  lesen) kommt man unweigerlich zur Erkenntnis, dass das Unsinn ist. Da sitzen weder böse Männer im Keller noch irgendwelche "hoch bezahlten Juristen" oder heimtückische überbezahlte Manager und zählen Eure Trades. Wenn ein Konto ungenutzt ist, verursacht es keine messbaren Kosten. Die Begründung habe ich mehrfach gegeben.

 

Ich kann mich nur wiederholen. Grund Nummer 1 ist Geldwäscheverdacht; hier ist die Bank zur Klärung und ggf. zur Kündigung verpflichtet. Oft spielen auch bestimmte Staatsbürgerschaften (auch von Bevollmächtigten!) einen Grund für die Kündigung, siehe meinen Originalbeitrag. Oder die Kunden haben Geschäftsbeziehungen zu Institutionen, die als verdächtig eingestuft werden:

 

Neulich hat mir ein hoher Bankmanager folgende Geschichte erzählt. Ein natürlich nicht genannter, durchaus aber wohlhabender und "guter" Kunde hat eine vierstellige Überweisung an einen Empfänger veranlasst, der als "halbseiden" bekannt ist. Wenn man den Namen des Empfängers googelt, betreffen gleich die ersten Treffer Ermittlungen der Staatsanwaltschaft: Eine "Trading-Plattform", die nur Scheingeschäfte durchführt und nicht wirklich handelt; das eingezahlte Geld ist weg. Solche Überweisungen fängt der Computer in der Bank ab, und man versucht, den Auftraggeber zu kontaktieren und zu warnen. Man hat den Kunden also angerufen und -- ich zitiere -- "mit Engelszungen" auf ihn eingeredet, auch auf die Google-Treffer hingewiesen, leider war aber nicht zu machen. Oft kündigen Betrüger solche Nachfragen der Bank auch an und präsentieren eine Ausrede, warum die Bank in Wirklichkeit "nur neidisch" ist oder "korrupt" oder eben ein Konkurrent, auf den man nicht hören dürfe, oder ähnliches. Der Kunde bestand also darauf, dass die Überweisung ausgeführt wird. Jetzt zeigt die Erfahrung, dass gerade solche Leute später oft zum Rechtsanwalt gehen und die Bank verklagen, weil man ihn nicht gewarnt hätte. Es ist verständlich, dass auch in solchen Fällen eine Kündigung in Betracht kommt -- obwohl die Bank mit diesem Konto viel Geld verdient hat.

 

Bitte lest meinen Originalbeitrag nochmal sorgfältig durch. Da steht eigentlich alles schon drin.

 

Viele Grüsse aus einem regnerischen München

und weiter viel Spass an der Börse

 

nmh

 

Disclaimer: Ich habe leider kein scharfes ß auf meiner Schweizer Tastatur.

digitus
Legende
9.094 Beiträge

@nmh: Gutes Timing - die 200ste Antwort in diesem Thread 🥰.

 

Grüße,

Andreas

Floppy85
Mentor ★
1.373 Beiträge

nmh trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist mitunter haarsträubend, dass sich Kunden - einfach weil sie der Meinung sind, als Kunde dürfe man alles - nicht im Geringsten im Klaren sind, dass es an ihnen selbst liegt. Ihr habt einen beidseitig verpflichtenden Vertrag mit einem Kreditinstitut und darauf ergeben sich Rechte und Pflichten. Zu Schade, dass so etwas scheinbar kaum an Schulen gelehrt wird und auch sonst das Rechtsempfinden der meisten Leute doch sehr einseitig zugunsten der eigenen Person ausgelegt wird. Bedenkt dabei, dass diese Phrasen "dann gehe ich woanders hin, dann entgeht der Bank eben Gewinn und Umsatz mit mir" total sinnlos sind, weil eine Bank sich das genau ausrechnen kann, was im Worst case droht. Keine Bank würde einen teuren Rechtsstreit oder Strafzahlungen an die Aufsicht riskieren, nur weil Herbert mit seinen 50.000 € und 3 Sparplänen der Meinung ist, er finanziert die ganze Show. Genau so könnte ich ne Fahrkarte kaufen und dann aber nicht in den Zug steigen und mir denken "Hahh ! Dem Schaffner habe ich es jetzt aber so richtig gezeigt." 

comdirectusr
Autor ★
8 Beiträge

Ganz so einfach scheint es aber dann doch nicht zu sein, wie die Antwort von nmh an (unter anderen) mich zeigt. Es scheint irgendwo eine magische Grenze zwischen "Ich sammle von meinen Kollegen Geld für ein Ausstandsgeschenk" (nicht okay) und "Ich zahle die Urlaubsreise für mich und zwei Freunde und sie überweisen ihren Anteil zurück" (scheinbar okay?) zu geben. Diese Grenze sollte aber seitens der Bank klar definiert werden, wie soll man sich sonst sicher sein, dass man sie nicht übertritt?

 

Und nmh's Anmerkung, die Bank wird den eventuellen Missbrauch im Restaurant-Fall schon nicht bemerken oder zumindest tolerieren, steht im krassen Gegensatz zu seinem (und deinem?) sonstigen Standpunkt, den ich mal als "es gibt klare Regeln, halt dich dran und es wird nichts passieren" umschreibe. Bankkunden erwarten i.d.R. vor allem Zuverlässigkeit – da kann man sich nicht auf Kulanz verlassen.

 

Versteht mich nicht falsch, ich finde den Artikel super! Aber es bleibt eben diese Ungewissheit.

Floppy85
Mentor ★
1.373 Beiträge

Kunden erwarten Zuverlässigkeit - ich als Vertragspartei kann vom Kunden aber Vertragstreue erwarten, oder nicht ? Theoretisch hat doch JEDER die AGBs gelesen, oder (hihihihi) ? Kulanz wäre absolut falsch, weil die Menschen dazu tendieren, nicht daraus zu lernen und es wieder machen und dann heisst es "das war beim letzten Mal auch kein Problem" - weshalb ich dafür bin, dass rigoros gemäß den Vertragsbedingungen gehandelt wird - egal, ob da ein Kunde mit nem Gehaltskonto und nem Eingang von 2K netto ist oder ein Privatier, der entsprechendes Vermögen hat. Alle sollten gleich behandelt werden und wie kann man diesen Anspruch haben "als Kunde kann ich jederzeit kündigen ohne Grund, aber die Bank darf das nicht." ?

dg2210
Legende
7.777 Beiträge

@comdirectusr  schrieb:

Ganz so einfach scheint es aber dann doch nicht zu sein, wie die Antwort von nmh an (unter anderen) mich zeigt. 


Doch, so einfach ist es. Das Schlüsselwort ist 'eigene Rechnung '. Dies ist in der Rechtsprechung klar, aber komplex definiert.

 

Die von nmh und Anderen angegführten Beispiele sind genau das: Beispiele. 

 

Beispiele ersetzen keine Definition.

 

Zu dem Beispiel mit dem Kollegengeschenk: Der Schenker bin nicht ich  sondern die aus allen teilnehmenden Kollegen gebildete BGB-Gesellschaft. Also ein klarer Fall von 'fremde Rechnung '

Bettina Orlopp : „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“ (Focus online 24.06.2025)

Tarulia
Mentor ★
1.112 Beiträge

@Floppy85  schrieb:

Alle sollten gleich behandelt werden


Wie heißt es so schön: Alle werden gleich behandelt, aber einige gleicher als andere 😉

comdirectusr
Autor ★
8 Beiträge

Zu dem Beispiel mit dem Kollegengeschenk: Der Schenker bin nicht ich  sondern die aus allen teilnehmenden Kollegen gebildete BGB-Gesellschaft. Also ein klarer Fall von 'fremde Rechnung '


Ok, verstehe ich. Und wie ist es nun, wenn ich ne die Reisekosten von Mitreisenden vorstrecke, oder eben für Veranstaltungstickets oder der gemeinsame Restaurantbesuch? Ist das dann keine BGB-Gesellschaft, ist das keine fremde Rechnung, warum ist das dann für die Bank irgendwie okay? (laut nmh)

 

Silver_Wolf
Legende
5.271 Beiträge

Das ist doch alles nur Theorie und in der Praxis irrelevant.

Wenn ich mit der Karte etwas bezahle dann handele ich auf meine Rechnung.

Ich kaufe regelmäßig Dinge für Bekannte die das nicht können.

Das Geld dafür bekomme ich dann überwiesen oder in bar.

Das kann man als Weiterverkauf sehen, also ein neues Geschäft.

 

Das interessiert die Bank doch nicht was ich ausgebe oder warum erhalte.

Es sein denn es wären ungewöhnlich hohe Beträge.

 

Floppy85
Mentor ★
1.373 Beiträge

@comdirectusr  es gibt Paypal, wo man sich ganz unkompliziert das Geld zuschicken kann. Wie gesagt, der Deutsche liebt es den Berg mit angezogener Handbremse zu erklimmen, zumal sicher Viele Transaktionen auch untergehen und nur sporadisch geprüft wird, weshalb es für den Kunden wieder so aussieht ... "aber es hat doch 2x geklappt ..." Aber nur weil etwas geht, heisst es nicht, dass es richtig ist.